Prenet- Netzwerk für eine kritische Auseinandersetzung mit

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Prenet- Netzwerk für eine kritische Auseinandersetzung mit Pränataldiagnostik
Presseaussendung 13. Mai 2011
Schwangeren-Vorsorge sollte mehr sein als Risiko-Absicherung. PRENET legte
heute eine Argumentensammlung vor, warum es sinnvoll ist, das
Schadenersatzrecht zu ändern und die Geburt eines unerwünscht geborenen
Kindes als Klagsgrund auszuschließen.
PRENET erinnert an den Gesetzesvorschlag der ehemaligen Justizministerin Claudia
Bandion-Ortner, das Schadenersatzrecht zu ändern und damit Druck aus der
Schwangerenbetreuung zu nehmen. Der Gesetzesvorschlag sieht vor, dass aus dem
Umstand einer Geburt kein Schadenersatz abgeleitet werden kann. Die
unerwünschte Geburt eines Kindes, ob behindert oder nicht behindert, soll kein
Grund mehr für Schadenersatzforderungen sein. Anlass dafür waren mehrere OGHUrteile zwischen 1999 und 2006, nach denen Eltern nach Fehlern bei der
Pränataldiagnostik bzw. in der Beratung nach der Geburt eines behinderten Kindes
Schadenersatz zugesprochen bekamen. Sie hatten dafür erklären müssen, das Kind
bei entsprechender Information abgetrieben zu haben.
Schubladisierung der Gesetzesinitiative wäre unverantwortlich
PRENET begrüßte die Gesetzesinitiative und brachte eine entsprechende
Stellungnahme ein. „Im Interesse der schwangeren Frauen, von behinderten wie
nicht behinderten Kindern wäre es unverantwortlich, würde die Gesetzesinitiative
stillschweigend schubladisiert“, so PRENET-Sprecherin Mag. Helene Göschka im
heutigen Pressegespräch.
PRENET zeigte sich verwundert über die bisherige Diskussion. „Die Novelle wurde
für uns unerwartet heftig attackiert – vor allem mit parteipolitisch motivierten,
unsachlichen Argumenten. Die Diskussion hat sich im wesentlichen auf juristische
Details in Haftungsfragen verengt, während die tiefer liegenden Probleme der
Pränataldiagnostik, der Behindertenfeindlichkeit, die Anliegen der Betroffenen kaum
thematisiert wurden“, so Helene Göschka weiter.
Argumentensammlung auf der www.prenet.at
PRENET hat deshalb eine Argumentensammlung erstellt, in der die wichtigsten
Argumente und Fragen aufgegriffen und beantwortet wurden. Auf www.prenet.at ist
diese zu finden – darunter frauenrelevante Fragen ebenso wie behindertenrelevante
Fragen, juristische Fragen und Fragen zur Pränataldiagnostik. Ebenso findet sich
dort ein Grundsatzpapier des Netzwerks zur umfassenden Schwangerenvorsorge
„Frauen/Paare sollten dabei unterstützt werden, eine positive Beziehung zum
ungeborenen Kind aufzubauen. Jede Frau sollte Schwangerschaft und Geburt als
etwas Positives erleben können. Pränataldiagnostik fördert leider häufig das
Gegenteil, erzeugt Verunsicherung, schwächt Frauen in ihrer Körperwahrnehmung“,
beobachtet PRENET-Sprecherin Edeltraud Voill.
Beratung und Information zur Pränataldiagnostik unzureichend
Hebamme und PRENET-Sprecherin Renate Mitterhuber ergänzt aus der Praxis:
„Fast alle Frauen nehmen Pränataldiagnostik in Anspruch. Kaum eine Frau weiß,
was die einzelnen Untersuchungen leisten können. Jede Frau, die mit einer
Auffälligkeit konfrontiert ist, ist in einem Schockzustand. Beratung findet in der Praxis
dennoch meist nebenher, etwa neben der Ultraschalluntersuchung durch den
Pränatalmediziner, statt. Bei einem auffälligen Befund wird häufig zum Abbruch
geraten. Non-direktive Beratung gibt es ebenso wenig wie Zeit, sich mit den
Entscheidungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen.“
PRENET – ein Netzwerk aus der Praxis
PRENET ist ein Netzwerk von 16 Organisationen und mehr als 30 Einzelpersonen,
die sich kritisch mit Pränataldiagnostik auseinandersetzen.
Ziele von Prenet sind u.a. die Förderung der öffentlichen Diskussion über die
Problematik der Pränataldiagnostik (PND) – und zwar nicht nur auf individueller
Ebene (= „was bedeutet das Angebot von PND für die einzelne Frau“), sondern auf
gesellschaftspolitischer Ebene. PRENET fordert mehr Information und Beratung für
schwangere Frauen, aber auch – ganz wesentlich – einen anderen Zugang zum
Thema „Behinderung“, um die Selbstverständlichkeit, mit der PND angeboten und
das Angebot angenommen wird, aufzubrechen. Prenet ist der Meinung, es muss
mehr über PND gesprochen werden: speziell über die selektiven Aspekte von PND,
Vorurteile gegenüber behinderten Menschen sowie Spätabbrüche als „unweigerliche
Folge“ von PND.
Rückfragen:
Mag. Helene Göschka
PRENET-Sprecherin
0680/20 72 944
www.prenet.at
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