der westen - Ilona Hupe Verlag

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Der Westen
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GWAYI RIVER
DER WESTEN
Der Westen Zimbabwes, das Matabeleland, ist nur dünn
besiedelt und weist eine trockene, meist buschige Landschaft ohne große Höhenunterschiede auf. Hier befindet
man sich in Safari-Gebiet, denn neben zahlreichen
Rinderzuchtfarmen gibt es mehrere Wildgebiete und die
Nationalparks Hwange N. P. und Kazuma Pan N. P. Als
ein noch stärkerer Anziehungspunkt wirken jedoch die
Viktoriafälle des Sambesi an der nördlichen Landesgrenze.
Das einmalige Naturschauspiel hat sich längst zur wichtigsten und meistbesuchten Sehenswürdigkeit des Landes
entwickelt.
Von Bulawayo nach Victoria Falls
Die 440 km lange Teerstraße nach Victoria Falls ist problemlos an einem
Tag zu bewältigen. Sie führt zunächst durch klassisches Rinderzuchtgebiet
mit typischer Buschlandschaft.
Die trockenen Kalaharisandböden erlauben keine ertragreiche Landwirtschaft, sind
jedoch für Rinderhaltung geeignet. In Tsholotsho, einem abgelegenen Marktflecken
114 km nordwestlich von Bulawayo, befindet sich eine Rinderzucht-Forschungsstation.
Auf dem Weg dorthin durchquert man die Ortschaft und Bahnstation Nyamandhlovu
(„Elefantenkopf“). Der Ndebele-Name erinnert an die großen Elefantenherden dieser
Region, die jedoch schon vor Generationen ausgerottet oder vertrieben wurden.
Die Wildnis wurde frühzeitig in großflächige Farmen unterteilt, und wo einst Elefanten umherzogen, weiden heute Rinder. Auf einer dieser Farmen hat der Besitzer D.
Greaves mehrere Touristenchalets mit Pool und Restaurant errichtet. Unter dem
Namen Fountain Safaris bietet er neben der Unterkunft (rund 70 US$/Halbpension)
auch Touren und Safaris an (P. O. Box 3796, Bulawayo. Tel. 19-62553, Fax 19-64880).
Erst ca. 80 km nördlich von Bulawayo beginnen verschiedene Forstgebiete,
von denen das Gwaai Forest Land das größte ist. In den zum Teil uralten
Teakholz- und Mischwäldern wird viel Holzwirtschaft betrieben. An der
Abzweigung nach Lupane, 170 km von Bulawayo, befindet sich die erste
Tankstelle auf dieser Strecke. Bei Km 218 beginnt die Gwayi Valley
Conservancy, ein noch recht junger Zusammenschluß verschiedener privater Ländereien zum Wildschutzgebiet. Diese Wildschutzzone verläuft
parallel zum Nationalpark und den angrenzenden Forstgebieten entlang
des Gwayi River, die Einrichtung soll als Pufferzone für Wildtiere dienen
und gleichzeitig das touristische Potential der Region verstärken. Die alten
Rinderzäune werden nach und nach entfernt. Bereits bei Km 220 beginnen
mit der Abzweigung zu den Kingdom Cottages die ersten Buschcamps
und Safarilodges (Infos siehe S. 266).
Als markanter Zwischenstop liegt genau auf halber Strecke nach Victoria
Falls bei Km 222 das Halfway House mit Tankstelle (P. O. Box 6, Gwayi.
Tel./Fax 189-281). Ein Restaurant mit Gartenbereich lädt die Reisenden zu
einer Erfrischungspause ein, daneben befinden sich saubere Chalets und
ein großer Pool (Rondavel ca. 25 US$/EZ und 35 US$/DZ, Dinner etwa
7 US$, Frühstück 5 US$). Das Halfway House dient als Haltestelle für die
großen Überlandbusse. Die Piste gegenüber führt nach 1 km zu einer 150 m
langen, den Gwayi River überspannenden Stahlhängebrücke.
Bei Km 245 erreicht man die abseits der Straße liegende Ortschaft Gwayi
River, die manchmal auch „Dahlia“ genannt wird. Mittelpunkt dieser verschlafenen Siedlung ist das etwas vernachlässigte, im britischen Kolonialstil erbaute
Gwayi River Hotel. Der schöne Garten- und Poolbereich sowie ein Teil der
Innenausstattung erinnern noch an die Zeiten, als dieses Hotel wegen seines
liebenswürdigen Charmes im ganzen Land bekannt war (P. O. Box 9, Gwayi.
Tel. 355, Fax 18-268/514, Preise: Dinner, B&B ca. 70 US$, B&B ca. 60 US$).
Gleich neben dem Hoteleingang, im Gebäude der Tankstelle, ist ein
sehenswerter Ausstellungs- und Verkaufsraum der einheimischen Töpferei
(Gwayi Pottery) untergebracht. In freundlicher Atmosphäre kann man hier
zu fairen Preisen einkaufen. Dieser Platz ist auch Haltestelle der Blue Arrow
Expressbusse. „Gwayi“ ist übrigens ein Ndebele-Begriff und bedeutet übersetzt Tabak.
Die einsame
Region
westlich der
Teerstraße
Gwayi Valley
Conservancy
und erste
Safarilodges
Einkehr im
Halfway
House
Sehenswert!
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Der Westen
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HWANGE
Nach Süden verläuft von Gwayi River eine Schotterstraße am Camp Selous und der Kumana
Lodge vorbei zum Kennedy Gate des Hwange
Nationalparks. Durch dieses Gate können die
Fahrzeuge der ansässigen Lodges für Pirschfahrten in den Park gelangen, Privatfahrzeugen
ist die Durchfahrt jedoch untersagt.
Nach Norden führt eine Piste an der Nyati
Lodge (6 km) vorbei zum Mzola Forest Land und
weiter nach Lusulu. Kurz vor Lusulu zweigt eine
Allradpiste zum Chizarira Nationalpark ab, diese
Zufahrt wurde jedoch vor einigen Jahren offiziell
stillgelegt. Im Mzola Waldreservat veranstaltet
Nemba Safaris mehrtägige Fußsafaris und Reitsafaris mit Übernachtungen in drei verschiedenen
Buschcamps (Fam. Van Wyk, P. O. Box 4, Gwayi,
Tel. 189-271, Fax 118-375).
In der gesamten Region entlang des Nationalparks kann man ab und zu noch Reste der
Old Bulawayo Road entdecken. Zwei schmale
Teer- oder Betonstreifen in der Spurbreite eines
Fahrzeugs kennzeichnen die koloniale Fernverbindung aus vergangenen Zeiten. 1968 ersetzte
die moderne Asphaltstraße diese alte Strecke. Die
alten Spuren verlaufen häufig parallel zur Hauptstraße und werden manchmal auch noch als
Zufahrt zu Lodges oder Farmhäusern genützt.
Oben:
Hinweisschild
bei Dete zum
Schutz der
Wild Dogs
HWANGE N. P.
Auf der Weiterfahrt nach Victoria Falls gelangt man nach 19 km zur Abzweigung
zum Main Camp des Hwange Nationalparks. Bleibt man jedoch auf der Hauptstraße, zweigt nach 16 km bei Cross Roads
die Straße nach Dete ab. Der durch die
Bahnlinie zweigeteilte Ort mit dem angestaubten kolonialen Ambiente bietet für
seine Anwohner, von denen die meisten
bei der Bahn beschäftigt sind, einen
Recreation Club, einfache Versorgungsmöglichkeiten, eine Schule und ein kleines
Post Office. Die Bahnlinie, wo täglich Züge
zwischen Bulawayo und Victoria Falls verkehren, verläuft mitten durch den kleinen
Ort. Das alte, traditionelle Game Reserve
Hotel wurde kürzlich abgerissen und unter dem Namen New Game Reserve Hotel
neu errichtet. (P.O.Box 2, Dete, Tel. 18-546,
Fax 18-564. Europäische Gäste zahlen für
B&B 80 US$ p. P.). Ansonsten findet man
in Dete (früher: Dett) einen Andenkenladen mit Reisebüro, eine Tankstelle und in
einem Backsteingebäude neben der Bahnstation die Backpacker-Unterkunft Wildside
Hostel (Übernachtungen für ca. 5 US$).
50 km von Cross Roads entfernt liegt die moderne Industriestadt Hwange,
deren Entstehung auf den immensen Kohlevorkommen basiert, die der
Deutsche Albert Giese 1894 erstmals abzubauen begann. Mit der Bahnlinie
setzte 1904 der Boom für das damalige Wankie ein. Bis heute vergrößerte
sich die Bergbaustadt mit dem eher langweiligen Flair einer Arbeitersiedlung
auf über 42 000 Einwohner. Die Straßenzüge sind gepflegt, die Versorgung
ist sehr gut. Förderbänder, Kühltürme und Kohlegruben prägen die visuellen
Eindrücke. Am besten fängt man die Atmosphäre im Garten des ruhigen
Baobab Hotels (Tel. 181-2323, Fax 3481) ein. Hier ist man zwar eher
Geschäftsreisende oder Inspektoren gewöhnt, doch bietet das Hotel auch
Touristen auf der Durchreise eine anständige Mahlzeit und Unterkunft (gut
als Ausweichquartier geeignet, falls man im Sinamatella Camp/Hwange N. P.
keine Unterkunft finden sollte). Der Kohleabbau erfolgt durch die Wankie
Colliery Company. 1972 geriet die Minengesellschaft in die Schlagzeilen, als
sich hier eines der schwersten Minenunglücke der Welt ereignete, bei dem
427 Arbeiter durch eine Explosion unter Tage ums Leben kamen.
3 km südlich von Hwange führt eine ruppige Wellblechpiste zum 40 km entfernten
Sinamatella Camp im Hwange Nationalpark. Unterwegs durchquert man dabei das
510 km² große Jagdgebiet Deka Safari Area.
Die restlichen 104 km bis Victoria Falls führen entlang der Jagdgebiete
Deka Safari Area, und Matetsi Safari Area. 48 km vor Victoria Falls zweigt
links die Piste zum Kazuma Pan N. P. und dem Robins Camp im Hwange
N. N. ab (siehe S. 276). Auf den letzten Kilometern mehren sich die Verkaufsstände für Kunsthandwerk entlang der Straße.
Hwange Nationalpark
Der mit 14 651 km² größte Park Zimbabwes – er ist halb so groß wie Belgien
– zählt zu den bedeutendsten touristischen Anziehungspunkten und ist ganzjährig geöffnet. Er grenzt im Westen an Botswana, wohin die Wildtiere frei
wandern können, im Osten an die Bahnlinie, im Süden an dünn besiedeltes
Farmland und im Norden an Jagdgebiete. Weite Teile des Parks sind für die
Öffentlichkeit unzugänglich, nur der nördliche Teil ist touristisch erschlossen. Hier wurden drei Camps und rund 480 km Wege angelegt.
Wegen seiner trockenen Sandböden und des Wassermangels war die
Region nie sehr dicht besiedelt. Um 1834 ließen sich nördlich vom heutigen
Sinamatella Camp, wo kleine Flüsse dauerhafte Siedlungen ermöglichten,
Angehörige der Nambya unter Chief Wange nieder. Sie gründeten die
Hauptstadt Bumbusi, deren Ruinen heute noch in der Nähe des Bumbusi
Camps stehen (man kann neben den überwucherten Mauerresten noch
einen großen Eisenschmelzofen sehen, allerdings gelangt man zu den
vernachlässigten Ruinen nur über eine steinige Allradpiste). Die Ndebele
unter König Mzilikazi vertrieben die Nambya wenige Jahre später und
erklärten weite Teile des heutigen Nationalparks zum königlichen Jagdgebiet. Nach dem Fall des Matabelereichs drangen immer mehr europäische
Jäger und Siedler in die Region und dezimierten den einst dichten Tierbestand. Zwischen 1904 und 1910 wurde das ehemalige Nambya-Land
an weiße Farmer verteilt, die allerdings mit dem Land nicht sehr glücklich
wurden. Als man 1928 das Wankie Game Reserve einrichtete, geschah
Allgemeines
Geschichte
Oben:
Elefantentreffen an der
Wasserstelle
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