Dosis-abhängige Wirkungen von Melengestrolacetat (MGA) auf die Gehalte von Östradiol, Progesteron und luteinisierendem Hormon in Blutplasma zyklischer Färsen und der Einfluss auf die Östrogen-Rückstände in essbaren Geweben Dose-dependent effects of Melengestrol Acetate (MGA) on plasma levels of oestradiol, progesterone and luteinizing hormone in cycling heifers and influences on estrogen residues in edible tissues Hageleit, M.; Daxenberger, A.; Kraetzl, W.-D.; Kettler, A. und Meyer H.H.D.: APMIS 108 (2000) S. 847-854 Melengestrolacetat (MGA) wird verbreitet eingesetzt als Futtermittelzusatz zur Leistungssteigerung in der Färsenmast in USA und anderen nicht-europäischen Ländern. Um seine physiologische Wirkungsweise zu erfassen wurde vier Färsen 8 Wochen lang eine tägliche Dosis von 0,5 mg MGA oral appliziert, was den Anwendungsvorschriften in USA entspricht. Jeweils 2 Färsen erhielten 0, 1,5 oder 5 mg pro Tag. Plasmaproben wurden zwei mal wöchentlich gezogen und die Konzentrationen von MGA, Progesteron und Östradiol-17ß mittels Enzymimmunoassay (EIA) bestimmt. Die pulsatile Freisetzung von luteinisierendem Hormon (LH) wurde mit Hilfe von 6-stündigen Profilen mit 20-minütiger Probennahme radioimmunologisch erfasst. Nach der Schlachtung wurden die Fortpflanzungsorgane untersucht die Östrogenkonzentrationen in essbaren Geweben mit Hilfe von HPLC/EIA spezifisch und genau gemessen. Vier Tage nach dem Beginn der MGA-Fütterung erreichten die Plasma-Konzentrationen von MGA Werte zwischen 30 und 100-400 pg/mL, abhängig von der Dosis. Drei Wochen nach dem Beginn der MGA-Behandlung fiel die Konzentration von Progesteron im Plasma in allen Versuchsgruppen unter basale Werte von 0,3 ng/mL. Die mittleren Östradiol-17ß-Konzentrationen in Plasma erreichten Werte mit 5 pg/ml während des gesamten Wirkungszeitraumes von MGA – Gehalte, wie sie typisch sind während des Östrus. Die Überdosierung bewirkte jedoch keine über die basalen Werte hinausgehende ÖstradiolFreisetzung. Die Anzahl und die Größe der Ovarfollikel wurde von keiner der Behandlungen beeinflusst. Die mittleren LH-Konzentrationen und die Puls-Häufigkeit stiegen während der Behandlung mit der vorgesehenen Dosis (0,5mg pro Tag) signifikant an, während höhere MGA-Dosierungen einen eher unterdrückenden Effekt hatten. In allen Behandlungsgruppen war die Entwicklung der corpora lutea unterdrückt. In Fett und Muskel stiegen die Konzentrationen von Östradiol-17ß nach der Behandlung mit 0,5mg MGA pro Tag etwa um den Faktor 3 an. Die vorliegende Arbeit gibt erstmals einen zusammenfassenden Überblick über den Wirkungsmechanismus von MGA. Die Ovulation wird unterdrückt, jedoch produzieren die Follikel fortwährend Östradiol-17ß, das allein den anabolen Effekt zu bewirken scheint. Überdosierung von MGA unterdrückt die Sekretionstätigkeit der Follikel, vermutlich über negatives Feedback via Hypothalamus und Hypophyse. © Lehrstuhl für Physiologie, Letzte Änderung: 06.10.2009, Renate Schöpf