Handbuch - Stadt Waldeck

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Der Bau von Zecken
Zecken gehören zur Ordnung der Milben, die wiederum zum Stamm (oder
Stammgruppe) der Arthropoden, der häufigsten und erfolgreichsten Lebensform auf
unserer Erde gehören. Im Folgenden wird zuerst der Bauplan der Milben (= Acari)
erläutert, sodann wird im einzelnen auf die Besonderheiten der Morphologie der
Schild - und Lederzecken eingegangen.
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Das Integument (Haut und Borsten)
Aufbau des Integuments
Die Beschilderung von Zecken
Borsten
Körperfurchen
Körpergliederung
Das Gnathosoma (Capitulum)
Die Cheliceren
Die Pedipalpen
Die Beine
Innerer Aufbau
Verdauungsorgane
Speichelgänge
Der Rest (nur ganz kurz)
Blutgefäße
Atmungssystem
Sinnesorgane
Sinneshaare
Das Hallersche Organ
Augen
Die Areae porosae
Geschlechtsorgane
Geschlechtsbestimmung
Sekundäre Geschlechtsunterschiede
Die weiblichen Geschlechtsorgane
Das Genésche Organ
Die männlichen Geschlechtsorgane
Entwicklungsstadien
Bewegungsstudie
Die Bilder zeigen Bauchansichten einer Schildzecke (links oder oben, je nach Größe
Ihres Browserfensters) und einer Lederzecke (Gattung Argas) (eine
Elektronenmikroskop - Aufnahme) (rechts oder unten). Man kann hier übrigens sehr
schön sehen, daß die Mundwerkzeuge bei den Lederzecken unter dem Körper
verborgen sind, während sie bei den Schildzecken vor dem Körper liegen. Die
Abkürzungen der Beschriftung bedeuten folgendes:
AN:
Anus
BE:
Beine (auf dem linken Bild nicht beschriftet)
CH:
Cheliceren
CX: Coxa. Die acht Beinansätze. (Auf dem linken Bild nicht beschriftet, aber gut
sichtbar.)
GN: Gnathosoma (=Capitulum). Der die Mundwerkzeuge tragende Teil. Besteht
aus den Coxa der Pedipalpen (PP)
H:
Hypostom
GÖ:
Geschlechtsöffnungen
KL:
Klaue (besteht aus zwei "Krallen")
PP: Pedipalpen
STI: Stigmen (Tracheenöffnungen). Diese müßten im rechten Bild zwischen den
Coxa des dritten Beinpaares liegen und sind nicht zu sehen. (Vergl. die Tabelle mit
den Unterschieden zwischen Schild - und Lederzecken)
TA:
Tarsus
Milben haben ein Integument (eine Hülle), das ähnlich dem anderer Gliedertiere (=
Arthropoda) ist. Eine aus nur einer Zellschicht bestehende Hypodermis (oder
Epidermis) sondert Chitin und Proteine ab, aus denen sich das Exoskelett
zusammensetzt, welches dem Milbenkörper seine Form gibt, und z.B. für die
Muskeln als Haltepunkt dient. Milben haben ein Integument (eine Hülle), das ähnlich
dem anderer Gliedertiere (= Arthropoda) ist. Eine aus nur einer Zellschicht
bestehende Hypodermis (oder Epidermis) sondert Chitin und Proteine ab, aus
denen sich das Exoskelett zusammensetzt, welches dem Milbenkörper seine Form
gibt, und z.B. für die Muskeln als Haltepunkt dient.Alles, was außerhalb der
Hypodermis liegt, heißt Cuticula. Die Cuticula gliedert sich in eine innen liegende
Procuticula und eine außen liegende Epicuticula. Die Procuticula besteht aus
vielen in Schichten angeordneten Chitinlamellen. Man unterscheidet wiederum zwei
größere Lagen: Die innen liegende Endocuticula und die außen liegende
Exocuticula. Die Epicuticula besteht aus einer wachsartigen Außenhülle, dem
Tectostracum, und einer meist farbigen Innenschicht, dem Epiostracum, welches
aus Chitin besteht. Von außen nach innen haben wir also insgesamt folgende
Schichten:
1.
a.
b.
2.
a.
b.
3.
Epicuticula
Tectostracum
Epiostracum
Procuticula
Exocuticula (früher: Ectostracum)
Endocuticula (früher: Hypostracum)
Hypodermis (Epidermis)
Durch das ganze Integument ziehen sich Porenkanäle. Bei Schildzecken werden die
Hypodermiszellen während des Saugakts hypertroph (sie wachsen sehr stark,
ungefähr auf das Vierfache ihrer Ursprungsgröße. Das Wachstum geht mit
Veränderungen im Zellinneren Hand in Hand, und die Zellen sondern neue Cuticula Schichten ab. In den letzten 24 h des Saugakts wird das Integument dann gestreckt,
wobei seine Dicke auf die Hälfte des vorher erreichten Wertes fallen kann.
Die Beschilderung der Zecken
Die Exocuticula kann durch Einlagerung bestimmter Proteine sklerotisieren
(verhärten) und braun werden. Sie sieht dann eher ledrig oder hornig aus. Sie kann
außerdem
Strukturen
wie
Falten,
Mamillen
etc.
bilden.
Bei den Schildzecken (Ixodidae) wird durch sklerotisierte Endocuticula ein starres
Rückenschild, das Scutum, gebildet. Es wird von Bündeln ausgedehnter
Porenkanäle durchzogen. Bei den Männchen bedeckt es den ganzen Rücken, bei den
Weibchen nur einen Teil. Während des Saugakts wächst das Scutum nicht und
dehnt sich auch nicht aus. Am vorderen Ende endet das Scutum manchmal in zwei
zahnförmige Spitzen, den Scapulae.Die Argasidae (Lederzecken) haben nur als
Larve ein unregelmäßiges Scutum. Eine Ausnahme bildet hier Nothoaspis reddeli,
welches eher wie eine Schildzecke beschildert ist. Lederzecken haben insgesamt
eine weichere Cuticula als die Ixodidae. Eine Endocuticula scheint ihnen ganz zu
fehlen. In ihre Cuticula sind kleine sklerotisierte Plättchen, Fossetten, eingebettet,
an denen die Muskeln ansetzen. Auf der Oberfläche der Cuticula gibt es bei ihnen
außerdem kleine Schildchen, die Scutella, welche Härchen tragen.
Bei den Schildzecken ist auch die Bauchseite beschildert, während die Lederzecken
dort keine Sklerotisierung von Bedeutung zeigen. Die Art der Bauchbeschilderung
bei den Ixodidae kann für deren Bestimmung zu Rate gezogen werden. Das Bild
rechts zeigt die Bauchbeschilderung von Hyalomma (A), Boophilus (B),
Rhipicephalus (C) und Ixodes (D).Besonders prägnant ist die Beschilderung von
Ixodes (ganz rechts). Bei dieser Gruppe haben die einzelnen Schilder Namen: Der
Anus ist von der Analplatte umgeben. Links und recht davon liegen zwei
Adanalplatten (Bild: grau). Auf diese folgen an beiden Seiten die Lateralplatten,
welche die Beinansätze und die Stigmenplatten tragen. Auf der Mitte des Bauches
zwischen Anus und Genitalöffnung liegt die Genitoanalplatte, vor der
Genitalöffnung die Prägenitalplatte. Vorne an den Seiten der Prägentialplatte liegt
bei einigen wenigen Arten noch eine kleine Sternalplatte, die oft auch schon in
einzelne kleine dreieckige oder abgerundete Plättchen aufgelöst ist.Die Nuttalliellidae
stehen, auch was die Beschilderung und Sklerotisierung angeht, zwischen den Schild
- und den Lederzecken.
Borsten
Bei den Borsten des Körpers unterscheidet man bei den Milben rund ein Dutzend
verschieden Arten mit unterschiedlichen Funktionen. Die meisten haben
Tastfunktion, einige dienen auch als Chemorezeptoren. Detailinformationen fehlen
(mir) hier.
Körperfurchen
Sowohl die Bauch - , wie die Rückenseite von Schildzecken sind durch Furchen - die
mal gut, mal weniger gut zu erkennen sind - in Felder geteilt. Diese Furchen haben
wohl kaum eine biologische Bedeutung, sind aber von taxonomischem Interesse.
Rechts sieht man die Rückenfurchen (links) und die Bauchfurchen (rechts) einer
Schildzecke. Auf dem Schild (links oben gut zu erkennen) verlaufen zwei Paare von
Furchen: In der Mitte, in den Scapulae beginnend, die Zervikalfurchen (1) und
seitlich davon die Lateralfurchen (2). In der Mitte des Rückens verläuft dann die
Dorsale Medialfurche (3), parallel dazu die beiden Paramedialen
Kaudalfurchen (4) und weiter vorne die Paramedialen Kranalfurchen (5).
Diese beiden Paare können auch jeweils verschmolzen sein. Am hinteren Ende
werden
die
paramedialen
Kaudalfurchen
oft
von
Akzessorischen
Paramedialfurchen (6) fortgesetzt. Seitlich davon, ein wenig schräg über den
Rücken, verlaufen die Lateralfurchen (7 und 8). Am Rande verlaufen schließlich
noch die Marginalfurchen (9).Auf der Bauchseite findet man die Genitalfurchen
(1), welche sich von der Genitalöffnung zum hinteren Rand der Zecke hinziehen. Vor
oder hinter dem Anus befindet sich die quer liegende Analfurche. Hinter dem Anus
auf der Mittellinie befindet sich die Ventrale Medialfurche, an den Seiten ihres
hinteren Endes die Akzessorischen Medialfurchen.
Bei den Milben als hochentwickelte Arthropodengruppe lassen sich nur noch zwei
gut voneinander abgegrenzbare Körperteile unterscheiden: Das Gnathosoma,
welches aus den Mundwerkzeugen besteht, und das Idiosoma, dem restlichen
Körper. Bei vielen Schildzecken kann man zudem noch Andeutungen einer
weitergehenden Körpersegmentierung erkennen: ihr hinterer Körperrand ist in 11
Abschnitte unterteilt (die Girlande). Die Einzelabschnitte heißen Festons. Manchmal
sind die Festons noch in einen größeren inneren Feston und einen kleineren äußeren
gegliedert. Diese Festons sind auf den Bildern von Rhipicephalus (links) und
Dermacentor (rechts) gerade noch zu erkennen.
Das Gnathosoma
Das Gnathosoma (auch: Capitulum) ist aus den Mundwerkzeugen und dem
Kopfende des Vorfahren der Milben innerhalb der Spinnentiere (Arachniden)
entstanden. Dies ist aber nicht der Kopf der Zecke, wie viele Menschen glauben und
ihn auch so benennen, sondern nur die Mundwerkzeuge: Das Gehirn (das
Synganglion) und die Augen (falls existent) liegen dahinter, in bzw. auf dem
Idiosoma. Das Gnathosoma ist der Teil des Körpers, in dem die Nahrung für die
Verdauungsorgane aufbereitet wird. Bis heute konnte nicht geklärt werden, aus
welchen der Arachniden - Segmenten das Gnathosoma besteht oder ob überhaupt
aus Körpersegmenten entstanden ist. Die Teile sind so gut miteinander verwachsen,
daß selbst im Embryonalstadium keine Segmentierung zu erkennen ist.
Das Bild unten zeigt das Gnathosoma einer Schildzecke (Ixodes ricinus). Die
keulenförmigen Anhänge außen sind die Pedipalpen. Sie haben genau wie bei den
Webspinnen, bei denen sie allerdings ähnlich wie Beine aussehen, Tastfunktion. Die
beiden Pedipalpen sind in Hüllen gefaßt, die Pedipalpen - Coxen. Der basale Teil
des Gnathosomas, die röhrenförmige Basis Capituli, ist aus der Verschmelzung
dieser Coxen und einiger anderer Teile entstanden. Bei den Argasidae (Lederzecken)
besteht die Basis des Capitulum aus einem gefalteten Kragen, der beim Saugen
ausgedehnt werden kann, sodaß das gesamte Gnathosoma nach vorne verlagert
wird. Der obere Teil des Capitulum ist bei den Zecken (Ixodida) sklerotisiert und
bildet eine Art Dach, das Tectum capituli oder Epistom, welches an den Seiten
mit den Pedipalpen - Basen verwachsen ist. Die mehr oder weniger dreieckigen
gepunkteten Flächen auf der Basis Capituli sind die Areae porosae.
Weiter nach innen folgen dann die beiden Cheliceren. Bei den Webspinnen sind
dies die beiden "Giftzähne". Bei den Zecken sind sie messerartig mit Widerhaken.
Sie können sich seitlich bewegen. Sie liegen unterhalb der Pedipalpen. Unten in der
Mitte liegt schließlich das Hypostom (oder Clava), welches ein Auswuchs der
Pedipalpen - Coxen ist. Ein Kennzeichen der Ixodida ist, daß es zungenförmig
ausgebildet und vor allem auf der Unterseite mit Widerhaken versehen ist. Es gibt
hier auch eine Elektronen - Mikroskop - Aufnahme der Unterseite des Hypostoms
von Haemaphysalis punctata, einer Schildzecke. Oben an den Seiten sieht man die
Zähnchen der beiden Cheliceren.
Die Mundöffnung liegt unterhalb der Cheliceren und oberhalb des Hypostoms. Die
Oberseite des Hypostoms ist rinnenförmige ausgebildet. Das Hypostom ist vor allem
auf der Unterseite mit Widerhaken besetzt, so daß man eine Zecke, hat sie sich
einmal festgebohrt, nicht mehr herausziehen kann, ohne sie zu zerreißen. Wie diese
Widerhaken in Wirklichkeit aussehen, kann man auf der Elektronen - Mikroskop Aufnahme sehen.
Die Cheliceren
Die Form der Cheliceren bei den Zecken weicht von der bei den anderen Milben
(und auch den anderen Arachniden) ab. Normalerweise bestehen sie aus mehreren
Segmenten, an deren Ende ein fester und ein beweglicher Finger sitzen. Cheliceren
von Zecken dagegen bestehen aus zwei Segmenten. Das hintere Ende des ersten
Segmentes (also das Teil, welches im Körper verwachsen ist) ist verbreitert und
blattförmig. Es trägt die Muskeln, mit welchen der Chelicerenfinger (s.u.) bewegt
wird. An der Spitze jeder Chelicere befindet sich zwei Finger, welche mehr oder
weniger dreieckig sind und sich seitwärts bewegen lassen, und welche an der
Vorderkante Schneidezähne tragen. Am
Grunde dieser beiden Teile setzen
Muskeln an, die in den hinteren Teil der
Chelicere führen. Die beiden Finger
können dadurch seitwärts bewegt
werden. Auf diese Weise kann die Haut
des Wirts aufgeschnitten bzw. aufgesägt
werden. Das Bild rechts zeigt das
vordere Ende einer Chelicere von
Haemaphysalis punctata. Mit ein
bißchen Mühe kann man die Linien
nachfahren und die beiden mehr oder
weniger
dreieckigen
Finger
identifizieren.
Die Pedipalpen
Die Pedipalpen dienen bei den Arachniden einerseits als Tastorgane und
andererseits dazu, die Nahrung zur Mundöffnung zu führen sowie auch zur
Reinigung der Cheliceren. Bei den Zecken wird davon vermutlich nur die erste
Funktion übrig sein. Bei den Milben bestehen die Pedipalpen aus zwei bis sechs
Segmenten. Bei den Zecken sind es meist vier. Bei den Argasidae sind diese
Segmente ungefähr gleichlang und ohne besondere Modifikationen. Bei den
Ixodidae dagegen können die einzelnen Segmente sehr ungleich groß sein. Das
vorderste Segment, der Tarsus, ist z.B. sehr klein und liegt praktisch in einer
kleinen Grube des dahinterliegenden Segments (Tibia oder Metatarsus?) verborgen.
Auch die Form ist derart modifiziert, daß die Pedipalpen das Hypostom umschließen,
wenn sie zusammengeklappt sind.
Die Beine
Milben haben Larven mit drei Paaren von Beinen (es gibt Ausnahmen). Alle anderen
Stadien haben vier Beinpaare. Jedes Bein besteht aus vier bis sieben Segmenten.
Das rechte Bild zeigt (links) ein Bein einer Zecke. Die Segmente werden wie folgt
bezeichnet: Coxa (C), Trochanter (T), Femur (F), Tibia (TI), Metatarsus (MT)
und Tarsus (TA). Bei den siebensegmentigen Milben ist entweder der Femur in
einen Basifemur und einen Telofemur geteilt, oder auf den Tarsus folgt noch ein
Telotarsus. An der Spitze des Beins sitzt eine Klaue, das Ambulacrum. Rechts im
Bild sieht man das Ambulacrum einer Zecke. Es besteht (wie bei allen Milben) aus
einem basalen Teil, zwei eigentlichen Klauen (Hacken), und einem Pulvillus (oder
Empodium), welcher aus modifizierten Tastborsten gebildet ist. Bei den Argasidae
(Schildzecken) fehlt der Pulvillus.
In einer Grube im Tarsus sitzt das Hallersche Organ (HO), das weiter unten genauer
beschrieben wird. Dieses Organ gibt es nur bei den Acari (Milben). Folgendes Bild
zeigt die vier Beincoxa eines Weibchens von Ixodes ricinus, rechts die Coxe des
vordersten Beines. Man erkennt auf den nach hinten gewandten Seiten Dornen. Alle
Coxa tragen einen vom Körper entfernt stehenden Außendorn, die erste Coxe auch
einen Innendorn. Die Ausbildung der Innen - und Außendornen ist für die
Bestimmung von Ixodes – Arten wichtig.
Innerer Aufbau
Im Bild kann man den inneren Bauplan einer Lederzecke (Argas reflexus) studieren.
Die wichtigsten Organe und Organsysteme sind koloriert dargestellt. Grau:
Entstehung aus dem äußeren Keimblatt (Ektoderm); gelb: inneres Keimblatt
(Entoderm); die großen, grauen Drüsenorgane am Vorderende sind das Genesche
Organ, das Tracheeensystem ist weiß, die paarige Öffnung ist auf der rechten Seite
sichtbar, die hinteren Blindsäcke des Enddarms sind grau, blau: das Nervensystem
und davor karminrot: die (wenige) Muskulatur, zinnoberrot: weibliche
Fortpflanzungsorgane; grün: das Ausscheidungsorgan (Malpighische Gefäße),
rotbrau, klein, dreieckig und fast genau zentral: "Herz".
Verdauungsorgane
Genau wie der Verdauungstrakt anderer Gliedertiere besteht der von Milben aus drei
Hauptteilen: dem Vorder- , Mittel- und Hinterdarm. Der Vorderdarm
(Stomadaeum) besteht aus der Mundöffnung, einer sklerotisierten Pharynx und
dem Esophagus. Danach folgt der Mitteldarm (Ventriculus) (Magen) mit den ev.
daran hängenden Caeca (Blindsäcke, bläschenförmige Behälter, die die
Kommensalen und Symbionten beherbergen). Schließlich kommt der Enddarm
(Proctodaeum). Kein Teil des Verdauungstraktes sind die Speichelgänge. Sie
münden in das Gnathosoma.
Speichelgänge
Bei den Milben besteht der Speichel absondernde Teil aus meist verzweigten
Speichelgängen, die in kleine Bläschen, den Alveoli, münden. Die Zellen, die die
Wände der Alveoli bilden, sondern den Speichel ab. Die Gesamtheit der
Speichelgänge und Alveoli werde ich im folgenden mit Speicheldrüsen bezeichnen.
Im Mundbereich enden die Speicheldrüsen in einem Gang, der sich zwischen dem
Hypostom und den Cheliceren in den Mundraum öffnet. Prinzipiell unterscheidet
man bei den Ixodida zwei Typen von Alveoli: Pyramiden - Alveoli und Sekretions Alveoli. Die letzteren sondern den Speichel ab. Die Funktion der ersten ist nicht
hundertprozentig klar, aber man vermutet, daß sie osmoregulatorisch aktiv sind.
(Während des Saugakts wird das Blut angedickt: Überschüssiges Wasser und Salz
wird über diese Alveoli vermutlich wieder in den Wirt abgegeben.) Der genaue
Aufbau und die Anzahl der veschiedenen Alveoli schwankt innerhalb der Ixodida und
ist z.B. bei den Unterfamilien der Ixodidae verschieden. (So werden z.B. in der
Unterfamilie Amblyominae allein vier verschiedene Typen von pyramidalen Alvioli
unterschieden.) Die Lederzecken (Argasidae) haben relativ kleine Speicheldrüsen.
Bei ihnen werden i.A. alle Sekrete von einem einzigen Zellentyp abgesondert. Bei
den Schildzecken (Ixodidae) sind die paarigen Speichelgänge weitläufiger
rispenförmig verzweigt. Sie erstrecken sich oft bis zu den Coxen des vierten
Beinpaares. Die Alveoli liegen in Clustern an den Seitengängen. Die Größe der
Speicheldrüsen kann während des Saugakts stark ansteigen. Der Speichel enthält
außer betäubenden und gerinnungshemmenden Stoffen auch neurotoxische Stoffe.
Diese können bei einigen Zeckenarten zur sog. aufsteigenden Zeckenlähmung
führen. Bei dieser werden zuerst die Hinterextremitäten des Wirtes gelähmt. Läßt
man die Zecke weiter saugen, greift die Lähmung auf die Vorderextremitäten über
und wandert dann weiter nach oben. Wenn sie die Atemmuskulatur erreicht, kann
sie zum Tode führen. Bei rechtzeitiger Entfernung der Zecke verschwinden aber alle
Symptome innerhalb von ein oder zwei Tagen.Folgend eine Tabelle zur funktionellen
Sekretion der Speicheldrüsen von Zecken nach Reu:
Substanz
Funktion
Histamin - blockierende Agentien
Nur in Homogenaten nachweisbar. Funktion unbekannt
oder spekulativ.
Antikoagulantien
Aus verschiedenen Spezies berichtet. Es wird
angenommen, dass es sich um Protein Kohlenhydratkomplexe handelt, die die Thrombokinase
hemmen. Die Antigerinnungsaktivität wurde in einigen
Studien nicht gefunden. Manche Autoren behaupten,
dass die Stichwunden von Zecken immer Heparin
enthalten, das aus endogenen, degranulierten
Mastzellen stammt. Daraus folgt, dass das Bedürfnis
nach
von
den
Zecken
selbst
produzierten
Antigerinnungsmittel gering ist.
Zytolysine
Die Funktion ist, die Stichwunde zu produzieren und zu
vergrößern und folglich das Saugen zu erleichtern. Im
Speichel sind Esterasen und Phosphatasen gefunden
worden. Obgleich eindeutige Beweise für das
Vorkommen von Zytolysinen im Speichel von
Argassiden gefunden wurden, diskutieren einige
Autoren ihre Anwesenheit in den Ixodiden und
schlagen stattdessen vor, dass die Gewebezerstörung
in der Wunde auf die Reaktion des Wirtes auf das
Blutsaugen zurück zu führen ist.
Vasoaktive Mediatoren
Prostaglandine und einige andere Substanzen erhöhen
die vaskuläre Permeabilität und erleichtern daher die
Blutaufnahme.
Esterasen und Karbohydrat
spaltende Enzyme
Paralytische Toxine
-
Diese Enzyme erhöhen indirekt die vaskuläre
Permeabilität durch Hydrolyse von Cholesterin Estern in
Mastzellen, dabei verursachen sie das Freiwerden von
Histamin, 5 - HT und anderen Mediatoren.
Nachgewiesen aus D. andersoni und I. holocyclus. Es
konnte bisher keine nützliche Funktion für diese Toxine
gefunden werden.
Der Rest
Der Pharynx ist elastisch und kann durch relativ starke Muskeln bewegt werden. Auf
diese Weise kann sie sowohl ganz verschlossen werden, wenn die Milbe gerade
keine Nahrung zu sich nimmt, als auch Saugbewegungen durchführen, mit denen
flüssige Nahrung sehr effektiv in den Darm gepumpt werden kann. (feste Nahrung
können Milben nicht aufnehmen.) Der Pharynx endet in einen langen engen
Schlauch, den Esophagus. Dieser verläuft mitten durch das Synganglion (Gehirn)
und endet schließlich im Ventriculus (Magen). An den Ventriculus angefügt sind bei
den Zecken fünf oder normalerweise sieben kleine Paare von Säckchen, die Caeca,
in die wiederum kleinere Zweige enden. Ein kleiner Durchbruch führt in den
Hinterdarm. Auf diesen gehe ich nicht weiter ein. Er besteht im wesentlichen aus
einer Reihe hintereinandergeschalteter Säckchen, die schließlich im After (Anus)
enden.
Blutgefäße
Die meisten Milben sind so klein, daß sie ein Herz und ein Blutgefäßsystem weder
benötigen, noch besitzen. (Über kleine Entfernungen reicht die Diffusion.) Zecken
dagegen haben ein kleines oft dreieckiges Herz mit ein oder zwei Paaren von
Öffnungen (Ostia). Dieses pumpt das Blut in eine kurze Aorta, von welcher acht
kurze Bein - Arterien abzweigen. Der Blutfluß wird durch die Muskeln, die das Herz
bewegen, und durch diejenigen, die Rücken und Bauch verbinden, bewirkt. Die
Zusammensetzung des Blutes gleicht der der anderen Arachniden. Gerade bei
Zecken gibt es einige Untersuchungen über die verschiedenen Zelltypen, die im Blut
vorkommen. Insgesamt weiß man aber noch sehr wenig.
Atmungssystem
Atmung bedeutet (bei Tieren) Aufnahme von Sauerstoff. Die Atmungsorgane bei
den Milben sind recht verschieden. Es gibt sogar welche, die gar keine besitzen, und
die vermutlich über ihr Integument atmen. Einige Arten leben sogar vermutlich
anaerob. Die Ixodida (Zecken) atmen als Nymphen und Adulte mit Hilfe eines
(einzigen) Paares von Tracheen. Deren Öffnungen heißen Stigmen. Diese liegen bei
den Schildzecken hinter den Coxen des vierten Beinpaares, bei den Lederzecken
neben denen des dritten Beinpaares. Eine oft lidförmige Struktur namens Macula
schützt den Eingang der Trachee, das sog. Ostium. All diese Strukturen liegen auf
einer sklerotisierten Stigmenplatte (oder Peritrema), deren Form und Größe für
die einzelnen Gattungen typisch ist. Im Allgemeinen haben Lederzecken kleinere
Stigmenplatten. Bei Schildzecken ist der Rand der Stigmenplatte sklerotisiert. Die
Stigmenplatte ist von vielen Poren durchzogen, welche bei den einzelnen Arten
verschiedene Formen (rund, sternförmig etc.) haben können und verschieden
angeordnet sind. Doch ist weder klar, ob diese nicht noch durch eine dünne Cuticula
abgedeckt werden, noch kennt man ihre Funktion.Kurz hinter dem unter der Macula
liegenden Atrium, einer Art Vorraum, verzweigen sich die Tracheen.
Tracheengänge führen dann zu den Beinen und dem Synganglion, zu den
Speicheldrüsen und den Geschlechtsorganen. Bei den Schildzecken führen
bestimmte Poren, sog. Aeropylen vom Atrium unter die Stigmenplatte.Die Wände
des Atriums können durch Muskeln bewegt werden. Hierdurch wird vermutlich ein
Luftaustausch zustande gebracht.
Sinnesorgane
Sinneshaare
Die meisten Sinnesorgane bei den Milben sind Sinneshärchen. Von diesen gibt es
viele verschiedene Arten. Die meisten sind Tasthärchen. Andere dienen als
Chemorezeptoren. Von wiederum anderen ist die Funktion unbekannt.
Das Hallersche Organ
An den vordersten Segmenten, den Tarsi, des vorderen Beinpaares der Milben,
befindet sich ein den Milben eigenes chemorezeptives Sinnesorgan, das Hallersche
Organ. Das Hallersche Organ besteht aus einer mehr oder weniger flachen Grube
auf der Oberseite des Tarus, und einer dahinterliegenden in den Tarsus
eingesenkten, manchmal fast geschlossenen Kapsel. In beiden stehen Sinneshaare.
Diese können manchmal so lang sein, daß sie aus der Öffnung der Kapsel
hervorschauen, dies kann man gut am Bild rechts sehen, das ein
Falschfarbenmikrofoto des Hallerschen Organs von Ixodes ricinus zeigt. Auch vor,
zwischen und hinter diesen beiden Einsenkungen stehen Borsten, die in einer
arttypischen Weise angeordnet sind. Die vordere Grube scheint eher ein
Feuchtigkeitsrezeptor zu sein. Die Borsten der Kapsel dagegen dienen als Chemo (und Mechano - )rezeptoren. Sie stehen auf dem Grund der Kapsel und zeigen alle
in Richtung der Öffnung. Alle Borsten sind durch Poren perforiert.
Augen
Alle Augen bei den Arachniden bestehen aus einer einfachen Linse mit einer
dahinterliegenden halbrunden Netzhaut. Ursprüngliche Arachniden hatten vermutlich
drei Augenpaare. Bei den Milben sind diese größtenteils der Reduktion der Organe
zum Opfer gefallen: Nicht alle Milben haben Augen. Dafür gibt es bei vielen sog.
Ocelli (Äuglein), lichtempfindliche Stellen auf der Oberfläche, die allerdings über
keine abbildende optische Apparatur verfügen, sondern nur Helligkeitseindrücke
weitergeben. Einige Zecken haben keine Augen, allerdings haben alle
lichtempfindliche Organe, Ocelli. Bei Schildzecken mit Augen sind diese in kleine
Gruben eingesenkt, links und rechts am lateralen Rand des Scutums, siehe Bild
rechts. Beäugte Argasiden haben diese an der ventrolateralen Oberfläche, lateral zu
den Beinen.
Die Areae porosae
Auf der Oberseite der Basis Capituli, direkt hinter dem Ansatz der Pedipalpen liegen
die Areae porosae. Dies sind dicke Chitinplatten, die ähnlich den Stigmenplatten
von Poren durchzogen werden. Manchmal ist diese Fläche unter die Ebene der Basis
Capituli eingesenkt.Die Poren durchqueren die Chitinplatte nicht vollständig. Sie
enthalten ein Bündel von Borstenn. Die genaue Funktion der Areae porosae ist nicht
bekannt, aber man nimmt an, daß es ein Sinnesorgan ist.
Geschlechtsorgane
Geschlechtsbestimmung
Die Geschlechtsbestimmung erfolgt innerhalb der Milben durch recht
unterschiedliche Methoden. Bei den Zecken wird das Geschlecht durch
Geschlechtschromosomen festgelegt. Diese sind meist deutlich größer als die
anderen Chromosomen und daran leicht zu erkennen. Auf welche Weise die
Geschlechtsdetermination
genau
erfolgt,
ist
sehr
verschieden.
Viele
Schildzeckenarten und die Lederzecken besitzen beispielsweise X und Y Chromosomen. Weibchen haben XX, Männchen XY (Typ XX:XY), nach anderen
Angaben ist bei Ixodiden die X - 0 Methode vorherrschend, wobei das Männchen das
heterogame Geschlecht representiert. Andere Ixodiden besitzen nur X Chromosomen, Weibchen haben XX, Männchen nur ein X (Typ XX:X0). Wieder
andere besitzen mehrfache Geschlechtschromosomen (z.B. Typ X1X1X2X2:X1X2Y).
Welche dieser Möglichkeiten realisiert ist, schwankt nicht nur innerhalb der Familien
und Gattungen, sogar bei verschiedenen Populationen einer einzigen Art können
Unterschiede auftreten (?). Bei den Zecken kommt es oft zu Gynandromorphismus
(Scheinzwittertum, bei dem die Geschlechtsorgane nicht vollständig ausgebildet
sind, oder auf verschiedenen Seiten des Tieres unterschiedliche Geschlechter
ausgebildet sind.) Als Ursache für solche Bildungen vermutet man extreme
Temperaturen, Infizierung der Gonaden (Geschlechtsdrüsen) durch Nematoden oder
Fehler bei der Chrosomenverteilung.
Sekundäre Geschlechtsunterschiede
Sekundäre Geschlechtsunterschiede sind bei den Lederzecken (Argasidae) marginal.
Bei den Schildzecken (Ixodidae) sind die Männchen im Allgemeinen etwas kleiner.
Ihr Rücken ist vollständig vom Scutum bedeckt, während es bei den Weibchen nur
ein kleiner Teil des vorderen Rückens ist. Bei einigen Arten sind (bei den
Männchen?) Teile des vierten Beinpaares stark vergrößert.
Die weiblichen Geschlechtsorgane
Das Bild rechts zeigt den weiblichen Geschlechtstrakt einer Lederzecke (Argas
persicus). Hinter dem Vaginaleingang folgt das Vestibulum Vaginae (VV) eine Art
Vorraum, in das die Zugangsdrüsen (engl. accessory glands. Die korrekte
Übersetzung kenne ich nicht) (AG) münden. Dahinter folgt dann der Uteruszugang
(CV) und der Uterus (U). Von diesem gehen zwei Ovidukte (OD) (Eileiter) ab, die
schließlich in den Ovarien (OV) (Eierstöcke) enden. (Ob die Einteilung des Uterus Eingangs in VV und CV bei den Schildzecken genauso ist, weiß ich nicht.) Bei den
Schildzecken sind die Ovarien ebenso wie die Ovidukte unsymmetrisch und stark
gewunden.Wenn das Weibchen einen Wirt gefunden hat, setzen sich Oocyten
(Eimutterzellen) an die Wände der Ovarien und fangen an, auszureifen. Während
dieser Zeit verlängert sich das Ovarium und fängt an, sich zu falten und zu winden.
Die reifen Oocyten (die unbefruchteten Eier) lösen sich dann von den Wänden und
sammeln sich in der Flüssigkeit.Die Anzahl der Eier ist sehr verschieden.
Schildzecken, die nur einmal in ihrem Leben Eier legen, können sehr viele legen;
Ixodes ricinus legt mehrere Tausend, angeblich bis zu 10000. Lederzecken dagegen
legen deutlich weniger (50 bis einige Hundert).
Das Genésche Organ
Weibliche Zecken (Ixodida) haben ein sog. Genésches Organ, welches die Eier mit
einer Wachshülle versieht und damit vor Austrocknung schützt. Dieses ist einzigartig
in der Tierwelt: Keine anderen Milben oder anderen Tiere besitzen es. Das Genésche
Organ öffnet sich in einer Spalte am hinteren oberen Rand des Gnathosomas (und
dem vorderen Rand des Scutums bei Schildzecken). Diese Spalte führt in einen
Gang, der sich bei einigen Zecken in zwei, bei anderen in vier Gänge verzweigt. An
den Enden dieser liegen viele Falten mit Drüsen, oder auch nur eine einzige Drüse.
Das Bild zeigt das Genésche Organ von Hyalomma asiaticum mit vier Seitengängen.
Ganz oben sieht man die verzweigten Falten mit den Drüsen.Normalerweise ist vom
Genésche Organ nicht mehr sichtbar, als ein kleiner Schlitz. Legt das Weibchen ein
Ei, so beugt es sein Gnathosoma nach hinten unter den Bauch in Richtung der
Geschlechtsöffnung und das gesamte Genésche Organ stülpt sich nach außen um,
so daß die Seitengänge genau den Geschlechtsausgang umhüllen. Hierdurch erhält
jedes Ei eine Hülle aus der wachsigen Substanz, die die Drüsen des Genésche
Organs absondern. Danach wird das Genésche Organ wieder eingezogen und das
Gnathosoma kehrt auf seinen ursprünglichen Platz zurück.Eier, denen diese
Wachsschicht fehlt, weil z.B. das Weibchen bei der Eiablage gestört wurde, haben
nur minimale Überlebenschancen, weil sie austrocknen.
Die männlichen Geschlechtsorgane
Der männliche Geschlechtstrakt besteht aus Testes (Singular Testis) (im Bild TE),
einem Vas Deferentium (Plural Vasa) (VD), Nebendrüsen (engl. accessory
glands) (AG) und einem Ejakulationsgang (EjD). Das Bild rechts zeigt den
Geschlechtstrakt von Dercamentor andersoni. Bei den Zecken gibt es zwei paarig
angeordnete Testes, welche bei Lederzecken an ihrem Ende durch einen kleinen
Durchbruch verbunden sind. An ihrem anderen Ende verengen sich die Testes zu
den Vasa Deferentia. In der Spitze der Testes werden sog. Spermatogone gebildet,
die dann die Testes hinabwandern, sich im Inneren teilen schließlich Cysten bilden,
die in ihrem Inneren die Samenzellen bilden. Diese werden in die Vasa Deferentia
bewegt, welche als Samengänge und - behälter dienen. Dort verschwindet die
Membran, die die Cyste zusammenhält, und eine sekundäre Cyste wird gebildet, in
der schließlich die Samenzellen ausreifen. Während der Paarung gelangen die
Cysten in den Ejakulationsgang, mischen sich dort mit der Flüssigkeit aus den
Zugangsdrüsen, und werden in eine Spermatophore (eine Art Samen - Container,
meist bläschenförmig) eingeschlossen. Die Spermatophore wird dann
hinausgedrückt und erhärtet beim Kontakt mit der Luft.
Milben durchlaufen normalerweise folgende Entwicklungsstadien: Sie schlüpfen als
Larven aus dem Ei. Larven unterscheiden sich von den darauffolgenden Stadien
durch die Existenz von nur drei Beinpaaren, und das, obwohl in der Embryonalphase
noch vier Beinpaare angelegt sind.. Nach dem Larvenstadium folgen ein oder
mehrere Stadien als Nymphen, bis sich schließlich das geschlechtsreife Adulte Tier
entwickelt hat. Jedes dieser Stadien schließt mit einer Häutung ab. Die Nymphen
ähneln in den meisten Fällen schon den Adulten.
Für die Stammart einer Milbengruppe (Actinotrichida) werden zwei Larvenstadien
postuliert: Praelarve und Larve. Bei einigen Milbenarten (und anderen Arachniden)
existiert diese Praelarve, ist einfach gebaut und frißt nichts. Bei Zecken hingegen
gibt es kein Praelarvenstadium. Ein Beispiel für das Aussehen einer Larve ist im Bild
rechts die Larve von Ixodes scapularis. Lederzecken durchlaufen normalerweise
mehrere Nymphenstadien (bis zu 6, wobei die genaue Anzahl von Art zu Art
schwankt). Bei einigen Lederzeckenarten ist das erste Stadium, das Larvenstadium,
nicht aktiv. Schildzecken dagegen durchlaufen meistens nur ein einziges
Nymphenstadium. Schildzecken beenden jedes ihrer Entwicklungsstadien durch ein
Blutmahl. Viele lassen sich nach jedem solchen von ihrem Wirt fallen und suchen
sich danach einen neuen. Bei anderen finden alle oder zwei Entwicklungsstadien auf
demselben Wirt statt.
Auszählung und Bestimmung von Mücken und Zecken: Das Prinzip
des dichotomen Bestimmungsschlüssels
Über vier Jahre erfolgt in den einzel ausgewählten Untersuchungsarealen in den
Sommermonaten die Sammlung von Zecken und Mücken (Abdeckung des Bewuchses mit
Laken, Ausbringen von Mückenfallen) und deren Klassifizierung/Zählung. Jährlich werden
100 Zecken für die Erregerdiagnostik tiefgefroren. Parallel sollen über den Deutschen
Wetterdienst für die vorhergehenden Monate Dez.-Feb. (Zeckenausbreitung durch milde
Winter!) die Durchschnittsparameter Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Niederschlagsmenge
eingeholt. Bei allen Schritten werden, auch um eine Basis für die zukünftige Verstetigung des
Vektormonitorings zu schaffen, Teile der regionalen Bevölkerung oder SchülerInnen der
örtlichen Schulen mit einbezogen und in die Methoden eingearbeitet (Durchführung von
Workshops in Kooperation mit der Klimaanpassungsakademie Kassel, Integration in
Leistungskurse Biologie: Klimawandel und Ökosysteme, Vermittlung von Kenntnissen in
system. Zoologie).
Culicidae
Palpen so lang wie der Stechrüssel
Gattungsmerkmale der
wichtigsten Gattungen in
Deutschland
Abdomen behaart und nicht beschuppt
Flügel sind schattiert durch
Schuppenverdichungen an
den Verzweigungen der
Flügeladern
AG MüZe (T4),
Prof. Dr. rer. nat. Schlott
ja
nein
Anopheles
Aedes, Ochlerotatus, Culex,
Culiseta, Coquillettidia
Cerzi, Krallenglied
Um diese beiden Gattungen
voneinander unterscheiden
zu können, siehe Anlage
Bestimmungsschlüssel,
Seite 92
ja
nein
Aedes, Ochlerotatus (Waldmücken)
Cremweiße bis bräunliche
Färbung der Schuppen,
gesteifte Beine
nein
Coquillettidia
Culex, Culiseta
Culex, Culiseta
Schuppen auf Flügel sehr schmal
ja
Flügel schattiert durch Verdichtungen
von Schuppen an den Verzweigungen
der Flügeladern
nein
Pulvilli am Krallenglied, grünlich bis olivbräunliche Färbung, Beine nicht bebändert,
Schuppen auf den Flügeln sehr schmal
Culex
ja
Culiseta
große Mücken, dunkle Färbung,
Beine gebändert
Das Prinzip des dichotomen Bestimmungsschlüssels
Es gibt viele Möglichkeiten, wie man Insekten bestimmen kann. Eine Möglichkeit besteht
darin, solange in »Bilderbüchern« herumzublättern, bis man ein passendes Tier gefunden
hat.
Dieses Verfahren funktioniert ganz gut bis zum Ordnungs-Level, manchmal auch bis zur
Familie, Gattung oder Art. Bei vielen Gruppen versagt dieses Verfahren jedoch sehr schnell,
da die Merkmalsunterschiede ausgesprochen diffizil werden können. So unterscheiden sich
manche Fliegenfamilien nur in wenigen Borsten, viele Arten kann man nur mit Hilfe von
Genitalpräparaten unterscheiden.
Möchte man Insekten ernsthafter bestimmen, so kommt man früher oder später um ein
Binokular und richtige Bestimmungsliteratur nicht herum. Ab einem bestimmten Zeitpunkt
bietet sich dann für den Fortgeschrittenen eine Spezialisierung auf eine Insekten-Familie an,
da die Artbestimmung oft erhebliche Einarbeitungszeit benötigt.
Ein Weg um Insekten genauer anzusprechen, sind die dichotomen
Bestimmungsschlüssel, wie in diesem Skript für die Insektenordnungen verwendet.
Das Prinzip ist sehr einfach, in der Regel werden zwei Möglichkeiten zur Auswahl
angeboten, z.B.:
•
Tiere schwarz ............. 3
•
Tiere braun ................. 4
Hinter den Merkmalen steht jeweils eine Zahl, bei der man dann weitermacht.
An irgendeinem Punkt im Schlüssel ist statt einer Zahl ein Name aufgeführt, z.B.:
•
mit 2 Flügeln .................... Diptera
•
mit 4 Flügeln. ................... 28
Trifft das Merkmal '2 Flügel' zu, so handelt es sich um Dipteren (Zweiflügler). Hat das Tier
aber 4 Flügel, so handelt es sich um eine andere Gruppe, und man muß beim Punkt 28
fortfahren.
Im Falle des Merkmals '2 Flügel' ist man am Ende der Bestimmung angelangt (der Schlüssel
des Buches geht nur bis zu Insekten-Ordnungen), oder man kann in einem anderen
Buchkapitel (Kapitel Diptera - Zweiflügler) fortfahren, um 'seine Diptere' bis zur Familie zu
bestimmen. Gängige Bestimmungsbücher enden bei der Insektenfamilie oder geben dann
höchstens noch einige häufig vorkommende Arten an. Bestimmt man dann bis zur Art weiter,
sollte man sehr selbstkritisch sein, denn in einer Insekten-Familie können viele hundert oder
tausend Arten enthalten sein. Spätestens ab diesem Punkt muß man sich Spezialliteratur
besorgen, die Artschlüssel enthalten.
Einige wichtige Punkte:
•
Oft finden sich bei den Merkmalen Abbildungshinweise, die man unbedingt beachten
sollte, da sie das Merkmal grafisch erklären.
•
Nicht immer sind nur zwei Möglichkeiten aufgeführt, sondern es gibt 3 oder mehr
Möglichkeiten.
•
Die Beschreibung von Merkmalen ist eine subjektive Sache: Was versteht der
Ersteller eines Schlüssel unter schwarz-braun, dunkel-grün, mittelgroß, etc.? Hier ist
Einarbeitung angesagt, oder man benötigt Vergleichsmaterial.
•
Wenn man sich nicht sicher ist: Es ist durchaus legitim, mehrere Wege zu gehen, um
zu sehen, wo man landet.
•
Oft sind bei den Merkmalsbeschreibungen logische Verknüpfungen enthalten:
- Kopf groß, oder wenn nicht, dann
Antennen sehr lang...................38
- Kopf klein, nur kurze
Antennen...........43
Gerade diese logischen Verknüpfungen werden gerne übersehen, was zu massiven
Fehlbestimmungen führen kann. Also lassen Sie sich bei der Bestimmung Zeit. Die
Geschwindigkeit kommt mit der Zeit. Gerade beim Bestimmen trifft der Spruch zu: 'Übung
macht den Meister'. Auch im Falle von Spezialisten kann es durchaus vorkommen, daß die
Bestimmung einer Art durchaus einen ganzen Tag oder mehrere Tage in Anspruch nehmen
kann!!!
Sie sollten beim Bestimmen immer kritisch sein ! Es gibt durchaus Spaßvögel, die ihnen
einen Wolpertinger vorlegen, also ein „getürktes“ Tier, z.B. einen Fliegenkörper, dem ein
Bienenkopf aufgesetzt ist.
Herstellung eines Stechmückendauerpräparates
Nachdem man von einem Feldversuch wieder zurückgekommen ist, sollte man als
erstes die gesammelten Insektenproben in evtl. andere Gefäße umfüllen und diese
mit Datum, Fanggebiet, Name des jeweiligen Mitarbeiters zur späteren Archivierung
beschriften (siehe Abb. 1)
Abbildung 1
Um die in der Probe enthaltenen Stechmücken anschließend bestimmen zu können,
müssen diese von anderen Insekten unterschieden und sortiert werden. Dazu
schüttet man den ganzen Inhalt der Probe in eine im Durchmesser 15cm große
Petrischale und überführt die Tiere, die einen Stechrüssel haben in eine zusätzliche
neue Petrischale. Das Sortieren kann per Auge geschehen oder unter dem
Binokular: Ebenfalls ist darauf zu achten, dass man immer genügend 70%igen
Alkohol in den jeweiligen Gefäßen hat, ansonsten wird die Probe trocken, welches
ihr, da sie sehr filigran ist, schaden würde (siehe Abb. 2).
Abbildung 2
Zur Herstellung eines Dauerpräparates muß jedoch das ausgewählte Insekt
trocknen. Hierzu nimmt man die Mücke mit der Pinzette aus der Schale mit dem
Alkohol, legt sie auf den Tisch neben die Schale und wartet bis der Alkohol
verdunstet ist. Beim Aussuchen des richtigen Insektes ist darauf zu achten, dass es
ein besonders schönes Exemplar ist, welches z.B. noch alle Beine, alle Schuppen
etc. hat (siehe Abb. 3).
Abbildung 3
Währenddessen die Mücke trocknet, sollte man sich alle anderen Materialien holen,
die man zur Herstellung eines Stechmückendauerpräparates benötigt. Man braucht
folgende Dinge:
-
eine spitz zulaufende Pinzette
-
Stechmücken
-
Insektenleim
-
Insektennadeln
-
einen kleinen Block Styropor oder Dyrostor
-
ein Wattestäbchen oder einen kleinen Pinsel oder einen Zahnstocher
-
Papier
-
einen wasserfesten dünnen Stift
-
Insektenaufklebeplättchen
Insektenleim
Zuerst sollte man das Insektenaufklebeplättchen mit einer Insektennadel am
stumpfen Ende einmal durchstechen und die Nadel dann wieder entfernen (siehe
Abb. 3a). Der Grund, weswegen man so vorgeht ist folgender: Würde man diesen
Schritt zu einem späteren Zeitpunkt ausüben, läuft man Gefahr das Dauerpräparat
aufgrund der Filigranität zu zerstören.
Abbildung 3a
Jetzt kann es losgehen…
Mit der einen Hand nimmt man das Insektenaufklebeplätchen mit der Pinzette auf
und beträufelt dessen spitz zulaufende Seite mit einer kleinen Menge von dem
Insektenleim. Dies lässt sich mit Hilfe des Wattestäbchens oder dem Pinsel oder dem
Zahnstocher leicht durchführen (siehe Abb. 4).
Abbildung 4
Mit der klebrigen Spitze des Insektenklebeplättchens wird nun die bereits getrocknete
Mücke, welche immer noch auf dem Tisch zum Trocknen liegt, aufgenommen. Dabei
ist darauf zu achten, dass die Mücke an einer der beiden Flanken ihres Körpers
angeklebt wird. Man nimmt hierzu gewöhnlich die schlechter aussehende Seite
(siehe Abb. 5 und Abb. 6).
Abbildung 5
Abbildung 6
Nun sticht man die Insektennadel in das bereits zuvor gestochene Loch am Ende
des Insektenaufklebeplättchens (stumpfe Seite), (siehe Abb. 7) und kann das
Präparat mit der aufgeklebten Mücke in das Dyrostor oder das Styropor zur Ablage
stecken (siehe Abb. 7).
Abbildung 7
Als nächstes kann man die Beine der Mücke noch mit etwas Leim auf dem
Aufklebeplätchen fixieren (siehe Abb. 8)
Abbildung 8
Ist der Leim getrocknet kann man das fertige Präparat durch geschicktes Umstecken
(z.B. als Aufsicht oder Seitenansicht) in den Styroporblock besser unter dem
Binokular bestimmen (siehe Abb. 9 und 9a)
Abbildung 9
Abbildung 9a
Ist die Mücke erfolgreich bestimmt, sollte man zusätzlich ein kleines Stück Papier mit
Name des Bestimmers, Datum, Fundort und Art des Tieres aufpieken (siehe Abb.
10).
Abbildung 10
Zur Aufbewahrung steckt man das Präparat einfach in ein kleines Stück Styropor,
welches man in einem Papkarton vorsichtig lagert.
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