Prof. Dr. M. Bleicher Institut für Theoretische Physik J. W. Goethe-Universität Frankfurt Theoretische Physik I/II Aufgabenzettel I http://th.physik.uni-frankfurt.de/∼baeuchle/tut Aufgabe I.1: 18. April 2011 Lösungen Vektoren im Kreis (8 Punkte) Gegeben sei ein Kreis des Radius r (siehe Abbildung). In diesem befinden sich die drei Vektoren ~a, ~b und ~c mit der Länge |r|. a) Schreiben Sie die Vektoren ~a, ~b und ~c in der Komponentendarstellung auf. Für ~a ergibt sich aus der Zeichnung y ~a = (r cos 45◦ , r sin 45◦ ) 1 1 =r √ ,√ 2 2 ~c ~a r = √ (1, 1) 2 45◦ x und für ~b entsprechend (mit sin 60◦ = √ 3/2, cos 60◦ = 1/2) 120◦ ~b √ ~b = r (−1, − 3) 2 Bei ~c muss man noch die Richtung beachten: ~c = (0, −r) b) Berechnen Sie folgende Skalarprodukte unter Benutzung der Komponentendarstellung: ~a · ~b, ~a · ~c und ~b · ~c. Nach den Ergebnissen aus der ersten Teilaufgabe kann man die Skalarprodukte PN mit ~r · ~p = i=1 ri pi einfach ausrechnen: √ √ r2 r2 2 3 ~ ~ ~a · b = − √ (1 + 3), ~a · ~c = − √ , b · ~c = r 2 2 2 2 c) Berechnen Sie unter Benutzung der Skalarprodukte die Winkel zwischen ~a und ~c sowie ~b und ~c. Für das Skalarprodukt gilt außerdem: ~r · ~p = |r| |p| cos 6 (~r; p~). Daraus ergeben sich mit |a| = |b| = |c| = r die Winkel 1 3π cos 6 (~a; ~c) = − √ ⇒ 6 (~a; ~c) = = 135◦ sowie 4 2 1 Aufgabenzettel I Aufgabe I.2: Lösungen √ 3 π ⇒ 6 (~b; ~c) = = 30◦ . cos 6 (~b; ~c) = + 2 6 Vektor- oder Kreuzprodukt Seite 2 (10 Punkte) Gegeben seien die Vektoren ~a = (1, 2, 0) und ~b = (2, −1, 1). a) Berechnen Sie die Vektoren ~a × ~b und ~b × ~a. 2 2· 1 −0·2 ~a × ~b = 0· 2 −1·1 = −1 −5 1·(−1)−2·2 und ~b × ~a = −~a × ~b. b) Berechnen Sie mittels der Definition des Vektorproduktes den Winkel zwischen den Vektoren ~a und ~b. Berechnen Sie zur Probe ebenfalls den Winkel mittels des Skalarproduktes. √ √ √ |~a × ~b| = |~a||~b| sin φ ⇒ sin φ = |~a×~b|/|~a||~b| = 30/ 5 6 = 1 ⇒ φ = π/2. ~a · ~b = 0 → cos φ = 0 → φ = π/2. c) Zeigen sie, dass die Beziehung ~c × (~a × ~b) = (~c · ~b)~a − (~c · ~a)~b für beliebige 3-dimensionale Vektoren gilt (Tipp: Benutzen sie die Komponentendarstellung). Da das Kreuzprodukt zyklisch ist, brauchen wir die Beziehung nur für eine Komponente beweisen, der Rest ergibt sich durch Umbenennen der Indizes. ~c × (~a × ~b) = cy (~a × ~b)z − cz (~a × ~b)y x = cy (ax by − ay bx ) − cz (az bx − ax bz ) = ax (by cy + bz cz ) − bx (ay cy + az cz ) = ax (by cy + bz cz ) − bx (ay cy + az cz ) + ax bx cx − ax bx cx = ax (ax bx + by cy + bz cz ) − bx (ax cx + ay cy + az cz ) = ax (~b · ~c) − bx (~a · ~c) = ~a(~b · ~c) − ~b(~a · ~c) x Der Beweis lässt sich etwas eleganter durch den vollständig antisymmetrischen Tensor dritter Stufe ǫijk führen, dieser wird später im Semester eine Rolle spielen. Aufgabe I.3: Boot im Fluss (10 Punkte) Ein Fluss hat eine Breite von 60 m und das Wasser fließt mit einer Geschwindigkeit von vF = 3 m/s. Der Bug eines Ruderbootes am Ufer ist direkt auf das Aufgabenzettel I Lösungen Seite 3 gegenüberliegende Ufer gerichtet. Die Geschwindigkeit des Bootes quer zur Flussrichtung beträgt vB = 4 m/s. Wie lange dauert es, bis das Boot den Fluss überquert hat und wie weit treibt es bei der Überquerung ab? Die Bahngleichung des Bootes lautet ~r = ~v t mit ~v = (4, 3) m/s. Gesucht ist die Zeit t, in der das Boot in x-Richtung 60 m zurücklegt. Für die x-Koordinate gilt also: 60 m = 4m/s · t ⇒ t = 15 s. Die Zeit zum Überqueren ist unabhängig von der Fließgeschwindigkeit des Flusses! In dieser Zeit legt das Boot in y-Richtung die Strecke y = 3m/s · 15s ⇒ y = 45 m zurück. Aufgabe I.4: Taylorentwicklung (12 Punkte) Die meisten interessanten“ Funktionen1 kann man durch ihre Taylorreihe aus” drücken: ∞ X f (n) (x0 ) (x − x0 )n , f (x) = n! n=0 wobei f (n) die n-te Ableitung von f bedeutet und f (0) = f gilt. Berechnen Sie die Taylorreihe für folgende Funktionen an der Stelle x0 = 0: a) f (x) = cos x Die Ableitungen des Kosinus wiederholen sich alle vier Mal: d cos(x)/dx = − sin(x), d(− sin(x))/dx = − cos(x), d(− cos(x))/dx = sin(x) und d sin(x)/dx = cos(x). An der Entwicklungsstelle x0 = 0 ergeben sich damit die Ableitungen 1, 0, −1, 0, . . . und daher kann man die Taylorreihe schreiben als cos(x) = ∞ X (−1)n n=0 (2n)! x2n = 1 − x2 x4 + ∓ ... 2 24 Durch die Verwendung von 2n in Fakultät und Exponent ist Sorge getragen, dass nur die Terme mit geradem Exponenten beitragen. b) f (x) = e−x Die Ableitung der Exponentialfunktion ist wieder die Exponentialfunktion selbst, allerdings muss man die innere Ableitung beachten, die bei jedem Schritt einen Faktor (−1) bringt. Die Ableitungen an der Stelle x0 = 0 alterniert daher zwischen −1 und +1: −x e = ∞ X (−1)n n=0 1 n! Stetig und beliebig oft differenzierbar. xn = 1 − x + x2 x3 − ± ... 2 6