Die Musik der schriftlosen Kulturen

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Die Musik der schriftlosen Kulturen
Wichtige Kennzeichen
• Bräuche, Religion und Musik werden mündlich von Generation zu Generation
weitergegeben. Keine Notenschrift bedeutet keine Reproduzierbarkeit, somit gibt es nur
eine eingeschränkte Möglichkeit der geographischen Verbreitung, sowie der Weitergabe an
Folgegenerationen.
• Animismus: die lebendige und leblose Natur ist von guten und bösen Geistern beseelt;
verstorbene Lebewesen – auch erlegte Tiere – hinterlassen ihre Seelen, von denen man Kraft
und Hilfe erwartet. Durch Opfergaben, Tanz und Musik muss man Seelen und Geister milde
stimmen, um sie von einem schädlichen Eingreifen abzuhalten.
• Eine vermittelnde Rolle zwischen Menschen und Geistern übernahmen die Schamanen; sie
sind ZauberpriesterInnen, MedizinerInnen, MusikerInnen, VorsängerInnen, TänzerInnen, in
einem und oft auch in der bildenden Kunst tätig. Musik, Tanz und Trance zählen zu ihren
wichtigsten Arbeitstechniken.
• Die Genauigkeit der Darstellung ist die Voraussetzung der Wirkung eines „Zaubers“, ebenso
wie die Hervorbringung ganz bestimmter Rhythmen und Klangfarben. Klänge sind die
Schlüssel zu den „Seelen“, zur Macht über die Natur.
• Es gibt keine Trennung der Musik von ihrer Funktion in einer kultischen, bzw. rituellen
Handlung. (Aufgabe: Ist so eine Trennung überhaupt möglich, bzw. wer glaubt daran ?)
• Hauptfunktion von Musik (und jeder Form von „Kunst“): Verständigung (sowohl innerhalb
einer Gesellschaft, als auch zwischen Mensch und „Gott“)
• Frühestes Tonsystem: wahrscheinlich Pentatonik, weil sie in engem Zusammenhang mit der
Naturtonreihe (s. Musik in der Griechischen Antike) steht.
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Improvisation (vgl. auch afroamerikanische Musiktraditionen)
Möglichkeiten der Klangerzeugung: Körper als Instrument: Klatschen, Stampfen,
Schnippen, Singen;
Historische Reihenfolge: Rhythmus – Melodie – Harmonie
Instrumente entwickeln sich aus Werkzeugen ca. zur selben Zeit:
◦ Schlaginstrumente
◦ Rasseln
◦ Trommeln
◦ Flöten: Knochenflöten oder aus Schilfrohr
◦ Hörner: aus Tierhörnern, auch als Signalinstrument (vgl. Funktion des Horns im
klassischen Sinfonieorchester)
◦ Musikbogen: wahrscheinlich entstand aus dem Jagdbogen die Urform aller
Saiteninstrumente.
Kennzeichen der Musik einer Hochkultur
• Musiksysteme
(z.B. Pentatonik – Voraussetzung ist die Entwicklung einer Notenschrift)
• Musiktheorie
Von der Antike bis zum Mittelalter hatten praktisch ausführende und theoretische MusikerInnen wenig oder
gar nichts miteinander zu tun. Während die praktische Musikausübung (wozu auch die Komposition gehörte)
den Charakter eines Lehrberufs hatte und im Ansehen entsprechend niedrig stand, wurde die theoretische
Musik (lat. Musica) innerhalb der „Sieben Freien Künste“ (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik,
Geometrie, Musik, Astronomie) zum höher stehenden mathematischen Zweig, dem „Quadrivium“, gerechnet.
Die Musiktheoretiker beschäftigten sich hauptsächlich mit mathematischen, kosmologischen und religiösen
Betrachtungen, die sie in rein theoretischer Weise auf Tonleitern und Rhythmen bezogen, ohne dass aus diesen
Betrachtungen jemals klingende Musik entstanden wäre.
Erst mit der Entstehung der Mehrstimmigkeit im Mittelalter begannen sich Theorie und Praxis mehr
miteinander zu befassen; erstmals gab es auch Persönlichkeiten, die Theoretiker und Komponisten waren
(damals waren dies vor allem Männer, Frauen war lange der Zugang zu künstlerischen Betätigungen
erschwert bzw. wurde er systematisch verhindert).
Im Zeitalter der Aufklärung setzte die Musikgeschichtsschreibung ein, und die Aufgabenfelder der
Musiktheorie erweiterten sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einer umfassenden Musikwissenschaft. In
diesem Zusammenhang steht auch der Wandel der gesellschaftlichen Wahrnehmung KünstlerInnen gegenüber:
Waren sie zunächst lediglich „HandwerkerInnen“, konnten sie nun innerhalb der adeligen und bürgerlichen
Gesellschaft zu „Genies“ aufsteigen.
•
Notenschrift
Als Notation bezeichnet man in der Musik das grafische Festhalten von musikalischen Parametern wie
Tonhöhe -dauer und Lautstärke in einer dazu entwickelten Notenschrift. Sie dient einerseits dazu, bereits
bekannte Musikstücke schriftlich zu dokumentieren, und ersetzt so zum Teil die Überlieferung durch Vorspielen
oder Vorsingen. Bis zur Erfindung der Phonographie war die Notenschrift die einzige Möglichkeit, gehörte
Musik anders als durch Erinnerung festzuhalten. Der zweite große Nutzen von Notenschrift besteht darin, neue
Melodien und andere musikalische Einfälle ausschließlich schriftlich auszudrücken.
Erst die so erreichte Möglichkeit, eine Idee zu vermitteln, ohne sie selber ausführen zu müssen, ermöglicht
es, dass einzelne Personen sehr große und sehr komplexe Werke schaffen.
•
Ästhetik
•
Berufsstand der MusikerInnen (Spezialisierung)
Ästhetik (gr. aísthesis: Wahrnehmung) war bis zum 19. Jahrhundert vor allem die Lehre von der
wahrnehmbaren „Schönheit“ von Gesetzmäßigkeiten und „Harmonie“ in der Natur und Kunst.
Alltagssprachlich wird der Ausdruck ästhetisch heute meist als Synonym für schön, geschmackvoll oder
ansprechend verwendet. In der Wissenschaft bezeichnet der Begriff die gesamte Palette von Eigenschaften, die
darüber entscheiden, wie Menschen Gegenstände wahrnehmen.
Die Sozialphilosophie konzentrierte sich im 20. Jahrhundert zunehmend auf die gesellschaftliche Funktion
der Ästhetik. Hier geht es dann kaum noch um die ursprüngliche, idealistische Frage nach der Schönheit,
sondern eher um die soziale Rolle von Kunst und Stil als Phänomen bestimmter Gesellschaftsschichten und
deren Interessen.
Die Herausbildung des Berufsstands der MusikerInnen ist das Ergebnis fortschreitender Arbeitsteilung und
Spezialisierung. Im Lauf der Musikgeschichte hat sich das Bild der musikalischen Betätigung erheblich
gewandelt. Im Mittelalter waren ausübende MusikerInnen und MusiktheoretikerInnen streng voneinander
getrennte Berufe. Später waren MusikerInnen normalerweise in allen Bereichen der Musik und darüber hinaus
tätig, also zugleich Komposition, musikalische Praxis, Lehre und Theorie, doch spätestens seit dem 18.
Jahrhundert trennten sich die genannten Bereiche immer mehr voneinander.
Das Aufkommen des Virtuosentums beeinflusste diese Entwicklung. Im 20. Jahrhundert war die Trennung in
die Bereiche Komposition, Interpretation, Musikpädagogik und Musikwissenschaft soweit vorangeschritten,
dass von vier unterschiedlichen Berufen die Rede sein kann.
Zu erwähnen ist ausserdem die ausgeprägte Berufsvererbung (vgl. Musikdynastien – z.B. Familie Bach).
•
Geschichtsbewusstsein
Ist die Voraussetzung für die Herausbildung unterschiedlicher Ästhetiken der Musik – meistens wollte man
sich von einer früheren Epoche (oder Gesellschaftsschicht) abgrenzen.
Soziologische Faktoren wie die ökonomische Stellung einer Gruppe – nicht nur eines einzelnen Menschen
(also die sozialer Klasse) in einer Gesellschaft und deren Organisation (Monarchie, Faschismus, Demokratie)
sind grundlegend für das Verständnis von Geschichte und grundlegend für das Verständnis der Rolle der
Kunst in dieser Gesellschaft.
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