Neue Therapien für den Kampf gegen das diabetische Makulaödem Der heilende Stich ins Auge Je länger eine Diabeteserkrankung mit schlechter Einstellung besteht, desto höher ist das Risiko, krankheitsbedingte Augenschäden zu entwickeln und Sehprobleme zu bekommen. Eine dauerhafte Sehminderung bis hin zur Erblindung tritt am häufigsten im Rahmen eines diabetischen Makulaödems auf, das etwa sechs bis zehn Prozent aller Diabetiker – also ein mehrere zehntausend Menschen - betrifft. Diese Augenerkrankung greift massiv ins Leben ein, dazu ist das Management dieser Krankheit sehr zeitintensiv und bringt große psychische und physische Belastungen mit sich. Neue zeitsparende Therapieformen lassen sich gut in den Alltag der Patienten integrieren. Das Auftreten einer diabetischen Netzhauterkrankung des Auges, einer so genannten Retinopathie, ist Studien zufolge bei Diabetikern nur eine Frage der Zeit. Je später die Stoffwechselerkrankung manifest wird, umso später tritt das Risiko auf, dass es zu Komplikationen der Augen kommt, Diabetes verursachte Blindheit ist nach der altersabhängigen Makuladegeneration und dem grünen Star (Glaukom) die dritthäufigste Ursache für Erblindung. „Diabetes mellitus gehört in Österreich zu den häufigsten Ursachen für eine Verminderung des Sehvermögens. Insbesondere die diabetische Retinopathie und das Makulaödem können jedoch durch eine gute Blutzuckereinstellung weitestgehend vermieden werden. Erblindungsursache Nummer 1 bei Diabetikern: Diabetisches Makulaödem Eine Folge des diabetischen Netzhautschadens ist das Diabetische Makulaödem (DMÖ), das als häufigste Erblindungsursache unter Diabetikern gilt. Das DMÖ betrifft 7% aller Diabetiker. 27% aller Typ 1-Diabetiker entwickeln in den ersten neun Jahren nach der Diagnose Diabetes ein DMÖ, 28% der Typ 2-Diabetiker erkranken innerhalb von 20 Jahren daran. Unbehandelt führt diese Erkrankung der Makula, des so genannten gelben Flecks und der Stelle für das schärfste Sehen in der Netzhautmitte, zu starken Sehbeeinträchtigungen im zentralen Gesichtsfeld bis hin zum Sehverlust. Durch den kontinuierlich hohen Blutzucker werden kleine Blutgefäße in der Netzhaut des Auges beschädigt, dadurch sammeln sich Flüssigkeit, Eiweiße und Fette im Bereich des gelben Flecks an. Die Netzhaut verdickt sich und es kommt zu verschwommenem Sehen. Wird ein DMÖ nicht behandelt, kommt es zu irreversiblen Schäden der Netzhaut, daher ist eine Früherkennung einer Retinopathie und des Makulaödems entscheidend, um das Fortschreiten des Sehverlustes aufzuhalten. Eine optimale Einstellung des Blutzuckers und jährliche Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt können einem DMÖ vorbeugen oder zumindest dazu beitragen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Verheerende Auswirkungen auf Lebensqualität und Alltagsleben Die meisten Diabetiker leiden unter einer Reihe von Folgeerkrankungen und müssen zahlreiche aufwändige Behandlungen bei diversen Fachärzten, etwa beim Internisten, beim Kardiologen oder beim Neurologen, über sich ergehen lassen. Das Management ihrer Diabetes-Erkrankung empfinden viele Patienten daher als schwierig, zeitintensiv und emotional belastend. Spätschäden im Bereich des Auges und der damit einhergehende Sehverlust sind dabei besonders gefürchtet, denn sie greifen in hohem Maße in die Lebensqualität der Betroffenen ein. Gerade der Verlust des zentralen Sehens bei einem DMÖ hat einen starken Einfluss auf das Leben der Patienten, denn eine eigenständige Bewältigung des Alltags wird dadurch zu einer großen Herausforderung. Alltäglichen Aufgaben, für die sie ihr Sehvermögen brauchen, können diese Patienten nur mehr schwer oder gar nicht nachkommen. Frühzeitige Behandlung entscheidend Für die Therapie des diabetischen Makulaödems stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Mittel erster Wahl war bis vor kurzem die Lasertherapie der Netzhaut, um den Flüssigkeitsaustritt aus den Blutgefäßen zu reduzieren und damit die Schwellung zu verringern. Eine Sehverbesserung kann damit jedoch nicht bewirkt werden. Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, monoklonale Antikörper direkt in das Auge zu spritzen. Diese so genannte Anti-VEGF-Behandlung setzt sehr spezifisch bei einer effizienten Reduktion der VEGF Moleküle an. Dadurch wird primär eine Reduktion des Makulaödems in der Retina erreicht, sowie eine Gefäßneubildung verhindert. Viele Patienten empfinden jedoch die dazu erforderlichen monatlichen Injektionen in das Auge als belastend und wünschen sich Behandlungsoptionen mit einer niedrigeren Applikationsfrequenz. Ebenfalls bei den pathologischen Entzündungsprozessen setzt eine neue Kortikosteroid Therapie an, wobei hier eine sehr breit abgestützte Unterdrückung der entzündlichen Prozesse erfolgt. Mittels Injektion wird ein Implantat in das Auge gespritzt, das biologisch abbaubar ist und daher nicht chirurgisch aus dem Auge entfernt werden muss. Damit kann die Entzündung effizient unterdrückt und die Sehkraft schnell und langfristig verbessert werden. Ein für die Lebensqualität der Patienten wesentlicher Vorteil dieser Medikation ist, dass sie im Durchschnitt nur alle vier bis fünf Monate verabreicht werden muss. Die bis zu halbjährlichen Therapie-Intervalle empfinden viele DMÖ-Patienten als große Erleichterung und Zeitersparnis. Hohe Behandlungsbelastung für DMÖ-Patienten Gerade Diabetespatienten müssen oftmals aufgrund ihrer Vielzahl an chronischen Zusatzerkrankungen zahlreiche Arzttermine bewältigen, womit ein erheblicher Zeitaufwand verbunden ist. Einer aktuellen Studie zufolge dauert die Injektionstherapie eines DMÖ pro Behandlungstermin und Patient einschließlich Hin- und Rückreise durchschnittlich vier Stunden und 27 Minuten. Dazu kommt, dass 71% der DMÖ Patienten während der Behandlungszeit eine Betreuung benötigen und mehr als die Hälfte der berufstätigen Patienten für einen oder mehrere Tage im Job ausfallen. Ein Aufwand, der sich aber lohnt, Regina P. seit drei Jahren DMÖ-Patientin und seit 20 Jahren Diabetikerin, aus eigener Erfahrung betont: „Einige Stunden Wartezeit im Krankenhaus sind zwar einzuplanen, aber ich bin froh, dass diese Therapie mir wirklich hilft und ich meinen Alltag trotz diabetischem Makulaödem gut bewältigen kann.“ Die Angst vor einer Injektion in den Augapfel, die viele Patienten empfinden, hat Punz selbst schon oft erlebt: „Die Vorstellung, ins Auge gestochen zu werden, ist zwar gruselig, aber es ist nicht schmerzhaft und nichts zu tun um zu Erblinden ist für mich keine Alternative.“ Diabetiker: Einmal im Jahr zum Augenfacharzt! Wenn Diabetiker rechtzeitig zum Augenfacharzt gehen, können diese massive Sehverschlechterungen infolge von Diabetes verhindern oder wieder rückgängig machen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten und Diabetologen trägt maßgeblich zum Therapieerfolg diabetischer Augenerkrankungen bei. Letztendlich wird damit nicht nur die Lebensqualität des einzelnen Diabetikers verbessert, sondern es werden auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem vermieden, die ansonsten für die Behandlung stark sehbehinderter Patienten entstehen.