Stuhlentleerungsstörungen – Anale Inkontinenz durch Analabszess und Analfistel Häufigster Ausgangspunkt der Erkrankung sind die Proktodealdrüsen, die im Grenzbereich von Haut und Schleimhaut im Anus liegen. Bei einer Entzündung dieser Drüsen kommt es häufig zu einer Bildung einer abgekapselten, mit Eiter gefüllten Höhle (Abszess) im Bereich des Afters. Dieser Abszess kann in unter der Haut/Schleimhaut, zwischen oder in der Sphinktermuskulatur, oder auch im, den Mastdarm begleitenden, Fettgewebe liegen. Immer muss auch eine Entzündung im Rahmen eines Morbus Crohn, Sigmadivertikulitis, Colitis ulcerosa, Adnexitis oder der Prostata als Ursache gedacht werden (Abklärung!). Abszesse im Analbereich äußern sich durch Schmerzen oder auch durch eine Funktionsstörung im Bereich des Afters. Perianalabszesse haben mit dem Sinus pilonidalis (Steißbeinabszess) nichts gemeinsam, kommen aber gelegentlich im gleichen Gebiet vor. Bei einer länger bestehenden Entzündung können sich von den Proktodealdrüsen ausgehend Gänge bilden, die in der Haut der Analregion münden. Die Gänge werden durch die Entzündung unterhalten und sind mit Bakterien kontaminiert. Gelegentlich entleert sich zusätzlich zum Eiter auch Luft aus dem Darm oder sogar Stuhl. Diese Gänge sind sehr variabel und können auch durch den Schliessmuskel verlaufen oder die Entzündung bis in den Bauch fortleiten (s. Abbildung) [Dies kann dann evtl. zu einer Bauchoperation führen]. Durch die mögliche weitere Ausbreitung der Gänge ist die Erkrankung für den Schlissmuskel gefährlich und kann bis zu seinem Funktionsverlust führen. In schwersten Fällen muss ein künstlicher Darmausgang angelegt werden. Bei Diagnostik der Fisteln ist neben der Rektoskopie und der klinischen Untersuchung die Magnetresonanztomographie hilfreich, da mit dieser Untersuchung der Verlauf der Fisteln dargestellt werden kann und eine Operationsplanung vorgenommen werden kann. Fisteln können auch als Komplikation eines Morbus Crohn auftreten. Patienten mit dieser Erkrankung neigen zur Ausbildung von Fisteln, weil die Entzündung der Darmwand ebenfalls zu Abszessen führen kann, die sich den Weg nach “draußen” ebenfalls durch die Ausbildung einer Fistel suchen. Je nach Ausprägung der Erkrankung kann es zur Bildung von Fisteln (fuchsbauartige Gangsysteme), die an der Absonderung von Sekret erkennbar sind oder zur Entzündung mit erheblichen Schmerzen kommen. Ein Abszess muss operativ gespalten werden. Sie werden in Narkose oder (Spinalanästhesie) Rückenmarkbetäubung eröffnet und gelegentlich auch mit einer Drainage versorgt. Es wird immer nach einer Fistel als Ausgangspunkt des Abszesses gefahndet. Oberflächliche Fisteln werden ebenfalls gespalten und offen belassen. Tiefere und durch den Schließmuskel verlaufende Fisteln werden mit einem Faden markiert und nach Ausbildung einer festen Wand um die Fistel (3 bis 4 Monate, eventuell auch länger) vollständig entfernt. So kann sichergestellt werden, dass es zu keiner schwerwiegenden Verletzung des Schließmuskels bei der Operation kommt. Meist wird die dann entstehende Läsion in der Schleimhaut des Darmes durch einen Schleimhautverschiebelappen gedeckt. Nach den Eingriffen wird eine offene Wundbehandlung durchgeführt, so dass die Wundheilung einige Zeit (mehrere Wochen) in Anspruch nimmt. Während dieser Zeit sollte der Analbereich durch Duschen sauber gehalten werden. Als Komplikation der Operation kann eine Sphinkterverletzung und damit die Funktionsstörung des Afters eintreten. Wenn eine erheblicher Befall eine operative Sanierung schwierig erscheinen lässt, kann vorübergehend ein künstlicher Darmausgang zu einer Verbesserung des Zustandes führen und die Fisteln können nach Abklingen der Entzündung operiert werden. Der künstliche Darmausgang kann einige Zeit nach erfolgter und erfolgreicher Sanierung wieder zurückverlegt werden.