„Von Sternen überprächtigt“ (Rilke)

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Bibelwort zu 2 Petrus 1,19 | verÄffentlicht auf: www.steyler.de | Å Thomas Heck SVD
„Von Sternen •berpr‚chtigt“ (Rilke)
Manchmal wird Natur zur Botschaft. Das Innere schweigt, und die Sterne beginnen zu sprechen.
Vor zwei Wochen lud mich
ein Freund ein, mit ihm ins
Planetarium zu gehen. Als er
davon sprach, musste ich
gleich an die glitzernde Sternenpracht €ber der W€ste in
•gypten denken, wie ich sie
letztes Jahr habe erleben d€rfen. Das hatte etwas Ber€hrendes, oder soll ich sagen etwas
Heiliges? Da lag ich kleiner
Mensch im W€stensand und
wurde €berfunkelt von einer
Lust, die das Dunkle durch
Abertausende kleine Lichtlein
verzieren wollte. Ich konnte
mich kaum satt sehen und verSternenhimmel Çber der WÇste in Égypten.
suchte verschiedene Sternzeichen auszumachen, obwohl ich
mich da nicht sonderlich auskenne. Ich f€hlte, wie dieses Himmelszelt auch etwas Vertrauenerweckendes, etwas Bergendes verk‚rperte. Ich war zwar ein winziger Punkt in diesem
Universum, auf einem Planeten von Milliarden, aber ich war nicht allein. Mir schien, als
kannten wir uns und als wachten die Sterne €ber mich.
Dann ging die Prƒsentation im Planetarium los. Der gro„e Raum war kƒrglich mit Menschen besetzt, in der Mitte stand eine mƒchtige schwarze Apparatur mit mehreren Projektionsk‚pfen. Aus irgendeinem Spalt trat Licht aus. Die weite wei„e Kuppel, die sich €ber uns
w‚lbte, verwandelte sich jetzt in einen Sternenhimmel. Zuerst wurde uns der Himmel gezeigt, wie er €ber der Stadt M€nchen zu sehen ist. Es waren nur wenige Sterne zu erkennen, nichts Spektakulƒres. Stichwort: Lichtverschmutzung. Dann der Himmel, wie er von
den Alpen her zu sehen ist. Ich f€hlte mich gleich wieder in die ƒgyptische W€ste zur€ckversetzt. Ein richtiges Feuerwerk an Sternen, die Milchstra„e mit ihrem wei„lichen Schleier,
der aus Millionen von Sternen besteht.
Dieser Anblick spiegelte f€r den Menschen schon immer Gottes Gr‚„e und Herrlichkeit
wieder: „Seh’ ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt:
Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst?“ (Ps 8,4-5) „Lobt den Herrn vom Himmel her,
lobt ihn in den H‚hen: lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne.“ (Ps
148,1.3)
Das Sternenzelt vermittelte den Menschen der Bibel auch die Verhei„ung von Gottes
F€rsorge und Heilswirken. Als Abraham bereits die Hoffnung auf eigene Nachkommenschaft aufgegeben hatte, da lie„ Gott ihm durch den Sternenhimmel diese Botschaft zukommen: „Zƒhl die Sterne, wenn du sie zƒhlen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich
werden deine Nachkommen sein.“ (Gen 15,5) Im Propheten Jesaja hei„t es: „Hebt eure Au1
gen in die H‚he, und seht: Wer hat die Sterne dort oben erschaffen? Er ist es, der ihr Heer
tƒglich zƒhlt und herauff€hrt, der sie alle beim Namen ruft. Vor dem Allgewaltigen und
Mƒchtigen wagt keiner zu fehlen. Wei„t du es nicht, h‚rst du es nicht? Der Herr ist ein
ewiger Gott, der die weite Erde erschuf. Er wird nicht m€de und matt, unergr€ndlich ist
seine Einsicht. Die, die dem Herrn vertrauen, sch‚pfen neue Kraft, sie bekommen Fl€gel
wie Adler. Sie laufen und werden nicht m€de, sie gehen und werden nicht matt.“ (Jes
40,26.28.31)
Schon sehr fr€h lernten die Sehfahrer, sich an den Sternen zu orientieren. Auch die Zuordnung bestimmter Sterne zu Figuren, die mit Tiernamen versehen wurden, war den
Menschen der Bibel schon bekannt. (vgl. 2 K‚n 23,5) In Babylonien scheint die Wissenschaft
der Himmelsbeobachtung am weitesten gediehen gewesen zu sein. Hier beobachtete man
die Bewegungen der Planeten, kartographierte die Sterne auf ihren Bahnen. Man sah die
Sterne im direkten Zusammenhang mit dem Schicksal der Menschen und versuchte von
ihnen her, kommende Ereignisse vorherzusehen.
Solange bis der Tag anbricht, braucht es Lampen,
die im Finstern Orientierung bieten.
So machten sich die Gelehrten aus dem Morgenland auf
den Weg nach Jerusalem, weil
ihnen das Aufgehen des Sterns
von Bethlehem die Geburt eines K‚nigs ank€ndigte. Sehr
wahrscheinlich handelte es
sich hierbei um die seltene
Planetenkonstellation von Jupiter und Saturn im Jahre 7
v.Chr., bei der sich diese auf
ihren Bahnen so nahe kamen,
dass sie als einzelner Stern
wahrgenommen wurden, der
sich bewegte und dann zu stehen zu kommen schien.
Eine besondere „Stern“Stelle findet sich im 2. Petrusbrief. Dort spricht der Apostel von seiner Erfahrung auf dem
Berg der Verklƒrung, wo er geh‚rt hatte, wie eine Stimme aus dem Himmel Jesus als den
geliebten Sohn Gottes beglaubigte. „Dadurch“, so fƒhrt er fort, „ist das Wort der Propheten
f€r uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht,
das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in
eurem Herzen.“ (2 Petr 1,19)
Der Tag bricht an, wenn wir uns mit unserem ganzen Leben in Glaube und Hoffnung
Gott anvertrauen werden. Wenn das dƒmmrige Licht der kleinen ˆllampen – sie stehen f€r
die alttestamentlichen Verhei„ungen – €berstrahlt wird von der pers‚nlichen Erfahrung
der Barmherzigkeit Gottes in Jesus Christus. Er ist der Morgenstern, der „in unseren Herzen aufgeht“, wenn wir uns seiner Botschaft ‚ffnen und unser Leben davon prƒgen lassen.
Wann haben Sie das nƒchste Mal Gelegenheit, die Sterne am Himmel zu zƒhlen? K‚nnen Sie beim dem Anblick eine Verhei„ung vernehmen, eine Botschaft Gottes h‚ren? Nehmen Sie schon das Leuchten des Morgensterns in Ihrem Herzen wahr?
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