akute virushepatitis

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AKUTE VIRUSHEPATITIS
Def.
Diffuse, virale (nichteitrige) Leberentzündung.
Ät. (Erreger):
5 verschiedene Viren, die mit den Großbuchstaben (A-E; z. B. HAV = Hepatitis-A-Virus)
bezeichnet werden, verursachen ca. 95 % aller virusbedingten Hepatitiden.
Übertragungsweg:
• HAV und HEV: faekal-oral (infizierte Nahrungsmittel und Trinkwasser),
• HBV, HCV, HDV: Blut, Blutprodukte, sexuell, perinatal.
Meldepflicht:
Bei Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod besteht für den Heilpraktiker eine namentliche
Meldepflicht an das Gesundheitsamt und Behandlungsverbot (§ 6,1 Infektionsschutzgesetz).
Inkubationszeit:
Hepatitis
Tage
A
ca. 15-45
B und D
ca. 30-180
C
ca. 15-180
E
ca. 15-60
Kl.:
Die Symptomatik der Virushepatitiden ist trotz der unterschiedlichen Erreger grundsätzlich ähnlich:
2/3 der Infektionen verlaufen ohne Symptome (insbesondere im Kindesalter).
Symptomatische Virushepatitiden zeigen im typischen Falle folgenden Verlauf:
Prodromalstadium (dauert ca. 2-7 Tage):
• Grippale Symptome: subfebrile Temperaturen, Abgeschlagenheit,
• gastrointestinale Symptome: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Druckschmerz im rechten Oberbauch
(Lebervergrößerung mit Kapselspannung), evtl. Durchfall,
• evtl. Gelenkschmerzen (Arthralgien), flüchtiger Hautausschlag (Exanthem).
Stadium der Organmanifestation an der Leber (nur bei 1/3 d. F., Dauer ca. 4-8 Wo):
• Verlauf ohne Ikterus (2/3 d. F.),
• Verlauf mit Ikterus (1/3 d. F.):
− Dunkelfärbung des Urins, Entfärbung des Stuhls,
− Ikterus (Gelbfärbung der Skleren und der Haut),
− Juckreiz (durch Anstieg der Gallensäuren im Blut, nicht durch die Bilirubinablagerung).
• Häufig Lebervergrößerung (Hepatomegalie), evtl. Milzvergrößerung (Splenomegalie), evtl.
Lymphknotenschwellung.
Komplikationen:
• Schwere, oft tödliche nekrotisierende Hepatitis (fulminanter Verlauf = Tod innerhalb von Wochen, subakuter Verlauf = Tod innerhalb weniger Monate): bei HA 0,2 %, bei HB 1 %, bei
HC sehr selten, HD > 2 %, HE bei Schwangeren bis 20 %,
• cholestatische Verlaufsform: Hepatitis mit intrahepatischem Verschlusssyndrom; starker Anstieg
von Bilirubin und Cholestaseenzymen: AP, LAP, Gamma-GT,
• Fortbestehen der Infektiosität nach der Erkrankung (Viruspersistenz): bei HB, HC, HD; zwei
Verlaufsformen: 1. asymptomatischer gesunder Virusträger, 2. chronische Hepatitis.
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• Chronische Hepatitis,
• Extrahepatische Manifestationen: Gelenkentzündungen (Arthritiden), Exanthem,
• Entwicklung einer Leberzirrhose,
• primäres Leberzellkarzinom: Spätkomplikation einer Viruspersistenz von HBV u./o. HCV.
Dg.:
Anamnese, Klinik, Labor:
• Transaminasen (GOT, GPT) ↑, Hepatitis-Serologie (IgM-Antikörper gegen jeweilige Viren beweisen frische Infektion, IgG-Antikörper bei früherer Infektion, Nachweis von Virusantigenen
und Virusnukleinsäuren mittels PCR),
• bei Ikterus: Bilirubin im Serum↑, Urobilinogen und Bilirubin im Urin ↑, evtl. γ-GT und AP ↑,
• schwerer Verlauf: Syntheseleistung der Leber ↓ (Quick- bzw. INR-Wert ↓, Albumin i. S. ↓,
Cholinesterase i. S. ↓).
Th.:
Kausal: nicht bekannt.
Symptomatisch:
• Bettruhe,
• Alkoholverbot,
• Meiden aller nicht lebensnotwendigen Medikamente,
• Interferontherapie bei HCV (senkt die hohe Chronifizierungsrate).
Schutzmaßnahmen
• HAV und HEV: Nahrungsmittel und Trinkwasserhygiene, Sauberkeit (Händedesinfektion),
• HBV, HCV, HDV: Einmalhandschuhe beim Umgang mit Blut, Desinfektion, Kondome, serologische Untersuchung von Blut und Blutprodukten vor ihrem therapeutischen Einsatz. Um
Ansteckungen in der Familie eines Infizierten zu vermeiden: Zahnbürsten, Nagelscheren,
Rasierapparat u. Ä. nicht gemeinsam nutzen, Kontakt mit Wunden vermeiden.
• Isolierung nur bei Hepatitis A von Kleinkindern und bei stuhlinkontinenten Patienten.
Impfungen
• Aktiv: Hepatitis A (Vaqta®, Havrix®), Hepatitis B (Engerix®, Gen-HB-Vax®; schützt auch vor
HDV); ein kombinierter Impfstoff gegen Hepatitis A und B/D steht zur Verfügung (Twinrix®).
Die Hepatitis-B-Impfung ist 1995 ins empfohlene Impfprogramm für Säuglinge, Kinder und
Jugendliche aufgenommen worden.
Passiv: Immunglobulin (relativer Schutz gegen Hepatitis A für ca. 3 Monate) bzw. Hepatitis- BImmunglobulin (sinnvoll nur innerhalb 48 Std. nach Infektion, z. B. nach einer versehentlichen Nadelstichverletzung).
Mit freundlicher Genehmigung aus:
Hildebrand/Kühn: Lehrbuch für Heilpraktiker, Bd. 1
Verlag Kreativität & Wissen, 2011
http://www.kreawiverlag.de/kreawi-buecher-0-10/
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