Tagfalter in Bingen Der Zitronenfalter -lat. Gonepteryx rhamni- Inhalt Kurzporträt ..................................................................................................................... 2 Falter ................................................................................................................................ 2 Eier .................................................................................................................................... 3 Raupe ................................................................................................................................. 4 Puppe ................................................................................................................................. 5 Besonderheiten ............................................................................................................... 6 Beobachten / Nachweis ................................................................................................ 7 Zucht / Umweltbildung ................................................................................................. 7 Artenschutz / Gartengestaltung ................................................................................ 8 Literaturverzeichnis...................................................................................................... 8 W. Düring, Tagfalter in Bingen Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) Seite 1 / 8 Falter Tagfalter in Bingen – der Zitronenfalter Der Zitronenfalter zählt zur Familie der Weißlinge. Die Männchen sind zitronengelb, daher der Name, die Weibchen dagegen blassgrün. Autor: Wolfgang Düring Letzte Aktualisierung: 13. September 2013 Kurzporträt Der Zitronenfalter kommt in fast allen Regionen in Rheinland-Pfalz vor (vgl. dazu [1] und [2]), so auch in Bingen und Umgebung. Der Zitronenfalter lebt in allen Landschaften, in denen Faulbäume vorkommen, also vor allem in Waldnähe. Zitronenfalter fliegen ganzjährig bei Temperaturen über 15 °C. Sie bilden pro Jahr eine Generation und überwintern als Falter im Freien. Sie gelten als Frühlingsboten, da sie oft schon im März an den ersten Blüten zu sehen sind. Abbildung 2: Weibchen des Zitronenfalters auf Vicia americana in Neupfalz am 17.8.2013 Dezember August August Dezember Juli Juli November Juni Juni November Mai Mai Oktober April April Oktober März März September Februar Februar September Januar Januar Abbildung 1: Männchen des Zitronenfalters nach der Überwinterung in Bad Sobernheim am 9.4.2009 saugend an Löwenzahn Ei Raupe Puppe Falter W. Düring, Tagfalter in Bingen Der Zitronenfalter hat die Flügel während er sitzt, stets geschlossen. Er kommt in allen Lebensräumen vor, in denen Faulbäume, seine wichtigste Raupennahrungspflanze, wachsen. Somit fehlt er nur in geschlossenen Nadelwäldern und in baumlosen, z.B. landwirtschaftlich intensiv genutzten, Gebieten. Der Zitronenfalter fliegt ganzjährig, kann also auch im Dezember oder Januar bei Temperaturen ab ca. 15° Celsius angetroffen werden, wenn er kurzfristig sein Winterquartier verlässt. Ab April sind die Falter regelmäßig zu sehen. Die jahreszeitlich frühesten eigenen Beobachtungen stammen vom 6.4.2010 saugend an Löwenzahn in Bad Sobernheim und am 9.4.2010 im Binger Wald bei Dichtelbach, saugend an Günsel. Die Falter fliegen in einer Generation pro Jahr. Die Falter des Vorjahres können im Juni noch vereinzelt (z.B. 14.6.2010 im Binger Wald bei Dichtelbach beim Saugen an einer AckerWitwenblume) fliegen. Ende Juni können aber auch schon die ersten Falter des neuen Jahres unterwegs sein. Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) Seite 2 / 8 genutzt. Im Frühling sind es Günsel und Löwenzahn, aber auch die Kätzchen der Weiden. Im Garten wird an Sommerflieder und Kartäusernelken, auch gern an Zinien gesaugt. Abbildung 3: Zitronenfalter Weibchen am 14.6.2010 im Binger Wald bei Dichtelbach beim Saugen an einer Acker-Witwenblume Neben der Winterruhe legen die Falter auch im Sommer einige Tage nach dem Schlüpfen eine Ruhepause unter Blättern von Bäumen ein. Abbildung 6: Zitronenfalter im Binger Wald bei Dichtelbach an Günsel am 22.5.2010 Die Männchen patrouillieren im Frühjahr entlang von Wegen oder Waldrändern auf der Suche nach Weibchen. Die Paarung findet im April statt. Eier Abbildung 4: Zitronenfalter in Ruheposition in Stein-Bockenheim am 15.7.2009 Die jahreszeitlich späteste eigene Beobachtung gelang am 25.10.2009 im Binger Wald bei Dichtelbach. Abbildung 5: Weibchen des Zitronenfalters im Binger Wald bei Dichtelbach am 25.10.2009 Der Zitronenfalter saugt gerne an violetten Blüten. Blutweiderich, Acker-Witwenblume, Flockenblume und Distel werden im Sommer W. Düring, Tagfalter in Bingen Die Eiablage erfolgt ab Mitte April. Als Ablagepflanzen dienen der Faulbaum und nach Literaturangaben der gewöhnliche Kreuzdorn (vgl. dazu [3]). Die Eier werden einzeln unterhalb der Blattknospen an das Ästchen geklebt, oder wenn die Blätter sich bereits entwickelt haben, auf die Unterseite der Blätter. Manchmal werden auch zwei, selten drei und mehr Eier nebeneinander abgelegt. Abbildung 7: Ei des Zitronenfalters an Faulbaum im Binger Wald bei Dichtelbach am 14.4.2009 Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) Seite 3 / 8 Die Eier haben die für Weißlinge typische längliche Form mit Seitenrippen. Sie sind zunächst hell grünlich gefärbt. Abbildung 8: Ei des Zitronenfalters frisch abgelegt am 10.4.2009 im Binger Wald bei Dichtelbach Einige Tage gelblichbraun. später werden die Eier Abbildung 9 Ei des Zitronenfalters (wie Abb. 8) fünf Tage später 15.4.2009 Raupe Die Raupe sucht direkt nach dem Schlüpfen das nächstgelegene Blatt auf. Abbildung 11: Frisch geschlüpfte L1-Raupe (vor 10 Minuten) des Zitronenfalters (aus Ei wie Abb. 8-10) am 19.4.2009 (Zuchtfoto ex ovo) Die Raupen fressen jetzt die typischen Löcher in die Blätter und leben sehr gut getarnt auf der Unterseite der Blätter. Abbildung 12: L1-Raupe des Zitronenfalters mit typischem Lochfraß am 18.5.2008 (Zuchtfoto ex ovo) Kurz vor dem Schlüpfen färbt sich der untere Teil dunkel. Abbildung 10: Ei des Zitronenfalters nach 9 Tagen (gleiches Ei wie Abb. 8 und 9) direkt vor dem Schlüpfen der Raupe am 19.4.2009 Nach sieben bis 10 Tagen schlüpft die Raupe (Literatur: 4-8 Tage vgl. [4]). W. Düring, Tagfalter in Bingen Abbildung 13: Sehr gut getarnte L1-Raupe des Zitronenfalters (wie Abb. 11) auf der Unterseite eines Blattes am 22.4.2009 Nach zehn Tagen und einer Häutung hat die Raupe sich dunkelgrün verfärbt und lebt auf der Oberseite des Blattes. Nach dem Fressen zieht sie sich auf die Mittelrippe Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) Seite 4 / 8 des Blattes zurück. Das Fraßbild zeigt jetzt immer größere Löcher im Blatt. Abbildung 14: L2-Raupe des Zitronenfalters (wie in Abb. 11 und 13) am 30.4.2009 (Zuchtfoto ex ovo) Abbildung 17: Erwachsene Raupe (L5) des Zitronenfalters am 30.5.2008 im Binger Wald bei Manubach Nach der nächsten Häutung nimmt sie mehr und mehr die blaugrüne Färbung der erwachsenen Raupe an. Einige Tage vor der Verpuppung beginnt die Raupe verstärkt auf der Fraßpflanze zu wandern. Ungefähr 4-5 Wochen nach dem Schlüpfen spinnt sich die Raupe in einem Gürtel unter einem Blatt oder an einem Ästchen der Fraßpflanze fest. Abbildung 15: L3-Raupe des Zitronenfalters (wie in Abb. 11, 13, 14) am 5.5.2011 (Zuchtfoto ex ovo) Nach einer dritten Häutung hat sie ihre endgültige Form und Farbe angenommen. Sie sitzt jetzt häufig in ihrer typischen „Schlangenhaltung“ auf der Mittelrippe des Blattes. Abbildung 18: Vorpuppe des Zitronenfalters (Zuchtfoto ex ovo) am 2.6.2012 Nach weiteren ein bis zwei Tagen verpuppt sich die Raupe. Die Raupenentwicklungszeit beträgt 24 bis 30 Tage (Literatur: 24-43 Tage vgl. [4]). Puppe Der Zitronenfalter Gürtelpuppe. verpuppt sich als Abbildung 16: L4-Raupe des Zitronenfalters (wie in Abb. 11, 13-15) in Ruhepose am 10.5.2009 (Zuchtfoto ex ovo) W. Düring, Tagfalter in Bingen Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) Seite 5 / 8 Abbildung 19: Frische Puppe des Zitronenfalters (Zuchtfoto ex ovo) am 15.6.2008 Nach weniger als einer Stunde ist ihre endgültige Form stabil. Abbildung 22: Frisch geschlüpfter Zitronenfalter (Zuchtfoto ex ovo) am 26.6.2011 Besonderheiten Abbildung 20: Puppe des Zitronenfalters am 19.6.2011 (Zuchtfoto ex ovo) Kurz vor dem Schlüpfen kann man den Falter bereits durch die Puppenhülle erkennen. Abbildung 21: Puppe des Zitronenfalters direkt vor dem Schlüpfen des Falters (Zuchtfoto ex ovo) am 27.6.2008 Nach 14 bis 17 Tagen (Literatur: 9-16 Tage vgl. [4]) schlüpft der Falter. W. Düring, Tagfalter in Bingen Der Zitronenfalter ist, da er nur in einer Generation pro Jahr lebt, und aufgrund seiner Überwinterung als Falter, der langlebigste, einheimische Tagfalter. Er hat eine Lebenserwartung von ca. 10 bis 11 Monaten. Er kann aber auch ein Jahr alt werden. Der Zitronenfalter überwintert als Falter bevorzugt in feuchten, schattigen Waldbereichen, im Freien. Dazu suchen sich die Falter im Herbst ein Winterquartier in Bodennähe (vgl. dazu [5] und [6]). Nach Bellmann ( [5]) verhindert die Erhöhung der Zellsaftkonzentration das Einfrieren. Die Falter setzen sich zwischen Gräsern oder unter Brombeerblättern ab. Sie behalten den Sitzplatz den ganzen Winter über bei. Dabei kann der Falter zeitweilig komplett mit Schnee bedeckt sein. Nach Ebert [7] überwintert der Zitronenfalter auch an Efeu und weiteren immergrünen Pflanzen, an Gräsern oder an Pflanzen, deren trockene Blätter im Winter nicht abfallen, wie auch die Überwinterung an einer jungen Buche bei Schremmer [6] bestätigt. Nach Wikipedia [8] gelingt es dem Zitronenfalter mithilfe von Glycerin, Sorbit und Eiweißstoffen den Gefrierpunkt der Körperflüssigkeit derart zu senken, dass Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) Seite 6 / 8 selbst Temperaturen von -20°C unbeschadet überstanden werden. Beobachten / Nachweis Der Zitronenfalter ist am einfachsten als Falter im Juli zu beobachten. Kurz nach dem Schlüpfen ist er in Waldnähe auf Blutweiderich und Distel, aber auch auf Wasserdost an Waldwegen zu sehen. Abbildung 25: Zitronenfalter auf Luzerne in Bingen-Dromersheim am 28.8.2013 Abbildung 23: Zitronenfalter auf Wasserdost in Stein-Bockenheim am 15.7.2009 Im Juli und August findet man Zitronenfalter im Garten an Sommerflieder und Zinie. Abbildung 26: Zitronenfalter auf Sommerflieder im eigenen Garten am 28.8.2013 in BingenDromersheim Abbildung 24: Zitronenfalter auf Zinie in Bingen (LGS-Gelände) auf Zinie am 3.8.2011 Im Spätsommer (August/September) findet man die Falter aber vor allem auch auf Luzerne- oder Kleefeldern. W. Düring, Tagfalter in Bingen Die Raupen des Zitronenfalters können mit etwas Mühe und mit zielsicherer Kenntnis des Faulbaums mit etwas Aufwand im Mai auf den Blättern des Faulbaums gefunden werden. Zucht / Umweltbildung Der Zitronenfalter eignet sich sehr gut für Umweltbildungsprojekte. Mit einem Faulbaum, den man in einem Blumentopf vorziehen kann, oder einem Faulbaum im Schulgarten, gelingt die Aufzucht der Raupen sehr einfach. Die Raupen sollten natürlich vor Vögeln und am besten auch vor parasitären und räuberischen Insekten geschützt werden. Mit etwas Glück legt ein Zitronenfalter schon auf dem Faulbaum im Schulgarten ab. Ansonsten ist es Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) Seite 7 / 8 erforderlich Raupen an Faulbäumen zu suchen. Dies ist nicht ganz einfach, gelingt aber, wenn man im Mai auf Faulbäumen in Waldnähe sucht. Der Erfolgt lässt den Aufwand später vergessen. Abbildung 27: Kind mit frisch geschlüpftem Zitronenfalter in Bingen am 28.6.2008 Artenschutz / Gartengestaltung Der Zitronenfalter ist in Rheinland-Pfalz nicht gefährdet. Im eigenen Garten oder im Schulgarten der lokalen Grundschule kann man dem Falter aber sehr einfach fördern. Schon das Anpflanzen eines Faulbaumes bietet den Raupen eine Nahrungsgrundlage. Durch das Anpflanzen von Sommerflieder, Kartäusernelke, Zinie und vor allem Blutweiderich, bietet man auch dem Falter Nahrung für einen Zwischenstopp. Mit Efeu an der Garage bietet man dem Falter zusätzlich eine Überwinterungsmöglichkeit im Freien. In Bingen-Dromersheim konnte ich im April und Mai 2013 einen Zitronenfalter beim Ablegen von Eiern am einzigen Faulbaum in meinem Garten beobachten. Er legte über drei Wochen ca. 30 Eier an die Blätter des Baumes.Aus den 30 Raupen entwickelten sich zehn Falter. Der Baum wurde später zum Schutz gegen Vögel durch ein Vogelschutznetz abgedeckt. Auch wenn es erhebliche Verluste gab, war das Beobachten der Eier und Raupen, auch für die Kinder unserer Grundschule, ein wunderschönes Erlebnis. W. Düring, Tagfalter in Bingen Literaturverzeichnis [1] T. Schulte, O. Eller, N. M. und E. Rennwald, Die Tagfalter der Pfalz, Band 1, - Flora und Fauna in Rheinland-Pfalz Beiheft 37, Landau: Gnor-Eigenverlag, 2007. [2] POLLICHIA - Verein für Naturforschung und Landespflege e.V., „Datenbank Schmetterlinge Rheinland-Pfalz,“ [Online]. Available: http://rlp.schmetterlinge-bw.de/. [3] J. Settele, R. Steiner, R. Reinhardt und R. Feldmann, Schmetterlinge; Die Tagfalter Deutschlands, Stuttgart: Ulmer Verlag, 2005. [4] G. Ebert und E. Rennwald, Die Schmetterlinge Baden-Würtenbergs. Band 1: Tagfalter 1, Karlsruhe: Ulmer Verlag, 1991. [5] J. Settele, R. Feldmann und R. Reinhardt, Die Tagfalter Deutschlands, Stuttgart: Ulmer Verlag, 1999. [6] H. Bellmann, Der neue Kosmos Schmetterlingsführer - Schmetterling, Raupen und Futterpflanzen, Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., 2003. [7] Schweizerischer Bund für Naturschutz, LepidopterologenArbeitsgruppe, Tagfalter und ihre Lebensräume - Arten - Gefährdung Schutz - Band 1 - Schweiz und angrenzende Gebiete, Egg/ZH: K. Hollinger, Fotorotar AG, 1987. [8] W. Schön, „Portal für Schmetterlinge / Raupen,“ [Online]. Available: http://www.schmetterling-raupe.de/. [9] W. Düring, „BUND Rheinland-Pfalz Wissenswertes über Schmetterlinge,“ [Online]. Available: http://schmetterlinge.bundrlp.de/wissenswertes/. Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) Seite 8 / 8