WKB-Wirtschaftsbrief

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WKB-Wirtschaftsbrief
In Zusammenarbeit mit der Walliser Industrie- und Handelskammer (WIHK)
Juni 2016
Gesamtwirtschaft
Pascal Perruchoud
Präsident der Generaldirektion
Walliser Kantonalbank
Aus Sicht der Walliser Kantonalbank
Wachstumszunahme im 2016 und 2017
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) hat im 2015 moderat um 9,0% zugenommen. Ohne Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses wäre es um 2,2% gewachsen. Gemäss Schätzungen,
welche von den sechs Westschweizer Kantonalbanken in Zusammenarbeit mit dem Forum
des 100 und dem Institut CREA de macroéconomie appliquée (Fakultät der HEC der Universität Lausanne) im 9. Jahr in Folge veröffentlicht wurden, soll das Westschweizer BIP um
1,4% im 2016 und um 2,0% im 2017 zulegen.
Diese Prognosen sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen. Die Entwicklung des Frankenkurses ist
schwer einzuschätzen und es bestehen nach wie vor zahlreiche Unwägbarkeiten: der Ausgang des britischen Referendums über den «Brexit», die strukturellen Herausforderungen
der Eurozone, die Wirtschaftsverlangsamung in China oder die zahlreichen Spannungsherde auf der Welt. Auch an inländischen Ungewissheiten fehlt es nicht, wie beispielsweise die
Auswirkungen der Umsetzung der so genannten «Masseneinwanderungsinitiative».
Real (inflationsbereinigt, Preise von 2010) ist das Westschweizer BIP von 155,6 Milliarden
Franken im 2014 auf 157,0 Milliarden Franken im 2015 gestiegen. Dank dieser Dynamik konnte
die Westschweiz ihr Gewicht in der Schweizer Wirtschaft regelmässig erhöhen, nämlich von
23,4% auf 24,0% zwischen 2006 und 2015.
Dank der Widerstandsfähigkeit der Westschweizer Wirtschaft verzeichneten nur wenige
Branchen im 2015 einen Geschäftsrückgang. Paradoxerweise waren im Allgemeinen eher
binnenmarktorientierte Branchen betroffen. Exportorientierte Branchen, darunter der im
Wallis sehr präsente Chemie- und Pharmasektor, konnten ihren Schwung trotz Aufgabe des
Mindestkurses halten. Dieser dürfte im Jahr 2016 allerdings wieder nachlassen. Auch das
Hotel- und Gastgewerbe, ein im Wallis ebenso wichtiger Sektor, litt im 2015 unter der Aufwertung des Frankens und dem schlechten Konsumklima. Gemäss Institut CREA dürfte seine
Wertschöpfung im 2016 weiter sinken. 2017 dürfte die erwartete Konjunkturaufhellung in
den meisten Branchen in unterschiedlichem Tempo zu spüren sein.
Diese Studie über das Westschweizer BIP ist eine Ergänzung zum «WKB-Wirtschaftsindikator», welcher vom Institut BAKBASEL realisiert und seit Februar 1999 von der Walliser
Kantonalbank (WKB) und ihrer Partnerin, der Walliser Industrie- und Handelskammer
(WIHK), veröffentlicht wird.
*Die Broschüre « Westschweizer BIP 2015 » kann auf der Internetseite der Walliser Kantonalbank unter der Adresse www.wkb.ch heruntergeladen werden.
Nachdem das BIP-Wachstum im Kanton
Wallis 2014 (+1,8%) noch sehr dynamisch
ausgefallen ist, hat die Wirtschaftsleistung
im vergangenen Jahr stagniert (-0,1%).
Damit zeigte sich die Walliser Konjunktur
unterhalb des gesamtschweizerischen Wertschöpfungswachstums von 0,9%. Die Walliser
Wirtschaft litt 2015 vor allem unter zwei
Faktoren: Zum einen waren die Bedingungen nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015 für exportorientierte
Branchen und damit auch für das im Wallis
gewichtige Gastgewerbe deutlich erschwert.
Zum anderen liessen die Auswirkungen der
Zweitwohnungsinitiative die Wertschöpfung
im Walliser Baugewerbe spürbar schrumpfen.
Die Aussichten für das laufende Jahr sind
ebenfalls wenig erfreulich. BAKBASEL geht
für 2016 von einem leichten Minus des Walliser BIP von 0,4% aus. Damit entwickelt sich
der Kanton Wallis im Vergleich zur Gesamtschweiz unterdurchschnittlich (CH: +0,8%).
Auch diese erwartete Entwicklung gründet
hauptsächlich auf zwei Faktoren: Zunächst
ist zu erwarten, dass der Wechselkursschock
im laufenden Jahr noch stärkere negative Auswirkungen auf das Walliser Gastgewerbe hat,
da zum Zeitpunkt des Wechselkursschocks für
2015 bereits zahlreiche Buchungen bestanden
haben. Zudem dürfte auch der Wertschöpfungsrückgang im Walliser Baugewerbe als
Folge der Zweitwohnungsinitiative noch
deutlicher ausfallen als 2015.
Primärsektor
Auf Basis der gezahlten Produzentenpreisen
beläuft sich der Bruttoertrag der Walliser
Landwirtschaft für 2015 auf 317 Millionen
Franken. Damit liegt er um 5% unter dem
Wert 2014 und entspricht dem Bruttoertrag 2013. Gegenüber dem 10-Jahres-Durchschnitt 2005-2014 von 340 Millionen beträgt der Rückgang ca. 7%. Noch niedriger
war das Ergebnis lediglich im Jahre 2002.
Ursache für den Rückgang sind niedrige
Trauben-, Aprikosen- und Beerenernten
sowie die nachhaltige Flaute im Industriemilchsektor.
Die Schätzung des Bruttoertrags schliesst die
von den Erzeugern im Jahre 2015 tatsächlich
erhaltenen Beträge ein, d.h. die endgültigen
Zahlungen für die Ernten 2014 sowie die
Anzahlungen für die Ernte 2015. Der Weinsektor verbucht am gesamten Bruttoertrag
einen Anteil unter 50%. Die sommerliche
Dürre versetzte der Weinernte einen starken
Dämpfer. Die 150 Millionen Franken, die den
Weinbauern gezahlt wurden, entsprechen
einem Rückgang um 5% gegenüber 2014.
Hierbei handelt es sich um eines der schlechtesten wirtschaftlichen Ergebnisse der letzten 20 Jahre. Einzig im Jahre 2013 war der
Bruttoertrag noch niedriger. Die äusserst geringfügige Weinproduktion der Jahre 2012
bis 2015 – welche mit den geringsten Weinernten in den letzten 60 Jahren einhergeht
– konnte durch eine Erhöhung der Produzentenpreise nicht aufgefangen werden.
Der Bruttoertrag des Obst- und Gemüsesektors beträgt 81 Millionen Franken. Auch
das ist weniger als im Vorjahr. Indes reichen
die Ernteerträge von Aprikosen, Erdbeeren
und Himbeeren nicht an die physischen Erträge 2013 und 2014 heran. Der Gemüsebau
erzielte ein um 2% höheres Ergebnis als
2014. Der Anteil des Obst- und Gemüsesektors am Gesamtergebnis beträgt 25%.
Der Bruttoertrag von Getreide- und Ölfruchtkulturen verharrt auf dem Vorjahresniveau. Der Rückgang der Produzentenpreise
in diesem Sektor belastet das wirtschaftliche
Ergebnis. So büsste der Sektor seit 2012 ein
Fünftel seines durchschnittlichen Umsatzes
2000-2010 ein.
Ein Viertel des gesamten Bruttoertrags
stammt von der Tierzucht, die um 2% auf
77 Millionen Franken zulegt. Die Rinderzucht hat hieran einen Anteil von 70%. In
den verschiedenen Produktionszweigen sind
unterschiedliche Entwicklungen gegeben.
Was die Milch angeht, sank ihre Bewertung
gegenüber dem Vorjahr um 15%. Dabei erreicht der Preis für Industriemilch noch nie
dagewesene Tiefststände, während sich der
Milchpreis für die Herstellung von Rohmilchkäse im interkantonalen Vergleich auf einem
vertretbaren Niveau hält. Der Rindfleischsektor steigert seinen Umsatz um 30% innert
eines Jahres. Dagegen bricht der Umsatz für
Schweinefleisch im selben Zeitraum um 70%
ein. Leicht rückläufig sind die Geflügel- und
die Schafzucht.
Die in den vorgenannten Zahlen nicht
enthaltenen Direktzahlungen beliefen sich
auf 128 Millionen Franken. Das sind 5%
mehr als 2014. Diese öffentlichen Beihilfen
vergüten nicht marktbestimmte Leistungen
der Landwirte (z.B. die Bewirtschaftung von
Boden und Landschaft für den Tourismus,
die Erhaltung einer Bevölkerung und eines
Wirtschaftsgefüges in ländlichen Zonen).
Das Wallis holt derzeit seinen Rückstand bei
Sekundärer Sektor
der Umsetzung von Massnahmen für Biodiversität und ökologische Vernetzung auf. Die
neue Landwirtschaftspolitik des Bundes hat
Die Wertschöpfung des sekundären Sektors
Chancen für die Aufwertung der Landschaft
im Wallis ist 2015 um 2,2% zurückgeganund der Alpen eröffnet. Hiervon profitieren
gen. Im Vergleich zum Jahr 2014 zeigt sich
die Bergbetriebe.
das produzierende Gewerbe damit deutlich
Das Bundesamt für Statistik (BFS) errechschwächer (2014: +1,7%). Einer der Gründe
net den Gesamtwert der Agrarproduktion pro
für diese Entwicklung ist die Schliessung der
Kanton. Dieser Wert unterscheidet sich vom
Tamoil-Raffinerie, die mehr als 200 Stellen
vorgenannten Bruttoertrag, insofern er auch
kostete. Die Auswirkungen der Umsetzung
die Wertschöpfung im Zusammenhang mit
der Zweitwohnungsinitiative auf das Walder Verarbeitung von landwirtschaftlichen
liser Baugewerbe stellten 2015 jedoch eine
Produkten direkt auf dem Hof einschliesst.
noch grössere Schwierigkeit für den proZum Beispiel wird die Traubenernte der
duzierenden Sektor dar. Im laufenden Jahr
Selbstkelterer unter Wein verbucht. 2015 ererwartet BAKBASEL mit einem Wertschöpwirtschaftet der landwirtschaftliche Sektor
fungsminus von 2,6% ein weiteres schwieunseres Kantons einen Gesamtwert von
riges Jahr. Ausschlaggebend für diese Ent532 Millionen Franken – 1.7% mehr als im
wicklung zeigt sich wiederum vor allem das
Vorjahr.
Walliser Baugewerbe, welches 2016 noch
Nach Abzug der Produktionsmittelkosten
stärker unter den Auswirkungen der Zweitschätzt das BFS die Brutto-Wertschöpfung
wohnungsinitiative leiden dürfte.
SECTEUR
SECONDAIRE
der Walliser
Landwirtschaft
auf 308 Millionen Franken. Die Wertschöpfung der WalliCHEMISCH-PHARMAZEUTISCHE INDUSTRIE
2015
EVOLUTION DE LA VALEUR AJOUTÉE DU SECTEUR INDUSTRIEL
ser Landwirtschaft
liegt
bei
58%
des
GesamtDie Bedingungen für exportorientierte
2016 Bran1%
werts der Agrarproduktion und ist deutlich
chen waren im vergangenen Jahr schwierig.
0%
über dem Durchschnitt
der schweizerischen
Grund dafür war der Wechselkurschock nach
Landwirtschaft,
der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im
-1% bei welcher dieser 38% beträgt.
Januar 2015. Auch die chemisch-pharma-2%
Das Netto-Unternehmenseinkommen entzeutische Industrie im Kanton Wallis hat
spricht der -3%
restlichen Wertschöpfung (einunter dem starken Franken gelitten: Die
schliesslich -4%
Direktzahlungen) nach Abzug
ausländische Nachfrage nach Walliser Cheder Löhne, Pachtzinsen, Bankzinsen und
mikalien und verwandten Erzeugnissen ist
-5%
Steuern. 2015 verbessert es sich um 7% und
2015 um 2,8% zurückgegangen. So konnte
-6%Millionen Franken. Hierdurch
liegt bei 200
auch die Wertschöpfung dieser Industrie
belegt die Walliser
Landwirtschaft im intermit einem Plus von 0,9% nur leicht zule-7%
kantonalen Vergleich den zweiten Platz. Das
gen (2014: +1,6%). Das laufende Jahr dürfte
-8%
Wallis ist einer der neun Kantone,
in
denen
keine Approvisionnement
Verbesserung bringen.
Durch
weiteren
Chimie
Industries de biens
Autres
Industries
Secteur II
Pharma
d’investissement
en énergie et en
eau
industries
du bâtiment
die Landwirtschaftsbetriebe
insgesamt
beStellenabbau
sowie
eine
weiterhin
schwache
trachtet, vor öffentlichen
Subventionen,
Entwicklung
der Exporte, ist auch 2016 nur
Aux prix de l’année
précédente, variationeiannuelle en
%
Source: BAKBASEL
nen positiven Sektorertrag
erwirtschaften.
mit einem leichten Wertschöpfungswachstum in der Walliser chemisch-pharmazeutischen Industrie im zu rechnen (+0,4%).
Pierre-Yves Felley
Direktor der Walliser
INVESTITIONSGÜTERINDUSTRIE
Landwirtschaftskammer
Die Walliser Investitionsgüterindustrie, bestehend aus der Metallindustrie, dem Maschinenbau, der Elektronik- und Feinmechanikindustrie sowie dem Fahrzeugbau, hat im
SEKUNDÄRER SEKTOR
ENTWICKLUNG DER BRUTTOWERTSCHÖPFUNG IN DEN INDUSTRIEBRANCHEN
1%
2015
2016
0%
-1%
-2%
-3%
-4%
-5%
-6%
-7%
-8%
Sektor II
Chemie
Pharma
Investitionsgüterindustrie
Zu Preisen des Vorjahres, Veränderung p.a. in %
Quelle: BAKBASEL
Energie- und
Wasserversorgung
Sonstige
Industrien
Baugewerbe
vergangenen Jahr nur teilweise unter einer
rückläufigen ausländischen Nachfrage gelitten. Im Bereich der Metallindustrie – diese
ist mit einem Anteil von mehr als der Hälfte
die bedeutendste Branche der Walliser Investitionsgüterindustrie – zeigte sich 2015
ein deutliches Plus der Exporte (+9,5%). Die
ausländische Nachfrage nach «Maschinen,
Apparaten und Elektrotechnik» ist hingegen
geschrumpft (-5,9%). Betrachtet man die
Wertschöpfungsentwicklung der gesamten
Investitionsgüter, so ist diese stagniert (0,0%).
Für das laufende Jahr geht BAKBASEL in der
exportorientierten Investitionsgüterindustrie
aufgrund des weiterhin starken Frankens
ebenfalls von einer sehr schwachen Dynamik
aus (+0,2%).
BAUWIRTSCHAFT
Nachdem die Wertschöpfung im Walliser
Baugewerbe 2014 – vor allem aufgrund eines
dynamischen Wohnungsbaus – um 4,4%
expandiert hat, war im vergangenen Jahr
dann genau die gegenteilige Entwicklung zu
beobachten: Hauptsächlich aufgrund eines
sehr deutlichen Minus im Wohnungsbau war
die Wertschöpfung im Bau um 4,7% rückläufig. Für 2016 sind die Aussichten noch
unerfreulicher. Dies wiederum aufgrund der
Zweitwohnungsinitiative, deren Umsetzung
zu einer weiteren Redimensionierung des
Wohnbaus führen dürfte. Insgesamt geht
die Wertschöpfung im Walliser Baugewerbe
2016 voraussichtlich um 7,7% zurück.
trie noch unerfreulicher ausfallen (-5,6%),
zu kämpfen hatte. 2016 wird die Entwicklung
SECTEUR
TERTIAIRE
da zum Zeitpunkt des Wechselkursschocks
in den Walliser
Dienstleistungsbranchen
bereits
zahlreiche Buchungen für 2015
voraussichtlich
ähnlich
ausfallen
2015 beÉVOLUTION
DE LA
VALEUR (+0,5%).
AJOUTÉE DES
SERVICES
standen haben und die negativen Effekte
Unter anderem deshalb, weil sich die Lage
2016
3%
dadurch voraussichtlich erst 2016 vollstänim Walliser Gastgewerbe nicht spürbar ver2% Wachstumsstützen sind 2016
dig durchschlagen. In der Walliser Gastrobessern dürfte.
nomie, welche deutlich weniger durch die
voraussichtlich
wiederum
der
öffentliche
1%
ausländische Nachfrage geprägt ist, erwartet
Sektor und der Finanzsektor.
0%
BAKBASEL 2016 einen Rückgang um 1,4%.
Insgesamt ergibt sich für das Walliser GastGASTGEWERBE
-1%
gewerbe im laufenden Jahr damit ein Minus
Zum Walliser Gastgewerbe zählen die Beher-2%
von 3,6%.
bergungsindustrie
und die Gastronomie, in
welcher sowohl
-3% der touristische Konsum als
HANDEL
auch der nicht-touristische Ausserhaus-Kon-4%
Im vergangenen Jahr ist die Wertschöpfung
sum von Schweizerinnen
und Schweizern
des Walliser Handels um 1,9% zurückgeberücksichtigt
-5% wird. Die Übernachtungen in
gangen,Services
was vor Autres
allem auf
den Grosshandel
der Walliser Hotellerie sind Secteur
im vergangenen
Secteur
Transports
Industries
Secteur III
Commerce
public
financier
d'entreprises
services
et logistique
zurückzuführen
war
(-2,9%).
Auchhôtelières
für 2016
Jahr um 3,8% zurückgegangen
(ausländiist% kein substantielles Wachstum für die
sche Nachfrage:Aux-8,8%;
inländische
Nachprix de l’année
précédente, variation
annuelle en
Source: hat
BAKBASEL
Walliser Handelsbranchen zu erwarten. Der
frage: +0,7%). 2015
die Wertschöpfung
Grosshandel hat voraussichtlich weiterhin
sowohl im Beherbergungssektor (-4,0%)
mit dem starken Franken zu kämpfen, wobei
als auch in der Gastronomie (-4,2%) deutjedoch stabilisierende Tendenzen erkennbar
lich abgenommen. Dies dürfte vor allem der
sind (+0,3%). Der Detailhandel wird durch
Frankenaufwertung nach dem Wechselkursdie nachlassende touristische Nachfrage geschock geschuldet sein, da es für Gäste aus
dämpft (+0,8%).
dem Euroraum spürbar teurer geworden ist, in
der Schweiz Ferien zu machen. Das Jahr 2016
dürfte für die Walliser Beherbergungsindus-
TERTIÄRER SEKTOR
ENTWICKLUNG DER BRUTTOWERTSCHÖPFUNG IN DEN DIENSTLEISTUNGSBRANCHEN
3%
2015
2016
2%
Tertiärer Sektor
Die Entwicklung des Walliser Dienstleistungssektors war 2015 mit einem Wertschöpfungsplus von 0,7% zwar verhalten, im Vergleich zum produzierenden Sektor (-2,2%)
aber deutlich besser. Dies war vor allem auf
den öffentlichen Sektor, die übrigen Dienstleistungen sowie den Finanzsektor zurückzuführen. Wenig positiv zeigte sich das
Walliser Gastgewerbe, welches nach dem
Wechselkurschock mit dem starken Franken
1%
0%
-1%
-2%
-3%
-4%
-5%
Sektor III
Öffentlicher
Sektor
Finanzsektor
Zu Preisen des Vorjahres, Veränderung p.a. in %
Quelle: BAKBASEL
Handel
Unternehmensbezogene DL
Übrige DL
Verkehr und
Lagerei
Gastgewerbe
0.0%
-0.5%
-1.0%
2012
Nationale und
internationale
Rahmenbedingungen
WELT
Das Wachstum der Weltwirtschaft hat sich
zum Jahresende 2015 verlangsamt. Neben der
hartnäckigen Schwächephase der Schwellenländer erlebten auch die USA und Japan ein
enttäuschendes Schlussquartal 2015. In der
Eurozone setzte sich dagegen der moderate
Wachstumskurs fort. Die Aussichten für 2016
sind verhalten. Vor allem die Schwellenländer werden nach wie vor durch strukturelle
Probleme und die stark gesunkenen Rohstoffpreise ausgebremst. Dies spiegelt sich
auch in der sehr schwachen Entwicklung des
Welthandels wider. Aber auch in den Industriestaaten lässt der seit längerem erhoffte
Aufschwung noch auf sich warten.
2013
2014
2015
2016
2017
2015. Vor allem
Unternehmen
zu Sparmassnahmen, was sich
Aux die
prix deExporteure
l’année précédente,bekamen
variation annuelle en
%
Source:deutlich
BAKBASEL, OEF
den Frankenschock
zu spüren. Der
in einer sehr verhaltenen Investitionstätigprivate Konsum war 2015 zwar eine Wachskeit widerspiegelt. Zum anderen bleibt das
tumsstütze, allerdings fiel auch das Konsumaussenwirtschaftliche Umfeld verhalten. Eine
wachstum nicht so dynamisch aus wie in den
Rezession ist jedoch nicht zu befürchten,
Vorjahren.
insbesondere da der private Konsum eine
Die Wachstumsdynamik der Schweizer
wichtige Wachstumsstütze bleibt. Insgesamt
Wirtschaft dürfte 2016 gering bleiben. Zum
prognostiziert BAKBASEL für 2016 ein reales
einen sorgt der nach wie vor starke Franken
BIP-Wachstum von 0.8%.
für hohen Margendruck und zwingt viele
WACHSTUM DES REALEN BRUTTOINLANDSPRODUKTS
Schweiz
Wallis
3.0%
USA
Westeuropa
2.5%
2.0%
1.5%
1.0%
0.5%
SCHWEIZ
Die Schweizer Wirtschaft hat 2015 um 0,9%
expandiert (2014: +1,9%). Ausschlaggebender
Faktor für die Abschwächung des Wachstumstempos gegenüber dem Vorjahr war der
Höhenflug des Frankens nach der Aufhebung des Mindestkurses zum Euro im Januar
0.0%
-0.5%
-1.0%
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Zu Preisen des Vorjahres, Veränderung p.a. in %
Quelle: BAKBASEL, OEF
Vincent Riesen
Direktor der Walliser Industrieund Handelskammer
Die Sicht der Walliser Industrie- und Handelskammer
Warten auf den Aufschwung
Unsere Wirtschaft hält stand. Für die Unternehmen ist die Lage nicht einfach. Sie müssen viel einstecken, aber trotzdem geben sie
nicht auf. Diese Einstellung ist bemerkenswert. Seit 2009 wurden wir nacheinander
von der amerikanischen Subprime-Krise,
der Überschuldung der europäischen Staaten und vom Einbruch des Euro heimgesucht. Heute erleben wir den schwächelnden Aufschwung der Industriestaaten, die
Strukturkrise der Schwellenländer und das
Chaos der europäischen Märkte.
Sämtliche Stützen unserer Wirtschaft haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Tourismus, Exportindustrie und Zulieferunternehmen leiden unter der Frankenstärke.
Selbst der Energiemarkt ist durch euro-
päische Subventionen verfälscht, was die
Rentabilität der Staudämme mindert. Der
Bausektor steht unter Druck: In den Berggebieten brachte die Lex Weber ihn zum
erliegen und im Tal sorgt das Überangebot
auf dem Wohnungsmarkt für Entschleunigung; zusätzliches Ungemach bereiten
ihm Einsparungen der öffentlichen Haushalte und ausländische Unternehmen, die
sich nicht um unsere sozialen Rahmenbedingungen scheren. Allein der Detailhandel bleibt – dank der Geographie unseres
Kantons – teilweise von Einkaufstourismus
verschont, aber dafür verspürt er die harte
Konkurrenz des Onlineversands.
Es gilt auch auf stürmischer See den Kurs
der Vernunft beizubehalten, welchem die
Schweiz ihre beneidenswerte Erfolgsgeschichte verdankt. Möge sie den populistischen Verlockungen und deren simplen
Lösungen widerstehen: sowohl den Forderungen von links nach mehr Staat, konfiskatorischer Besteuerung und einer politisierten SNB; als auch denen der rechten
Seite, welche das Land abschotten möchten,
die humanitäre Tradition zu Grabe tragen
wollen und dem öffentlichen Dienst mit
einem ungesunden Misstrauen begegnen.
Dies alles steht im Widerspruch zu dem,
worauf sich unser Wohlstand gründet,
nämlich unserem bewährten Sinn für das
Masshalten. Es ist der Entscheid für den
Mittelweg, der eine attraktive Unternehmensbesteuerung, nachhaltige Investitionen in Mitarbeiter und Infrastrukturen,
sowie eine gesunde, vertrauensvolle Beziehung zur restlichen Welt anstrebt. Es
ist ebenfalls der Weg des Verstandes, den
Rechtsstaat nicht auf aufs Spiel zu setzen
und sich im Gegenteil für den Erhalt der
politischen Stabilität und Rechtssicherheit
einzusetzen.
Früher oder später wird ein wahrer wirtschaftlicher Aufschwung unsere Wirtschaft
beleben, aber in der Zwischenzeit gilt es
einen klaren Kopf zu behalten, um unseren Alleingang zu bewahren, den einer
souveränen Schweiz und eines souveränen Wallis, die für Weltoffenheit und Pragmatismus stehen.
Die Walliser Kantonalbank, welche das Label Swiss Climate Co2 Optimiert erhalten hat, engagiert sich für die Umwelt.
Dieses Dokument wird im Wallis gedruckt und aus Papier hergestellt, welches ausschliesslich aus rezyklierten Fasern besteht.
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