Wespen stehen auf Grillfleisch, Obst und Marmelade Der NABU bittet um Rücksichtnahme beim Entdecken von Wespennestern Der NABU bittet um Rücksichtnahme beim Entdecken von Wespennestern am Haus. Die Naturschützer raten zur Gelassenheit, denn der Wespenstaat stirbt im Herbst sowieso ab, und nur Jungköniginnnen überleben. Im Hochsommer ist das Wespenvolk am größten, und die Tiere sind ständig auf Suche nach Nahrung. Wespen füttern ihre Brut zum Beispiel mit Fleisch und benötigen Pflanzensaft und alles Süße zur eigenen Stärkung. Jena - Die meiste Zeit des Jahres leben Menschen und Wespen friedlich nebeneinander. Im August allerdings haben Wespen Hochkonjunktur und nerven viele Bürgerinnen und Bürger. Rainer Hanke ist Wespenberater beim Naturschutzbund (NABU) in Thüringen und weiß warum das so ist: „Im Hochsommer hat sich das Wespenvolk zu seiner größten Stärke entwickelt. Ständig sind die Tiere auf Nahrungssuche für sich und ihre hungrige Brut. Ein Besuch am Kaffeetisch oder beim Abendbrot bleibt da nicht aus.“ Im August hat der ehrenamtliche Wespenberater ziemlich viel zu tun. Fünf bis sechs Anrufe pro Woche sind da keine Seltenheit. Rainer Hanke ist vor allem Spezialist für Hornissen, eine unserer größten Faltenwespenarten. „Wir Menschen nehmen die Tiere erst jetzt im August wahr, wo das Wespenvolk auf eine stattliche Anzahl von Insekten angewachsen ist. Den größten Teil des Jahres bleiben Wespen eigentlich unentdeckt. Ich rate deswegen erst mal zur Gelassenheit, denn der Wespenstaat stirbt im Herbst sowieso ab und nur die Jungköniginnen überleben“, erklärt Rainer Hanke. Ihren allgemeinen schlechten Ruf haben die Wespen vor allem der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe zu verdanken. Sie sind es, die in erster Linie den Kaffeetisch und die Grillfete belagern. „Die beiden Wespenarten mögen zum Beispiel Grillfleisch, Obst und Marmelade. Die Kohlenhydrate aus der süßen Nahrung benötigen sie für ihre eigene Versorgung. Süßes ist für die Tiere ein bisschen wie das Kerosin für Flugzeuge. Mit den Proteinen aus Fleisch und Wurst versorgen sie ihre Brut“, berichtet Rainer Hanke. Um an einem Wespennest mit den surrenden Bewohnern nicht in Konflikt zu geraten, empfiehlt der NABU ein Sicherheitsabstand von zwei bis drei Metern. Sind Kleinkinder auf dem Grundstück, ist eine Absperrung zum Beispiel mit einfachem Absprerrband empfehlenswert. Der Experte des NABU rät auch die alten Nester zu belassen, denn diese können nützlichen Insekten wie Schwebfliegen und Marienkäfern als Winterquartier dienen. Rainer Hanke sieht in Wespen auch mehr als nur störende Plagegeister, denn in Deutschland gibt es einige hundert Wespenarten. „Von der Eichengallwespe bis hin zur Hornisse, allen gemeinsam ist ihre bedeutende Funktion im Naturhaushalt.“ Was den meisten unbekannt ist, ist die hohe Bestäubungsleistung dieser Insekten. Normalerweise denkt man beim Bestäuben von Wild- und Nutzpflanzen hauptsächlich an Bienen. Aber vor allem im Frühjahr besuchen Wespen Blüten, um ihren Energiebedarf zu decken. Soziale Faltenwespen versorgen ihre Brut im Sommer mit verschiedensten Insekten, die für uns teilweise als Schadinsekten gelten. Quellen belegen, dass 300 Wespenarbeiterinnen etwa 2.500 Fliegen und 650 andere Insekten innerhalb von sechs Stunden erbeuten können. Dieser ökologische Nutzen ist auch der Grund warum Rainer Hanke die sprichwörtliche Lanze für die Wespen bricht und dazu rät, entdeckte Nester am Haus zu belassen, wenn es irgendwie möglich ist oder sich Rat beim Fachmann zu suchen. Es ist ein Irrglaube, wenn man meint, die Wespen sind nur darauf aus, uns zu stechen. Als erstes Mittel bevorzugen die Tiere die Flucht. Wenn sie sich angegriffen fühlen wehren sie sich und in Nestnähe verteidigen sie ihr Volk. Eine Liste zu Fachleuten in Thüringen und weitere Informationen zum Thema Wespen finden sich unter www.NABUThueringen.de. Beraten können aber auch die Unteren Naturschutzbehörden. Interessante Praxistipps im Umgang mit Wespen liefert die Broschüre „Bienen, Wespen und Hornissen – Kein Grund zur Panik“. Die Broschüre erhalten Sie gegen Einsendung eines Unkostenbeitrages von 3,00 Euro (inkl. Porto) beim NABU Thüringen in Leutra 15, 07751 Jena, Tel.: 03641/60 57 04.