Pilzerkrankungen (Mykosen)

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Pilzerkrankungen (Mykosen)
Von den etwa 100.000 verschiedenen Pilzarten sind aus medizinischer Sicht ca. 100
für den Menschen von Bedeutung. Besonders hervorzuheben sind Fadenpilze (Hautoder Schimmelpilze) und Hefepilze (Sprosspilze).
Pilzerkrankungen sind ansteckend und können oberflächlich (Haut, Nägel,
Schleimhäute) oder systemisch (in den inneren Organen) auftreten. Ein bestimmtes
Milieu (Feuchtigkeit, Wärme) und ein geschwächtes Immunsystem begünstigen die
Ansiedlung und Vermehrung der Pilze.
Die Übertragung erfolgt primär von Mensch zu Mensch oder über Gegenstände (z. B.
Fußpilz durch Badematten). Bestimmte Pilzarten können jedoch auch vom Tier auf
den Menschen übergehen.
Symptome
Pilzinfektionen beginnen meist mit einer entzündlichen Hautrötung. Sie können nur
bestimmte Körperareale betreffen (v. a. Achselhöhlen, Leistenregion, Füße, Nägel,
Genitalbereich, Mundschleimhaut) oder sich über den ganzen Körper ausbreiten. Die
meist scharf begrenzten Herde schuppen mit zunehmender Erkrankung und blassen
in ihrem Zentrum oft ab. Gelegentlich bilden sich zusätzlich kleine Bläschen und
Eiterpusteln.
Pilzinfektionen sind häufig von einem mehr oder weniger starken Juckreiz begleitet.
In besonders ausgeprägten Fällen kann es zu starken Schmerzen und Schwellungen
an benachbarten Lymphknoten kommen.
Auf der Mundschleimhaut entstehen weiße bis bräunliche Beläge, zudem kommt es
zu Mundtrockenheit und Brennen.
Diagnostik & Therapiemöglichkeiten
Die typischen Hautveränderungen geben einen ersten Hinweis darauf, dass eine
Pilzerkrankung vorliegt. Um den genauen Pilztyp zu identifizieren muss jedoch eine
Pilzkultur im Labor gezüchtet werden. Danach kann der/die ÄrztIn die individuelle
Therapie verordnen.
Die Behandlung von Pilzerkrankungen ist meist langwierig und hängt vom Pilztyp
sowie der Ausprägung der Erkrankung ab. Pilze werden meist äußerlich, d.h. mittels
Creme, Gel, Lack oder Spray behandelt. In besonders hartnäckigen Fällen kann die
Einnahme von Medikamenten notwendig sein.
Ausgewählte Pilzerkrankungen
1. Candidosen
Darunter fallen alle Infektionen, die durch Pilze der Gattung Candida verursacht
werden. Es handelt sich hierbei um Sprosspilze. Als wichtigster Vertreter ist Candida
albicans zu nennen, welcher sich besonders gerne in Körperfalten, am Nagelwall,
dem Darm und den Schleimhäuten ansiedelt. Candida albicans gehört bei den
meisten Menschen zur normalen Schleimhautflora des oberen Respirationstraktes
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(Mund- und Rachenraum), des Gastroinstestinaltraktes (Magen und Darm) sowie des
Urogenitaltraktes (Harn- und Geschlechtsapparat). Wird das gesunde Gleichgewicht
der Schleimhaut zerstört oder ist das Immunsystem geschwächt, kann sich der Pilz
ungehindert ausbreiten.
a) Mundsoor
Säuglinge und Kleinkinder sind häufig von Mundsoor betroffen, weil die
Schleimhautflora noch nicht ausreichend ausgebildet ist und somit weniger Schutz
gegenüber diverse Krankheitserreger bietet. Babys können sich beispielsweise
schon bei der vaginalen Geburt mit Candida albicans anstecken, wenn bei der Mutter
eine unbehandelte Scheidenpilzinfektion vorliegt. Flaschensauger oder Beißringe,
können eine Infektion auslösen, wenn sie nicht sorgfältig gereinigt bzw. sterilisiert
werden. Durch schmutzige Hände oder beim Stillen kann der Pilz ebenfalls
übertragen werden.
Ältere Kinder erkranken eher selten an Mundsoor, wenn dann meist im Zuge einer
Antibiotika- oder Kortison-Therapie. Bei abwehrgeschwächten Menschen (z.B. HIVPositive oder Diabetiker) kommt Mundsoor häufig vor. Eine Zahnprothese kann die
Mundschleimhaut reizen und sie anfälliger für Mundsoor machen (das Gebiss daher
immer gründlich reinigen).
Beschwerden: Typische Kennzeichen der Erkrankung sind weiße Beläge auf der
Wangenschleimhaut bzw. Zunge sowie eine Rötung (= Entzündung) des
umliegenden Gewebes. Ist die Speiseröhre befallen, können Sodbrennen,
Schluckbeschwerden, Schmerzen hinter dem Brustbein, Erbrechen und Schluckauf
hinzukommen. Bei Säuglingen macht sich häufig Trinkschwäche bemerkbar.
Anmerkung: Besonders gefährlich wird die Krankheit, wenn es zu einer Streuung der
Pilze ins Blut und damit auf die inneren Organe kommt (z. B. bei schweren
Immundefekten wie AIDS). Dies ist ein lebensbedrohlicher Zustand, da es zum
Ausfall von Organen wie Nieren, Herz und Lunge kommen kann.
Therapie: Mundspülungen mit pilzabtötenden Substanzen, pilzabtötende
Cremes/Gele, Lutschtabletten sowie Suspensionen.
Vorbeugungsmaßnahmen:
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Gegenstände, die das Baby regelmäßig in den Mund nimmt (Flaschensauger,
Beißringe, Schnuller usw.) müssen immer gut gereinigt bzw. sterilisiert
werden.
Mundsoor wird von Erwachsenen manchmal gar nicht bemerkt. Deshalb das
Baby oder Kleinkind nie mit dem eigenen Löffel füttern oder den Schnuller in
den Mund nehmen um ihn zu „reinigen“. Mütter sollten vor dem Stillen ihre
Brustwarzen immer gut säubern.
Sorgfältige Mundhygiene: Mindestens zwei Mal am Tag die Zähne und
Zahnzwischenräume reinigen. Prothesenträger sollten auf eine sorgfältige
Gebissreinigung achten.
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Scheiden-Pilzbefall in der Spät-Schwangerschaft muss behandelt werden.
b) Scheidenpilz
Die Hälfte aller Frauen erkrankt mindestens einmal in ihrem Leben an einer
Pilzinfektion. Als Haupterreger ist Candida albicans zu nennen, welcher meist in
geringer Zahl in der Scheidenflora angesiedelt ist. Bei der gesunden,
geschlechtsreifen Frau überwiegen in der Scheidenflora die so genannten
Laktobazillen oder Milchsäurebakterien. Sie bilden ein saures Milieu, welches
Bakterien und Pilze im Wachstum hemmt. Wird nun dieses natürliche Gleichgewicht
gestört z. B. durch ungenügende aber auch übertriebene Hygiene im Intimbereich;
Veränderungen im Hormonspiegel (Schwangerschaft, Wechseljahre, die Einnahme
der Anti-Baby-Pille), Antibiotika- oder Kortisontherapie, Diabetes mellitus sowie
ungeschützten Geschlechtsverkehr können sich Pilze und andere Erreger
vermehren.
Beschwerden: Rötung und Schwellung der Geschlechtsteile, Juckreiz, verstärkter
cremig-weißer, bröckeliger Ausfluss, Brennen beim Wasserlassen und beim
Geschlechtsverkehr.
Therapie: Scheiden-Zäpfchen oder –Tabletten, Cremes, Spülungen sowie
Medikamente zum Einnehmen. Der Geschlechtspartner muss auf jeden Fall
mitbehandelt werden, sonst besteht die Gefahr, dass sich die Betroffenen immer
wieder gegenseitig anstecken.
Vorbeugungsmaßnahmen:
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Stärkung der Immunabwehr durch gesunde Ernährung und Sport. Der
Konsum von Zucker und Weißmehlprodukten sollte eingeschränkt werden.
Baumwollunterwäsche und luftige, bequeme Kleidung tragen.
Bei bestehendem Scheidenpilz muss die Tampongröße der Blutungsstärke
angepasst werden. Bei geringen Blutungen kann ein Tampon, der zu lange in
der Vagina liegt, die Scheide austrocknen. Durch mechanische Reibung kann
es in weiterer Folge zu feinen Schleimhautrissen kommen in welche sich die
Krankheitserreger einnisten und vermehren. Dadurch wird das
Krankheitsgeschehen noch verschlimmert.
Auf Slipeinlagen mit Kunststoffbeschichtung sollte verzichtet werden, weil
diese ein feucht-warmes Milieu schaffen und so die Pilzvermehrung
begünstigen.
Den Genitalbereich nicht mit herkömmlicher Seife, sondern mit Produkten
waschen, die einen pH-Wert von 4-5 haben (z. B. Milchschäume).
Nach dem Stuhlgang von vorne nach hinten abwischen und idealerweise
zusätzlich mit klarem Wasser nachspülen (z. B. Bidet).
Auf öffentlichen Toiletten nicht auf die Toilettenbrille setzen.
Den nassen Badeanzug nach dem Schwimmen ausziehen.
Beim Geschlechtsverkehr Kondome benutzen bzw. danach Harn lassen.
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Bei ersten Anzeichen von weißlichem Ausfluss helfen Milchsäure- oder
Vitamin-C-Kapseln aus der Apotheke, welche in die Scheide einführt werden
müssen.
Bei bestehender Pilzinfektion die Handtücher täglich wechseln.
Einstellung des Blutzuckers bei Diabetikern.
c) Darmpilz
Ernährungsfehler (zu viel Zucker und Weißmehlprodukte), Einnahme bestimmter
Medikamente sowie Umwelteinflüsse führen auf die Dauer zu einer Schwächung des
Immunsystems (v. a. im Darm) und begünstigen somit das Pilzwachstum.
PatientInnen, die Kortison und Antibiotika einnehmen und Menschen, denen ein
Organ übertragen wurde, Krebs- und AIDS-Patienten, Diabetiker sowie alte
Menschen, deren Abwehrkräfte nachlassen, gelten als Risikogruppen. Frauen, die
die Antibabypille einnehmen, sind ebenfalls anfälliger, da ihre Schleimhäute durch
die Hormone aufgelockert und zuckerhaltiger werden.
Beschwerden: Blähungen, vor allem nach süßem Essen sowie Durchfälle und
Verstopfung, die einander oft abwechseln. Auch Heißhungerattacken, ständig
wiederkehrender Scheidenpilz und Juckreiz am Darmausgang können auf eine
Infektion hinweisen. Betroffene berichten zudem immer wieder von Migräne,
Depressionen, Lebererkrankungen, Hautveränderungen und Gelenkschmerzen.
Die Symptome können durch Candida bedingt sein, müssen es aber nicht. Selbst
eine Stuhl-Untersuchung in einem Speziallabor gibt nicht immer sicheren Aufschluss,
weil es sich stets um eine Zufallsprobe handelt und die Pilze besonders gern in
Nestern im Darm hausen.
Therapie: Medikamente gegen Pilzinfektionen (Antimykotika) und anschließender
Aufbau der gesunden Darmflora.
Antipilz-Diät für 4-6 Wochen: Im Vordergrund steht eine vollwertige Ernährung mit
viel Salat, Gemüse und Vollkornprodukten. Zucker, Weißmehlprodukte, Hefe und
Alkohol sind zu meiden. In den ersten vier Wochen sollte auch auf süßes Obst
verzichtet werden.
Vorbeugung:
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Gesunde, ballaststoffreiche Ernährung.
Die Zahnbürste alle vier Wochen wechseln, da eine Darmbesiedelung mit
Candida häufig zusammen mit einem Candida-Befall im Mund auftritt.
Zahnspangen und Prothesen sollten stets gründlich gereinigt werden.
2. Fußpilz
Ungefähr 15-30% der Europäer leiden irgendwann in ihrem Leben an einem Fußpilz.
Er zählt zu den Dermatophyten (Fadenpilzen). Die Übertragung erfolgt entweder
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direkt von Mensch zu Mensch, durch Kontakt mit verunreinigten Böden oder dem
Tragen von Schuhen infizierter Personen.
Beschwerden: Fußpilze können als Bläschen erscheinen, als trockene
Verhornungen oder als Zehenzwischenraum-Mykose, die meist ihren Anfang
zwischen dem 4. und 5. Zeh nimmt. Oft kommt es in den Zehenzwischenräumen und
in den Falten unter den Zehen zu einer weißlichen Aufweichung der Haut mit
möglichen schmerzvollen Einrissen und starkem Jucken.
Therapie: Creme oder Spray bzw. in schweren Fällen Medikamente zum
Einnehmen.
Vorbeugungsmaßnahmen:
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Füße täglich waschen und zwischen den Zehen besonders gut abtrocknen.
Damit die Haut geschmeidig bleibt sollte sie regelmäßig eingecremt werden.
Risse etc. sind kleine Eintrittspforten für Erreger.
Baumwoll- oder Wollsocken tragen und täglich wechseln. Keine synthetischen
Strümpfe tragen, diese fördern das Schwitzen an den Füßen.
Die Schuhe und besonders die Schuhsohlen sollten aus luftdurchlässigem
Material (z. B. Leder) bestehen. Nach dem Tragen die Schuhe trocknen
lassen. Die Schuhe optimalerweise täglich wechseln.
Im Schwimmbad, in der Sauna, in Duschanlagen und Hotelzimmern
Badeschuhe tragen.
Leidet jemand in der Familie unter Fußpilz so müssen alle Personen
Hausschuhe tragen und jedes Familienmitglied sollte nur sein eigenes
Handtuch benutzen.
Vor allem Diabetiker sollten Füße und Zehen regelmäßig auf Pilzbefall hin
untersuchen.
3. Nagelpilz
Nagelpilz ist in den Industrienationen weit verbreitet und eine der häufigsten
Pilzerkrankungen. Er tritt meist an den Fußnägeln, seltener an den Fingernägeln auf.
Eine Nagelpilzinfektion entsteht oft aufgrund einer nicht behandelten
Fußpilzinfektion. Die betroffenen Hautpartien verlieren ihre Schutzfunktion und die
Erreger können ins Nagelbett eindringen. Die Sporen der Pilze finden sich aber auch
in öffentlichen Nasszellen, Umziehkabinen von Kaufhäusern oder Hotelzimmern und
sind sehr widerstandsfähig.
Vermehrtes Schwitzen und gestaute Feuchtigkeit in Schuhen,
Durchblutungsstörungen bei Diabetes oder arterieller Verschlusskrankheit, aber auch
mechanischer Druck in engen Schuhen vermindern die Abwehrkraft von Haut und
Nägeln und begünstigen eine Infektion.
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Beschwerden: Einen Nagelpilz erkennt man zunächst an einer gelblichen oder
weißlichen Verfärbung des Nagels. Später verdickt sich der Nagel und wird
zusehends krümeliger. Im fortgeschrittenen Stadium kann sich der Nagel spalten
oder sogar ablösen. Der Erreger kann sich von einem Nagel auch auf die
umliegenden Nägel ausbreiten.
Therapie: Gele oder Lacke zum Auftragen bzw. Tabletten oder Kapseln zum
Einnehmen. Die Behandlung einer Nagelpilzinfektion ist schwierig und langwierig,
daher ist eine strikte Einhaltung des Therapieschemas unbedingt notwendig.
Vorbeugungsmaßnahmen:
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Gute Hygiene und Pflege der Finger- und Fußnägel sowie der Füße.
Füße immer gut abtrocknen, besonders in den Zehenzwischenräumen.
Atmungsaktive Strümpfe (z. B. aus Baumwolle) und luftdurchlässige, bequeme
Schuhe tragen.
Ist ein Nagel bereits infiziert, Socken und Schuhe täglich wechseln. Socken
und Strümpfe bei mind. 60°C mit antimykotisch wirksamen Wäschespülern
aus der Apotheke waschen.
In Nassräumen, Hotelzimmern etc. niemals barfuss gehen.
Jede Fußpilzinfektion sofort sorgfältig behandeln damit kein Nagelpilz
entsteht.
Ist im Haushalt jemand an Nagelpilz erkrankt, müssen unter Umständen
Kleidungstücke, Toilettensachen etc. und Fußböden desinfiziert werden, um
weitere Ansteckungen zu vermeiden.
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