vom mittelalter bis heute - Allgeier

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D a s
A k t u e l l e
T h e m a
Es ist noch nicht so lange her, da arbeiteten die
Astrologen noch mit den sieben Planeten Sonne,
Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn
(Sonne und Mond werden in der Astrologie ebenfalls als Planeten bezeichnet). Mit dem Auftauchen
von Uranus, Neptun und Pluto hat sich die Welt
und die Astrologie, vor allem aber die Einstellung
zu ihr geändert. Die Gesetze bleiben, das Verständnis ist neu.
Der Wandel der Sterne
vom Mittelalter bis heute
v o n
V
m i c h a e l
a l l g e i e r
or der Entdeckung der drei
Transsaturnier Uranus, Neptun
und Pluto schien die Welt noch
in Ordnung. Rebell Uranus, der pünktlich zur französischen Revolution erschien (1781) und den Königshäusern
das Garaus machte, läutete die Neuzeit
ein und kündigte im 20. Jahrhundert
das Wassermann-Zeitalter, das Zeitalter der Technik und der großen Erfindungen, an. Uranus beschleunigte das
Leben und die Zeit bis zum heutigen
Tag immer mehr, sorgt inzwischen dafür, dass unser Alltag voll bepackt mit
den unterschiedlichsten Unternehmungen ist, schenkte uns durch das Auto,
die Bahn und das Flugzeug die Freiheit
der Fortbewegung, ließ uns durch das
Internet in Kommunikation treten mit
der gesamten Welt und er fordert immer wieder soziale Gerechtigkeit, Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit der
großen Revolution ein, die ihn zu
­einem festen astrologischen Faktor der
Neuzeit gemacht haben. Uranus konnte erst dann entdeckt und in das astrologische Bewusstsein aufgenommen
werden, als die Menschheit bereit war,
seine Impulse aufzunehmen.
Ihm folgte Neptun (1846), dessen Auftauchen damals mit den großen Idealen der Kommunisten einherging und
die Welt fortan immer noch feiner und
spiritueller, aber auch unwirklicher,
fantastischer und bodenloser machen
sollte. Die Scheinwelt in Form des
Fernsehens, der Drogen und des Alkohols sind ebenso Auswüchse dieses
feingeistigen Planeten wie das starke
Aufkommen der unterschiedlichsten
Sekten und Glaubensrichtungen. Im
Gleichschritt mit der Entdeckung
­Neptuns kam auch die Psychologie
auf, bei der es um die Erforschung der
Seele und der Psyche geht. Auch Neptun konnte erst zu der Zeit entdeckt
werden, in der die Menschen Zugang
zu ihm fanden.
Dasselbe gilt natürlich auch für Pluto,
der 1930 als Zwergplanet entdeckt
wurde. Inzwischen wurde ihm die Be-
deutung als Planet jedoch wieder aberkannt. Das jedoch ficht die Astrologie
wenig an, die unabhängig von der
Astronomie seit der Epoche der Aufklärung eigene Wege verfolgt. Pluto,
der römische Gott der Unterwelt und
die höhere Oktave von Mars, steht im
negativen Sinne mit dem Auftauchen
der Massenvernichtungswaffen in Verbindung, mit der Atombombe und
­aktuell auch immer mehr mit den
schrecklichen Erdbeben und Umweltkatastrophen, die unsere Welt begleiten. Natürlich sind damit auch die
Einflüsse Uranus (Wind, Sturm) und
Neptuns (Giftgas, Überschwemmungen) verbunden. Pluto, der Stirb- und
Werdeplanet, ist im positiven Sinne die
Kraft, die der Menschheit zu großen
und tiefgreifenden Wandlungen verhilft, durch die sie dem Himmel näher
kommen soll.
Letztlich haben wir extrem positive
und extrem negative Kräfte und Auswirkungen, die mit den drei neuen
Planeten jenseits der materiellen Welt,
die durch Saturn begrenzt wird, einhergehen. Möglicherweise hat sich der
Kampf zwischen Gut und Böse, Aufbau und Zerstörung heute nur auf eine
höhere, weitere Ebene verlagert.
Mit dem Wandel der Zeit beginnt sich
D a s
hatte, griffen vor allem traditionelle
astrologische Aussagen dazu: Verletzung durch scharfe Gegenstände,
Brand- und Schnittwunden, Tod durch
Gewalt etc. Im klassischen Sinne gehört Mars ja auch zu den Übeltätern
und die Sonne ist Symbol für das Leben, für unser Leben. Damals war mit
einem solchen Mars im Konjunktion,
Quadrat oder Opposition schon einmal
das Leben bedroht, zumindest mehr als
heute, gehen wir von unserem aktuellen Dasein in der westlichen Welt aus.
Damals waren Krieg, Gewalt, Brand
allgegenwärtig, so dass man jederzeit
zum Opfer werden konnte. Ein ungünstiger Mars-Transit in Kriegszeiten,
als Mann gegen Mann gekämpft wurde, machte die Wahrscheinlichkeit
­einer großen Verwundung oder Schlimmerem sehr groß. Menschen, die im
ganz normalen Alltag gerade einen
harten Mars hatten, rutschte sicher
auch bei Kindern oder Ehefrau schneller die Hand aus, da Schlagen einfach
dazugehörte.
Je besser der Mensch innere
Vorgänge erkennt und sich
selbst reflektieren kann, desto
mehr verlieren „böse Sterne“
ihren Schrecken.
auch der Mensch und sein Denken zu
wandeln. Insgesamt wächst die Zahl
derjenigen, die Gewalt und Krieg als
etwas Primitives, nicht mehr Zeitgemäßes ansehen, die echte Demokratie
leben und denen Bildung und soziales
Bewusstsein wichtig ist.
Mars-Transite damals und heute
Die Menschen sind insgesamt aufgeklärter als früher. Sie denken anders
und haben ein anderes Bewusstsein,
was sich natürlich auch in der Betrachtung der Sterne widerspiegelt.
Wenn man im Mittelalter etwa einen
schwierigen Mars-Transit zur Sonne
Zwischenstufe Innenwelt
Glücklicherweise wird die Gewalt heutzutage als kein probates Mittel mehr
angesehen, um sich durchzusetzen.
Zumindest in gebildeteren Kreisen
nicht. Trotz allem bleibt Mars kritisch
zur Sonne ein harter Transit, der uns
in eine gewisse Unruhe versetzt und, je
nach Anlage, auch sehr aggressiv machen kann. Eine Aggression, die sich
in den meisten Fällen in Streitereien
verwirklicht, die, wie im Mittelalter,
aber auch zur Gefahr von Leib und
Leben werden kann. Etwa dann, wenn
wir z.B. unserer Wut durch schnelles
und rücksichtsloses Autofahren freien
Lauf lassen oder wenn wir bei gefährlichen Sportarten den Einsatz überziehen. Und ja, auch in der Küche können
wir uns schneiden und brennen.
Dennoch, der aufgeklärte Mensch
denkt anders als der Mensch des Mittelalters, weshalb er auch mit „MarsGefahren“ selbstbewusster umgeht. Er
weiß um innere Vorgänge und Gesetzmäßigkeiten, die uns zunächst die
Psychologie, dann die Spiritualität
lehrte. Er sieht Mars nicht mehr als
eine äußere Gefahr, die ihn bedroht. Er
erkennt Mars vielmehr eben in der
­eigenen Aggression, die sich, wenn er
nicht bewusst genug damit umgeht, in
bösen Konflikten, Unfällen oder Gewalt verwirklichen kann. Ganz nach
A k t u e l l e
T h e m a
Der Sternenhimmel repräsentiert die Gesetze Gottes, nicht
mehr und nicht weniger. Was
wir daraus machen, ist alleine
unsere persönliche Sache.
dem geistigen Gesetz: wie innen, so
außen, wie oben, so unten. Der moderne Mensch bezieht in seine astrologischen Betrachtungen seine Innenwelt
mit ein und gibt sich Transiten nicht
schicksalsergeben hin. Auch in früheren Zeiten erkannte der kluge, seriöse
Astrologe, dass die Sterne nur geneigt
machen, aber nicht zwingen, so wie es
der Kirchenmann Thomas von Aquin
behauptete. Eine Erkenntnis, die sich
mit dem Aufkommen der Psychologie,
mit der intensiven Innenschau inzwischen bei vielen Menschen verfeinert
hat. Wir wissen mittlerweile, dass es
kein böses Schicksal und keine Kraft
gibt, die uns zu irgendetwas zwingt.
Die Sternengesetze sind gleich geblieben, unser Verständnis für sie „sollte“
gereift sein.
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