Phosphatelimination in Abwässer. Phosphatentfernung auf die Kläranlagen. Der Eintrag von Phosphor in seinen verschiedenen chemischen Bindungsformen in die Umwelt durch die industrielle Gesellschaft hat einen wesentlichen Einfluss auf die Phosphorgehalte im Grund-, Oberflächen- und Trinkwasser. Bedingt durch eine Vielzahl von phosphorhaltigen Produkten in Haushalt und Industrie ist in den letzten Jahrzehnten eine ernstzunehmende Phosphatbelastung der Umwelt eingetreten. Ein Großteil des konsumierten Phosphors ist als natürlicher Bestandteil in Nahrungsmitteln enthalten. Der Rest stammt aus Wasch-, Reinigungs- und Spülmitteln. Der größte Teil des Phosphors wird über die kommunale Kanalisation den Kläranlagen zugeführt, dort in eine schwerlösliche Form überführt und abfiltriert. Dieser Niederschlag kann dann einem "Phosphatrecycling", d. h. einer Umarbeitung in Düngemittel zugeführt oder in Deponien gelagert werden. Bassem.BOUHAFA 15.04.2009 Bassem.BOUHAFA 8AU 1. Phosphor: Symbol: P [phosphorus(grch.)Lichtträge] Oxidationszahlen:+5, +3, -3 2.Vorkommen: chemisch gebunden in Organismen und Mineralien. Die Organismen enthalten Phosphor in Form vom Phosphatiden(z.B. Lecithin in Nerven- und Gehirnsubstanzen), Phosphorproteiden (Fermente), verschiedene Phosphoreste und Calciumphosphate (in Knochen und Zähnen). Es ist zum Beispiel Bestandteil der DNA und RNA, und ist ein entscheidender Faktor im Energiestoffwechsel (ADP, ATP). Physiologie: Phosphorverbindungen sind für alle Organismen lebensnotwendig. Minerale: Phosphorit 3 Ca3(PO4)2.Ca(OH)2 Monazit Apatit CePO4 3 Ca3(PO4)2.Ca(F,Cl,OH)2 Phosphate sind auch in manchen Eisenerzen enthalten. Umgangssprachlich werden als Phosphate aber auch die Salze höherer, d.h. längerkettiger Phosphorsäuren bezeichnet. Eine besondere Bedeutung haben die Phosphate als Phosphatdünger in der Landwirtschaft. Große Mengen von Phosphaten werden mit den kommunalen Abwässern und durch die Landwirtschaft (Düngemittelverluste) in die Gewässer eingetragen. 2 Bassem.BOUHAFA 8AU Neben der Hauptanwendung als Düngemittel werden Phosphate u.a. in der Lebensmitteltechnologie (z.B. als Backpulver, Schmelzsalze), in der Färberei, Metallverarbeitung und Papierfabrikation eingesetzt. 3.Umwelteinfluss und Gesundheit: Phosphate spielen bei der Eutrophierung der Gewässer eine besondere Rolle, weshalb mit unterschiedlichen Maßnahmen versucht wurde, den Phosphateintrag in die Gewässer zu reduzieren, insbesondere seit der Phosphathöchstmengenverordnung. 4.Abwasserreinigung/Trinkwasseraufbereitung: Der aus Waschmitteln stammende Anteil an Phosphaten im kommunalen Abwasser ist sehr gering, da in Waschmitteln des deutschen Marktes seit 1986 keine Phosphate mehr verwendet werden. In Reinigungsmitteln werden Phosphate, wenn überhaupt, nur in geringen Anteilen eingesetzt. Phosphate müssen auf Kläranlagen aus dem Abwasser entfernt werden, da sie in größeren Mengen im Vorfluter (Bäche, Flüsse, Seen) zur Eutrophierung führen können. Der Phosphatgehalt des Abwassers liegt bei etwa 6,0mg/l wenn es die Kläranlage erreicht, und bei etwa 0,6mg/l, wenn es diese verlässt. Dieser Wert liegt deutlich unter dem Maximalwert nach den EG-Richtlinien von 2 mg/l. Im wesentlichen basiert die Phosphatelimination auf Fällungsverfahren oder der biologischen Phosphatentfernung. Die Phosphate werden z. B. mit Aluminiumsulfat, Eisen(III)Chlorid oder Kalk gefällt. Die Phosphatelimination kann gleichzeitig mit der biologischen Abwasserreinigung in Belebungsanlagen (sog. Simultanfällung), als Vorfällung in der Vorklärung oder in besonderen Fällungs- und Nachklärbecken (dritte Reinigungsstufen) durchgeführt werden. Grundsätzlich wird zwischen der biochemischen und 3 Bassem.BOUHAFA 8AU chemischen Phosphatelimination unterschieden, wobei diese oft kombiniert werden. 5.Biochemische Phosphor-Elimination: Grundlage der biologischen Phosphatelimination ist die Fähigkeit bestimmter Bakterienstämme, über das Zellwachstum notwendige Maß hinaus Phosphor aufzunehmen und in Form von Polyphosphaten zu speichern. Die Bakterien nehmen dann vermehrt Phosphor auf, wenn sie einem schnellen Wechsel von anaeroben und aeroben Zuständen ausgesetzt werden. Die aeroben Bakterien bauen ein Teil des Schadstoffes im Abwasser ab, so wird der Sauerstoff aufgebracht. Danach können nur aneorobe Prozesse ablaufen, die mit einer starken Geruchsbelästigung einhergehen. Das biologische Selbstreinigungspotential beruht vor allem auf mikrobiellen Abbauvorgängen. So kann z.B. ein Fluss eingeleitete Schadstoffe in einem gewissen Umfang und Zeitrahmen abbauen. Dazu ist viel gelöster Sauerstoff notwendig. Um dieses Potential erhalten zu können, müssen die Flüsse natürlich belassen sein, das bedeutet nicht kanalisiert. Nur so kann der notwendige Sauerstoff, durch Verwirbelungen, in das Wasser eingetragen werden. 6.Der Aufbau einer Kläranlage und die Funktion der biochemischen Reinigung: 6.1 Anlagenteile: Regenentlastung: Wenn Regen- und Schmutzwasser in einem Kanal der Kläranlage zugeleitet werden (Mischsystem), muss das Kanalnetz in der Regel durch ein Regenentlastungssystem, durch einen Regenüberlauf und/oder durch ein Regenüberlaufbecken entlastet werden, damit die Kläranlage nicht überlastet wird. Dies kann entweder bereits im Kanalnetz oder auch erst in der Kläranlage geschehen. Wenn keine derartigen Einrichtungen vorhanden sind, muss die Kläranlage eine höhere Leistung haben. Dem gegenüber steht das 4 Bassem.BOUHAFA 8AU Trennsystem. Hier wird das Schmutzwasser in einer separaten Rohrleitung der Kläranlage zugeführt, während das Regenwasser durch einen eigenen Kanal, ggf. nach Reinigung in einem Regenklärbecken direkt zu einem Oberflächengewässer geleitet wird. 6.2 Mechanische Vorreinigung: Die mechanische Stufe besteht aus Rechen, Sandfang, Öl-und Fettabscheidern sowie den Absetzbecken zur Vorklärung. Der Zulauf zur Kläranlage passiert zunächst die Rechenanlage, wo dort die grobkörnige Stoffe wie z.B. Holz, Plastiktüten, Papier und ähnliche, entfernt werden. Der Sandfang hat die Aufgabe, Sand und andere mineralische Stoffe, die mit dem Wasser eingeschwemmt wurden, abzutrennen, hier findet durch die Verminderung der Fließgeschwindigkeit eine Sedimentation der Sandpartikel statt. Nach dem Sandfang gelangt das Wasser in die Absetzbecken, wo nochmals eine Abnahme der Fließgeschwindigkeit zu beobachten ist, so dass hier die noch suspendierten organischen Stoffe zu Boden sinken. Der kleine Anteil der verbleibenden suspendierten Stoffe ist notwendig, um die Adsorption von Mikroorganismen im Belebungsbecken an die Partikel sicherzustellen. Das abgesetzte Material (Primärschlamm) wird durch einen Räumer in die Schlammrinne geschoben (bei Rundbecken in den Schlammtrichter) und vom dort mehrmals am Tag in die Faultürme zur anaerobe Vorgänge gepumpt. Die Verweilzeit im Vorklärbecken beträgt ca.0,5-1 h Das aus dem Absetzbecken austretende Wasser wird der biologischen Reinigungsstufe zugeführt. 5 Bassem.BOUHAFA 8AU 6.3 Die biologische Reinigungsstufe: Etwa 2/3 der Organischen Schutzfracht sind im Abwasser gelöst, kolloidal gelöst oder suspendiert, wodurch sich eine hohe Bioverfügbarkeit für Mikroorganismen ergibt. Die biologische Stufe ist dabei dem natürlichen Selbstreinigungspotential von Gewässern nachempfunden. Der Abbau der Schmutzfracht ist durch optimale Betriebsbedingungen (kontinuierliche Sauerstoffzufuhr, Dispergierung, Nährstoffe) um ein Vielfaches erhöht. Folgende Verfahrenstechnische Anlagen können zum Einsatz kommen: 7.Tropfkörper ( Festbettreaktor): 7.1 Funktionsweise der Tropfkörperanlage: 1. Zulauf des Abwassers in die Vorklärung 2. Beschickung des Tropfkörpers mit dem Abwasser aus der Vorklärung 3. Sammeln des Abwassers entweder in einem Sammelraum oder Pumpensumpf (meist) unter dem Tropfkörper 4. das aufgefangene biologisch gereinigte Abwasser wird der Nachklärung zugeführt 6 Bassem.BOUHAFA 8AU 5. in der Nachklärung setzt sich der Schlamm auf dem Boden ab und wird der Vorklärung wieder zugeführt, das gereinigte Abwasser wird dann verrieselt bzw. läuft ab. 7.2 Wie funktioniert die biologische Reinigung in einem Tropfkörper? Das Abwasser aus der Vorklärung wird über eine Verteilerrinne, Kipprinne oder Sprinkleranlage über die Tropfkörperfüllung schwallartig beschickt. Die Tropfkörperfüllung können entweder Lavaschlacke oder Kunststofffüllkörper sein. Das Abwasser durchrieselt die Tropfkörperfüllung und benetzt dabei das Füllmaterial. An den Füllkörpern entsteht so der biologische Rasen (Mikroorganismen / sessile Bakterien). Dieser biologische Rasen muss nun regelmäßig mit Nährstoffen versorgt werden. Um das zu erreichen muss die regelmäßige Beschickung des Tropfkörpers gewährleistet werden. Die Mikroorganismen werden gleichzeitig permanent mit Sauerstoff versorgt (natürliche Belüftung). Wenn das Abwasser die Tropfkörperfüllung durchrieselt hat, wird dieses in einem Sammelraum oder Pumpensumpf meist unter dem Tropfkörper gesammelt und wird bei einer bestimmten Füllhöhe mit einer Abwassertauchpumpe in die Nachklärung gefördert. Die Nachklärung ist trichterartig aufgebaut. Der Schlamm setzt sich auf dem Boden ab und wird dann mit einer zeitgesteuerten Abwassertauchpumpe in die Vorklärung oder direkt in den Tropfkörper zurück gefördert. Das klare Abwasser wird durch den Ablauf versickert oder in ein Gewässer eingeleitet. 7 Bassem.BOUHAFA 8AU 7.3 Technische Voraussetzungen: Steuereinrichtung Störungsmelder / Alarmeinrichtung mindestens zwei Pumpen 7.4 Einbau der Tropfkörperanlage: Die Tropfkörperanlage kann als eine Einbehälteranlage oder Mehrbehälteranlage eingebaut werden. Bei den Einbehälteranlagen (bis 12 EW) werden die Vorklärung und die Nachklärung, sowie der Tropfköper in einem Behälter integriert. Die Mehrbehälteranlagen (ab 10 EW) können eine externe Vor- oder Nachklärung haben. Bei größeren Anlagen können die Vorklärung, der Tropfkörper und die Nachklärung in seperaten Behältern eingesetzt werden. Einen Tropfkörper als biologische Reinigungsstufe kann nicht in eine bereits vorhandende Kleinkläranlage bzw. Mehrkammerabsetzgrube nachgerüstet werden. Die "alte" Kleinkläranlage bzw. Mehrkammerabsetzgrube kann aber bei gutem Erhalt als Vorklärung behalten werden. Typisch für die Tropfkörperanlagen sind meist große Einbautiefen. Belebungsbecken(kontinuierliche Kultur): Beim Belebungsbecken wird in großen Becken das Abwasser mit Belebtschlamm und Luft intensiv durchgemischt. Der benötigte Sauerstoff wird hierbei durch Tiefenbegasung oder durch Oberflächenbelüftung zugeführt. In aeroben Milieu lassen sich Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette sowie Schadstoffe( Seifen, Chemikalien, etc.) sehr effektiv abbauen. 8 Bassem.BOUHAFA 8AU In Kombination mit einer Denitrifikationstufe können auch StikstoffeVerbindungen sehr effektiv abgebaut werden. Am Auslauf tritt das Wasser-Biomasse Gemisch in das Nachklärbecken ein, wo sich absetzt und in die Belebungsbecken bzw. ins Vorklärbecken zurück gepumpt wird. Der Überschussshlamm wird dem Faultürmen zurückgeführt. 8.Chemische Phosphor-Elimination: Phosphor ist ebenso wie Stickstoff ein Pflanzennährstoff, der im Überschuss zur Eutrophierung von Gewässern führen kann. Die Verfahren zur chemisch-physikalischen Phosphorentfernung können u.A. mit folgenden fünf Verfahrensschritten charakterisiert werden: Dosierung und vollständiges Einmischen eines Fällungsmittels in den Abwasserstrom, Bildung unlöslicher Verbindungen von Fällmittel-Kation und PhosphatAnion sowie anderen Anionen (Fällungsreaktion), Destabilisierung der im Abwasser enthaltenen Kolloide und Zusammenlagerung zu Mikroflocken (Koagulation), Flockenbildung, d. h. Bildung von gut abtrennbaren Makroflocken aus Mikroflocken. Dabei können Schwebstoffe und Kolloide in die Flocken mit eingeschlossen werden (Mitfällung und -flockung), Abscheiden der Makroflocken aus dem Abwasser. Die Abtrennung kann durch Sedimentation, Flotation, Filtration oder Kombinationen dieser Verfahren bewirkt werden. Zahlreiche mehrwertige Metallionen bilden mit den im Abwasser gelösten Phosphationen unlösliche Verbindungen. Zur Phosphatfällung werden aus wirtschaftlichen Gründen vor allem die Metalle Fe3+, Al3+, Fe2+ und Ca2+ eingesetzt. 9 Bassem.BOUHAFA 8AU Durch die Dosierung von Metallsalzen erfolgt ein Anionenaustausch. PO43+ wird entfernt und Cl- oder SO4- gelangt ins Wasser. Zweiwertiges Eisen kann nur dann mit Erfolg angewendet werden, wenn es in sauerstoffhaltigem Wasser zu dreiwertigem Eisen oxidiert wird. Fe2+ wird in der Praxis zur Oxidation in den belüfteten Sandfang oder in das Belebungsbecken dosiert. PO43− + Fe3+ Fe(PO)4 (Eisen (III)-Phosphat). PO43− + Al 3+ Al(PO)4 Die einzelnen möglichen Reaktionen bei der Ca-Fällung sind zwar bekannt, aber nicht vorherzusehen. Als Fällungsprodukte treten u.a. Hydroxylapatit und Calciumcarbonat auf(beide sind schwer löslich). 5 Ca2++ 3 PO4+ OHCa2+ + CO32- Ca5(PO4)3(OH) Hydroxylapatit. CaCO3 Die Fällmittel sind vielfach Neben- oder Abfallprodukte großtechnischer Prozesse. Daher können Verunreinigungen auftreten wie Schwermetalle und organische Halogenverbindungen (AOX). Es ist davon auszugehen, dass die Verunreinigungen in den Fällungsschlamm aufgenommen werden und sich dadurch die Frachten im anfallenden Klärschlamm erhöhen, was in hohem Maße unerwünscht ist. Damit die Höchstwerte der Klärschlammvererdung nicht überschritten werden, dürfen in den Fällungschemikalien bestimmte Grenzwerte nicht überschritten werden. Je nach Einsatzpunkt des Fällmittels wird unterschieden zwischen: Vorfällung: Die Fällmittel werden vor oder im Vorklärbecken zugegeben. Die Dosierstelle wird so ausgewählt, dass gebildete Flocken nicht zerstört werden. Die Fällungsprodukte werden im Vorklärbecken abgeschieden. Ein Restphosphorgehalt von 1-2 mg/l genügt zur Versorgung der Bakterien in der nachfolgenden biologischen Stufe. Zusätzlich werden organische Stoffe ausgeschieden und Frachtschwankungen gedämpft. 10 Bassem.BOUHAFA 8AU Kalk wird etwa bei pH-Wert von 9,5 eingesetzt, Eisen(ll)-Salze nur in Verbindung mit einem belüfteten Sandfang. Simultanfällung: Es wird insbesondere beim Belebungsverfahren und in Tauchkörperanlagen eingesetzt. Die Fällmittel werden in den biologischen Reaktor, vor dem Nachklärbecken oder in die Leitung des Rücklaufschlamms dosiert. Bei konventionellen Tropfkörperanlagen kann die Zugabe in den Nachklärbeckenzulauf erfolgen. Durch die Rückführung des Rücklaufschlammes erfolgt beim Belebungsverfahren eine weitgehende Ausnutzung des Fällmittels. Auch hier spielt der Erhalt der Flockenstruktur eine bedeutende Rolle. Durch die Fällmittelzugabe wird der anorganische Anteil des Feststoffgehaltes im Belebungsbecken erhöht. Dies ist idealerweise bereits bei der Auslegung der biologischen Stufe hinsichtlich Wirkungsgrad, Schlammbelastung und Schlammalter zu berücksichtigen. Bei der Auswahl der Fällmittel ist zu berücksichtigen, dass keine den biologischen Prozess störenden Nebenwirkungen, wie z. B. starke pH-Wert Verschiebungen, auftreten. Die Simultanfällung kann auch bei belüfteten und unbelüfteten Teichen eingesetzt werden. Bei unbelüfteten Teichen wird i.d.R. die Anwendung von Kalk aufgrund der Vermeidung von Eisensulfidbildung empfohlen. Nachfällung: Die Fällmittel werden erst hinter der Nachklärung in ein Mischungsstrecke dosiert, dem ein Flockungsbecken nachgeschaltet ist. Die Flocken werden durch Sedimentation in einem Absetzbecken, Lamellenabscheider oder bei leichteren Flocken durch Flotation abgeschieden. Zur Einhaltung niedriger Überwachungswerte kann zusätzlich das Verfahren der Filtration eingesetzt werden. Dann empfiehlt sich in aller Regel die Anwendung der Flockungsfiltration. Die Nachfällungsstufe bildet eine eigene Prozesseinheit und beeinflusst die vorgeschalteten Prozesse kaum. Darüber hinaus sind die Schwankungen in der Zulaufkonzentration relativ gering. Damit ist eine bessere Anpassung der Fällmitteldosierung möglich. Der in der Nachfällung anfallende Schlamm kann sowohl getrennt als auch gemeinsam mit dem Schlamm aus der mechanisch-biologischen Stufe behandelt werden. Der 11 Bassem.BOUHAFA 8AU Nachfällschlamm kann unter Umständen zur Konditionierung der anderen Schlämme verwendet werden. Grundsätzlich können diese Verfahren auch kombiniert werden, z. B. Vorfällung mit Kalk und Simultanfällung mit Eisen oder Simultanfällung und Nachfällung (Zweipunktfällung). In jedem Fall ist eine möglichst homogene Durchmischung prozessfördernd. Flockungsfiltration: Die Flockungsfiltration kann nur als zweite Stufe, z.B. nach Vor- oder Simultanfällung oder biologischer Phosphat- Elimination, eingesetzt werden. Nach vorliegenden Erfahrungen können Überwachungswerte von 0,5 mg/l P eingehalten werden. Bei der Flockungsfiltration findet die Flockung in einem Sandfilter statt. Die bei der Durchströmung des Filterbettes auftretenden Mischvorgänge fördern die Flockenbildung. Zweipunktfällung: Bei der Zweipunktfällung werden zwei der in den vorangehenden Abschnitten beschriebenen Verfahren kombiniert, z.B. als Vor- und Simultanfällung, als Vor- und Nachfällung oder als Simultan- und Nachfällung. Dies geschieht aus folgenden Gründen: frühzeitige Entlastung nachfolgender Verfahrensstufen, wirtschaftlicher Einsatz der Chemikalien durch höheren Gesamtwirkungsgrad, zum Schutz des Filters bei der Flockungsfiltration. Durch die Überführung gelöster und suspendierter Stoffe in absetzbare Flocken wird der Feststoffanfall im zu transportierenden Fluid erhöht, was bei der Auslegung der Apparate zu berücksichtigen ist. Die zusätzliche Feststofffracht folgt aus der Menge der zugegebenen Chemikalien, aus den gebildeten Verbindungen sowie aus der Menge der entfernten ungelösten Feststoffe. Bei der Zugabe von gelöschtem Kalk als Fällmittel ist mit einer Feststoffzunahme von etwa dem 1,35-fachen des dosierten Kalks zu rechnen. Das bei der Phosphorelimination zusätzlich anfallende Schlammvolumen ergibt sich aus der Feststofffracht und dem Wassergehalt bzw. Feststoffgehalt. 12 Bassem.BOUHAFA 8AU Wird ein hoher Feststoffgehalt erreicht, sind trotz vermehrten Feststoffanfalls aus der Fällungs-/Flockungsreaktion geringere Schlammvolumina möglich. Die gewählte Betriebsweise sowie Art und Menge der eingesetzten Fällmittel haben auf den Feststoffgehalt der gebildeten Flocken einen nachhaltigen Einfluss. Bei der Vorfällung nimmt der Feststoffgehalt des Primärschlammes mit zunehmender Chemikaliendosis ab. Bei der Simultanfällung wird im Fall eines ursprünglich niedrigeren Feststoffgehaltes des Sekundärschlammes mit zunehmender Dosierung ein leichter Anstieg eintreten. Bei der Nachfällung nimmt mit steigender Dosierung der Anteil der wasserreichen Hydroxidflocken zu. Dadurch erniedrigt sich der Feststoffgehalt im Tertiärschlamm. Das Verhalten bei der Eindickung verändert sich durch den Anteil an Fällungsprodukten. Generell führt eine Zunahme der Chemikaliendosis im Anfang zu einer höheren Eindickgeschwindigkeit. Bei längerer Eindickzeit wird kein höherer Endfeststoffgehalt festgestellt. Gleichzeitig mit der Phosphatfällungsreaktion treten mehrere konkurrierende Reaktionen auf, die technisch gesehen zu einem Mehrverbrauch des Fällungs- und Flockungsmittels führen und damit zu einem Mehranfall an Schlamm. Im wesentlichen werden unterschieden: Hydroxidbildung Karbonatbildung Komplexierung mit organischen Stoffen Adsorptionsreaktion Die zur Einhaltung des Ablaufwertes erforderliche Dosis des Fällmittels wird bei eisen- und aluminiumhaltigen Fällmitteln u.a. beeinflusst durch: die Phosphatfracht des Abwassers 13 Bassem.BOUHAFA 8AU den pH-Wert des Rohabwassers den Gehalt des Abwassers an Substanzen, die mit den verwendeten Fällmitteln Komplexe bilden (Komplexbildner) den Gehalt an Verbindungen, die sich als schutzschichtartige Umhüllung an Feststoffe anlagern und damit die Wirkung von flockungsfördernden Chemikalien erschweren Bei der Phosphatelimination ist zu berücksichtigen, dass durch die Fällmitteldosierung andere Reinigungsziele, insbesondere die Nitrifikation, nicht nachteilig beeinflusst werden wobei folgende Aspekte eine Rolle spielen können: Die Änderung des N/BSB5-Verhältnisses und der Säurekapazität des Abwassers bei der Vorfällung sowie eine Erhöhung des Schlammalters. Die Änderungen der Absetz- und Eindickeigenschaften sowie des organischen Anteils des belebten Schlammes, durch erhöhten Überschussschlammanteil und eine Senkung des Schlammalters, Erniedrigung der Säurekapazität und je nach Fällmittelart durch stimulierende oder hemmende Wirkung auf die Nitrifikation bei der Simultanfällung. Die Rückführung von Schlammwasser aus der Schlammbehandlung der Nachfällungsstufe in den Anlagenzulauf bei der Nachfällung. Die Änderung des N/BSB5-Verhältnisses in der Vorfällung hat positive Folgen für die Nitrifikation (Erniedrigung der BSB5-Belastung der biologischen Stufe), jedoch in der Regel negative Folgen für die Denitrifikation. Zu negativen Auswirkungen kann es kommen, wenn infolge einer Verminderung der Säurekapazität der pH-Wert absinkt. Besonders gefährdet ist dabei der Prozess der Nitrifikation. Um eine Hemmung der Nitrifikation zu vermeiden, wird i.d.R. aus Sicherheitsgründen eine Restsäurekapazität von 1,5 mmol/l eingehalten. 14 Bassem.BOUHAFA 8AU Die spezifische Zunahme des Überschussschlammanfalls beträgt bei der Simultanfällung im Mittel etwa 2,5 g Feststoffe je zugegebenem Gramm Eisen bzw. 4,0 g Feststoffe je zugegebenem Gramm Aluminium im Fall von kommunalem Abwasser. Es handelt sich dabei sowohl um anorganische Feststoffe (Fällungsprodukte) als auch um organische Feststoffe aus der unspezifischen Mitfällung von Abwasserinhaltsstoffen. Der organische Anteil des Belebtschlamms nimmt infolge Simultanfällung ab. Zusätzlicher Überschussschlammanfall und verminderter organischer Anteil müssen bei der Bemessung von Belebungsanlagen sowie bei der Faulraumbemessung berücksichtigt werden. Der Schlammindex nimmt bei Simultanfällung häufig ab, so dass Belebungsanlagen mit Simultanfällung meist mit höherer Feststoffkonzentration betrieben werden können als Anlagen ohne Simultanfällung. 9.Phosphat: Grenzwerte und Richtlinien: Aufgrund der vielen bekannten Verbindungen des Phosphors werden zum Teil dessen Grenz- und Richtwerte in verschiedenen chemischen Formeleinheiten ausgedrückt. EU-Richtlinien beziehen sich oft auf Phosphorpentoxid (P2O5), während Grenzwerte nach Verordnungen der Bundesrepublik Deutschland als ortho-Phosphat (PO43-) angegeben werden. Veröffentlichungen, die der tatsächlich bei normalen pH-Werten im Wasser vorliegenden Form des Phosphats Rechnung tragen, beziehen sich oft auf das Hydrogenphosphat (HPO42-). 15 Bassem.BOUHAFA 8AU 9.1 Grenzwerte und Richtlinien: mg/L PO43- mg/L P2O5 EU-Trinkwasserrichtlinie: Richtwert: Trinkwasser-Aufbereitungs-VO: (Entwurf vom Januar 1985) Messbereich ÖKOTEST: max. 6,95 max. 5,2 max. 4,7 max. 3,5 0,56 0,42 0,5 - 6,0 0,38 - 4,5 Erstellt am 15.04.09 vom Bassem.BOUHAFA. 16