89 7. Schwingungen und Wellen Bewegung um Potentialminima führt zu periodischen Vorgängen (Schwingungen). 90 mathematischer Einschub: Additionstheoreme der trigonometrischen Funktionen Es gilt: cos(α + β ) = cos(α ) cos( β ) − sin(α ) sin( β ) cos(α − β ) = cos(α ) cos( β ) + sin(α ) sin( β ) Harmonischer Oszillator Kraft: F = − Dx x D Potentielle Energie: E pot = Es gilt: ( genauer: d V (x ) dx F = −∇V (r ) ) F =− D 2 x = V ( x) 2 sin(α + β ) = sin(α ) cos( β ) + cos(α ) sin( β ) sin(α − β ) = sin(α ) cos( β ) − cos(α ) sin( β ) Daraus folgt: α α α α = 2 cos 2 ( ) − 1 2 α ma = F ⇔ hier: d V (x ) dx 1 d ɺxɺ = − V ( x) m dx mɺxɺ = − D ɺxɺ = − x m α α = cos 2 ( ) − (1 − cos 2 ( )) 2 2 Differentialgleichung: ⇔ α cos(α ) = cos( + ) = cos 2 ( ) − sin 2 ( ) 2 2 2 2 = 1 − 2 sin 2 ( ) 2 Damit: α 1 cos 2 ( ) = (1 + cos(α )) 2 2 α 1 sin 2 ( ) = (1 − cos(α )) 2 2 91 Lösung der Differentialgleichung: 92 Beispiel: Kastenpotential V(x) x (t ) = a sin ωt + b cos ωt mit ω = D m Teilchen im Kastenpotential wird bei x=0 und x=l reflektiert a,b: Konstanten (bestimmt durch Startbedingungen x0 und v0) x l 0 Die Geschwindigkeit ist gegeben durch: Ortskurve: v (t ) = xɺ (t ) = aω cos ωt − bω sin ωt x(t) Keine Sinus-Funktion! Anharmonische Schwingung l x (t ) = x0 cos ωt und damit 2v l b = x0 ; a = 0 Für x(0) = x0 und v(0) = 0 ist x0 x(t) x(0) = b; v(0) = aω Für t=0 gilt: τ= 0 Steigung: Geschwindigkeit v v0 = 0 harmonische Schwingung Beispiel: zwei schiefe Ebenen π ω 2π t V(x) ω Potential: V ( x) = c x Kraft: F ( x ) = −c -x0 b = 0; a = Für x(0) = 0 und v(0) = v0 ist in diesem Fall ist x (t ) = v0 ω sin ωt v0 ω x x x 93 Ortskurve: x(t) 4mv0 c τ= Keine Sinus-Funktion! Anharmonische Schwingung 94 Allgemein: auch nichtperiodische Funktionen können in harmonische Komponenten zerlegt werden; hier tragen sämtliche Frequenzen (und nicht nur die Vielfachen einer Grundfrequenz) bei. Daher wird die Summe durch ein Integrale ersetzt: f (t ) = t Parabelstücke 2 ∞ π ∫0 1 a (ω ) = 2π mit: 7.1 Fourier-Analyse n ω0 = 2π τ an , bn : Fourier-Koeffizienten Berechnung der Koeffizienten: bn = 2 τ 2 τ −∞ ∞ ∫ f (t ) sin(ωt )dt −∞ cos( nω0t ) + bn sin( nω0t ) n =1 mit an = ∫ f (t ) cos(ωt )dt komplexe Schreibweise: ∞ ∑a ∞ 1 b(ω ) = 2π Jede periodische Funktion mit Periode τ kann in einer unendliche Summe von harmonischen Komponenten zerlegt werden: a f (t ) = 0 + 2 a (ω ) cos(ωt ) + b(ω ) sin(ωt )dω 1 f (t ) = 2π ∞ ~ ∫ f (ω )e − iω t dω −∞ 1 ~ f (ω ) = 2π ∞ ∫ f (t ) e iωt dt −∞ τ ∫ f (t ) cos(nω t )dt 0 0 τ ∫ f (t ) sin(nω t )dt 0 0 ~ f (ω ) : Fourier-Transformierte von f(t) ~ f (ω ) = a (ω ) 2 + b(ω ) 2 : Spektrum von f(t) 95 7.2 Wellen Beispiel: Überlagerung zweier harmonischer Funktionen f (t ) = cos(ω1t ) + cos(ω 2 t ) Ersetzen: ω = 96 Harmonische Funktion in Abhängigkeit von der Zeit: f(t) ω1 + ω 2 Periode mittlere Frequenz 2 ω − ω1 δ= 2 2 τ= f (t ) = sin(ωt ) 2π ω Differenzfrequenz t Damit ist: f (t ) = cos((ω − δ )t ) + cos((ω + δ )t ) Harmonische Funktion in Abhängigkeit vom Ort: = cos(ω t ) cos(δt ) − sin(ω t ) sin(δt ) + cos(ω t ) cos(δt ) + sin(ω t ) sin(δt ) f(x) Wellenlänge λ= f ( x ) = sin( kx) 2π k Also: x f (t ) = 2 cos(ω t ) cos(δ t ) Signal: k= Spektrum: 2π f (t ) „Schwebung“ ~ f (ω ) ω 2π λ Wellenzahl („Ortsfrequenz“) Welle: harmonische Abhängigkeit von Ort und Zeit: f ( x, t ) = sin( k ( x − ct )) = sin( kx − ωt ) t 2π δ ω mit ω = ck 97 Darstellung für feste Zeiten: f(x,t) 98 Beispiel: wellenartige Anregung einer Pendelkette t0 t1 t2 a Kraft auf n-tes Pendel: Fn = D (u n +1 − u n ) − D (u n − u n −1 ) x D un-1 Für feste Orte: f(x,t) x0 x1 x2 un un+1 Differentialgleichung m (ma=F): muɺɺn = D (u n +1 + u n −1 − 2u n ) t Lösung: u n (t ) = u 0 cos( kx − ωt ) mit Für Orte gleicher Amplitude gilt: k ( x − ct ) = konstant = ϕ 0 x= ϕ0 k + ct = x0 + ct Diese Orte (und damit die Welle) bewegen sich also mit der Geschwindigkeit: v=c= Und damit auch: v= ω k = ω Die Lösung gleicht einer Welle, mit dem Unterschied, dass sie nur an diskreten Orten (den Orten der Pendel) definiert ist. Jetzt: Betrachtung eines kontiniuierlichen, elastischen Mediums: un k Aufteilung in Teilstücke der Länge ∆x (mit Index n) 2π / τ λ = = λf 2π / λ τ Geschwindigkeit = Wellenlänge mal Frequenz ! x = na ∆x Fläche A 99 100 Masse der Teilstücke: ∆m = ρA∆x ( ρ : Dichte ) Die zweite Ableitung ist dann: xn + xn +1 x + xn ) − f ' ( n −1 ) 2 2 f ' ' ( xn ) = ∆x f ( xn+1 ) + f ( xn −1 ) − 2 f ( xn ) f ' ' ( xn ) = ∆x 2 f '( Kraftgesetz des Mediums: F = EA ∆l l ( E : Elastizitätsmodul ) Damit ist die Kraft auf das n-te Teilstück bei Verschiebung um un: Fn = EA u n +1 − u n u − u n −1 − EA n ∆x ∆x Damit läßt sich die Differentialgleichung schreiben als: Damit lautet die Differentialgleichung: EA (u n +1 + u n −1 − 2u n ) ∆x ∆muɺɺn = ρA∆xuɺɺn = uɺɺn = uɺɺn = und mit f statt u: EA (u n +1 + u n −1 − 2u n ) ∆x E d2 d2 ( , ) = f ( x, t ) f x t ρ dx 2 dt 2 E (u n +1 + u n −1 − 2u n ) ρ ∆x 2 Einschub: diskrete zweite Ableitung (Definition der zweiten Ableitung von diskreten Funktionen) für die erste Ableitung gilt: xn −1 + xn f ( xn ) − f ( xn −1 ) )= 2 ∆x x + xn +1 f ( x n +1 ) − f ( xn ) f '( n )= 2 ∆x f '( E d2 u ρ dx 2 Wellengleichung für ein elastisches Medium Lösungsansatz: f ( x, t ) = a0 cos( kx − ωt ) Einsetzen in Differentialgleichung: − ω 2 a0 cos( kx − ωt ) = E ρ (− k 2 a0 cos( kx − ωt )) 101 ⇒ ω2 k2 = E ρ 7.3 Schallgeschwindigkeit Schallgeschwindigkeit in Festkörpern: Für die Geschwindigkeit der Welle gilt: v= und damit: v= 102 ω v = k E ρ v⊥ = Wellengeschwindigkeit im elastischen Medium E ρ G ρ Longitudinalwelle E: Elastizitätsmodul Transversalwelle G: Schermodul E : Elastizitätsmodul ρ : Dichte Zahlenwerte (Longitudinalwellen): Blei 1300 m/s Eisen 5100 m/s Diamant 17500 m/s Damit lässt sich eine allgemeine Wellengleichung aufstellen: 2 d2 2 d ( , ) = f ( x, t ) f x t c dt 2 dx 2 Je geringer die Dichte und je höher die Härte, desto größer die Geschwindigkeit! Schallgeschwindigkeit in Gasen Dreidimensional: d2 2 2 f ( r , t ) = c ∇ f ( r ,t) dt 2 Hier ist mit E= κ= 1 κ 1 γp (Kehrwert der Kompressibilität) p: Druck γ: Adiabatenexponent (γ=5/3 für Atome; γ=7/5 für zweiatomige Moleküle) 103 104 Beispiel: „Orgelpfeife“ Damit wird die Schallgeschwindigkeit: γ k BT γp vs = = ρ m 1. Gasgefülltes Rohr, beidseitig geschlossen u(x,t) an den Enden kann sich das Gas nicht bewegen: u=0 u(x,t) m: Teilchenmasse l Zahlenwerte (20°C): Luft Helium 330 m/s 1007 m/s Durch Reflektion an den Enden bilden sich stehende Wellen 7.4 Stehende Wellen Auslenkungsprofil in der Grundmode: Überlagerung einer „nach links“ und einer „nach rechts“ laufenden Welle: u(x,t) f ( x, t ) = cos(kx − ωt ) + cos(−kx − ωt ) x l = cos(kx) cos(ωt ) − sin(kx) sin(ωt ) + cos(kx) cos(ωt ) + sin( kx) sin(ωt ) λ/2 = 2 cos(kx) cos(ωt ) Ortsfeste Funktion! f(x,t) „Knoten“: Amplitude Null „Bauch“: maximale Amplitude Für die Grundmode gilt also: λ 2 Frequenz: t =l λ = 2l ⇒ f0 = vs λ = vs 2l ( Luft: für l = 1m erhält man f = 165 1/s ) 105 1. Oberton 106 Damit ergibt sich für ein Auslenkungsprofil u(x,t) u(x,t) f1 = x l vs = 2 f0 l x l λ =l folgendes Druckprofil: p(x,t) 2. Oberton u(x,t) 3v f2 = s = 3 f0 2 l x l λ = 2l / 3 p0 l x Der Druck hat „Bäuche“ an den Rohrenden! usw. 2. Gasgefülltes Rohr, halboffen Damit: die Frequenzen der Moden eines geschlossenen Rohrs sind gegeben durch: f =n vs 2l u(x,t) n = 1,2,3,... l Druck kann sich nicht aufbauen: Druckknoten Gas kann sich nicht bewegen: Druckbauch Für den Druck in einer Welle gilt: p ( x, t ) = p 0 − u(x,t) 1 ∂ u ( x, t ) κ ∂x Alle erlaubten Moden haben also Druckbäuche (Auslenkungsknoten) bei x=0 und Druckknoten (Auslenkungsbäuche) bei x=l . 107 Grundton: 108 2. Oberton: p(x,t) Druck p(x,t) p0 l λ/4 x p0 l u(x,t) u(x,t) x f 2= 5λ / 4 5 vs = 5 f0 4 l Auslenkung x x l Frequenz: f 0= vs λ = l vs 4l Die Frequenzen der Moden eines geschlossenen Rohrs sind also gegeben durch: 1. Oberton: f = ( 2n − 1) p(x,t) p0 l u(x,t) x 3λ / 4 x n = 1,2,3,... Nur ungerade Harmonische (Vielfache der Grundfrequenz) sind erlaubt! f 1= l vs 4l 3 vs = 3 f0 4 l 109 110 Frequenz entgegen der Bewegungsrichtung 7.5 Doppler-Effekt f2 = Bewegt sich die Quelle im wellentragendem Medium, werden Wellenlänge und Frequenz richtungsabhängig. λ2 c λ2 = c v λ0 + f0 = c c v + f0 f0 = 1 v 1+ c f0 ( < f 0 !) λ1 Quelle Zusammengefasst: v f = (1 ± ) −1 f 0 c ∆x = vτ Eine Quelle sende Wellen der Frequenz f0 aus. Zwischen dem Aussenden zweier Wellenberge legt die Quelle eine Strecke ∆x zurück, wodurch sich der Abstand der Wellenberge verändert. Doppler-Effekt 7.6 Wellen im dreidimensionalen Raum Wellen in Räumen verschiedener Dimension Wellenlänge in Bewegungsrichtung: λ1 = λ0 − ∆x = λ0 − vτ = λ0 − ∆x f0 1D 2D Wellenlänge entgegen der Bewegungsrichtung: λ1 = λ0 + ∆x = λ0 + vτ = λ0 + ∆x f0 f ( x, t ) = u 0 cos(kx − ωt ) f ( x, y, t ) = u 0 cos(k r − ωt ) kx k = ; ky x r = y Frequenz in Bewegungsrichtung f1 = c λ1 = c v λ0 − f0 = c c v − f0 f0 = 1 v 1− c f0 3D ( > f 0 !) f ( x, y, z , t ) = u 0 cos(k r − ωt ) k x k = k y ; k z x r = y z 111 genauer: f ( x, y , z , t ) = u 0 cos(k r − ωt ) ω k v= k k y 112 7.6.1 Huygens-Prinzip ebene Welle Die Ausbreitung einer Welle im Raum kann konstruiert werden, indem jeder Punkt eines Wellenbergs als Quelle einer Kugelwelle angesehen wird. λ λ Nach der Zeit τ = λ /v ist der Radius der Kugelwelle r= λ; alle Teilwellen überlagern sich zu einem neuen Wellenberg x Wellenberge 1 f ( x, y , z , t ) = u 0 cos(k r − ωt ) r y Wellenberg neuer Wellenberg Kugelwelle λ ω r v= k r Reflexion an Oberflächen: neuer Wellenberg x einlaufender Wellenberg v Wellenberge Auftreffpunkt bewegt sich Vorfaktor 1/r: Intensität nimmt mit Entfernung zur Quelle ab. Von den Auftreffpunkten auslaufende Kugelwellen 113 v v' v v' α α' 114 7.7 Resonanz und Dämpfung Jede Schwingung unterliegt einer Dämpfung ⇒ freie Schwingungen haben eine endliche Lebensdauer! Es gilt α = α ' Einfallswinkel=Ausfallswinkel Beugung an Wand: 7.7.1 gedämpfter harmonischer Oszillator Kugelwellen Differentialgleichung ma = Fges = FD + FR D Welle dringt in abgeschatteten Bereich ein! (allerdings mit geringer Intensität) muɺɺ = − Du − β uɺ m Flüssigkeit ⇒ Beugung an kleinem Loch: Kugelwellen bilden Kugelwelle! Reibungskraft (Stokes) Federkraft Lösung: muɺɺ(t ) + β uɺ (t ) + Du (t ) = 0 u (t ) = u 0 e −t / t cos(ω t + ϕ ) L Ein von einer ebenen Welle beleuchtetes kleines Loch wirkt wie eine Punktquelle! mit: tL = ω= 2m β Lebensdauer D 1 − m tL 2 Frequenz 115 u0 u(t) Graph: 116 Lösung: Abfall mit Lebensdauer tL u (t ) = u 0 cos(ωt + ϕ ) ω : Frequenz (durch äußere Kraft vorgegeben) ϕ : Phasenverschiebung der Schwingung gegenüber treibender Kraft u0 : Amplitude mit t -u0 Es ist: 7.7.2 getriebener gedämpfter harmonischer Oszillator F0 / m u0 = ( Die Schwingungsamplitude bleibt zeitlich konstant, wenn eine äußere Kraft die Dämpfung kompensiert. D 4 − ω 2 )2 + 2 ω 2 m tL tL = mit Differentialgleichung: 2m β Diskussion: D ma = FD + FR + FA für muɺɺ(t ) + β uɺ (t ) + Du (t ) = F0 cos ωt m ω→∞ : u0 → 0 ω→0 : u0 → quasistatisch! (F/D ist die normale Auslenkung einer Feder) treibende Kraft FA(t) F0 D ω→ D m : u0 → F0 t L m 2ω kann sehr groß werden! (für große tL) 117 Graphen: u0 Amplitude ω D m ω 0 Phase um π/2 versetzt in Phase -π ϕ in Gegenphase