Zahlen Chemische Rohinformation, gewonnen aus Experimenten, Spektrometern oder theoretischen Berechnungen, liegt in aller Regel in Form von Zahlen vor. Noch vor 30 Jahren war das anders. Die Strukturaufklärung organischer Substanzen zum Beispiel geschah mit Hilfe von Spektren, also grafischen Darstellungen der absorbierten oder emittierten Intensität als Funktion der Frequenz der elektromagnetischen Strahlung (NMR, IR und VIS/UV) oder Massenzahl (Massenspektrometrie). Zahlen entstanden aus diesen Papierspektren“ ” durch Auswertung mit Hilfe des Lineals und des Rechenschiebers (oder der Logarithmentafel). Heute liefern die Spektrometer zunächst riesige Datenmengen in Form von Zahlenfolgen, die in Computern mit Hilfe raffinierter mathematischer Verfahren aufgearbeitet und erst dann als verdauliches“ Ergebnis dem Chemiker ” auf einem Computerbildschirm dargestellt werden. Es ist also nützlich, wenn wir uns mit den verschiedenen Zahlenarten und ihrer Darstellung in Computern beschäftigen. Algebra natürlicher Zahlen Fakultät Algebra reeller Zahlen Potenzen von Zahlen Algebra komplexer Zahlen Summen- und Produktzeichen Ungleichungen Binomischer Satz Primzahlen und Chemie Zahlengenauigkeit - Zahlen im Rechner Ganze Zahlen Z = [0, ±1, ±2, . . .] Rationale Zahlen Q = [p/q|p, q ∈ Z, q 6= 0] √ Irrationale Zahlen, z.B. 2 1 Transzendente Zahlen, z.B. e, π Reelle Zahlen R = alle ganzen, rationalen, irrationalen und transzendenten Zahlen Imaginäre Zahlen, a · i, a ∈ R, i = √ −1 Komplexe ZahlenR = [p + q · i|p, q ∈ R] Natürliche Zahlen Die einfachsten Zahlen begegnen uns beim Zählen von gleichen Dingen. Da Zählen seit jeher eine der natürlichsten Tätigkeiten der Menschen war, heißen sie natürliche Zahlen. Mit der Null und dem Stellensystem sind mit nur zehn Symbolen 0, 1, . . . , 9 Zahlen beliebiger Größe angebbar. Ohne die Null ginge das nicht, sie wird deswegen als wichtigste Ziffer angesehen, obwohl sie - für sich genommen - nur angibt, das ein Ding nicht vorhanden ist. Die betrachteten Zahlen heißen Dezimalzahlen, das Stellensystem dementsprechend Dezimalsystem. Weiter unten werden wir andere Zahlenformen kennenlernen, bei denen weniger (2 oder 8) oder mehr (16) Ziffernsymbole einschließlich der Null verwendet werden. Hier spricht man dann vom Dual-, Oktal- bzw. Hexadezimalsystem. Die Gesamtheit aller Zahlen 1, 2, 3, . . . , 24, . . . , 344, . . . , 1024, . . . , 2003456, . . . ist die Menge der natürlichen Zahlen und wird mit dem Symbol N bezeichnet. Die Schreibweise n ∈ N (sprich: n ist Element von N oder n ist enthalten in N) besagt, daß n irgendeine natürliche Zahl ungleich null ist. Ist die Menge so definiert, daß auch die Null enthalten ist, so lautet das Mengensymbol N . Arithmetische Operationen Bisher haben wir betrachtet, wieviel Dinge vor uns liegen oder in einem Haufen sind, d.h. wir haben uns nur mit dem Zählen beschäftigt. Nun verändern 2 wir die Zahl der Dinge, indem wir welche hinzufügen oder wegnehmen, d.h wir führen Handlungen an Dingen aus und zählen vorher und nachher: Addition: Zu 3G fügen wir 2 G hinzu, es resultiert 5 G ⇒ 3+2=5 Subtraktion: Von 5G entnehmen wir 2 G, es resultiert 3 G ⇒ 5-2=3 Multiplikation: 3-mal legen wir 2 G auf den Tisch, es resultiert 6 G ⇒ 3 · 2 = 6 Division: 8 G teilen wir in 2 gleiche Haufen mit je 4 G ⇒ 8/2=4 Die Zahlen 3 und 2 heißen Operanden. Algebra natürlicher Zahlen Für beliebige Operanden a, b ∈ N und die vier Operationen +, -, ·, / “ ” lassen sich die folgenden Gesetze beweisen. Operationen in Klammern werden zuerst ausgeführt: Kommutativgesetz a+b = b+c a·b=b·a Assoziativgesetz (a + b) + c = a + (b + c) (a · b) · c = a · (b · c) Distributivgesetz a · (b + c) = a · b + a · c In den Gleichungen kann plus“ durch minus“ und mal“ durch geteilt“ be” ” ” ” liebig ersetzt werden. Zur Schreibvereinfachung, also Vermeidung von Klammern, dient folgende Regel: Die Multiplikation und Division haben Vorrang vor der Addition und Subtraktion. Danach ist 3 · 2 + 4 = 6 + 4 = 10 und nicht 3 · 2 + 4 = 3 · 6 = 18. Oft benötigen wir nicht nur das Produkt von zwei Zahlen, sondern das Produkt aller Zahlen 1, 2, 3, . . . , n, also x = 1 ·2 · 3 · ...· n 3 Dafür führen wir ein neues Operationssymbol ein: !, und nennen die Operation Fakultät. x = 1 · 2 · 3 · . . . · n =: n! Reelle Zahlen Während die bisherigen Rechenoperationen uns als Ergebnis immer wieder eine natürliche Zahl liefern, entstehen bei der Subtraktion oder Division auch Zahlen, die nicht Element der natürlichen Zahlen sind. Daher brauchen wir eine umfassendere Zahlenmenge. . . . , -3, -2, -1, 0, 1, 2, 3, . . . Die Menge der ganzen Zahlen (kurz mit Z bezeichnet) ist eine Untermenge der reellen Zahlen, weitere Untermengen werden wir im folgenden kennenlernen. Für die ganzen Zahlen gelten zusätzlich zu den obigen drei Gesetzen noch folgende Regeln (m, n ∈ Z) m + (−n) = m − n m − (−n) = m + n (−m) · (−n) = +(m · n) (−m) · (+n) = −(m · n) Die ganzen Zahlen reichen uns jedoch noch nicht, wenn wir auch fordern, daß wir die Division zweier Zahlen immer ausführen können. Dazu gehen wir über in die Menge der rationalen Zahlen, die aus allen Zahlen m/n besteht, wobei m und n ganze Zahlen sind, allerdings ist der Fall n = 0 ausgeschlossen. Jede ganze Zahl m ist ebenfalls eine rationale Zahl, da wir sie auch als m/1 schreiben können. Auch für die rationalen Zahlen gelten Regeln (die Regeln der Bruchrechnung): m + n m · n m : n p mq + np = q nq p mp = q nq p m q mq = · = q n p np Auch wenn wir vieles durch rationale Zahlen ausdrücken können, gibt es doch Fälle, in denen die rationalen Zahlen nicht ausreichen. Während wir 4 jede lineare Gleichung der Form mx = n durch eine rationale Zahl x = n/m lösen können, stoßen wir bei der Lösung einer quadratischen Gleichung wie x2 = 2 auf Probleme. Die Wurzel aus 2 können wir nicht durch den Bruch aus zwei ganzen Zahlen darstellen, sie ist also keine rationale Zahl. Solche Zahlen, die wir nicht als Bruch darstellen können, nennen wir irrationale Zahlen. Ein Spezialfall der irrationalen Zahlen sind zum Beispiel die Zahlen π oder e. Diese lassen sich nicht durch eine endliche algebraische Gleichung der Form a0 + a1 x + a2 x2 + a3 x3 + . . . + an xn = 0 darstellen. Im Gegensatz zu den algebraischen Zahlen, die Lösung einer solchen Gleichung sind, bezeichnen wir π, e und ähnliche Zahlen als transzendente Zahlen. Zusammnengenommen bilden die rationalen und die irrationalen Zahlen die Menge der reelen Zahlen (kurz R genannt). Wir können uns auch vorstellen, daß die irrationalen Zahlen die Lücken zwischen den rationalen Zahlen auf dem Zahlenstrahl auffüllen. Daher bilden beide zusammen eine kontinuierliche Menge. Algebra reeller Zahlen Wir wollen nun die Regeln zusammenfassen, die für das Rechnen mit reellen Zahlen gelten. Diese Regeln bezeichnet man auch als Algebra der reellen Zahlen. Zunächst gilt, das zwei reelle Zahlen a, b ∈ R immer eine der drei Beziehungen a<b a=b a>b 5 erfüllen. Die reelen Zahlen können also der Größe nach geordnet werden. Für die Multiplikation und Addition gilt a = −(−a) −a = −1 · a −0 = 0 −1 · −1 = 1 a·b =b·a a+b=b+a a(bc) = (ab)c a + (b + c) = (a + b) + c a(b + c) = ab + bc a+0=0+a=a a·0 =0·a = 0 a·1 =1·a = a Eine weiter Operation, die wir öfters brauchen ist der Betrag einer Zahl. Der Betrag von a ist definiert als die positive Wurzel aus a2 . √ |a| = + a2 |a| = +a |a| = −a für a > 0 für a < 0 Zur Entwicklung der Dezimalzahlen Zählen von Dingen Betrachten wir einmal Ansammlungen von gleichen Geldstücken, symbolisiert durch den großen Buchstaben G, die jeweils um ein Geldstück anwachsen: 6 G eins G one G 1G GG zwei G two G 2G GGG drei G three G 3G ... ... ... ... GGGGG fünf G five G 5G ... ... ... ... ... GGGGG GGGG neun G nine G 9G GGGGG GGGGG zehn G ten G ? (A G) GGGGG GGGGG G elf G eleven G ? (B G) ... Wir können den einzelnen, links gezeigten Mustern von Gs Zahlworte zuordnen, z.B. zwei bzw. two Gs. Jeder, der sie gelernt hat, weiss dann sofort - ohne probieren zu müssen - wie oft er zulangen und ein G entnehmen kann. Nachteilig ist, dass diese Zahlworte in den verschiedenen Sprachen nicht gleich sind. Für eine globale, über alle Sprachgrenzen hinweg- reichendes Verständnis ist es deswegen praktischer, universale Symbole zu verwenden. Wir haben uns von Kind an daran gewöhnt, dass dies die Ziffern 1, 2, 3, ..., 5, ..., 9 sind. Es verbleibt ein Problem. Was machen wir mit Ansammlungen mit mehr als 9 G? Solche Ansammlungen werden im weiteren als Haufen von Gs bezeichnet. Eine Möglichkeit wäre, mit dem ABC fortzufahren, also die Buchstaben A und B für zehn bzw. elf G und so weiter zu verwenden. Davon wird in der Computerwelt tatsächlich Gebrauch gemacht (Hexadezimalzahlen). Eine generell Lösung ist dies aber nicht. Denn wir können beliebig oft fortfahren, ein weiteres G einem Haufen hinzuzufügen. Damit wird die Zahl der erforderlichen Ziffernzeichen und somit die Anforderungen an unser Zeichenerkennungsvermögen beliebig hoch. Zählen von Haufen Irgendwann vor langer Zeit, wohl in Indien, ist dann jemand auf die Idee gekommen, dass mit den Ziffern 1 ... 9 nicht nur gleiche Dinge, sondern auch gleiche Haufen gleicher Dinge gezählt werden können. Dies ist die Grundidee zur Lösung unserer Ziffernproblematik. Wir beginnen mit dem Haufen mit zehn G, für den die Ziffer noch unbekannt ist. Einen solchen Haufen bezeichnen wir einen Zehnerhaufen G oder kurz 1Z G. Drei Zehnerhaufen G und neun G können wir dann kurz schreiben 3Z9 G. Fügen wir ein weiteres G hinzu, so gilt für die Zahl der Gs entsprechend 4Z. Dies können wir fortsetzen, bis die folgenden Zahl von Gs auf dem Tisch 7 liegen: GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGG Dieser Haufen enthält 9Z 9 G. Addieren wir ein G, so erhalten wir zehn Zehnerhaufen G. Dieser Zahl von Gs ordnen wir das (sprachspezifische) Zahlwort hundert zu und nennen den gesamten Haufen einen Hunderterhaufen G oder kurz 1H G. Mit 1H 4Z 9 G ist demnach der folgende Haufen gemeint: GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG GGGGG 1H G 4Z 9G Die maximale Zahl, die wir in dieser Weise erreichen, ist 9H9Z9 G. Fügen wir ein weiteres G hinzu, so erhalten wir zehn Hunderterhaufen. Dieser Zahl von Gs ordnen wir das Zahlwort tausend zu und nennen den gesamten Haufen einen Tausenderhaufen G oder kurz 1T G zu. Was haben wir bisher erreicht? Beachtliches. Mit nur zwölf Symbolen 1, ... ,9, Z, H und T haben wir einen Zahlbegriff konstruiert, mit dem wir können wir bis zu zehn Tausend G-Haufen kennzeichen können, nämlich von kein G bis 9T9H9Z9 G! Wir sind aber noch nicht am Ende der Möglichkeiten. Bevor wir jedoch fortfahren, abstrahieren wir die Schreibweise. Für den Zählprozess ist es nämlich unerheblich, welche Dinge wir zählen, solange sie nur gleich sind. Bei den weiteren Betrachtungen zum Zahlbegriff können wir also getrost das Symbol G fortlassen. Die Null und das Stellensystem Unser bisheriges Ergebnis sind Zahlen von der Form (a) 2T 4H 3Z 4E (b) 2T 3Z (c) 4H 4E . Neben den oben eingeführten Symbolen T, H und Z sind die ersten neun Zahlen 1 ... 9 noch zusätzlich durch das Symbol E, abgeleitet von Einer, gekennzeichnet. Bei Zahlen dieser Form ist es unerheblich, wie wir sie hinschreiben. So wird jeder die folgenden Schreibweisen für (a) 2T 4H 3Z 4E oder 4H 3Z 4E 2T oder 3Z 4E 2T 4H als äquivalent ansehen, da sowohl die Art der Haufen (T, H, Z, E) als auch ihre Zahl unabhängig von ihrer Position erkennbar ist. Fehlen die Hunderter 8 und Einer wie in (b), so tauchen die Symbole Z und E gar nicht erst auf, ebenso wie die Tausender und Zehner in (c). Es war vor langer Zeit in Indien, das erkannt wurde, wie sich die etwas mühselige E,Z,H,..-Schreibweise deutlich abkürzen liess. Zunächst wurde eine neue Ziffer 0, die Null, eingeführt. Sie diente dazu anzugeben, dass ein Ding oder ein Haufen von Dingen nicht vorhanden war. Mit der Null schreiben sich die obigen Zahlen wie folgt: (a) 2T 4H 3Z 4E (b) 2T 0H 3Z 0E (c) 0T 4H 0Z 4E . Es war kein grosser Schritt mehr zu bemerken, dass die Angabe der Art des Haufens (E, ..) überflüssig wird, wenn verabredet wird, mit den Einern beginnend von rechts nach links nur noch die Vielfachen der Haufentypen horizontal nebeneinander hinzuschreiben. Für die Beispiele sieht das so aus: (a) 2434 (b) 2030 (c) 0404 . Der Vorteil dieser als Stellensystem bezeichneten Verabredung ist evident: Addieren wir beispielsweise 1 zu 9999, so entsteht ein neuer Haufentypus Zehntausend oder kurz 10 000, die Einführung eines neuen Symbols ist nicht mehr nötig. Addieren wir fortwährend 1, so entsteht nach 99999 der nächst größere Haufen Hunderttausend oder kurz 100 000. Potenzrechnung Das Produkt von fünf gleichen Zahlen definieren wir für eine kürzere Schreibweise wie folgt: 3 · 3 · 3 · 3 · 3 =: 35 Die Zahl 5 ist die Potenz zur Basis 3. Alternativ könnten wir schreiben: (3 · 3 · 3) · (3 · 3) = 33 · 32 = 35 Diese Notierung läßt sich für jede reelle Zahl b (z.B. 2, 1/3 oder π) als Basis und (zumindest bisher nur) für jede positive ganze Zahl n und m als Exponent anwenden. Es folgt bm · bn = bm+n Betrachten wir nun die Operation, bei der sich die Zahl der Faktoren veringert, z.B. hier die Multiplikation von 35 mit f = 312 (3 · 3 · 3 · 3 · 3) · 1 = 3 · 3 · 3 = 33 = 35 · f . 3·3 9 Die rechte Seite erfüllt die Gleichung, wenn f als 3−2 aufgefaßt wird. Die Exponenten n, m können somit auch negative ganze Zahlen sein, wenn wir folgende Definition einführen: 1 =: b−n . bn Für n = −m erhalten wir aus obiger Gleichung folgendes Ergebnis: bm · b−m = bm−m = b0 = bm · 1 bm = =1 bm bm b0 = 1 Daraus folgt allgemein: Die 0. Potenz jeder beliebigen Basis ist gleich 1. Betrachten wir nun, was passiert, wenn wir den Zahlenbereich, aus dem wir den Exponenten wählen, erweitern. Angenommen x sei diejenige Zahl, welche mit sich selbst multipliziert b ergibt, also x2 = b. Diese Zahl x könnte auch als b1/2 geschrieben werden, da x2 = b1/2 2 = x · x = b1/2 · b1/2 = b1/2+1/2 = b1 Allgemein gilt: b1/n ist die Zahl, die n mal mit sich selbst multipliziert b ergibt: n b1/n = b|1/n · b1/n{z· . . . · b1/n} = b1 = b n Faktoren Aus der letzten Gleichung ergibt sich eine interesante Fragestellung. Da b0 = 1 unabhängig von b, welchen Wert hat dann b1/n für große Werte von n (in diesem Fall nähert sich 1/n null an). Für n = 1000 erhalten wir mit einem Taschenrechner für verschiedene Werte b: b0,001 ∼ = 1 + a · 0, 001 Mit kleiner werdenden Werten für den Exponent 1/n wird diese Gleichung immer genauer. Die Konstante a hängt vom Wert der Basis b ab. Für n = 1000 nimmt sie die folgenden Werte an: b 10 8 4 3 2 a 2,3052 2,0816 1,3873 1,0992 0,6934 10 Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß es einen zwischen 2 und 3 liegenden Wert von b gibt, für den a den Wert 1 annimmt! Diese spezielle Zahl wird die natürliche Basis genannt und mit dem Buchstaben e bezeichnet. Es ergibt sich e1/n = 1 + x für 0 < 1/n 1 Diese Gleichung bleibt gültig, wenn beide Seiten n mal mit sich selbst multipliziert werden n e1/n = en/n = e1 = (1 + 1/n)n , so daß e = (1 + 1/n)n für n → ∞. Zur Größenabschätzung kann man mit einem Taschenrechner oder durch ein kurzes Computerprogramm den Wert von e für verschiedene Werte von n berechnen: n (1 + 1/n)n 10 100 1000 10000 2,59374 2,70481 2,71692 2,71815 Der Grenzwert für große n ist e = 2, 71828183 (gerundet) Imaginäre Zahlen Wir kommen nun zu einer weiteren interessanten Basis b, die sicher nicht ohne einiges Nachdenken verdaut werden kann. Angenommen wir sollen ein x finden, daß der folgenden Gleichung gehorcht: x2 = −1 . Es gibt keine reelle Zahl, deren Quadrat gleich -1 ist. Also was für eine Zahl ist es dann, die diese Gleichung erfüllt? Auf jeden Fall können wir ihr einen Namen geben, auch wenn wir noch keine Ahnung haben, um was für eine Zahl es sich handelt. Also definieren wir einfach eine Größe namens i, die die Eigenschaft besitzt, daß ihr Quadrat gleich −1 ist. i2 := −1 Ebenso wie wir Äpfel zählen können, z. B. drei Äpfel, können wir für i + i + i kürzer 3i schreiben. Genauso gut geht es mit der Multiplikation, 4 · 3i ist 11 12i, oder der Division, d. h. i geteilt durch 10 ist i/10 und die Summe mit i ergibt i + i/10 = 1, 1i. Alle diese Gebilde haben die allgemeine Form p · i oder q · i, wobei p und q beliebige reelle Zahlen (3, 4/5 oder e, π)sind und i die imaginäre Einheit darstellt. Wir bezeichnen diese Gebilde als imaginäre Zahlen. Mit ihnen läßt sich eine “imaginäre Algebra” aufbauen, die genau jener der reellen Zahlen entspricht, wenn alle Sumanden ein i enthalten, alle Faktoren und Divisoren aber kein i enthalten. Wofür eine solche imaginäre Algebra nützlich ist, werden wir weiter unten sehen. Komplexe Zahlen Interessant wird es, wenn wir z.B. 3 zu 4i adieren wollen. Wir können hier nichts anderes tun, als dafür 3 + 4i zu schreiben, da wir nicht die reelle und imaginäre Zahlenwelt miteinander mischen können. Genau so wie 3 Äpfel und 4 Birnen eben 3 Äpfel und 4 Birnen sind und nicht 7 Äpfel oder 7 Birnen oder 7(Äpfel + Birnen). Das Zahlengebilde 3 + 4i ist nur ein Beispiel für eine neue Art von Zahlen der allgemeinen Form z = p + qi, die als komplexe Zahl bezeichnet werden. Wir schreiben und definieren: Komplexe Zahl: z = p + iq p = Realteil von z = Re(z) q = Imaginärteil von z = Im(z) Komplexe Zahlen erscheinen auf den ersten Blick als ziemlich abstrakte Konstrukte für den Mathematiker, ihre Nützlichkeit für den Chemiker ist nicht ohne weiteres erkennbar. Diese wird erst aber, nachdem wir uns mit den Eigenschaften der komplexen Zahlen beschäftigt haben. Konjugiert komplexe Zahlen i und −i erfüllen i2 = −1 in gleicher Weise. Daraus leitet sich eine Besonderheit komplexer Zahlen ab: Zu jeder komplexen Zahl z = p + iq gibt es eine ihr zugeordnete konjugiert komplexe Zahl z ∗ = p − iq, die einfach dadurch entsteht, daß i durch −i ersetzt wird. Eigentlich hätten wir auch sagen können, ersetze Im(z) = q durch Im(z) = −q; was bei der einfache Form z = p + iq natürlich zum gleichen Ergebnis führt. Die Regel “ersetze i durch −i” ist allerdings umfassender. Sie funktioniert nämlich auch, wenn z nur als algebraischer Ausdruck anderer komplexer 12 Zahlen, z. B. z = (z1 · z2 /z3 ) bekannt ist oder im Argument einer Funkton auftritt, z. B. eiz . Das wird weiter unten deutlich! Zu beachten ist schließlich (z ∗ )∗ = z Algebra komplexer Zahlen Eine Algebra komplexer Zahlen läßt sich schlicht so durchführen, daß die Algebra reeller und imaginärer Zahlen nebeneinander durchgeführt wird, mit der zusätzlichen Regel, daß für Produkte von i’s gilt: i · i = −1 Wir beginnen mit zwei komplexen Zahlen z1 und z2 ! Gegeben: z1 = p + i · q und z2 = u + i · v Gleichheit: z1 = z2 wenn Re(z1 ) = Re(z2 ), p = u Im(z1 ) = Im(z2 ), q = v Addition: z1 + z2 = (p + u) + i(q + v) = z2 + z1 z1 und z2 können vertauscht werden! Ebenso gilt: z1∗ + z2∗ = (z1 + z2 )∗ z + z ∗ = 2 Re(z) Subtraktion: z1 − z2 = (p − u) + i(q − v) z1∗ − z2∗ = (z1 − z2 )∗ z − z ∗ = i · 2 Im(z) 13 Multiplikation z1 · z2 = (p + iq) · (u + iv) = pu + i(pv + qu) + i2 qv = (pu − qv) + i(pv + qu) = z2 · z1 ∗ ∗ z1 · z2 = (z1 z2 )∗ Betrag (oder Modul): Real- und Imaginärteil einer komplexen Zahl sind zwei Dinge, sie sind getrennt zu betrachten. Dennoch leuchtet es ein, daß die folgenden komplexen Zahlen irgendwie verschiedene “Größe” besitzen: 1+i 1 + i · 10 10 + i 10 + i · 10 Ein präzises Maß, dessen geometrische Bedeutung später noch behandelt wird, ist der Betrag oder Modul einer komplexen Zahl. Wir erhalten ihn als Sonderfall der Multiplikation, bei dem z1 = p + iq =: z mit der komplex konjugierten Zahl z ∗ multipliziert wird: z · z ∗ = (p + iq) (p − iq) = (p2 + q 2 ) + i(pq − qp) = p2 + q 2 und Bildung der Wurzel: Betrag von z √ |z| := | z z ∗ | |z|2 = |z · z ∗ | Division Die Verknüpfung von z1 und z2 durch Addition, Subtraktion oder Multiplikation ist sehr einfach durchzuführen, es resultiert i. a. wieder eine komplexe Zahl. Etwas komplizierte sieht es bei der Division aus: z1 p + iq = = ? z2 u + iv z2 6= 0 Der Trick liegt hier in der Erweiterung des Bruches mit dem konjugiert komplexen Nenner. Mit 1 = z2∗ /z2∗ wird: z1 (p + iq)(u − iv) = z2 (u + iv)(u − iv) 14 = Ebenso gilt z1∗ = z2∗ pu + qv qu − pv +i 2 2 2 u +v u + v2 z1 z2 ∗ z2 6= 0 Für die Verknüpfung von drei oder mehr komplexen Zahlen gelten zusätzlich zum kommutativen Gesetz der Addition z1 + z2 = z2 + z1 Multiplikation z1 · z2 = z2 · z1 das assoziative Gesetz der Addition (z1 + z2 ) + z3 = z1 + (z2 + z3 ) Multiplikation (z1 · z2 ) · z3 = z1 · (z2 · z3 ) und das distributive Gesetz (“Klammerauflösung”) z1 (z2 + z3 ) = z1 · z2 + z1 · z3 Bei mehrfachen Produkten komplexer Zahlen ist zu beachten, daß gemäß i2 = −1 gilt: i1 = i; i2 = −1; i3 = i · i2 = −i; i4 = i2 · i2 = 1; und i−1 = i/i2 = −i; i5 = i · i4 = i; . . . i−2 = 1/i2 = −1; i−4 = 1/i4 = 1; i−3 = i/i4 = i; i−5 = i−1 i−4 = −i; . . . Ebenso gilt i0 = i/i = 1 Hinsichtlich konjugiert komplexer Zahlen gilt: (z1 + z2 + . . . + zn )∗ = z1∗ + z2∗ + . . . + zn∗ , (z1 z2 . . . zn )∗ = z1∗ z2∗ . . . zn∗ und insbesondere (z n )∗ = (z ∗ )n 15 Für den Betrag |z| eines Produktes z = z1 z2 gilt |z1 z2 | = |z1 | · |z2 | wegen |z|2 = |z1 · z2 |2 = (z1 z2 ) (z1 z2 )∗ = (z1 z1∗ ) (z2 z2∗ ) = |z1 |2 · |z2 |2 Konjugiert komplexe Gleichungen Am Beispiel der Division wollen wir noch eine allgemeine Eigenschaft von Gleichungen mit komplexen Zahlen kennenlernen: 1−i = x+ iy 1+i Wie oben gezeigt ermitteln wir x und y durch Erweiterung mit dem konjugiert komplexen Nenner: 1−i 1−i 1 − 1 + i(−1 − 1) · = = −i 1+i 1−i 1+1 d. h. es gilt x = 0 und y = −1. Da −i die Definitionsgleichung i2 := 1 genauso erfüllt wie +i, ist zu vermuten, daß die komplexe Gleichung 1−i = −i 1+i auch dann gilt, wenn i durch −i ersetzt wird, wir also zur konjugiert komplexen Gleichung übergehen: 1+i = +i 1−i In der Tat erhalten wir durch Erweiterung mit dem konjugiert komplexen Nenner: 1+i 1+i 1 + 2i − 1 · = =i 1−i 1+i 2 Allgemein gilt: Gleichungen mit komplexen Zahlen bleiben auch dann gültig, wenn i durch −i (oder alternativ −i durch i) ersetzt wird. 16 Geometrische Deutung komplexer Zahlen Die komplexen Zahlen lassen sich geometrisch deuten. Eine komplexe Zahl z wird durch ihren Realteil p und ihren Imaginärteil b beschrieben, also durch zwei voneinander unabhängige Größen. Geometrisch anschaulich stellt man diese Zahl auch durch einen Punkt z in einer Ebene dar, dessen Koordinaten in einem rechtwinkligen Koordinatensystem p und q sind. Wir können uns z auch als Pfeil vom Nullpunkt des Koordinatensystems zum Punkt z vorstellen: 6Imaginäre Achse |z| = p * - p HH Φ reelle Achse HH HHH ∗ j z = p − iq −q z = p + iq q p2 + q 2 Die zur Koordinate p gehörende Achse nennt man die reelle Achse, die zur Koordinate q gehörende die imaginäre Achse. Für q = 0 ist z eine reelle Zahl p. Diese liegt auf der reellen Achse. Für p = 0 ist z eine imaginäre Zahl iq, die auf der imaginären Achse liegt. Der absolute Betrag |z| bezeichnet die Länge des Pfeils z, d. h. den Abstand des Punktes z vom Nullpunkt. Die zu z konjugiert komplexe Zahl z ∗ entsteht durch Spiegelung von z an der reellen Achse. Definition: Als Argument arg(z) der komplexen Zahl z 6= 0 bezeichnet man den Winkel Φ (im Bogenmaß), zwischen dem Pfeil z und der positiven Richtung der reellen Achse. Achtung: Der Winkel Φ ist nur bis auf ein additives, ganzzahliges Vielfaches von 2π bestimmt. Also arg(z) = Φ + 2kπ , k = 0, ±1, ±2, . . . Wenn man z.B. −π ≤ arg(z) ≤ +π verlangt, so ist das Argument eindeutig. 17 Die trigonometrische Darstellung einer komplexen Zahl Sei z = p + qi 6= 0. Wir setzen r = |z| und Φ = arg(z) dann ist p = r cosΦ, q = r sinΦ. Daraus folgt: z = r(cosΦ + i sinΦ) r und Φ sind die Polarkoordinaten von z. r ist der Polarabstand und Φ der Polarwinkel. z = r (cosΦ + i sinΦ) heißt die trigonometrische Form der komplexen Zahl z, während p + qi die algebraische Form ist. Es ist natürlich: z = r {cos(Φ + 2kπ) + i sin(Φ + 2kπ)} k = 0, ±1, ±2, . . . Wenn p und q bekannt sind, kann man daraus r und Φ bestimmen: √ r = |z| = a2 + b2 q p q tanΦ = (da cosΦ = und sinΦ = ). p r r Die Vorzeichen von p und q entscheiden, in welchem Quadranten Φ zu wählen ist. p, q Φ p, q ≥ 0 im I. Quadranten p≤0 im II. Quadranten q≥0 p, q ≤ 0 im III. Quadranten p≥0 im IV. Quadranten q≤0 Komplexe Potenzen Nachdem wir einiges über Potenzen von e und über komplexe Zahlen gelernt haben, stellt sich eine neue interessante Frage. Wie sind komplexe Potenzen einer Basis, sagen wir e, zu berechnen? er+is = ? Es gibt keinen Grund, warum die schon bekannten Rechenregeln nicht auch für komplexe Zahlen gelten sollten. Daher schreiben wir: er+is = er · eis 18 Da wir wissen, wie man mit er umgeht, besteht das Problem nur in der Berechnung von eis . Es ist zu vermuten, daß das Ergebnis wieder eine komplexe Zahl x + iy sein wird. Also müssen die x und y, die zu einem bekannten s gehören gefunden werden. eis = x + iy Wie oben gesehen, muß auch das konjugiert Komplexe dieser Gleichung wahr sein, also e−is = x − iy. Eine Multiplikation beider Gleichungen führt uns zu folgendem interessanten Ergebnis: eis · e−is = e+is−is = e0 = (x + iy) · (x − iy) 1 = x2 + y 2 Wenn wir x finden, kennen wir damit auch y 2 . Trotzdem besteht noch das Problem, wie wir eine imaginäre Potenz von e zu berechnen haben. Aus den Rechenregeln für Potenzen wissen wir immerhin, daß sobald wir das Ergebnis für ein bestimmtes s kennen, wir das Ergebnis für 2 · s durch Quadrieren des ersten Ergebnises erhalten. Aber wie gelangen wir zu einem Startwert? Zunächst machen wir eine etwas gewagte Annahme, die jedoch zu sinnvollen Ergebnissen führt. Diese erweisen sich besonders in der Analyse von Spektren als sehr nützlich. Wir nehmen an, daß ex = 1 + x für x 1 nicht nur für reelle, sondern auch für Exponenten der Form i · s gilt, solange s klein gegen 1 ist: eis = 1 + i · s 0 < s 1 Im nächsten Schritt multiplizieren wir diese Gleichung mit eis und erhalten als Ergebnis: eis · eis = (1 + i · s) · (1 + i · s) oder ei2s = (1 − s2 ) + i · 2s = x2 + i · y2 Ebenso ei3s = (x2 + iy2 ) · (1 + i · s) = (x2 − y2 s) + i · (y2 + x2 s) = x3 + i · y3 19 Das Ergebnis nach n − 1 wiederholten Multiplikationen läßt sich durch folgende Rekursions-Formel angeben: eins = (xn−1 − yn−1 s) + i · (yn−1 + xn−1 s) = xn + i · yn Mit zunehmendem n verringert sich der Realteil xn und geht durch null. Der Imaginärteil yn hingegen nimmt zu. Um ein detaillierteres Bild zu bekommen berechenen wir sukzessiv die Werte von xn und yn für ein gegebenes s und n = 0, 1, 2, 3, . . . , N nach obiger Gleichung. Am besten geht dies mit einem programierbaren Taschenrechner oder direkt am Computer. Zu Beginn setzen wir für s = 0, 2 und für N = 50, dabei erwarten wir nur ein genähertes Ergebnis, da s nicht sehr klein gegen 1 ist. Die erzielten Werte sind in der folgenden Tabelle wiedergegeben. n 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 +1,00 +1,00 +0,96 +0,88 +0,726 +0,608 +0,424 +0,216 -0,01 -0,244 -0,477 -0,701 -0,906 -1,083 -1,223 -1,320 -1,368 -1,364 xn + + + + + + + + + + + + + + + + + + i·0 i · 0, 2 i · 0, 4 i · 0, 592 i · 0, 768 i · 0, 92 i · 1, 042 i · 1, 127 i · 1, 17 i · 1, 168 i · 1, 119 i · 1, 024 i · 0, 883 i · 0, 702 i · 0, 486 i · 0, 241 i · 0, 023 i · 0, 297 n 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 -1,304 -1,191 -1,025 -0,811 -0,556 -0,269 +0,040 +0,360 +0,679 +0,983 +1,260 +1,497 +1,685 +1,812 +1,872 +1,859 +1,772 +1,610 xn + + + + i · 0, 569 i · 0, 830 i · 1, 068 i · 1, 273 i · 1, 435 i · 1, 547 i · 1, 601 i · 1, 592 i · 1, 520 i · 1, 385 i · 1, 188 i · 0, 936 i · 0, 637 i · 0, 300 i · 0, 063 i · 0, 437 i · 0, 809 i · 1, 163 Für n = 8, also wenn der Exponent von e gleich 8 · 0, 2 · i = 1, 6i ist, schneidet der Realteil Null und der Imaginärteil hat ein Maximum. Für n = 16 befinden sich Real- und Imaginärteil nahe am Minimum bzw. nahe bei Null. Bei n = 24 werden Null und ein Minimum erreicht. Schließlich nähert sich der Realteil 20 für n = 32 (wie schon für n = 0) einem Maximum, während der Imaginärteil nahe bei Null liegt. Der Verlauf von x ist im folgenden Bild dargestellt. Wenn man die Berechnungen mit s = 0, 01 und n = 1000 wiederholt ähneln die Verläufe des Real- und des Imaginärteils sehr stark einer Sinus- bzw. Cosinus-Periode (siehe Abbildung). Das zweite Minimum bei n ∼ = 942 weicht ∼ etwas stärker von −1 ab als das erste Minimum bei n = 314, da die Gleichung für das verwendete s nicht exakt gilt. Trotzdem bekommen wir einen guten Eindruck vom Verhalten des Real- und Imaginärteils. Der Realteil von eins sieht wie eine Cosinus-, der Imaginärteil wie eine Sinus-Funktion aus. Daher können wir schreiben eiθ = cosθ + i · sinθ θ := n · s Wie oben gesehen muß die Summe der Quadrate von Real- und Imaginärteil 21 1 ergeben, 1 = cos2 θ + sin2 θ, was mit unserem Wissen über das Verhalten der Sinus- und Cosinus-Funktion übereinstimmt. Die Übereinstimmung zwischen geometrischem und algebraischem Sinus und Cosinus ist perfekt, wenn s → 0 und N → ∞. Wir müssen es nicht so weit treiben, um festzustellen, daß wir gewissermaßen die Quadratur des Kreises auf eine algebraische Weise erreicht haben. Aus der Geometrie wissen wir, daß cos90◦ = 0 bzw. cos(π/2) = 0 wenn wir den Winkel ϕ im Bogenmaß (= Länge des Kreisumfangs des Einheitskreises) angeben. Überprüfen wir nun, ob dies auch auf dem algebraischen Weg herauskommt. Mit s = 0, 01 erhalten wir für den Realteil von eisn 0,0008553 (n = 157) bzw. -0,009 (n = 158). Durch lineare Interpolation erhalten wir ϕ = n · s = 157, 087 · 0, 01 = 1, 57087. Dieser Wert liegt ziemlich nahe bei π/2 = 1, 570796. Wählt man kleinere Werte für s und größere für N, so kann man die Zahl π beliebig genau bestimmen: π = 3, 14159265 gerundet Die Exponentialdarstellung der komplexen Zahlen Im Vorangehenden haben wir gelernt, daß die Gleichung eix = cosx + isinx das Bindeglied zwischen der Exponentialfunktion und den trigonometrischen Funktionen darstellt. Sie wird als Eulersche Gleichung bezeichnet. Entsprechend gilt für eine allgemeine komplexe Zahl: z = p + iq = r(cosΦ + isinΦ) = reiΦ reiΦ heißt die Exponentialdarstellung von z. Seien z1 = |z1 |eiΦ1 , z2 = |z2 |eiΦ2 , dann ist z3 = z1 z2 = |z1 | · |z2 |ei(Φ1 +Φ2 ) = |z3 |eiΦ3 |z3 | = |z1 | · |z2 | ⇒ Φ3 = Φ1 + Φ2 22 also |z1 z2 | = |z1 | · |z2 | und arg z1 z2 = arg z1 + arg z2 Komplexe Zahlen lassen sich in der Exponentialdarstellung sehr einfach potenzieren: z n = rn · einΦ Satz von De Moivre Es ist eiΦ = cosΦ + i sinΦ, d. h. n eiΦ = (cosΦ + i sinΦ)n oder ei(Φn) = (cosΦ + i sinΦ) ei(Φn) = cosnΦ + i sinnΦ Durch Vergleich der beiden letzten Gleichungen ergibt sich (cosΦ + i sinΦ)n = cos n Φ + i sin n Φ Periodizität von eiΦ Die Graphen von sinΦ und cosΦ zeigen unmittelbar, daß die Bilder in den Intervallen 0 ≤ Φ ≤ 2π, 2π ≤ Φ ≤ 4π,. . . , usw. und ebenso zu negativen Φ-Werten gleich sind. Deswegen werden die sin− und cos−Funktion als periodisch mit der Periode 2π bezeichnet. Diese Periodizität zeigt sich dementsprechend auch in eiΦ , das ja gleich cosiΦ + isinΦ ist: ei(Φ+2π) = eiΦ · ei 2π = eiΦ (cos2π + isin2π) = eiΦ (1 + i · 0) = eiΦ Diese Gleichheit gilt für jedes ganzzahlige Vielfache von 2π ei(Φ+n2π) = eiΦ n = 0, ±1, ±2, . . . 23 . y .. ......... .............. ... ..................s.... . . . . . . . .. . .... .... .. ... ...... ..... ... .. ...... . ... .. .. .... ... .. .... Φ ... . ......................................................................................................................... ... .. .x .. ... .. . ... .. .. .... . . . . . ..... .. .... ....... .............. ... ................... ......... .. . eiΦ stellt in der komplexen Zahlenebene, sagen wir für Φ = 60◦ , einen Punkt auf dem Einheitskreis √ mit den Koordinaten (x, y) = (1/2, 3/2) dar. Für n = 1 macht der Punkt entlang des Kreises genau einen Umlauf im AntiUhrzeigersinn, für n = 2, 3, . . . entsprechend zwei, drei, . . . Umläufe. Für n = −1 ist es gerade ein Umlauf im Uhrzeigersinn, für n = −2, −3, . . . entsprechend zwei, drei, . . . ! Die Periodizität von eiΦ ist damit unmittelbar anschaulich. Wurzeln von 1 Jeder weiß, daß die Gleichung z2 = 1 durch die Werte z1 = +1 und z2 = −1 erfüllt ist. z1 und z2 werden auch als Wurzeln bezeichnet oder als Nullstellen der Gleichung z 2 − 1 = 0. Für das Verständnis des weiteren schreiben wir beide Wurzeln mit neuen Indizes: z0 = 1 + i · 0 = cos0◦ + isin0◦ = ei·0·2π/2 z1 = −1 + i · 0 = cos180◦ + isin180◦ = ei·1·2π/2 Beide Werte sind ein Beispiel mit N = 2 der allgemeinen Definition zn := ei·n2π/N n = 0, 1, 2, . . . , N − 1 Da gilt N (zn )N = znN = ein2π N = ein2π = 1 sind zn die N Wurzeln oder Nullstellen der Gleichungen z N = 1 bzw. z N − 1 = 0 24 Die N Werte zn stellen N Punkte in gleichen Abständen auf dem Einheitskreis dar mit den Winkeln Φ = 0 · 2π , 1 · 2π , . . . (N − 1) 2π : N N N ... ... ... N = 5 ......................................s.......... N = 6 ...s........................................................s.. N = 4 .........................s....................... . . ... . . . .. ........ ... .................... ... ............... ....... ..... ...... .. ...... ..... ....... .. .... ... .. ........s. .. ..... ..... ....... ... ......... ...... ... ... . . . ..... .. . ...... . . . . . .. ...... .. ....... . ... . . .. . ........ . ..s.... . . . . . . . . . . . . . . . ...........................................................................................s........ ............s..............................................................................s......... ............................................................................................s......... . . . . . . . ... .. ..... ... ...... .. .. .... .. ...... ..... ... ... . . . . . . . . ... ...... . . . . . . . . . . ..... ... ... .. .. . ... .... ..... .. ....... ... ....... s....... . . . . . . . . . . . . . . . . . . .................... . ... ... ...... ..... . .... ..... ......... . . ..... .......... ...............s......... .......... ........... .......... s.........................................s... . ..................... ................ .........s....... .. .. .. . Wie die Abbildungen erkennenlassen, bilden die N zn -Werte die gleichseitigen Vielecke, also hier das Vier-, Fünf- und Sechseck, die dem Einheitskreis einbeschrieben sind. Kurzschreibweise von Summen und Produkten In Chemie und Physik müssen häufig viele Zahlen summiert werden. Schreiben wir jede Zahl als Buchstabe (a, b, usw) mit Index (k, n, usw.) z.B. a mit n = 1, 2, 3, . . . , N, dann lautet eine solche Summe allgemein: a1 + a2 + . . . + aN −1 + aN Sie erfordert einige Schreibarbeit, wir nehmen deshalb das große griechische Sigma Σ (S wie Summe) und definieren: N X an := a1 + a2 + . . . + aN n=1 Die Variable n, die der Reihe nach die Werte 1, 2, . . . , n belegt heißt Summationsindex. Die beiden Zahlen 1 und N, die die Werte von n begrenzen, sind die Summationsgrenzen. Der Wert der Summe ist von der Bezeichnung der Summationsindizes unabhängig: N N N X X X an = aj = ak . n=1 j=1 k=1 Manchmal ist es notwendig, für den Summationsindex n eine Transformation: n = k + r, r beliebig gewählte ganze Zahl, k neuer Summationsindex, vorzunehmen. Dann erfolgt die Umformung nach folgender Regel: Umformung 25 der Summationsgrenzen: n = 1, k + r = 1, neue untere Grenze: k = 1 − r; n = N, k + r = N, neue obere Grenze: k = N − r; Einsetzen von k + r für n in den Ausdruck an : ak+r ; also: N X an = n=1 N −r X ak+r . k=1−r Summen und Produkte von Summen Es sei bn mit n = 1, 2, . . . , N ein zweiter zu addierender Satz von Zahlen. Es gilt dann für die Gesamtsumme der a- und b-Zahlensätze N X n=1 an + N X N X bn = (an + bn ) n=1 n=1 Entsprechendes gilt für die Differenz. Für eine beliebige reelle Zahlensumme erhalten wir weiter N X c an = c n=1 N X an n=1 Das Produkt zweier Summen, z. B. (a1 + a2 )(b1 + b2 ) = a1 b1 + a1 b2 + a2 b1 + a2 b2 , läßt sich ausmultiplizieren und die entstehende Summe durch Verwendung zweier Summationszeichen nebst Indizes n und m schreiben: ! N ! N N X N X X X an bm = (an bm ) n=1 m=1 n=1 m=1 Die Summationsgrenzen können verschieden sein, jedoch muß die Anzahl der Summenglieder beider Summen gleich sein! 26 Produkte von Zahlen Die abgekürzte Schreibweise bei Summen kann auch beim Produkt vieler Zahlen eingesetzt werden. Hier dient — vom Wort her einleuchtend — der große griechische Buchstabe Pi Π (P wie Produkt) als Symbol, es gilt die Definition: N Y an := a1 · a2 · . . . · aN n=1 n ist der Multiplikationsindex, 1 und N sind die Multiplikationsgrenzen. Für eine beliebige reelle Zahl c gilt N Y (c · an ) = c N n=1 N Y an . n=1 Q Für das Produkt N n=1 n = 1 · 2 · 3 · . . . · N führt man ein einfacheres Symbol N! (lies: N Fakultät) ein. N! ist so für alle natürlichen Zahlen N als das Produkt der Zahlen 1, 2, . . . , N definiert, mit der zusätzlichen Verabredung 0! = 1. Relationen (Ungleichungen) Die folgenden Betrachtungen gelten nur für reelle Zahlen, komplexe Zahlen sind ausgeschlossen. Aus a < b folgt trivialerweise a + c < b + c für jede reelle Zahl c, zu beiden Seiten einer Ungleichung kann also dieselbe Zahl c addiert werden. Bei der Multiplikation beider Seiten mit demselben c sind drei Fallunterscheidungen zu treffen. ac < bc ac = bc ac > bc für für für c > 0, c = 0 und c < 0. Division durch c ist nichts anderes als Multiplikation mit c−1 , weswegen die Multiplikationsregel gilt, da ja c dasselbe Vorzeichen wie c−1 hat, d.h. c > 0 =⇒ c−1 > 0 und c < 0 =⇒ c−1 < 0. Zwei Ungleichungen dürfen wir stets addieren, aus a < b und c < d folgt a + c < b + d, während beim Multiplizieren Vorsicht geboten ist: 27 aus a < b und c < d folgt ac < bd, falls a ≥ 0, c ≥ 0. Zwei Ungleichungen −a < x und x < a können wir zusammenfassen als −a < x < a oder kürzer schreiben |a| > x. Schließen beide Ungleichungen die Gleichheit ein, also −a ≤ x und x ≤ a, so schreiben wir −a ≤ x ≤ a oder |a| ≥ x. Dreiecksungleichung heißt der Zusammenhang |x + y| ≤ |x| + |y|, dessen Gültigkeit für die Beispielspaare (x, y) = (1, 2), (−1, 2), (1, −2) und (−1, −2) unmittelbar einleuchtet. Aus Ungleichungen mit einer Unbekannten x läßt sich folgendes schließen: A. ax > b : a > 0 ⇒ x > a < 0 ⇒ x < ab b a B. x2 > m, zu unterscheiden sind: √ √ √ 1. m > 0 |x| > m ⇐⇒ x > m und x < − m 2. m = 0 alle x 6= 0 3. m < 0 alle x sind Lösung. C. x2 < m, zu unterscheiden sind: √ √ √ 1. m > 0 |x| < m ⇐⇒ − m < x < m 2. m ≤ 0 keine Lösung 28 Binomischer Satz Primzahlen und Chemie Die meißten der natürlichen Zahlen können wir durch eine andere natürliche Zahl teilen, ohne daß ein Rest übrigbleibt, diese wollen wir zusammengesetzte Zahlen nennen. Ist jedoch eine Zahl nur durch sich selbst und 1 teilbar, so nennen wir sie eine Primzahl. Beispiele für Primzahlen sind 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, . . . Alle Primzahlen, mit Außnahme der 2, sind ungerade. Die 1 ist weder zusammengesetzt noch eine Primzahl. In der Chemie können wir jede Verbindung durch eine Summenformel beschreiben, etwa: C6 H12 O2 Etwas ähnliches ist auch in der Mathematik möglich; jede natürliche Zahl läßt sich nähmlich als Produkt von Primzahlen ausdrücken, (Fundamentaltheorem der Arithmetik): Y e n = 2e1 · 3e2 · 5e3 · . . . · penn = pi i i Zum Beispiel ist 105 = 3·5·7. Eine solche Faktorisierung wird auch als Primzahlzerlegung bezeichnet. Die Primzahlen sind für den Mathematiker also so etwas wie die Elemente des Periodensystems für den Chemiker. Während wir in der Chemie es aber nur mit 99 (bzw. 109) Elementen zu tun haben, ist die Anzahl der “Elemente” der natürlichen Zahlen, also die Anzahl der Primzahlen, unendlich. Dies hat schon Euklid durch einen Widerspruchsbeweis gezeigt: Zunächst nehmen wir an, es gibt eine größte Primzahl pr . Dann erzeugen wir uns eine Zahl N, indem wir alle Primzahlen miteinander multiplizieren und eins dazuzählen: N = p1 p2 · · · pr + 1 N ist also größer als pr , und kann daher, gemäß unserer Annahme, selber keine Primzahl sein. Also müssen wir N durch eine Primzahl teilen können, ohne daß wir einen Rest erhalten. Da aber alle Primzahlen jeweils bei Division den Rest 1 erzeugen, kann es keine der bisherigen Primzahlen sein. Daher muß 29 die gesuchte Primzahl größer als pr sein. Unsere Annahme war also falsch, es muß vielmehr unendlich viele Primzahlen geben. Die zur Zeit größte bekannte Primzahl lautet 22976221 − 1 Ausgeschrieben würde diese Zahl ein Taschenbuch von ca. 450 Seiten füllen. Um zu testen, daß sie wirklich eine Primzahl ist, waren auf einem Pentium 100 PC 15 Tage Rechenzeit notwendig. Sie gehört zur besonderen Gruppe der Mersenn’schen Primzahlen, die nach der allgemeinen Formel Mp = 2p − 1 gebildet werden. Das Problem liegt darin, welche Exponenten P wirklich eine Primzahl ergeben (näherers über die Suche nach weiteren Mersenn’schen Primzahlen im Internet unter http://www.mersenne.org./prime.htm). Wichtig sind Primzahlen vorallem für die Verschlüsselung von Informationen. Dazu werden Schlüssel verwendet, die man aus dem Produkt zweier Primzahlen erhält. Kennt man die beiden Primzahlen nicht, ist es nur mit jahrelangem Rechenaufwand möglich, die Schlüsselzahl in ihre Faktoren zu zerlegen, mit den Primzahlen dagegen ist dies nur eine Angelgegenheit von Milisekunden. Wichtig sind Primzahlen auch für die Erzeugung von Zufallszahlen, worauf wir später noch eingehen werden. Zahlen im Computer Zunächst müssen wir uns überlegen, wie wir Zahlen darstellen können. Zum Beispiel könnten wir Zahlen einfach durch eine Anzahl an Strichen darstellen, hierbei stoßen wir aber auf Probleme, sobald wir die natürlichen Zahlen verlassen. Die uns geläufigste Methode ist die der Dezimaldarstellung. Nehmen wir als Beispiel die ganze Zahl 1429. 1492 = 1 · 1000 + 4 · 100 + 2 · 10 + 9 · 1 = 1 · 103 + 4 · 102 + 2 · 101 + 9 · 100 Wie wir sehen, fassen wir 1492 als eine Summe von Vielfachen von 10-er Potenzen auf. In der Dezimaldarstellung zerlegen wir eine Zahl also in Potenzen der Basis 10. Wie häufig eine Potenz von 10 auftritt geben wir in einer Ziffer zwischen 0 und 9 an, für welchen Exponenten die Ziffer gilt, symbolisieren wir durch die Stellung der einzelnen Ziffer in der Zahl. Andere Zahlendarstellungen können wir erhalten, wenn wir statt 10 eine andere Basis wählen. Die einfachste mögliche Basis ist 2. Wollen wir wieder 30 1492 dastellen, so müssen wir die Zahl nach Potenzen von 2 zerlegen: 1492 = 1024 + 256 + 128 + 64 + 16 + 4 = 1 · 210 + 0 · 29 + 1 · 28 + 1 · 27 + 1 · 26 + 0 · 25 + +1 · 24 + 0 · 23 + 1 · 22 + 0 · 21 + 0 · 20 oder einfacher = 10111010100 Diese Form der Zahlendarstellung ist geradezu prädestiniert für die Darstellung von Zahlen im Computer. Ein elektronischer Schaltkreis kann immer nur einen von zwei Zuständen, zum Beispiel • 0–1 • Strom an – Strom aus • Spannung unter einem Grenzwert – Spannung über einem Grenzwert einnehmen. Ein einzelnes Element mit zwei möglichen Zuständen nennen wir Bit. Ein Bit alleine hilft uns jedoch noch nicht weiter, daher fassen wir mehrere Bit zu einem Word zusammen. Nehmen wir zum Beispiel 8 Bit so erhalten wir ein Byte genanntes Word. Mit einem Byte können wir immerhin schon die Zahlen zwischen 0 und 255 = 28 − 1 darstellen. Allgemein können wir mit einem n-bit Word die Zahlen zwischen 0 und 2n −1 darstellen. Für unser Beispiel 1492 reicht also ein Byte nicht aus, wir benötigen mindestens 10 Bit. Eine andere häufig verwendete Darstellung ist die sogenannte Hexadezimaldarstellung, in der, wie ihr Name schon verrät, die Zahl als Summe von Potenzen der Basis 16 aufgefaßt wird. Dabei reichen die Ziffern von 0 bis 9 nicht mehr aus und wir brauchen 6 zusätzliche Symbole – Verwendung finden die Großbuchstaben A, B, C, D, E, F. Unser Beispiel 1492 lautet in der Hexadezimaldarstellung also 1492 = 5 · 484 + 13 · 16 + 4 · 1 = 5 ∗ 162 + 13 ∗ 161 + 4 · 160 = 5D4 31 Eine allgemeine Formulierung für die Darstellung einer Zahl Z in einem System mit beliebiger Basis B lautet: Z= n X bi · B i m, n ∈ Z, n > m i=m Für ganze Zahlen ist die Darstellung in binärer Form unmittelbar einleuchtend. Wie können wir jedoch rationale Zahlen darstellen? Die Antwort ist einfach. Wir müssen ja nicht nur positive Exponenten von 2 zulassen, sondern können auch negative Exponenten verwenden. Um jedoch eindeutig zu wissen, welche Position in der Binärzahl welchem Exponenten entspricht, müssen wir vorgeben, an welcher Stelle das Komma der Zahl steht, wo also die 0te Potenz von 2 notiert ist. Nehmen wir an, wir haben nur Nachkommastellen, so nennen wir die Zahl eine Fixkommazahl. Haben wir zum Beispiel ein 16-bit Word, so können wir dadurch die Zahlen zwischen +0, 99..99 und −0, 99..99 in folgender Weise darstellen: N = ±{1 · 2−1 + 0 · 2−2 + . . . + 0 · 2−14 + 1 · 2−15 } 1 1 1 1 = ±{1 · + 0 · + . . . + 0 · +0· } 2 4 16384 32768 = ±1010011100010101 Die Darstellung ganzer Zahlen ist also im Bereich von +(2n−1 −1) bis −(2n−1 − 1) möglich, die Fixkommazahlen bieten einen Bereich von +0, 99 . . . 99 bis −0, 99 . . . 99. Kombinieren wir nun beide Darstellungen so erhalten wir die sogenannte Fließkommadarstellung. In dieser Darstellung wird eine reelle Zahl R nach einem bestimmten Schema in die nächstgelegene darstellbare Zahl R0 umgewandelt. Dazu wird die Zahl als das Produkt aus einer Zahl zwischen 1 und 2 und einer Potenz einer geeigneten Basis, z.B. 2, aufgefaßt: R0 = (−1)S · 1, F · 2E−127 Wählen wir für den Exponenten E ein 8-bit Word und für die Mantisse F 23 bit, so brauchen wir insgesammt ein 32-bit Word um die Zahl darstellen zu können (da wir ein weiteres bit S für das Vorzeichen benötigen). Wie oben schon erwähnt ist es oft nur möglich, eine Zahl R0 , die in der Nähe von R liegt, darzustellen, wir machen also durch die Umwandlung in eine 32 Fließkommazahl einen Fehler. Oftmals ist es daher günstiger die Zahl so mit einem Faktor zu multiplizieren, daß wir sie durch eine Fixkommazahl darstellen können. Ein anderer Weg, den Fehler zu minimieren, ist, zum Beispiel eine 64 bit Darstellung (doppelt genaue Fließkommadarstellung) zu wählen. 33