Theoretische Physik III (Elektrodynamik) Prof. Dr. Th. Feldmann 24. Mai 2013 Kurzzusammenfassung – Vorlesung 12 vom 24.5.2013 ~ x) für magnetisches B-Feld ~ Vektorpotential A(~ ~ lässt sich schreiben als (s.o.) • Magnetfeld B Z ~ x0 ) 1 3 0 j(~ ~ ~ ~ x) . B(~x) = ∇ × d x ≡ rot A(~ c |~x − ~x0 | (1) ~ spielt ähnliche Rolle wie elektrostatisches Potential φ (mit E ~ = Vektorpotential A ~ = div rot A ~ = 0. −grad φ). Damit gilt automatisch divB ~ ist nicht eindeutig, denn • Vektorpotential A ~ x) → A ~ 0 (~x) := A(~ ~ x) + ∇Λ(~ ~ x) A(~ “Eich-Transformation” (2) ~0 = B ~ (→ “Eichfreiheit/Wahl der Eichung”).1 erfüllt auch rotA Aus der entsprechenden Maxwell-Gleichung erhalten wir die DGL für das Vektorpotential ~ = 4π ~j = rot rot A ~ = grad div A ~ − ∆A ~. rot B c (3) • Behauptung: Wir können Eichung immer so wählen, dass ~ ≡ 0 div A “Coulomb-Eichung” (4) ~ 6= 0, können wir mitBegründung: Ausgehend von einem Vektorpotential mit div A ~ 0 = 0 konstruieren, wenn tels Eichtransformation ein Vektorpotential mit div A ~ + ∆Λ = 0 . div A Das entspricht gerade einer Poisson-Gleichung für die Eichfunktion Λ, die für gegebene Randbedingungen immer eindeutig lösbar ist (→ Greensche Funktionen etc.) 1 Das dazugehörige Prinzip der “Eichsymmetrie” spielt eine herausragende Rolle bei der theoretischen Konstruktion des sog. Standardmodells der Elementarteilchenphysik. 1 Damit lautet die DGL für das Vektorpotential in Coulomb-Eichung ~ x) = − ∆A(~ 4π ~ j(~x) c ~ ·A ~ = 0) , (für ∇ (5) ~ entspricht. was gerade 3 Poisson-Gleichungen für die 3 Komponenten von A ~ x) gerade einem • Für gegebene Stromdichte ~j entspricht obige Darstellung von A(~ ~ in Coulomb-Eichung, denn mit ∆ 1 = −4π δ (3) (~x) Vektorpotential von B r ~ x) = ∆A(~ Z ~j(~x0 ) 4π dx −4π δ (3) (~x − ~x0 ) = − ~j(~x) c c 3 0 √ und ~ ·A ~ = · · · s.o. · · · = 1 ∇ c Z d3 x0 1 ~ x0 · ~j(~x0 ) = 0 ∇ |~x − ~x0 | | {z } (für ∂t ρ = 0) √ Damit lassen sich Randwertprobleme der Magnetostatik analog zu denen der Elektrostatik als Lösungen der entsprechenden Poisson-Gleichung(en) behandeln. Multipolentwicklung einer lokalisierten Stromdichte Wir können in der Darstellung des Vektorpotentials im Integranden wieder entwickeln 1 |~x − ~x0 | 1 ~x · ~x0 + 3 + ... r r |~ x||~ x0 | = so dass ~ x) = 1 A(~ c Z 1 1 d x j(~x ) + c r3 3 0~ 0 Z 0 d3 x0 (~x · ~x ) ~j(~x0 ) + . . . (6) • In den Übungen wird gezeigt, dass mit div~j = 0 folgende Integrale verschwinden Z (7) (a) d3 x0 ~j(~x0 ) = 0 , Z (b) d3 x0 (x0i jk (~x0 ) + x0k ji (~x0 )) = 0 . (8) ~ wegen (a), und der • Damit verschwindet der erste Term in der Entwicklung von A zweite Term lässt sich mit (b) umschreiben (mit Komponentenschreibweise), Z 1 X xi d3 x0 x0i jk (~x0 ) + . . . Ak (~x) = cr3 i Z 1 X (b) = xi d3 x0 (x0i jk (~x0 ) − x0k ji (~x0 )) + . . . (9) 2cr3 i 2 Mit der fundamentalen Beziehung des anti-symmetrischen -Tensors, `ik `mn x0m jn = (δim δkn − δin δkm ) x0m jn lässt sich das weiter umformen zu einem doppelten Kreuzprodukt, Z 1 Ak (~x) = `ik `mn xi d3 x0 x0m jn + . . . 2cr3 Z h i 1 3 0 0 ~ = − 3 ~x × d x ~x × j + ... 2cr k • Darin definieren wir das “magnetische Dipolmoment” der Stromdichte ~j, Z h i 1 d3 x0 ~x0 × ~j(~x0 ) , µ ~ ≡ 2c (10) (11) so dass ~x ~ x) = µ A(~ ~ × 3 + ... r für große Abstände r. (vgl. mit Elektrostatik: φ(~x) = (12) q r + p~ · ~ x r3 + . . .) ~ gehörige B-Feld ~ • Das zu A hat entsprechend die Entwicklung x (~x · µ ~) − µ ~ r2 µ ~ × ~x Übung 3 ~ ~ ~ ~ ~ = + 4π µ ~ δ (3) (~x) B =∇×A'∇× r3 r5 (13) ~ Der letzte Term entspricht hierbei einer punktförmigen Quelle des B-Feldes (zusam~ men mit dem ersten Term ergibt sich aber div B = 0). • Analog zur elektrischen Polarisation können wir wieder eine Dichteverteilung von elementaren mikroskopischen magnetischen Dipolmomenten betrachten, ~ (~x) ≡ M 1 ~x × ~j(~x) 2c “Magnetisierung” (14) für ein entsprechend magnetisiertes bzw. magnetisierbares Medium. Daraus resultieren wieder Modifikationen der relevanten Maxwell-Gleichungen. Magnetostatik in Medien Analog zur Elektrostatik betrachten wir zwei elementare Ursachen für magnetische Felder: • (makroskopische) elektrische Stromdichte im Medium: ~j(x) ~ (~x) • magnetische Dipoldichte (mikroskopische Eigenschaft des Mediums): d~µ = d3 x M 3 ~ = rot A ~ mit div B ~ = 0. Der Gesamtbeitrag zu A ~ lautet dann Definiere weiterhin B " # Z 0 0 ~ 1 j(~x ) ~ x) = ~ (~x0 ) × ~x − ~x A(~ d3 x0 +M 0 |~x − ~x | c |~x − ~x0 |3 (15) Der 2.Term lässt sich wieder als Ableitung schreiben (vgl. elektr. Polarisation), so dass Z Z 1 1 ∂ 3 0 ~ 0 ~ d x M (~x ) × ∇x0 = ijk d3 x0 Mj 0 0 |~x − ~x | i Z ∂xk |~x − ~x0 | Z h i 1 ∂ 1 3 0 ~ (~x0 ) rot M (16) = −ijk d3 x0 M = d x j |~x − ~x0 | ∂x0k |~x − ~x0 | i Damit erhalten wir für das Vektorpotential Z 1 1 ~ ~ A(~x) = d 3 x0 jeff (~x0 ) , 0 c |~x − ~x | ~ . ~jeff = ~j + c rot M (17) beziehungsweise ~ . ~ = 4π jeff = 4π ~j + 4π rot M (18) rot B c c ~ ≡B ~ − 4π M ~ bezeichnen, ergeben Wenn wir die modifizierte magnetische Feldstärke mit H sich modifizierte statische Maxwell-Gleichungen im Medium analog zur Elektrostatik ~ ~ ~ ~ ~ div B = 0 , vgl. div D = 4π ρ , mit D = E + 4π P ~ = 4π ~j , mit H ~ ≡B ~ − 4π M ~ , ~ =0 rot H vgl. rot E (19) c Beachte Sprachgebrauch: ~ “magnetische Induktion”, ~ “magnetische Feldstärke” B: H: ~ Funktion des Magnetfeldes H ~ Analog zur E-Statik ist Magnetisierung M ~ ∝H ~ • lineare Näherung: M ~ (H(~ ~ x)) = χm H(~ ~ x), so dass • homogene, isotrope Medien: M ~ =H ~ + 4π M ~ = (1 + 4π χm ) H ~ ≡ µH ~ B (20) mit “Permeabilitätskonstanten” µ. • Für kleine Suszeptibilitäten, |χm | 1, unterscheiden wir – paramagnetische Substanzen: χm > 0 ↔ µ > 1 – diagmagnetische Substanzen: χm < 0 ↔ µ < 1 • Für ferromagnetische Substanzen gilt lineare Näherung nicht: Aufgrund des nicht~ und H ~ kommt es zum Phänomen “Hysterese linearen Zusammenhangs zwischen B ~ max , Remanenz (B(H = 0) 6= 0), (→ Skizze) [insbesondere: Sättigungsmagnetisierung M Koerzitivkraft (B(H ∗ 6= 0) = 0), und die Magnetisierung hängt von der Vorgeschichte ab.] 4 ~ und H ~ an Grenzflächen Randbedingungen für B Analog zur E-Statik ergeben sich aus den Maxwell-Gleichungen Bedingungen an das Verhalten der magnetischen Felder an Grenzflächen: ~ = 0 folgt mit dem Gaußschen Satz, dass (a) Wegen div B ~ stetig an Grenzflächen. Normalkomponenten von B ~ = (b) Wegen rot H 4π ~ j c folgt mit Stokesschem Satz, dass ~ springen an Grenzflächen gemäß Tangentialkomponenten von H ”Oberflächenstromdichte“ ~ (wobei Stromrichtung dabei parallel zur Grenzfläche und senkrecht zu H). 5