Kursthema: Technische Informatik Version vom 07.04.2017 Allgemeine theoretische Grundlagen 1. Theoretische Grundlagen. Hauptfrage: Wie kommt es, dass materielle elektrische Geräte Informationen verarbeiten? Was ist Information? Materiell oder geistiges Sein? Informationen werden zwischen Menschen ausgetauscht. Informationen werden codiert, aber die Verarbeitung ist ein geistiger Vorgang, aber die Computer können es auch. Wie ist eine Computerinformationssystem aufgebaut und wie kommunizieren wie geistigen Wesen mit ihnen? Schichtenmodell diskutieren Codierung von Information und ihre technische Repräsentation Codierungsformen von Information? Sprache, Bücher, Zeichen, Gesten, Geruch .. Schriftliche Zeichen: Buchstaben, Elektrische Geräte? Codierung von Zahlen zum Rechnen ... Pascals erste Rechenmaschine Zahlensysteme erläutern, bes. binäre (digitale) Codierung Aussagenlogik und die Gesetze des Denkens Was ist eine Aussage? Ein Satz der genau einen der Wahrheitswerte W und F hat. (tertium non datur) Verknüpfung von Aussagen durch Und und Oder Nicht Wahrheitswertetafeln definieren die logischen Funktionen, also eine Abbildung (A,B) {W,F} Aussagenvariable sind Buchstaben, die für Wahrheitswerte einer Aussage stehen. Beispiele: A B AB F F F F W F W F F W W W A UND B (Konjunktion) A B AB F F F F W W W F W W W W A ODER B Einschließendes ODER (Disjunktion) A B AB F F W F W W W F F W W W Wenn A dann B (Subjunktion) Seite 1 Kursthema: Technische Informatik A B AB F F F F W W W F W W W F Entw. A oder B A XOR B Version vom 07.04.2017 A B AB F F W F W F W F F W W W A genau dann wenn B A XNOR B Wichtige logische Verknüpfungen mit 2 Variablen das sind logische Funktionen und ihre Wahrheitswertetafeln, durch die sie definiert sind. Verallgemeinerung auf n Variable. Ein Term T aus Aussagenvariablen und logischen Funktionen heißt Boolescher Term. Beispiele: A (BC) (A B) (A C) (A B) (A B) Zwei Boolesche Terme heißen äquivalent (T1 T2 ) wenn ihre Wahrheitswerte bei der Belegung mit allen Kombinationen der Werte ihrer Variablen mit W und F übereinstimmen. Logische Gesetze: Gesetze oder Regeln des logischen Schließens sind Aussagen über logische Verknüpfungen. (Es sind selber auch Aussagen, gehören aber zur Metasprache der Aussagenlogik.) A A , d.h. nicht nicht A ist äquivalent zu A (Doppelte Negation) de Morgan-Gesetze. ( AB) A B AB (A B) A B AB wenn A dann B ist äquivalent zu A B AB: entweder A oder B A xor B ist äquivalent zu (AB) (AB) Distributivgesetze: A(BC) (AB) (AC) Das 2. Distr.Ges. entsteht durch Vertauschen von und ! also: Die Beweise werden mit Wahrheitswertetafeln geführt. A B AB ( AB) A B AB F F F W W F W W Beispiel De Morgan-Gesetz 1 ( AB) A B Aufgaben: Beweisen Sie die restlichen aufgeführten Gesetze auf diese Weise! Wie lautet das 2. Distrubutivgesetz? Beweis durch Wertetabelle! De-Morgansche Gesetze: Formuliere sie umgangssprachlich auf verschiedene Weisen! Seite 2 Kursthema: Technische Informatik Version vom 07.04.2017 Die Größe genetischer Codes und unseres in der Großhirnrinde gespeicherten Wissens Größe genetischer Codes Lebewesen Größe der Erbinformation Vergleich Virus 10 000 Bit = 1 KBYTE 1 Buchseite Bakterie 1 000 000 Bit = 122 KBYTE 1 kleines Buch (100 Buchseiten) Mensch 5 000 000 000 Bit = 600 MBYTE 1000-bändige Bibliothek Träger der Erbinformation: Gene Größe unserer "Gehirn-Bibliothek": 100·10^12 Bit (= 12000 GBYTE) auf einer Masse von 1400 g. Träger des Wissens: Neuronen Physikalische Grundlagen a) Strom- und Spannungsmodell, der Transistor als Schalter b) Technische Repräsentation der Gesetze des Denkens: Schaltungslogik Aufbau Ansicht eines Halbleiterplättchens (engl. Die) mit einem Bipolartransistor von oben und den Anschlußdrähten Der Bipolartransistor ist eine Kombination aus drei abwechselnden p- und n-dotierten Halbleiterschichten (npn bzw. pnp). Diese entgegengesetzt geschalteten p-n-Übergänge müssen nahe beieinanderliegen, um die Transistorfunktion zu realisieren. Die drei unterschiedlich dotierten Bereiche werden als Kollektor (C), Basis (B) und Emitter (E) bezeichnet. Die Basis ist besonders dünn und liegt zwischen Kollektor und Emitter. Erste Bipolartransistoren wurden aus einem n-dotierten Halbleiterplättchen hergestellt, in welches von beiden Seiten durch Diffusion von Seite 3 Kursthema: Technische Informatik Version vom 07.04.2017 p-Dotanden die Emitter- und die Kollektorzone eingebracht wurden, bis zwischen diesen pdotierten Gebieten nur noch ein geringer Abstand im Inneren des Plättchens war. Die beidseitige Kontaktierung erfolgte durch Drähte, während der Basisanschluss durch das Halbleiterplättchen selbst gebildet wurde (daher die Bezeichnung Basis). Kollektor- und Emittergebiet sind unterschiedlich stark dotiert. Dieser asymmetrische Aufbau bewirkt ein unterschiedliches Verhalten im Normal- und Inversbetrieb. Aufgrund von Optimierungen sind Bipolartransistoren heutzutage aus mehr als drei Schichten aufgebaut, die zusätzlichen Schichten sind nicht in Form von weiteren p-n-Übergängen zusammengesetzt, sondern die drei Hauptschichten sind in Zonen unterschiedlicher Dotierungsdichte gegliedert. Die Kollektorzone besteht hierbei immer aus mindestens zwei unterschiedlich stark dotierten Zonen. Die Bezeichnungen npn und pnp beziehen sich nur auf den aktiven inneren Bereich, jedoch nicht den tatsächlichen Aufbau. Bipolartransistor → Hauptartikel: Bipolartransistor Schaltsymbole des Bipolartransistors Schema eines npn-Transistors, der im Verstärkungsbereich betrieben wird. Im Halbleiterkristall wird elektrischer Strom durch Löcher und Elektronen übertragen. Bipolartransistoren, der wichtigste Vertreter bipolarer Transistoren, werden durch einen elektrischen Strom angesteuert. Die Anschlüsse werden mit Basis, Emitter, Kollektor bezeichnet. Ein kleiner Steuerstrom auf der Basis-Emitter-Strecke führt zu Veränderungen der Raumladungszonen im Inneren des Bipolartransistors und kann dadurch einen großen Strom auf der Kollektor-Emitter-Strecke steuern. Je nach Dotierungsfolge im Aufbau unterscheidet man zwischen npn- (negativ-positiv-negativ) und pnp-Transistoren (positiv-negativ-positiv). Dotierung bedeutet in diesem Zusammenhang das Einbringen von Fremdatomen bei dem Herstellungsprozess in eine Schicht des hochreinen Halbleitermaterials, um die Kristallstruktur zu verändern. Die Bezeichnung bipolar leitet sich bei diesem Transistor von dem Umstand ab, dass der Ladungsträgertransport im Transistor sowohl durch bewegliche negative Ladungsträger, die Elektronen, als auch durch positive Ladungsträger, sogenannte Defektelektronen, gebildet wird. Defektelektronen, auch als Löcher bezeichnet, sind unbesetzte Zustände im Valenzband, die sich durch Generation und Rekombination von Elektronen im Kristall bewegen. Bipolartransistoren sind grundsätzlich immer selbstsperrend: Ohne Ansteuerung mittels eines kleinen Stromes durch die Basis-Emitter-Strecke sperrt der Transistor auf der Kollektor-Emitter-Strecke. Seite 4 Kursthema: Technische Informatik Version vom 07.04.2017 Im Schaltsymbol ist der Anschluss Emitter (E) in beiden Fällen mit einem kleinen Pfeil versehen: Bei einem npn-Transistor zeigt dieser vom Bauelement weg, beim pnp-Transistor weist er zu dem Bauelement hin. Der Pfeil beschreibt die elektrische Stromrichtung (Bewegung gedachter positiver Ladungsträger) am Emitter. Der Anschluss in der Mitte wird Basis (B), der dritte Anschluss Kollektor (engl.: collector, C) genannt. In frühen Jahren wurde bei den damals oft eingesetzten diskreten Transistoren zur Kennzeichnung des Transistorgehäuses ein Kreis um das jeweilige Symbol gezeichnet. Die Kreissymbole sind durch den heutigen vorherrschenden Einsatz integrierter Schaltungen unüblich geworden. Vom Transistor zum Gatter Der Transistor als Die meisten in el. Schaltungen eingesetzten Schalter Transistoren arbeiten als Schalter. Wir wollen nun zeigen, wie man einen solchen Schalter verwendet. Ist S nach oben gelegt, der mit dem Pfeil gekennzeichnete Eingang, die Steuerelektrode des Transistors mit dem Pluspol verbunden, läuft der Motor M. Der Transistor reagiert wie ein geschlossener Schalter. Ist S aber nach unten gestellt, die Steuerelektrode des Transistors also mit dem Minuspol verbunden, bleibt der Motor stehen, der Transistor reagiert jetzt wie ein geöffneter Schalter. Diese Eigenschaft, dass man einen Transistor als Schalter verwenden kann, wollen wir jetzt ausnützen, um logische Schaltungen zu bauen. Wir wollen auch klären, was wir unter einer logischen Schaltung verstehen wollen. NOT-Schaltung Liegt die Steuerelektrode E auf hohen Potenzial (Pluspol) zeigt das linke Voltmeter eine Spannung an und der Transistor arbeitet als geschlossener Schalter. Elektrizität fließt vom Pluspol durch Widerstand und Transistor zum Minuspol. Dabei liegen die Stellen (2) und (3) auf gleichem Potenzial, das rechte Voltmeter zeigt demnach die Spannung 0 Volt an. Legen wir jetzt die Steuerelektrode E auf tiefes Potenzial (Minuspol) zeigt das linke Voltmeter keine Spannung (genauer: 0 Volt) an. Der Transistor wirkt als geöffneter Schalter. Die Stellen (1) und (2) liegen auf gleichem Potenzial. Demnach herrscht zwischen den Stellen (2) und (3) eine Potenzialdifferenz, das rechte Voltmeter zeigt eine Spannung an. Die Funktionsweise der Schaltung lässt sich in einer Tabelle verdeutlichen: E A Spannung keine Spannung keine Spannung Spannung Setzen wir die Tatsache, dass Spannung gemessen wird "1" und dass keine Spannung gemessen wird "0", so erhalten wir die Tabelle, des Verneiners, also eine Schaltung, die wie ein logisches NOT reagiert. Wir nennen diese "logische" Schaltung ein NOT-Gatter. Die Schaltung verhält sich zur Logik wie ein äquivalentes Modell. Mit dem Hintereinander- und dem Parallelschalten zweier Transistoren lassen sich noch weitere logische Schaltungen realisieren. Seite 5 Kursthema: Technische Informatik Version vom 07.04.2017 NAND-Schaltung Durch den Widerstand fließt nur dann Elektrizität, wenn beide Transistoren als geschlossene Schalter fungieren, d.h. wenn E1 und E2 auf positiven Potenzial liegen, zwischen E1 bzw. E2 und dem Minuspol also eine Spannung liegt. Wenn aber durch Widerstand und Transistoren Elektrizität fließt, sind die Stellen (2) und (3) auf gleichem Potenzial, in A ergibt sich demnach ein negatives Potenzial. Zwischen A und Stelle (3) wird keine Spannung gemessen. In allen anderen Fällen, wenn also an E1, E2 oder an beiden E1 und E2 negatives Potenzial liegt, fließt keine Elektrizität, liegen die Stellen (1) und (2) auf gleichem Potenzial und zwischen A und Minuspol wird eine Spannung gemessen. Wir bekommen somit folgende Tabelle: E1 E2 A keine Spannung keine Spannung Spannung Spannung keine Spannung Spannung keine Spannung Spannung Spannung Spannung Spannung keine Spannung Ersetzt man "Spannung" wieder durch eine "1" und keine Spannung durch "0" so erkennt man die Äquivalenz zwischen Funktionstabelle der Schaltung und Funktionstabelle des NANDs. Unsere "logische" Schaltung nennen wir deshalb NAND-Gatter NOR-Schaltung A liegt nur dann auf positiven Potenzial, wenn sowohl E1 als auch E2 auf negativen Potenzial liegen. Entsprechend den bereits beschriebenen Fällen, stellen wir folgende Tabelle auf: E1 E2 A keine Spannung keine Spannung Spannung Spannung keine Spannung keine Spannung keine Spannung Spannung keine Spannung Spannung Spannung keine Spannung Der Vergleich zwischen Funktionstabelle der el. Schaltung und der Funktionstabelle des NOR (dem negierten OR) offenbart auch hier die Äquivalenz. Wir nennen diese logische Schaltung NOR-Gatter Seite 6 Kursthema: Technische Informatik Version vom 07.04.2017 Seite 7 Kursthema: Technische Informatik Version vom 07.04.2017 Übungsaufgaben: 1. Wie viele zweistellige Schaltfunktionen gibt es? a. Wie kann man die Subjunktion (Wenn A, dann B) durch „and“ und „or“ und „not“ darstellen? b. Gleiche Frage für „XOR“ und für „XNOR“ 2. Die Schaltfunktion a NAND b ist die Negation von A and B. a. Geben sie eine Wertetabelle an und entwickeln Sie ein IC für NAND! b. Alle Schaltfunktionen lassen sich durch „and“ und „or“ und „not“ ausdrücken. Sie bilden eine Basis für die Schaltalgebra. Zeigen Sie dass man nur mit NAND eine weitere Basis für die Schaltalgebra zur Verfügung hat. Anleitung: Drücken sie „and“ und „or“ und „not“ durch NAND aus! (evtl. ND Abkürzung für NAND verwenden) c. Geben Sie auch eine Schaltung für die Lösung von b) an. 3. Zeigen Sie durch Wertetabelle, dass die folgenden Schaltterme äquivalent sind (a ^ b) -> c und a -> (b -> c) Zweite Möglichkeit: Verwende die Lösung von Aufg. 1a) und benutze die Gesetze der Schaltalgebra! 4. Vereinfache folgende Schaltterme mit den Regeln der Schaltalgebra: (a b) (b c) ((a b) b) Seite 8