Basui sagt (Osho:The Original Man 1): Stell dir vor, ein Kind, dass direkt neben seinen Eltern schäft, träumt, dass es geschlagen wird oder vor Schmerzen krank sei. Die Eltern können dem Kind nicht helfen, egal wie sehr es leidet, weil niemand in den träumenden Verstand eines anderen eindringen kann. Wenn das Kind sich selbst aufwecken könnte wäre es automatisch von seinem Leiden befreit. Auf genau die gleiche Art und Weise befreit sich jemand unmittelbar vom Leiden, dass aus Ignoranz der Gesetzmässigkeiten der nie endenden Veränderungen in den sechs Daseinsbereichen* entsteht, der seinen eigenen Geist als Buddha erkennt. Wenn ein Buddha es verhindern könnte, glaubst du, er würde es zulassen, dass auch nur ein fühlendes Wesen in den Bereich der Hölle fallen würde? Ohne Selbst-Realisation kann jemand solche Dinge nicht verstehen. In einem Traum magst du dich verirren oder deinen Weg nach Hause nicht finden. Du fragst jemanden, wie du den Weg zurück findest oder betest zu Gott oder Buddha, dir zu helfen, kannst aber trotzdem nicht nach Hause kommen. Wenn du dich aber, wie auch immer, aus dem Traumzustand erhebst, findest du dich in deinem Bett und erkennst, dass der einzige Weg nach Hause zu kommen ist, dich selbst aufzuwecken. Diese Art des spirituellen Selbst-Erweckens wird „zurückkehren zum Ursprung“ oder „Wiedergeburt im Paradies“ genannt. Es ist das Erleben der inneren Realisation, die mit einiger Übung erreicht werden kann. Und praktisch alle, egal ob Laienpraktizierend oder Mönch, die Zazen mögen und sich ein bisschen anstrengen mit dem Üben, können eine solche Erfahrung machen. Aber ohne Zazen (Sitzmeditation, Anm. Abhijat) ist sogar so ein vorübergehendes Erfahren (Satori, Anm. Abhijat) nicht möglich. Du würdest allerdings einem grundlegendem Irrtum unterliegen, wenn du annimmst, dass solch ein Erlebnis wahre Erleuchtung wäre, in der es tatsächlich keinen Zweifel mehr über die wahre Natur der Dinge gibt. Du wärest dann wie ein Mensch, der die Suche nach Gold aufgeben würde, weil er Kupfer gefunden hat. Ryokan schrieb: Ohne einen Funken Ehrgeiz lasse ich meine Natur da hin fliessen wohin sie will. Da sind für zehn Tage Reis in meinem Beutel und beim Ofen liegt ein Bündel Feuerholz. Wer labert da von Illusion oder Nirvana? Den gleichwertigen Staub von Benennen oder Glück vergessend, dem nächtlichen Regen auf dem Dach meiner Hütte lauschend sitze ich hier ganz bequem, beide Beine ausgestreckt. Dogen schrieb: Die Welt? Mondlicht-Tropfen vom Schnabel des Kranich geschüttelt. *Die 6 Daseinsbereiche: Im Mahayana-Buddhismus wird die Welt häufig in Sechs Daseinsbereichen (Sanskrit, Pali: Sechs Gatis, manchmal auch Lokas) dargestellt. Wiedergeburt führt je nach selbst gewirktem Karma in einen dieser Bereiche. Als kostbarste Geburt gilt die Geburt im Bereich der Menschen, da dort Befreiung aus dem leidvollen Daseinskreislauf (Samsara) am ehesten möglich ist. Bildliche Darstellungen der Daseinsbereiche gibt es in allen buddhistischen Traditionen. Am häufigsten begegnet man ihnen im Lebensrad des tibetischen Buddhismus. Der Bereich der Götter (Devas): Die Daseinsform als ein Gott ist nicht Erlösung; auch die Devas sind von Leiden und Tod nicht frei und unterliegen noch den Zwängen des Samsara. Weil das Dasein als Gott aber relativ glücklich ist, ist es umso schwieriger, die Notwendigkeit der Erlösung einzusehen; sie sind durch ihren temporären Glückszustand borniert und sind daher nicht empfänglich für die Belehrung des Buddha. Ihre charakteristische Emotion ist Stolz. (Buddha: Vairocana) Der Bereich der eifersüchtigen Götter: Sie werden auch Asuras oder Titanen genannt. Die eifersüchtigen Götter hadern beständig mit den Göttern und versuchen ihren Platz einzunehmen, was ihnen aber nicht gelingt. Es herrscht ein ständiger Kampf. Sie haben keine Zeit, die buddhistischen Lehren zu praktizieren. Ihre charakteristische Emotion ist Eifersucht und Neid. (Buddha Ratnasambhava) Der Bereich der Menschen: Obwohl großen Leiden unterworfen (Geburt, Altern, Krankheit, Tod, Trauer, Trennung) ist die Menschenwelt der günstigste Bereich, da es den Menschen am ehesten möglich ist, die Lehre des Buddha zu hören und gemäß der Lehre zu leben. Die Chance, aus dieser Existenzform die Erlösung vom Leiden und der Wiedergeburt zu erreichen, ist höher als in jedem anderen Bereich. Das Dasein als Mensch ist deshalb allen anderen Existenzformen vorzuziehen. (Buddha Amitabha) Der Bereich der Tiere: Tiere sind nicht fähig, ihre eigene Lage zu reflektieren und sich aus ihrer jeweiligen Situation mit eigenen Kräften nachhaltig zu befreien. Sie können nur ihren Trieben und Instinkten folgen und sind anderen Wesen oft hilflos ausgeliefert. Auch hier überbringt der Buddha seine Botschaft. Unter sehr günstigen Umständen kann ein Tier die Befreiung erlangen. Die charakteristische Emotion der Tiere ist Unwissenheit. (Buddha Akshobya) Der Bereich der hungrigen Geister: Sie sind auch unter dem Namen Pretas bekannt. Hier befinden sich jene, die in ihrer Vorexistenz habgierig, geizig oder gefräßig waren, kurz: die, die nie genug bekommen konnten. Ihre charakteristische Emotion ist die Gier. Hungergeister werden unaufhörlich von Durst und Hunger gequält. In der bildlichen Darstellung sind ihre Bäuche übergroß, dick und aufgebläht. Die engen Münder und dünnen Hälse machen es ihnen unmöglich, den riesigen Bauch zu füllen, sie können niemals satt werden. Dazu verwandelt sich in manchen Darstellungen jegliches Wasser, dem sie sich nähern, in flüssiges Feuer und Nahrung in Exkremente usw. Auch das Schlafen wird den Hungergeistern schwer gemacht. Dämonische Wesen oder das Heißwerden des Bodens halten sie davon ab, sich hinzulegen und zu schlafen. Buddha ermutigt sie, näher zu kommen und ihm ihre Bitten vorzubringen, und zeigt mit der Wunschgewährungsgeste seine Bereitschaft, zu helfen. Er hält Nektar bereit, von dem die Pretas zumindest einige Tropfen aufnehmen können. (Buddha Ratnasambhava) Der Bereich der Hölle: Das Reich ist zweigeteilt in die heißen und die kalten Höllen, diese zwei Höllenformen wiederum sind in zahlreiche Unterhöllen unterteilt. Entsetzliche Qualen erwarten den, der sich in diesen Höllen befindet. Sie enden, wenn sich das unheilsame Karma, das hierher führte, erschöpft hat. Die charakteristische Emotion der Höllenbereiche ist Hass und Angst. (Buddha Amogasiddhi)