STATEMENT Priv.-Doz. OA Dr. Matthias Bolz Leitender Oberarzt und stellvertretender Abteilungsleiter am AKH Linz, Leiter des Studienzentrums der Augenabteilung des AKH Linz, Vorstandsmitglied der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft Veränderungen am Augenhintergrund zählen zu den häufigsten Komplikationen von Diabetes mellitus. Jedes Jahr erblinden 200 Menschen in Österreich in Folge des Diabetes1, eine hohe Dunkelziffer ist anzunehmen. Das Auftreten einer diabetischen Retinopathie, damit werden verschiedene Netzhauterkrankung des Auges zusammengefasst, ist Studien zufolge bei Diabetikern nur eine Frage der Zeit. Je später die Stoffwechselerkrankung manifest wird, umso geringer ist das Risiko, dass es zu Komplikationen der Augen kommt. Rund 30% der Diabetiker entwickeln eine diabetesbedingte Retinopathie, wobei es 42 % der Typ-1-Diabetiker und 28 %Typ-2-Diabetiker betrifft.2 Eine dauerhafte Sehminderung tritt auf, wenn die krankhaften Veränderungen den Bereich des schärfsten Sehens, die Makula, betreffen. Etwa 6 bis 10% der Diabetiker3 leiden an einem solchen Makulaödem (DMÖ), das in schweren Fällen bis zur Erblindung führen kann. Netzhauterkrankungen sind bei Diabetikern die Folge nicht ausreichender internistischer Einstellung des Diabetes. Da Diabetes eine chronische Erkrankung ist, gilt es zu verhindern, das Spätschäden überhaupt entstehen. Spätschäden am Auge können durch die Kontrolle von Blutzucker, Blutdruck und Blutfetten verhindert werden. Außerdem empfehle ich jedem Diabetiker, seine Augen einmal jährlich beim Facharzt für Augenheilkunde untersuchen zu lassen. Bei Sehproblemen sollte sofort der Arzt aufgesucht werden, denn langfristige Netzhautschädigungen können kaum repariert werden. Diagnose diabetischer Augenerkrankungen Die Früherkennung von beginnenden Veränderungen der Netzhaut wird durch neue bildgebende Verfahren erleichtert. Dazu zählen die Fluoreszenzangiographie und die Optische Kohärenztomographie (OCT). Mit Hilfe der OCTs werden in Bruchteilen von Sekunden krankhafte Netzhautveränderungen sichtbar. In den letzten Jahren hat die OCT in der Diagnostik der diabetischen Makulopathie einen hohen Stellenwert bekommen. Beim OCT wird mit Laserlicht ein exaktes Schnittbild der Netzhaut durch den Computer errechnet. 1 Vgl. Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) Stellungnahme von BVA, RG und DOG zur Therapie der diabetischen Makulopathie (Stand Dezember 2010). http://www.dog.org/wp-content/uploads/2009/09/Stellungnahme-zur-Therapie-der-diabetischen-Makulopathie4.pdf, zuletzt besucht am 14.05.2012. 3 Chen E, Looman M, Laouri M et al. Burden of illness of diabetic macular edema: literature review. Curr Med Res Opin 2010; 26: 1587–1597. 2 Leider sind viele österreichischen Kostenträger nicht bereit, die OCT in den Leistungskatalog der Augenärzte aufzunehmen. Therapie des Diabetischen Makulaödem Bis vor kurzem noch war die Lasertherapie Goldstandard in der Therapie des Makulaödems. Dabei werden schwachenergetische Laserherde auf die krankhaft veränderten Netzhautareale gerichtet. Der Effekt setzt nach mehreren Tagen ein. Der neu etablierte Standard ist die Medikamentenapplikation in den Glaskörper des Auges (intravitreal). Hier sind derzeit 2 Therapiekategorien verfügbar. Bei der etwas älteren, werden monoklonale Antikörper ins Auge gespritzt. Sie setzen an verschiedenen Punkten der Freisetzung und Produktion des Wachstumsfaktors Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) an. Dadurch kommt es zu einer signifikanten Abnahme des Ödems, wobei dieser Effekt aber zeitlich limitiert ist. Bei der neuesten Therapie-Option wird ein Kortikosteroid ebenfalls in den Glaskörper des Auges injiziert. Damit werden die komplexen pathologischen Entzündungsprozesse, die bei einem DMÖ ablaufen unterdrückt und es kommt zu einem raschen Ödemrückgang. Dadurch kann die Sehkraft schnell und langfristig verbessert werden. Die enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten und Diabetologen trägt maßgeblich zum Therapieerfolg diabetischer Augenerkrankungen bei. Letztendlich wird damit nicht nur die Lebensqualität des einzelnen Diabetikers verbessert, sondern es werden auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem vermieden, die ansonsten für die Behandlung stark sehbehinderter Patienten entstehen. AT/0052/2015a, Datum der Erstellung: April 2015