“Gefahr aus dem Schwimmbad” “Gefährliche Keime lauern in der Dusche” - mit solchen oder ähnlichen Schlagzeilen hat das Thema Legionellen in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Auslöser waren mehrere durch Legionellen-Bakterien verursachte Erkrankungsserien mit einigen Todesfällen. Auf die Frage, ob es sich hierbei nur um Panikmache handelt oder ob Legionellen tatsächlich ein Problem darstellen, das nicht ignoriert werden darf, soll in diesem Faltblatt kurz eingegangen werden. Was sind Legionellen und wo treten sie auf? Legionellen sind weltweit als natürlicher Bestandteil der Mikroflora des Wasser vorkommende Bakterien, die in geringer Zahl in allen Oberflächengewässern und im Grundwasser vorhanden sind. Von dort aus können sie - trotz Wasseraufbereitung - mit dem Rohwasser in Trinkwassersysteme gelangen. Ihre Konzentration im Wasser hängt dabei von längeren Verweilzeiten (Stagnation), geeigneten Nahrungsgrundlagen (z.B. Sedimente oder Beläge in Rohrleitungen oder Behältern), dem Säuregrad und vor allem von der Temperatur ab. Ihre Vermehrung findet in einem Temperaturbereich zwischen 25 und 45 °C statt. Erst ab 50 °C wird ihr Wachstum gehemmt und bei Temperaturen über 60 °C sterben sie in der Regel ab. Wie werden Legionellen übertragen ? Eine Infektion durch Legionellen geschieht am häufigsten durch Einatmen der Erreger über ein aerosolhaltiges Luft-Wasser-Gemisch aus der Umwelt, wie z.B. beim Duschen. In Einzelfällen kann es auch durch Einatmen und Trinken bzw. Verschlucken erregerhaltigen Wassers zu einer Infektion kommen. Eine Übertragung durch infi- zierte Personen ist dagegen nicht möglich. Welche Krankheit wird durch Legionellen verursacht ? Eine Legionelleninfektion kann sich als PontiacFieber oder Legionellen-Pneumonie manifestieren. In den meisten Fällen des Pontiac-Fiebers kommt es zu grippeähnlichen Erscheinungen mit Abgeschlagenheit, Husten, Fieber sowie Glieder- oder Kopfschmerzen, die jedoch nach wenigen Tagen ohne medikamentöse Behandlung und ohne Folgeerscheinungen wieder abklingen. Bei einer nach 2 – 10 Tagen Inkubationszeit ausgelösten Legionella-Pneumoni (Legionärskrankheit) dagegen reicht der Schweregrad der Erkrankung von Husten mit leichtem Fieber bis hin zur schweren Lungenentzündung mit weiterem Organversagen. Es können sich schwerwiegende gesundheitliche Schäden herausbilden, die bei älteren oder immun geschwächten Menschen auch tödlich enden können. Wo treten Legionellen auf ? Zu einer hohen Anreicherung von Legionellenkeimen kommt es typischerweise in Heißwassertanks sowie in Bereichen des Wasserleitungssystems, in denen gelegentlich oder regelmäßig eine Stagnation des Wassers eintritt. Dies kann bei vorübergehend nicht genutzten Wohnungen, Neu - und Umbauten, saisonal betriebenen Einrichtungen (Campingplätze, Freibäder), Sportanlagen, Hallenbädern oder hydro-therapeutischen Einrichtungen (Sauna, Whirlpool, Fontainen etc.) der Fall sein. Als besonders sensibel sind die zentralen Wasserversorgungssysteme von Krankenhäusern, Sanatorien, Altenheimen oder Hotels einzustufen. Aber auch Kühltürme und Lüftungsanlagen mit Aerosolbildung kommen als mögliche Quellen in Frage, wenn dort nicht durch regelmäßige Wartung und Reinigung eine mögliche Legionellenverkeimung verhindert wird. Wie hoch ist das Gefährdungspotential im häuslichen Bereich ? Im Bereich privater Einfamilienhäuser ist das Risiko, sich mit Legionellen zu infizieren, sehr gering. Dennoch müssen auch private Hausbesitzer die Hinweise für Planung, Bau, Betrieb und Überwachung von Hausinstallationen des DVGWArbeitsblattes W 551 beachten, wenn sie eine Legionellenverkeimung vermeiden wollen. Insbesondere größere Gebäude mit komplexen Installationssystemen weisen dagegen aufgrund oft überdimensionierter Wasserleitungsnetze, ungenügender Isolierung des Kaltwasserbereichs, unbekannter Rohrmaterialien und fehlerhaft betriebener Warmwasserbereitung ein erhöhtes Gefährdungspotential auf. Wie kann man sich vor Legionellen schützen ? Vorbeugende Maßnahmen müssen sich darauf konzentrieren, einerseits eine massive Verkeimung von warmwasserführenden, aerosolbildenden Wassersystemen zu vermeiden und andererseits Aerosolkontakte mit Menschen zu vermindern. Eine übermäßig starke Legionellenvermehrung ist bei Beachtung folgender bau- und betriebstechnischer Maßnahmen als relativ gering anzunehmen: Regelmäßige Erwärmung des Warmwassers im Boiler auf mindestens 60 °C, möglichst 1 x Tag, am Boileraustritt müssen 60 °C eingehalten werden, Zirkulationstemperaturen im Netz von mehr als 55 °C, gleichmäßige Durchströmung gewährleisten (z.B. durch Strang-Regulierventile), dezentrale Trinkwassererwärmung (z.B. Durchlauferhitzer an weit entfernten bzw. selten benutzten Entnahmestellen), Vermeidung unnötiger Wasseranschlüsse oder stehender Leitungsabschnitte, Isolierung der Kaltwasserleitungen, um dort eine Erwärmung und damit eine Verbesserung der Lebensbedingungen für Legionellen zu verhindern. Wie können Legionellen bekämpft werden ? Zur Bekämpfung festgestellter Legionellenverkeimungen ist meist die Anwendung verschiedener Methoden in zum Teil sehr unterschiedlichen Zeitabständen notwendig. Voraussetzung ist in jedem Fall die Kenntnis des Leitungsnetzes und der verwendeten Leitungsmaterialen. In Abhängigkeit von den jeweiligen Materialeigenschaften sind nur bestimmte Bekämpfungsmaßnahmen einsetzbar. Jede der in Frage kommenden Bekämpfungsmethoden weist Vor- und Nachteile auf, die im Einzelfall beachtet werden müssen. Die Auswahl der Maßnahme und seine Durchführung sollte in jedem Fall einer sachkundigen Installationsfirma überlassen bleiben. Als Methoden kommen grundsätzlich in Frage: Thermische Desinfektion den, da sonst trotz erfolgter Abtötung eine Wiederverkeimung geeignete Nährböden erfolgt und die Ausgangsbelastung innerhalb weniger Tage wieder erreicht würde. Wer untersucht Wasserproben ? Hausbesitzer, die sich vergewissern wollen, ob ihr Trinkwassernetz frei von einer Legionellenverkeimung ist, können entsprechende Wasserproben in einem Labor untersuchen lassen. Die Anzahl der erforderlichen Proben ist dabei von Art und Größe der Hausinstallation abhängig und in jedem Einzelfall festzulegen. Die Analysen dürfen zudem nur von einer für Trinkwasseruntersuchungen zugelassenen Untersuchungsstelle durchgeführt werden. Wo gibt es weitere Informationen ? Weitergehende Informationen zur gesundheitlichen Relevanz einer Legionellenverkeimung, zu geeigneten Sanierungsmaßnahmen und zu den in Frage kommenden Untersuchungsinstituten sind beim Gesundheitsamt des Kreises SiegenWittgenstein unter den Telefonnummern: 3331310, -1311 und -1312 erhältlich. Intermittierende Aufheizung des Heizkessels auf größer/gleich 70 °C Internetdressen: Temperatur nach DVGW: Heizkessel größer / gleich 60 °C, Ratgeber Infektionskrankheiten www.rki.de Warmwasserzirkulation größer / gleich 55 °C Fachinfodienst Lebenswissenschaften, Umwelt und Gesundheit (FLUGS) www.gsf.de/flugs Chlorung GSF- Forschungsgesellschaft für Umwelt und Gesundheit, Neuherberg Kontakt und Informationen: Anodische Oxidation Stadt Siegen, Abteilung Umwelt UV-Bestrahlung mit Ultraschallbehandlung Peroxyd-Behandlung Filter In jedem Fall müssen bei einer Sanierung vorhandene Wuchsbeläge im Leitungsnetz entfernt wer- -Ursachen, Auswirkungen und Schutzmaßnahmen- Robert-Koch-Institut Chlorelektrolyseverfahren UV-Bestrahlung Legionellen im Trinkwasser Heidi Ermert / Christa Rosenthal Umweltschutzinfo Nr. 28 Lindenplatz 7, 57078 Siegen Stadt Siegen Der Bürgermeister Abteilung Umwelt Tel. (0271) 404-3214 Fax (0271) 404-36-3214 E-mail: [email protected] Internet: www.siegen.de Mai 2011