Labor Physik und Photonik Labor Technische Optik Goniometer © Prof. Dr. Alexander Hornberg, Dipl.-Phys. Hermann Bletzer Abb. 1. Goniometer von Fa. Möller & Wedel 481341046 Stand: 07.04.2017 2 © Prof. Dr. Alexander Hornberg, Dipl.-Phys. Hermann Bletzer Inhalt 1. Grundlagen ..........................................................................................2 1.1 FRAUNHOFERsche Beugung am Gitter ..........................................2 1.2 Auflösungsvermögen des Gitters ..................................................3 1.3 Dispersion des Gitters ...................................................................4 2. Arbeitsprogramm ................................................................................5 2.1 Vorbereitung des Spektrometers ...................................................5 2.2 Messung der Gitterkonstanten ......................................................6 2.3 Untersuchung des Auflösungsvermögens .....................................6 2.4 Messung der effektiven Gitterkonstanten .....................................6 2.5 Messung der Wasserstofflinien .....................................................6 Literatur...................................................................................................6 Was Sie schon immer wissen wollten Elementarwellen, HUYGENS-FRESNEL-Prinzip, FRAUNHOFER-Beugung, Beugungsgitter, Gitterkonstante, Interferenzen, Auflösungsvermögen, RAYLEIGH-Kriterium, Gitterspektrometer, Winkeldispersion, lineare Dispersion, Spektrallinien, BOHRsches Atommodell 1. Grundlagen 1.1 FRAUNHOFERsche Beugung am Gitter Die Lichtbeugung kommt als Folge der Wellennatur des Lichtes zustande. Jeder Punkt, der von einer Welle erfasst wird, ist Ausgangspunkt von neuen Elementarwellen (HUYGENSFRESNELsches Prinzip). Dadurch dringen die Wellen auch in den geometrischen Schattenraum ein. Die geradlinige Ausbreitung des Lichts, wie man dies in der geometrischen Optik annimmt, ist nur eine Näherung für den Fall, dass die Öffnungsweite b, durch die das Licht läuft, groß ist gegenüber der Wellenlänge. b a Abb. 2. Strahlenverlauf am gedrehten Gitter Ein ebenes optisches Beugungsgitter ist eine Vielzahl von streng äquidistanten parallelen Beugungsspalten (Strichgitter). Der Abstand der Beugungsspalte wird als Gitterkonstante a bezeichnet Goniometer 3 Wird ein Gitter beleuchtet, so gehen von allen Beugungsspalten Elementarwellen aus, die an den jeweiligen Beobachtungspunkten miteinander interferieren. Falls man mit parallelem Licht beleuchtet (Lichtquelle im Unendlichen) und im Unendlichen beobachtet (Fernrohr), wird die Beugungserscheinung des Gitters (FRAUNHOFERsche Beugung) besonders einfach und übersichtlich. Die Maxima erfüllen die Gittergleichung sin J - sin J 0 = ml a , m Î Z (1) Steht das Gitter senkrecht zur Lichteinfallsrichtung J 0 = 0 und wird in Richtung J beobachtet, dann erhält man Verstärkung durch Interferenz, wenn m l = a sin J ist, wobei m eine ganze Zahl ist und als Beugungsordnung bezeichnet wird. Bei bekannter Gitterkonstante a lässt sich also experimentell die Wellenlänge bestimmen und umgekehrt. Für kleine Messwinkel J M = J - J 0 < < 1 folgt mit cos J M @ 1 aus (1) sin( J 0 + J M ). - sin J 0 = cos J 0 sin J M = ml a , m Î Z oder mit der Abkürzung aeff a cos 0 sin J M = ml , m Î Z aeff (2) Die Größe aeff nennt man effektive Gitterkonstante. 1.2 Auflösungsvermögen des Gitters Zwei Spektrallinien 1 und 2 sind bei sehr engem Beleuchtungsspalt des Kollimators noch unterscheidbar (auflösbar), wenn das Beugungsmaximum der Linie 2 mit dem 1. Minimum der Linie 1 zusammenfällt (RAYLEIGH-Kriterium). ( ) min I 1 Abb. 3. RAYLEIGH-Kriterium Das Auflösungsvermögen A eines Spektralapparates ist umso größer, je kleiner der Abstand l 1 - l 2 der Wellenlängen ist, die noch getrennt nachweisbar sind. 4 © Prof. Dr. Alexander Hornberg, Dipl.-Phys. Hermann Bletzer Definition: Es seien 1 und 2 zwei benachbarte Wellenlängen, deren Beugungsmaxima gleicher Ordnung gerade noch als zwei Beugungsmaxima erkannt werden. Dann heißt der Quotient A := min {l 1, l 2 } l1 - l2 (3) das Auflösungsvermögen des optischen Systems. Anstelle A schreibt man l / D l . Für einen Gitterspektralapparat ergibt sich, falls der Spalt seines Kollimators beliebig klein ist, él ù =|m |N ê ú ëD l ûGitter (4) Dabei ist m die Beugungsordnung und N die Anzahl der beleuchteten Gitterstriche, deren Beugungswellen sich am Beobachtungsort überlagern. 1.3 Dispersion des Gitters Der Beugungswinkel eines Beugungsmaximums wächst mit der Wellenlänge des Lichtes. Definition: Die Änderung des Beugungswinkels mit der Wellenlänge DW = dJ dl (5) heißt Winkeldispersion. Aus (1) folgt nach Differentiation cos J dJ m m sin J - sin J 0 + 0= Û DW = = dl a a cos J l cos J Insbesondere für 0 = 0 gilt DW = t an J J @ l l für | J | < < 1 (6) In der Regel wird das Beugungsbild mit einem ebenen Detektor (z. B. Mattscheibe, fotographische Platte, Diodenarray, ...) aufgenommen. Definition: Änderung des Ablenkung x mit der Wellenlänge DL = dx dl (7) heißt lineare Dispersion. Es sei P = (x, y, z) ein Punkt auf dem ebenen Detektor im (sehr großen) Abstand z > 0 vom Gitter, dann ist x t an J = Û x = z t an J @ z J , | J |< < 1 z und mit (1) folgt DL = d(z tan J ) z z sin J - sin J 0 = DW = 2 dl l cos J cos3 J Insbesondere für J 0 = 0 gilt Goniometer DL = z t an J z @ J 2 l cos J l , 5 | J |< < 1 Realisieren wir den sehr großen Abstand zwischen Gitter und Detektor durch eine Sammellinse, in deren Brennebene sich der ebene Detektor befindet. Aus t an J = x Û x = f ¢t an J @ f ¢×J f¢ , | J |< < 1 folgt mit (1) DL = f¢ f ¢ sin J 0 - sin J DW = 2 l cos J cos3 J Insbesondere für 0 = 0 gilt DL = f¢ f ¢ t an J f¢ DW = @ J 2 2 l cos J l cos J , | J |< < 1 (9) 2. Arbeitsprogramm 2.1 Vorbereitung des Spektrometers a) Skizzieren Sie den prinzipiellen Aufbau eines Gitterspektrometers zur Beobachtung von FRAUNHOFERschen Beugungserscheinungen. b) Beim Justieren des Gerätes ist darauf zu achten, dass 1. die waagrechten Linien der Fadenkreuze im Okular der Kollimationsfernrohre parallel zur Drehebene verlaufen. Zunächst muß der Prismentisch mit einer 2-fachen Libelle mit Hilfe der 2 Justierschrauben zum Kippen des Prismentisches waagrecht ausgerichtet werden. Um das Fadenkreuz parallel zur Drehachse auszurichten, wird ein auf dem Prismentisch stehendes Prisma so ausgerichtet, dass die Planfläche der Optik das vom Autokollimator erzeugte Fadenkreuz in den Doppelfaden des Okularfadenkreuzes zurückreflektiert. Wenn das Fadenkreuz des Autokollimators nicht parallel zur Drehebene verläuft, erhält man durch Drehen des Schwenkarmes eine Höhenverschiebung zwischen dem am Prisma reflektierten Autokollimationsfadenkreuzes und dem Okulardoppelfadenkreuz. Dies lässt sich durch Bewegen des Schwenkarmes und durch entsprechendes Verdrehen des Autokollimators in seiner Halterung korrigieren. Um nun noch das Fadenkreuz des Kollimators parallel zur Drehachse auszurichten, lässt man einfach den beleuchteten Kollimator in den Autokollmator hineinschauen und verdreht den Kollimator so in seiner Halterung, dass die horizontalen Linien der beiden Fadenkreuze parallel zueinander liegen. 2. Die Zielachse des Autokollimationsfernrohres parallel zur Drehebene verläuft. Damit der Kollimator in seiner Zielachse auch parallel zur Drehebene liegt, ist er auszurichten und an seiner Justierschraube zur Neigungsverstellung so einzustelllen, dass das Fadenkreuz des Kollimators im Doppelfadenkreuz des Okulars vom Autokollimator abgebildet wird. 6 © Prof. Dr. Alexander Hornberg, Dipl.-Phys. Hermann Bletzer 2.2 Messung der Gitterkonstanten a) Messen Sie bei drei Gittern (Strichanzahl pro Längeneinheit) mit Hilfe der Natrium D-Linie (Doppellinie mit 589.0 nm und 589.6 nm) die Gitterkonstante. Beobachten Sie auch Doppellinien im grünen und roten Spektralbereich? Wie kommen diese zustande? b) Führen Sie für die Messungen zwei verschiedene Fehlerbetrachtungen durch und ermitteln Sie den mittleren Fehler des Mittelwerts und den Größtfehler der Gitterkonstanten c) Welche Winkeldispersion ((d)/(d)) in der ersten Beugungsordnung (d. h. Beugungswinkelzunahme für = 1 nm) haben die drei Gitter bei = 589 nm und gerader Beleuchtung des Gitters? 2.3 Untersuchung des Auflösungsvermögens a) Welche Winkeldispersion d / d in der ersten Beugungsordnung (d. h. Beugungswinkelzunahme für = 1 nm) haben die drei Gitter bei = 589 nm und bei gerader Beleuchtung des Gitters ? b) Ermitteln Sie für die drei Gitter bei der Beugungsordnung m=1 die lineare Dispersion d / d des Gitterspektrometers, d.h. den Abstand Δx in der Brennebene des Fernrohrs für die Wellenlängendifferenz = 1 nm . Die Fernrohrbrennweite ist f’ = 300mm . c) Schätzen Sie das Auflösungsvermögen mittels (3) für jedes der drei Gitter ab. d) Mit welchem Gitter kann man die Doppellinie in der 1. Beugungsordnung noch als zwei Einzellinien beobachten? Bestätigen Sie dies experimentell. 2.4 Messung der effektiven Gitterkonstanten a) Welche effektive Gitterkonstante ist mit dem Ergebnis 1a) zu erwarten? b) Welche effektive Gitterkonstante misst man beim Gitter mit der größeren Gitterkonstante, wenn das Gitter um 0 = 30° gedreht wird, d.h. wenn die Gitterebene mit der Ebene senkrecht zur Ausbreitungsrichtung den Winkel 30° einschließt? 2.5 Messung der Wasserstofflinien 1. Messen Sie die Wellenlängen des Wasserstoffspektrums im sichtbaren Bereich mit dem Gitter mit höherem Auflösungsvermögen. 2. Nach dem BOHRschen Atommodell sind die Wellenlängen ( l = D E / c0h ) der Spektrallinien des H-Atoms: æ1 1 1 ö ÷ = R y çç 2 - 2 ÷ ÷ çè n l n2 ÷ ø 1 mit RYDBERG-Konstante Ry = 109678cm-1 die Hauptquantenzahlen n1, n2 sind natürliche Zahlen. Bestimmen Sie die Wellenlängen der im sichtbaren Bereich liegenden Wasserstofflinien aus obiger Formel für n1 = 2 (BALMER-Serie) und vergleichen Sie diese mit Ihren experimentell gemessenen Werten. Literatur 1. F. Pedrotti, et. al., Optik für Ingenieure, Springer 2002, ISBN 3-540-67279-2, Kapitel 16 und 17.