Johannistag 2011 – 24.06.11 18.00 Uhr – Andacht auf dem Friedhof Topfseifersdorf, anschließend Gemeindefest Predigt: Johannes 3, 22 – 30 22 Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in das Land Judäa und blieb dort eine Weile mit ihnen und taufte. 23 Johannes aber taufte auch noch in Änon, nahe bei Salim, denn es war da viel Wasser; und sie kamen und ließen sich taufen. 24 Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen. 25 Da erhob sich ein Streit zwischen den Jüngern des Johannes und einem Juden über die Reinigung. 26 Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war jenseits des Jordans, von dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft, und jedermann kommt zu ihm. 27 Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist. 28 Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Christus, sondern vor ihm her gesandt. 29 Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich sehr über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude ist nun erfüllt. 30 Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. 31 Der von oben her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über allen Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen. Zwei Dinge sind in Erinnerung gekommen: Ein Ausdruck aus Kindermund...unsere Käthe drückt sich immer mal wieder sehr gewählt aus. Auf der Fahrt zum Geburtstag einer Patentante meint sie: Mama, heutzutage hat man viel vor. Und Eduard Berger sprach in seiner Predigt am Sonntag darüber, daß die Gefährdung der Gemeinde und den einzelnen Christen nicht nur aus irgendwelchen gräßlichen äußeren Umständen besteht durch Anfeindungen, Verleumdung, Verfolgung, teuflische Machenschaften. Die Gefährdung folgt auch aus den vielfältigen Zerstreuungen, denen sich Menschen, auch Christen hingeben. Heutzutage hat man viel vor. Neben den Lasten und Pflichten der beruflichen Arbeit sind wir Menschen über die Maßen beschäftigt, haben viel vor. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Und jede Woche sind es mehrere Hochzeiten, auf denen wir tanzen. Die Kirchgemeindetermine reihen sich ein in dieses Zusammenspiel der Höhepunkte. Manchmal treten sie hervor. Manchmal gehen sie unter. Es wäre schade und nicht gut, wenn sich unser heutiges Fest nur einreihen würde in die Menge der Zerstreuungen und Ablenkungen, denen wir uns hingeben. Aber bewußtmachen müssen wir uns das schon, wenn wir auswählen und entscheiden und das Viele und das manchmal viel zu viel in unserem Leben bedenken. Das heutige Fest in der Mitte des Jahres, auf dem Höhepunkt des Jahres gewinnt einen anderen Stellenwert durch das Wort Gottes, durch den Dienst Gottes an uns, durch das Hören und Vergewissern, durch die Vorgabe und teilweise auch Zumutung, das eigene Leben zu verändern. Heutzutage muß es, anders wie es das Wort des Täufers vorgibt, heißen: Jesus nimmt ab und wir nehmen zu. Heutzutage verlieren wir wichtige innere Orte, die eine Hilfe sind, Jesus groß werden zu lassen. Übermäßige Beschäftigung und vielfältige Zerstreuung läßt vieles im Leben nicht mehr zu und entfremdet uns. Räume der Stille z. B., Zeiten des Gebetes, aber auch des Wartens und des Hörens fehlen. Wir opfern die lebenswichtigen Dinge in unserem Leben, kappen die Verbindung, bleiben bei uns selbst und spüren und bedauern es zuweilen auch, so als würden wir vor einem inneren Spiegel stehen und an uns selbst wahrnehmen, wie wir zugenommen haben. Heutzutage nehmen wir zu, d.h. dort, wo Er, Jesus, nicht mehr das wichtigste im Leben ist, sein Wort, das Hören darauf, das „ihm-alles-zutrauen“. Wir haben uns selbständig gemacht. Der Täufer Johannes hat es als eine Notwendigkeit für seine eigene Person formuliert. Das Umgekehrte soll gelten. Und er hat es auch uns als notwendigen Weg und nötigen Prozeß nahegelegt: Er muß wachsen. Ich aber muß abnehmen. Mir gefällt das Bild vom Wachsen. Es zeigt den Prozeß, die Kontinuität, das Allmähliche, das Reifen. Wenn Jesus in unserem Leben zunehmen soll, dann müssen wir ihm dazu auch Gelegenheit geben. Wenn er groß in uns wird, wird unser eigener Wille, das selbst Regieführen, das bei sich selbst bleiben, langsam abnehmen. Jeder einzelne Tag gibt dazu Gelegenheit, das Wort unseres Herrn, die Worte der Bibel geben die nötigen Anstöße, unser Gebet trägt es weiter. Jakobus formuliert: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun. Lebensplanung soll nicht ohne Rückversicherung geschehen. Wenn der Herr es will. Das bedeutet nicht nur, daß manches vielleicht nicht so kommen wird, wie wir es uns vornehmen, sondern es bedeutet auch zu prüfen, was Gott für mein Leben will. „Was willst Du für mein Leben?“ - Wann haben wir uns das letzte Mal diese Frage gestellt für den konkreten Tag und für unsere weiteren Planungen? Wo hat das Wort von Jesus hier zu mir zu sprechen begonnen? Es gab vor Jahren eine sehr interessante Initiative. Das Tragen von Armbändern, auf denen solche Initialen zu lesen waren wie: W.W.J.D. What would Jesus do? Was würde Jesus tun? Wie würde er sich in diesem Konflikt verhalten? Wie hätte er reagiert und entschieden? Was wäre seine Sicht der Dinge? Das Armband war wie eine äußere Krücke für ein inneres Fragen und Entscheiden. Mir ist in den Sinn gekommen, daß es im Leben viele Dinge gibt, die man verinnerlicht haben muß, damit sie in einer konkreten Situation auch gehandhabt und angewendet werden können. Bei vielen Gelegenheiten greifen wir auf das zurück, was wir schon bedacht, trainiert und verinnerlicht haben. Für unser Glaubensleben gilt das in gleicher Weise. Wir müssen aber verstanden haben, warum es für uns so wichtig ist, Jesus die Mitte unseres Lebens sein zu lassen. Selbst abnehmen und ihn in mir wachsen lassen geschieht nicht als eine Form von religiösem Fanatismus oder Gehirnwäsche. Er soll wachsen in meinem Leben, weil er der Herr des Lebens ist. Weil es keinen anderen und nichts anders gibt, das meinem Leben eine gute Grundlage und eine ewige Perspektive gibt. Weil ich, wenn ich auf Menschen, auf seelische Regungen, auf materielle Güter vertraue damit vor allem auf Dinge setze, die mein Leben nicht tragen können. Er soll wachsen, weil er der Heiland ist. Mit seiner Taufe am Jordan hat Jesus das Zeichen der Lebenshingabe gegeben. Johannes der Täufer hat es erkannt und wurde zu seinem ersten Zeugen. Heutzutage gilt das immer noch. Heutzutage wollen wir uns vornehmen, ihn weiterhin die Mitte unseres Lebens sein zu lassen. In der Höhe des Lebens bekennen wir, daß er in mir wachsen muß. Ich aber will mehr und mehr mein Leben in seine Hände legen. Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen. Amen Und der Friede….