Mit beiden Ohren hören können

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Feldkirch, am 13.12.2005
Mit beiden Ohren hören können
Erstmals beidseitige Cochlea-Implantation an der HNO Feldkirch
An der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde haben Prim. Dr. Wolfgang
Elsässer und sein Team erstmals einem dreijährigen Mädchen beidseitig CochleaImplantate eingesetzt. Lena leidet nämlich seit Geburt an Schwerhörigkeit. Diese
Implantate sind hochtechnologische Hörgeräte, die aus Mikrofon, Sprachprozessor
und einer implantierten Spule samt Elektrode bestehen. Mit der frühzeitigen
Hilfestellung hat die kleine Lena gute Voraussetzungen zum normalen Spracherwerb.
2002 ist Lena auf die Welt gekommen. Unmittelbar nach der Geburt (2.-3. Tag) wurde bei ihr
- wie bei allen Neugeborenen in Vorarlberg - ein Hörscreening durchgeführt. Weitere
Abklärungen brachten ein bedrückendes Resultat: Lena leidet an einer an Taubheit
grenzender Schwerhörigkeit – gerade in diesem Alter Ursache für gravierende Folgen, denn
der bereits beginnende Spracherwerb ist erheblich vom Hören abhängig. Heute allerdings
können die Eltern und auch Lena aufatmen: Lena ist am besten Weg zum „normalen“ Hören,
denn: HNO-Spezialisten des LKH Feldkirch haben ihr innerhalb von eineinhalb Jahren bei
beiden Ohren sog. Cochlea-Implantate, hochtechnologische Hörgeräte, eingesetzt. „Lena ist
eine unserer ersten Patienten, bei welcher wir auf beiden Seiten eine Hörhilfe implantiert
haben. Wir freuen uns mit den Eltern, dass beide Implantationen reibungslos verlaufen sind“,
erklärt Prim. Dr. Wolfgang Elsässer, Leiter der HNO-Abteilung, „damit hat Lena jede
Voraussetzung eines problemlosen Spracherwerbs!“
Wie funktioniert das Cochlea-Implantat?
Sind beispielsweise die Hörsinneszellen der Hörschnecke (Cochlea) im Innenohr beschädigt
oder gar nicht vorhanden, kann ein Cochlea-Implantat Abhilfe schaffen. Es ermöglicht
hochgradig schwerhörigen oder tauben Menschen, wieder Hören lernen zu können. Das
Implantat besteht aus einem Mikrofon mit Sprachprozessor, beides ist außen am Ohr
angebracht. Schallwellen werden in einen elektrischen Impuls umgewandelt und durch die
Haut zum Implantat weitergeleitet. Von dort wird dann ein Pulsmuster via Elektrode in die
Hörschnecke übertragen. Der Hörnerv wird stimuliert – und das Gehirn empfängt so
genannte Aktionspotentiale, die es als akustisches Ereignis wie Klang, Geräusch, Sprache
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interpretiert. Als mögliche Ursachen für diese Art der Schwerhörigkeit gelten Anlage- oder
Geburtsfehler, wiederholte Hörstürze oder Hirnhautentzündungen.
Der bilaterale Vorteil
Eine bilaterale Cochlea-Implantation bedeutet, dass zwei Implantate, eines für jedes Ohr,
verwendet werden. Dies ermöglicht beispielsweise das Lokalisieren und Unterscheiden von
Klängen (Richtungshören). Aber auch das Sprachverständnis sowie der natürliche Klang
selbst verbessern sich sowohl in Ruhe als auch bei Störgeräuschen. Für Kinder bedeutet
dies eine ungehinderte Spracheentwicklung und der Besuch der Regelschule, Erwachsene
können wieder in das Alltagsleben integriert werden.
Die Operation
Das Implantat sowie die Reizelektrode für die Hörschnecke werden in einer aufwendigen
mikroskopisch durchzuführenden mehrstündigen Operation hinter dem Ohr in den
Schädelknochen eingesetzt. Nach Einheilung kann einige Wochen später das Gerät
erstmalig in Betrieb genommen werden. Hierzu setzt der Patient das einem Hinter-dem-OhrHörgerät entsprechende Mikrofon samt Sendespule auf.
Die HNO-Abteilung Feldkirch auf Erfolgskurs mit Cochlea-Patienten
An der HNO-Abteilung des LKH-Feldkirch sind bereits über 20 Patienten mit einem CochleaImplantat versorgt worden. Lena war mit zweieinhalb Jahren die jüngste Patienten, der
älteste Patient war 71Jahre alt. „Und die Nachkontrollen sprechen nicht nur bei Lena für eine
immens verbesserte Lebensqualität“, freut sich Elsässer.
Foto:System Implantat, CI-Ohr
Das Implantatsystem besteht aus einem Mikrofon mit Sprachprozessor und den zu
implantierenden Teil samt Elektrode.
Foto Anpassung
Ca. 4-6 Wochen nach der Operation kommt das CI erstmals zum Einsatz und bedarf einer
individuellen Anpassung in der Audiologie.
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Foto Lena
Lena hat im Jahr 2005 das zweite Cochlea-Implantat eingesetzt bekommen.
Lena:
In mehreren Schritten muss die
Logopädin Frau Afra Berchtold
nun eine optimale
Einstellung in Zusammenarbeit mit Lena vornehmen.
Bildrechte: Vlbg. Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H., selbstverständlich zur honorarfreien
Verwendung
Fachliche Rückfragen bitte an:
Prim. Dr. Wolfgang Elsässer
Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
www.lkhf.at/hno
e.: [email protected]
t.: 05522 303 1300
Mit der Bitte um Veröffentlichung
Mag. Ulrike Delacher
Öffentlichkeitsarbeit Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H.
T: 05522 303 5015
M: 0664 6255450
E: [email protected]
www.khbg.at/presse
Frau Delacher steht Ihnen gerne für allgemeine Rückfragen zur Verfügung.
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Factbox
Cochlea-Implantate (CI)
Seit dem Jahre 2001 werden an der HNO-Abteilung des LKH Feldkirch sowohl bei Kindern, als auch
bei Erwachsenen Cochleaimplantate (CI) eingesetzt. Die Indikation für ein CI sind eine hochgradige
Schwerhörigkeit, bzw. eine Ertaubung. Bedingt durch das flächendeckende Hörscreening ist es
möglich, alle in Frage kommenden Kinder bereits ab dem 3. Lebensmonat mit Hörgeräten zu
versorgen. Das jüngste Kind wurde im Alter von ½ Jahr mit einem CI versorgt. In unserer jungen
Geschichte haben wir eine Patientin, die beidohrig mit einem CI versorgt wurde. Die Vorteile liegen
sowohl in der Hörleistung als auch im Richtungshören.
Lena
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1. Operation: 26.02.3004
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2. Operation: 15.09.2005
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Anpassungen: anfangs wöchentlich (3-4 Termine), dann monatlich, später dann alle 3-4
Monate
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Folgeprogramm für Lena: Härtraining im Landeszentrum für Hörgeschädigte in Dornbirn
Für wen eignet sich das Implantat?
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Hörverlust durch ein Problem im Innenohr (Cochlea)
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Keine Hilfe für Sprachverständnis durch herkömmliche Hörgeräte
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Kinder & Erwachsene
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Je länger die Dauer der Gehörlosigkeit, desto geringer wird der Nutzen eines CI
wahrscheinlich sein.
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Gehörlose Kinder profitieren am meisten, wenn sie ihr CI im Alter von 1-4 Jahren erhalten.
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Ertaubte Personen, die bereits sprechen konnten, ziehen wahrscheinlich den größten Nutzen
aus einem CI.
Nutzen
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Alltagsgeräusche hören
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Sprache hören und verstehen (zT. Auch Telefonieren möglich)
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Eigene Sprache verbessern
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Hören bei Hintergrundgeräuschen
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Cochlea-Implantat-Team
Cochlea Implantationen werden am Krankenhaus durchgeführt, Patienten werden normalerweise vom
Hausarzt oder vom HNO-Arzt überwiesen.
Das Behandlungsteam im Krankenhaus besteht aus:
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HNO-Chirurg
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Audiologie (Feststellung des Hörvermögens)
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Klinische Audiologie (Anpassung und Programmierung des Sprachprozessors,
Nachbetreuung, technische Unterstützung)
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Logopädie (Evaluierung des Sprachverständnisses und Sprechvermögens, Rehabilitation und
Betreuung)
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Landeszentrum für Hörgeschädigte, Dornbirn
Notwendige Tests und Untersuchungen
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Audiologische Untersuchungen (Hörschwellen, Hörnervm ...)
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Medizinische Untersuchungen (Ursachen für Gehörverlust, Gesunheitszustand, ...)
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Radiologische Untersuchungen (Computertomographie, MRT)
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Psychologische Untersuchungen (OP-Bereitschaft, Folgeprogramm)
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Sprachtests
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Pädagogische Untersuchungen
Erstes Hören mit dem CI
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Erstanpassung des Sprachprozessors 4-6 Wochen nach OP
Vorgeschlagenes Folgeprogramm
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Regelmäßige medizinische Kontrollen
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Nachprogrammierung des Sprachprozessors
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Sprachtherapie und Hörtraining
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Pädagogische Betreuung
HNO Feldkirch
Nähere Informationen unter www.lkhf.at/hno
Als einzige HNO-Abteilung im Land Vorarlberg wird der gesamte Versorgungsauftrag, sowohl im
operativen, als auch im konservativen Teil wahrgenommen.
Schwerpunkte im chirurgischen Bereich mit über 3.000 Eingriffen jährlich sind neben der HNOBasischirurgie die Ohrchirurgie, Tumorchirurgie und Traumatologie.
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Zahlen und Fakten HNO-Ambulanz
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Leiter: Primar Dr. Wolfgang Elsäßer
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11 Ärzte
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3 Logopädinnen
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Pflegepersonal und sonstige
Räumlichkeiten
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9 Untersuchungszimmer
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Labore
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pädaudiologische Abteilung
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Bibliothek
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OP-Bereich: 2 Operationssäle
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HNO-Abteilung: 42 Betten (derzeit im Umbau; Eröffnung: 15.12.2003)
Leistungen
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Initiative zum flächendeckenden Neugeborenen-Screening in Vorarlbergs
Säuglingsstationen im Jahr 1996 (erstmals in Österreich)
OA Dr. Bernhard Münst, Dr. Michael Hamberger
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Chochlea-Implantation seit 2001: An der HNO-Abteilung des LKH-Feldkirch wurden
zwischen Mai 2001 und August 2003 zehn Patienten mit einem Cochlea-Implantat versorgt.
Das jüngste Kind war zweieinhalb, der älteste Patient 71 Jahre alt. Alle Patienten zeigten
bisher altersentsprechend sehr gute Hörergebnisse.
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Abklärung von Schwindel: Drehstuhl, Frenzelbrille, Lagerungsmanöver, ...etc.
(Dr. René Summersberger)
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Pädaudiologische Ambulanz: Leistungstest zum Hörvermögen; Freifeld- und
Verhaltensaudiometrie; Richtungshören; Tests zur auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung
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Logopädie: Stimmtherapie, Stimmfeldmessungen, Schluckstörungen, Stimmrehabilitation,
Schlaganfallpatienten, Hörabklärungen
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