“MISERE“ Salm 50 Musik von Johann Adolf Hasse und Marco Podda Für Sopran, Bariton, Chor, Streichquintett, Flöte, Harfe und Sprecher Misere ist der bekannteste Psalm der Buße aus den Gesängen Davids und wird so nach den Anfangsworten der lateinischen Version bezeichnet: “Misere mei,Deus,secundum magnam misericordiam tuam“ vergib mir oh Herr, für deine große Barmherzigkeit(misericordia). “Miserere“ bedeutet wörtlich habe Mitleid und ist auch gleichzeitig das Anfangswort in der volgata latina des ersten Psalms. Im Titel des hebräischen Textes, sowie auch in den älteren Ausführungen wird der Psalm auf David zurückgeführt und zeichnet den Augenblick an dem der Prophet Nathan sich ihm vorstellte um ihn des Ehebruchs mit Bethsabea zu rügen. Tatsächlich ist der Psalm eine Form der Reue und wird in der katholischen Liturgie sehr oft bei öffentlicher oder privater Trauer verwendet, vor allem in der Fastenzeit oder in der Karwoche. Er ist oft vertont worden, vor allem für di “ uffici delle tenebri“ ,die mit großer Feierlichkeit in den großen Basiliken von Rom gefeiert wurden. Johann Adolf Hasse(*Bergdorf,Hamburg 1699 + Venedig 1783) der liebe Sachse ,der lange Zeit in Italien lebte und vor allem in Venedig,wo er Capellmeister am Konservatorium für die Unheilbaren war und dessen Werke in Neapel ,im Teatro S.Carlo, aufgeführt wurden , heiratete eine berühmte italienische Sängerin, Faustina Bordoni, regierte in allen europäischen Opernhäuser ,inklusive den italienischen, und komponierte mehrere Versionen des Miserere. Das berühmteste war für das Konservatorium der Unheilbaren komponiert worden.Das hier vorgestellte Miserere ist Bestandteil der Sammlung Noseda (Fondo Noseda) in Mailand. Raffaele Mellace beurteilt in einem umfassenden Werk über den Musiker aus Hamburg(Johann Adolf Hasse, Epos,2004 Seite 442) diese a cappella Komposition als sehr fragwürdig.Der musikalische Katalog,der diesem Werk beigelegt ist wurde dem Konservatorium in Mailand von der Tochter Hasses und Bordonis Anfang des 19 Jh. geschenkt worden.Diese liefern Kompositionen mit dem selben Titel ,werden aber von einem Orchester ausgeführt. Marco Podda(*1963 Triest) eklektischer Komponist hat etliche Leitmotive für Prosastücke komponiert.Seine Begeisterung ist aber die Sakralmusik die er bei Hasse in einer unvergleichlichen Interpretation erklingen lässt, indem er Sequenzen des „Lieben Sachsen“ aus dem 18 Jh. mit modernen Eigenkompositionen verbindet.Die ungeraden Verse des Psalms,die von einem Unbekannten stammen,aber Hasse zugeordnet werden,urspünglich einfache Stimmen,werden hier durch die Instrumente verdoppelt: einem Steichquintett,einer Flöte,einer Harfe,die in der Azufführung sich mit zwei solostimmen vermischt,einem Sopran und einem Bariton,einem Sprecher und dem Chor. Das Ergebnis ist eine faszinierende Komposition,modern und antik zur selben Zeit obwohl die Kräfte der Musik aus verschiedenen Jahrhunderten aufeinandertreffen und somit sich gegenseitig zu Vitalität verehelfen. Diese Musik kann auch mit der Restaurierung und Revitalisierung alter Gebäude ,wie vorallem in Berlin ersichtlich,verglichen werden.Moderne Elemente schützen die alte Pracht und ermöglichen ein Leben wo leben nicht mehr möglich war.