Update Diabetes in der Nephrologie Dr. Bertil Oser, KfH Bernkastel-Kues Die Beschäftigung des nephrologischen Teams mit Stoffwechsel und Folgeerkrankungen des Diabetes ist unumgänglich, wo doch jeder 3. Dialysepatient Diabetiker ist. Die steigende Zahl jugendlicher Diabetiker (nach DPV Register bereits 5000 minderjährige Typ 1 Diabetiker in Deutschland) lässt befürchten, dass in absehbarer Zeit keine geringere Zahl diabetischer Nierenkrankheiten auftritt, wenngleich die therapeutische Vielfalt an Medikamenten und Schulungsmaßnahmen zugenommen hat. Die Pathophysiologie des Typ 2 Diabetes ist noch ein bisschen klarer geworden. Neben Insulin sind zwei weitere Hormongruppen in den Vordergrund getreten, die Inkretine aus den L Zellen des Darms und das Glukagon aus den A Zellen der Langerhans`schen Inseln. Die Mahlzeit reizt die L Zellen und führt bei Stoffwechselgesunden zur Ausschüttung von Inkretin, was Glukagon, das Gegenhormon des Insulins in seiner Wirkung auf die Glukoneogenese unterdrückt. Gleichzeitig werden Insulinreserven mobilisiert und das Sättigungsgefühl im Gehirn ausgelöst, Mechanismen, die bei Typ 2 Patienten verloren gehen können. Glukagon wird durch Unterzuckerungen aber auch Eiweißmast stimuliert, es resultieren eine deutliche Glukoneogenese, also das Entstehen von „innerem Zucker“ typischerweise am frühen Morgen, vor der ersten Mahlzeit. Für beide jetzt wieder in den Vordergrund gerückten pathophysiologischen Ansätze stehen medikamentöse Maßnahmen zur Verfügung. So könnten orale Antidiabetika auch bei niereninsuffizienten Patienten, die ja oft weniger oder kein Insulin mehr brauchen, wieder zum Einsatz kommen. Es müssen natürlich die Kontraindikationen berücksichtigt werden. Neue Erkenntnisse gibt es auch zu Unterzuckerungen zu berichten, die bei diabetischen Dialysepatienten meist unmerklich auftreten, jedoch Folgen an Augen und auch in der Partnerschaft hinterlassen: eigene Gefühle von Wut, Angst, Scham kommen zusammen mit Reaktionen aus dem direkten Umfeld, von Familienmitgliedern: z.B. Vorschläge öfter zu kontrollieren, Schuldzuweisung, unerwünschtes Mitleid, Enttäuschung, neue Vorschriften und vieles mehr. Kurzum nicht selten Gründe für Ärger, Widerstand oder Depressionen. Was die Ernährung betrifft, wird die eiweißnormalisierte Kost nicht nur zur Progressionshemmung bei diabetischer Nephropathie empfohlen, sondern auch zur Insulinresistenzminderung. Gemüsen ist dem Obst der Vorzug zu geben, von Light Produkten“ ist ebenso abzuraten wie von dem früher favorisierten Fruchtzucker als Haushaltszuckerersatz. In den Vordergrund rückt die kochsalzreduzierte Kost, die für alle Hypertoniker gelten soll. Eine Salzbilanz beim anurischen Dialysepatienten wird jedoch selten aufgestellt. Aus verschiedenen Gründen muss gelten, insbesondere während der Hämodialysebehandlungen auf die Verwendung von Kochsalzzubereitungen möglichst zu verzichten, um so die notwendige Kochsalzclearance zu erreichen. Besonderes Augenmerk ist auf die jährliche augenärztliche Untersuchung zu legen. Grundsätzlich muss man bei diabetischen Dialysepatienten von proliferativen Netzhautveränderung ausgehen. Angesichts der unmerklichen Hypoglykämien dieser Patientengruppe, angesichts Kreislaufinstabilität mit hypertensiven Krisen ist die Blutungsgefahr im Auge gesteigert. Insbesondere wenn Eingriffe ins Gerinnungssystem notwendig werden, wie Lysebehandlungen, Marcumarisierung oder Vollheparinisierung ist es wichtig, von einer stabilen Netzhaut ausgehen zu können. Der Vortrag behandelt neben Hinweisen zur Pflege der diabetisch trockenen Haut und der modernen Schuhversorgung auch Aspekte moderner Wundversorgung. Es erfolgt der Hinweis auf den Bericht der QIN Arbeitsgruppe aus Nieren und Hochdruckkrankheiten Nr 8/2008, S.397-403 von W.Pommer, A.Wöhrmann, V.Schwenger, B.Oser, G.Wolf, H.-J. Schober-Halstenberg und C.Baldamus . Dort wurden als Parameter, die die Überlebensrate und Lebensqualität der diabetischen Dialysepatienten verbessern helfen, folgende Schwerpunkte angesprochen: Vermeidung von Hypotension Optimierung Zielgewicht Längere Dialysezeit HbA1c zwischen >6 - <8g%, Vermeidung Hypoglykämie Einsatz ACE/ARB Schulung bei Insulintherapie Fußvisite & Schuhinspektion monatlich Augenfundus jährlich Echokardiographie jährlich Coro nach Indikation EF< 45% oder Alter < 65 Jahre Sturzprophylaxe Dekubitusprophylaxe Depressionsdiagnostik / -therapie Raucherentwöhnung Letztlich bleibt nochmals der Hinweis, dass die PD als echte Alternative insbesondere für Diabetiker beste Erfahrungen zeigt: kein Kochsalzproblem, kein Kreislaufproblem, der Blutzuckerstoffwechsel ist einstellbar und Selbstmanagement ist Standard.