Die Milchstraße - StaufenAstroPraxis

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Stefan Weber, die Milchstraße
Die Milchstraße
Sightseeing entlang der “Sternenautobahn”
Die Milchstraße konnte im Zeitraum Juli bis September
2008 nur viermal detailliert beobachtet werden.
Mit bloßem Auge konnten bei gutem Landhimmel (ca.
6,5mag) viele Objekte erkannt werden. Darunter
Galaktische Nebel, Dunkelnebel, viele offene
Sternhaufen , oder einfach nur zahllose Sterne.
Beeindruckend für das unbewaffnete Auge ist das
“Great Rift”, eine gigantische Dunkelwolke im inneren
“Sagittarius Spiralarm” unserer Galaxis - der
Milchstraße. Das Great Rift teilt den Schwan und die
Milchstraße bis hinunter zum Schütze in zwei Teile.
Man kennt solche Dunkelwolken von vielen “Edge-On”
Galaxien. Auch der “nördliche Kohlensack” unweit von
Deneb, dem Hauptstern des Schwans, begeistert immer
wieder aufs Neue. So sehr diese einzelnen Objekte den
Beobachter fesseln, umso mehr zieht die Milchstraße
als ganzes den Beobachter in seinen Bann!
Stefan Weber, die Milchstraße
Ich möchte nun eine reiche Auswahl an interessanten
Objekten nennen die sich sehr für das Fernglas oder
dem kleinen Teleskop eignen und welche ich selbst
immer wieder gerne aufsuche.
Nimmt man nämlich ein 10x50 Fernglas verschlägt es
einem die Sprache!
Offene und kugelförmige Sternhaufen drängen sich in
reicher Zahl neben selbstleuchtenden galaktischen
Nebeln oder den geheimnisvollen Dunkelnebeln welche
erst bei bestem Himmel gesehen werden können!
Wir wollen nun die Reise auf der Milchstraße beginnen.
Setzen wir unser Fernglas am besten auf ein Stativ
damit wir nicht die Spur verlassen.
Die Reise beginnt im hohen Norden bei dem schönen
Sternbild “Cassiopeia”, geht über den “Schwan” und
“Adler” bis hinab in den Süden wo die Sternbilder
“Skorpion” und “Schütze” begeistern.
Die Objekte werden nur kurz vorgestellt. Hier soll eine
Motivation gegeben werden diese selbst aufzusuchen.
Genauere Informationen können an anderer Stelle
gefunden werden.
Auf geht’s…
Cassiopeia:
NGC 457, die Eule: Ein wundervoller OC bei dem eine
Eule im Fernglasanblick einen Kopfstand macht.
NGC 281, der Pacman-Nebel: EN mit UHC-Filter!
NGC 7789, ein reicher OC als matter Fleck ohne
Sterne.
Cepheus:
IC 1396, ein sehr schwacher, großer EN aber bei
bestem Himmel mit UHC und 5mm AP zu sehen.
µCephei, der Granatstern als roter Glutofen.
Lacerta:
NGC 7243 und 7209, zwei OC
Cygnus:
B 168, die Dunkelzigarre: Der DN ist ein
Leckerbissen in dunkelster Nacht! Etwa 1h in Rekt.
östlich von Deneb.
M 39, ein schöner OC und nahe bei B 168.
NGC 7000, der Nordamerikanebel: Hier lohnt ein
UHC oder O[III] Filter weil EN! Trotzdem ist eine
Grenzgröße >6,2mag bei 5-7mm AP von Vorteil.
NGC 6960 und 6992/5, der Cirrusnebel: Dieser EN
kann ohne Filter gesehen werden, jedoch ermöglicht
ein UHC oder besser ein O[III] Filter genauere
Ansichten.
Stefan Weber, die Milchstraße
Albireo, ein sehr schöner DS an der Grenze zu
“Vulpecula“! Im 10x50 getrennt, aber dann ist ein
Stativ hilfreich.
Lyra:
Das ganze Sternbild, welches halb von der
Milchstraße erfasst wird ist ein Leckerbissen für
das Auge oder Fernglas mit mehr als 6° Gesichtsfeld.
Vulpecula:
M 27, der Hantelnebel: Dieser schöne PN kann schon
mit einem 10x50 flächig erkannt werden. Ein kleines
Teleskop zeigt schön die Hantelform. Ein UHC oder
O[III] Filter zeigt den Nebel heller, wird aber nicht
unbedingt benötigt.
Ein kleiner Schwenk nach Westen zu den sehr
unscheinbaren OC NGC 6830 und 6823 stellen den
Anfänger auf eine Probe.
Cr 399, der Kleiderbügelhaufen: Ein typisches
Fernglasobjekt der bei großem Gesichtsfeld schön
zur Geltung kommt. Ein Kleiderbügel, der auf dem
Kopf steht. Direkt am östlichen Rand der schwache,
kleine OC NGC 6802.
Stefan Weber, die Milchstraße
Sagitta:
M 71: Ein GC welcher lange Zeit rätselhaft war…
Aquila:
Atair: Der Hauptstern im Adler. Dieser St steht in
rund 16 LJ. Entfernung zur Sonne.
B 142-3, die Dreiteilige Dunkelhöhle: Ein
wunderbarer DN der Genussvoll in dunkler,
trockener Nacht zu sehen ist.
Scutum:
Die Scutum Sternwolke ist einer der hellsten Knoten
der Milchstraße und bietet damit ein sehr schönes
Seherlebnis! Eingebettet sind folgende Objekte:
M 11, der Wildentenhaufen: Ein reicher OC der
dreiecksförmig schon im kleinen Teleskop einen
prachtvollen Anblick bietet. Man sollte nicht
versäumen diesen Haufen mit einem größeren
Teleskop zu betrachten.
B 111 und B 103: Diese “Tintenkleckse”, also DN,
liegen direkt westlich von M 11.
Wir kommen nun auf der Milchstraße zu dem
“Stauabschnitt” bei unserer “Fahrt” zum Horizont!
Stefan Weber, die Milchstraße
Serpens:
M 16 und IC 4703, der Adlernebel: Hier ist M 16 der
OC und liegt eingebettet im Adlernebel einem EN.
Sagittarius:
Dieses Sternbild bietet alleine schon ein
Abendfüllendes Beobachtungsprogramm…
M 17, der Omeganebel: Dieser EN ist wie der
Adlernebel schon mit freiem Auge zu sehen. Eine
kleine Optik macht alles nur noch viel deutlicher!
M 18: Ein unscheinbarer OC der leicht übersehen
werden kann, also genau schauen!
M 24, die Milchstraßenwolke: Diese Wolke ist im
10x50 ein Genuss! Ein Teleskop vergrößert zu sehr
und der Eindruck geht verloren. Nun solle man es
nicht versäumen etwas links und rechts (jeweils etwa
6°) horizontal zu schwenken. Dann kommen noch
folgende Objekte hinzu und begeistern den
Beobachter!
M 25 (links) und M 23 (rechts) sind zwei OC und
bilden mit M 24 eine schöne Gruppe!
M 20, der Trifidnebel: Der schwächere Trifidnebel
ist ein EN und kann visuell leider nicht mit den
schönen Fotos mithalten. Aber das ist egal, denn wir
Stefan Weber, die Milchstraße
sind gerade selbst der Lichtempfänger der mit
einem sensiblen Sensor zum Staunen ausgerüstet ist!
M 8, der Lagunennebel: Dieser EN fesselt den
Beobachter mit einem DN, eben der Lagune. M 8 ist
schon mit bloßem Auge zu sehen.
M28 und M22: Etwas östlich (ca. 30 Rekt. Minuten)
des Lagunennebels finden wir die beiden OC.
Auffallend ist der Größenunterschied zwischen den
beiden Objekten.
Lassen wir nun den Schützen links liegen und schwenken
jetzt unser Fernglas am Horizont entlang in den
Skorpionstachel hinein. Dann kann je nach Standort
etwas Traumhaftes passieren!
Scorpius:
M 7 und M 6, zwei OC: Erst kommt der Horizontnahe
M 7 ist Gesichtsfeld. Rechts oberhalb ist M 6 im
gleichen Okulargesichtsfeld zu sehen.
M 7 ist das südlichste Messier-Objekt und kann bei
klarem Himmel und je nach Standort ein Schauspiel
abliefern wie kaum ein zweites Objekt.
Stefan Weber, die Milchstraße
Genau dieses Schauspiel möchte ich an dieser Stelle
kurz schildern.
Da M 7 bei uns nur etwa 6,5° über dem Horizont steht
kann der Sternhaufen schnell von Hügeln, Gebäuden
oder Vegetation bedeckt werden. Siehe auch folgendes
Bild:
M7 im Meridian
Wählt man nun aber geschickt seinen
Beobachtungsplatz aus z.B. im Albuch, so wird der
offene Sternhaufen direkt über die Tannenbäume
seine Bahn ziehen. Man meint, er rollt über die Wipfel
hinweg. Wenn man die irdische Landschaft als
“Scherenschnitt” mit dem schönen und lockeren
Stefan Weber, die Milchstraße
Sternhaufen in einem Fernglas beobachtet so kann man
sich schwer von diesem packenden Anblick losreisen
können!
Solch eine spektakuläre Meridianpassage wird von kaum
einem zweiten Objekt geboten! Vergleichbar sind nur
die Aufgänge der Plejaden oder des Mondes hinter
Tannen die sich Schwarz vor dem samtenen Himmel
abheben. Aber der Eindruck des Meridiandurchganges
von M 7 hält deutlich länger bevor der im 10x50
aufgelöste und große Sternhaufen im Südwesten
wieder versinkt.
Nun sind wir am Ziel unserer Reise angelangt.
Alle behandelte Objekte und viele andere können auch
mit Teleskopen jeder Art aufgesucht werden.
Diese Beschreibungen wurden mit meinem 10x50
Fernglas welches z.T. mit Nebelfiltern versehen wurde
und mit meinem 80/480mm Refraktor gemacht. Dort
kamen verschiedene Okulare sowie Schmalband- und
Linienfilter zum Einsatz.
Viel Spaß und gute Reise auf der Milchstraße wünscht
Stefan
Stefan Weber, die Milchstraße
Empfehlenswerte Atlanten sind z.B. der “Deep Sky
Reiseatlas” vom “Oculum” Verlag oder der “Atlas für
Himmelsbeobachter” von Karkoschka, welcher im
“Kosmos” Verlag zu finden ist.
Glossar:
Abkürzungen:
GN = Galaktischer Nebel
DN = Dunkelnebel
EN = Emissionsnebel
RN = Reflexionsnebel
PN = Planetarische Nebel
OC = Offener Sternhaufen (Open Cluster)
GC = Kugelsternhaufen (Globular Cluster)
Gx = Galaxie
St = Stern
DS = Doppelstern
UHC = Ultra High Contrast, Schmalbandfilter zur Beobachtung GN.
O[III] = Linienfilter zur Beobachtung GN, wie EN oder PN.
AP = Austrittspupille
Objektabkürzungen:
M = Messierkatalog
NGC = New General Catalogue
IC = Index Catalogue
Cr = Collinder, Katalog zu OC
B = Barnard, Katalog von DN
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