Tag zur Prävention von Missbrauch und Gewalt 2011 enditnow Materialsammlung “GELIEBT UND ERMUTIGT” von Mable C. Dunbar Prepared by the General Conference Abuse Prevention Emphasis Day Committee Composed of representatives from: Adventist Chaplaincy Ministries Adventist Review Children’s Ministries Education Department Family Ministries Health Ministries Ministerial Association Women’s Ministries Youth Ministries Übersetzung: Eva Reuter, Abteilung Frauen. Österreichische Union März 17, 2011 Liebe Schwestern! Herzliche Grüße an euch, in Jesus. Wie viele Menschen kennst du, die geliebt werden? In diesem Jahr ist unser Material für den Tag zur Verhütung von Missbrauch und Gewalt überschrieben mit „Geliebt und Ermutigt“. An diesem besonderen Tag ist es unser Gebet, dass Gott unsere verletzten Schwestern und Brüder durch uns lieben möge und dass er uns alle dazu ermächtigt, unseren Wert in Gottes Augen zu erkennen. Unsere Autorin ist Dr. Mable C. Dunbar. Sie ist eine der wenigen Menschen in dieser Welt, die das Vorrecht und die Verantwortung haben, mit Frauen und deren Kindern zu arbeiten, die mit familiärer Gewalt konfrontiert sind. Dr. Dunbar leitet in den Vereinigten Staaten drei Häuser für missbrauchte Frauen und besitzt jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet der Gewalt gegen Frauen. Satan, der Feind unserer Seelen möchte nicht sehen, dass die Verletzten geheilt und gefördert werden. Gott ruft uns dazu auf, seine Hände und Füße zu sein, um anderen zu helfen. Er hat uns, den Schwestern der Gemeinde, eine heilige Verantwortung auferlegt denen zu helfen, die in Not sind. Wir sind dazu aufgerufen, die Leidenden zu besuchen und diejenigen zu lieben, die sich nach zartem Mitgefühl sehnen. Schließe dich uns an, wenn wir sagen, “Gebrauche mich Herr. Ich bin bereit, anderen in ihrer Not Liebe und Ermutigung zu geben.” Wenn wir das tun, wird Gott diese Menschen ebenfalls dazu befähigen, seinem Ruf zu folgen. Mit herzlichen Segenswünschen, Heather-Dawn Small, Director 2 Inhaltsverzeichnis Begrüßungsschreiben…………………………………………….................................………………...…… 2 Über die Autorin ……………………………………………………....................................………………… 3 Kindergeschichte: “Wenn deine Last schwer ist”...…………..................................………….... 4 Aktivität für Kinder – Blatt zum Ausmalen……………………………………………………………..…….. 6 Predigt “Geliebt und ermutigt”………………………………………..…..…………………………………… 7 Freitagabend / Sabbatschul-Programm (Rollenspiel ANNAHME)…………………….…………….. 16 Sabbat Nachmittags-Programm oder Abendstunde …………..………………….…………….………… 21 Jugendprogramm …………………………………………………………….……………………………………..……… 27 Über die Autorin Mable C. Dunbar, Ph.D., L.P.C., ist die Direktorin der Abteilungen Frauen, Familie und Seelsorge der Upper Columbia Conference. Sie ist auch die Geschäftsführerin des Netzwerkes für die Heilung von Frauen (früher Polly’s Place Network). Sie ist eine staatlich anerkannte professionelle Beraterin, geprüfte Therapeutin für kognitive Verhaltenstherapie und zertifizierte Beraterin bei familiärer Gewalt. Sie ist die Autorin von “The Truth about Us: How to Discover the Potential God Has Given You”, und Co-Autorin von “We Suffered in Silence” und “No More Excuses”. 3 Kindergeschichte “Wenn deine Last schwer ist” (Überarbeitet von www.Sermon4Kids.com) THEMA: Jesus wird dir helfen, mit Schwierigkeiten zurechtzukommen. ANSCHAUUNGSMATERIAL: Verschiedene Gegenstände, die nicht zu schwer sind. Z. B. ein Stein, ein Ziegelstein oder ein Rad. BIBELTEXT: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." Matthäus 11: 28 [LU] Wie stark bist du? Denkst du, dass du sehr stark bist? Wie viele von euch glauben, dass sie diesen Ziegelstein aufheben können? Na, da musst du schon ganz schön kräftig sein. Wie viele von euch meinen, dass sie ein Rad aufheben könnten? Nun, ich denke, wenn dir jemand dabei hilft, schaffst du es. Einige von euch mögen schwere oder traurige Sachen erlebt haben oder ihr kennt jemanden, bei dem das so ist. Vielleicht hast du eine körperliche Behinderung, die dein Leben schwierig macht. Oder vielleicht hat dein Vater seine Arbeit verloren und deine Familie hat nicht viel Geld. Es kann sein, dass jemand in deiner Familie Krebs oder eine andere ernste Erkrankung hat, vielleicht auf eine andere Weise verletzt wurde und du dir Sorgen um diesen Menschen machst. Oder es fällt dir schwer, in der Schule gute Noten zu schreiben. Ich weiß nicht, welche Schwierigkeiten du in deinem Leben erlebt hast. Manche kannst du selbst bewältigen, aber vielleicht gibt es auch einige Dinge, die du nicht alleine schaffen kannst. Du musst es auch nicht! Jesus sagt: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." Es gibt keinen Grund, sich mit den Schwierigkeiten abzuquälen, die für dich zu schwer sind. Es gibt zwei Dinge, die du tun kannst, wenn du ein großes Problem hast. Das eine ist, dass du zu Jesus beten und dich ihm anvertrauen kannst. Er wird dir helfen. Es ist aber genauso wichtig mit deinen Eltern, mit einem Lehrer, deinem SabbatschulLehrer oder irgendeinem anderen Erwachsenen zu reden, der dir helfen kann. Wenn du sehr traurig bist, dann denke daran, einen erwachsenen Menschen um Hilfe zu bitten. 4 Wir alle können lernen, Jesus zu vertrauen. Er wird uns helfen. Lieber Herr Jesus, wir sind dir dankbar dafür, dass wir, wenn wir Sorgen und Probleme haben, mit jemandem sprechen können, der für uns sorgt und auch du wirst uns helfen. Amen. 5 Aktivität für Kinder Blatt zum Ausmalen (www.sermons4kids.com) DANKE JESUS, DASS DU MIR HILFST 6 Predigt “Geliebt und ermutigt” (FO 2) Einleitung 1.Mose 1:26-27 und 1.Mose 2:18-24 erzählen die besondere und heilige Erschaffung der Menschen. Vom Anfang an waren Frauen und Männer dazu geschaffen, zu regieren und über die Erde zu herrschen. “Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib.“ (FO3) Gott erschuf Männer und Frauen, um in vollkommener Harmonie miteinander und mit Gott zu sein. Sie wurden geschaffen, um auf der Erde als Gottes Repräsentanten zu fungieren. Sie sollten ihn in allem widerspiegeln: im Gehorsam, in den Segnungen, im Regieren, und in der Fortpflanzung. (FO4) Die destruktive Agenda Luzifer war als ein heiliger Cherub geschaffen worden. Irgendwann jedoch wurde er stolz und wollte wie Gott sein. Er sagte zu sich selbst: ”Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten.“ (Jes.14:13-14). Er überzeugte viele andere Engel davon, dass diese Forderung rechtens sei. Bald entstand ein Krieg im Himmel. Satan und seine Sympathisanten wurden besiegt. Sie wurden aus dem Himmel hinausgeworfen, auf diese Erde. Satans Rachegelüste und sein Wunsch nach Macht und Kontrolle wuchsen. Als Adam und Eva von der verbotenen Frucht aßen, nutzte Satan geschickt deren Angst, Scham und Schuld, um das Abbild Gottes in ihnen zu zerstören. Satan arbeitet noch immer daran, die Menschheit zu zerstören. Eine seiner Methoden besteht in häuslicher Gewalt und Missbrauch. Gewalt in Form von Schlagen, Beschimpfen oder Erpressen sind Verhaltensmuster, die Personen anwenden, um Macht und Kontrolle über einen anderen Menschen zu erlangen, ohne seine oder ihre individuellen Rechte zu beachten. 7 (FO 5) Der Missbrauch mag physisch, sexuell, religiös, verbal, emotional, ökonomisch oder psychisch sein. Es können Aktionen oder deren Androhung sein. Durch den Missbrauch wird beabsichtigt, einen Menschern zu ängstigen, einzuschüchtern, zu terrorisieren, ihn zu manipulieren, zu kränken, zu demütigen, zu beschuldigen, zu beschämen oder zu verwunden. Die Fakten Häusliche Gewalt ist ein ernstes, weltweites Problem. Sie verletzt die grundlegenden Menschenrechte und endet oft mit ernsten Verletzungen oder mit dem Tod. Gewalt in Familien ist nicht geschlechtsspezifisch. Allerdings sind häufiger Frauen die Opfer. Global gesehen werden die Rechte der Frauen auf verschiedene Weise von sozialen, ökonomischen, politischen und religiösen Kräften beeinflusst. Mache Frauen erleben die Verletzung der Menschenrechte in einer Form, die nicht in eine der geläufigen Definitionen dieser vier Typen von Gewalt fallen. Solch eine Verletzung kann eine erzwungene oder frühe Heirat sein, weibliche Beschneidung, Ehrenmorde, Gewalt aufgrund Uneinigkeiten bei der Aussteuer, Vergewaltigung, die Tötung von Mädchen und erzwungene Sterilisation. Einige Formen der Gewalt mögen Reaktionen auf die Regierungspolitik oder die Gesetze sein. Das trifft beispielsweise auf die “ein-Kind-Politik” in China zu, die zu einem Anstieg der Tötung weiblicher Säuglinge geführt hat.1 “Soziale Traditionen und religiöse Anschauungen spielen bei der weiblichen Beschneidung und den Ehrenmorden eine Rolle. Eine frühe bzw. erzwungene Heirat wirkt sich auch auf die Kosten im Gesundheitsbereich aus, da zu frühe Schwangerschaften die Gesundheit der jungen Frauen gefährden. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko, dass es zu familiärer Gewalt kommt und Bildungsmöglichkeiten sowie Arbeitsperspektiven sind oft deutlich eingeschränkt. In Kulturen, in denen die Reinheit einer Frau die Ehre der Familie bedeutet, werden Vergewaltigungen immer häufiger zur Kriegstaktik sobald Konflikte in solchen Gebieten ausbrechen.”2 (FO 6) Gewalt gegen Frauen innerhalb der Familie geschieht gleichermaßen in den entwickelten, wie auch in den sogenannten Entwicklungsländern. Sie wurde lange als eine private Angelegenheit betrachtet. Doch die Statistiken zeichnen ein erschreckendes Bild der sozialen und gesundheitlichen Folgen die durch Gewalt gegenüber Frauen entstehen. 1 2 One Child Policy in China Designed to Limit Population Growth by Matt Rosenberg, About.com Guide Advocates for Human Rights, February 1, 2006. 8 (FO 7) Bei Frauen im Alter zwischen 15 und 44 Jahren ist Gewalt die Hauptursache für Tod und Arbeitsunfähigkeit. Weltweit werden 40-70% aller weiblichen Mordopfer durch ihren Partner getötet. In Peru zeigt der Kriminalbericht auf, dass Frauen in 70 % aller bei der Polizei gemeldeten Vorfälle von ihren Ehemännern geschlagen wurden. In den Vereinigten Staaten wird alle 18 Minuten eine Frau geschlagen. In der Tat ist in den USA häusliche Gewalt die Hauptursache für Verletzungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Weibliche Beschneidung ist eine weitere Art entsetzlicher Gewalt, die Frauen angetan wird. Laut Weltgesundheitsorganisation wurden zwischen 85 und 115 Millionen Mädchen und Frauen einer Beschneidung unterzogen und leiden dadurch an verschiedenen gesundheitlichen Folgen. Die meisten von ihnen in Afrika und in einigen Ländern des Mittleren Osten. Jedes Jahr stehen ca. zwei Millionen Mädchen in der Gefahr, beschnitten zu werden. Der beste Weg diesen Praktiken ein Ende zu bereiten ist Bildungskampagnen durchzuführen und über die gefährlichen Folgen aufzuklären. Auch Gewalt im Zusammenhang mit der Aussteuer und frühe Verheiratung bedrohen das Leben junger Frauen und Mädchen. Studien zeigen, dass das Einfordern der Aussteuer eine bedeutende Rolle spielen wenn es dazu kommt, dass Frauen verbrannt werden oder wenn der Tod von Frauen als Selbstmord hingestellt wird. In Indien werden im Schnitt täglich fünf Frauen aufgrund von Streitigkeiten bezüglich der Aussteuer verbrannt – und von vielen anderen Fällen wird niemals berichtet. Weitere Gewalthandlungen gegenüber Frauen sind Vergewaltigung, sexuelle Nötigung in der Ehe, sexuelle Belästigung, Prostitution und Menschenhandel. Hinzu kommen Vergehen wie Pornographie und die Misshandlung von Migrantinnen am Arbeitsplatz. In den Vereinigten Staaten zeigen die Statistiken, dass alle sechs Minuten eine Frau vergewaltigt wird. Ein Bericht aus sieben verschiedenen Ländern hat ergeben, dass über 60% der Opfer sexueller Nötigung ihre Peiniger kennen. In Südafrika geschieht alle zwanzig Sekunden eine kriminelle sexuelle Handlung. Viele Frauen werden zur Prostitution gezwungen. Entweder durch ihre Eltern, Ehemänner oder Freunde. Oder sie finden sich in der Prostitution aufgrund ihrer schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse wieder. Manche werden von Agenturen geködert, die ihnen versprechen, einen Ehepartner oder eine Arbeit im Ausland zu vermitteln. Schlussendlich landen sie häufig in illegal betriebenen Bordellen. Sie werden wie Sklaven behandelt, körperlich missbraucht und ihre Pässe werden einbehalten. 9 Jedes Jahr werden schätzungsweise zwei Millionen Frauen in der weltweiten Sexindustrie gefangen. Unzählige Kinder und andere Frauen sind gezwungen, schlecht bezahlte Arbeiten zu verrichten. (FO 8) Bezüglich des Menschenhandels gibt es nach Aussage der UNO keine exakte Statistik. Doch die Zahl der Frauen, die Jahr für Jahr über Landesgrenzen hinaus verkauft werden, könnte doppelt so hoch sein wie die Zahl derjenigen, die zu Hause misshandelt werden. (FO 9) Der Handel mit Frauen und Mädchen hat besonders in asiatischen Ländern alarmierende Ausmaße erlangt. Über 100.000 Frauen werden in Südasien jedes Jahr verkauft. Am schlimmsten ist es, wenn geschlechterbezogene Gewalt von denjenigen unterstützt oder ignoriert wird, die für die Einhaltung der Gesetze und den Schutz der ihnen Anbefohlenen zuständig sind. Das sind Fälle, in denen Mädchen von Seiten ihres Vormundes Gewalt angetan wird, aber es betrifft auch Frauen in Situationen bewaffneter Konflikte. Dazu kommt Gewalt, die Flüchtlingen und vertriebenen Frauen angetan wird. (Fo 10 kann ausgelassen werden, sie ist eine Wiederholung) (FO 11) Gewalt geschieht in vielen Heimen, einschließlich christlichen Familien. Wir dürfen nicht denken, dass Missbrauch nicht auch in adventistischen Familien vorkommen kann. (FO 12) Eine Studie, die in der Nordamerikanischen Vereinigung an 1.431 erwachsenen Männern und Frauen durchgeführt wurde, kam zu überraschenden Ergebnissen: Fast 34% der Frauen und 20% der Männer gaben an, von ihrem Ehepartner tätlich angegriffen worden zu sein. Diese Tatsache können wir nicht ignorieren. Wir können nicht länger das Böse dulden, das den Willen eines Menschen bricht und Leben zerstört. Wir müssen daran denken, dass wir als „Hüter unserer Schwester, unseres Bruders“ Verantwortung tragen. Die eigentliche Frage Sind das Überhandnehmen und die verheerenden Folgen häuslicher Gewalt in erster Linie eine Frage des Geschlechts? Nein! Häusliche Gewalt und Missbrauch in seinen vielfältigen Erscheinungen sind der Beweis für “Satans Reich, das dabei ist, Ordnung, Liebe und Freude innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen zu zerstören… Wir können das Böse nicht als eine vage geistige Kraft abtun, die irgendwo außerhalb des menschlichen Verhaltens waltet. Das Böse ist in einer übermenschlichen Persönlichkeit verwurzelt: Satan…. 10 (FO 13) Böse Handlungen sind sündige Handlungen. Es sind Übergriffe auf Gottes Moralgesetze. Sie trennen den Übeltäter von Gott und seinen Mitmenschen.”3 Häusliche Gewalt ist Sünde! Satan will, dass Männer und Frauen aneinander schuldig werden, sich beschämen und sich voreinander fürchten. Er will sie davon abhalten, sich gegen ihn zu verbünden, dem wahren Feind unserer Seelen. Unser Kampf geschieht eigentlich nicht unter uns - Männer gegen Frauen, Angestellte gegen Vorgesetzte oder Eltern gegen Kinder. Der Kampf wird gegen den Feind der Seelen geführt. (FO 14) Der Plan, zu lieben und zu ermutigen Wir müssen unsere Gaben dazu einsetzen, um Gott, einander und der Welt um uns herum zu dienen. Es ist äußerst wichtig, dass wir der nächsten Generation vermitteln, wie Einigkeit und der Austausch von Gefälligkeiten zwischenmenschliche Beziehungen fördern. (FO 15) Frauen wie Männer benötigen einander, und keiner der beiden kann dem Herrn effektiv dienen, wenn er eine unabhängige, überlegene Haltung einnimmt oder Minderwertigkeitsgefühle gegenüber dem anderen hat. Wir müssen als Team zusammenarbeiten. George Craig sagt: “Partnerschaft ist kein Prinzip, sondern eine Beziehung zwischen Personen, die gemeinsame Unternehmungen machen, gemeinsam Risiken eingehen, gemeinsam Privilegien genießen und gemeinsam Verantwortung tragen.” Der erste Korintherbrief sagt uns im 12. Kapitel, dass jeder Mensch besondere geistliche Gaben erhält, um mitzuhelfen den Leib der Gemeinde aufzubauen. Diese Gaben werden durch den heiligen Geist nach seinem Ermessen verliehen, ohne eines der beiden Geschlechter zu diskriminieren. (FO 16) Die Gemeinde wird gesegnet, wenn die Rollen beider, der Frauen und der Männer, nicht nur anerkannt, sondern auch eingesetzt und unterstützt werden. Wenn das geschieht, werden auch die Beziehungen gestärkt. Ehen werden gestärkt. (FO 17) Unsere Gemeinden und die Gesellschaft werden gestärkt. Wir werden ein System der Anbetung und des Dienstes pflegen, das mithelfen wird, den Kreislauf der häuslichen Gewalt und des sexuellen Missbrauchs zu stoppen. Dadurch helfen wir, ein sicheres, liebevolles und ermutigendes Umfeld zu schaffen, in dem alle leben und gedeihen können. (FO 18) 3 James and Phyllis Alsdurf, Battered into Submission. Westmont, IL: InterVarsity Press, 1986, pp. 61-62. 11 Wie behandelte Jesus missbrauchte Frauen? Ich frage mich oft, was eine Frau vor zweitausend Jahren in der Gegenwart unseres Herrn erlebte. Was lernte sie dazu, als sie mit ihm kommunizierte? Was sah sie in seinen Augen, wenn er sie anblickte oder was hörte sie in seiner Stimme, wenn er zu ihr sprach? Befreite seine Stimme sie von Ängsten, die mit Zerbrochenheit, Schikanen, Missbrauch, Ablehnung und Leid zusammenhingen? Schmolzen ihre Gedanken der Verlassenheit oder Unzulänglichkeit dahin, wenn er seine Hand auf ihre Schulter legte? Offenbarte seine Gegenwart Anteilname und Akzeptanz? Wie behandelte Jesus Frauen? 1. Er vergab ihnen. (Lukas 7:37-48; Markus 14:3-9) Eines Tages lud ein Pharisäer Jesus zum Essen ein. Als eine Frau, die ein sündiges Leben geführt hatte davon erfuhr, dass Jesus in dem Haus dieses Mannes zum Essen war, kam sie mit einem Alabasterfläschchen voll duftendem Salböl. Sie beugte sich weinend zu seinen Füßen nieder. Sie fing an, Seine Füße mit ihren Tränen zu befeuchten, trocknete sie mit ihren Haaren. Dann salbte sie die Füße Jesu mit ihrem Salböl. Die anderen Gäste waren entsetzt, doch Jesus sagte zu ihr: ”Du hast viel Liebe gezeigt. Deine Sünden sind dir vergeben. Dein Glaube hat dich gerettet; geh’ hin in Frieden.” 2. Er verdammte sie nicht, sondern er zeigte ihnen Barmherzigkeit. (Johannes 8:1-11) Welche Gedanken mögen Jesus durch den Kopf gegangen sein und welche Gefühle müssen sein Herz durchflutet haben, als man eines Tages eine Prostituierte vor ihn zerrte? Eine Frau, die grob behandelt, bedroht und vor seine Füße geworfen wurde. Sie wurde des Ehebruchs beschuldigt und ihre Ankläger wollten, dass Jesus sagen sollte, was mit ihr geschehen solle. Sie war verängstigt. Ein Wort von Jesus würde ihren Tod bedeuten. Stille erfüllte den Platz, als er sich bückte und in den Sand schrieb. Nachdem er zu Ende geschrieben hatte, fragte er sie: “Frau, wo sind deine Ankläger? Hat dich niemand verdammt?” “Niemand, Herr!” Er beruhigte sie und erteilte ihr einen Auftrag: “So verdamme ich dich auch nicht. Geh’ und sündige nicht mehr.” 3. Er zeigte ihnen Liebe, Verständnis und Mitgefühl. (Johannes 4:6-26) Die samaritische Frau stammte aus einer Bevölkerungsgruppe, die von den Landsleuten Jesu verachtet wurde. Noch dazu als Frau wurde sie in der damaligen Zeit als minderwertig betrachtet. Als sie an diesem Tag zum Brunnen kam, wartete Jesus geduldig, um mit ihr zu sprechen. Er wusste, dass sie bereits mehrere Männer gehabt hatte und sich nach Liebe und Sicherheit sehnte. Er wusste, dass ihr Herz schrie, als er mit ihr voller Mitgefühl sagte: “Ich bin der Messias.” Er war nicht da, um ihr ihre Schuld vorzuhalten, sondern um ihr Liebe, Güte und Mitgefühl zu zeigen, nachdem sie so viel Leid und Ablehnung erlebt hatte. Er war da um ihr das ewige Heil anzubieten. 12 4. Er heilte sie, reinigte sie und richtete sie auf. (Markus 5:25-34; Matthäus 9:20-22) Eine andere Frau kam mit einem ernsten gesundheitlichen Problem. Sie blutete bereits seit zwölf Jahren. Deswegen war sie auch aus ihrer Familie ausgeschlossen und verstoßen worden. Sie hatte bereits viele Ärzte aufgesucht. Ihre Ersparnisse waren aufgebraucht. Eines Tages saß sie im Staub an einer der galiläischen Straßen und wartete darauf, dass Jesus vorüberziehen würde. Inständig dachte sie: “Ich muss nur den Zipfel von seinem Gewand berühren und ich werde geheilt werden.” Sich durch die Menge in seine Richtung hin zwängend streckte sie voller Vertrauen ihre Hand aus. Eine einzige Berührung mit seinem Gewand und die zwölf Jahre des Leides waren vorbei. Dann war da der Augenblick, in dem er sie ansah. Sein Blick ließ sie wissen, dass er von ihrem Leiden wusste und dass er verstanden hatte, wie entkräftet sie war. Er freute sich mit ihr, dass sie geheilt war, dass sie wieder rein war und dass seine Kraft in ihr wirken konnte. Christus fühlte mit allen Menschen mit, auch mit den Frauen. Er stellte sich gegen das Vorurteil seiner Tage, dass Frauen minderwertig seien und außer zum Arbeiten und als Eigentum des Mannes keinerlei weiteren Wert besäßen. Anhand dieser Begebenheiten, die in der Bibel berichtet werden, wird für uns ersichtlich, dass er Frauen schätzte und er tut es heute ebenso. (FO 19) Wie werden wir heute geliebt und ermutigt? Jesus vergibt uns. Jesus zeigt uns Liebe und Anteilnahme. Jesus heilt uns, reinigt uns und macht uns stark. Jesus verdammt uns nicht, sondern zeigt uns seine Barmherzigkeit. Jesus heilt unsere Seelen. (FO 20) Jesus weckt uns vom geistlichen Tod auf. Jesus gibt uns die Möglichkeit, gerettet zu werden. Der Weg der Erlösung ist für Männer und Frauen derselbe. Jedem kann vergeben werden, jeder kann ewiges Leben erhalten und ein Sohn oder eine Tochter in Gottes Familie werden. (Römer 8:16-17). (FO 21) Jesus gibt uns uneingeschränkte Kraft und Möglichkeiten. “Jeder Mensch, der nach dem Bild Gottes gestaltet wurde, ist mit einer ähnlichen Kraft ausgestattet wie der Schöpfer: mit Individualität und mit der Kraft zu denken und zu handeln.” (Education, p. 17) (FO 22) Jesus wird mit uns sein: “Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.” (Hebräer 13:5) 13 Seine Liebe zu uns ist ewig und fährt damit fort uns zu ihm zu ziehen, selbst wenn wir uns von ihm abwenden! “Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.” (Jeremia 31:3) (FO 23) Zusammenfassung Häusliche Gewalt in ihren vielen Formen ist ein Angriff auf Gottes Moralgesetz. Sie geschieht hinter verschlossenen Türen und hinterlässt verwelkte Seelen, ermattete Gemüter. Ständige körperliche, emotionale und sexuelle Verletzungen können bis zum Tod führen. Es ist nicht eine Frage des Geschlechts sondern ein Ergebnis der Sünde. Es ist Satans Ziel, das Bild Gottes in uns zu zerstören. Deswegen ist es von Bedeutung, dass wir als gläubige Siebenten-Tags-Adventisten alles uns Mögliche tun, um gemeinsam oder als Einzelne häuslicher Gewalt und Missbrauch ein Ende zu machen. Das kann geschehen, indem man Opfern beisteht, Täter zu Beratungsstellen begleitet, Kinder betreut und das gesunde Funktionieren der Familien in unseren Gemeinden und an unseren Wohnorten unterstützt. Viele haben sich von der Religion abgewandt, weil sie die Widersprüchlichkeiten zwischen Menschen sahen, die glauben, dass Jesus kam, um die Gefangenen zu befreien (Lukas 4:18) und der weiterhin fehlenden Unterstützung für Frauen, Männer und Kinder, die leiden, wo auch immer häusliche Gewalt ihr böses Gesicht zeigt. Wir müssen damit fortfahren, uns privat und öffentlich zu diesem Thema zu äußern. Wir können nicht weiterhin leugnen, dass solche Dinge in unseren Heimen, Gemeinden und in unseren Städten geschehen. Wir haben eine Pflicht, dieses Thema so oft wir können auf verschiedene Weise anzusprechen. Indem wir so handeln - wer weiß, wessen Leben wir retten können? Die folgende Geschichte möchte zeigen, welche Bedeutung es haben kann, sich mutig einzusetzen. “Eines Abends war ich auf einer schwach beleuchteten Straße, als ich dumpfe Schreie wahrnahm, die aus dem Gebüsch kamen. Beunruhigt verlangsamte ich meine Schritte, um zu lauschen. Ich erschrak, als mir klar wurde, dass ich die Geräusche eines Kampfes hörte: tiefes Schnaufen, eine wilde Rauferei und das Zerreißen von Kleidern. Nur wenige Meter von mir entfernt wurde eine Frau überfallen. Sollte ich mich einmischen? Ich fürchtete um meine eigene Sicherheit und ärgerte mich über mich selbst, dass ich an diesem Abend entschieden hatte, einen anderen Weg nach Hause zu nehmen, als den ich sonst ging. Was, wenn auch ich zum Opfer werden würde? Sollte ich nicht 14 besser zur nächsten Telefonzelle laufen und die Polizei rufen? Obwohl es mir wie eine Ewigkeit schien, dauerten meine Überlegungen nur Sekunden. Doch die Schreie des Mädchens wurden bereits leiser. Mir war klar, dass ich schnell handeln musste. Wie konnte ich hier einfach weitergehen? Nein, ich konnte dieser mir unbekannten Frau nicht einfach den Rücken zukehren, selbst wenn ich dabei mein eigenes Leben riskieren würde. Ich bin weder ein sehr mutiger Mann, noch bin ich ein sportlicher Typ. Ich weiß nicht, woher ich den Mut und die Kraft hatte—doch als ich mich dazu entschlossen hatte, diesem Mädchen zu helfen, war ich plötzlich wie verwandelt. Ich rannte ins Gebüsch und stieß den Angreifer von der Frau weg. Als ich ihn packte, fielen wir zu Boden, wo wir einige Minuten miteinander rangen, bis der Angreifer aufsprang und davonlief. Schwer atmend richtete ich mich wieder auf und ging auf das Mädchen zu, das schluchzend hinter einem Baum kauerte. In der Dunkelheit konnte ich kaum ihre Silhouette wahrnehmen, doch ich bemerkte, wie sie unter Schock stehend zitterte. Um sie nicht weiter zu verängstigen, sprach ich sie zunächst aus der Entfernung an: “Alles ist in Ordnung“, sagte ich. „Der Mann ist davongerannt. Du bist jetzt in Sicherheit.” Nach einer langen Pause vernahm ich erschrocken ihre Worte, die sie verwundert äußerte. “Papa, bist du es?” Und dann kam hinter dem Baum meine jüngste Tochter Katherine hervor.’4 Wenn wir uns dazu entschließen, unser Leben für andere einzusetzen, werden wir die wahre Bedeutung der Liebe entdecken. Durch Christus wird dann die erstaunliche Kraft und Macht des Willens umgewandelt. Indem wir anderen Gutes tun, werden wir auch für uns selbst viel Gutes bewirken. Gott möchte, dass wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, um häusliche Gewalt, Missbrauch in seinen unterschiedlichen Formen und die Gewalt zwischen den Geschlechtern zu beenden. Wenn wir uns entschließen, so zu handeln, wird Gott uns die Kraft, den Mut und die Weisheit dazu verleihen. Unsere Antwort Es ist mein Gebet, dass du dich entschließen wirst alles zu tun was dir möglich ist, um häusliche Gewalt und sexuellen Missbrauch zu beenden - wann und wo immer du kannst. Ich bete darum, dass du erkennen kannst, wie sehr Gott jeden Menschen liebt und für ihn Sorge trägt. Dass du täglich um seine Kraft bittest, um recht zu handeln, Liebe und Güte zu üben und demütig mit ihm zu wandeln. Bitte erhebt euch von euren Plätzen und lasst uns gemeinsam das Lied Nr. 324 “Näher, mein Gott zu dir” singen. 4 Greg O’Leary, in Small Miracles. by Yitta Halberstam. Holbrook, MA: Adams Media, 1998. 15 Gebet (Bete für Missbrauchsopfer und um den Mut, gegen Missbrauch und Gewalt an Frauen das Wort zu ergreifen und zu handeln.) Freitagabend / Sabbatschulprogramm Rollenspiel / Sketch (geeignet für Jugendliche, junge und ältere Erwachsenes) Vorschlag für den Ablauf Eröffnungsgebet Einführende Informationen über häusliche Gewalt Sketch Fragen an Irene/Boten Gruppendiskussion Abschlusslied Abschlussgebet Sketsch: “ANNAHME” Personen Irene ein Erzähler acht Boten Szene 1 Irene erzählt von ihrer Scham Erzähler – Szene 1 Acht Negativbotschaften werden an Irene gerichtet (Jede Botschaft wird aufgeschrieben und einem Boten gegeben, der sie Irene vorliest) Boten treten ab Szene 2 Erzähler – Szene 2 Acht positive Botschaften werden an Irene gerichtet (Jede Botschaft wird aufgeschrieben und einem Boten gegeben, der sie Irene vorliest) Die Boten umschließen Irene Irene rezitiert ihr Lob 16 Methodik 1. Die Ziele dieses Rollenspiels sind: (1) Wahrnehmen der positiven/negativen Botschaften, die wir an Menschen weitergeben, die häusliche Gewalt oder Missbrauch erlebten oder die darunter leiden. (2) Lernen, wie wir als Gläubige sowohl den Opfern als auch den Tätern unterstützend zur Seite stehen können. 2. Szene 1: Irene sitzt auf einem Stuhl und blickt in das Publikum. Sie steht mit gesenktem Kopf und erzählt von ihrer Scham und setzt sich dann. Der Erzähler liest Szene 1. Acht Personen gehen dann auf sie zu und lesen ihr die negativen Botschaften vor. Nachdem sie das erledigt haben, gehen sie von ihr weg. 3. Szene 2: Der Erzähler liest Szene 2. Dieselben acht Personen gehen wieder auf Irene zu und lesen ihr dieses Mal positive Botschaften vor. Sie bilden einen Halbkreis um sie, wie wenn sie Irene schützen wollten. Irene steht, blickt in das Publikum und trägt ihr Lob vor. 4. Der Erzähler oder eine andere vorgesehene Person stellt dann Irene und den Überbringern der Botschaften die vorbereiteten Fragen. Irene und die Botschafter sitzen dann in der größeren Gruppe und beteiligen sich an der Diskussion. ANNAHME Irenes Scham: Furcht und Zittern ist über mich gekommen, und Grauen hat mich überfallen. Ich sprach: O hätte ich Flügel wie Tauben, dass ich wegflöge und Ruhe fände! Siehe, so wollte ich in die Ferne fliehen und in der Wüste bleiben. Ich wollte eilen, dass ich entrinne vor dem Sturmwind und Wetter. Mein Herz ist voller Angst und Qual. Todesängste sind über mich gekommen. Wenn mein Feind mich schmähte, wollte ich es ertragen; wenn einer, der mich hasst, groß tut wider mich, wollte ich mich vor ihm verbergen. Aber nun bist du es, mein Gefährte, mein Freund und mein Vertrauter, die wir freundlich miteinander waren, die wir in Gottes Haus gingen inmitten der Menge! (Psalm 55:4-8; 13-15) SZENE EINS 17 Erzähler: Du magst Irene im Kreis deiner Freunde oder Kirchenmitglieder erkennen oder auch nicht. Irene hat vor zwölf Jahren Jack geheiratet. Das Paar hat drei Kinder. Irene stammt aus einem sehr konservativen christlichen Haus. Ihre Eltern waren strenggläubige Kirchgänger, die auf völligem Gehorsam von ihr und ihren älteren Geschwistern bestanden. Sie erzählt von der Zeit, als sie hart bestraft wurde, weil sie ihren Bibelvers nicht perfekt aufsagen konnte. Sie erinnert sich daran, wie sie zur Kirche gehen musste als sie krank war. Sie erinnert sich daran, wie sie bei allen kirchlichen Veranstaltungen dabei sein musste und stundenlang auf harten Bänken sitzen musste, weil ihre Eltern beschlossen hatten, aus ihr eine „gute“ Christin zu machen. Trotz alledem was sie als Kind erlebt hatte, weigerte sich Irene irgendjemandem etwas über ihr Leben zu erzählen, weil sie dachte, dass ihr niemand glauben würde. Denn ihr Vater war ein bekannter Pastor und ihre Mutter leistete ihm Folge, egal worum es ging! Als Irene 22 war, traf sie Jack, 26, von dem sie ganz hingerissen war. Nur wenige Monate später waren die beide verheiratet. Jack war ebenso ein “guter” Christ und versprach, gut für sie zu sorgen. Sechs Monate nach der Hochzeit begann Jack, sie physisch und sexuell zu missbrauchen. Doch sie erzählte niemandem davon. Nach sechs Jahren Ehe und regelmäßigen Gottesdienstbesuchen fing Jack an, ihre beiden Töchter physisch und sexuell zu missbrauchen. Irene beschloss letztendlich, dass es an der Zeit war, einige ihrer Kirchenmitglieder um Hilfe zu bitten. Als sie dies wagte, bekam sie die folgenden negativen Botschaften: Negative Botschaften: BETE DARÜBER. GOTT WIRD DIR DIE KRAFT GEBEN, DURCHZUHALTEN. DEINE KINDER BRAUCHEN EINEN VATER HALTE DEINE FAMILIE UM JEDEN PREIS ZUSAMMEN DIE EHE IST EINE PRIVATE ANGELEGENHEIT WARUM VERGIBST DU IHM NICHT EINFACH? ER IST SO EIN GUTER MANN! WAS WERDEN DIE LEUTE ÜBER DIE KIRCHE SAGEN, WENN DU IHN EINFACH VERLÄSST? WAS HAST DU IHM GETAN, DASS ER SICH SO VERHÄLT? WENN DU DICH ÄNDERST, WIRD ER SICH AUCH ÄNDERN! 18 SZENE ZWEI Erzähler: Irenes Kirche ist innovativ, kreativ, und dynamisch. Die Mitglieder sind der Ansicht, dass sie das seelische und physische, wie auch geistliche Wohl jedes Einzelnen beachten müssen, wenn sie ihren Kirchenmitgliedern helfen wollen und auch Menschen für ihre Kirche gewinnen wollen. Ihr Pastor, der einen speziellen Kurs über die Dynamik häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch besuchte, ermutigt die Leiter der Kirche, eine anonyme Befragung durchzuführen, um herauszufinden ob es in der Kirche Personen gibt die häusliche Gewalt und/oder sexuellen Missbrauch erlebt haben bzw. momentan davon betroffen sind. Die Kirchenleitung entdeckte, dass mindestens ein Drittel der Mitglieder (Männer wie Frauen) in der Vergangenheit Missbrauch erlebt hatte oder momentan damit konfrontiert wird, jedoch nicht wagen darüber zu sprechen, weil sie das Gefühl haben, dass man ihnen ihre Geschichte nicht glauben würde. Einige befürchteten sogar, ihre Stellung in der Kirche oder ihren Einfluss in der Gesellschaft zu verlieren. Die Leiter waren betroffen über diese Ergebnisse und beschlossen, mehr über die Dynamik häuslicher Gewalt und Missbrauch zu erfahren. Sie wollten wissen, wie sie ihren missbrauchten und/oder missbrauchenden Mitgliedern helfen könnten. Sie entdeckten Texte in der Bibel, die im Zusammenhang bezüglich männlicher/weiblicher Funktionen und deren Unterwerfung stehen. Sie erstellten Pläne und begannen mit einigen Programmen, um Opfern und Tätern zu helfen. Sie bemerkten bald, dass mehr missbrauchte Menschen (Christen wie auch Säkulare) zu ihnen kamen und sie um Hilfe baten. Die Gemeinde wurde empfänglicher für einige der anderen Programme, die angeboten wurden. Sie sahen auch, dass sich mehr Kirchenmitglieder dazu bereit erklärten, in verschiedenen Diensten mitzuarbeiten, die durch die Hilfe für betroffene Familien entstanden waren. Ihr Ruf, eine fürsorgende Gemeinde zu sein sprach sich in der Stadt herum. Innerhalb weniger Monat merkten die Leiter in Irenes Kirche, dass ihre Mitglieder mit neuem Leben erfüllt waren, sich mehr betätigten und begeisterter waren, wenn es darum ging, anderen zu helfen. Ihre Mitgliederzahl nahm stetig zu. Als Irene kam und sie um Hilfe bat, bekam sie folgende positive Botschaften zu hören: Positive Botschaften: 19 GOTT LIEBT DICH UND WÜNSCHT SICH, DASS DU IN FRIEDEN LEBEN KANNST. DU HAST DAS RECHT, FÜR DICH UND DEINE KINDER NACH SICHERHEIT ZU SUCHEN. ICH WÜRDE DIR GERNE HELFEN. WÜRDEST DU MIR ERLAUBEN, EINE PROFESSIONELLE PERSON ZU KONTAKTIEREN? ICH GLAUBE DIR. FÜHLE DICH FREI, MIR DEINE GEFÜHLE MITZUTEILEN. ICH BIN BEREIT, DIR ZUZUHÖREN. WAS SIND DEINE NÖTE? ICH MÖCHTE DAS BESTE FÜR DICH. DU BIST NUR FÜR DEIN EIGENES VERHALTEN VERANTWORTLICH. Irenes Lob: Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen. Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen! Als ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. (Psalm 34:2-5, 19) Fragen an Irene: 1. Wie hast du dich gefühlt, als du die negativen Botschaften gehört hast? 2. Wie hast du dich gefühlt, als du die positiven Botschaften gehört hast? Fragen an die Botschafter: 1. Wie hast du dich gefühlt, als du die negativen Botschaften überbracht hast? 20 2. Wie hast du dich gefühlt, als du die positiven Botschaften überbracht hast? Fragen für das Gruppengespräch: 1. Auf welche Weise ignoriert oder leugnet die Gemeinde das Vorhandensein von Gewalt und sexuellem Missbrauch in unseren Heimen und Kirchen? 2. Wie verhalten wir uns als Kirche gegenüber Opfern und Tätern von häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch? 3. Welche Möglichkeiten gibt es für uns als Glaubensgemeinschaft, die helfen den Kreislauf der häuslichen Gewalt und des sexuellen Missbrauchs zu beenden? 4. Wie weit geht unser persönlicher Einsatz und was setzen wir in die Tat um, damit diese Pläne durchgeführt werden? Was konkret tut meine Gemeinde? 5. Was kann ich tun? 21 Sabbat Nachmittagsprogramm oder Abendstunde Fallbeispiel und Podiumsdiskussion (geeignet für junge und ältere Erwachsene) Vorschlag für den Ablauf Eröffnungsgebet Einführung in das Programm Vorstellung der Teilnehmer an der Podiumsdiskussion Musikbeitrag Podiumsdiskussion Fragen aus dem Publikum Abschlussgebet Fallbeispiel Don verdiente 59,000 € pro Jahr. Er gab seiner Frau Beth wöchentlich 21,-€, um Lebensmittel und sonstige Dinge des persönlichen Bedarfs für sich und ihre 5-jährige Tochter zu kaufen. Don dachte, dass er sein Teil dazu beitrug die Familie zu versorgen, weil er alle Rechnungen bezahlte während seine Frau zu Hause blieb. Eines Tages, als Beth ihm mitteilte, dass sie mehr Geld bräuchte um die Haushaltsausgaben zu begleichen, wurde Don böse und gab ihr eine Ohrfeige. Er sagte ihr, sie sei dumm und seelisch unausgeglichen. In den folgenden Monaten brüllte er sie immer wieder an und beschimpfte sie. Einige Male schlug er sie sogar, wenn ihm ein Essen nicht geschmeckt hatte. Schlussendlich beschloss Beth, dass sie die Misshandlungen durch ihren Ehemann nicht länger dulden wollte. Sie wollte die Scheidung. Sie suchte den Rat ihres Seelsorgers und bat ihn die Angelegenheit vertraulich zu behandeln. Er sagte ihr, Don wäre einer der nettesten Christen, die er kenne und habe sich um die Kirche sehr verdient gemacht, da er viele kirchliche Projekte finanziell unterstützte. Er machte ihr den Vorschlag, eine psychologische Beratungsstelle aufzusuchen und wies sie darauf hin, dass ihr Ehemann möglicherweise an einem Burnout litt. Deshalb solle sie versuchen, ihm mehr zu gehorchen. - Schließlich wolle sie doch nichts tun, was ihre Ehe auseinanderbrechen ließe. Er erinnerte sie daran, dass Gott Scheidungen hasst. Einige Tage später erhielt Beth Besuch von der Gemeindeleiterin und ersten Diakonin, die ihr sagte, sie solle die Kirche nicht blamieren, indem sie falsche Anschuldigungen über ihren Ehemann in Umlauf brächte. Sie sagte Beth auch, dass sie keine Scheidung in Betracht ziehen 22 solle, da ihr hierfür die biblische Grundlage fehlen würde. Als Don bemerkte, dass Beth mit dem Pastor über ihre Beziehung gesprochen hatte, misshandelte er sie und ihre Tochter erneut verbal und physisch. Beth beschloss, ihren Mann zu verlassen und fand für sich und die Tochter Zuflucht in einer weltlichen Fürsorgeeinrichtung für Opfer häuslicher Gewalt. Sie war desillusioniert und enttäuscht von der Kirche und der Kirchenleitung. Es gab keinerlei Diskretion. Sie konnte nicht verstehen, wie ihr Ehemann es geschafft hatte, einige der Leiter davon zu überzeugen, dass sie der Grund für die zerbrochene Beziehung sei. Daher beschloss sie, dass sie nicht weiterhin einer Kirche angehören wollte, die sich weigerte, ihr zu glauben und sie mit ihrer Tochter zu schützen und zu unterstützen. Weil sie den Herrn liebt, beschuldigte sie ihn nicht für ihr Leid, beschloss jedoch, sich einer anderen Kirche anzuschließen. Methodik 1. Moderator: Ein Moderator liest das Fallbeispiel vor. 2. Diskussionsteilnehmer: Wähle Personen aus, Fachkenntnisse und Verständnis für häusliche Gewalt haben. Sie können aus verschiedenen Bereichen stammen, die mit diesem Thema konfrontiert werden: Ärzte, Rechtsanwälte, Pädagogen, Seelsorger, ehemalige Täter und ehemalige Opfer. Lass sie die folgenden Punkte aus ihrem jeweiligen Blickwinkel behandeln. 3. Diskussionspunkte: a. Definition der verschiedenen Formen des Missbrauchs b. Welche Botschaften hat der Pastor Beth übermittelt? c. Welche Botschaften haben die Leiter der Kirche Beth vermittelt? d. Welche tiefer liegenden unausgesprochenen Botschaften waren an Don gerichtet? e. Wie sollte die Antwort an Beth lauten? f. Wie sollte die Antwort an Don lauten? g. Welche Verantwortung trägt die Kirche gegenüber Beth, Don und ihrer Tochter? h. Wie kann die Kirche mit öffentlichen Stellen zusammenarbeiten, um dieser Familie zu helfen? 23 Jugendprogramm (geeignet für Schüler der Mittel- und Oberstufe und junge Erwachsene) Vorschlag für den Ablauf Song Service Eröffnungsgebet Einführung in das Programm: (Gib Informationen über familiäre Gewalt und Gewalt unter Partnern) Musikbeitrag Aktivität Aktivität 1. Gib - wenn möglich - jedem Teilnehmer eine Kopie des Blattes “Gerüchte und negative Meinungen bezüglich Gewalt unter Partnern”. Gib jeder Person eine Kopie der Fragen. 2. Teile die Teilnehmer in Gruppen von 3 bis 5 Personen auf, um die Liste der Gerüchte und negativen Meinungen zu besprechen und herauszufinden, warum diese nicht in Ordnung sind. (Die Gruppen können entweder aus Mädchen oder aus Jungen bestehen.) 3. Ermutige die Jugendlichen nach der Gruppenarbeit, in der gesamten Gruppe ihre Ansichten mitzuteilen, wie junge Erwachsene respektvoller miteinander in einer partnerschaftlichen Beziehung umgehen können. Gerüchte und negative Meinungen (Jungen) 1. 2. 3. 4. Ein junger Mann muss in der Beziehung die Verantwortung tragen. Sollte er sie schlagen, trägt sie die Schuld. Einige Mädchen reden mit mir; deshalb interessieren sie sich für mich. Es ist richtig, sie zu schlagen. Dann wird sie mich dann das nächste Mal nicht mehr verärgern. Gerüchte und negative Meinungen (Mädchen) 1. Ich liebe ihn. Ich bin die Einzige, die ihm helfen kann. 2. Wenn ein junger Mann wütend wird, kann er nichts dafür. 3. Ich hätte nicht an ihm herumnörgeln sollen. Es ist meine Schuld, dass er wütend geworden ist. 4. Wenn ich mich ändere, wird er sich auch ändern. 24 Weitere Aktivitäten für jüngere und ältere Erwachsene 1. 2. 3. 4. 5. Erstelle eine Liste der Hilfen für Opfer und Täter. Organisiere pädagogische und soziale Aktivitäten und nimm selbst daran teil. Gründe eine Anlaufstelle in der Gemeinde, um Opfern und Tätern zu helfen. Unterstütze örtliche Schutzprogramme. Biete Workshops/Seminare/Präsentationen in deiner Ortsgemeinde und an deinem Wohnort an. 6. Organisiere öffentliche Treffen und lade Vertreter der Kriminalpolizei, Rechtsanwälte, Erzieher, Sozialarbeiter, etc. zur Teilnahme ein. 7. Arbeitet in kreativer Weise zusammen, um Hilfen, Fortbildungen und Vorbeugungsmaßnahmen für Opfer, Täter, Gemeindeglieder und Verantwortungsträger in der Gesellschaft anzubieten. 25