Der Westen 254 GWAYI RIVER DER WESTEN Der Westen Zimbabwes, das Matabeleland, ist nur dünn besiedelt und weist eine trockene, meist buschige Landschaft ohne große Höhenunterschiede auf. Hier befindet man sich in Safari-Gebiet, denn neben zahlreichen Rinderzuchtfarmen gibt es mehrere Wildgebiete und die Nationalparks Hwange N. P. und Kazuma Pan N. P. Als ein noch stärkerer Anziehungspunkt wirken jedoch die Viktoriafälle des Sambesi an der nördlichen Landesgrenze. Das einmalige Naturschauspiel hat sich längst zur wichtigsten und meistbesuchten Sehenswürdigkeit des Landes entwickelt. Von Bulawayo nach Victoria Falls Die 440 km lange Teerstraße nach Victoria Falls ist problemlos an einem Tag zu bewältigen. Sie führt zunächst durch klassisches Rinderzuchtgebiet mit typischer Buschlandschaft. Die trockenen Kalaharisandböden erlauben keine ertragreiche Landwirtschaft, sind jedoch für Rinderhaltung geeignet. In Tsholotsho, einem abgelegenen Marktflecken 114 km nordwestlich von Bulawayo, befindet sich eine Rinderzucht-Forschungsstation. Auf dem Weg dorthin durchquert man die Ortschaft und Bahnstation Nyamandhlovu (Elefantenkopf). Der Ndebele-Name erinnert an die großen Elefantenherden dieser Region, die jedoch schon vor Generationen ausgerottet oder vertrieben wurden. Die Wildnis wurde frühzeitig in großflächige Farmen unterteilt, und wo einst Elefanten umherzogen, weiden heute Rinder. Auf einer dieser Farmen hat der Besitzer D. Greaves mehrere Touristenchalets mit Pool und Restaurant errichtet. Unter dem Namen Fountain Safaris bietet er neben der Unterkunft (rund 70 US$/Halbpension) auch Touren und Safaris an (P. O. Box 3796, Bulawayo. Tel. 19-62553, Fax 19-64880). Erst ca. 80 km nördlich von Bulawayo beginnen verschiedene Forstgebiete, von denen das Gwaai Forest Land das größte ist. In den zum Teil uralten Teakholz- und Mischwäldern wird viel Holzwirtschaft betrieben. An der Abzweigung nach Lupane, 170 km von Bulawayo, befindet sich die erste Tankstelle auf dieser Strecke. Bei Km 218 beginnt die Gwayi Valley Conservancy, ein noch recht junger Zusammenschluß verschiedener privater Ländereien zum Wildschutzgebiet. Diese Wildschutzzone verläuft parallel zum Nationalpark und den angrenzenden Forstgebieten entlang des Gwayi River, die Einrichtung soll als Pufferzone für Wildtiere dienen und gleichzeitig das touristische Potential der Region verstärken. Die alten Rinderzäune werden nach und nach entfernt. Bereits bei Km 220 beginnen mit der Abzweigung zu den Kingdom Cottages die ersten Buschcamps und Safarilodges (Infos siehe S. 266). Als markanter Zwischenstop liegt genau auf halber Strecke nach Victoria Falls bei Km 222 das Halfway House mit Tankstelle (P. O. Box 6, Gwayi. Tel./Fax 189-281). Ein Restaurant mit Gartenbereich lädt die Reisenden zu einer Erfrischungspause ein, daneben befinden sich saubere Chalets und ein großer Pool (Rondavel ca. 25 US$/EZ und 35 US$/DZ, Dinner etwa 7 US$, Frühstück 5 US$). Das Halfway House dient als Haltestelle für die großen Überlandbusse. Die Piste gegenüber führt nach 1 km zu einer 150 m langen, den Gwayi River überspannenden Stahlhängebrücke. Bei Km 245 erreicht man die abseits der Straße liegende Ortschaft Gwayi River, die manchmal auch Dahlia genannt wird. Mittelpunkt dieser verschlafenen Siedlung ist das etwas vernachlässigte, im britischen Kolonialstil erbaute Gwayi River Hotel. Der schöne Garten- und Poolbereich sowie ein Teil der Innenausstattung erinnern noch an die Zeiten, als dieses Hotel wegen seines liebenswürdigen Charmes im ganzen Land bekannt war (P. O. Box 9, Gwayi. Tel. 355, Fax 18-268/514, Preise: Dinner, B&B ca. 70 US$, B&B ca. 60 US$). Gleich neben dem Hoteleingang, im Gebäude der Tankstelle, ist ein sehenswerter Ausstellungs- und Verkaufsraum der einheimischen Töpferei (Gwayi Pottery) untergebracht. In freundlicher Atmosphäre kann man hier zu fairen Preisen einkaufen. Dieser Platz ist auch Haltestelle der Blue Arrow Expressbusse. Gwayi ist übrigens ein Ndebele-Begriff und bedeutet übersetzt Tabak. Die einsame Region westlich der Teerstraße Gwayi Valley Conservancy und erste Safarilodges Einkehr im Halfway House Sehenswert! 255 Der Westen 256 HWANGE Nach Süden verläuft von Gwayi River eine Schotterstraße am Camp Selous und der Kumana Lodge vorbei zum Kennedy Gate des Hwange Nationalparks. Durch dieses Gate können die Fahrzeuge der ansässigen Lodges für Pirschfahrten in den Park gelangen, Privatfahrzeugen ist die Durchfahrt jedoch untersagt. Nach Norden führt eine Piste an der Nyati Lodge (6 km) vorbei zum Mzola Forest Land und weiter nach Lusulu. Kurz vor Lusulu zweigt eine Allradpiste zum Chizarira Nationalpark ab, diese Zufahrt wurde jedoch vor einigen Jahren offiziell stillgelegt. Im Mzola Waldreservat veranstaltet Nemba Safaris mehrtägige Fußsafaris und Reitsafaris mit Übernachtungen in drei verschiedenen Buschcamps (Fam. Van Wyk, P. O. Box 4, Gwayi, Tel. 189-271, Fax 118-375). In der gesamten Region entlang des Nationalparks kann man ab und zu noch Reste der Old Bulawayo Road entdecken. Zwei schmale Teer- oder Betonstreifen in der Spurbreite eines Fahrzeugs kennzeichnen die koloniale Fernverbindung aus vergangenen Zeiten. 1968 ersetzte die moderne Asphaltstraße diese alte Strecke. Die alten Spuren verlaufen häufig parallel zur Hauptstraße und werden manchmal auch noch als Zufahrt zu Lodges oder Farmhäusern genützt. Oben: Hinweisschild bei Dete zum Schutz der Wild Dogs HWANGE N. P. Auf der Weiterfahrt nach Victoria Falls gelangt man nach 19 km zur Abzweigung zum Main Camp des Hwange Nationalparks. Bleibt man jedoch auf der Hauptstraße, zweigt nach 16 km bei Cross Roads die Straße nach Dete ab. Der durch die Bahnlinie zweigeteilte Ort mit dem angestaubten kolonialen Ambiente bietet für seine Anwohner, von denen die meisten bei der Bahn beschäftigt sind, einen Recreation Club, einfache Versorgungsmöglichkeiten, eine Schule und ein kleines Post Office. Die Bahnlinie, wo täglich Züge zwischen Bulawayo und Victoria Falls verkehren, verläuft mitten durch den kleinen Ort. Das alte, traditionelle Game Reserve Hotel wurde kürzlich abgerissen und unter dem Namen New Game Reserve Hotel neu errichtet. (P.O.Box 2, Dete, Tel. 18-546, Fax 18-564. Europäische Gäste zahlen für B&B 80 US$ p. P.). Ansonsten findet man in Dete (früher: Dett) einen Andenkenladen mit Reisebüro, eine Tankstelle und in einem Backsteingebäude neben der Bahnstation die Backpacker-Unterkunft Wildside Hostel (Übernachtungen für ca. 5 US$). 50 km von Cross Roads entfernt liegt die moderne Industriestadt Hwange, deren Entstehung auf den immensen Kohlevorkommen basiert, die der Deutsche Albert Giese 1894 erstmals abzubauen begann. Mit der Bahnlinie setzte 1904 der Boom für das damalige Wankie ein. Bis heute vergrößerte sich die Bergbaustadt mit dem eher langweiligen Flair einer Arbeitersiedlung auf über 42 000 Einwohner. Die Straßenzüge sind gepflegt, die Versorgung ist sehr gut. Förderbänder, Kühltürme und Kohlegruben prägen die visuellen Eindrücke. Am besten fängt man die Atmosphäre im Garten des ruhigen Baobab Hotels (Tel. 181-2323, Fax 3481) ein. Hier ist man zwar eher Geschäftsreisende oder Inspektoren gewöhnt, doch bietet das Hotel auch Touristen auf der Durchreise eine anständige Mahlzeit und Unterkunft (gut als Ausweichquartier geeignet, falls man im Sinamatella Camp/Hwange N. P. keine Unterkunft finden sollte). Der Kohleabbau erfolgt durch die Wankie Colliery Company. 1972 geriet die Minengesellschaft in die Schlagzeilen, als sich hier eines der schwersten Minenunglücke der Welt ereignete, bei dem 427 Arbeiter durch eine Explosion unter Tage ums Leben kamen. 3 km südlich von Hwange führt eine ruppige Wellblechpiste zum 40 km entfernten Sinamatella Camp im Hwange Nationalpark. Unterwegs durchquert man dabei das 510 km² große Jagdgebiet Deka Safari Area. Die restlichen 104 km bis Victoria Falls führen entlang der Jagdgebiete Deka Safari Area, und Matetsi Safari Area. 48 km vor Victoria Falls zweigt links die Piste zum Kazuma Pan N. P. und dem Robins Camp im Hwange N. N. ab (siehe S. 276). Auf den letzten Kilometern mehren sich die Verkaufsstände für Kunsthandwerk entlang der Straße. Hwange Nationalpark Der mit 14 651 km² größte Park Zimbabwes er ist halb so groß wie Belgien zählt zu den bedeutendsten touristischen Anziehungspunkten und ist ganzjährig geöffnet. Er grenzt im Westen an Botswana, wohin die Wildtiere frei wandern können, im Osten an die Bahnlinie, im Süden an dünn besiedeltes Farmland und im Norden an Jagdgebiete. Weite Teile des Parks sind für die Öffentlichkeit unzugänglich, nur der nördliche Teil ist touristisch erschlossen. Hier wurden drei Camps und rund 480 km Wege angelegt. Wegen seiner trockenen Sandböden und des Wassermangels war die Region nie sehr dicht besiedelt. Um 1834 ließen sich nördlich vom heutigen Sinamatella Camp, wo kleine Flüsse dauerhafte Siedlungen ermöglichten, Angehörige der Nambya unter Chief Wange nieder. Sie gründeten die Hauptstadt Bumbusi, deren Ruinen heute noch in der Nähe des Bumbusi Camps stehen (man kann neben den überwucherten Mauerresten noch einen großen Eisenschmelzofen sehen, allerdings gelangt man zu den vernachlässigten Ruinen nur über eine steinige Allradpiste). Die Ndebele unter König Mzilikazi vertrieben die Nambya wenige Jahre später und erklärten weite Teile des heutigen Nationalparks zum königlichen Jagdgebiet. Nach dem Fall des Matabelereichs drangen immer mehr europäische Jäger und Siedler in die Region und dezimierten den einst dichten Tierbestand. Zwischen 1904 und 1910 wurde das ehemalige Nambya-Land an weiße Farmer verteilt, die allerdings mit dem Land nicht sehr glücklich wurden. Als man 1928 das Wankie Game Reserve einrichtete, geschah Allgemeines Geschichte Oben: Elefantentreffen an der Wasserstelle 257