Martin Gubisch Lineare Algebra I WS 2007/2008 Polynomringe Bemerkung In (1.2) haben wir zu den reellen Zahlen künstlich ein neues Element i2 = −1 bilden. Formal haben wir dies bewerkstelligt, indem wir für (a, b) ∈ R2 Paar i hinzugefügt, welches die Beziehung erfüllt. Auf diese Weise haben wir die komplexen Zahlen erhalten, welche wieder einen Körper a, b ∈ R die komplexe Zahl Wir wollen nun zu den reellen Zahlen (oder allgemeiner zu einem Körper X a + bi durch das modelliert haben. hinzufügen, welches keine K ) künstlich ein neues Element Beziehungen erfüllt. Auf diese Weise werden wir den Polynomring über den reellen Zahlen erhalten, der einen Integritätsring, aber keinen Körper bildet. a0 , ..., an ∈ R das Polynom an X n + an−1 X n−1 + ... + a1 X + a0 (a0 , a1 , ..., an−1 , an , 0, 0, 0, ...) modellieren. Dies ist nur ein bisschen aufwendiger als bei Formal könnte man dazu für durch die Folge den kom- plexen Zahlen. Man kann dann folgende Tatsache beweisen: Satz Sei K ein Körper. Dann gibt es einen Integritätsring K[X], genannt folgenden Eigenschaften: (1) K[X] (2) X umfasst den Körper ist ein Element von K a0 , ..., an ∈ K (1) Dabei steht X gilt: natürlich für a0 , ..., an , b0 , ..., bn ∈ K (2) Für K Seien Falls aus i Faktoren z }| { X · X · ... · X . gilt: K. a0 , ..., an ∈ K . an 6= 0, Dann heiÿt so sagt man, Weiter bezeichnet man an mit an X n + an−1 X n−1 + ... + a1 X + a0 = 0 ⇒ a0 = ... = an = 0. an X n + ... + a0 = bn X n + ... + b0 ⇔ a0 = b0 , ..., an = bn . ein Körper. Die Elemente von zienten K, an X n +an−1 X n−1 +...+a1 X +a0 mit a0 , ..., an ∈ K . Definition Sei über K[X]. Bemerkung i X in und setzt dessen Verknüpfungen fort. (3) Die Elemente von K[X] sind alle von der Form (4) Für alle Polynomring an X nennt man Polynome in der Unbestimmten X -te Koezient a X + ... + a + ... + a Grad n deg(f ) = n höchsten Koezienten Leitkoezienten a ai n K[X] der i des Polynoms 0 habe den n n Koe- 0. und schreibt als den mit . oder n von nX + ... + a0 . Grad m + n. Anmerkung Seien K ein Körper und f, g ∈ K[X]. Hat f Grad m und g Grad n, dann hat fg Bemerkung Der Mangel eines Integritätsrings gegenüber einem Körper ist, dass man bei Division zweier Elemente zu einem gröÿeren Rechenbereich, dem Quotientenkörper, übergehen muss. Die hier betrachteten Polynomringe verfügen allerdings (wie die ganzen Zahlen) auch über eine Art von Division, die sich innerhalb des Ringes abspielt. Dies ist eine Division mit Rest . In den ganzen Zahlen besagt die Tatsache, dass sich gerade, dass es einen Quotienten K[X] q∈Z m∈Z und einen Rest lautet die entsprechende Aussage wie folgt: durch r∈Z n ∈ Z\{0} mit Rest m = qn + r gibt mit dividieren lässt, und |r| < |n|. In Satz K ein Körper und seien f, g ∈ K[X], g 6= 0. Dann gibt es q, r ∈ K[X] mit f = qg + r, r = 0 gilt (das heiÿt die Division geht auf ) oder r einen kleineren Grad hat als g . Sei so dass Beweis Wir führen eine Nullpolynom Induktion über den Grad von 0 ∈ K[X] den Grad −1 f, wobei wir (nur für die Dauer dieses Beweises) dem zuordnen. g hat. Dann leisten q := 0 k := deg(f ) − deg(g) > 0. Bezeichne a den a k Leitkoezienten von f und b den von g . Dann ist f − X g ∈ K[X] ein Polynom von kleinerem Grad als b f . Wir können also auf dieses Polynom die Induktionsvoraussetzung anwenden und erhalten p, r ∈ K[X] a k mit f − X g = pg + r , so dass r einen kleineren Grad als g hat. b Als Induktionsanfang betrachten wir den Fall, dass und r := f f einen kleineren Grad als das Gewünschte. Im Induktionsschritt sei also nun Setzt man nun q := ab X k + p, q so leisten und r das Gewünschte. Definition f = an X n + ... + a0 ∈ K[X] ein Polynom mit Koezienten a0 , ..., an ∈ K . Sei weiter x ∈ K . Da a0, ..., an durch f eindeutig bestimmt sind, können wir f (x) := an xn + ... + a0 ∈ K denieren. Man spricht davon, dass x in f eingesetzt wird. Sei Ein x∈K heiÿt Nullstelle f, von falls f (x) = 0 gilt. Bemerkung (1) Seien (2) Sei f, g ∈ K[X] x∈K und x ∈ K. eine Nullstelle von (3) Ein Polynom aus (4) Jedes Polynom K[X]\{0} f ∈ K[X] (f + g)(x) = f (x) + g(x) Dann gilt f ∈ K[X]. vom Grad hat höchstens deniert eine Funktion Polynom denieren lassen, heiÿen q ∈ K[X] Dann gibt es ein n und n (f g)(x) = (f (x))(g(x)). mit f = q(X − x). verschiedenen Nullstellen in K→ K . Funktionen x 7→ f (x) Polynomfunktionen K → K, K. die sich durch ein . Beachte Es besteht ein Unterschied zwischen einer Polynomfunktion und dem zugehörigen Polynom. Nimmt man für K F2 , so gibt es sicher unendlich viele Polynome über K . Es K → K , da es überhaupt nur vier Funktionen K → K gibt. etwa den zweielementigen Körper allerdings nur vier Polynomfunktionen gibt Bemerkung Ist K ein unendlicher Körper und sind (das heiÿt f (x) = g(x) für alle x ∈ K), f, g Polynome in dann gilt bereits K[X], die f = g. die selbe Polynomfunktion darstellen Definition f = an X n + ... + a0 ∈ K[X] ein Polynom mit Koezienten a0 , ..., an ∈ K . Weiter sei V ein K Vektorraum und Hom(V, V ) der Ring der Endomorphismen von V (mit der Hintereinanderausführung als Multiplikation) mit ϕ ∈ Hom(V, V ). Da a0 , ..., an durch f eindeutig bestimmt sind, können wir Sei f (ϕ) := an ϕn + ... + a0 idV ∈ denieren. Man spricht davon, daÿ der Endomorphismus ϕ Hom(V, V ) in das Polynom f eingesetzt wird. Bemerkung (1) ϕi steht dabei ϕ0 = idV . i-malige ϕ...ϕ = ϕ ◦ ... ◦ ϕ und es gilt | {z } | {z } i Faktoren i Faktoren ϕ ∈ Hom(V, V ). Dann gilt (f + g)(ϕ) = f (ϕ) + g(ϕ) Hintereinanderausführung f, g ∈ K[X], V ein K -Vektorraum (f g)(ϕ) = (f (ϕ))(g(ϕ)). (2) Seien und natürlich für die und