Klausur Physik I Studiengang Biomedizinische Technik Sommersemester 2009 26.8.2009 2 Für alle Berechnungen gilt: die Erdbeschleunigung beträgt g = 9,81 m/s ! 1. (7 Punkte) Ein rechtwinklig zur Fahrtrichtung unter einem Winkel von 30° zur Horizontalen (schräg nach oben) aus einem fahrenden Zug geworfener Gegenstand fällt auf eine h = 5 m unter dem Abwurfpunkt gelegene Wiese und schlägt l = 40 m (in Fahrtrichtung des Zuges gemessen) vom Abwurfpunkt und b = 10 m vom Bahnkörper entfernt (quer zur Fahrtrichtung) auf. a) Wie groß ist die Abwurfgeschwindigkeit v0 des Gegenstandes? b) Mit welcher Geschwindigkeit vx fährt der Zug? c) Mit welcher Geschwindigkeit v schlägt der Gegenstand auf? Geben Sie die Bewegungsgleichungen für alle 3 Bewegungsrichtungen an und skizzieren Sie grob die Weg-Zeit-Diagramme sowie die Bahnkurve! 2. (6 Punkte) Ein Kraftwagen der Masse m = 1700 kg beschleunigt auf einer Steigung von 4% in t = 10 s gleichförmig aus dem Stand auf eine Geschwindigkeit von v = 90 km/h . Luftwiderstand, Rollreibung etc. seien vernachlässigt. a) Welche Kraft wird benötigt? b) Welche Arbeit wird geleistet? c) Wie groß muß die erreichbare Motorleistung sein? d) Um welchen Betrag ändert sich die Energie des Fahrzeugs? 3. (2 Punkte) Die Federn eines Autos (Masse m = 1900 kg) werden um 7 cm komprimiert, wenn die Karosserie von einer Hebebühne auf die Räder abgelassen wird. Bestimmen Sie die Federkonstante! 4. (4 Punkte) Der Trog eines Schiffshebewerks mit m1 = 850 t wird, wie in der Skizze gezeigt, über einen Seilzug von einem Gegengewicht mit m2 = 900 t eine schiefe Ebene mit einer Steigung von 41% herauf gezogen. a) Wie groß ist die Beschleunigung des Trogs, wenn man die Reibung vernachlässigt? b) Beschreiben und begründen Sie kurz, wie sich bei der Beschleunigung die Wasseroberfläche im Trog einstellt! Zeichnen Sie die Kräfte und Beschleunigungen richtig ein! 5. (5 Punkte) Ein PKW mit der Masse m1 = 2,4 t fährt auf einen stehenden Wagen mit der Masse m2 = 1,7 t auf. Nach dem Aufprall rutscht der gestoßene Wagen vollgebremst (d.h. ohne zu rollen, nur durch die Gleitreibung bestimmt) s2 = 11 m weit. Die Bremsspur des auffahrenden Wagens (vollgebremst vom Moment des Aufpralls an) ist s1 = 9 m lang. Bei den Straßenverhältnissen beträgt die Gleitreibungszahl µG = 0,85. a) Wie groß war die Geschwindigkeit des auffahrenden Fahrzeugs? b) Handelt es sich um einen elastischen Stoß? Begründen Sie Ihre Antwort! 6. (5 Punkte) Ein Würfel mit der Kantenlänge a = 10 cm und der Masse m = 1 kg rotiert mit einer Umdrehung pro Sekunde. Berechnen Sie den Betrag des Drehimpulses a) wenn die Rotationsachse eine der Kanten des Würfels ist. b) wenn die Rotationsachse eine Raumdiagonale (durch Mittelpunkt und zwei Ecken) ist. 7. (3 Punkte) Berechnen Sie den Radius der Bahn des Mondes um die Erde mit folgenden Annahmen: Masse der Erde mE = 6·1024 kg, Umlaufzeit 28 Tage, kreisförmige Bahn! Physik I Klausur 2009.doc 26.08.2009 13:30:00 Lösungen 1. (8 Punkte) Ein rechtwinklig zur Fahrtrichtung unter einem Winkel von 30° zur Horizontalen (schräg nach oben) aus einem fahrenden Zug geworfener Gegenstand fällt auf eine h = 5 m unter dem Abwurfpunkt gelegene Wiese und schlägt l = 40 m (in Fahrtrichtung des Zuges gemessen) vom Abwurfpunkt und b = 10 m vom Bahnkörper entfernt (quer zur Fahrtrichtung) auf. a) Wie groß ist die Abwurfgeschwindigkeit v0 des Gegenstandes? b) Mit welcher Geschwindigkeit vx fährt der Zug? c) Mit welcher Geschwindigkeit v schlägt der Gegenstand auf? Geben Sie die Bewegungsgleichungen für alle 3 Bewegungsrichtungen an und skizzieren Sie grob die Weg-Zeit-Diagramme sowie die Bahnkurve! Weg-Zeit: x- und y-Bewegung Geraden, z-Bewegung Parabel, aber nicht symmetrisch, Bahnkurve Parabel x = vx ⋅ t v x = vx y = v 0 ⋅ cos a ⋅ t vy = v 0 ⋅ cos a 1 z = v 0 ⋅ sin a ⋅ t - g ⋅ t 2 2 vz = v0 ⋅ sin a - g ⋅ t Ende der Bewegung x (t1 ) = 40 m = l = vx ⋅ t1 y(t1 ) = 10 m = b = v 0 ⋅ cos a ⋅ t1 1 z (t1 ) = -5 m = -h = v0 ⋅ sin a ⋅ t1 - g ⋅ t12 2 Die Zeit für die Bewegung berechnet sich aus dem Fall, also der Bewegung in z-Richtung: (Weg-Zeit-Diagramm: Parabel) Es muss aber zuerst noch t1 eliminiert werden; dies geht mit der y -Bewegung: t1 = b v 0 ⋅ cos a a) Damit ist 2 b b 1 æ ÷÷ö - g ⋅ çç v0 ⋅ cos a 2 çè v0 ⋅ cos a ÷÷ø ö2 b 1 æç ÷ ÷ -h = b ⋅ tan a - g ⋅ çç 2 è v ⋅ cos a ÷÷ø -h = v0 ⋅ sin a ⋅ 0 ö2 b 1 æç ÷ ÷ g ⋅ç = b ⋅ tan a + h 2 çè v0 ⋅ cos a ÷÷ø 1 cos a 2 (b ⋅ tan a + h ) = v0 ⋅ b g b g 10 m 9, 81m m v0 = = = 7,79 2 cos a 2 (b ⋅ tan a + h ) 0, 866 2 ( 10 m⋅ 0,57735 + 5 m ) s s b) Schließlich ist b 10 m t1 = = = 1, 482 s v 0 ⋅ cos a 7, 79 m/s ⋅ 0, 866 Physik I Klausur 2009.doc und Lösungen Seite 1 von 9 vx = l 40 m m km = = 27 = 97,16 t1 1, 482 s s h 26.08.2009 13:30:00 c) Berechnung der Einzelgeschwindigkeiten: vx 1 = 27 m s m m ⋅ 0, 8660 = 6, 74 s s m m m vz 1 = v 0 ⋅ sin a - g ⋅ t = 7, 79 ⋅ 0, 5 - 9, 81 ⋅ 1, 482 s = -10, 6434 s s s2 Berechnung der Gesamtgeschwindigkeit vy 1 = v 0 ⋅ cos a = 7, 79 v = Physik I Klausur 2009.doc vx2 + vy2 + vz2 = 29, 8 Lösungen Seite 2 von 9 m s 26.08.2009 13:30:00 2. (5 Punkte) Ein Kraftwagen der Masse m = 1700 kg beschleunigt auf einer Steigung von 4% in t = 10 s gleichförmig aus dem Stand auf eine Geschwindigkeit von v = 90 km/h . Luftwiderstand, Rollreibung etc. seien vernachlässigt. a) Welche Kraft wird benötigt? b) Welche Arbeit wird geleistet? c) Wie groß muß die erreichbare Motorleistung wenigstens sein? d) Welche Energie hat das Fahrzeug danach? a) Die benötigte Kraft ergibt sich aus der Überwindung der Hangabtriebskraft und der eigentlichen Beschleunigung (positive Richtung bergauf): F = -FH + FB = m ⋅ g ⋅ sin a + m ⋅ a Dabei ist α der Neigungswinkel: tan a = 0, 04 a = 0, 03998 sin a = 0, 03997 Die zu erreichende Geschwindigkeit beträgt vmax = 90 km m = 25 3600 s s Die Beschleunigung beträgt hier a = Dv 25 m m = = 2, 5 Dt s⋅ 10 s s2 Insgesamt ist damit æ m mö F = 1700 kg çç 9, 81 ⋅ 0, 04 + 2, 5 ÷÷ = 4917 N çè s2 s2 ø÷ b) Da die Kraft hier konstant sein soll, ist die Arbeit das Produkt aus der Kraft und dem zurückgelegten Weg, dieser beträgt bei gleichmäßig beschleunigter Bewegung: 1 1 25 m⋅ 10 s s = at 2 = v maxt = = 125 m 2 2 2s Damit ist die Arbeit W = F ⋅ s = 4917 N⋅ 125 m = 614, 625 kJ c) Die benötigte Leistung ist nicht konstant, sondern von der Geschwindigkeit abhängig: P = F ⋅v damit ist die Leistung am Ende der betrachteten Bewegung am größten: 90 km ⋅ 4917 N = 122, 925 kW 3600 s d) Entspricht der geleisteten Arbeit, zur Kontrolle: Pmax = vmax ⋅ F = 1 E = m ⋅ g ⋅ s ⋅ sin a + mv 2 2 m 1 m m m2 E = 1700 kg⋅ 9, 81 ⋅ 125 m⋅ 0, 04 + 1700 kg⋅ 25 ⋅ 25 = 614635 kg 2 s s s2 s2 Physik I Klausur 2009.doc Lösungen Seite 3 von 9 26.08.2009 13:30:00 3. (2 Punkte) Die Federn eines Autos (Masse m = 1900 kg) werden um 7 cm komprimiert, wenn die Karosserie von einer Hebebühne auf die Räder abgelassen wird. Bestimmen Sie die Federkonstante! Die Federkonstante, eine Eigenschaft der Federn, berechnet sich aus dem Hooke’schen Gesetz (FS95). F = -D ⋅ x F x m ⋅g = x 1900 kg ⋅ 9, 81 m N = = 266271 2 m 0, 07 m ⋅ s D = Physik I Klausur 2009.doc Lösungen Seite 4 von 9 26.08.2009 13:30:00 4. (4 Punkte) Der Trog eines Schiffshebewerks mit m1 = 850 t wird, wie in der Skizze gezeigt, über einen Seilzug von einem Gegengewicht mit m2 = 900 t eine schiefe Ebene mit einer Steigung von 41% herauf gezogen. a) Wie groß ist die Beschleunigung des Trogs, wenn man die Reibung vernachlässigt? b) Beschreiben und begründen Sie kurz, wie sich bei der Beschleunigung die Wasseroberfläche im Trog einstellt! Zeichnen Sie die Kräfte und Beschleunigungen richtig ein! a) Das System Trog—Seil—Gegengewicht bewegt sich in positiver Richtung, wenn sich der Trog aufwärts und das Gegengewicht abwärts bewegt. Schiefe Ebene: tan a = 0, 41 a = 22, 3 sin a = 0, 379 Atwood-Ansatz mit Seilkraft Kraft auf Trog m1 ⋅ a1 = -m1 ⋅ g ⋅ sin a + FS Kraft auf Gewicht m2 ⋅ a2 = m2 ⋅ g ⋅ sin a - FS Beschleunigungen müssen gleich sein a1 = a2 = a F F -g ⋅ sin a + S = g ⋅ sin a - S m1 m2 æ 1 ö÷ 1 ÷÷ = 2g ⋅ sin a + FS ççç è m1 m2 ÷ø æ m + m1 ö÷ ÷÷ = 2g ⋅ sin a FS ççç 2 è m1m2 ø÷ 2m1m2 FS = g ⋅ sin a m2 + m1 æ 2m1 ÷ö ÷ g ⋅ sin a a = çç 1 çè m2 + m1 ÷÷ø æ m - m1 ö÷ ÷÷ g ⋅ sin a a = ççç 2 è m2 + m1 ø÷ Ergibt 0,106 m/s2 Oder einfach: Gesamtkraft F = (m2 - m1 )·g·sin a Gesamtmasse m = m1 + m2 Beschleunigung damit a = Physik I Klausur 2009.doc æ m - m1 ö÷ F ÷÷ g ⋅ sin a = ççç 2 m è m2 + m1 ø÷ Lösungen Seite 5 von 9 26.08.2009 13:30:00 b) Zusätzliche Scheinkraft im beschleunigten System: FS = -ma . (FS 99) Damit scheinbare Erdbeschleunigung im im beschleunigten System: g ' = g -a Dies zeigt, auf die Skizze bezogen, etwas nach unten links, damit ist die Wasseroberfläche so gekippt (senkrecht dazu), dass sie auf der linken Seite etwas höher als rechts ist. Physik I Klausur 2009.doc Lösungen Seite 6 von 9 26.08.2009 13:30:00 5. (5 Punkte) Ein PKW mit der Masse m1 = 2,4 t fährt auf einen stehenden Wagen mit der Masse m2 = 1,7 t auf. Nach dem Aufprall rutscht der gestoßene Wagen vollgebremst (d.h. ohne zu rollen, nur durch die Gleitreibung bestimmt) s2 = 11 m weit. Die Bremsspur des auffahrenden Wagens (vollgebremst vom Moment des Aufpralls an) ist s1 = 9 m lang. Bei den Straßenverhältnissen beträgt die Gleitreibungszahl µG = 0,85. a) Wie groß war die Geschwindigkeit des auffahrenden Fahrzeugs? b) Handelt es sich um einen elastischen Stoß? Begründen Sie Ihre Antwort! a) Beides gleichmäßig verzögerte Bewegungen mit a = 0,85 · g. vi' = v1' = 12, 25 2asi m km m km , v2' = 13, 54 = 48, 74 , = 44,1 s h s h Impulserhaltung p1' = m1v1' = 2400 kg⋅ 12, 25 m kg m , = 29400 s s p2' = m2v2' = 1700 kg⋅ 13, 54 m kg m , = 23018 s s p = p' p1 + p2 = p1' + p2' m1 ⋅ v1 + m2 ⋅ 0 = p1' + p2' v1 = p1' + p2' m1 = 52418 m m km = 21, 84 = 78, 63 2400 s s h b) Energiebetrachtung Vor dem Stoß 1 m v 2 = 572382 J 2 11 1 E2 = m2v22 = 0 J 2 E1 + E2 = 572382 J E1 = Nach dem Stoß 1 m v ' 2 = 180075 J 2 1 1 1 E2' = m2v2' 2 = 155831J 2 E1' + E2' = 335906 J E1' = Energien sind nicht gleich, also kein elastischer Stoß. Physik I Klausur 2009.doc Lösungen Seite 7 von 9 26.08.2009 13:30:00 6. (5 Punkte) Ein Würfel mit der Kantenlänge a = 10 cm und der Masse m = 1 kg rotiert mit einer Umdrehung pro Sekunde. Berechnen Sie den Betrag des Drehimpulses Ein Würfel ist ein Quader mit gleichen Kantenlängen, also a = b = c ! a) Wenn die Rotationsachse eine der Kanten des Würfels ist. Trägheitsmoment für Quader + Steinerscher Satz æ a ÷ö2 æ1 1ö 1 2 2 J = ma + m çç ÷ = çç + ÷÷ ma 2 = ma 2 ç ç ÷ ÷ è 2ø è6 2ø 6 3 2 2 Nm L = J w = ma 2 w = kg 0, 01 m2 ( 2p ) s -1 = 0, 0419 3 3 s b) Wenn die Rotationsachse eine Raumdiagonale (durch Mittelpunkt und zwei Ecken) ist. Trägheitsmoment für Quader für alle Richtungen gleich, also für beliebige Richtungen gleich, kein Steinerscher Satz! (Schwieriger) J = 1 ma 2 6 L = Jw = Physik I Klausur 2009.doc 1 1 Nm ma 2 w = kg 0, 01 m2 ( 2p ) s -1 = 0, 0105 6 6 s Lösungen Seite 8 von 9 26.08.2009 13:30:00 7. (3 Punkte) Berechnen Sie den Radius der Bahn des Mondes um die Erde mit folgenden Annahmen: Masse der Erde mE = 6·1024 kg, Umlaufzeit 28 Tage, kreisförmige Bahn! Lösungsansatz: Fliehkraft + Gravitationskraft = 0, Masse des Mondes fällt heraus m M ⋅ rBahn ⋅ w 2 = G 3 rBahn =G rBahn mE ⋅ mM 2 rBahn mE w2 m = 3G E w2 Umlaufzeit 28 Tage: w= 2p = 2, 597 ⋅ 10-6 s -1 28 ⋅ 24 ⋅ 3600 s also zusammen rBahn = 6, 6142 ⋅ 10-11 Nm2 3 Physik I Klausur 2009.doc kg 2 ⋅ 6 ⋅ 1024 kg 2 ( 2, 597 ⋅ 10 ) -6 = s 3 5, 884 ⋅ 1025 m 3 = 3, 8895 ⋅ 108 m -2 Lösungen Seite 9 von 9 26.08.2009 13:30:00