Donau (inkl. Elbe) / Donau bis Jochenstein / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 481351018 GK100009 NÖRDLICHE KALKALPEN DONAU [DBJ] (Tiroler und Vorarlberger Anteil) Im Bereich des Tiroler Anteiles der Nördlichen Kalkalpen Donau (DBJ) handelt es sich um Karstgrundwasserkörper bis Kluftgrundwasserkörper sowie um einige lokale Porengrundwasserkörper. Nördliche Kalkalpen Donau - Tiroler Anteil ( Westteil obere Abb., Ostteil untere Abb.): Ocker (nördlich von Inntal und Stanzer Tal, ab etwa Wörgl auch östlich des Inntales): mesozoische Karstgrundwasserkörper der Nördlichen Kalkalpen. Grün: im Wesentlichen wasserstauende Tertiärgesteine Abbildung nicht maßstäblich. Die z.T. viele tausend Meter mächtigen Sedimentgesteinsabfolgen beginnen im Perm (Dolomitgesteine fraglichen permischen Alters und Gips-Haselgebirgsabfolgen des Halltales – Haller Salzstock und des südlichen und nordöstlichen Karwendelgebirges). Nach einer meist kräftigen Tonstein-Sandsteinabfolge des Alpinen Buntsandsteins und des Verruccanos setzen die unter-, mittel- und obertriadischen und teils mächtigen Karbonatgesteinsabfolgen ein. Diese werden im Niveau der Nordalpinen Raibler Schichten und der Kössener Schichten von Schieferton- und Sandsteinsedimentation (teilweise) unterbrochen. Die Abfolgen der Jurazeit, der Kreidezeit und der Tertiärzeit stellen neben Karbonatabfolgen auch z.T. mächtige tonig-schiefrige Sedimente dar, im Bereich von Häring findet sich auch Braunkohle. Die Karbonatabfolgen sind mehr oder weniger deutlich verkarstet, wobei starke Verkarstung vor allem in weiten Teilen der Lechtaler Alpen, im Zugspitzgebiet, sowie vor allem östlich des Achensees (z.B. im Rofangebirge und im Kaisergebirge) auftritt. Westlich des Achensees sind vor allem das Karwendelgebirge einschließlich Seefelder Senke, das Wettersteingebirge, das Mieminger Gebirge und die Heiterwand durch schwache Verkarstung gekennzeichnet, weshalb in diesen Bereichen eher der Charakter eines Kluftgrundwasserkörpers vorherrscht. Folge dieser geringen Verkarstung sind vor allem lange Seite 1 von 4 Donau (inkl. Elbe) / Donau bis Jochenstein / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 481351018 Verweilzeiten der Bergwässer im Untergrund, relativ ausgeglichene Schüttungen und geringe Schwankungen in Chemismus und Wassertemperatur. Viele Quellen treten entweder entlang von teils karstartig erweiterten Wasserwegen oder am Übergang wasserdurchlässiger Gesteine zu den gering durchlässigen (stauenden) Gesteinen oder im Bereich alter, also fossiler Talniveaus auf. Wichtige Quellen: Schwarzbachquelle– Lechtaler Alpen Doserfall (Häselgehr) – Lechtaler Alpen Alfutzquellen – Lechtaler Alpen Alpeilquellen – Heiterwand Wendelinstollenquelle – Heiterwand Immenquellen – Mieminger Gebirge Schwarzbachmoosquellen – Mieminger Gebirge Lehnbergquellen – Mieminger Gebirge Stöttlquellen – Mieminger Gebirge Karners Loch Quellen – Karwendelgebirge Angeralmquelle – Karwendelgebirge Quelle „Die Spritz“ – Karwendelgebirge Pleisenreisenquellen – Karwendelgebirge Schwarzwasserquellen – Karwendelgebirge Amtssägequellen – Karwendelgebirge Mühlauer Quellen – Karwendelgebirge Quellen Trinkwasserstollen Halltal – Karwendelgebirge Zwerchlochquellen – Karwendelgebirge Bollenbachquelle – Karwendelgebirge Stupbachquelle – Karwendelgebirge Quellen des Hintersteiner Sees – Kaisergebirge Der Grund für die teilweise relativ geringe Verkarstung liegt u.a. im morphologischen und tektonischen Bau der Kalkalpen. Die gering verkarsteten Gebirgsbereiche sind gekennzeichnet durch überwiegende steile Schichtenlagerung, wodurch der Charakter von Kettengebirgen gegenüber den plateauartigen Gebirgen vorherrscht. Seite 2 von 4 Donau (inkl. Elbe) / Donau bis Jochenstein / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 481351018 Die Tiroler Kalkalpen sind durch eine klare nordvergente Deckentektonik gekennzeichnet. Es handelt sich von unten nach oben um die Allgäudecke Lechtaldecke Inntaldecke Krabachjochdecke Gebiete, wie die Karwendel-Schuppenzone können heute in Teilabschnitten sowohl der Lechtaldecke, als auch der Inntaldecke zugeordnet werden. Die Kaisergebirgsdecke ist Teil der Inntaldecke. Die derzeit von vielen Bearbeitern propagierte sinistrale oder auch dextrale Seitenverschiebung an der Inntal-Störungszone existiert jedenfalls nicht mit den von diesen Autoren postulierten Verschiebungsweiten, sodass die Gesteinsformationen südlich (siehe Zentralzone Donau (DBJ)) und nördlich des Inns zwanglos miteinander in Verbindung gebracht werden können. Die nordvergenten Überschiebungsweiten zwischen den einzelnen Decken sind in der Größenordnung von mindestens jeweils mehr als 30 bis 50 Kilometern zu sehen. Die Stellung der Krabachjochdecke als eigene tektonische Einheit ist diskussionswürdig. Der Deckenbau trägt dazu bei, dass nicht nur tektonisch, sondern auch hydrogeologisch ein Stockwerksbau vorliegt. 1 GRUNDWASSERERSCHLIEßUNGEN DURCH STOLLEN UND TUNNEL Vor allem im Gebiet der Lechtaler Alpen (E-Werk Reutte), aber auch z.B. im Bereich des Achensees (TIWAG) wurden Kraftwerksstollen vorgetrieben, die Grundwässer dem Gebirge entziehen. Im Bereich von Thaur und in Lafatsch (Karwendel) wurden aus Bergbaugründen Stollen vorgetrieben, die Grundwässer erschroten. Dies gilt auch für mehrere hundert Jahre alte Bergbaustollen im Bereich des Höttinger Grabens. Weiters wurden östlich von Zirl und bei Thaur/Absam Munitionsstollen vorgetrieben, die Bergwässer von z.T. beträchtlicher Schüttung erschlossen haben. Der Trinkwasserstollen Halltal wurde ebenso wie die Quellstollen der Mühlauer Quellen zur Erschließung von Trinkwasservorkommen aus dem Karwendelgebirge vorgetrieben. Schließlich haben die Sondierstollenvortriebe der Brenner-Eisenbahngesellschaft im Bereich Vomp z.T. beträchtlich Grundwässer der Kalkalpen erschrotet. 2 PORENGRUNDWASSERKÖRPER Abgesehen vom Lechtal, dem östlichen Unterinntal und dem nördlichen Teil der Großache finden sich nur Porengrundwasserkörper lokaler Bedeutung wie z.B.: Tannheimertal Zwischentoren und Ehrwalder Becken Gurgltal Seite 3 von 4 Donau (inkl. Elbe) / Donau bis Jochenstein / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 481351018 Scharnitzer Becken Leutascher Becken Hinterautal Seefelder Becken Teile des Achentales Falzthurntal Tristenautal Pillersee- und Strubtal (Salzburger Anteil) Die Nördlichen Kalkalpen sind in Salzburg durch eine ungefähr 2 km mächtige Karbonatplattform aus der Triaszeit geprägt. In der Jura- und Kreidezeit zerbrach diese Karbonatplattform von stellenweise sogar 5 km Mächtigkeit, wobei nur geringmächtige Sedimente zur Ablagerung gelangen. Während der alpidischen Gebirgsbildungsphase im Tertiär fand ein Ferntransport dieser Kalkalpen über die Tauern- und die Grauwackenzone nach Norden in die heute Position statt. Vor allem die mächtigen Kalke und Dolomite aus der Triaszeit sind heute tiefgründig verkarstet. Im Tennen-/Hagengebirgskomplex reichen die Karsthöhlen auf heutiges Ni-veau der Salzach. Die großen Karststöcke wie die Loferer und Leoganger Steinberge, das Steinerne Meer, Hochkönigmassiv, Hagen/Tennengebirge und Dachstein aber auch die Osterhorngruppe verfügen über riesige Karstwasserreservoirs. Im Dolomit sind die Karstwasservorräte meistens gut geschützt und weisen eine Verweilzeit von mehreren Jahren auf. In den Kalkgebieten ist der Karst sehr vulnerabel, da er ohne Deckschicht ist und extrem rasche Durchflusszeiten aufweist. Während der Eiszeit sind die Kalkalpen glazial überformt und speziell die Haupttäler (Saalach und Salzach) tiefschürfend erodiert worden. Auf die hydrogeologischen Ver-hältnisse hatte die Eiszeit nur geringen Einfluss. Seite 4 von 4