Eisenmangel . . . bei der Frau im Postpartum Prof. Dr. med. Irene Hösli, Klinik für Geburtshilfe und Schwangerschaftsmedizin, Universitätsspital Basel Anämien sind in der Schwangerschaft trotz empfohlenem Blutbildscreening und Informationen über eine gesunde Ernährung während der Schwangerschaft noch häufig am Geburtstermin nachzuweisen. Neben einer unvollständigen Abklärung hinsichtlich alleiniger Fe-Mangel-Anämie oder Hämoglobinopathie kann es sich um einen Vitamin-B12oder Folsäuremangel oder um eine unzureichende oder nicht konsequent durchgeführte Therapie handeln. Als Grenzwerte für eine Anämie gelten im 2. Trimenon ein Hb-Wert unter 10,5 g/dl und im dritten Trimenon unter 11 g/dl. Therapiebedürftige Ferritinwerte in der Schwangerschaft liegen bei <30 µg/l. In den letzten Jahren haben die Risikofaktoren für einen erhöhten postpartalen Blutverlust deutlich zugenommen. Alter der Schwangeren, Mehrlingsschwangerschaften, Geburtsmodus und Placentationsstörungen wie Placenta praevia und acreta in Folgeschwangerschaften nach uterinen operativen Eingriffen (Sectio, Curettage etc.) sind dabei am häufigsten zu nennen. Dies zeigt sich auch international in einer kontinuierlichen Zunahme schwerer Blutungen (>1000 ml) und transfusionsbedürftiger postpartaler Blutungen. Die postpartale Blutung ist eine der Hauptursachen maternaler Mortalität weltweit. Im Zusammenhang mit den Auswirkungen einer postpartalen Blutung haben Frauen mit einem tieferen präpartalen Hb-Wert einen zusätzlichen Risikofaktor für eine erhöhte Morbidität und Mortalität. Sie benötigen deshalb unter der Geburt zusätzliche Sicherheitsmassnahmen. Postpartal liegen die therapiebedürftigen Hb-Werte unter 10 g/dl. Der Nadir für die postpartale Hb-Bestimmung liegt bei 48 Stunden post partum. Die Messung des Ferritins, eines Akutphasenproteins, ist im Wochenbett nicht sinnvoll, da die Werte im Rahmen der Geburt erhöht sein können. Als Therapie wird bei leichter Anämie (Hb 9,5 –<10 g/dl) zunächst eine orale Fe-Gabe (80–200 mg) empfohlen. Bei einer schweren Anämie (<8,5 g/dl) oder einem hohen Blutverlust sub partu bzw. einem entsprechenden klinischen Zustand der Wöchnerin sollte eine iv-Eisen-Therapie (1000 mg) direkt im Wochenbett begonnen werden. Kontraindikationen für eine parenterale Gabe sind neben einer Anaphylaxieanamnese nach Fe-Gabe akute oder chronische Infektionen bzw. Leberaffektionen. Stillen ist keine Kontraindikation. Bei einem Wert unter 6 g/dl oder hämodynamisch instabilen Patientinnen ist eine sofortige Bluttransfusion notwendig. Sowohl die optimale präpartale Hb-Einstellung als auch die rasche Behandlung einer postpartalen Blutung können schwerwiegende Komplikationen postpartal für Mutter und Kind reduzieren. Eine adäquate Fe-Stufentherapie in der Schwangerschaft und im Wochenbett verhindert unnötige Transfusionen von Blutprodukten.