Gärtner im Garten Eden Predigt zum Erntedankfest 2010 von Pfarrer Hans-Jürgen Kopkow Wir haben eben gehört, wie Gott im Garten Eden alles wachsen ließ. Wir haben das Gespräch der Gärtnerin mit dem Herrn Pfarrer mitbekommen. Und nun noch eine Ansprache? Ja. Aber nur eine kleine. Da sagte doch die Frau Gärtnerin: „Wir sollten alle ‚grün’ sein.“ Habt ihr’s gehört? Damit das nicht missverstanden werden kann, gab es dann aber auch noch rote, gelbe, blaue und schwarze Gärtner und Gärtnerinnen. Denn Gärtner im Garten Eden sollen wir alle sein, nicht nur die Grünen, sondern auch die Gelben, die Roten, die Schwarzen, die Braunen … eben alle. Habt Ihr euch auch schon gefragt, was der Garten Eden ist? Ist das hier ein Schrebergartenverein in Braunschweig? Oder ist das eine besondere Gegend in Afrika? Nein. Natürlich nicht. Garten Eden ist nur so etwas wie der biblische Name für Gottes Garten. Und Gottes Garten ist die ganze Erde, die ganze Schöpfung, eben sein Schöpfungsgarten. Manche nennen die Schöpfung auch Paradies, weil sie so paradiesisch schön ist. Wir haben gehört, dass Gott der Gärtner in seinem Garten ist. Und weil er nicht alles allein machen kann und will, hat er uns Menschen den Auftrag gegeben, mit ihm zusammen für seinen Garten zu sorgen. In der Bibel steht der Auftrag aufgeschrieben. Er lautet: „Und Gott der Herr pflanzte einen Garten … nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ Was also ist die Aufgabe aller Menschen? Ich wiederhole: „Den Garten Eden, also den Garten Gottes, bebauen und bewahren.“ Das ist nicht so leicht, wie es sich anhört. Das ist mit Arbeit verbunden. Gartenarbeit eben. Und was ist, wenn einer keine Lust dazu hat? Ja, dann haben wir ein Problem. Zumal dann, wenn die, die keine Lust auf Garten haben, den Garten Gottes, also Gottes Schöpfung auch noch kaputt machen. Auf solche Umweltzerstörer und Umweltvernichter müssen wir besonders aufpassen und ihnen das Handwerk legen, damit sie nicht alles kaputt machen. Wir haben schließlich nur diesen einen Garten. Und wenn der erst mal kaputt ist, gibt’s keinen neuen. Und wenn da nichts mehr wachsen kann, ist es aus mit uns Menschen. Natürlich gilt das auch für die Tiere und den Tiergarten. Und es gilt auch für uns Kinder Gottes, also Gottes Kindergarten. Auch da dürfen wir unseren Auftrag und die damit verbundene Gartenarbeit nicht vergessen. Aber nun sollten wir natürlich auch nicht nur an die Arbeit mit dem Garten denken. Schließlich lebt man ja nicht, um zu arbeiten, sondern man arbeitet, um zu leben. Genau das steht übrigens auch schon in der Bibel – vor dem Auftrag sogar. Da steht nämlich: „Und Gott ließ aufwachsen aus der Erde – lieblich anzusehen und gut zu essen.“ Na, das stimmt doch auch: So ein Blumenbeet oder ein Wald, ein paar Pferde auf der Koppel oder die Fische im Meer, die Wildgänse auf ihrem Weg in den Süden und die Kinder, wenn sie schlafen – alles so lieblich anzusehen. Kennt ihr so einen ganz tollen Garten, in dem man wunderbar spazieren gehen kann? Denkt doch nur einmal an den botanischen Garten oder die Fischteiche in Riddagshausen. Früher hatten die Menschen einen Namen für solche Gärten, in denen man nicht arbeiten musste, die man einfach nur genießen konnte. Sie nannten so einen Garten: Lustgarten. Und genau das ist unsere Schöfpung, Gottes Garten, der Garten Eden eben auch: ein Lustgarten, lieblich anzusehen, sein Geschenk an uns, zum Genießen. Und dann ist er auch noch ein Nutzgarten. Das heißt: Man darf benutzen und essen, was in diesem Garten wächst. Gott hat uns sozusagen die Nutzungsrechte für seinen Garten überlassen. Was für ein Vorrecht. Wir haben also allen Grund zur Dankbarkeit. Wir dürfen uns an den Wundern des Schöpfungsgartens freuen. Wir dürfen ihn benutzen. Wir dürfen uns an ihm erfreuen. Und damit wir und unsere Kinder noch lange etwas davon haben, sollten wir pfleglich mit ihm umgehen. Möge der göttliche Gärtner uns menschlichen Gärtnern dabei helfen, seinen Garten nicht nur zu genießen, sondern auch zu bebauen und zu bewahren. Amen.