EFG Kirchheim / Lehrseminar Chris Breuers Die Bibel als Gottes 'Geschichtsbuch' verstehen 1. Die Bibel als Literatur • • • • • Gott spricht zu uns in unserer Sprache Prinzip dahinter: Liebe (s. Inkarnation) menschliche Sprache ist vielseitig, kreativ Ziel: die Bibel als Literatur verstehen, schätzen für verschiedene Literaturarten gelten entsprechende Prinzipien, sie zu lesen Beispiel: Zeitungsartikel, Liebesbrief, Roman etc. 2. Literaturarten in der Bibel Es gibt im Wesentlichen drei Arten von Literatur in der Bibel: 1. Berichte (Geschichte) 2. Lehre / Verkündigung (Gesetz, Propheten, Briefe) 3. Dichtung (Psalmen, Weisheit u.a. ) … gehen oft in einander über, nicht immer klar nach Büchern von einander zu trennen 3. Wert der geschichtlichen Teile in der Bibel • • • • • • • • ein großer Teil der Bibel besteht aus Geschichte / Berichten; von daher wichtig, um die Bibel als Ganzes zu verstehen Lehre, Verkündigung, Gebete und Anbetung sind in den Fluss der Geschichte "eingebettet" zeigt: Gott ist mit den Menschen in dieser Welt "unterwegs"; Er ist an Beziehung zu uns interessiert, lässt sich auf uns ein Gott, der Ewige, offenbart sich in der Zeit. Gott ist der Gott der Geschichte (1Tim 1,17). Im Leben von Menschen und Völkern macht Er sein Wesen und seine Wege sichtbar. Aufforderungen, aus der Geschichte zu lernen: Ps 77; 78; 105; 106; Jer 6,16; 1Kor 10,1-13 Inspiration durch das Studium biblischer Vorbilder (David, Nehemia, Esther etc.) u. prophetischer 'Schattenbilder' hin auf Christus, Gemeinde, Neue Bund (Josef, Exodus etc.) zeigt uns den Wert unserer persönlichen Geschichte mit Gott (Bedeutung von Zeugnissen) gibt uns ein Gespür für den Wert von Geschichte überhaupt: Familie, Gemeinde, Kirchen- , Weltgeschichte Fazit: durch das Studium biblischer Geschichte lernen wir Gott besser kennen – sein Wesen, seine Wege – und wachsen in Weisheit EFG Kirchheim / Lehrseminar Chris Breuers 4. Auslegungsprinzipien • • • • • • • • • • bibl. Berichte lehren nicht direkt sondern indirekt Frage: Was sind die tiefer liegenden Prinzipien? Nicht alles, was beschrieben ist, ist vorgeschrieben! (Frage nach der Normativität) "Es geht nicht ums Kopieren sondern ums Kapieren." Schlüssel auch hier: Die Schrift legt die Schrift aus. D.h. lehrmäßige Erkenntnisse aus bibl. Berichten müssen mit eindeutigen Lehraussagen der Bibel als Ganzes – bes. des Neuen Testaments – abgeglichen werden. Wir können nur ausdrücklich lehren, was die Bibel ausdrücklich lehrt. Und bibl. Berichte geben zunächst Geschehenes wieder und lehren nicht ausdrücklich. Wir können uns von biblischen Vorbildern und Ereignissen ansprechen lassen, ohne gleich eine allgemeingültige Lehre formulieren zu müssen. doch: es geht um mehr als nur historische Information; auch die gesch. Teile der Bibel dienen der Unterweisung (1Kor 10,11; 2Tim 3,16) Frage: Warum schreibt der inspirierte Verfasser was und wie er schreibt (Auswahl, Betonungen, Aufbau d. Buches etc.)? Was will er damit lehren/vermitteln? auch wichtig: den historisch-kulturellen Kontext verstehen, sich in die damalige Situation hineinversetzen 5. Beispiele Ri 6,36-40 (Gideons "Fließ") • • • • es wird nur erzählt, was Gideon tat; der Text zieht keine lehrmäßigen Schlüsse daraus Gibt es Parallelstellen, die uns helfen, Gideons Verhalten auf Allgemeingültigkeit hin zu prüfen? Was lehrt die Bibel, vor allem das NT, darüber wie wir den Willen Gottes erkennen können? Welche tiefer liegenden geistlichen Prinzipien können wir aus dieser Stelle herausholen? Apg 4,32-35 (Gütergemeinschaft in der Urgemeinde) • • • • Der Text beschreibt das Verhalten der ersten Christen in Jerusalem – wie kam es dazu ? Wie ging es weiter? (Kontext) Gibt es in der Apg. oder an anderer Stelle eine Lehraussage zur Gütergemeinschaft als Norm/Ideal unter Christen? Was lehrt die Bibel, sp. das NT, zum Thema Umgang mit Besitz, Geben, Teilen? Welche Prinzipien können wir entdecken? Was löst der Text in uns uns? EFG Kirchheim / Lehrseminar Chris Breuers Mat 8,1-4 u.a. (Heilungsdienst bei Jesus) • • • • • Hier wird die Begegnung eines Kranken mit Jesus geschildert und seine Heilungserfahrung. Wie kann der Text zu dir und mir sprechen? Was ist übertragbar? Sagt die Reaktion Jesu auch etwas über den grundsätzlichen Heilungswillen Gottes aus? Wenn ja, was? In wie fern kann uns der Kontext hier weiterhelfen? Wie können wir eine solche Stelle im Gesamtzusammenhang der bibl. Lehre zum Thema Heilung einordnen? Was können wir sonst von den Heilungen Jesu lernen und auf uns anwenden – was nicht? Apg 2 / 8 / 9 / 10 / 19 ("Geistestaufe") • • • An mehreren Stellen wird in der Apg beschrieben, wie Gläubige mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden. Was sind die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede dieser Erfahrungen? Was kann man an grundsätzlicher Lehre über den Heiligen Geist bzw. "erfüllt werden/sein" mit dem HG aus diesen Passagen der Bibel herausarbeiten? Was ergibt sich dabei im Abgleich mit dem, was Jesus und die Lehrbriefe über unsere Beziehung zum Heiligen Geist zu sagen haben? – Was ist letztlich normativ, was rein historisch und was möglich im Rahmen der persönlichen Erfahrung? 6. Fragen • • • • • Liest du, kennst du und schätzt du die Bibel als Ganzes? Hast du Zugang zur Bibel in ihrer Vielfältigkeit? Kannst du mit den verschiedenen Literaturarten etwas anfangen? Was bewegt sich in dir, wenn du die geschichtlichen Teile der Bibel liest? Was wird dir klar, welche Fragen kommen auf? Welche Erfahrungen hast du schon mit einem Prinzipien-orientiertem Zugang zu biblischen Berichten gemacht? Welche Bedeutung hat dein Zeugnis und die Zeugnisse anderer für dich? Was kannst du durch deine persönliche Geschichte mit Gott, und die von anderen, lernen?