9 Stuhlentleerungsstoerung Anale Inkontinenz durch Analabszess

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Stuhlentleerungsstörungen – Anale Inkontinenz durch Analabszess und
Analfistel
Häufigster Ausgangspunkt der Erkrankung sind die Proktodealdrüsen, die im Grenzbereich
von Haut und Schleimhaut im Anus liegen. Bei einer Entzündung dieser Drüsen kommt es
häufig zu einer Bildung einer abgekapselten, mit Eiter gefüllten Höhle (Abszess) im Bereich
des Afters. Dieser Abszess kann in unter der Haut/Schleimhaut, zwischen oder in der
Sphinktermuskulatur, oder auch im, den Mastdarm begleitenden, Fettgewebe liegen. Immer
muss auch eine Entzündung im Rahmen eines Morbus Crohn, Sigmadivertikulitis, Colitis
ulcerosa, Adnexitis oder der Prostata als Ursache gedacht werden (Abklärung!).
Abszesse im Analbereich äußern sich durch Schmerzen oder auch durch eine
Funktionsstörung im Bereich des Afters. Perianalabszesse haben mit dem Sinus pilonidalis
(Steißbeinabszess) nichts gemeinsam, kommen aber gelegentlich im gleichen Gebiet vor.
Bei einer länger bestehenden Entzündung können sich von den Proktodealdrüsen ausgehend
Gänge bilden, die in der Haut der Analregion münden. Die Gänge werden durch die
Entzündung unterhalten und sind mit Bakterien kontaminiert. Gelegentlich entleert sich
zusätzlich zum Eiter auch Luft aus dem Darm oder sogar Stuhl. Diese Gänge sind sehr
variabel und können auch durch den Schliessmuskel verlaufen oder die Entzündung bis in den
Bauch fortleiten (s. Abbildung) [Dies kann dann evtl. zu einer Bauchoperation führen]. Durch
die mögliche weitere Ausbreitung der Gänge ist die Erkrankung für den Schlissmuskel
gefährlich und kann bis zu seinem Funktionsverlust führen. In schwersten Fällen muss ein
künstlicher Darmausgang angelegt werden. Bei Diagnostik der Fisteln ist neben der
Rektoskopie und der klinischen Untersuchung die Magnetresonanztomographie hilfreich, da
mit dieser Untersuchung der Verlauf der Fisteln dargestellt werden kann und eine
Operationsplanung vorgenommen werden kann.
Fisteln können auch als Komplikation eines Morbus Crohn auftreten. Patienten mit dieser
Erkrankung neigen zur Ausbildung von Fisteln, weil die Entzündung der Darmwand ebenfalls
zu Abszessen führen kann, die sich den Weg nach “draußen” ebenfalls durch die Ausbildung
einer Fistel suchen. Je nach Ausprägung der Erkrankung kann es zur Bildung von Fisteln
(fuchsbauartige Gangsysteme), die an der Absonderung von Sekret erkennbar sind oder zur
Entzündung mit erheblichen Schmerzen kommen.
Ein Abszess muss operativ gespalten werden. Sie werden in Narkose oder (Spinalanästhesie)
Rückenmarkbetäubung eröffnet und gelegentlich auch mit einer Drainage versorgt. Es wird
immer nach einer Fistel als Ausgangspunkt des Abszesses gefahndet.
Oberflächliche Fisteln werden ebenfalls gespalten und offen belassen. Tiefere und durch den
Schließmuskel verlaufende Fisteln werden mit einem Faden markiert und nach Ausbildung
einer festen Wand um die Fistel (3 bis 4 Monate, eventuell auch länger) vollständig entfernt.
So kann sichergestellt werden, dass es zu keiner schwerwiegenden Verletzung des
Schließmuskels bei der Operation kommt. Meist wird die dann entstehende Läsion in der
Schleimhaut des Darmes durch einen Schleimhautverschiebelappen gedeckt.
Nach den Eingriffen wird eine offene Wundbehandlung durchgeführt, so dass die
Wundheilung einige Zeit (mehrere Wochen) in Anspruch nimmt. Während dieser Zeit sollte
der Analbereich durch Duschen sauber gehalten werden.
Als Komplikation der Operation kann eine Sphinkterverletzung und damit die
Funktionsstörung des Afters eintreten. Wenn eine erheblicher Befall eine operative Sanierung
schwierig erscheinen lässt, kann vorübergehend ein künstlicher Darmausgang zu einer
Verbesserung des Zustandes führen und die Fisteln können nach Abklingen der Entzündung
operiert werden. Der künstliche Darmausgang kann einige Zeit nach erfolgter und
erfolgreicher Sanierung wieder zurückverlegt werden.
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