Blindschleiche - Anguis fragilis (12.04.05) Die Arbeiten am Freizeitgelände Hart haben gerade begonnen und schon nach wenigen Tagen eine Überraschung: Man zuckt einfach zusammen, wenn man eine „Schlange“ findet - auch wenn es gar keine ist. Unter unserer Baggerschaufel hat sich eine Blindschleiche für die Nacht verkrochen und wurde unsanft geweckt. Mit 45 cm Länge war sie schon sehr eindrucksvoll – aber wegen der Kälte noch steif wie ein Ast. Wir haben sie natürlich sorgsam an einen sonnigen Gebüschrand gebracht, wo sie sich bald, von der Frühjahrssonne erwärmt, verkrochen hat. Blindschleichen sind glattschuppige, glänzende Echsen, als Erwachsene von grauer bis brauner, als Jungtiere aber von silbriger bis goldiger Grundfärbung. Von oben erkennt man an einer Blindschleiche weder Hals noch Schwanzansatz. Die Blindschleiche ist nahezu in ganz Europa verbreitet. Sie bevorzugt mäßig feuchte Lebensräume mit einer dichten Krautschicht, wie Waldränder, Wiesen und verbuschte Hänge. Sie ist häufig unter Totholz, Steinen oder in Komposthaufen zu finden. Die Blindschleiche ist tag- und dämmerungsaktiv. Sie sind ei-lebendgebärend (Sommer). Ihre Jungen sind von einer dünnen Membranhülle wie von einer Eierschale eingeschlossen. Die Hülle zerreißt bei der Geburt und gibt die Jungtiere frei. Die Jungen (8-12) sind bei der Geburt sehr dünn und 75 mm lang. Die Tiere ernähren sich vorwiegend von Würmern, Schnecken, Spinnen und langsam beweglichen Insektenarten. Einen grossen Teil ihres Lebens, das über 40 Jahre dauern kann, verbringt die Blindschleiche unterirdisch. Dazu ist sie mit ihrem walzenförmigen Körper und den hautknochengestützten, rund um den Leib gleichmässig kleinen Schuppen bestens ausgerüstet. Junge Blindschleichen scheinen sich vorwiegend in bereits vorhandenen Gängen zu bewegen, während Erwachsene wohl öfter selbst wühlen und zur Winterruhe mehr als 1 m unter die Erdoberfläche dringen können. Infolge ihrer versteckten Lebensweise bekommt man Blindschleichen nicht so oft zu Gesicht, wie aufgrund ihrer Häufigkeit zu vermuten wäre. Dennoch erscheinen die Tiere regelmässig an der Oberfläche und zwar vor allem morgens, abends und im Frühling, sei es um grössere Strecken im Schutze einer wohlausgebildeten Krautschicht zurückzulegen oder sei es um sich an der Sonne zu wärmen. So aufgeheizte Blindschleiche können übrigens eine ungeahnte Schnelligkeit entfalten und sich bei Störung blitzartig ins Dickicht oder in ein Erdloch zurückziehen. Idee und Text: Rainer Pasta KulturLandschaftsführer www.ostbayern-landschaften.de