kammerorchester der basler chemie k o b c KONZERT Donnerstag, 22. November 2007, 20.15 Uhr Peterskirche, Basel Leitung: Solist: Christina Schwob Tytus Miecznikowski, Violoncello F. Schubert Ouvertüre "Der häusliche Krieg" J. Haydn Cellokonzert Nr. 2 D-Dur W. A. Mozart Sinfonie D-Dur Nr. 31 "Pariser" KV 297 Eintritt: Fr. 25.- (Schüler und Studenten Fr. 15.-) Abendkasse ab 19.30 Uhr Information: www.kobc.ch Programm Donnerstag, 22. November 2007, 20.15 Uhr Peterskirche, Basel Leitung: Solist: Christina Schwob Tytus Miecznikowski, Violoncello Franz Schubert (1797-1828) Ouvertüre des Singspiels "Der häusliche Krieg" (ergänzt von Fritz Racek) Joseph Haydn (1732-1809) Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 D-Dur op. 101 (Hob VIIb 2) Allegro moderato - Adagio - Allegro Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Sinfonie Nr. 31 D-Dur "Pariser" (KV 297) Allegro assai - Andantino - Allegro Nächstes Konzert: Sonntag, den 20. April 2008, abends Benefizkonzert in der Aula des Bethesda-Spitals Basel Franz Schubert (1797-1828): Ouverture „Der häusliche Krieg“ Schuberts wohl bekanntestes Bühnenwerk, das heitere einaktige Singspiel „der häusliche Krieg“ nach dem Libretto „Die Verschworenen“ von Ignaz Franz Castelli, entstand im Frühjahr 1823, wurde jedoch erst im März 1861 durch Johann Herbeck in einem Konzert der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien uraufgeführt. Die Existenz der Ouvertüre dazu war der Forschung bislang unbekannt geblieben. Die 80 Takte, die am Anfang fehlten, wurden - nach ihrer Entdeckung 1958 - von Dr. Fritz Racek ergänzt. Dass sie mit hohem Anspruch auf Originaltreue rekonstruiert werden konnten, ist dem Umstand zu verdanken, dass die Ouvertüre – entgegen Schuberts sonstiger Gepflogenheit – ihr gesamtes Themenmaterial dem Opernfinale entlehnt, wobei manche Takte sogar notengetreu, bzw. transponiert wiederkehren. Die Geschichte der Oper erzählt die Not der Frauen mit den Männern, die sich durch die ständigen Kreuzzüge und Kriege der Gatten vernachlässigt fühlten und den Plan schmiedeten, die Männer für ihre Abwesenheit mit Liebesverweigerung zu bestrafen. Die Männer werden jedoch vom Pagen Udolin, der die Verschwörung der Frauen gegen die Männer gehört hat, gewarnt. Und die Männer beschliessen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Die Frauen ergeben sich erst, nachdem die Ritter versprochen haben, von nun an auf der Burg allein für die Minne zu leben. Der häusliche Krieg ist beendet. Joseph Haydn (1732-1809): Konzert Nr. 2 D-Dur für Violoncello u. Orchester Haydn hat sechs Cellokonzerte geschrieben, von denen das Konzert Nr. 2 aus dem Jahr 1783 das am meisten gespielte ist. Da das Autograph lange Zeit als verschollen galt, wurde am Werk verschiedentlich herummanipuliert. Die Echtheit als Komposition Haydns wurde deshalb bezweifelt, weil die Behandlung des Soloparts, insbesondere was die Bevorzugung der hohen Lagen betrifft, gegenüber den anderen Violoncellokonzerten des Meisters virtuoser gehalten ist. Das Werk ist mit seiner eingängigen und volkstümlichen Melodik meisterhaft in der klassischen Konzertform gestaltet. Solokadenzen vom Komponisten existieren nicht, doch ist in allen drei Sätzen die Möglichkeit gegeben, solche einzulegen. W.A. Mozart (1756-1791): Sinfonie Nr. 31 D-Dur „Pariser“ Im Auftrag von Jean Le Gros komponierte Mozart im Juni 1778 eine „Sinfonia a 10 instrumenti“, deren Uraufführung im Rahmen der Concerts spirituels“ am Fronleichnamssamstag (18.Juni 1778) stattgefunden hat. In diesem Werk stellte sich der Meister auf den etwas oberflächlichen Geschmack des Grossstadtpublikums ein, dem gewisse äusserliche Wirkungen Eindruck machten. Die Sinfonie weist die bislang umfangreichste Besetzung mit Klarinetten, Trompeten und Pauken auf. Die Bläser wirken allerdings nicht nur auf den Klang, sondern auch auf die kompositorische Struktur ein. Er bediente sich auch ausgiebig des von den Parisern so sehr bewunderten „premier coup d’archet“,: darunter verstand man den präzisen Forte-Einsatz des Orchestertutti zu Anfang eines Satzes oder nach einer Pianostelle. Dazu fällt der geradezu verschwenderische Einfallsreichtum auf – sowohl in motivischer als auch in formaler Hinsicht. Der 1. und 3. Satz wurde mit Applaus aufgenommen, während das Andante weniger ansprach, worauf Mozart einen neuen (heute kaum mehr aufgeführten) langsamen Satz schrieb. Der erste Satz beginnt mit einem schwungvollen Lauf und das Seitenthema gibt den Instrumentalisten durch seine polyphone Verarbeitung die Möglichkeit des Hervortretens. Das Andante hebt sich wohltuend von der Klangpracht der Ecksätze ab. Das Menuett fehlt. Im Schlusssatz findet Mozart Raum für ausgedehnte Fugato-Abschnitte, die an die letzten Sinfonien erinnern. Musikalischer Lebenslauf von Tytus Miecznikowski Tytus Miecznikowski wurde 1964 in eine bekannte Krakauer Künstlerfamilie hineingeboren. Er begann mit sechs Jahren Violine zu spielen, widmete sich später aber ganz dem Cello. Nach seinem Studium bei Miklos Perényi an der Franz Liszt-Akademie in Budapest und am Konservatorium Bern ist er in unterschiedlichen Formationen auf den Bühnen Europas zwischen Moskau und London aufgetreten. Tytus Miecznikowski hat sowohl als junger Violinist als auch als Cellist an mehreren Wettbewerben Preise gewonnen, unter anderem den Musikpreis der Stadt Krakau. Von 1988 bis 1990 war er als Solocellist mit der Deutschen Kammerphilharmonie verbunden. Der Komponist Zbigniew Bujarski widmete ihm ein Cellokonzert, das er 1994 in Krakau uraufführte. 1996 und 1999 entstanden CD-Aufnahmen der Suiten für Violoncello solo von J.S. Bach. Derzeit lebt Tytus Miecznikowski in Turin und tritt als Solist und Kammermusiker auf. Christina Schwob, Violoncellistin und Dirigentin ist in einem musikinteressierten Elternhaus aufgewachsen. Sie studierte Violoncello auf dem 2. Bildungsweg bei Jean Paul Guéneux. 1981 erlangte sie das Lehrdiplom beim Schweiz. Musikpädagogischen Verband. Sie unterrichtet dieses Intrument an der Musikschule beider Frenkentäler in Baselland und hat reiche Kammermusik- und Orchestererfahrung. Bei Bruno Goetze studierte sie Orchesterleitung. Sie ist Dirigentin des Kammerorchesters Allschwil, des Kammerorchesters der Basler Chemie und des Kammerorchesters “La Pastorella”. Das Kammerorchester der Basler Chemie (KOBC) wurde 1965 als “Orchester des Kunstkreises CIBA” gegründet. Es bestehen heute noch starke Bindungen zur chemischen Industrie, das Orchester ist aber seit 2001 ein unabhängiger Verein. Es bietet Liebhabermusikern Gelegenheit, Werke von Barock bis Hochromantik, gelegentlich auch bis zur Moderne, zu spielen. Auch Werke der Unterhaltungsmusik stehen bei passenden Anlässen zur Verfügung. Wir musizieren zur eigenen Freude, aber auch, um unserem Publikum Bekanntes und Unbekanntes zu Gehör zu bringen. Das KOBC präsentiert sich sowohl bei öffentlichen Konzerten als auch gelegentlich bei Benefiz-Veranstaltungen und musikalischen Umrahmungen feierlicher Anlässe. Seit über einem Jahrzehnt steht das Orchester unter der musikalischen Leitung der Dirigentin und Cellistin Christina Schwob. Ein grosses Anliegen ist es uns, jungen Musikern/innen Gelegenheit zu geben, öffentlich Solowerke mit Orchesterbegleitung zu spielen. Seit 1999 wird das Orchester von einem professionellen Konzertmeister angeführt. Das Kammerorchester der Basler Chemie freut sich immer über Neuzugänge. Im Moment sind Violinen, Kontrabässe und Hörner besonders gefragt. Nähere Informationen zu Mitgliedern, Proben und Aktivitäten finden sich im Internet unter der Webseite www.kobc.ch. Wissenswertes über Streichinstrumente Die Streichinstrumente, welche bei uns heute in der modernen und in der historischen Musikpraxis verwendet werden, gehören zu den Familien der "Geigen" und der "Violen". Wie wenig sich daran über Jahrhunderte geändert hat, zeigt ein Vergleich der heute verwendeten Instrumente mit den Beschreibungen in der Instrumentenkunde Syntagma Musicum II "De Organographia" von Michael Praetorius, welche 1619 veröffentlicht wurde. Wir finden dort Geigen oder Viole de Braccio in Bass, Tenor und Discant, welche in Tonlage, Besaitung und ungefährer Bauart Cello, Bratsche und Geige entsprechen. Das Kontrabassinstrument ist anders gebaut als heute. Wir finden daneben Viole de Gamba (auch - di Gamba, heute meist - da Gamba) in Lagen vom Sopran bis zum Kontrabass, meist mit 6 oder 7 Saiten und Bünden am Griffbrett, ähnlich wie bei der Gitarre. Die Unterscheidung da Gamba (auf den Oberschenkeln oder zwischen den Beinen) und da Braccio (im Arm) bezieht sich eigentlich nur auf die kleinen Instrumente, die tiefen Instrumente da Braccio müssen wegen ihrer Gösse entgegen dem Namen zwischen den Beinen oder stehend gespielt werden. "Bratsche" ist eine Eindeutschung von Viola da Braccio, "Gambe" von Viola da Gamba. Systematisch gehören alle genannten Streichinstrumente zur Klasse der Halszithern, zusammen mit der Gitarre und ähnlichen Instrumenten. Ihr Gerüst besteht aus Decke mit Steg und Saiten, Boden (Rückseite), Zarge (Seitenwand) und einem an der Zarge angesetzten Saitenhals mit Wirbelkasten und Griffbrett. Die Violen haben - im Gegensatz zu den Instrumenten der Geigenfamilie - einen gegen den Hals auslaufenden, ziemlich tiefen Rumpf mit einer dachartigen Abschrägung des Bodens. Die präziser, direkter und lauter klingenden Geigeninstrumente haben wegen diesen Eigenschaften die Violen in der ersten Hälfte des 18. Jhd. weitgehend verdrängt. In der italienischen Sprache fehlt ein eigenes Wort für die Geigenfamilie. Die Bezeichnung der modernen Instrumente basiert auf Viola (Bratsche), dem mittleren Instrument, einem Nachfahren der mittelalterlichen Fiedel. Das kleinere Instrument wird durch die verkleinernde Nachsilbe ...ino gebildet: Violino (Geige), das grosse Bassinstrument durch die Nachsilbe ...one: Violone. Die kleine Form des Bassinstrumentes wird durch das verkleinernde Nachwort ...cello aus Violone gebildet: Violoncello (vereinfacht Cello). Gelegentlich wurde auch, nochmals verkleinert, das Violoncello piccolo vorgeschrieben. Der Contrabasso (deutsch Kontrabass) suggeriert eine musikalische Gegenfunktion, die er normalerweise nicht wahrnimmt. Er ist meistens ein "Mitläufer" der Bassstimme eine Oktave tiefer, der Name kommt vermutlich von der Kontraoktave der Tonskala, in die er hineinreicht. Es gibt ihn als Abkömmling von Geigen und Violen, das moderne Instrument ist eine Mischform. Der Violone darf nicht einfach mit dem Kontrabass gleichgesetzt werden. Bei Dietrich Buxtehude und Zeitgenossen z.B. ist die Bassstimme oft mit Violone bezeichnet. Aus der Stimmführung ist klar, dass es sich um ein Instrument in der Basslage handelt, nicht eine Oktave tiefer. In der Renaissance finden wir Musik für reine Violenensembles. In dieser Zeit und später waren die Besetzungen aber meist gemischt (z.B. zwei Geigen und drei Violen). Solche Besetzungen finden sich häufig bis etwa 1700. Schon früher treten aber "moderne" Besetzungen auf, z.B. 1638 in Monteverdis Ballo delle Ingrate, wo mit "cinque viole da brazzo" ein vollständiges Streichquintett vorgeschrieben ist. Die Geigen- bzw. da braccioForm hat sich durchgesetzt, seit Bach und Vivaldi meist 4-stimmig, nämlich 2 Violinen (Geigen), Viola (Bratsche), Violoncello (Cello), dazu ggf. der Kontrabass. Als Saiten wurden und werden noch heute gedrehte Därme verwendet, bei tiefen Saiten teilweise mit Metall umwickelt. Praetorius beschreibt schon den gelegentlichen Einsatz von Messing- oder Stahldrähten. Im Verlauf der letzten 100 Jahre hat in der modernen Musikpraxis die Saite mit Stahlkern und Metallumwicklung (Silber, Alumimium, Stahl oder neuerdings das äusserst schwere und harte Wolfram) die Darmsaite grösserenteils verdrängt. Dies geschah wegen besserer Haltbarkeit, grösserem Tonvolumen und geringerem Preis. Die Darmsaite wird aber wegen des feineren Klanges von manchen Spielern immer noch bevorzugt. Im Mittelalter waren die Streichbogen pfeilbogenartig gebaut, deshalb der Begriff "Bogen". Später waren die Stangen fast gerade, ganz schwach nach aussen gewölbt. Erst am Ende des 18. Jhd. wurde der moderne Bogen entwickelt, dessen Stange nach innen (zu den Haaren) gewölbt ist. Die Bogen der Geigenfamilie werden auf der Stangenseite gehalten (von vorne), die Violenbogen auf der Haarseite (von hinten). Für Kontrabässe gibt es den "französischen" Bogen der Geigenfamilie und den "deutschen" Bogen, welcher eine Mischform darstellt und von der Seite gehalten wird. Diese Bauart verdrängt bei uns immer mehr den traditionell "französischen" Bogen. Als Bespannung werden mit Kolophonium bestrichene Pferdeschweifhaare verwendet. Die Geige hat sich in den letzten 400 Jahren kaum verändert. Das heutige Cello, obwohl wie bei Prätorius beschrieben schon lange in ähnlicher Form vorhanden, ging in Italien vor etwas mehr als 300 Jahren aus einem grösseren Instrument hervor und ist seither praktisch unverändert geblieben. Seit dem 19. Jhd wird es mit einem Stachel als Stützhilfe gespielt. Die Bratsche variiert in der Grösse erheblich mehr als Geige und Cello. Der moderne viersaitige Kontrabass entstand vor etwa 200 Jahren und ist in Form und Grösse variabel, hat aber heute immer Violenform. Gelegentlich werden auch fünf- und in der Volksmusik dreisaitige Instrumente verwendet. Im vergleich zu den Blasinstrumenten, welche im 19. Jhd. eine enorme Entwicklung und mechanische "Aufrüstung" erfahren haben, sind die Veränderungen bei den Streichinstrumenten über mehrere Jahrhunderte erstaunlich klein. Seit dem Ende des 19. Jhd. wird in der modernen Musikpraxis mit durchgehendem Vibrato gespielt, erzeugt durch "Wackeln" der linken Hand auf dem Griffbrett. Der Klang wird dadurch gesanglicher und voluminöser. Die Bläser haben dies (als Atemvibrato) später übernommen. Niklaus Rotzler