Neurobiologie der Veraenderung buss 2010 pub

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Neurobiologie der Veränderung
Neurobiologie der Veränderung
Konsequenzen für die therapeutische Praxis
Was ist zu klären?
Jahrestagung des buss
am 17. März 2010 in Berlin
• Ausgangspunkt: 2 Begriffe
– Was ist Veränderung ?
• als Ergebnis: (Lernergebnis, Therapieergebnis ...)
• als Vorgang/Prozess: (lernen/lehren, therapieren/therapiert
werden, kommunizieren, (sich) anpassen)
– Was verstehen wir unter Neurobiologie ?
• Wie stehen die beiden Begriffe zueinander:
– Lineare (neurobiologische Korrelate machen
Wahrnehmungen/Empfindungen/Gefühle oder
umgekehrt) oder
– zirkuläre Beziehung (wechselseitiges Bedingen) ?
Dr. Heribert Fleischmann
Bezirkskrankenhaus Wöllershof
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Faktoren
Störungen
Interventionen
psychologisch
•Craving
•einengendes Verhaltensmuster
•verminderte Kontrollfähigkeit
Körperstrukturen
Körperfunktionen
•Konsum gegen Entzugssymptome
IndividuelleEntzugssyndrom
•körperliches
Ebene
•Nachweis einer Toleranz
biologisch
medizinisch
Gesellschaftspolitische
Ebene
Person
Anpassung
Stoffwechselvorgänge
Kommunikation
Lernen, Therapie
Kultur, Zivilisieren
Aktivitäten
Teilhabe
•Vernachlässigung anderer
Vergnügen oder Interessen
Personen•Konsum trotz schädlicher
bezogene
Folgen
Faktoren
Anpassungsdruck
Evolution
Witterung
Physikalisch/chemisch
Machtstrukturen
Kontextfaktoren
Droge
Umwelt
soziokulturell
Umweltfaktoren
Das bio-psycho-soziale System von Sucht
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Neurobiologische Veränderung in der
Entwicklung des Menschen
• Physiologische Veränderungen/Anpassungen (z.B.
„Altern“
– Kindheit, Adoleszenz
– Erwachsenenalter
• Pathologische Veränderungsprozesse
(„Traumatisierungen“) wie z.B.
– Kindsmisshandlung
– „Borderlinesierung“
– Sucht
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Neurobiologische Prozesse im Gehirn –
ein Ergebnis der Evolution
Evolution hat den Zweck
– Selbsterhaltung
– Arterhaltung
Existenziell ist die Befriedigung von Grundbedürfnissen (Grawe 2004)
– Bindung, Orientierung (Sicherung der Betreuung durch Nähe)
– Kontrolle (Selbständig werden, Autonomie, Unabhängigkeit)
– Lustgewinn und Unlustvermeidung
– Mehrung des Selbstwertgefühls
über Anpassung an die Umwelt durch evolutive Rückmeldesysteme auf
neurobiologischer Ebene wie
– Temperaturregulierung
– Schmerzsystem (Vermeidung von Verletzungen)
– Ekelsystem (Aufnahme verträglicher Nahrung)
– Paniksystem (schnelle Reaktion auf akute Gefahren)
– Furchtsystem (Anpassung an Gefährdungen) usw.
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Was passiert auf
neurobiologischer Ebene
(Veränderungen) bei Konsum
von Suchtstoffen ?
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1
Neurobiologische Veränderung bei
Konsum von Suchtmittel
Veränderung durch
Neurotoxizität
• Strukturelle Veränderungen/Schädigungen durch
• Frauen sind stärker betroffen als Männer
• im frontalen Kortex und Zerebellum
besonders ausgeprägt, aber auch im
anterioren Hippocampus
• Störung der längerfristigen
Handlungsplanung und des
Arbeitsgedächtnisses
• Bei langfristiger Abstinenz bildet sich die
Atrophie zumindest partiell zurück
– Neurotoxizität
– Verhinderte Neurogenese
• Funktionelle Veränderungen/Schädigungen durch
– Stress (Glukokortikoide, Veränderung der HPLAAchse)
• Zusätzliche Veränderungen bei Komorbidität
– Frühkindliche Deprivation/ Missbrauch
– Effekte auf unreifes Adoleszentengehirn
– Depression, Angst, Borderline, Dissozialität
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Veränderung durch verhinderte
Neurogenese
•
•
•
•
•
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Neurobiologie der Veränderung
bei erwachsenen „alkoholabhängigen“ Versuchstieren ist eine
Neubildung von Nervenzellen (Neuroneogenese) in der
Größenordnung von mehreren 100 000 monatlich möglich.
vor allem im Hippocampus und in Teilen des frontalen Cortex
Im Stadium massiver Alkoholzufuhr kommt sie vollständig zum
Stillstand. Fulton Crews,
Dieser Befund erklärt die alkoholbedingte Hirnatrophie aber auch die
abstinenzbedingte Erholung und Wiederausdehnung des Gehirns im
Sinne einer „Selbstreparatur“
Diese Ergebnisse können für eine Steigerung der Motivation zur
Abstinenz verwendet werden. (Mann 2006)
Interaktion mit der
- Umwelt („Anpassung“)
- Mitwelt: Soziale Synapse
Morphologische Grundlagen
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Der Mensch als ZOON POLITIKON
(Aristoteles)
Individuum
Assimilation
Erziehung
Therapie
Elimination
kultiviert
Der Mensch als ZOON POLITIKON
(Aristoteles)
Veränderung
Kommunikation
Anpassung
läuft über das
Gehirn
Darm, Niere
Haut, Lunge
Mitwelt
Umwelt
WELT
Therapeut
Sinnesorgane
Erziehung
Therapie
Motorik
Veränderung
Kommunikation
Anpassung
läuft über das
Gehirn
Mitwelt
Veränderung
Magen, Darm
Haut, Lunge
Veränderung
Sinnesorgane
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Erziehung
„Therapie“
Sinnesorgane
Patient
Mitwelt
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WELT
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Voraussetzung für Kommunikation,
Anpassung, Veränderung:
Das Gehirn in nüchternen Zahlen
•
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•
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•
•
•
•
Komplexität ist das Ergebnis von 500 Mill. Jahren
Evolution
Ca 100 Milliarden Neurone (100.000.000.000)
Ca 1000-5000 Billionen Gliazellen (Funktionen
kaum bekannt)
Jedes Neuron mit bis zu 10.000 Synapsen
Ca 2-3 Mill. Nervenfasern von den Sinneszellen
zum Gehirn
Ca 300 Impulse pro Sekunde von peripher zum
Gehirn (Input)
Jede Nervenzelle enthält das gesamte Erbgut mit ca.
35. 000 Gene
Jedes Neuron an einem spezifischen Platz mit
spezifischer Funktion (Spezialisierung
Jedes Neuron arbeitet in Gruppen, nie alleine
Veränderung/Anpassung –
Allgemeine Voraussetzungen sind:
• Plastizität vorhandener Strukturen
– Physikalische Formationen
• Berge (Erosion)
– Biologisch:
• DNS (Evolution)/Mutation, Zellen, Gewebe, Organe,
• Muskeln (Volumenzunahme)
• Nervenzellen (Neuroplastizität, (Hebb 1949)
• Neubildung von Strukturen („Neogenese“)
– Physiko-chemisch, Kernfusion, Berge/Vulkanismus
– Biologisch, z.B.
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Veränderung Anpassung
Spezielle Voraussetzungen im Gehirn sind:
• Zellteilung
• Adulte Neurogenese ( Göteborg)
Neuronale Plastizität: Synapse
• Synaptische Plastizität: durch Gebrauch wird die Stärke
der synaptischen Übertragung verändert. Diese
Änderungen können sowohl durch Änderungen der
Morphologie als auch der Physiologie der Synapse
verursacht werden.
• Synaptische Plastizität gilt als ein möglicher
neurophysiologischer Mechanismus für Lernprozesse und
Gedächtnis.
Anpassungsvorgänge
•Auf Zellebene
(strukturell und
funktionell)
•Neuroplastizität
(Hebb 1949)
•Neurogenese
•Auf Ebene von
Neuronenverbänden
(Systeme)
•Kortikale Plastizität
•Netzwerkbildung
•Spiegelneurone
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•
•
•
•
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Neuronale Plastizität: Synapse
Synapsenprozesse (Mikroebene)
Man unterscheidet
– Kurzzeitplastizität: Die Änderung der Übertragungsstärke hält einige
Millisekunden bis höchstens einige Minuten an.
– Langzeitplastizität: Die Stärke der Übertragung ändert sich für viele
Minuten bis einige Stunden, möglicherweise lebenslang.
Je nach Verstärkung der synaptischen Übertragung spricht man von
– Langzeit-Potenzierung (long-term potentiation, LTP),
– Kurzzeit-Potenzierung (short-term potentiation, STP),
– Langzeit-Depression (long-term depression, LTD) und
– Kurzzeit-Depression (short-term depression, STD).
Anzustreben ist LTP für erwünschte Aktivierung und LTD für unerwünschte
Aktivität
Es sind etwa drei Monate nötig um das Wachstum zusätzlicher, neuer
Synapsen zu ermöglichen
• Kommunikation erfolgt durch
Erregungsübertragung an den Synapsen (= Ort der
Psychotherapiewirkung auf Mikroebene!)
• Synapsen werden
– gebahnt (durch häufigen Gebrauch, Umwelteinflüsse,
Aktivitäten etc. Trampelpfad-Metapher)
– stillgelegt
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Neuronale Plastizität: Kortex,
Neuronenverbände
Anpassung durch Neurogenese
• Bei Säugetieren und beim Menschen im
Hippokampus und in der periventrikulären Zone des
Stirnhirns nachgewiesen
• Nach einem Schlaganfall wachsen von der
periventrikulären Zone neue Stammzellen ein
• Kann durch bestimmte Neuropsychopharmaka
angeregt werden.
• Durch molekulare Disinhibition und motorisches
Training kann bei Ratten (und Menschen?) nach
einem Querschnittstrauma das Rückenmark
funktionell regenerieren.
• Kortikale Plastizität beschreibt die aktivitätsabhängige
Änderung der Größe, Konnektivität oder Aktivierungsmuster
von kortikalen Netzwerken.
• Die kortikale Organisation von Sinneseindrücken sind z.B.
kortikal so gegliedert, dass dies einer Karte des Körpers
ähnelt (Homunkulus). Somatotopische Gliederung.
• Das Fehlen von Sinneseindrücken z.B.nach einer Amputation,
führt zu Veränderungen der kortikalen Karte: der Bereich, der
zuvor für den nun fehlenden Teil zuständig war, übernimmt
nach und nach auch Repräsentation der benachbarten Teile
des Körpers. Dies kann zu Falschwahrnehmungen führen.
• Kortikale Karten können sich durch Training verändern
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Sucht als außer Kontrolle
geratenes AnnäherungsVerhalten in Richtung
Lustgewinn/Unlustvermeidung
Grundbedürfnisse bzw.
motivationale Ziele
–Bindung,
Orientierung
–Kontrolle
–Lustgewinn/Unlustvermeidung
–Selbstwertgefühl
Primäre Verstärker
•Essen
•Trinken
•Sex usw.
Psychologie
Verhalten
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Neurobiologie
Neurobiologie der Veränderung
Bewertungssystem: liking
wird gelernt
+ hedonisch,
Limbische Strukturen
angenehm/unangenehm
gut/schlecht
-
Annäherung
+
Kommunikation
Spiegelneuronen als morphologisches
Korrelat
Vermeidung
Motivationssystem: wanting
exekutiv
Dopamin als Verstärker
Ncl. Accumbens
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„Verhaltensausrichtungssystem“
Spiegelneurone als neurobiologisches
Korrelat
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Spiegelneurone: Auslöser für Aktivierung
• Brücke zwischen Beobachtung und Handeln
• Bis zum „Ablesen“ von Sprache von den Lippen,
Verstehen von Pantomime
• sehen, wie eine Handlung abläuft
• hören, wie von einer Handlung gesprochen wird
• Aufforderung, sich die betreffende Handlung vorzustellen
Experimente von Rizzolatti (1996)
• Handlungsneurone werden vor einer Handlungsausführung aktiviert (Bsp.: Greifen nach einer Nuss)
• Beobachtung eines anderen, der nach der Nuss greift,
aktiviert dieselben Neurone beim Beobachtenden!
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Spiegelneuronen in motorischen
Arealen: Handlungsneurone
Spiegelneuronen in sensorischen
Arealen: Empfindungsneurone
Lokalisation: prämotorischer Cortex (PM) bis zum inferioren
Brodman-Areal A44 und A45 (= Broca und Umgebung).
Funktion: Sie spiegeln das gesamte Handlungsprogramm bis hin
zum erwarteten Ergebnis der ganzen Aktion. Sie sind auch
beim rein beobachtenden Gehirn aktiv.
Bewegungsneurone führen aus, was ihnen die Programme
der Handlungsneuronen ansagen.
Nutzung: Bewegungsinduktionstherapie für Schlaganfallpatienten:
Patienten beobachten gezielt Handlungen, die sie im Rahmen
der krankengymnastischen Übung „nachahmen“
Lokalisation: unterer Scheitellappen (inferiorer parietaler
Assoziationscortex: PASS A7)
Funktion: Sie speichern Empfindungen des Körpers ab (=
Spürinformationen), wie sie bei eigenem Agieren entstehen
und können auch die Empfindungen beobachteter Menschen
bei deren Handlungen dann im eigenen Körper
hervorbringen. Wenn man weiß, wie es sich anfühlt, sich in
den Finger zu schneiden, kann man dieses beobachtete
Missgeschick beim Mitmenschen buchstäblich mit-fühlen.
Nutzung: z.B. im Film (subtile Horrorbilder bei Hichcock), Werbung,
Mode
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Spiegelneuronen in „emotionalen“
Arealen: Gefühlsneurone
Zusammenfassung
•
Lokalisation: Amygdala, Vorderlappen, anteriores cingulum
Funktion: Gefühlsneuronen befähigen uns, unsere eigenen
Gefühlslagen (unser emotionales Ich-Gefühl;
Grundstimmung) und die anderer Menschen zu erfassen.
Empathiefähigkeit ist eine auf neurobiologischer Resonanz
beruhende Mit-Reaktion, die darauf gründet, dass
Gefühlsneuronen auch spiegeln. D.h. auch die mit Mimik und
Gestik verbundenen Gefühle können sich in gewissem
Ausmaß von einem Menschen auf einen anderen übertragen
Nutzung: „gesundheitsförderliche“ Gefühlsübertragung von
TherapeutIn zu PatientIn.
•
•
•
•
•
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Allen psychischen Prozessen liegen spezifische neuronale
Erregungsmuster zu Grunde
Psychotherapie soll Menschen, die durch die Einwirkung von
Lebenserfahrungen auf ihr Gehirn krank wurden, durch Einwirkungen
von Lebenserfahrungen auf das Gehirn wieder gesund machen (Grawe
2004, 88)
Ohne sinnlichen Austausch = Erfahrungen (bidirektional!) mit der Um/Mitwelt keine Veränderungen (mit den entsprechenden
neurobiologischen Korrelaten)
Psycho- und Pharmakotherapie scheinen wirkungsäquivalent zu sein, aber
bilanzierte Neurotransmitter ersetzen keine sinnliche Erfahrung
Durch PT künstlich herbeigeführte Lebenserfahrungen verändern den
Serotonin- oder Dopaminspiegel genauso wie natürlich eingetretene
Lebensereignisse.
Die Reaktionsfähigkeit serotonerger Neurone (Bahnung oder Hemmung)
hängt von der sozialen Rangordnung (Um-/Mitweltbezug !) ab.
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Können wir Nervenzellen trainieren ?
• Im Kortex von jemandem, der fleißig Geige gespielt hat,
sind die motorischen Projektionsfelder des zweiten bis
fünften Fingers der linken Hand deutlich größer als die der
rechten Hand.
• Durch Üben/Reizung werden immer wieder dieselben
Neurone aktiviert. Zwischen den gleichzeitig aktivierten
Neuronen bilden sich durch entsprechende Genexpression
immer mehr und übertragungsbereitere Synapsen, nicht
nur im motorischen sondern auch im sensorischen Kortex.
• Ausdauersport wie Jogging fördert nachweislich die
Neurogenese im Hippocampus
Neurobiologie der Veränderung
Übung
Lernen
Konsequenzen für die Therapie
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Neurobiologie – Therapeutische
Grundbedingung
Neurobiologie – Therapeutische
Grundbedingung
Abhängigkeit ist ein
• individueller fehlgeleiteter Anpassungsprozess an eine
Umwelt,
• fixiert durch neuronale Veränderungen des Gehirns: die als
„implizites Gedächtnis“ gespeicherten Inhalte müssen
überschrieben werden (=Neulernen), d.h. das Gehirn muss
neu „programmiert“ werden
• Pathogenetische und gesundheitsfördernde Prozesse nutzen
die gleichen Mechanismen (d.h.: nihli nocere und bonum
facere)
• Deshalb veränderungsfördernde individuell „positive“
(pädagogische) Atmosphäre
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(„Lern/Veränderungsumgebung“) schaffen
• Ein nachvollziehbares, entlastendes und dadurch
motivierendes (medizinisches?) Erklärungsmodell für die
Erkrankung und die Genesung anbieten (Psychoedukation,
Soteriakonzepte)
• Verändert wird im Kurzzeitgedächtnis die Funktion
(bestehende Synapsen werden verstärkt/gebahnt), im
Langzeitgedächtnis die Struktur (neue Synapsen werden
gebildet).[5]
• Da etwa drei Monate nötig sind um das Wachstum
zusätzlicher, neuer Synapsen zu ermöglichen, wäre zu
vermuten, dass nach drei Monaten konsequenten Achtens
auf inneres Wohlgefühl, eine einschneidende Veränderung
stattfinden könnte.
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Neurobiologie - Anforderungen an eine
wirksame Therapeut-PatientKommunikation
Neurobiologie – Therapeutisches Setting
• Empathie: Versuch, den Gesprächspartner intensiv
wahrzunehmen. Versuch, sich seine Gefühle und
seine Sicht der Dinge zu vergegenwärtigen.
• Wertschätzung: Versuch, dem Gesprächspartner
Achtung und Wertschätzung entgegenzubringen, ihm
das Gefühl zu geben, dass er ernst genommen
wird.
• Echtheit: Versuch, die eigene Meinung überlegt und
klar zum Ausdruck zu bringen und Gefühle ehrlich
zu äußern (Selbsterfahrung erforderlich?).
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• Herausnahme (vorübergehend vollständig) aus der
pathogenen Um-/Mitwelt mit den impliziten
Verhaltensschemata (Wegfall der Toxizität)
• Aufbau einer drogenreizarmen Um-/Mitwelt
• Veränderung der Reizstärke (Bedeutungsgebung) von
(visuellen, akustischen, situativen etc.) Stimuli der
Alltagsumgebung (z.B. Expositionstraining)
• Verstärkung/Konditionierung erwünschter Stimuli
– biographisches Verstehen/Analyse zur Labilisierung
und Aktivierung problembehafteter Verhaltensschemata
– therapeutisch geschützte Verhaltens-/Gefühls/Erfahrungsübungen in Gegenwart und
Alltagssituationen
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Neurobiologie - Technische
Therapieverfahren
Neurobiologie – Einbezug der Mitwelt
• Förderung sozialer Kompetenzen (Neinsagen, sich
durchsetzen, Selbstwert, Selbstbewusstsein
=präfrontaler Kortex)
• Aktivierung (sozialer) Ressourcen
• Ständiges Wiederholen (verstärken) erwünschter
Verhaltensweisen in unterschiedlichen
Umgebungen (therapeutisches Setting)
• Biofeedback umschriebener funktionaler
Hirnstrukturen/Neuronenverbände, z.B. der Amygdala
• Tiefe Hirnstimulation im Nucleus accumbens zur
Modulation des Cravings (Abstinenzunterstützung)
• Faszilitierende TMS zur Stärkung der Kontrollfunktion des
lateralen PFC (nach Fallgatter 2009)
• Dopaminerge Pharmakotherapie (nach Fallgatter 2009)
• Individuelle Messung von Cravingkorrelaten im Gehirn
(nach Fallgatter 2009)
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Neurobiologie der Veränderung
Neurobiologie – Therapeutische
Schlussfolgerungen
Jahrestagung des buss
am 17. März 2010 in Berlin
• Psychotrope Substanzen (pathogene Umwelt) triggern das
mesolimbische System (Dopaminausschüttung = „Lust“)
• Für Therapie gilt es Alternativen zu finden
– Hedonistische Therapie: Genusstraining
– Alternativen zur Stressbewältigung?
• Motorische Programme (Sport) fördert die Neurogenese
• Synapsenprozesse benötigen Wiederholung (Bahnung),
wenn nachhaltige strukturelle neuronale Veränderungen
erreicht werden sollen, d.h. mehr Zeit (Plädoyer für längere
Behandlungszeiten, Misserfolge sind das Ergebnis zu
kurzer therapeutischer Einwirkungen)
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Danke für die Aufmerksamkeit
Dr. Heribert Fleischmann
Bezirkskrankenhaus Wöllershof
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