Beobachtungslernen - Theorien

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Beobachtungslernen - Theorien
Geschrieben von: Jörg
Donnerstag, den 20. August 2009 um 16:44 Uhr - Aktualisiert Mittwoch, den 04. November 2009 um 12:49 Uhr
Die Theorien des Vorbildlernens haben sich meist mit den motivationalen Bedingungen des
Lernens von Imitation und des Lernens am Vorbild beschäftigt. Kognitiven Prozessen
schenkten sie weniger Aufmerksamkeit. Der folgende Theorieüberblick trifft eine Auswahl
Instinkttheorie
Instinkt = Genetisch verankerte Verhaltensdisposition, die Lebewesen leitet, ohne Einsicht und
ohne vorherige Erfahrungsmöglichkeit der Umwelt angepaßte Verhaltensweisen zu zeigen
Seit Darwin war der Instinktbegriff ein gebräuchliches Konzept zur Erklärung auch
menschlichen Verhaltens. D.h. Instinkt hat hiernach eine genetische Basis, was den
theoretischen Ausführungen Piagets widersprechen würde.
- *James(1890) - ordnete Imitation ausdrücklich den Instinkten zu
- *McDougall (1908/32) - nahm die Imitation nicht in seine Liste der 12 (später 18) Instinkte
auf, obwohl er für bestimmte Imitationsreaktionen im frühen Säuglingsalter eine genetische
Basis nicht ausschließen mochte.
Warum die Anerkennung eines Nachahmungsinstinkts verweigert werden muß
- Nachahmungshandlungen sind äußerst verschieden, denn jede Art von Handlungen kann
nachgeahmt werden; es gibt daher nichts Spezifisches in der Art der
Nachahmungsbewegungen und der Sinneseindrücke, durch die die Bewegungen ausgelöst
werden
- als ein wesentlicher Wesenszug eines echten Instinktablaufs, wird ein spezifischer Impuls
angesehen, der zu fortwährender Handlung treibt. Es ist jedoch Tatsache, daß der Vielheit von
Nachahmungshandlungenkein gemeinsamer Antrieb zugrunde liegt, der in einer besonderen
Zustandsänderung Befriedigung suchen würde
In der Psychologie geriet die Instinkterklärung des Verhaltens bald in eine Sackgasse.
Verantwortlich dafür war v.a. die offensichtliche Zirkularität des Instinktbegriffs (Menschen
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ahmen nach; woran liegt das? Weil sie einen Nachahmungs-Instinkt haben. Wie belegt man
diesen Instinkt? Dadurch, daß Menschen nachahmen...) und die damit verbundene Neigung,
jeglichen Verhaltensweisen Instinkte zu unterlegen. Teilweise wird die Instinkttheorie sogar als
Bremse des Forschungsfortschritts angesehen (Miller & Dollard, 1941).
Imitation bei Neugeborenen?
Frage: Gibt es doch eine genetische Basis der Imitation?
Angeregt wurde diese neue Diskussion hauptsächlich durch Ergebnisse der vergleichenden
Verhaltensforschung (Eibl-Eibesfeldt;Lorenz,1978). Hier wurde der Instinktbegriff
folgendermaßen eingegrenzt:
Angeborene auslösende Mechanismen werden als genetisch fixierte Verhaltensmuster durch
ganz bestimmte Schlüsselreize ausgelöst.
*Meltzoff und Moore (1977) - Experimente
Neugeborene (12 - 21 Tage) zeigten erhöhte Auftretensraten bestimmter Reaktionsweisen (vor
allem der Mundregion), wenn diese von erwachsenem Vorbild vorgemacht wurden: Spitzen der
Lippe, Öffnen des Mundes, Herausstrecken der Zunge, Öffnen und Schließen der Hand.
Interpretation:
Die Autoren schließen auf einen erfahrungsunabhängigen aktiven Nachahmungsprozeß, der
durch ein abstraktes Repräsentationsmedium vermittelt ist. Demnach wären Neugeborene
fähig, die sensorische Info der Rize in der gleichen Modalität zu repräsentieren und so
miteinander zu vergleichen.
Diskussion
- Die Schlußfolgerung von Meltzoff und Moore widerspricht gängigen
entwicklungspsychologischen Annahmen. Lt. Piaget sollten solch komplexe
Nachahmungsleistungen, die das Kind an sich selbst nicht beobachten kann, innerhalb eines
Entwicklungsprozesses erst ab 8-9 Monaten gelingen.
- aufgrund fehlgeschlagener Replikationen wird der valide Nachweis von
Neugeborenenimitationen in Zweifel gezogen und Methodenartefakte ins Feld geführt.
- *Field, Cohen, u.a.(1982) - meinen eine Nachahmung bestimmter emotionaler
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Gesichtsausdrücke (glücklich, traurig, überrascht) bei 1 - 2 Tage alten Kindern belegt zu haben
- *Abravanel und Sigafoos (1984) - konnten in einer sehr sorgfältigen Untersuchung die
Befunde von Meltzoff und Moore nur partiell replizieren: sie fanden nur für das Herausstrecken
der Zunge einen Nachahmungseffekt und das nur bei 4 - 6 Wochen alten Kindern (jüngere
Kinder wurden leider nicht untersucht)
*Jacobson (1979) - bezweifelt nicht die Existenz des Phänomens, sondern seine Interpretation.
Lt. seiner Befunde konnte die Reaktion des Zunge-Herausstreckens auch durch andere
optische Reize ausgelöst werden, die dem Zunge-Herausstrecken eines Vorbilds offenbar
funktional äquivalent sind (z.B. langsames Bewgen eines Stiftes auf das Gesicht des Kindes
zu).
Fazit
Das Phänomen einer allgemeinen Nachahmung bei Neugeborenen läßt sich nicht nachweisen.
In den ersten beiden Lebensmonaten scheint es aber eine Nachahmungsbereitschaft für das
Zunge-Herausstrecken zu geben. Diese verschwindet aber in den folgenden Lebensmonaten.
Das macht gerade auch im Hinblick auf die Befunde von Jacobson eine andere Erklärung als
die von Meltzoff und Moore plausibel: Beim Herausstrecken der Zunge handelt es sich um ein
genetisch fixiertes Verhaltensmuster, das durch ganz bestimmte visuell wahrgenommene
Schlüsselreize ausgelöst wird (i.S. eines AAM).
Lerntheoretische Konzeptionen
Imitation = erworbene Verhaltensbereitscheft
Grundsätzlich interessiert hierbei nur das Lernen von Imitation, d.h. die Bedingungen, durch die
eine Bereitschaft zu imitieren, erworben wird. Imitations- und Ausführungs-Kompetenz wird
vorausgesetzt.
Nachahmungsverhalten wird ausschließlich durch allgemeine Lerngesetze (klassische od.
operante Konditionierung) oder deren Kombination erklärt.
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deutlichste Gegenposition zur Instinkttheorie!
Der Versuch, Imitation ausschließlich durch klassisches Konditionieren
(assoziationstheoretische Position) zu erklären, konnte sich nicht durchsetzen
Imitation als Spezialfall des instrumentellen Konditionierens
Miller & Dollard (1941) - Bekräftigungstheorie der Imitation
Grundannahme: Ohne Bekräftigung kein Lernen und somit kein Imitationslernen
4 notwendige Bestimmungsstücke müssen für jeden Lernakt vorliegen:
1.
2.
3.
4.
Bedürfnis (drive)
Hinweisreiz (cue)
Reaktion (response)
Bekräftigung (reward = Triebreduktion)
Die Autoren diskutierten zwei Klassen von Imitationsverhalten
- 1.) matched-dependent behavior = Eine Person reagiert auf das Verhalten eines Vorbilds,
ist davon abhängig und bildet das eigene Verhalten dem beobachteten nach, da eine
Bekräftigung erfolgt.Bsp: 2 Brüder erwarten die Heimkehr des Vaters, der regelmäßig Bonbons
mitbringt. Der ältere hört Schritt und läuft ihm entgegen, der jüngere hinterher. Bedürfnis
(Heißhunger), Reaktion (Laufen), Bekräftigung (Bonbon) sind für beide Kinder identisch. Der
Hinweisreize sind aber für den älteren die Schritte, für den jüngeren der laufende Bruder.
Erfährt der Beobachter nun auch in späteren Situationen Bekräftigung für Nachahmung, bildet
sich ein abgeleiteter Imitationstrieb (drive to imitate), der die Grundlage für weitere
Nachahmungen liefert.
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2.) Copying = entspricht matched-dependent behavior, aber zusätzlich korrektive
Verhaltensangleichung an das Vorbild, um dessen Verhalten möglichst exakt nachzubilden
*Miller & Dollard - Experiment
Zwei Kinder wurden in einen Raum geführt, in dem zwei Kästchen standen. Sie sollten
herausfinden, in welchem Kästchen sich ein Bonbon finden würde. Das erste Kind (Vorbild)
wurde zuvor unbemerkt instruiert, zu einem bestimmten Kästchen zu gehen.
Es gab zwei experimentelle Bedingungen:
1. Das 2. Kind wurde zur Nachahmung bekräftigt: es fand in der vom Vorbld gewählten
Schachtel ebenfalls einen Bonbon
2.
Das 2. Kind fand einen Bonbon in der vom Vorbild nicht gewählten Schachtel.
Ergebnisse:
Beim ersten Versuch folgte die Kinder in beiden Bedingungen nur zu 25% dem Vorbild. Aber
schon nach wenigen Durchgängen zeigten die Kinder zu 100% in der ersten Bedingung
Nachahmung und in der zweiten Nicht-Nachahmung. Dieses Verhalten generalisierte auch auf
eine andere Situation mit 4 Schachteln.
Interpretation: Nachahmung ist ein erlerntes Verhalten !
Kritik
1. Der Ansatz tappte in die Zirkularitätsfalle: Man muß letztlich jedem Verhalten einen
gelernten Trieb unterstellen --> d.h. kein Erklärungsfortschritt
2. Nachahmung, die nicht bekräftigt wird, kann damit nicht erklärt werden
3. Erwerb neuen Verhaltens kann nicht befriedigend erklärt werde, denn gelernt werden
hiernach Reiz-Reaktions-Verbindungen, für die dem Lernenden die Reaktionen prinzipiell
bereits zur Verfügung stehen müssen
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4. Auch die Gültigkeit der Experimente kann in Frage gestellt und die Versuchssituation als
einfache Problemlöseaufgabe beschrieben werden: Daß 75% der Kinder im erstenDurchgang
eine andere Schachtel wählten als das Vorbild kann auch als angemessene
Problemlösestrategie betrachtet werden, da der VL zuvor ausdrücklich von einem Bonbon im
Kästchen sprach (aber warum haben sie es denn dann überhaupt noch versucht? = Andi)
Millers & Dollards Deutung einer "gelernten Nicht-Nachahmung". Dafür spricht auch, daß die
Kinder in der Nachahmungsbedingung zunächst mehr Fehler machten als die der anderen
Bedingung, denn es mußte ihnen erst klar werden, daß sie in der gleichen Schachtel ebenfalls
einen Bonbon finden würden.
Generalisierte Imitation
Konzept der Generalisierten Imitation (Gewirtz & Stingle, 1968)stellt eine Fortführung des
Ansatzes von Miller & Dollard dar. Von deren Lerntheorie werden 3 zentrale
Bestimmungsstücke beibehalten:
- Cue
- response
- reinforcement
Das Konzept folgt der funktional-behavioralen Konzeption von Skinner, der Bekräftigung nicht
mit Triebreduktion gleichsetzt, sondern als Bekräftiger all jene Ereignisse auffaßt, die die
Auftretenswahrscheinlichkeit von Verhalten verändern. Daher wird das Konzept eines Triebes
überflüssig.
Generalisierte Imitation = Klasse funktional äquivalenter Verhaltensweisen, die in der
individuellen Lerngeschichte erworben wird.
Erwerb:
1. Bildung einer Reaktionsklasse:Erste zufällige (oder aufgeforderte) Imjitationsreaktionen
werden bekräftigt. Bei weiterer kontingenter Bekräftigung der Nachahmungsreaktionen, wird
beim Kind eine Klasse von Verhaltensweisen generiert, die im Hinblick auf die Bekräftigungn
funktionsäquivalent sind, ansonsten jedoch heterogen sein können.
2. Generalisierung: Diese Reaktionsklasse kann sich auf Verhaltensweisen ausweiten,
deren Nachahmung nie bekräftigt wurde
3. Intermittierende Bekräftigung: Zur Aufrechterhaltung der generalisierten Imitation ist dann
nach den Prinzipien der op. Konditionierung nur noch gelegentliche Bekräftigung notwendig.
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Typisches Experiment
Ein Vorbild demonstriert verschiedene Verhaltensweisen. Das Kind wird für die Nachahmung
einiger dieser Verhaltensweisen bekräftigt, für andere nicht. Generalisierte Imitation ist daran
abzulesen, in welchem Ausmaß die Kinder auch jene Verhaltensweisen nachahmen, für deren
Nachahmung sie nicht bekräftigt wurden.
Bewertung
Hiermit kann erklärt werden, wie es zur Imitation auch ohne unmittelbare Bekräftigung kommt
und weshalb Verhaltensweisen nachgeahmt werden, deren Nachahmung nie bekräftigt wurde.
Offene Fragen
- Ist die Genese der Imitation an ihrem Ursprung durch ein Zusammentreffen einer
Imitationsreaktion und einer folgenden Bekräftigung zwingend gekennzeichnet?
- Problem der Selektivität der Imitation. Generalisierte Imitation erklärt ja eigentlich mehr als
jemals beobachtet wurde
- Wie gelingt es Kindern ein Vorbild nachzuahmen, wenn das Vorbild selbst nicht mehr
anwesend ist?
Kognitiv-affektive Vermittlung
Mowrer (M, 1960) und Aronfreed (A, 1968/69) führten in ihrer affektiv-kognitiven
Nachahmungstheorie kognitiv-affektive Vermittlungskonstrukte in die Lerntheorie der Imitation
ein. Ziel war es, die Spanne zwischen der Beobachtung und der Verhaltensausführung zu
überbrücken.
1.) Sie postulierten ein kognitives Abbild (M: "image",A: "Kognitive Schablone") des
Vorbildverhaltens, das der Beobachter während der Beobachtung erstellt. Dieses Abbild dient
dem Beobachter später als Vorlage für die eigene Verahltensausführung.
Bewertung:
- Mit der behavioristischen Sichtweise wurde gebrochen.
- Hiermit ist der Übergang zur Zwei-Faktoren-Theorie der Imitation von Bandura angelegt:
Lernen, d.h. der erwerb des Abbildes findet nun vor der verhaltensausführung statt.
- man kommt der Erklärung des Erwerbs neuen Vrhaltens sowie der verzögerten
Nachahmung ein Stück näher.
2.) Affektänderungen, die der Beobachter während der Beobachtung erfährt, werden durch
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klassische Konditionierung mit dem Abbild assoziiert.
Z.B. erwirbt ein Kind ein mit positiven Emotionen besetztes Abbild, wenn das beobachtete
Verhalten einer Pflegeperson zeitlich mit Zuwendung gekoppelt ist.
Dies hat zugleich einen hohen sekundären Bekräftigungswert. D.h. die affektiven Besetzungen
des Abbilds motivieren deren Nachahmung: Durch ein Verhalten, das dem Abbild gleicht,
erfährt das Kind die affektiven konsequenzen erneut.
Bewertung
Imitation ist somit selbstbekräftigend ("intrinsischer Wert"), d.h. unabhängig von weitren
externen Konsequenzen.
Kritik
1. Aus kognitionspsychologischer Sicht gibt es keine präzisen Angaben über die Prozesse
des Aufbaus u. der Speicherung der Abbilder und deren Umsetzung in Verhalten.
2. Aus motivationspsychologischer Sicht wird kritisiert, daß nicht nur emotionale Prozesse
beim Imitationslernen eine große Role spielen.
Die sozial-kognitive Theorie
Die sozial-kognitive Lerntheorie von Bandura (1977)
- Versuch eines einheitlichen theoretischen Bezugsrahmens für menschliches Denken und
Verhalten
= eine der einflußreichsten und meist zitierten Theorien
3 Kernannahmen
- 1. Stellvertretende Prozesse psychologischer Funktionen
Nicht nur unmittelbare Erfahrung sondern auch die Beobachtung anderer kann das Denken, die
Affekte und das Verhalten von Menschen entscheidend beeinflussen
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--> Sozial vermittelte Erfahrung
- 2. Symbolische Prozesse psychologischer Funktionen
Die Fähigkeit, Symbole zu verwenden, befähigt den Menschen, sich Ereignisse vorzustellen, zu
analysieren, zu planen, schöpferisch tätig zu werden und vorausschauend zu handeln
- 3. Selbstregulierende Prozesse psychologischer Funktionen
Menschen reagieren nicht einfach auf äußere Einflüsse. Sie wählen Reize aus, die auf sie
einwirken, formen sie um. Sie erzeugen die Konsequenzen selbst und können so in gewissem
Maße selbst ihr verhalten beeinflussen
Bandura leugnet keineswegs die Wirksamkeit operanter Lernvorgänge. Allerdings betont er,
daß Laboruntersuchungen zur Überschätzung der Bedeutung des operanten Lernprinzips und
zur Unterschätzung der Effizienz des Beobachtungslernens geführt haben. Die
eigenverantwortliche Rolle des Individuums bei der Verhaltensregulation wurde bei Bandura
zunehmend in den Vordergrund gerückt.
Die Zweifaktorentheorie des Beobachungslernens
1. Der Erwerb (acquisition) --> geschieht durch klassische Konditionierung
2. Die Ausführung (performance) --> geschieht durch (direkte oder stellvertretende)
Bekräftigung
Später hat Bandura (1971/77) die Zweikomponententheorie ausdifferenziert:
Er nimmt 4 Subprozesse des Beobachtungslernens an:
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1.
2.
3.
4.
Aufmerksamkeitsprozesse in der Beobachtungsphase
Behaltensprozesse der Speicherung und Verarbeitung
Motorische Reproduktionsprozesse
Motivationsprozesse zur Verhaltensausführung
Aufmerksamkeitsprozesse
Nachahmung kann nur stattfinden, wenn Vorbildverhalten wahrgenommen wird. Personen
nehmen aber nicht alle auf sie einstürmenden Reize wahr. Bereits beim Aufnahmeprozeß findet
Selektion statt, die Wahrnehmung ist ein motivierter Vorgang.
Aufmerksamkeitsfördernde Variablen nach Bandura
1. Merkmale des Verhaltens (Auffälligkeit, Komplexität, Neuheit)
2. Merkmale des Beobachters (Wahrnehmungskapazität, Persönlichkeitseigenschaften,
Motiviertheit)
3. Merkmale des Vorbilds (Tüchtigkeit, Alter, Geschlecht, Status)
4. Die Aufmerksamkeit direkt beeinflussende Variablen (begleitende Verbalisierungen des
Vorbildverhaltens durch das Vorbild, den Beobachter, Dritte)
Behaltensprozesse
Zwei verschiedene Repräsentationssysteme nach Bandura:
1. Sprachliche Kodierung
2. Bildliche Kodierung
Sprachliche Kodierung ist bildlicher überlegen (soll ein beobachter Material in sprachliche
Kürzeln verarbeiten, adnn ist seine Nachahmungsleistung auch nach größerer Zeitspanne
besser). Offenbar sind kognitive Repräsentationen nicht genaue Abbilder des Beobachteten,
sondern vom Beobachter aktiv organisierte Erinnerungshilfen.
Motorische Reproduktionsprozesse
Wie es gelingt, kognitive Repräsentationen des Vorbildverhaltens in eigenes Verhalten
umzusetzen, ist der am geringsten ausgearbeitete Punkt der sozial-kognitiven Theorie von
Bandura. Er macht lediglich eine knappe Anmerkung, daß Diskrepanzen zwischen dem Abbild
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und dem eigenen Verhalten in einem Selbstbeobachtungsprozeß registriert werden und zu
korrektiven Anpassungsprozessen führen. Hauptunterschied zum lerntheoretischen Konzept ist
hierbei, daß die Person ihr eigener Steueragent ist, d.h. die Registrierung von Abweichungen
und die informative Rückkopplung übernimmt sie selbst (im behavioristischen Modell durch
externe Bekräftigungsagenten)
Motivationsprozesse
Banduras anreiztheoretische Bekräftigungskonzeption
Ausführungsregulierungen sind Motivationsprozesse, die nach Bandura ausschließlich durch
Bekräftigungsfolgen angeregt sind. Die kognitive Antizipation künftiger Handlungsfolgen
motiviert dazu, bestimmte Handlungen auszuführen und andere zu unterlassen.
Bedeutung von Bekräftigung:
- A Lenken der Aufmerksamkeit in der Beobachtungsphase
- B Regulierung der Ausführung des gelernten Verhaltens
Bekräftigungsarten
1. Direkte Bekräftigung - erfährt der Beobachter für die Nachahmung
2. Stellvertretende Bekräftigung - der Beobachter erfährt stellvertretend direkte Bekräftigung
des Vorbilds
3. Selbstbekräftigung - verabreicht sich der Beobachter selbst
Vorbildeffekte
Bandura unterscheidet drei Vorbildeffekte:
- Beobachtungslerneffekt
Neue Verhaltensmuster werden erworben oder aus bekannten Teilreaktionen
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zusammengesetzt; vorhandene Verhaltensmuster werden unter neue Situationskontrolle
gebracht
- Hemmung oder Enthemmung
Potentiell vorhandene, aber sozial sanktionierte Verhaltensweisen werden unterdrückt (z.B.
Unterlassung von Aggression, Widerstand gegen Versuchungen) oder von Hemmungen befreit
(z.B. Überwindung von Phobien, aggressives Verhalten)
- Reaktionserleichterung
Ein Verhalten, das weder neu noch sozial sanktioniert ist, wird durch gleiches Verhalten anderer
ausgelöst.
Die Anwendung dieser Dreiteilung auf den konkreten Fall bereitet jedoch Schwierigkeiten, weil
eine klare Trennung oft nicht möglich ist. So können z.B. neue Verhaltensweisen, die durch den
Beobachtungslerneffekt enstanden sind, durchaus sozial sanktionierten, aggressiven Inhalt
haben (Enthemmungseffekt) --> Bsp. Leistungsstreben zu großzügiges
Selbstbdienungsverhalten
Diese Systematisierung hat somit kaum praktische Forschungsrelevanz
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