Christus kommt später

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Christus kommt
später
Gründe, an einer
Vorentrückung zu zweifeln
Martin Hufnagel
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Verfasser
Als Verfasser möchte man gerne hinter das geschriebene Wort
zurück treten. Wer man ist, wird doch klar am Inhalt des Buches
erkennbar. Trotzdem gehört zu jedem Buch ein Verfasser, dessen
Hintergründe und Beweggründe nicht unwesentlich sind. Daher
folgender kurzer Abriss:
Ich heiße Martin Hufnagel, bin ca. 46 Jahre alt, seit über 26 Jahren noch glücklich verheiratet, 3 gemeinsame Kinder. Mein Brot
verdiene ich mir als selbständiger Bauingenieur (Statik – Planungen).
Gerade das Denken als Statiker, der das Gebäude in seine Tragstrukturen zerlegt, alle Teile bis in die Fundamente hinein überprüfen und berechnen muss, hat mich stark in meinem Umgang mit
der Bibel geprägt. Jede Lehre muss bis zur letzten Stelle geprüft
und überprüft werden. Diese Überlegungen dürfen nur mit der
Bibel und nicht mit anderen Quellen geführt werden. Es sind mir
letztlich die Ausschmückungen (die Wandverkleidungen) unwichtig, es geht mir um die Tragfähigkeit, um die Richtigkeit der Lehre.
Erst wenn diese erwiesen und bewiesen ist, kann man dazu übergehen, diese Lehren zu verkleiden, vielleicht auch handlicher und
praktikabler zu machen.
Alle Rechte an diesem Buch verbleiben beim Verfasser, jedoch ist das private Verteilen, Kopieren, Verlinken und Zitieren erlaubt. Nur jegliche Form gewerblicher Nutzung der Inhalte oder des Buchs insgesamt sind nur mit ausdrücklicher,
formeller Erlaubnis des Verfassers erlaubt.
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Inhaltsverzeichnis
Verfasser _________________________________________________ 2
Inhaltsverzeichnis__________________________________________ 3
Vorbemerkung ____________________________________________ 6
Kapitel 1: Einführung ______________________________________ 7
Was bedeutet der Begriff „Entrückung“? ____________________ 7
Drei Ansichten zum Zeitpunkt der Entrückung ________________ 8
1. Vorentrückung = Entrückung vor dem Beginn der großen
Trübsal ____________________________________________ 8
2. Entrückung während der Trübsal ______________________ 9
3. Entrückung nach der Trübsal _________________________ 9
Konsequenzen der Ansichten _____________________________ 9
Vorentrückung_______________________________________ 9
Entrückung während oder nach der Trübsalzeit ____________ 10
Kurze Begriffsklärung ________________________________ 11
Die Frage der Bibelauslegung ____________________________ 12
Kapitel 2: Die Lehre der Entrückung vor der Trübsal
(Vorentrückungslehre) _____________________________________ 15
Norbert Lieth: „Die Entrückung“ _________________________ 16
Die Kernargumente der Befürworter der Vorentrückung _____ 19
Kapitel 3: Diskussion der Kernargumente für eine Vorentrückung _ 21
Zu 1. Tag des Herrn – Tag Christi_______________________ 21
Zu 2. Die Gemeinde kommt nicht in das Gericht ___________ 23
Zu 3. Die Gemeinde wird in Off. 4 bis 19 nicht erwähnt _____ 26
Zu 4. Die letzte Jahrwoche ist nur für Israel bestimmt _______ 29
Zu 5. Der Heilige Geist, die Gemeinde verhindert das Auftreten
des Antichristen _____________________________________ 30
Zu 6. Kommt Jesus für die Gemeinde völlig unerwartet ohne
Vorankündigung? ___________________________________ 31
Kapitel 4: Die Auslegung der Bibel hinsichtlich der Entrückung ___ 45
Die zentralen Stellen der Bibel zur Entrückung ______________ 45
Die Entrückung nach 1. Kor. 15, 51-53 _____________________ 48
Die Posaune Gottes ____________________________________ 48
Das Geheimnis Gottes __________________________________ 50
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Die Entrückung nach 1. Thess. 4, 13-18 und 2. Thess. 2, 1-10 __ 52
Die Begleiterscheinungen der Entrückung __________________ 52
Der Zeitpunkt der Entrückung ___________________________ 53
Der Dieb in der Nacht __________________________________ 54
Die Verwirrung in Thessalonik ___________________________ 56
Was sagt 2. Thess. 2,1-2 wirklich aus? _____________________ 57
Die Verse 1-8 in ihrer Gesamtbotschaft ____________________ 61
Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse _______________ 66
Die Braut Jesu, das Weib und die Gemeinde ________________ 67
Das Weib in der Offenbarung ____________________________ 69
Kapitel 5: Weitere Hinweise auf die Entrückung und die sie
begleitenden Ereignisse ____________________________________ 85
Die Wiederkunftsreden aus Mt. 24 ________________________ 85
Die Schar aus der Trübsal aus Off. 6 ______________________ 86
Das Gleichnis vom Unkraut im Acker ______________________ 89
Der Ablauf der Entrückung und die Ereignisse ______________ 91
Das Problem der Gleichzeitigkeit der Wiederkunft, Hochzeit des
Lammes und des Erscheinens am Ölberg _________________ 92
Die Parallelität der Ereignisse ____________________________ 95
Kapitel 6: Kritikpunkte gegen die Entrückung zum Ende der Trübsal
_______________________________________________________ 97
Kapitel 7: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse ________ 104
Die persönliche Konsequenz ____________________________ 104
Kapitel 8: Nachtrag 32-Beweise für eine Entrückung vor der Trübsal
______________________________________________________ 110
Schlussfolgerung _____________________________________ 153
Kapitel 9: Die Ereignisse der Entrückung nach 2. Thessalonicher 2, 18 _____________________________________________________ 154
Einführung __________________________________________ 154
Der Vers 1 ________________________________________ 158
Der Vers 2 ________________________________________ 159
Die Verse 3+4 _____________________________________ 162
Die Verse 5-7 _____________________________________ 169
Die Verse 8+9 _____________________________________ 172
Folgerung: ________________________________________ 175
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Was hält nun das Geheimnis der Gesetzlosigkeit auf und was
wird aus der Mitte getan, damit der Antichrist sich offenbaren
kann? ____________________________________________ 176
Zusammenfassung: _________________________________ 179
Abschluss ______________________________________________ 180
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Vorbemerkung
Die Zahl der Bücher zum Thema „Entrückung“ ist enorm. Fast
jeder namhafte christliche Autor fühlte sich bisher berufen, zu
diesem Thema etwas zu äußern. Es gibt auch spezielle Verlage
und Organisationen wie „Der Mitternachtsruf“, die in der Vergangenheit in hohen Stückzahlen Bücher zu diesem Thema veröffentlicht haben. Ein Buch also über bereits alt bekannte Dinge zu
schreiben, erscheint wenig sinnvoll.
Was wäre aber, wenn die Dinge, die so häufig wiederholt werden,
dass jeder bereits auf ein Stichwort hin den gesamten Text aufsagen kann, was wäre, wenn viele der darin genannten Punkte nicht
stimmig sind und einer genaueren Analyse nicht stand halten.
Gerade diese wenig beachteten Dinge, die unberücksichtigten
Zusammenhänge, die Fehler in den Argumenten machen es notwendig, ein neues Buch zu schreiben. Es werden hier eine Vielzahl relevanter Argumente für und gegen eine Entrückung vor der
Trübsal behandelt, Argumentation und Beweisführungen gegenüber gestellt. Dies ist bisweilen beschwerlich und nicht so einfache
Lesekost, als wenn man diese oftmals sehr gut aufbereiteten Bücher und Romane zur Vorentrückung liest. Wer aber die Wahrheit
nicht erst erfahren will, wenn es zu spät ist, der sollte sich daran
nicht stört, sondern beherzt sich diesem schwierigen Thema stellt.
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Kapitel 1: Einführung
Die Fragen nach den Geschehnissen bei dem Wiederkunft Jesu,
der Entrückung als auch dem genauen Zeitpunkt dieser Ereignisse hat seit jeher die Gemeinde beschäftigt. Nicht nur die Jünger
fragten Jesus darüber aus (Mt. 24), sondern auch in den ersten
Gemeinden war dieses Thema wichtig. Die ausführlichsten und
umfassendsten Stellen findet man im 1. und 2. Thessalonikerbrief
des Apostel Paulus.
Was bedeutet der Begriff „Entrückung“?
An sich ist die Entrückung relativ klar in der genannten Stelle beschrieben: Jesus wird, wenn er wiederkommen wird, die verstorbenen Gläubigen auferwecken und die zu diesem Zeitpunkt noch
lebenden Christen verwandeln und beide werden dem Herrn in die
Wolken entgegen gerückt.
Bei der Auferstehung oder
Verwandelung erhält jeder wiedergeborene Christ einen neuen
Körper, der unsterblich und ewig ist.
Aus diesem „hingerückt“ leitet sich der in der Bibel so nicht vorhandenen Begriff „Entrückung“ ab. Entrückung bedeutet somit,
Jesus holt seine Gemeinde aus verstorbenen und lebenden
Gläubigen aus der Zeit in seine Ewigkeit. Das griechische
Wort, dass hier für das Deutsche Wort „entrückt“ steht, ist aber
besser mit „herausreißen“, „rauben“ und „entfernen“ zu umschreiben. Wir werden also bei der Entrückung durch Christus aus dieser Welt gerissen.
Dieses Versprechen des Herrn, wieder zu kommen, seine Gemeinde nicht sich selbst zu überlassen, dass auch der Tod nicht
das Letzte ist, stellt die Grundhoffnung aller Christen dar. Dieses
Hoffen sollte eigentlich die Gemeinde einen, Unterschiede und
Differenzen klein machen. Vor dem Hintergrund dieses kommenden Ereignisses sollten an sich viele Unstimmigkeiten und Lehrunterschiede blass werden und diese Hoffnung uns Christen eins im
Herrn machen. Die Realität sieht leider aber ganz anders aus.
Statt Einmütigkeit ist die Entrückung Streitgegenstand, trennt
ernsthafte Christen in unterschiedliche Gruppierungen.
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Drei Ansichten zum Zeitpunkt der Entrückung
Es ist zumeist nicht die Art der Entrückung, die Frage nach den
Geschehnissen bei der Entrückung, sondern vielmehr die Frage,
wann eine solche Entrückung stattfinden wird.
1. Vorentrückung = Entrückung vor dem Beginn
der großen Trübsal
Die Mehrheit steht auf dem Standpunkt einer Entrückung vor der
in der Offenbarung und anderen Stellen angekündigten
Trübsalzeit, die dem sichtbaren Wiederkommen unseres Herrn
vorausgeht. In manchen Buch wird diese Entrückung anschaulich
beschrieben: In einem Flugzeug fliegt ein Mann mit vielen anderen, als plötzlich verschieden Sitze leer sind. Auch der Pilot fehlt
unvermittelt und das Flugzeug wird nur mit Mühe von einem Absturz bewahrt. Auf dem Flughafen angekommen, herrscht überall
heilloses Chaos, da viele fahrerlose Fahrzeuge die Straßen blockieren, schwere Unfälle geschahen. Teilweise sind Flugzeuge
abgestürzt. Aus der Mitte der Familien fehlen alle wiedergeborenen Christen. Die Menschen, welche zwar von Jesus gehört hatten, keine klare Entscheidung trafen, kommen nun in die
entzeitlichen Wirren und Bedrängnisse hinein. Sollten sie sich zu
Jesus Christus bekehren, müssen sie dieses Bekenntnis durch
ihren Tod bezahlen, da sie mit den schärfsten und grausamsten
Verfolgungen bedroht sind.
Für dieses Szenario wird häufig auch die Stelle von Mt. 24 angeführt:
Mt 24,40
Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird
angenommen, und der andere wird verlassen werden.
Mt 24,41
Zwei werden mahlen auf der Mühle; eine wird angenommen, und die andere wird verlassen werden.
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2. Entrückung während der Trübsal
Eine geringere Gruppe geht von einer Entrückung inmitten dieser
Trübsalzeit aus. Manche dieser Gruppe vertreten die Ansicht,
dass die Gemeinde die ersten 3 ½ Jahre bis zum Auftreten des
Antichristen (vgl. Off. 13) auf der Erde sei und dann entrückt wird.
Die Gemeinde wird aus der Trübsal heraus entrückt.
3. Entrückung nach der Trübsal
Die Letzte sieht im dem sichtbaren Kommen des Herrn zum Ende
dieser Trübsalzeit und der Entrückung ein einziges Ereignis, d.h.
nimmt den Zeitpunkt der Entrückung zum Ende der Trübsalzeit
an. Nach dieser Ansicht muss die Gemeinde durch die gesamte
Trübsal der Endzeit hindurch.
Konsequenzen der Ansichten
Jede Meinung, jede Ansicht hat Konsequenzen im Bibelstudium,
in der Auslegung und vor allem auch im Leben der Gläubigen.
Betrachten wir diese Auswirkungen kurz:
Vorentrückung
Jene, die eine Entrückung vor der Trübsalzeit erwarten (Vorentrückung), werden annehmen, dass sie weder dem Antichristen noch
dem angekündigtem Abfall gegenüber stehen müssen. Sie gehen
davon aus, dass Gott sie zwar durch Prüfungen, Not und Leid
führen wird, diese letzte Heimsuchung, die Zornesgerichte Gottes
über diese Welt sie aber nicht betreffen. Praktische Konsequenz
ist daher, dass die gesamten Entzeitaussagen der Bibel nur bis
kurz vor dem eigentlichen Beginn der Trübsalzeit relevant sind, die
anderen Aussagen nur informativen Charakter haben, da kein
Christ damit konfrontiert wird. Bei Irrtum, also einer späteren Entrückung könnte es leicht sein, dass jene mit dem Reich des Antichristen, seiner Person und dem Malzeichen konfrontiert werden,
es womöglich annehmen, ohne zu erkennen, mit wem sie es zu
tun haben, da sie der festen Überzeugung sind, dass sie vorher
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entrückt werden und daher sich in falscher Sicherheit wiegen. Es
besteht bei dieser Ansicht daher die Gefahr, dass bei Irrtum viele
Christen mangelhaft auf die auf sie zukommenden Gefahren vorbereitet sind, womöglich abfallen oder großes Leid ertragen werden müssen.
Entrückung während oder nach der Trübsalzeit
Diese Gefahr ist bei der Gruppe jener, welche die Entrückung
innerhalb oder nach der Trübsalzeit erwarten, weniger bis gar
nicht gegeben. Für sie gilt, dass viele Trübsale und Verführungen
dieser Zeit auch sie selbst betreffen. Sie halten Ausschau nach
Hinweisen auf die kommende Zeit. Für sie ist das kommende
Auftreten eines Herrschers, dem Antichristen real. Falls diese
kommende Zeit für Christen unerträglich im Machtbereich des
Antichristen sein sollte, könnten noch Vorbereitungen zur Flucht
oder andere Vorkehrungen getroffen werden. Sollten sie in ihrer
Meinung irren und Jesus würde seine Gemeinde nun doch vorher
entrücken, wäre dies ein Gewinn für diese Gruppe. Jedoch wird
von den Befürwortern der Vorentrückung gewarnt, dass jene, welche eine Entrückung in der Mitte oder zum Ende der Trübsal annehmen, den Zeitpunkt der Entrückung berechenbar machen.
Statt jederzeit auf die Entrückung vorbereitet zu sein, könnten sich
viele anhand der noch nicht eingetretenen Zeichen der Meinung
hingeben, es sei ja noch Zeit und würden evtl. ihren Glauben und
ihren Zustand nicht sorgsam pflegen. Doch muss man entgegenhalten, dass wer das Kommen des Antichristen zu seinen Lebzeiten und dessen Gewaltherrschaft erwartet, wohl kaum sich auf
ruhige Zeiten einstellen wird.
Der Vergleich diese Auswirkungen zeigt, dass es sicherer und
besser wäre, wenn die Christen ihren Herrn erst zum Ende der
weltlichen Reiche erwarten würden, in der Chronologie der Bibel
erst in Offenbarung 19 statt in Off. 3-4 oder 7, da er den persönlich schlimmsten Fall vorsorgen würde bzw. sich darauf einstellen.
Sollte es anders sein, wäre höchstens die Vorbereitung umsonst.
Jedoch wären alle, die einer Vorentrückung glauben, dann aber in
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die endzeitlichen Wirren kämen, doch sehr unvorbereitet. Vielleicht ist der Antichrist bereits am regieren und sie warten noch
immer vergebens auf die Entrückung und denken vielleicht irrig,
dass der Antichrist noch gar nicht da sein kann, weil ja noch keine
Entrückung passiert ist. Es kann also sehr gefährlich werden.
Diese vorgeschaltete Argumentation ist nicht biblisch sondern
sehr menschlich formuliert. Eine klare Entscheidung kann und darf
nur anhand eines tiefgehenden Studiums der Bibel getroffen werden. Wenn aber Unklarheiten oder Mehrdeutigkeit, wenn Zweifel
oder Bedenken gegeben sind, die einen hindern, sich seiner Sache ganz gewiss zu sein, sollten die oben genannten Punkte keinesfalls außer Acht gelassen werden.
Kurze Begriffsklärung
Im Folgenden werden teils sehr spezifische Begriffe verwendet,
die unterschiedlich aber ausgelegt werden können. Um der Klarheit willen sollen daher wesentliche Begriffe kurz erläutert werden.
Trübsal
Trübsal ist etwas, was jedem Christ mehr oder weniger widerfährt.
Verfolgung, Missachtung oder Benachteiligungen sind als normal
anzusehen. Jedoch wird in der Bibel zum Ende dieses Zeitalters
von einer großen Trübsal gesprochen, welche die gesamte Erde
heimsuchen wird. Wenn von Trübsal gesprochen wird, wird also
diese große Trübsal gemeint. Diese Trübsal ist 2-geteilt. Die Offenbarung behandelt im Wesentlichen nur die letzten 3 ½ Jahre
dieser Zeit, insgesamt wird sie ca. 7 Jahre dauern
Jahrwoche
Dieser Begriff ist so in der Bibel nicht vorhanden. Er leitet sich von
den 70 Wochen ab, die nach Dan. 9 über Israel bestimmt sind. 69
Jahrwochen sind es bis zum Tod des Erlösers (Christus 33 n.
Chr.). Die letzte Jahrwoche steht noch aus. Die große Trübsal mit
ihren 7 Jahren stellt die letzte Jahrwoche dar. In der Bibel wird der
letzten Hälfte dieser Jahrwoche besonderes Gewicht geschenkt.
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Diese Tage werden als 1260 Tag, eine, zwei und eine halbe Zeit,
42 Monate bezeichnet. Letztlich umfasst dieser Zeitraum immer
1260 Tage (auf 30 Tage je Monat gerechnet und 360 Tage im
Jahr)
Gemeinde
Die Gemeinde ist nicht identisch mit der Kirche oder anderen
christlichen Gemeinschaften. Zur Gemeinde gehören nur die
durch Buße und Annahme des Sühneopfers Christi für ihre Schuld
und Sünde erneuerten Menschen. Dieses Ereignis ist die Wiedergeburt und jeder Mensch kann durch dieses Ereignis Kind Gottes
werden und erhält den Heiligen Geist
Antichrist
Der Antichrist ist, wie das Wort sagt, der Gegentypus zu Jesus
Christus. In Verbindung mit dem Drachen (=Satan), dem falschen
Prophet stellt er eine Art dämonische oder teuflische Dreieinigkeit
dar. Er wird erst in den letzten 3 ½ Jahren der Trübsal als Antichrist oder Tier beschrieben, regiert aber 7 Jahre lang und wird
mit Israel ein Bündnis eingehen. Dieses Bündnis ist der Beginn
der letzten 7 Jahre
Die Frage der Bibelauslegung
Beginnen wir nun daher die Bibel hinsichtlich unserer Fragestellung nach dem richtigen Zeitpunkt der Entrückung zu studieren.
Die Bibel besteht aus 66 Büchern die über einen Zeitraum von
über 1400 Jahre geschrieben wurden. Wo sollte daher unser Studium beginnen? Welche Stelle ist zuerst zu beleuchten? Die
grundlegende Problematik der Bibelauslegung und auch eine wesentliche Ursache für Lehrunterschiede liegt darin, dass zwar die
Bibel als 100% unfehlbares und von Gott inspirierte Schrift anerkannt wird, jedoch der Sinn, der den jeweiligen Begriffen und Aussagen gegeben wird, erheblich differiert. Beispielsweise glauben
die Zeugen Jehova nicht, dass irgendwann einmal die Erde mit
Krachen vergehen wird und Gott uns eine neue Erde und einen
neuen Himmel geben wird. Sie glauben vielmehr, dass die Erde
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ewig besteht und von Gott gleich einem Globus nur abgestaubt
wird. Diese Lehre wird mit Prediger 1 V4 begründet:
„... die Erde bleibt aber ewiglich“.
Andere Bibelstellen wie 2. Petrus 3, 10:
„.. an welchem die Himmel zergehen werden mit großem Krachen;
die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und
die Werke, die darauf sind, werden verbrennen“
V13:
„Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde“
oder Off. 21.1
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, die der
erste Himmel und die erste Erde verging und das Meer ist nicht
mehr“
werden uminterpretiert oder gar ignoriert.
Der grundlegende Fehler in der Bibelauslegung der Zeugen Jehovas liegt darin, dass eine einzelne Stelle über die Maßen betont
wird und klare, unzweideutige Aussagen vergeistigt werden und
der direkte Wortsinn vernebelt wird. In der Gesamtheit aller Bibelstellen zur Zukunft unserer Erde wird klar, dass diese vergehen
wird. Gott schafft eine neue Erde. Betrachtet man die Stelle in
Prediger genauer, wird klar, dass hier nicht eine Aussage über die
Erde, sondern über die Endlichkeit und Nichtigkeit menschlichen
Daseins getroffen wird. In Anbetracht unserer kurzen Lebensdauer ist die Existenz der Erde „ewig“, jedoch nicht in absoluter Hinsicht. Zudem ist Prediger als Dichtung abgefasst und daher poetisch ausgeschmückt, es gilt hier daher den genauen Wortsinn
und die Gesamtaussage der Bibel immer hinzu zu ziehen. Grundsätzlich gilt für die Auslegung immer das Prinzip der 2 Zeugen.
Jede wichtige Aussage der Bibel muss immer auf 2 unabhängige
Zeugen, hier also 2 unabhängigen Bibelstellen, gegründet sein.
Das 2. Problem der Bibelauslegung ist die Mehrdeutigkeit der
Auslegung. Man kann jede Bibelstelle in vielfacher Weise auslegen. Erschreckend klar wird es einem, wenn man esoterische
oder auch okkulte Bücher studiert. Ohne weiteres können über 5
Bibelverse je Seite verwendet sein, das Buch macht einen frommen Eindruck. Jedoch sind die Verse oft völlig aus dem Zusam-
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menhang gelöst und die Bedeutung zentraler Begriffe völlig verändert. Wie anders ist sonst zu erklären, dass die Kirchen ihre
Toleranz gegenüber Homosexualität mit dem Gebot der Nächstenliebe begründet und behauptet, dass die Bibel die Homosexualität nicht verdammt. Aussagen des Paulus im Römerbrief oder bei
Moses werden einfach als nicht mehr relevante, nur kurzzeitig
gültige Aussagen entwertet. Es ist daher für eine Bibelauslegung
unerlässlich, die Gesamtheit der Schrift zu betrachten, eine oder
wenige Stellen allein bergen die Gefahr der Fehlinterpretation.
Es bleibt also festzuhalten, dass man bei der Auslegung der Bibel
folgende Punkte unbedingt beachten muss:
- Texte soweit möglich wörtlich nehmen
- Texte nur im Kontext betrachten
- Umfassende, unstrittig klare Aussagen, Textstellen haben
Vorrang
- Die Bibel vertritt nicht widersprechende Meinungen/Ansichten, ist in ihrer Aussage übereinstimmen, d.h.
jede Auslegung muss daher harmonisch mit dem Gesamtzeugnis der Bibel sein
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Kapitel 2: Die Lehre der Entrückung
vor der Trübsal (Vorentrückungslehre)
Bevor nun anhand zentraler Stellen der Bibel das Thema der Entrückung eingehend betrachtet werden soll, möchte ich aber vorab
die Argumentation der Vertreter der Vorentrückung eingehender
betrachten. Da ich dieser Vorentrückungslehre sehr kritisch gegenüber stehe, jedoch die Mehrheit der Christen diese Auffassung
vertritt, reicht es nicht, dass ich nur die Beweisführung Entrückung
bei der sichtbaren Wiederkunft Jesu führe. Vielmehr geht es mir
auch darum, aufzuzeigen, wo die Schwachstellen der Vorentrückungslehre bezogen auf die oben genannten Punkte liegen.
Es gibt viele Bücher zum Thema der Entrückung und die darin
enthaltenen Argumentationen gleichen sich relativ stark. Als Beispiel für eine Beweisführung für eine Entrückung vor der großen
Trübsal (der letzten 7 Jahre) möchte ich daher ein Buch von Norbert Lieth anführen: „Die Entrückung“ (Verlag Mitternachtsruf Sep.
1999 1. Auflage). Hr. Lieth hat als Herausgeber des Buches,
„Wenn die Posaune schallt“, ein sehr umfassendes Buch zur Diskussion der Vorentrückung aus dem Amerikanischen veröffentlicht
und ist daher für Deutschland ein sehr repräsentativer Vertreter.
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Norbert Lieth: „Die Entrückung“
Auf den Seiten 1- 92 seines Buches führt er sehr gut und umfassend das Wesen der Entrückung aus. Es werden alle wesentlichen Stellen hierzu betrachtet und erörtert. Über das Wesen und
die Art der Entrückung gibt es bei allen Richtungen kaum Unterschiede. Darüber herrscht weitgehende Übereinstimmung. Wesentlicher ist daher der nachfolgende Abschnitt ab S. 93 über den
Zeitpunkt der Entrückung.
Der entscheidende Abschnitt ist mit dem Bibeltext aus 2. Thes.
2,2 1-8 eingeleitet. Daran anknüpfend erläutert Hr. Lieth den Unterschied zwischen dem Tag des Herrn (V2) und den Tag Christi.
Er führt aus, dass der Tag Christi der Tag der Entrückung sei und
nur für die Gemeinde bestimmt, der Tag des Herrn ein Tag des
Gerichts und daher für die Welt bestimmt. Er führt hierzu unter
andere folgende Stellen an:
1Kor 1,7
also dass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unsers
HERRN Jesu Christi,
1Kor 1,8
welcher auch wird euch fest erhalten bis ans Ende,
dass ihr unsträflich seid auf den Tag unsers HERRN
Jesu Christi.
Phil 1,6
und bin desselben in guter Zuversicht, dass, der in
euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch
vollführen bis an den Tag Jesu Christi.
Kol 3,3
Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.
Kol 3,4
Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren
wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm
in der Herrlichkeit.
1Tim 6,14
dass du haltest das Gebot ohne Flecken, untadelig,
bis auf die Erscheinung unsers HERRN Jesu Christi,
1Petr 4,13
sondern freuet euch, dass ihr mit Christo leidet, auf
dass ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben möget.
Er folgert daraus: „Der Tag Christi wurde erst im neuen Testament
offenbart und gilt ausschließlich der Gemeinde Jesu.“ „Der Tag
des Herrn ist, im Gegensatz zum ´Tag Christi´, keine neutestamentliche Neuoffenbarung. Er war bereits im Alten Testament
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bekannt und hat mit dem gerechten Gericht Gottes zu tun, das
eine Welt des Unglaubens und der Auflehnung gegen ihn treffen
wird.“ N. Lieth trennt den Tag Christi als neutestamentlich und
gemeindebezogen von dem Tag des Herrn ab, welcher vornehmlich für Israel und dem Gericht über die Ungläubigen gilt.
Zuletzt definiert er noch einen Tag Gottes, als den Tag, an dem
Gott entgültig über allem triumphiert, alles Böse, Unreine und Aufständische besiegt hat.
Da die Entrückung am Tag Christi stattfindet, Gerichte am Tag
des Herrn, die Gemeinde nicht aber in die Zorngerichte Gottes (1.
Thess. 5,9) kommt, wird also der Schluss gezogen, dass die Entrückung und der Tag Christi vor der Trübsalzeit stattfinden werden.
Fortfahrend wird nun 2. Thes. 2,1 genauer betrachtet:
2Thes 2,1
Aber der Zukunft halben unsers HERRN Jesu Christi
und unsrer Versammlung zu ihm bitten wir euch, liebe Brüder,
Durch den Vergleich verschiedener Übersetzungen zeigt er klar
auf, dass hier mit der Versammlung die Entrückung aus dem 1.
Thessaloniker Brief gemeint ist. Er führt nun aus, dass dieser V. 1
ein Trostwort ist. Der Abschnitt aus 1. Thess. 4. ist bereits mit
diesem Trostwort überschrieben, auch weist der Apostel ausdrücklich darauf hin, dass diese Hoffnung auf die Entrückung die
Gemeinde trösten soll. Hr. Lieth ergänzt den Trost aber noch dadurch, indem er ausführt:
„... dass der Trost der Gemeinde darin besteht, dass die Entrückung die Kinder Gottes vor dem Tag des Zorns Gottes (dem Tag
des Herrn) befreit“
Dieses Zorngericht Gottes beginnt in der Trübsal, den letzten 7
Jahren dieses Zeitalters. Die Gemeinde soll aber nicht in dieses
Gericht geraten. Daher muss die Entrückung vor der Trübsal stattfinden und so die Gemeinde vor dem Zorn bewahren. Er führt zur
Erhärtung dieser Meinung den Bibellehrer W. McDonald an, der
als Zorn Gottes einerseits das Strafgericht über den Sünder definiert, aus dem uns Jesus am Kreuz befreit, als auch das Strafgericht über die Welt in der Endzeit. Es wird dann zitiert:
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1Thes 5,2
1Thes 5,4
1Thes 5,5
1Thes 5,9
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denn ihr selbst wisset gewiss, dass der Tag des
HERRN wird kommen wie ein Dieb in der Nacht.
Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis,
dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife.
Ihr seid allzumal Kinder des Lichtes und Kinder des
Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der
Finsternis.
Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern
die Seligkeit zu besitzen durch unsern HERRN Jesus
Christus,
Daraus wird gefolgert, dass jedes Mal wenn von Entrückung die
Rede ist, wir in den Trost der Errettung vor den Zornesgerichten
hineingenommen sind. Die Zornesgerichte beziehen sich hier auf
die Gerichte in der Offenbarung. Die Gemeinde hat den sicheren
Trost, vor diesen Gerichten durch die Entrückung bewahrt zu sein.
In Blick auf 2. Thess. 2,1ff folgert Hr. Lieth aber nun, dass dieser
Trost der Gemeinde von Thessalonik aber genommen wurde. Die
Gemeinde wurde verstört. Lieth überschreibt diesen Abschnitt mit
„Die Diebe des Trostes“
Die Diebe des Trostes waren für ihn Menschen, die behaupteten,
dass die Entrückung bereits geschehen sei bzw. geschehe. Dies
muss durch gefälschte Briefe, Botschaften usw. den
Thessalonikern übermittelt worden sein und diese verwirrten die
Gemeinde massiv. Er nimmt nun an, dass, wenn Paulus eine Entrückung zum Ende der Trübsalszeit gelehrt hätte, wären diese
Thessaloniker angesichts der Irrlehren, der Verfolgung schwerlich
in diese Nöte geraten. Sie hätten ja diese Dinge als zur Entrückung gehörige Vorausereignisse akzeptiert und erwartet. Er
nimmt daher an, dass Paulus eine Entrückung vor der
Trübsalszeit lehrte. Die Angst der Gemeinde interpretiert er als
Angst vor dem Zorn Gottes. „Paulus sagt deutlich, dass der Tag
des Herrn nur die betrifft, die ´die Liebe zur Wahrheit zu ihrer Errettung nicht angenommen haben´, die nicht an ihn geglaubt und
daher verloren gehen“. Diese Angst der Gemeinde zu nehmen, ist
daher Kern der Botschaft des Paulus im 2. Thess.-Brief. Er stellt
einen Unterschied zwischen 2. Thess. 2,1-12 und 13-17 fest.
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2Thes 2,11
2Thes 2,12
2Thes 2,13
2Thes 2,14
2Thes 2,16
Seite -19-
Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, dass
sie glauben der Lüge,
auf das gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht
glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit.
Wir aber sollen Gott danken allezeit um euch, von
dem HERRN geliebte Brüder, dass euch Gott erwählt
hat von Anfang zur Seligkeit, in der Heiligung des
Geistes und im Glauben der Wahrheit,
darein er euch berufen hat durch unser Evangelium
zum herrlichen Eigentum unsers HERRN Jesu Christi.
Er aber, unser HERR Jesus Christus, und Gott, unser
Vater, der uns hat geliebt und uns gegeben einen
ewigen Trost und eine gute Hoffnung durch Gnade,
In ersten Abschnitt wird von „Ihnen“ geredet, welche der Lüge
glauben und ins Gericht kommen. Zu dieser Gruppe gehört die
Gemeinde nicht. Diese wird mit „wir“ angesprochen, ist erwählt,
berufen, getröstet und daher auch errettet. Er folgert daraus, dass
daher die Gemeinde nicht in dieses Gericht ab Vers 11 kommt.
Zuletzt fügt er noch eine Überlegung gegen eine Entrückung nach
der Trübsal ein: Wenn die Gemeinde erst nach Abschluss der
Trübsalzeit entrückt würde, könnte die Gemeinde ja ungefähr das
Datum abschätzen. Die Nachtrübsal-Entrückung der Gemeinde
würden den Glauben an eine jederzeit mögliche Entrückung nehmen, die Endzeiterwartung der Gemeinde nehmen. Dies wäre im
Widerspruch zum Aufruf, jederzeit wachsam zu sein, da der Tag
wie ein Dieb in der Nacht kommen kann. (1. Kor. 1, 7+8, 1. Thess.
1, 10, Jak. 5,7+8, 1. Petr. 4,7; 5,1)
Die Kernargumente der Befürworter der Vorentrückung
Es lassen sich aus dieser Ausführung von Hr. Lieth, aber auch
aus unzähligen anderen Büchern folgende Eckpunkte für eine
Argumentation einer Vorentrückung (vor der Trübsal) finden:
1. Es wird unterschieden zwischen einem Tag des Herrn und
einem Tag Christi. Diese 2 Ereignisse werden zeitlich und
inhaltlich stark voneinander abgegrenzt. Dieser Punkt ist
bereits oben erläutert.
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2. Die Gemeinde soll nicht in die Zorngerichte Gottes kommen, muss daher vorher entrückt sein. Mit den Zorngerichten wird inhaltlich das Schalengericht aus der Offenbarung Kap. 15 gleichgesetzt, da diese Schalen den Zorn
Gottes beinhalten. Die bereits zitierte Stelle aus 1. Thess.
5,9 verneint, dass die Gemeinde in das Zorngericht Gottes kommen soll.
3. Die Gemeinde wird in der Offenbarung ab Kap. 6 nicht
mehr erwähnt. Daraus wird geschlossen, dass die Gemeinde bei Kap. 4 und 5 entrückt wird.
4. Die Zeit der Trübsal vor der sichtbaren Wiederkunft Jesu
entspricht der letzten Jahrwoche (=7 Jahre) nach Daniel
9,24. Diese Jahrwochen sind aber über das Volk Israel
bestimmt und nicht über die Gemeinde. Daraus wird geschlossen, dass in diesen letzen 7 Jahren die Gemeinde
entrückt sein muss und alttestamentliche Verhältnisse
herrschen.
5. Die Gemeinde, der Hl. Geist ist das „der“ aus 2. Thess.
2,7, welches hinweggetan werden muss, damit der Antichrist sich offenbaren kann, d.h. durch die Entrückung
(Hinwegnahme der Gemeinde und des Hl. Geistes wird
der Weg für den Antichristen erst frei)
6. Vertreter der Vorentrückung erwarten eine Wiederkunft
Jesu unerwartet. Bei einer Entrückung in der Trübsal oder
zu deren Ende wäre die Entrückung berechenbar
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Kapitel 3: Diskussion der Kernargumente für eine Vorentrückung
Zu 1. Tag des Herrn – Tag Christi
Ich habe nachfolgend verschiedene Bibelübersetzungen gelistet:
1. Schlachter 1951, 2. Elberfelder 1905, 3. Luther 1912, 4. Darby
Bibel, 5. Autorisierte Bibelversion (englisch).
2Thes 2,2
2Thes 2,2
2Thes 2,2
2Thes 2,2
2Thes 2,2
Lasset euch nicht so schnell aus der Fassung bringen oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen
Geist, noch durch eine Rede, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag
des Herrn schon da.
dass ihr nicht schnell erschüttert werdet in der Gesinnung, {O. außer Fassung gebracht werdet} noch erschreckt, weder durch Geist, noch durch Wort, noch
durch Brief als durch uns, als ob der Tag des Herrn
da wäre.
dass ihr euch nicht bald bewegen lasset von eurem
Sinn noch erschrecken, weder durch Geist noch
durch Wort noch durch Brief, als von uns gesandt,
dass der Tag Christi vorhanden sei.
that ye be not soon shaken in mind, nor troubled,
neither by spirit, nor by word, nor by letter, as [if it
were] by us, as that the day of the Lord is present.
That ye be not soon shaken in mind, or be troubled,
neither by spirit, nor by word, nor by letter as from us,
as that the day of Christ is at hand.
Es fällt auf, das die Begriffe „Tag des Herrn“ und „Tag Christi“
gleichlautend verwendet werden. Man kann nun die unzähligen
englischen und deutschen Bibelübersetzungen vergleichend lesen
und wird immer wieder feststellen, dass hier keine einheitliche
Übersetzung vorliegt. Diese Unterscheidung in die zwei Begriffe
sind aber nun nicht Willkürlichkeiten der Übersetzer, sondern auch
in den griechischen Quelltexten treten beide Varianten auf.
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Daher ist diese Trennung in die zwei Begriffe mit derart weitreichender Konsequenz nicht haltbar.
Zum 2. muss beachtet werden, dass eine Begriffsdefinition nur
von der Bibel selbst gegeben werden kann. Die Bibel legt sich
selbst aus. Unser Herr ist Christus. Diese Begriffe werden gleichlautend in der Bibel verwendet, nur dass z.B. im alten Testament
mit Herr Gott in seiner Dreieinigkeit gemeint ist, im neuen Testament hingegen zumeist Jesus Christus. Faktisch wird daher mit
dieser Begriffsdefinition eine Lehre in die Bibel hineingelegt, eine
außerbiblische Meinung auferlegt. Aus der Bibel lässt sich diese
Unterscheidung nicht ableiten, zumindest kann diese Ableitung
allein nicht Grundlage für eine Festlegung des Zeitpunkts der Entrückung sein.
Zum 3. erzeugt die einseitige Auslegung der Stelle hinsichtlich
dem alten Testament („Tag des Herrn“= alttestamentarischer Gerichtstag) ein grundsätzliches Auslegungsproblem: Wie bei Norbert Lieth gut ausgeführt ist der Tag Christi der Tag der Entrückung und Vollendung der Gemeinde. Der Grundtext beinhaltet
aber 2 Textvarianten. Durch die Vorentrückungslehre ist aber „Tag
des Herrn“ etwas völlig anderes als der „Tag Christi“, so dass nur
eine Grundtextvariante zutreffend sein kann. Demnach würde der
Bedeutungsunterschied bedeuten, dass wir einen schweren Fehler in unseren Grundtexten haben würden.
Anders und völlig unproblematisch hingegen wäre es, wenn Tag
des Herrn als Tag des Herrn Jesus also als Tag Christi gelesen
werden würde. Wie unter 2. genannt, werden im neuen Testament
beide Begriffe austauschbar behandelt. Dies wird auch an der
Kernstelle zur Entrückung klar. Hier ist auch nur vom Herrn die
Rede, nicht aber von Jesus Christus.
1Thes 4,15
Denn das sagen wir euch in einem Worte des Herrn,
dass wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des
Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden;
1Thes 4,16
denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ergeht
und die Stimme des Erzengels und die Posaune Got-
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1Thes 4,17
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tes erschallt, vom Himmel herniederfahren, und die
Toten in Christus werden auferstehen zuerst.
Darnach werden wir, die wir leben und übrigbleiben,
zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur
Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und also werden wir bei dem Herrn sein allezeit.
Zu 2. Die Gemeinde kommt nicht in das Gericht
Die Argumentation, dass die Gemeinde nicht in die Gerichte der
Zornschalen nach Off. 15 kommen kann, da im 1. Thess. 5,9 die
Bewahrung vor diesem Gericht zugesagt ist, erscheint auf dem
ersten Blick überzeugend. Es finden sich sowohl in 1. Thess. 5,9
als auch in der Offenbarung dieselben Redewendungen:
Offb 15,7
Und eines der vier Tiere gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll Zorns Gottes, der da lebt
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Offb 15,8
Und der Tempel ward voll Rauch von der Herrlichkeit
Gottes und von seiner Kraft; und niemand konnte in
den Tempel gehen, bis dass die sieben Plagen der
sieben Engel vollendet wurden.
Offb 16,1
Und ich hörte eine große Stimme aus dem Tempel,
die sprach zu den sieben Engeln: Gehet hin und gießet aus die Schalen des Zorns Gottes auf die Erde!
Offb 16,2
Und der erste ging hin und goss seine Schale auf die
Erde; und es ward eine böse und arge Drüse an den
Menschen, die das Malzeichen des Tiers hatten und
die sein Bild anbeteten.
Offb 16,3
Und der andere Engel goss aus seine Schale ins
Meer; und es ward Blut wie eines Toten, und alle lebendigen Seelen starben in dem Meer.
Offb 16,4
Und der dritte Engel goss aus seine Schale in die
Wasserströme und in die Wasserbrunnen; und es
ward Blut.
Offb 16,5
Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: HERR,
du bist gerecht, der da ist und der da war, und heilig,
dass du solches geurteilt hast,
Offb 16,6
denn sie haben das Blut der Heiligen und Propheten
vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; denn sie sind's wert.
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Offb 16,7
Und ich hörte einen anderen Engel aus dem Altar
sagen: Ja, HERR, allmächtiger Gott, deine Gerichte
sind wahrhaftig und gerecht.
1Thes 5,9
Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern
die Seligkeit zu besitzen durch unsern HERRN Jesus
Christus,
Doch liegt hier ein tieferes Problem vor, nämlich, dass die Befürworter einer Vorentrückungslehre hier sich selbst in ihrer Argumentation ad absurdum führen. In 1. Kor. 15,52 schreibt Paulus
1Kor 15,52
und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit
der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune
schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
In nahezu allen Büchern über diese Stelle mit Vorentrückungslehre wird darauf hingewiesen, dass die hier genannte „letzte Posaune“ nicht identisch ist mit der 7. Posaune aus der Offenbarung
10.
Offb 11,15
Und der siebente Engel posaunte: und es wurden
große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die
Reiche der Welt unsers HERRN und seines Christus
geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu
Ewigkeit.
Es wird gesagt, dass Paulus die Offenbarung ja noch gar nicht
kannte (Johannes schrieb die Offenbarung ca. 20 Jahre danach)
und daher den Begriff der letzten Posaune nicht gleichlautend mit
der 7. Posaune verstehen konnte. Vielmehr soll die letzte Posaune
gleichzusetzen sein mit dem letzten Posaunensignal als Aufbruch
(dem militärischen entliehen). Wenn aber die Parallelen mit der
Posaune im Korintherbrief zur Offenbarung abgelehnt werden,
warum soll dann Paulus in Thessalonikerbrief diese Parallele finden? Warum soll einerseits die letzte Posaune im Korintherbrief
nicht identisch mit der 7. Posaune sein und anderseits im
Thessalonikerbrief gerade das Zornesgericht Gottes der Offenbarung gemeint sein? Er kannte damals genauso wenig die Offenbarung. Es liegt also das Problem der uneinheitlichen Argumentation vor. Die Argumentation wertet also 2 Stellen mit unterschiedli-
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chen Maß. Es wären daher vom logischen Standpunkt aus folgende Möglichkeiten zu prüfen:
 Sowohl 1. Kor. als auch 1. Thess. beziehen sich auf die
Offenbarung
 Keine Stelle bezieht sich auf die Offenbarung. Es können
keine Folgerungen aus dem Vergleich der Bücher gezogen werden, da Parallelen rein zufällig sind.
 Jeweils nur eine Stelle hat Bezug zur Offenbarung.
Zu den Möglichkeiten ist auch die Interpretation des Begriffs
„Zorn“ aus 1. Thess. 5,9 hinzuzuzählen. Hr. Lieth hat in seinem
Buch (S. 103) für den Begriff Zorn 2. Möglichkeiten vorgestellt.
- Zorn als Zorn Gottes über die Sünden der Menschen, Errettung durch Jesus Christus als Heiland und Erlöser, dieser Aspekt wird durch den Hinweis auf unsere Seligkeit in
Christus verstärkt
- Zorn als Zorngericht Gottes über eine unbußfertige, antichristliche Welt wie in Off. dargestellt
Beide Möglichkeiten lässt der Text zu. Vergleicht man zusätzlich
die Abschnitte:
1Thes 5,9
Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern
die Seligkeit zu besitzen durch unsern HERRN
Jesus Christus,
2Thes 2,13
Wir aber sollen Gott danken allezeit um euch, von
dem HERRN geliebte Brüder, dass euch Gott erwählt
hat von Anfang zur Seligkeit, in der Heiligung des
Geistes und im Glauben der Wahrheit,
2Thes 2,14
darein er euch berufen hat durch unser Evangelium
zum herrlichen Eigentum unsers HERRN Jesu Christi.
2Thes 2,16
Er aber, unser HERR Jesus Christus, und Gott, unser
Vater, der uns hat geliebt und uns gegeben einen
ewigen Trost und eine gute Hoffnung durch Gnade,
wird deutlich klar, dass mit dem Zorn Gottes auch die Bewahrung
davor genannt ist, nämlich unsere Seligkeit in Christus. Diese
Seligkeit erhalten wir dadurch, dass Gott uns erwählt hat, im Heiligen Geist geheiligt hat, uns berufen hat zum Eigentum. Dies ist
unser ewiger Trost. Dieser Trost hat zunächst nichts mit der Ent-
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rückung zu tun und daher lässt sich daraus kein Argument für den
Zeitpunkt der Entrückung ableiten. Der Trost, den 1. Thess. 4 gibt,
ist, dass er die Unklarheit der Gemeinde über die gestorbenen
Gläubigen beendet und ihnen anzeigt, dass alle bei der Entrückung in Christus vereint sind.
Eine andere, meines Erachtens viel bessere Erklärung ist, wenn
man die Bewahrung vor dem Zorn Gottes auf den 2. Tod, die Hölle bezieht. Nur durch Jesus Christus können wir an der ersten
Auferstehung teilhaben und kommen so nicht in das Gericht am
weißen Thron. Dort werden alle Menschen gerichtet und die Ungerechten in die Hölle verdammt. Vor dieser Verdammnis bewahrt
uns die Seligkeit in Christus.
Daher ist die Einengung von 1. Thess. 5,9 auf das Schalengericht
aus Off. 15 überhaupt nicht zwingend. Und wenn diese Verbindung gebaut wird, muss diese auch zwingend bei 1. Kor. 15 angewandt werden, da sonst eine beliebige Auslegung erfolgt, d.h.
die Verbindungen der Textstellen werden zufällig, willkürlich und
nicht einheitlich erstellt. Sollten aber beide Stellen richtigerweise
mit der Offenbarung verbunden sein, muss erklärt werden, wie
dann die Gemeinde Gottes ohne Entrückung vor diesen Zornschalengerichten bewahrt wird, da bei einer Verbindung der letzten Posaune mit 1. Kor. 15 keine Vorentrückung möglich wäre.
(Posaunengerichte liegen ca. im letzten Drittel der Trübsal evtl.
auch am Ende). Zumindest ist aufgrund der genannten Punkte
eine Vorentrückung zur Bewahrung der Gemeinde vor den Zornesgerichten nicht zwingend abzuleiten. Es liegt also auch hier
das Problem vor, dass eine Stelle nur einseitig in eine Richtung
interpretiert wird und die anderen Möglichkeiten nicht ausreichend
beleuchtet werden.
Zu 3. Die Gemeinde wird in Off. 4 bis 19 nicht erwähnt
Es ist richtig, dass der Begriff „Gemeinde“ nur in den Sendschreiben bis Kap. 3 vorkommt. Danach wird in der Offenbarung an
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keiner Stelle mehr der Begriff Gemeinde verwendet. Jedoch werden andere Begriffe gebracht:
Offb 5,8
Und da es das Buch nahm, da fielen die vier Tiere
und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem
Lamm und hatten ein jeglicher Harfen und goldene
Schalen voll Rauchwerk, das sind die Gebete der
Heiligen,
Offb 8,3
Und ein andrer Engel kam und trat an den Altar und
hatte ein goldenes Rauchfass; und ihm ward viel
Rauchwerk gegeben, dass er es gäbe zum Gebet aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Stuhl.
Offb 8,4
Und der Rauch des Rauchwerks vom Gebet der Heiligen ging auf von der Hand des Engels vor Gott.
Offb 11,18
und die Heiden sind zornig geworden, und es ist gekommen dein Zorn und die Zeit der Toten, zu richten
und zu geben den Lohn deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen
Namen fürchten, den Kleinen und Großen, und zu
verderben, die die Erde verderbt haben.
Offb 13,7
Und ward ihm gegeben, zu streiten mit den Heiligen
und sie zu überwinden; und ward ihm gegeben Macht
über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden.
Offb 13,10
So jemand in das Gefängnis führt, der wird in das
Gefängnis gehen; so jemand mit dem Schwert tötet,
der muss mit dem Schwert getötet werden. Hier ist
Geduld und Glaube der Heiligen.
Offb 14,12
Hier ist Geduld der Heiligen; hier sind, die da halten
die Gebote Gottes und den Glauben an Jesum.
Offb 16,6
denn sie haben das Blut der Heiligen und Propheten
vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; denn sie sind's wert.
Offb 17,6
Und ich sah das Weib trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blute der Zeugen Jesu. Und ich
verwunderte mich sehr, da ich sie sah.
Offb 18,20
Freue dich über sie, Himmel und ihr Heiligen und
Apostel und Propheten; denn Gott hat euer Urteil an
ihr gerichtet!
Offb 18,24
Und das Blut der Propheten und der Heiligen ist in
ihr gefunden worden und all derer, die auf Erden erwürgt sind.
Offb 19,8
Und es ward ihr gegeben, sich anzutun mit reiner und
schöner Leinwand. (Die köstliche Leinwand aber ist
die Gerechtigkeit der Heiligen.)
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Offb 20,6
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Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über solche hat der andere Tod keine
Macht; sondern sie werden Priester Gottes und
Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.
Folgende Briefe enthalten ebenfalls an keiner Stelle den Begriff
Gemeinde: Titus, 2. Tim, 1+2. Petrus, 1+2. Johannes, Judas.
Trotzdem sind sie an und für die Gemeinde Jesu geschrieben
worden. Auch wird ab Kap. 20 auch von den Vertretern der Vorentrückungslehre die Gemeinde wieder in der Offenbarung gesehen, obwohl außer Kap. 1-3 nirgends die Gemeinde wörtlich erwähnt wird. Daher kann aus dem Fehlen dieses Begriffes nichts
abgeleitet werden, zumindest nicht eine Entrückung. Diese wird in
der Offenbarung in dem Bereich der Kap. 3-5 nicht erwähnt. Dieses Thema ist aber weiter unten ausführlicher behandelt.
Nur ein kurzer Gedanke hierzu noch:
Offb 18,4
Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die
sprach: Gehet aus von ihr, mein Volk, dass ihr nicht
teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf dass ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen!
Dieser Vers steht in der Kernstelle über die Hure Babylon. Die
Hure Babylon wird von vielen Bibelauslegern als Synonym für
Rom und die römisch-katholische Kirche gesehen. Dieser Aspekt
wird durch den Doppelbegriff „Hure“ und „Babylon“ geprägt. Die
Hure ist im Alten Testament ein Bild für die abgefallene Braut
Gottes gewesen. (vgl. Buch Hosea u.a.). Der 2. Begriff Babylon
verweist auf die enorm große Nähe des römisch-katholischen
Kultes zu den babylonischen Heidenkulten hin. Diese Verwandtschaft ist sehr anschaulich bei A. Hislop („The two Babylons“ dt.
„Von Babylon nach Rom“) beschrieben. Es wird also ein Volk aufgerufen, das Volk Gottes, die Hure Babylon zu verlassen. Um
welches Volk kann es sich hierbei handeln? Das Volk Israel war
nie Teil der römischen Kirche. Daher kann es niemals zum Verlassen aufgefordert werden. Die Gemeinde soll aber bereits entrückt sein. Die wenigen Märtyrer, die nach der Vorentrückungslehre sich nach der Entrückung zu Gott bekannt haben, könnten diese Gruppe darstellen. Jedoch wäre dies hier nur wieder durch die
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Anwendung einer außerbiblischen Lehre möglich (Es wird behauptet, nach der Entrückung kämen Menschen nur nach altem Testament zum Glauben und müssten diese Bekehrung durch ihren
Tod bezahlen). Dem Wortsinn viel näher liegt daher die Annahme,
dass hier Gottes Gemeinde, die ja heute noch sehr stark mit der
Kirche verbunden ist, gemeint ist.
In jedem Fall handelt es sich aber um Volk Gottes aus Heiden,
nicht aus Juden, die in den Wirren der Endzeit noch auf Erden
sind. Daher ist die Behauptung, die Gemeinde sei in der Offenbarung nicht mehr erwähnt, nicht stichhaltig. Vielmehr verdeckt die
Vorentrückungslehre den Blick auf diese Gemeinde.
Zu 4. Die letzte Jahrwoche ist nur für Israel bestimmt
Die Annahme, dass während der letzten 7 Jahre, in denen Israels
letzte Jahrwoche abläuft, die Gemeinde nicht mehr auf der Erde
ist, geht zurück auf eine Einteilung der Handlungen Gottes in
Haushalte. Demnach kann während der Zeit der Heiden, dem
Gemeindezeitalter, Israel nicht eine besondere Position einnehmen. Demnach kann auch die über Israel bestimmte letzte Jahrwoche nicht parallel zur Zeit der Gemeinde ablaufen. Auch diese
Argumentation klingt plausibel und verständlich. Jedoch ist diese
Lehre eine aus der Bibel abgeleitete Lehre. Sie ist veranschaulichend, plausibel, muss aber nicht zwingend in allen Punkten richtig sein.
Dan 9,26
Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden und nichts mehr sein. Und
das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt
und das Heiligtum verstören, dass es ein Ende nehmen wird wie durch eine Flut; und bis zum Ende des
Streits wird's wüst bleiben.
So endet die 69. Jahrwoche mit dem Tod Christ (ca. 33 n
.Christus). Zugleich wird aber in Dan. 9,26 die Zerstörung der
Stadt und des Heiligtums angekündigt. Diese Zerstörung fand
aber erst 70 n. Chr. statt, also fast 37 = ca.7 Jahrwochen nach
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dem Tod Christi. Dieses Ereignis wird aber noch der 69. Jahrwoche zugerechnet. Wir sehen daher eine starke Überschneidung
der Abläufe.
Warum soll denn nicht die letzte Jahrwoche ablaufen und die Gemeinde noch auf Erden sein? Dagegen spricht aus biblischer Sicht
wenig. Die Verstockung Israels wird erst bei der sichtbaren Wiederkunft Jesu am Ölberg beendet sein. (Vgl. Sach. 12). Heilsgeschichtlich wird Israel keine Rolle mehr spielen, da alles Heil in
Jesus Christus gegeben ist. Die letzte Jahrwoche und vor allem
das sich dann anschließende 1000-jährige Reich dienen letztlich
dazu, Gottes Ratschluss über Israel und vor allem seine Verheißungen zu erfüllen.
Bei der Lehre der Haushalte handelt es sich um eine abgeleitete,
außerbiblische Lehre. Diese wiederum zum Maßstab über die
Bibel selbst zu erheben, ist anmaßend und ein Bruch der Bibelauslegung. Daher ist aus dieser abgeleiteten Lehre der Haushalte
kein Argument für oder gegen eine Entrückung zu entnehmen.
Zu 5. Der Heilige Geist, die Gemeinde verhindert
das Auftreten des Antichristen
2Thes 2,7
Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit,
nur dass, der es jetzt aufhält, muss hinweggetan
werden;
Dieser Vers findet sich bei allen Auslegern. Da angenommen wird,
dass die Gemeinde vor der Trübsal entrückt wird, der Heilige
Geist dann wieder nur wie zu Zeiten des alten Testaments gegeben wird und erst danach sich der Antichrist offenbaren kann, liegt
es nahe, die Gemeinde und den Heiligen Geist in dem genannten
Vers zu finden. Faktisch wird aber nur ein unpersönliches „der“
genannt, ohne weitere Hinweise oder Bezugspunkte. Daher steht
diese Argumentation nur solange, wie eine Vorentrückung angenommen wird. Faktisch ist daher diese Auslegung des Verses
keine Argumentation sondern nur eine Ableitung.
Viele Bibelauslegungen, die sich mit dem Text aus 2. Thess. 2, 112 befassen, nehmen leider nur bruchstückhaft einzelne Verse
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heraus. Die Argumentation von Hr. Lieth ist hier beispielhaft. Er
hat auf S. 93ff die ersten 2 Verse hinsichtlich des Tages Christi
und dem Tag des Herrn untersucht. Dann endet vorerst die Beschäftigung mit diesem Abschnitt. Auf S. 107 beschäftigt er sich
mit den Abschnitten V9-12, V13-17. Auf S 115 wird kurz der Begriff Abfall aus V2 behandelt, ebenso V7 ab S. 120. Jedoch ist an
keiner Stelle in irgendeinem Buch mit Thema Vorentrückung eine
umfassende, zusammenhängende Auslegung dieses Abschnittes
von V1 bis V12 bzw. 17 vorhanden. Diese wird weiter unten daher
erfolgen. Jedoch zeigt diese Art der Bibelauslegung stark Schlagseite. Die Argumentationsweisen sind nicht schlüssig, da der Kontext der jeweiligen Stellen nicht ausreichend behandelt und berücksichtigt wird. Durch das willkürliche Hineininterpretieren von
Tag des Herrn = „Gericht, Zornschalen nach Offenbarung“ -Tag
Christi = „Entrückung“, Heiliger Geist = „der“ wird der Text entstellt
und die ursprüngliche Aussage verdreht.
Es drängt sich bei der Beschäftigung der Vorentrückungslehre stark der Eindruck auf, dass ehr die Bibelauslegung nach
der Vorentrückungslehre geeicht wird, als diese nach der
Bibel. Die oben angeführten Punkte zeigen, dass die Argumentation nur schlüssig wird, wenn die Vorentrückung als
gegebene Tatsache angenommen wird. Faktisch beweist sich
die Vorentrückungslehre durch nach der Vorentrückungslehre ausgelegte Bibelstellen. Dies ist eine klassische Zirkelargumentation (Man zieht sich an den eigenen Schopf aus dem
Sumpf).
Behandeln wir noch abschließend den Punkt, ob Jesus völlig überraschend und unerwartet kommt?
Zu 6. Kommt Jesus für die Gemeinde völlig unerwartet ohne Vorankündigung?
Wenn die Entrückung der Gemeinde zum Ende der Trübsal geschehen sollte, wäre der Zeitpunkt der Entrückung berechenbar.
Nach verschiedenen Stellen der Offenbarung wird der Zeitraum
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der großen Trübsal 1260 Tage dauern. Im Buch Daniel werden
noch andere Zeiträume genannt:
Dan 12,11
Und von der Zeit an, da das beständige [Opfer] beseitigt und der Gräuel der Verwüstung aufgestellt
wird, sind 1290 Tage.
Dan 12,12
Wohl dem, der ausharrt und 1335 Tage erreicht!
Sollte die Entrückung definitiv unerwartet und ohne Vorankündigung geschehen, wäre dieser Einwand gewichtig. Es ist dieser
Punkt daher genau zu prüfen. Er ist von grundlegender Bedeutung. Sollte tatsächlich im Wort die Möglichkeit einer Früherkennung der Wiederkunft Jesu verneint werden, so wäre dies ein
vernichtendes Urteil für jede Lehre, die eine Vorentrückung ablehnt. Es ist nun sehr wichtig, die entscheidenden Stellen der Bibel
im Zusammenhang zu betrachten. Wesentlich ist hierbei auch,
welche Ansicht der Auslegung zugrunde liegt.
Ich will hier zuerst bei der Wiederkunftsrede unseres Herrn Jesu
in den Evangelien anfangen. Die umfassendste Stelle hierzu steht
bei Matthäus.
Mt 24,1
Mt 24,2
Mt 24,3
Mt 24,4
Mt 24,5
Mt 24,6
Mt 24,7
Mt 24,8
Mt 24,9
Mt 24,10
Und Jesus trat hinaus und ging von dem Tempel {die Gebäude; s.
die Anm. zu Kap. 4,5} hinweg; und seine Jünger traten herzu, um
ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen.
Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht alles
dieses? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird nicht ein Stein auf dem
anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird.
Als er aber auf dem Ölberge saß, traten seine Jünger zu ihm
besonders und sprachen: Sage uns, wann wird dieses sein, und
was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, dass euch
niemand verführe!
Denn viele werden unter meinem Namen {Eig. auf Grund meines
Namens} kommen und sagen: Ich bin der Christus! und sie werden viele verführen.
Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Sehet zu,
erschrecket nicht; denn dies alles muss geschehen, aber es ist
noch nicht das Ende.
Denn es wird sich Nation wider Nation erheben und Königreich
wider Königreich, und es werden Hungersnöte und Seuchen sein
und Erdbeben an verschiedenen Orten.
Alles dieses aber ist der Anfang der Wehen.
Dann werden sie euch in Drangsal überliefern und euch töten; und
ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um meines Namens
willen.
Und dann werden viele geärgert werden und werden einander
überliefern und einander hassen;
Christus kommt später
Mt 24,11
Mt 24,12
Mt 24,13
Mt 24,14
Mt 24,15
Mt 24,16
Mt 24,17
Mt 24,18
Mt 24,19
Mt 24,20
Mt 24,21
Mt 24,22
Mt 24,23
Mt 24,24
Mt 24,25
Mt 24,26
Mt 24,27
Mt 24,28
Mt 24,29
Mt 24,30
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und viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele
verführen;
und wegen des Überhandnehmens der Gesetzlosigkeit wird die
Liebe der Vielen {d.i. der Masse der Bekenner; vergl. Dan. 9,27}
erkalten;
wer aber ausharrt bis ans Ende, dieser wird errettet werden.
Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf
dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann
wird das Ende kommen.
Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von welchem durch
Daniel, den Propheten, geredet ist, stehen sehet an heiligem Orte
(wer es liest, der beachte {O. verstehe} es),
dass alsdann die in Judäa sind, auf die Berge fliehen;
wer auf dem Dache {O. Hause} ist, nicht hinabsteige, um die
Sachen aus seinem Hause zu holen;
und wer auf dem Felde ist, nicht zurückkehre, um sein Kleid zu
holen.
Wehe aber den Schwangeren und den Säugenden in jenen Tagen!
Betet aber, dass eure Flucht nicht im Winter geschehe, noch am
Sabbat;
denn alsdann wird große Drangsal sein, dergleichen von Anfang
der Welt bis jetzthin nicht gewesen ist, noch je sein wird;
und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch
gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene
Tage verkürzt werden.
Alsdann, wenn jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus,
oder hier! so glaubet nicht.
Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen
und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen.
Siehe, ich habe es euch vorhergesagt.
Wenn sie nun zu euch sagen: Siehe, er ist in der Wüste! so gehet
nicht hinaus; Siehe, in den Gemächern! so glaubet nicht.
Denn gleichwie der Blitz ausfährt von Osten und scheint bis gen
Westen, also wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.
[Denn] wo irgend das Aas ist, da werden die Adler versammelt
werden.
Alsbald aber nach der Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben, und die
Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel
werden erschüttert werden.
Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen in dem
Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stämme
des Landes, {O. der Erde} und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht
und großer Herrlichkeit. {O. mit großer Macht und Herrlichkeit}
Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall,
{O. Trompetenschall} und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der
Himmel bis zu ihrem anderen Ende. {W. von den Enden der Himmel bis zu ihren Enden}
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Mt 24,32
Mt 24,33
Mt 24,34
Mt 24,35
Mt 24,36
Mt 24,37
Mt 24,38
Mt 24,39
Mt 24,40
Mt 24,41
Mt 24,42
Mt 24,43
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Von dem Feigenbaum aber lernet das Gleichnis: Wenn sein
Zweig schon weich geworden ist {O. weich wird} und die Blätter
hervortreibt, so erkennet ihr, dass der Sommer nahe ist.
Also auch ihr, wenn ihr alles dieses sehet, so erkennet, dass es
nahe an der Tür ist.
Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen,
bis alles dieses geschehen ist.
Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber
sollen nicht vergehen.
Von jenem Tage aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht
die Engel der Himmel, sondern mein Vater allein.
Aber gleichwie die Tage Noahs waren, also wird auch die Ankunft
des Sohnes des Menschen sein.
Denn gleichwie sie in den Tagen vor der Flut waren: sie aßen und
tranken, sie heirateten und verheirateten, bis zu dem Tage, da
Noah in die Arche ging,
und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle wegraffte,
also wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.
Alsdann werden zwei auf dem Felde sein, einer wird genommen
und einer gelassen;
zwei Weiber werden an dem Mühlstein mahlen, eine wird genommen und eine gelassen.
Wachet also, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde euer Herr
kommt.
Jenes aber erkennet: Wenn der Hausherr gewusst hätte, in welcher Wache der Dieb komme, so würde er wohl gewacht und nicht
erlaubt haben, dass sein Haus durchgraben würde.
In dieser Rede des Herrn Jesus werden verschiedene Ereignisse
nebeneinander beschrieben. Es genügt hier der Platz nicht, diese
einzeln herauszuarbeiten. Gemäß der Frage der Jünger werden 3
Dinge beantwortet:
V3: Sage uns, wann wird dieses sein(1), und was ist das Zeichen
deiner Ankunft (2) und der Vollendung des Zeitalters(3)?
Wann geschieht die Zerstörung des von den Jüngern so bewunderten Tempels? Was sind die Zeichen der Ankunft bzw. Wiederkunft Jesu und wann wird das Zeitalter vollendet?
Die Zerstörung des Tempels erfolgte ca. 70 n. Chr. Und deckt sich
weitestgehend mit den Ereignissen, die Jesus in den Versen 1522 nannte. Die Parallelstellen in Lukas und Markus geben weitere
Informationen über dieses Ereignis. Doch gerade der Hinweis auf
eine Trübsal, wie sie es noch nie auf Erden gegeben hat, zeigt an,
dass V22 nicht 70 n.Chr. sondern irgendwann zum Ende dieses
Zeitalters stattfinden wird. Die nachfolgenden Beschreibungen
Christus kommt später
Seite -35-
liegen in der Zeit kurz vor der Wiederkunft unseres Herrn bzw. bei
seiner Wiederkunft. Es ist aber umstritten, wo die 3. Frage nach
der Vollendung des Zeitalters beantwortet wird. Meines Erachtens
kann nur das Gleichnis ab V. 31 auf die Vollendung des Zeitalters
gedeutet werden, da hier die Nationen gerichtet werden, nicht
aber Gläubige. Dieses Gericht muss daher nach der 2. Auferstehung stattfinden, da an der ersten nur die Gläubigen teilhaben.
Doch ist es eine eigene Arbeit, dieses Thema abschließend zu
klären.
Unstrittig geht es in den Abschnitten von V22 bis V31 um die
sichtbare Wiederkunft Jesu Christi als Herrn dieser Welt. Wer
eine stille Entrückung annimmt, wird diese hier nicht suchen und
letztlich auch nicht finden können, da derartige Annahmen sich
aus dem Text nur unter Ansatz bereits bestehender Ansichten
ableiten lassen. Betrachten wir den Text daher nun unter dem
Gesichtspunkt, dass Entrückung und sichtbare Wiederkunft Jesu
identisch sind, in einem Ereignis liegen. Fokus dieser Betrachtung
ist die Frage, ob dieses Ereignis nun völlig unangekündigt und
ohne Vorwarnung geschieht oder ob der Text andere Rückschlüsse zulässt. Gibt es Vorauskennzeichen, die uns die Wiederkunft
Jesu erwarten lassen? Folgende Aussage ist hier wichtig:
Mt 24,14
Mt 24,32
Mt 24,33
Mt 24,34
Mt 24,36
Mt 24,42
Mt 24,44
Mt 25,13
Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf
dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann
wird das Ende kommen.
Von dem Feigenbaum aber lernet das Gleichnis: Wenn sein
Zweig schon weich geworden ist {O. weich wird} und die Blätter
hervortreibt, so erkennet ihr, dass der Sommer nahe ist.
Also auch ihr, wenn ihr alles dieses sehet, so erkennet, dass es
nahe an der Tür ist.
Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen,
bis alles dieses geschehen ist.
Von jenem Tage aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht
die Engel der Himmel, sondern mein Vater allein.
Wachet also, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde euer Herr
kommt.
Deshalb auch ihr, seid bereit; denn in der Stunde, in welcher ihr
es nicht meinet, kommt der Sohn des Menschen. So wachet nun, denn ihr wisset weder den Tag noch die Stunde.
Christus kommt später
Seite -36-
Betrachten wir nun diese Passagen hinsichtlich einer Zeitbestimmung.
V14 sagt klar aus, dass, bevor das Ende kommen kann, das
Evangelium dem ganzen Erdkreis und allen Nationen verkündigt
werden muss. Da diese Verkündigung durch die Gemeinde erfolgt, kann festgestellt werden, dass es letztlich bis in unsere Tage
hinein klar fest steht, dass keine Entrückung oder Wiederkunft
Jesu geschehen kann, da eben diese Bedingung nicht erfüllt ist.
Bis in unsere Tage gibt es noch immer Völker, die nie ein Wort
des Evangeliums erreicht hat. Jedoch stehen wir kurz bevor, dieses Kriterium zu erreichen. Demnach kann eine Entrückung erst in
unseren Tagen geschehen, das Ende dieses Zeitalters erst jetzt
erwartet werden. Wir haben also einen klaren Hinweis der Bibel
auf ein Kriterium für die Entrückung. Da zur Zeit des Apostel
Paulus dieses Kriterium nie erfüllt war und anzunehmen ist,
dass sich der Heilige Geist nicht widerspricht, wäre es falsch,
dem Apostel Paulus unterzuschieben eine Entrückung zu
seinen Lebzeiten in der Bibel gelehrt zu haben. Sicherlich mag
die Gemeinde in Teilen diese Entrückung erwartet haben. Es wird
sogar berichtet, dass manche lehrten, die Entrückung sei schon
geschehen. Die von Heiligen Geist inspirierte Bibel kann aber
diese Irrlehre nicht vertreten. Die Aufforderung, alle Zeit bereit zu
sein, kann daher nicht als Beleg für eine sofortige und jederzeit zu
erwartende Entrückung gewertet werden, weil sonst Paulus der
hier genannten Stelle widersprechen würde.
Die Verse 32 – 34 sind vielfältig missbraucht worden. Viele haben
aus dem Geschlecht eine Jahreszahl, zumeist 40, geformt und
dadurch unter Zugrundelegung des Gründungsjahres Israels
(1948) 1988 oder andere Jahreszahlen für die sichtbare Wiederkunft Jesu errechnet. Heute schreiben wir 2003 und es ist noch
immer nichts geschehen.
Betrachten wir diesen Vers daher genauer: Jesus weist darauf hin,
auf den Feigenbaum zu achten. Wenn er grünt, erkennt man,
dass es Sommer wird. Analog sollen wir Gläubigen auch anhand
der von Jesus genannten Zeichen erkennen, dass der Sommer,
Christus kommt später
Seite -37-
die Zeit der Ernte naht und Jesu Wiederkunft vor der Türe steht.
Jesus erklärt nun, dass das Geschlecht bzw. diese Generation
nicht vergehen wird, bevor alles sich erfüllt. Wir dürfen die Bibel
nicht mit außerbiblischen Vorstellungen und Gedanken auslegen.
In der Bibel kann mit Generation das Lebensalter eines Menschen
gemeint sein, ebenso aber auch der Zeitraum von der Geburt bis
zur Geburt der gezeugten Generation. Dies ist die Generationsangabe, die vornehmlich in den Stammbäumen genannt wird (siehe
Chroniker, Bücher Mose usw.).
Die Lebenszeit eines Menschen kann nach heutiger Erfahrung bei
über 100 Jahre liegen. Die Angabe der Dauer einer Generation ist
hingegen in der Bibel relativ genau beschrieben. Abraham war
100 Jahre alt, als ihm Isaak geboren wurde. Genau 4 Generationen war Israel in Ägypten. Diese Zeitspanne wird mit 400 Jahren
angegeben. Demnach kann der Begriff Generation bis zu 100
Jahre umfassen. Den Startpunkt können wir nur ungenau festsetzen. Liegt er in der Gründung Israels als Staat (1948) oder in der
Eroberung Jerusalems (1967)? Wir wissen es nicht. Vielleicht
setzt das grünen Israels, dem Feigenbau Gottes bereits schon in
den 20-ziger Jahren ein, als die ersten Kibbuz gegründet wurden.
Unabhängig davon gibt aber wiederum das Wort ein Kriterium an,
anhand dessen die Gemeinde, der einzelne Gläubige erkennen
kann, ob Jesu Wiederkunft bevorsteht oder nicht (das Grünen des
Feigenbaum = Israel). Wir sehen also, es kann abgeschätzt werden, wann Jesu Wiederkunft kommt, jedoch kann diese Schätzung nur einen groben Zeitbereich abdecken und eignet sich nur
als Aufforderung zur Wachsamkeit, nicht aber zur Ermittlung von
Terminen.
Jesus hat nun in den vorgenannten Abschnitten dieser Rede Kriterien genannt, anhand seine Wiederkunft abgeschätzt oder zumindest als wahrscheinlich zu sehen ist. Trotzdem weist Jesus in
24,42+44; 25,13 darauf hin, dass man wachsam und nüchtern
sein soll, denn keiner weiß, wann der Herr wiederkommt. In V36
sagt er sogar, dass er, der Herr selbst und die Engel den Zeitpunkt dieses Tages nicht kennen, sondern allein Gott, der Vater.
Christus kommt später
Seite -38-
Widerspricht sich hier nicht unser Herr in seinem eigenen Wort?
Dies ist kaum anzunehmen. Daher muss hier der Wortsinn und
der genaue Inhalt betrachtet werden.
Zum einen werden wir aufgefordert, wachsam und nüchtern zu
bleiben, da der Tag der Wiederkunft nicht bekannt ist. Niemand
außer Gott selbst kennt diesen Tag. Anderseits gibt Jesus für
diese Zeit Kriterien an, die das Heraufkommen dieses Ereignisses
erkennen lassen.
Meines Erachtens ist dieser förmliche Wiederspruch wie folgt
lösbar:
Jesus gibt für die Zeit seines Kommens ein Zeitfenster an, welches anhand der Kriterien sichtbar wird. Es müssen alle Völker
evangelisiert sein. Israel muss wieder grünen. Kriegsschrecken,
Verführungen usw. müssen die Erde heimsuchen. Sind diese
Dinge gegeben, können wir die Wiederkunft Jesu erwarten.
Trotzdem kann kein exakter Tag oder Stunde festgesetzt werden.
Es wird bei den Stellen, die vor klaren Terminen warnen, stets Tag
und Stunde genannt. Dies weist darauf hin, dass zwar der Zeitraum bekannt ist, aber kein exakter Termin. Wir haben also ein
„sowohl als auch“ direkt im Wort. Wir können einen Zeitraum abschätzen, nicht aber einen Termin oder Zeitpunkt.
Betrachten wir in diesem Hinblick die Gleichnisse Jesu:
Mt 24,37
Aber gleichwie die Tage Noahs waren, also wird auch
die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.
Mt 24,38
Denn gleichwie sie in den Tagen vor der Flut waren:
sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten, bis zu dem Tage, da Noah in die Arche ging,
Mt 24,39
und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle
wegraffte, also wird auch die Ankunft des Sohnes
des Menschen sein.
Mt 24,40
Alsdann werden zwei auf dem Felde sein, einer wird
genommen und einer gelassen;
Mt 24,41
zwei Weiber werden an dem Mühlstein mahlen, eine
wird genommen und eine gelassen.
Mt 24,42
Wachet also, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde euer Herr kommt.
Christus kommt später
Seite -39-
Betrachten wir das Gleichnis Noahs genauer. Noah predigte viele
Jahre den Menschen das Gericht Gottes. Dann begann er die
Arche zu bauen. Zuletzt sammelte Noah alle Tiere in der Arche
und ging hinein. Die Menschen konnten klar und deutlich verstehen und sehen, dass hier etwas geschah. Sie hörten die Predigt,
sahen die Bautätigkeit (Zeichen) und zuletzt sahen sie das Wunder der Sammlung aller Tiere in der Arche. Erst dann geschah die
Flut. Man kann schwerlich sagen, die Menschen waren nicht gewarnt oder unvorbereitet. Sie sahen klar das Zeugnis des Gerichts
und ignorierten es. Der Grund der Ignoranz liegt in der Weltverbundenheit der Menschen. Ihr ganzen Trachten und Tun war nur
auf dieses Leben gerichtet: essen, trinken, heiraten, geheiratet
werden. Sie waren blind und gebunden an die weltlichen Dinge, so
dass sie die drohende Gefahr nicht erkennen konnten. Die Wachsamkeit kann nun darauf gerichtet sein, die warnenden Zeichen
der Wiederkunft nicht zu übersehen und unvorbereitet zu sein. Die
Gefahr besteht darin, dass man zu denjenigen gehört, die nicht
geholt werden, die verlassen zurückbleiben und nicht genommen
werden.
Viele andere Ausleger sehen dieses Gleichnis über Noah aber
völlig gegensätzlich. Für sie ist es ein Beweis des plötzlichen Gerichts und der Bewahrung der Gemeinde in der Arche vor diesem
Gericht. Die Begriffe „plötzlich“ und „unerwartet“ können aber so
nicht gelten, da der Gesamtkontext der damaligen Geschehnisse
dies nicht zulässt. Dies zeigt, wie beliebig und meines Erachtens
falsch mit dem Wort umgegangen wird. Allein das Beispiel Noah´s
zeigt eine sich abzeichnende, längere Zeit dauernde Entwicklung,
deren Finale einzig plötzlich und katastrophal endet.
Die anderen Gleichnisse sind in der Auslegung schwieriger:
Mt 24,43
Jenes aber erkennet: Wenn der Hausherr gewusst
hätte, in welcher Wache der Dieb komme, so würde
er wohl gewacht und nicht erlaubt haben, dass sein
Haus durchgraben würde.
Mt 24,44
Deshalb auch ihr, seid bereit; denn in der Stunde, in
welcher ihr es nicht meinet, kommt der Sohn des
Menschen. -
Christus kommt später
Mt 24,45
Mt 24,46
Mt 24,47
Mt 24,48
Mt 24,49
Mt 24,50
Mt 24,51
Seite -40-
Wer ist nun der treue und kluge Knecht, {O. Sklave; so
auch nachher} den sein Herr über sein Gesinde gesetzt
hat, um ihnen die Speise zu geben zur rechten Zeit?
Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er
kommt, also tuend finden wird!
Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über seine ganze
Habe setzen.
Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen
sagt: Mein Herr verzieht zu kommen,
und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, und isst
und trinkt mit den Trunkenen,
so wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem
Tage, an welchem er es nicht erwartet, und in einer
Stunde, die er nicht weiß,
und wird ihn entzweischneiden und ihm sein Teil
setzen mit den Heuchlern: da wird sein das Weinen
und das Zähneknirschen.
Dieses Gleichnis ist zweigeteilt bzw. sind 2 Gleichnisse. Im ersten
erklärt Jesus, dass der Hausherr, wenn er gewusst hätte, wann
der Dieb kommt, sicherlich wachsam gewesen wäre und den Einbruch verhindert hätte. Da er aber es nicht wusste, –Jesus spricht
hier teils in Vergangenheit und im Konjunktiv, was den Rückschluss darauf zulässt, dass der Hausherr wohl schon überfallen
und beraubt wurde – konnte er überfallen werden. Es war also so,
dass der Hausherr den Dieb erwartet hatte, sein Kommen geahnt
hatte, bereits Wachen aufgestellt bzw. wachsam gewesen war,
jedoch nicht ausreichend und umfassend genug, so dass der Dieb
dennoch eindringen und rauben konnte. So wie der Dieb bei
Nacht kommt, ist auch bei Nacht die Wachsamkeit angeraten.
Hinsichtlich der Erwartungshaltung auf die Wiederkunft Jesu ist
auch hier klar zu erkennen, dass gleich wie der Dieb, Jesus zu
einem Zeitraum erwartet werden kann, jedoch infolge der Länge
der Nacht keine exakte Feststellung über den Zeitraum getroffen
werden kann. Mangelnde Wachsamkeit, Unachtsamkeit wird mit
dem Raub der Güter bestraft. Also auch hier ein Hinweis auf einen
bekannten und kritischen Zeitraum (die Nacht), auf die man sich
vorbereiten kann (Wachen aufstellen, wachsam sein).
Christus kommt später
Seite -41-
Beim 2. Gleichnis vergleicht Jesus 2 Knechte. Der eine tut treulich
seine Pflicht, übt sein Amt mit Sorgfalt und Rechtschaffenheit aus.
Der andere Knecht hingegen meint, es ist noch Zeit, erwartet seinen Herrn nicht, beginnt seine Aufgabe zu vernachlässigen, geht
Gemeinschaft mit Trunkenen ein. Dieser falsche Knecht wird nun
durch die Wiederkunft des Herrn jäh überrascht und wird verdammt werden.
Dieses Gleichnis sagt deutlich aus, dass der Herr für den falschen
Knecht völlig überraschend und unerwartet kommt. Kernbotschaft
dieses Gleichnisses ist aber nicht der Zeitpunkt der Wiederkunft
sondern der Lebensstil der Knechte. Der eine lebt in wachsamer
Sorgfalt, allezeit bereit für sein Tun Rechenschaft abzulegen während der andere Knecht letztlich aus seiner Berufung herausfällt
und verdammt wird. Ich möchte diesen Artikel an dieser Stelle
nicht hinsichtlich dem Abfallen vom Glauben behandeln. Doch
sollte dieses Gleichnis manchem als ernsthafte Warnung dienen,
auf seinen Lebenswandel zu achten. In Hinblick auf den Zeitpunkt
der Wiederkunft Jesu können wir auch hier erkennen, dass Jesus
vor allem für die unvorbereiteten, letztlich Abgefallenen überraschend kommt.
Das letzte Gleichnis handelt von den 10 Jungfrauen. Diese waren
ausgegangen, den Bräutigam zu empfangen. Jedoch kam er zu
spät, die Jungfrauen schliefen ein. Als er nun doch kam, waren 5
ungenügend vorbereitet, so dass sie am Hochzeitsmahl nicht teilnehmen konnten.
Bezüglich unserer Zeitfrage ist dieses Gleichnis interessant. Erstens machten sich alle auf, um zu warten. Alle waren auf eine
Wartezeit eingestellt, jedoch wurde diese Zeit unterschiedlich lang
beurteilt, so dass nur die Klugen ausreichend Öl mitnahmen. Hinsichtlich des Zeitpunkts hatten alle eine gewisse Vorstellung, wann
der Bräutigam zur Hochzeitsfeier kommen wird. Als die Zeichen
da waren, dass die Hochzeit stattfinden sollte, machten sich alle
Jungfrauen bereit und warteten. Wir sehen anhand dieses Gleichnisses deutlich, dass es einen Bereichszeitraum der Erwartung
gibt, jedoch der exakte Zeitpunkt nicht bekannt ist. Wir können
Christus kommt später
Seite -42-
anhand der Zeichen der Zeit erkennen, ob Jesus vor der Türe
steht, jedoch wann er eintritt, wissen wir nicht.
In den Gleichnissen Jesu ist also durchweg das sowohl als auch
enthalten. Dieses wird mit einer ernsthaften Warnung, nüchtern
und wachsam zu sein, verbunden. Es ist falsch zu sagen, dass
der Herr Jesus jederzeit nach Himmelfahrt kommen könne. Es
müssen erst bestimmte Geschehnisse und Zeichen gegeben sein.
Wenn diese Zeichen aber vorliegen, der Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu möglich wird, beginnt eine Zeit des Wartens. Diese ist
unbestimmt lang und wird –am Gleichnis der Jungfrauen ersichtlich – dazu führen, dass viele unvorbereitete diese Zeit nicht heil
überstehen.
Wenn wir die Rede Jesu insgesamt betrachten, sehen wir, dass
Jesus einerseits Hinweise auf Vorauszeichen gibt, anderseits
einen genauen Zeitpunkt aber nicht nennen kann. In genau diesem Schema erfolgen nun die Gleichnisse. Daher ist die Auslegung in sich geschlossen und im Kontext. Es kann meines Erachtens daher nicht aus den Stellen:
Mt. 24;42+50:
42 Wacht also! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt
50 so wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem Tag, an dem er es nicht
erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß
gefolgert werden, dass der Tag des Herrn völlig überraschend
erfolgt. Vielmehr werden alle jene, die nicht wachsam sind, in der
Welt stehen, mit den Dingen der Welt belastet sind und alle
unnüchternen Menschen völlig überrascht sein.
Es muss aber beachtet werden, dass ich hier stets den Tag des
Herrn, den Tag der sichtbaren Wiederkunft Jesu als ein Ereignis
mit der Entrückung sehe. Wer diese Ereignisse getrennt sieht,
wird zu völlig anderen Ergebnissen kommen. Daher sind meines
Erachtens die Evangelien nicht als Beweisführung für oder gegen
eine Entrückung zu einem bestimmten Zeitpunkt zu verwerten.
Vielmehr sind hierzu andere Stellen zu betrachten. Wichtig ist es
für mich aber zu zeigen, dass bei Annahme einer Entrückung bei
der sichtbaren Wiederkunft Jesu keine Widersprüche entstehen.
Christus kommt später
Seite -43-
Ein weiterer Textabschnitt der häufig als Argument für eine überraschende Entrückung verwendet wird, ist der Abschnitt aus 1.
Thess. 5.
1Thes 5,1
Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, Brüder,
so habt ihr nicht nötig, dass euch geschrieben werde.
1Thes 5,2
Denn ihr selbst wisset genau, dass der Tag des
Herrn also kommt wie ein Dieb in der Nacht.
1Thes 5,3
Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt
ein plötzliches Verderben über sie, gleichwie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden
nicht entfliehen.
1Thes 5,4
Ihr aber Brüder, seid nicht in Finsternis, dass
euch der Tag wie ein Dieb ergreife;
1Thes 5,5
denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des
Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der
Finsternis.
1Thes 5,6
Also lasst uns nun nicht schlafen wie die übrigen,
sondern wachen und nüchtern sein.
1Thes 5,7
Denn die da schlafen, schlafen des Nachts, und die
da trunken sind, sind des Nachts trunken.
1Thes 5,8
Wir aber, die von dem Tage sind, lasst uns nüchtern
sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens
und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Seligkeit. {O. Errettung}
Doch kann sich jeder, der den Text genau liest, davon überzeugen, dass hier von 2 Gruppen gesprochen wird: Einer Gruppe, die
im Dunkeln ist, Frieden erwartet und jäh vom Tag des Herrn überrascht wird. Paulus spricht aber die Gemeinde von Thessalonik
als solche an, die nicht des Nachts sind, die nicht schlafen und
daher nicht von diesem Tag überrascht werden. Insofern ist bei
exakter Auslegung auch aus dieser Stelle keine völlig überraschende Entrückung abzuleiten. Dies wird sogar noch durch das
gewählte Beispiel in V3 verstärkt. Hier verwendet Paulus die Geburtswehen der Frau als Zeichen auf den Tag des Herrn. Wie
jeder weiß, dauert eine Schwangerschaft ca. 9 Monate, mal mehr,
mal weniger. Letztlich kann doch eine Frau gar nicht davon überrascht werden, da sie doch den Zeitpunkt abschätzen kann.
Trotzdem trifft dieser Moment oftmals die Frau völlig unvorbereitet
Christus kommt später
Seite -44-
und unvermittelt, dass tatsächlich trotz aller Vorberechnung die
Überraschung groß ist. Gerade dieses Beispiel als Vorbild für den
Tag des Herrn zeigt doch an, dass, wer sich auskennt, nicht schlafend oder trunken ist, sondern anhand von Umständen die Zeit
heraufziehen sieht.
Genau in dieser Linie liegen doch auch die Verse aus 2. Thess. 2,
1-5. Paulus nennt hier auch Vorauskennzeichen und verweist
zudem in V5 noch auf die erfolgte Belehrung der Thessaloniker.
Somit kann das Argument des überraschenden Kommens nicht
als Beweis gegen eine Entrückung zum sichtbaren Wiederkommen unseres Herrn dienen. Aus der vorab genannten Stelle aus
Daniel 12,11+12 ist klar zu entnehmen, dass es eine Unschärfe
von ca. 75 Tagen geben wird. 1260 dauert die 2. Hälfte der letzten
Jahrwoche, 1290 Tage sind ab Aufstellen der Gräuel bis zu einem
nicht genannten Ereignis. Zuletzt wird das Ausharren für 1335
Tage gerühmt. Somit ist der Zeitraum bekannt, der Tag aber verborgen.
Christus kommt später
Seite -45-
Kapitel 4: Die Auslegung der Bibel
hinsichtlich der Entrückung
Kommen wir nun zurück zu unserem Thema, der Entrückung der
Gemeinde Jesu. Es ist manchmal leichter zu kritisieren, als es
besser zu machen. Daher soll bei der Kritik der Vorentrückung
nicht stehen geblieben werden. Vielmehr soll im Folgenden anhand der wesentlichsten Stellen und einer im Kontext erfolgenden
Auslegung Klarheit zu diesem Thema gefunden werden.
Die zentralen Stellen der Bibel zur Entrückung
Es ist unstrittig, dass die wichtigste Stelle, die diesem Thema auch
ihrem Namen gab, im 1. Thessalonikerbrief Kap. 4, 13-17 steht.
Diese Stelle ist aber untrennbar mit 2. Thess. 2,1-12 verbunden.
Wichtig ist auch die Stelle im 1. Kor. 15,51-53.
Lesen wir nun diese Stellen im Zusammenhang
1Kor 15,51
1Kor 15,52
1Kor 15,53
1Thes 4,15
1Thes 4,16
1Thes 4,17
Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden
nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden;
und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit
der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune
schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
Denn dies Verwesliche muss anziehen die
Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen
die Unsterblichkeit.
Denn das sagen wir euch als ein Wort des HERRN,
dass wir, die wir leben und übrig bleiben auf die Zukunft des HERRN, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen.
denn er selbst, der HERR, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der
Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und
die Toten in Christo werden auferstehen zuerst.
Darnach wir, die wir leben und übrig bleiben, werden
zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken,
dem HERRN entgegen in der Luft, und werden also
bei dem HERRN sein allezeit.
Christus kommt später
Seite -46-
1Thes 4,18
So tröstet euch nun mit diesen Worten untereinander.
2Thes 2,1
Aber der Zukunft halben unsers HERRN Jesu Christi
und unsrer Versammlung zu ihm bitten wir euch, liebe Brüder,
dass ihr euch nicht bald bewegen lasset von eurem
Sinn noch erschrecken, weder durch Geist noch
durch Wort noch durch Brief, als von uns gesandt,
dass der Tag Christi vorhanden sei.
Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise;
denn er kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der
Sünde, das Kind des Verderbens,
der da ist der Widersacher und sich überhebt über
alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er
sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott und gibt
sich aus, er sei Gott.
Gedenket ihr nicht daran, dass ich euch solches sagte, da ich noch bei euch war?
Und was es noch aufhält, wisset ihr, dass er offenbart
werde zu seiner Zeit.
Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit,
nur dass, der es jetzt aufhält, muss hinweggetan
werden;
und alsdann wird der Boshafte offenbart werden,
welchen der HERR umbringen wird mit dem Geist
seines Mundes und durch die Erscheinung seiner
Zukunft ihm ein Ende machen,
ihm, dessen Zukunft geschieht nach der Wirkung des
Satans mit allerlei lügenhaftigen Kräften und Zeichen
und Wundern
und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter
denen, die verloren werden, dafür dass sie die Liebe
zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf dass sie
selig würden.
Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, dass
sie glauben der Lüge,
auf dass gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht
glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit.
2Thes 2,2
2Thes 2,3
2Thes 2,4
2Thes 2,5
2Thes 2,6
2Thes 2,7
2Thes 2,8
2Thes 2,9
2Thes 2,10
2Thes 2,11
2Thes 2,12
Christus kommt später
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Diese Stellen werden von vielen Auslegern zum Thema „Entrückung“ natürlich behandelt. Es fällt jedoch auf, dass die meisten
Auslegungen diese Abschnitte nur hinsichtlich einzelner Verse und
Aussagen behandeln. So wird z.B. zumeist 2. Thess. 2,7 einzeln
und zusammenhanglos herausgenommen und für den, der das
Boshafte noch aufhält, die Gemeinde Jesu oder der Heilige Geist
eingesetzt. Die Argumentation wird dann so fortgesetzt, dass man
annimmt, dass dieses Hinwegnehmen des Heiligen Geistes sozusagen die neutestamentliche Gnadenszeit beendet, wo jeder
Gläubige bleibend den Heiligen Geist bekommt. Man vermutet
hier, dass dann fortan nur eine Bekehrung im alttestamentarischer
Hinsicht möglich ist. Wer sich in der darauf folgenden Zeit für Jesus bekehrt, sich zu Ihm bekennt, wird hierfür mit dem Leben
bezahlen müssen (5. Siegel aus Off. 6,9ff, 20,4). Ergänzt wird
diese Ansicht mit der Begründung, dass die letzte Zeitperiode vor
der Wiederkehr Jesu der letzten Jahrwoche von Daniel entspricht.
Israel soll wieder Bedeutung und Funktion im Plan Gottes haben.
Daraus wird geschlossen, dass dann die Gemeinde Jesu nicht
mehr auf der Erde sein kann.
Ähnlich wird mit 1. Thess.5,9 argumentiert: „Gott hat uns nicht
zum Zorn gesetzt...“. Aus diesem im Zusammenhang mit anderen
Stellen wird angenommen, dass die Gemeinde Jesu nicht in die
Gerichte der Zornesschalen geraten kann (Off. 15), da Gott gerade dieses Zorngericht nicht für die Gemeinde vorgesehen hat und
Gott wird daher die Gemeinde vorher durch die Entrückung erretten.
Dieser kurze Abriss zeigt, dass mit der Frage der Entrückung viele
andere Ansichten, Lehren eingehen, die –falls sie falsch sein sollten- das Verständnis für die Schrift stark trüben können.
Meines Erachtens liegen die Quellen für die meisten Fehlauslegungen der Bibel darin, dass nicht gesamte Abschnitte in ihrem
Zusammenhang betrachtet werden, sondern die Bibel, deren Aussagen in Versfragmente zerstückelt werden, die dann beliebig zu
bereits vorgeformten Meinungen zusammen gesetzt werden. Es
klingt alles sehr einleuchtend und die Fülle der genannten Stellen
Christus kommt später
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ist enorm. Jedoch kann der Wahrheitswert gegen Null gehen. Die
Argumentationen der Zeugen Jehova sind ein gutes Beispiel hierfür.
Betrachten wir nun die genannten Abschnitte weitgehend im Zusammenhang.
Die Entrückung nach 1. Kor. 15, 51-53
Diesem Abschnitt geht eine längere Ausführung des Apostel Paulus über die Auferstehung voraus. Ohne den Glauben an eine
Auferstehung wäre unser Tun, unser Glaube nutzlos. Wir Christen
wären die erbärmlichsten Menschen der Erde, da wir im falschen
Glauben nach einem weltfremden Leben streben würden, welches
doch nicht existiert. Das ist aber nicht der Fall. Der Apostel Paulus
führt über 500 Zeugen an, welche die Auferstehung Jesu bezeugen konnten. Daher ist unser Glaube an eine Auferstehung kein
Wunschdenken, kein Trugbild sondern Realität.
Die zitierte Stelle liegt am Ende der Ausführungen zum Thema
Auferstehung. Vorher erläuterte er den Sinn und das Wesen der
Auferstehung und nun zählt er die wesentlichen Elemente der
Entrückung auf:
1. die Entrückung geschieht mitten im Leben, da etliche
noch leben und bei der Entrückung verwandelt werden,
die Verstorbenen werden auferstehen
2. diese Verwandlung und Auferstehung geschieht in einem
Augenblick
3. der Zeitpunkt dieses Ereignisses wird nur durch den Begriff „zur Zeit der letzten Posaune“ angegeben
Die Posaune Gottes
Der Begriff „letzte Posaune“ deutet an, dass die Zuhörer mit dem
Begriff der Posaune eine klare Vorstellung verbanden, diese uns
aber nicht überliefert ist. Handelt es sich bei dieser Posaune um
einen Hinweis auf die 7 Posaunen in der Offenbarung Kap. 8-11?
Christus kommt später
Seite -49-
Diese Möglichkeit wird von vielen Auslegern damit abgetan, dass
bekanntlich die Offenbarung erst viel später geschrieben wurde
und somit Paulus sich unmöglich bereits auf diese Posaunen beziehen konnte. Anderseits gibt es in der Bibel viele Stellen, die
Bezug hatten auf künftige Ereignisse, ohne dass dies den Schreibern im Einzelnen bekannt war. Letztlich ist es ja Gott selbst, der
durch seinen Heiligen Geist die Schrift inspirierte und daher sehr
wohl möglich, dass hier ein Verweis auf die Ereignisse der Offenbarung vorliegt. Falls dieser Bezug zutrifft, geschähe die Entrückung zum Zeitpunkt der letzten Posaune, also in Offenbarung 11,
nachdem alle Posaunengerichte bereits geschehen sind. Die Betrachtung der Geschehnisse im Zusammenhang mit der 7. Posaune bringt noch weiteres zutage. Nach der 6. Posaune tritt ein
Engel auf und verkündet:
Offb 10,7
sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er
posaunen wird, soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie
er hat verkündigt seinen Knechten, den Propheten.
Und weiter heißt es
Offb 11,15
Und der siebente Engel posaunte: und es wurden große Stimmen
im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unsers
HERRN und seines Christus geworden, und er wird regieren von
Ewigkeit zu Ewigkeit.
Mit der 7. Posaune tritt Jesus Christus die Herrschaft an. Alle weltlichen Reiche, auch das Reich des Satans über diese Welt sind
beendet. Die Macht des Satans und seiner Engel ist gebrochen
und Christus regiert unumschränkt. Es gibt danach keinen Raum
mehr für irgendwelche menschliche Reiche. Folglich muss das
Auftreten des Antichristen und sein Wirken davor liegen. Mit der 7.
Posaune wird das Reich des Antichristen beendet. Daher muss –
falls der Bezug stimmt- die Entrückung erst zum Ende der Schreckensherrschaft des Antichristen erfolgen. Eine frühere Entrückung ist unmöglich. Somit lässt diese Querverbindung über den
Begriff „letzte Posaune“ eine zeitliche Festlegung der Entrückung
auf den letzten Abschnitt der großen Trübsal zu.
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Das Geheimnis Gottes
Ein 2. Hinweis liegt in der Botschaft des Engels. Er spricht hier von
der Vollendung des Geheimnisses Gottes. Dies ist ein Begriff, der
so in der Bibel noch öfters vorkommt. Über Suchfunktion in Computerbibeln lassen sich leicht alle Stellen im Zusammenhang mit
„Geheimnis“ finden. Hier nur ein paar wesentliche Aussagen:
Röm 11,25
Kol 1,26
Kol 1,27
Kol 1,28
1Tim 3,16
Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dieses
Geheimnis (auf dass ihr nicht stolz seid ): Blindheit
ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis die Fülle
der Heiden eingegangen sei
nämlich das Geheimnis, das verborgen gewesen ist
von der Welt her und von den Zeiten her, nun aber ist
es offenbart seinen Heiligen,
denen Gott gewollt hat kundtun, welcher da sei der
herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den
Heiden, welches ist Christus in euch, der da ist die
Hoffnung der Herrlichkeit.
Den verkündigen wir und vermahnen alle Menschen
und lehren alle Menschen mit aller Weisheit, auf dass
wir darstellen einen jeglichen Menschen vollkommen
in Christo Jesu;
Und kündlich groß ist das gottselige Geheimnis: Gott
ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt von der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.
Auch die Stelle aus 1. Kor. 15,51 beginnt mit der Hinweis, dass
hier ein Geheimnis gelüftet wird. Das Geheimnis Gottes ist die
Gemeinde, die Gott aus Heiden und Israeliten bildet. Die Gemeinde ist das Ziel seiner Anstrengung, das Ziel seines Wirkens. Diese
Gemeinde wird in der Zeit der 7. Posaune vollendet. Diese Gemeinde wird vollendet mit der Auferstehung der Gläubigen. Diese
Auferstehung findet mit der Entrückung statt. Also findet die Entrückung bei der Wiederkunft Jesu statt, wenn Jesus alle Herrschaft auf Erden einnimmt.
Aus diesen beiden Bezügen - Jesus nimmt in der 7. Posaune die
Herrschaft ein und vollendet die Gemeinde - ist klar abzuleiten,
Christus kommt später
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dass die Entrückung erst zum Ende der Trübsalzeit erfolgen kann,
nachdem das antichristliche Reich und der Aufruhr gegen Gott
geschehen ist.
Doch Vorsicht! Der Bezug der letzten Posaune aus 1. Kor. 15
kann aber auch falsch gesetzt sein. Es ist nicht zwingend, beide
Stellen über einen Begriff zu koppeln. Zum anderen wird die Offenbarung von den wenigsten überhaupt verstanden, so dass ein
Bezug auf die Offenbarung oftmals nur noch größere Unklarheit
schafft. Vielleicht ist mit der letzten Posaune nur ein Aufbruchssignals, nur ein Bezug auf die damals allgegenwärtigen römischen
Armeen und ihrer Gebräuche gemeint. Für eine Entscheidung ist
eine Aussage zu dünn und birgt das zu hohe Risiko der Fehlaussage. (Man denke an das Prinzip der 2. Zeugen, d.h. jede Aussage muss auf 2 Zeugen beruhen). Daher ist dieses Argument allein
unzureichend.
Mit dem Begriff der Posaune lassen sich aber folgende Schlüsse
ziehen:
Die Posaune ist eines der lautesten Instrumente und daher als
Signalgeber Jahrhunderte lang benutzt worden. Wenn bei der
Auferstehung und Entrückung die Posaunen „schallen“ ist hier
schwerlich nur ein stilles, unbemerkt vor sich gehendes Ereignis
möglich. Bei der Auferstehung wird es bei wörtlicher Auslegung
lärmen. Vergeistigt man die Posaunen aber nur als Signal, als
Bildnis für ein Signal, ist unter Umständen ein stilles Geschehen
möglich. Es liegen aber in dem Text keinerlei Hinweise vor, dass
hier irgendetwas bildlich oder vergeistigt zu sehen ist. Die Annahme eines stillen Signals ist daher nicht aus dem Text abzuleiten.
Aus dem bisher gesagten wird überdeutlich klar, dass die Bibel
nur als Ganzes betrachtet werden darf. Die Aussagen einer Stelle
sind zu vieldeutig, es gibt zu viele Möglichkeiten der Auslegung,
um verbindliche Schlüsse zu ziehen. Die Beschäftigung mit nur
Christus kommt später
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einer Stelle birgt das große Risiko, dass Schlüsse gezogen werden, die anderen Bibelstellen widersprechen. Bearbeiten wir daher nun die Stellen aus den Thessaloniker-Briefen:
Die Entrückung nach 1. Thess. 4, 13-18 und 2.
Thess. 2, 1-10
Der erste Abschnitt aus 1. Thess. gleicht in der Aussage der Stelle
aus 1. Kor. 15. Es werden hier aber folgende Zusatzinformationen
gegeben:
1. zuerst erfolgt die Auferstehung der Toten, danach die
Verwandlung der noch lebenden Gläubigen (V16+17)
2. der Herr Jesus selbst kommt uns entgegen
3. wir werden nach der Auferstehung/Verwandlung ihm in die
Wolken entgegen gerückt = Entrückung
4. diese Vorgänge erfolgen „mit Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes“
5. nach der Entrückung werden wir allezeit bei Gott bleiben
Die Begleiterscheinungen der Entrückung
Aus dieser Stelle wird deutlich ersichtlich, dass die Entrückung
eine Erfüllung der Botschaft der Engel bei der Himmelfahrt Jesu
ist:
Apg 1,11
welche auch sagten: Ihr Männer von Galiläa, was
stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird
kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.
Jesus kommt in den Wolken seiner Gemeinde entgegen. Nur
seine Gemeinde erwartet ihn in den Wolken, nicht die ungläubige
Welt oder die bis dahin ungläubigen Israeliten. Daraus lässt sich
aber noch nicht zwingend folgern, ob diese Wiederkunft Jesu im
Stillen erfolgt wie bei seiner Himmelfahrt oder ob dies ein weltweit
sichtbares Ereignis sein wird.
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Betrachtet man die unter Punkt 4 genannten Begleitumstände
bleibt für ein stilles Ereignis aber wenig Platz. Hier werden im Gegensatz zu 1. Kor.15 nicht nur Posaunen sondern auch Feldgeschrei und die Stimme des Erzengels genannt. Jedes dieser Dinge stellt ein Maximum an Lautstärke für die damalige Zeit dar. Als
früher die Heere gegeneinander vorrückten, vertrieb man mit
enormen Lärm und Geschrei die eigene Angst und versuchte, den
Feind einzuschüchtern. Heute erfolgen höchsten bei sportlichen
Ereignissen vergleichbare Dinge. Die Posaune als eines der lautesten Instrumente wurde bereits genannt. Auch die Stimme des
Erzengels, des obersten Engels stellt eine Steigerung über den
eigenen Erfahrungsbereich dar. Wenn der Herr Jesus in den Wolken erscheint und parallel diese Lautstärken real für uns Gläubigen zu hören sind, wie kann dieses Ereignis verborgen und im
Stillen erfolgen? Aus dem wörtlichen Text lässt sich nur ableiten,
dass die Begleitumstände der Entrückung sehr laut und wahrnehmbar sein werden. Für eine stille und verborgene Entrückung
lassen sich hier keine Gründe finden.
Der Zeitpunkt der Entrückung
Bisher haben wir anhand der Randbedingungen (Lärm) oder Bezug zu anderen Bibelstellen Hinweise auf eine Entrückung mit
lauten, sichtbaren Geschehnissen gefunden. Diese Entrückung ist
aber bisher zeitlich kaum zu fixieren. Dies scheint zur Zeit des
Paulus anders gewesen zu sein. Er schreibt
1Thes 5,1
Von den Zeiten aber und Stunden, liebe Brüder, ist
nicht not euch zu schreiben;
Offensichtlich hat Paulus der Gemeinde in Thessalonik entweder
während seines Aufenthalts in dieser Gemeinde oder durch Boten
genauere Informationen darüber zukommen lassen. Er hielt seine
Gemeinde für ausreichend informiert und begnügte sich auf allgemeine Hinweise in Kap. 5,1 ff. Was an diesem Abschnitt besonders hervorsticht, ist die Diskrepanz zwischen den üblichen
Aussagen von Gläubigen und dem Wort Gottes, der Bibel. Fragt
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man Gläubige, wann kommt der Herr Jesus wieder, heißt es zumeist mit Hinweis auf 1. Thess. 5,2, dass der Herr wie ein Dieb
unerwartet und ohne Vorankündigung kommt und uns völlig überraschen wird. Liest man aber einige Verse weiter, heißt es:
1Thes 5,2
denn ihr selbst wisset gewiss, dass der Tag des
HERRN wird kommen wie ein Dieb in der Nacht.
1Thes 5,3
Denn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine
Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen,
gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und
werden nicht entfliehen.
1Thes 5,4
Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis,
dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife.
1Thes 5,5
Ihr seid allzumal Kinder des Lichtes und Kinder des
Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der
Finsternis.
1Thes 5,6
So lasset uns nun nicht schlafen wie die andern,
sondern lasset uns wachen und nüchtern sein.
1Thes 5,7
Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und
die da trunken sind, die sind des Nachts trunken;
1Thes 5,8
wir aber, die wir des Tages sind, sollen nüchtern sein,
angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe
und mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit.
Der Dieb in der Nacht
Die Welt schläft und ist in Finsternis. Sie erkennt keine Zeichen,
keine Signale oder Hinweise. Daher wird sie jäh überrascht. Wir
aber sind nicht in der Finsternis. Uns ergreift der Tag des Herrn
nicht wie ein Dieb in der Nacht. Wahre, lebendige, nicht eingeschlafene Christen sind wach, sind wachend, wenn der Herr Jesus
Christus kommen wird. Schlafen tun jene, die keinen Glauben an
den Herrn Jesus Christus haben, die trunken sind von weltlichen
Dingen. Es muss also Dinge geben, woran wir gleich einer Uhr
abschätzen können, wann der Herr Jesus wieder kommen wird.
Keine Uhrzeit, damit wir uns noch vorher ein Päuschen genehmigen können, keine exakte Zeit, damit wir uns keinen Wecker stellen, sondern der Herr gab uns ein Zeitfenster, einen Bereichszeitraum, in dem wir ihn erwarten können und sollen. Man denke hier
an den Ausspruch Jesu in seinen Reden über seine Wiederkunft:
Christus kommt später
Mt 24,33
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Also auch wenn ihr das alles sehet, so wisset, dass
es nahe vor der Tür ist.
Gerade in diesem Abschnitt hat Jesus Christus auch von dem
Dieb in der Nacht gesprochen, gewarnt nicht zu schlafen, gerüstet
zu sein:
Mt 24,42
Mt 24,43
Mt 24,44
Darum wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde
euer HERR kommen wird.
Das sollt ihr aber wissen: Wenn der Hausvater wüsste, welche Stunde der Dieb kommen wollte, so würde
er ja wachen und nicht in sein Haus brechen lassen.
Darum seid ihr auch bereit; denn des Menschen
Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr's nicht
meinet.
Jesus gibt uns also Vorankündigungen für sein Kommen. Trotzdem wird es überraschend geschehen, zu einer Stunde, da keiner
es erwartet.
Es ist für die Auslegung der Bibel von wesentlicher Bedeutung,
Schlüsselwörter zu beachten. In den Abschnitten aus Mt. 24 und
1. Thess. ist ein solches enthalten. „Jesus kommt wie ein Dieb“.
Fährt man fort, Parallelstellen hierzu auszuspüren, findet man
außer im Petrusbrief in der Offenbarung folgende Verse:
Offb 3,3
Offb 16,15
Offb 16,16
Offb 16,17
So gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast,
und halte es und tue Buße. So du nicht wirst wachen,
werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und wirst
nicht wissen, welche Stunde ich über dich kommen
werde.
Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da
wacht und hält seine Kleider, dass er nicht bloß
wandle und man nicht seine Schande sehe.
Und er hat sie versammelt an einen Ort, der da heißt
auf hebräisch Harmagedon.
Und der siebente Engel goss aus seine Schale in die
Luft; und es ging aus eine Stimme vom Himmel aus
dem Stuhl, die sprach: Es ist geschehen.
Es ist klar ersichtlich, dass der erste Vers eindeutig an die Gemeinde in Sardes gerichtet ist. Dieser Vers ist aber ohne zeitlichen
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Bezug. Wann Jesus wie ein Dieb kommt wird aber in Off. 16 beantwortet. Jesus kommt beim Krieg bei Harmagedon wie ein Dieb
in der Nacht. Betrachtet man nun die Zusammenhänge um
Harmagedon, wird klar, dass dies die letzte Schlacht um Jerusalem darstellt, die durch Jesu Wiederkunft beendet wird. Folglich
erfüllt sich die Ankündigung an die Gemeinde zu Sardes in Offenbarung 16 in der 7. Zornesschale zum Ende der großen Trübsal.
Dies zeigt, wie sehr die Gemeinde in das Geschehen der Offenbarung hineingenommen ist. Sie ist ständig gegenwärtig und wird
immer wieder angesprochen, gewarnt und getröstet.
Es werden durch den Schlüsselbegriff „Dieb“ Mt. 24, 1. Thess, und
Off. 3 und 16 verbunden. Jesus erscheint also der Gemeinde zum
Ende der Trübsal wie ein Dieb in der Nacht, mit Vorankündigung,
dennoch unerwartet. Dieser Dieb kündigt sich der Gemeinde an
und kommt unerwartet zum Ende der ganzen endzeitlichen Gerichte, nach der letzten Zornesschale. Bereits diese Querverbindung zeigt für sich alleine, wie einheitlich die Bibel in ihrem Zeugnis ist. Jedes Wort hat seine Bedeutung und Richtigkeit. Die Bibel
ist weitestgehend wörtlich zu nehmen, nicht zu vergeistigen und
nicht durch „Brillen“ außerbiblischer Lehren zu interpretieren. Legt
man diese Brillen zur Seite, öffnet sich die Bibel in einer Tiefe und
Weite, die vorher unerkannt blieb. Daher ist die Lehre der Vorentrückung nicht nur hinsichtlich der mangelhaften Vorbereitung der
Gemeinde auf die auf sie zukommenden Gefahren der Trübsal
extrem gefährlich, sie trübt auch der Gemeinde das Verständnis
für das Wort Gottes. Doch noch sind die maßgeblichen Stellen
nicht abschließend behandelt.
Die Verwirrung in Thessalonik
Betrachten wir aber weiter die Stellen aus dem Thessaloniker
Brief. Offensichtlich hat Paulus die Gläubigen in Thessalonich
überschätzt. Statt Tröstung und Nüchternheit hat sein Brief Verwirrung gestiftet. Wir wissen dies daran, dass Paulus kurz nach seinem ersten Brief einen 2. schreib, um etliche Dinge klar zu stellen.
Die Gemeinde hat anscheinend die Zeitangaben aus dem ersten
Christus kommt später
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Brief und die Aussage, dass nicht alle Gläubigen verstorben sind,
wenn Jesus wieder kommt, so verstanden, als wenn die Wiederkunft, die Entrückung kurz bevorstehe. Es gab sogar eine nicht zu
geringe Strömung, die behauptete, die Entrückung sei bereits
geschehen. Statt Nüchternheit und Trost führt der Brief zu Panik,
Depression oder vielleicht auch zu Endzeiteuphorie. Aus der jüngeren Vergangenheit kennen wir diese Phänomene. Alles Eigentum wurde verkauft, die Ausbildung oder der Beruf beendet und
enorme Evangelisationstätigkeit entwickelt. Als aber zum angekündigten Zeitpunkt Jesus ausblieb, waren nicht nur viele finanziell
ruiniert sondern erlitten auch im Glauben Schiffbruch. Mancher
wurde hier zum Gotteslästerer. Leider haben viele diese falschen
Lehren nicht abgetan, sondern die Wiederkunft Jesu vergeistigt
und neue Lehren geschaffen. (Zeugen Jehova, Adventisten) Anderseits führten diese Irrungen dazu, dass viele Jahre lang die
Beschäftigung mit dem prophetischen Wort, der Endzeit verpönt
war. Der Umgang mit dem prophetischen Wort darf daher nur mit
großer Verantwortung und Kompetenz erfolgen. Für Spekulanten
und Seelenfänger ist hier kein Platz. Zudem ist das prophetische
Wort vorrangig für die Gemeinde gegeben, nicht für die Welt. Daher sollte keine Evangelisation nicht mit Endzeitstimmung angeheizt werden, dieses Strohfeuer bringt zumeist keinen echten
Glauben. Vielmehr sollte der Hinweis auf unseren Tod, unsere
persönliche Endzeit reichen.
Was sagt 2. Thess. 2,1-2 wirklich aus?
Paulus musste also die Thessaloniker auf den Boden der Tatsachen zurück führen. Irrwüchse zurück schneiden. Betrachten wir
also den Abschnitt aus 2. Thess. genauer.
2Thes 2,1
2Thes 2,2
Aber der Zukunft halben unsers HERRN Jesu Christi
und unsrer Versammlung zu ihm bitten wir euch, liebe Brüder,
dass ihr euch nicht bald bewegen lasset von eurem
Sinn noch erschrecken, weder durch Geist noch
Christus kommt später
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durch Wort noch durch Brief, als von uns gesandt,
dass der Tag Christi vorhanden sei
Vergleicht man die vielen Auslegungen dieses Abschnittes mit
einander, fällt auf, dass hier viele einen Unterschied machen zwischen dem „Tag Christi“ und dem „Tag des Herrn“. Es wird zumeist argumentiert, dass mit dem „Tag des Herrn“ ein Gerichtsereignis, ein Tag des Zornes gemeint ist. In diesem Tag des Zornes
soll die Gemeinde nicht hinein geraten. Dies wird mitunter mit 1.
Thess. 5, 9 begründet:
1Thes 5,9
Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern
die Seligkeit zu besitzen durch unsern HERRN Jesus
Christus,
Es wird behauptet, dass hier Paulus von einem „Tag Christi“, unserer Entrückung einerseits und anderseits einem Gerichtstag
über die Welt spricht. Das Gericht kann natürlicherweise erst nach
Abschluss des antichristlichen Reiches erfolgen. Am „Tag des
Herrn“ tritt Jesus als Richter und Vollstrecker der Gerichte Gottes
über diese Welt auf. Die Gemeinde ist zu diesem Zeitpunkt längst
nicht mehr auf der Erde. Jesus hat seine Gemeinde am „Tag
Christi“ still und heimlich von der Erde genommen und zu sich in
die Ewigkeit entrückt. Ebenso ist der Heilige Geist von der Erde
genommen. Der Heilige Geist und die Gemeinde soll der unbekannte „der“ aus 2. Thess. 2,7 sein, der das Aufbrechen des Geheimnisses des Bösen bisher verhinderte. Menschen, die nach
der Entrückung noch zum Glauben kommen, können dies nur
noch im alttestamentlichen Sinne, d.h. mit nicht bleibend gegebenem Heiligem Geist. Zudem müssen sie ihren Glauben mit dem
Tod bezeugen. Die Märtyrer aus dem 5. Siegel der Offenbarung
werden als diese Personengruppe gemeinhin angesehen. Diese
Ansicht wird von über 90% der Gemeinden vertreten und daher
leider nur noch selten hinterfragt. Historisch geht diese Lehre auf
Darby, der prägenden Figur der Baptistenbewegung zurück. Sie
stammt aus einer Zeit, als noch niemand an eine Staatsgründung
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Israels dachte und auch noch viele andere Zusammenhänge der
Offenbarung unerschlossen waren.
Viele dieser kurz hier angeschnittenen Auslegungen klingen überaus einleuchtend. Sehr viele Bibelstellen untermauern die vorgestellten Meinungen. Was jedoch auffallend ist, dass die wenigsten
Ausleger sich längere Zeit mit einem zusammenhängenden Abschnitt beschäftigen, alle inneren Zusammenhänge und Aussagen innerhalb des Textes beleuchten und bewerten. Vielmehr wird
aus 1. Thess. 5,9 und 2. Thess. 2,2 und 7 zitiert. Bruchstücke aus
dem Alten Testament hinzugefügt und schließlich eine übersichtliche, plausible Auslegung gegeben. Wie viel anders sieht aber
eine eingehende Betrachtung des Abschnittes im Zusammenhang
aus. Fangen wir also damit an:
Paulus beginnt seine Ausführung mit dem Hinweis auf die Zukunft
unseres Herrn Jesus Christus und unserer Versammlung mit ihm.
Der Begriff „Zukunft des Herrn“ klingt etwas sonderbar, wird aber
in selber Weise im 1.Thess. 4,15 und 2. Thess. 2,8 nochmals
genannt. Aus dem Zusammenhang mit anderen Stellen wird aber
schnell klar, dass hier mit der Zukunft die Wiederkunft Jesu Christi
gemein ist:
Mt 24,3
Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine
Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann
wird das alles geschehen? Und welches wird das
Zeichen sein deiner Zukunft und des Endes der
Welt?
Mt 24,27
Denn gleichwie ein Blitz ausgeht vom Aufgang und
scheint bis zum Niedergang, also wird auch sein die
Zukunft des Menschensohnes.
Mt 24,37
Aber gleichwie es zur Zeit Noah's war, also wird auch
sein die Zukunft des Menschensohnes.
Mt 24,39
und achteten's nicht, bis die Sintflut kam und nahm
sie alle dahin, also wird auch sein die Zukunft des
Menschensohnes.
Apg 7,52
Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt ?
Und sie haben getötet, die da zuvor verkündigten die
Zukunft dieses Gerechten, dessen Verräter und
Mörder ihr nun geworden seid.
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Denn wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder Krone
des Ruhms? Seid nicht auch ihr es vor unserm
HERRN Jesus Christus zu seiner Zukunft?
1Thes 4,15
Denn das sagen wir euch als ein Wort des HERRN,
dass wir, die wir leben und übrig bleiben auf die Zukunft des HERRN, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen.
(viele Übersetzungen verwenden statt Zukunft den Begriff „Ankunft“, jedoch durchgehend und daher wäre obige Versliste stets
mit „Ankunft“ zu schreiben. Die Gleichheit des Begriffes ändert
dies also nicht)
Wie der Begriff „Dieb“ ist hier der Begriff „Zukunft“ in Zusammenhang mit Jesus Christus ein Schlüssel zum Verständnis. Durch die
gleichlautenden Stellen werden Verknüpfungen gegeben. In dieser
Versliste zeigt der Begriff „Zukunft“ eindeutig auf die sichtbare
Wiederkunft Jesu hin. Bereits im ersten Vers setzt Paulus die
sichtbare Wiederkunft Jesu mit der Entrückung gleich. Eine Trennung der Entrückung von der sichtbaren Wiederkunft Jesu ist
unmöglich, da bei 1. Thess. 4,15 ebenfalls die Zukunft Jesu, also
seine Wiederkunft mit der Entrückung verknüpft ist. Im Übrigen
wird von vielen Auslegern, die der Vorentrückung zustimmen,
eindeutig der Begriff „und unserer Versammlung zu ihm“ als Synonym für die Entrückung angesehen. Der Streitpunkt liegt nur
darin, dass diese Ausleger den Begriff der „Zukunft unseres
Herrn“ als stille Wiederkehr ansehen. Die obige Versliste zeigt
aber anhand der Parallelstellen deutlich an, dass die Zukunft Jesu
als der Welt sichtbare Wiederkunft gesehen werden muss. Gleich
einem Blitz wird die Wiederkunft Jesu sichtbar von aller Welt
wahrgenommen. Allein diese Parallele (Mt. 24,27) legt die Entrückung und die sichtbare Wiederkunft auf ein Ereignis.
Wir sehen daher, dass eine Trennung der 2 Verse auf 2 Ereignisse sich aus dem Wort nicht ableiten lässt. Es fällt weiter auf,
dass die Vertreter der Vorentrückungslehre viel Mühe aufwenden,
die Begriffe „Tag des Herrn“ und „Tag Christi“ zu trennen, keiner
sich aber mit dem Begriff „Zukunft“ auseinander setzt. Dies zeigt
wiederum, wie selektiv und unausgewogen diese Bibelauslegungen oft durchgeführt werden.
1Thes 2,19
Christus kommt später
Seite -61-
Die Verse 1-8 in ihrer Gesamtbotschaft
Paulus fährt dann mit der Warnung fort, dass weder Geistbotschaft noch Wort noch nach Paulus benannte Briefe die Gemeinde irreführen solle, dass der Tag Christi (andere Übersetzungen
Tag des Herrn) da sei. Kann hier mit dem Tag Christi ein anderes
Ereignis, als die Wiederkunft Jesu gemeint sein? Wenn dem so
sei, handelt V1 von der Entrückung und V2 von dem Gerichtstag
nach der Entrückung. Sprachlich handelt es sich aber hier um
einen in sich geschlossenen Satz. Freier ausgedrückt lauten V1
bis 3 des 2. Thess.-Briefes:
„Über die Wiederkunft unseres Herrn Jesus und unserer Vereinigung mit ihm bitten wir euch, liebe Brüder, dass ihr euch nicht so
leicht durcheinander bringen lasst, sei es durch Geistbotschaft,
Worte oder angeblich von uns verfasste Briefe, die sagen, dass
der Tag Christi (oder Tag des Herrn) da sei. Lasst euch in von
niemanden in irgendeiner Weise verführen, denn dieser Tag
kommt erst, wenn der Abfall gekommen ist und der Sohn der
Sünde sich geoffenbart hat ....“
Sprachlich ist hier der Tag Christi dasselbe wie der Tag der Wiederkunft Jesu und daher auch der Tag der Entrückung.
Betrachten wir noch diese sehr wichtige Stelle vom Grundtext her.
Dies ist für die korrekte Auslegung manchmal sehr hilfreich:
2Thes 2,1
Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft
unseres Herrn Jesus Christus und unseres
Versammeltwerdens zu ihm hin,
2Thes 2,1
)Erwtw=men 2065 1:IK3a Wir-bitten de` 1161
aber u(ma=j, 5209 4= euch, a)delfoi/, 80 15=m
Brüder, u(pe`r 5228 im-Blick-auf th=j 2-f die
parousi/aj 3952 2-f,4=f Ankunft tou= 2-mn des
kuri/ou 2962 2-m Herrn h(mw=n 2257 2= von-uns,
)Ihsou= 2424 235-m Jesus Cristou= 5547 2-m
Christus, kai` 2532 und h(mw=n 2257 2= unseres
e)pisunagwgh=j 1997 2-f versammelt-Werdens
e)p' 1909 zu au)to/n 846 4-m ihm,
2Thes 2,2
daß ihr nicht schnell erschüttert werdet in der Gesinnung, {O. außer Fassung gebracht werdet} noch erschreckt,
Christus kommt später
2Thes 2,2
2Thes 2,3
2Thes 2,3
Seite -62-
weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch
Brief als durch uns, als ob der Tag des Herrn da wäre.
ei)j 1519 um to` 14-n das mh` 3361 nicht tace/wj
5030 schnell saleuqh=nai 4531 G4p erschüttertWerden u(ma=j 5209 4= von-euch a)po` 575 wegvon tou= 2-mn dem noo`j 3563 2-m Verstand,
mh/te 3383 noch qroei=sqai, 2360 G3d erschrecktWerden, mh/te 3383 weder dia` 1223 durch
pneu/matoj 4151 2-n Geist mh/te 3383 noch dia`
1223 durch lo/gou 3056 2-m Wort mh/te 3383
noch di' 1223 durch e)pistolh=j 1992 2-f Brief w(j
5613 als di' 1223 durch h(mw=n, 2257 2= uns, w(j
5613 wie o{ti 3754 daß e)ne/sthken 1764 3.I7a dasei h( 1-f der h(me/ra 2250 15-f Tag tou= 2-mn
des Cristou=: 5547 2-m Christus.
Laßt euch von niemand auf irgend eine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn,
daß zuerst der Abfall komme und geoffenbart worden
sei der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,
mh/ 3361 Nicht tij 5100 1-mf jemand u(ma=j 5209
4= euch e)xapath/sh& 1818 3.K4a verführe, kata`
2596 auf mhde/na 3367 4-m keine tro/pon. 5158
4-m Weise; o{ti 3754 denn e)a`n 1437 (erkommt-nicht,)-wenn mh` 3361 nicht e}lqh& 2064
3.K5a,2.K5m kommt h( 1-f der a)postasi/a 646
15-f Abfall prw=ton 4412 zuerst kai` 2532 und
a)pokalufqh=& 601 3.K4p offenbart-wird o( 1-m
der a}nqrwpoj 444 1-m Mensch th=j 2-f der
a(marti/aj, 266 2-f,4=f Sünde, o( 1-m der ui(o`j
5207 1-m Sohn th=j 2-f des a)pwlei/aj, 684 2-f,4=f
Verderbens,
Es fällt auf, dass in V. 3 der Satz „denn dieser Tag kommt nicht“
im Grundtext so nicht vorhanden ist. Die anderen Worte der deutschen Übersetzung sind sonst korrekt wiedergegeben. Ändert nun
Christus kommt später
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dieser eingefügte Satz den Inhalt? Wenn man betrachtet, dass V
1-4 einen geschlossenen Satz darstellen, so wird klar, dass in V3
durch dieses „zuerst“ der Bezug geschaffen wird zu dem davor
genannten Ereignis aus V1, der Versammlung mit Jesus Christus.
Insofern ist dieser eingefügte Satz zwar nicht im Grundtext enthalten, jedoch verändert er die Aussage der Stelle im Wortsinn nicht,
sondern vereinfacht vom Verständnis den etwas komplizierten
Satz. Doch wäre es gut, wenn die Bibelübersetzungen derartige
Einfügungen als nicht im Grundtext enthalten kennzeichnen würden.
Es kann nun weiter eingewendet werden, dass die Dinge von V1
einfach nur aufgezählt sind, nicht aber zeitlich in einem Ereignis
liegen. Auch in 1. Thes. 4,15 wird die Entrückung und die Ankunft Jesu in einem Satz erwähnt.
1Thes 4,15
(Denn dieses sagen wir euch im Worte des Herrn,
dass wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden.
Jedoch werden hier beide Ereignisse durch das „bis“ zu einem
Zeitpunkt vereinigt. Daher sehe ich weder vom Gesamttext noch
von der Parallelstelle her eine Möglichkeit der zeitlichen Trennung.
Entrückung und Ankunft( bzw. Zukunft, je nach Übersetzung) Jesu
sind hier ein Ereignis.
In den Versen 3-8 wird nun genauer auf die Dinge, die vorher
geschehen müssen, eingegangen:
2Thes 2,3
Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise;
denn er kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der
Sünde, das Kind des Verderbens,
2Thes 2,4
der da ist der Widersacher und sich überhebt über
alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er
sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott und gibt
sich aus, er sei Gott.
2Thes 2,5
Gedenket ihr nicht daran, dass ich euch solches sagte, da ich noch bei euch war?
Christus kommt später
2Thes 2,6
2Thes 2,7
2Thes 2,8
Seite -64-
Und was es noch aufhält, wisset ihr, dass er offenbart
werde zu seiner Zeit.
Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit,
nur dass, der es jetzt aufhält, muss hinweggetan
werden;
und alsdann wird der Boshafte offenbart werden,
welchen der HERR umbringen wird mit dem Geist
seines Mundes und durch die Erscheinung seiner
Zukunft ihm ein Ende machen,
Bevor Jesus sichtbar erscheint, geschehen folgende Dinge:
1. es geschieht ein Abfallen vom Glauben, da in der Bibel
Namenschristen und Ungläubige gleich gestellt sind und
daher wie Ungläubige nicht vom Glauben abfallen können, muss dieser Abfall in den Gemeinden mit bekennenden Christen erfolgen, es können auch Menschen innerhalb der Gemeinde gemeint sein, die annehmen, Christen
zu sein, es aber nicht sind
1Jo 2,19
Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wo sie von uns gewesen wären, so wären sie ja bei uns geblieben; aber es sollte offenbar werden, dass
nicht alle von uns sind.
2. es wird ein Mensch, genannt der Sohn der Sünde, vielfach
Antichrist genannt, auftreten
3. er wird sich über alles, was mit Gott oder Gottesdienst zu
tun hat, hinweg setzen
4. er setzt sich in den Tempel Gottes und gibt sich als Gott
aus
5. bevor diese Person sich offenbaren und wirken kann,
muss ein „der es aufhält“ hinweg getan werden
6. der Herr selbst wird bei seiner Wiederkunft den Antichristen töten
Wie wichtig es ist, Schlüsselbegriffe zu beachten, zeigen die Verse 1 und 8. In beiden Versen wird von der Zukunft des Herrn Jesus gesprochen. Es handelt sich hier um ein Ereignis. Die Verse
1 und 8 im Zusammenhang betrachtet, folgert, dass Jesus bei
seiner Wiederkunft, welche mit der Entrückung zeitlich zusam-
Christus kommt später
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menfällt, auch gleich das Reich den Antichristen zerstören und
den Antichristen töten wird. Wenn Jesus seine Gemeinde holt,
wird er gleichzeitig alle weltliche Macht beenden. Die Zukunft Jesu
und unsere Versammlung mit ihm fallen mit dem Ende des Antichristen zusammen. Diese beiden Ereignisse sind durch die
Wortwahl von V1 und V8 untrennbar verbunden.
Da die wenigsten Ausleger diese Verknüpfung erkannt und berücksichtigt haben, dies aber für das Gesamtverständnis von zentraler Bedeutung ist, sind beide Verse nochmals zitiert:
2Thes 2,1
2Thes 2,8
Aber der Zukunft halben unsers HERRN Jesu
Christi und unsrer Versammlung zu ihm bitten wir
euch, liebe Brüder,
und alsdann wird der Boshafte offenbart werden,
welchen der HERR umbringen wird mit dem Geist
seines Mundes und durch die Erscheinung seiner
Zukunft ihm ein Ende machen,
Mit dem Erscheinen Jesu Christi als Herrscher der Erde wird die
Macht des Antichristen, jedes Reich dieser Welt beendet werden
(vgl. Off. 19). Parallel erfolgt aber die Heimholung der Gemeinde
Jesu. Beide Ereignisse fallen zusammen.
Mit der Wiederkunft Jesu werden folgende Linien beendet:
- alle weltliche Macht und Reiche sind zu Ende und
Jesus Christus tritt seine ewige Herrschaft an
(Off.11)
- die Zeit der Heiden ist beendet, die Vollzahl der
Heiden ist bekehrt, so dass die Decke von Israel
genommen wird (Römer 12)
- die Gemeinde, das Weib, die Braut Christi ist
vollendet
- Israel wird wieder von Gott angenommen und
wird im 1000-jährigem Reich eine besondere Stellung einnehmen
Es bleibt angesichts dieser Stelle aus 2. Thess. kein Platz für eine
Trennung der Entrückung, der sichtbaren Wiederkunft Jesu und
Christus kommt später
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dem Ende des Reiches des Antichristen. Die Verse 1 und 8 verbinden diese 3 Dinge untrennbar in einem Punkt.
Es können daher die vorgenannten Punkte zusammengefasst
werden:
Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse
1. 1. Kor. 15 und Off. 10 sind mit dem Begriff letzte Posaune
bzw. 7. Posauen (der letzten der 7) verbunden, zudem
wird in der 7. Posaune das Geheimnis Gottes, die Gemeinde vollendet, dies geschieht in der Entrückung
2. Der Begriff „Dieb“ verbindet Mt. 24, 1. Thess. 5, Off. 3
und Off. 16 miteinander, so dass die Gemeinde offensichtlich noch während der Schalengerichte auf der Erde
ist, somit die Entrückung erst danach erfolgen kann
3. der Begriff „Zukunft“ des Herrn verbindet Mt. 24, 1. Thess.
4, 2. Thess. 2,1+8 zu einem Ereignis, so dass sichtbare
Wiederkunft Jesu mit Blitz, Entrückung und Tod des Antichristen auf ein Ereignis zusammenfallen
4. die Begleitumstände, der genannte Lärm bei der Entrückung spricht gegen eine stille, unbemerkte Entrückung
Aus der bisherigen Behandlung des Themas ist daher klar abzuleiten, dass die Entrückung nicht vor der sichtbaren Wiederkunft
Jesu erfolgen kann. Diese klaren und umfassenden Aussagen des
Neuen Testaments lassen keinen Platz für die Annahme einer
stillen und vor der Welt verborgenen Entrückung lange vor der
sichtbaren Wiederkunft Jesu am Ölberg.
Im Folgenden werden weitere Hinweise und Punkte hierfür behandelt. Doch zunächst ist eine sehr wichtige Frage im Zusammenhang mit den Begriffen der Offenbarung zu behandeln, die
weitere Anhaltpunkte für den Zeitpunkt der Entrückung geben
wird:
Christus kommt später
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Die Braut Jesu, das Weib und die Gemeinde
Wie kann man die Braut Jesu, das Weib der Offenbarung und die
Gemeinde als das Selbe ansehen? Viele Ausleger trennen diese
Dinge wie folgt:
Für sie ist die Braut Christi Israel, bzw. der gläubige Überrest. Dies
wird daraus gefolgert, dass Gott Israel oftmals im Alten Testament
als seine Braut bezeichnet hat, die aufgrund ihres Götzendienstes
dann zur Hure wurde. Gleichzeitig wird die Braut Christi auch als
Weib bezeichnet (vgl. Eph. 5). Da nach der Vorentrückungslehre
die Gemeinde nicht mehr während der Trübsal auf der Erde ist,
jedoch die 144.000 bekehrten Israeliten, wird nur angenommen,
dass das gläubige Israel in der Zeit der Bedrückung durch den
Antichristen flüchten muss ( vgl. Off. 12 viele nehmen hier Pella in
der Wüste Jordaniens als Fluchtort an). Man stellt sich das Szenario oft wie folgt vor:
Ab Kap. 4 ist die Gemeinde nicht mehr in der Offenbarung erwähnt und durch die Entrückung von der Erde genommen. Heilsgeschichtlich ist das Zeitalter der Gemeinde beendet. Israel wird
wieder erwählt. Mit der Entrückung ist das Zeitalter der Gemeinde
beendet und nach Römer 9 ff die Verstockung Israels beendet, so
dass eine große Erweckung in Israel geschehen kann. Diese versiegelten 144.000 stellen das Volk Gottes der Endzeit dar.
Der Heilige Geist wirkt nur noch wie im alten Testament (wird nicht
mehr bleibend gegeben). Der nach der Entrückung gläubig gewordene Überrest Israels (nach Rom. 12) wird nun in dieser Zeit
besonderer Bedrückung und Trübsal ausgesetzt sein. In dieser
Zeit wird dieser Überrest in die Wüste (nach Pella?) flüchten und
dort von Gott auf wundersame Weise ernährt und bewahrt, bis er
bei der sichtbaren Wiederkunft Jesu zu Gott genommen wird. (Off.
19, Mt24,27ff).
Es ist sicherlich so, dass mit Kap. 4 der Offenbarung das Wort
Gemeinde nicht mehr vorkommt. Dies liegt aber eher daran, dass
der Begriff Gemeinde gerade durch die Botschaft an die 7 Engel
der Gemeinden in Kleinasien Eingang in die Offenbarung fand. Es
gibt auch Briefe des Neuen Testaments, in denen der Begriff
„Gemeinde“ nicht vorkommt, dennoch richtet er sich an die Ge-
Christus kommt später
Seite -68-
meinde Jesu und die Heiligen. (z.B. Titus, 2. Tim, 1+2. Petrus,
1+2. Johannes, Judas). Für die Gemeinde werden oft andere Begriffe wie „Heilige“, „Erwählte“, „Berufene“ verwendet. Jene Begriffe finden sich sehr wohl in der Offenbarung:
Offb 11,18
und die Heiden sind zornig geworden, und es ist gekommen dein Zorn und die Zeit der Toten, zu richten
und zu geben den Lohn deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen
Namen fürchten, den Kleinen und Großen, und zu
verderben, die die Erde verderbt haben.
Offb 13,7
Und ward ihm gegeben, zu streiten mit den Heiligen
und sie zu überwinden; und ward ihm gegeben Macht
über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden.
Offb 13,10
So jemand in das Gefängnis führt, der wird in das
Gefängnis gehen; so jemand mit dem Schwert tötet,
der muss mit dem Schwert getötet werden. Hier ist
Geduld und Glaube der Heiligen.
Offb 14,12
Hier ist Geduld der Heiligen; hier sind, die da halten
die Gebote Gottes und den Glauben an Jesum.
Offb 12,17
Und der Drache ward zornig über das Weib und ging
hin zu streiten mit den übrigen von ihrem Samen, die
da Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu Christi.
Es sind also sehr wohl Heilige, Gläubige in der Offenbarung erwähnt. An 2 Stellen wird noch der Hinweis auf den Glauben an
Jesus Christus bzw. das Zeugnis Jesu Christi genannt. Auch ein
Volk, welches die Hure Babylon zu verlassen hat, wird in Off. 18, 4
genannt.
Ein weiteres wichtiges Indiz ist die Hure Babylon bzw. die Stadt
Babylon. Diese wird erst zum Ende der Herrschaft des Antichristen zerstört (Off.18). Die allermeisten Ausleger (auch jene, welche
die Braut und Gemeinde als getrennte Gruppen sehen), setzen
hier die katholische Kirche, das Papsttum ein. Die Ausführungen
aus Off.17 als auch die Parallelen zwischen dem altbabylonischen
Mysterienkulten und dem Katholizismus machen diese Gleichsetzung glaubhaft. Juden waren und sind aber nie Teil dieses Gebildes gewesen, vielmehr hat die Kirche seit jeher grausam und
blutig die Juden verfolgt. Trotzdem wird aber gesagt:
Christus kommt später
Offb 18,4
Seite -69-
Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die
sprach: Gehet aus von ihr, mein Volk, dass ihr nicht
teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf dass ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen!
Hier können keine Juden gemeint sein. Welches andere Volk als
die Gemeinde hat aber dann noch Gott auf dieser Welt als seine
Gemeinde. Gerade die Gemeinde ist wie heute noch deutlich
sichtbar, an vielen Stellen mit der Kirche stark verknüpft, vielfach
Teil dieser Kirche.
Die Annahme, dass die Gemeinde ab Kap. 4 nicht mehr in der
Offenbarung vorhanden sei, ist nicht biblisch begründet. Allein aus
dem Fehlen eines Begriffes („Gemeinde“) derart weitreichend auf
die Entrückung zu schließen und gleichzeitig die anderen Begriffe
und Zusammenhänge zu ignorieren, zeigt wie mangelhaft hier mit
der Bibel gearbeitet wird.
Kann nun trotzdem zwischen der Braut, dem Weib und der Gemeinde unterschieden werden?
Betrachten wir hierzu die sehr interessante Stelle aus Off. 12:
Das Weib in der Offenbarung
Es hat unter Auslegern viel Diskussion gegeben, mit wem das
Weib aus der Offenbarung gleichzusetzen ist. Für manche ist es
das Volk Israel, die Braut Christi, für andere der messianische
Überrest Israels, der sich in der Endzeit zu Jesus bekennt, für
andere sind es die 144.000 aus Off. 7. Für manche zuletzt ist es
die Gemeinde Jesu. Jeder kann für seine Meinung Argumente
anführen. Diese müssen jedoch im Gesamtzeugnis der Offenbarung und der Bibel insgesamt passen, dürfen also nicht widersprüchlich oder sich gegenseitig ausschließend sein.
Betrachten wir daher einige zentrale Stellen über das Weib der
Offenbarung:
Offb 12,1
Und ein großes Zeichen erschien in dem Himmel: Ein
Weib bekleidet mit der Sonne, und der Mond war unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone
von zwölf Sternen.
Christus kommt später
Offb 12,2
Offb 12,3
Offb 12,4
Offb 12,5
Offb 12,6
Offb 12,7
Offb 12,8
Offb 12,9
Offb 12,10
Offb 12,11
Offb 12,12
Seite -70-
Und sie ist schwanger und schreit in Geburtswehen
und in Schmerzen zu gebären.
Und es erschien ein anderes Zeichen in dem Himmel: und siehe, ein großer, feuerroter Drache, welcher sieben Köpfe und zehn Hörner hatte, und auf
seinen Köpfen sieben Diademe;
und sein Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne
des Himmels mit sich fort; und er warf sie auf die Erde. Und der Drache stand vor dem Weibe, das im
Begriff war zu gebären, auf dass er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind verschlänge.
Und sie gebar einen männlichen Sohn, der alle Nationen weiden soll mit eiserner Rute; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Throne.
Und das Weib floh in die Wüste, woselbst sie eine
von Gott bereitete Stätte hat, auf dass man sie daselbst ernähre 1260 Tage.
Und es entstand ein Kampf in dem Himmel: Michael
und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der
Drache kämpfte und seine Engel;
und sie siegten nicht ob, auch wurde ihre Stätte nicht
mehr in dem Himmel gefunden.
Und es wurde geworfen der große Drache, die alte
Schlange, welcher Teufel und Satan {Eig. der Satan}
genannt wird, der den ganzen Erdkreis {O. die ganze
bewohnte Erde} verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.
Und ich hörte eine laute Stimme in dem Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Macht und das Reich
unseres Gottes und die Gewalt seines Christus gekommen; denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem
Gott verklagte.
Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des
Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum
Tode!
Darum seid fröhlich, ihr Himmel und die ihr in ihnen
wohnet! {O. zeltet, Hütten habt} Wehe der Erde und dem
Meere! denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen
und hat große Wut, da er weiß, dass er wenig Zeit
hat.
Christus kommt später
Offb 12,13
Offb 12,14
Offb 12,15
Offb 12,16
Offb 12,17
Offb 21,9
Offb 21,10
Offb 21,11
Offb 21,12
Offb 21,13
Offb 21,14
Seite -71-
Und als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er das Weib, welches das männliche Kind geboren hatte.
Und es wurden dem Weibe die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, auf dass sie in die Wüste fliege,
an ihre Stätte, woselbst sie ernährt wird eine Zeit und
Zeiten und eine halbe Zeit, fern von dem Angesicht
der Schlange.
Und die Schlange warf aus ihrem Munde Wasser,
wie einen Strom, hinter dem Weibe her, auf dass sie
sie mit dem Strome fortrisse.
Und die Erde half dem Weibe, und die Erde tat ihren
Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache
aus seinem Munde warf.
Und der Drache ward zornig über das Weib und ging
hin, Krieg zu führen mit den übrigen {O. dem Überrest}
ihres Samens, welche die Gebote Gottes halten {O.
bewahren} und das Zeugnis Jesu haben.
Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die
sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen,
und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir
die Braut, das Weib des Lammes {O. die Braut des Lammes, das Weib} zeigen.
Und er führte mich im Geiste hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt,
Jerusalem, herniederkommend aus dem Himmel von
Gott;
und sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz {O.
ihre Leuchte} war gleich einem sehr kostbaren Edelstein, wie ein kristallheller Jaspisstein;
und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte
zwölf Tore, und an den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, welche die der zwölf
Stämme der Söhne Israels sind.
Nach {Eig. von; so auch weiterhin in diesem Verse} Osten drei
Tore, und nach Norden drei Tore, und nach Süden
drei Tore, und nach Westen drei Tore.
Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, und
auf denselben zwölf Namen der zwölf Apostel des
Lammes.
Christus kommt später
Seite -72-
Betrachten wir zuerst die Stelle aus Off. 12. Es wird dort eine Frau
beschrieben, Das Kind, welches die Frau gebar kann nur Christus
sein, da er der einzige ist, der bisher zu Gott entrückt ist. Zudem
ist Jesus Christus derjenige, der mit eisener Rute regieren wird.
Offb 2,27
und er wird sie weiden mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße zerschmettert werden, wie auch ich von
meinem Vater empfangen habe;
Offb 19,15
Und aus seinem Munde geht hervor ein scharfes,
[zweischneidiges] Schwert, auf dass er damit die Nationen schlage; und er wird sie weiden mit eiserner
Rute, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes
des Zornes Gottes, des Allmächtigen.
Wenn das Kind also Jesus Christus ist, muss die Mutter Maria sei.
Da dieses Weib aber länger existiert als Maria leiblich lebte, muss
diese Frau, die mit Sonne, Mond und Sternen dargestellt wird,
mehr sein, nämlich Israel.
Wenn man die Beschreibung aus Off. 12 genauer betrachtet, fällt
auf, dass der Abschnitt V 2 bis 6 sehr große Parallelen zu V7- 17
aufweist.
Offb 12,6
Und das Weib floh Offb 12,14
Und es wurden
in die Wüste, wodem Weibe die
selbst sie eine von
zwei Flügel des
Gott bereitete Stätgroßen Adlers gete hat, auf dass
geben, auf dass sie
man sie daselbst
in die Wüste fliege,
ernähre 1260 Taan ihre Stätte, woge.
selbst sie ernährt
wird eine Zeit und
Zeiten und eine
halbe Zeit, fern von
dem Angesicht der
Schlange.
Durch diese 2-malige Nennung dieser Flucht können wir aus dem
Text folgende Reihenfolge ableiten:
1. Das Weib gebiert das Kind, Christus
2. das Kind wir zu Gott entrückt
Christus kommt später
Seite -73-
3. in einem Kampf im Himmel wird Satan und seine Engel
aus dem Himmel verworfen
4. danach verfolgt er das Weib
5. dieses flieht in die Wüste für 1260 Tage (eine Zeit, 2 Zeiten und eine halbe)
6. der Satan kämpft gegen den Überrest des Weibes
Durch die Kennzeichnung des Überrests:
Offb 12,17
Und der Drache ward zornig über das Weib und ging
hin, Krieg zu führen mit den übrigen {O. dem Überrest}
ihres Samens, welche die Gebote Gottes halten {O.
bewahren} und das Zeugnis Jesu haben.
der von Satan verfolgt wird, wird klar, dass hier an Christus Gläubige gemeint sind. Diese allein haben das Zeugnis Jesu und halten sich an die Gebote Gottes. Das verstockte Volk Israel kann
hier nicht gemeint sein, da diese weder Christus noch Gottes Gebote achten.
Wer ist nun dieses Weib? Sollte es Israel sein oder nur der gläubige Überrest? Wenn es sich um Israel als ganzes handeln würde,
so müsste doch dann das gesamte Volk Israel während der letzten Zeit, also 1260 Tage lang aus Israel in die Wüste fliehen. Die
Bibel bezeugt aber z.B. in Sacharija, dass Israel bewohnt ist. Zudem wird Israel zum Teil den Antichristen anbeten und ihm nachfolgen. Also Israel als Ganzes kann dieses Weib nicht sein.
Sollte es sich um einen an Christus gläubigen Überrest aus Israel
handeln? Vertreter dieser Meinung nehmen an, dass nachdem die
Gemeinde entrückt wurde, dieser Überrest (144.000) an Christus
gläubig wird und daher in der Endzeit verfolgt wird. Vor dieser
Verfolgung sollen sie an einen Fluchtort in der Wüste Jordaniens
fliehen. Diese Lehre widerspricht aber klar der Aussage aus dem
Römerbrief:
Röm 11,25
Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, auf dass ihr nicht euch selbst
klug dünket: dass Verstockung {O. Verblendung} Israel
zum Teil widerfahren ist, bis die Vollzahl {O. Fülle} der
Nationen eingegangen sein wird;
Christus kommt später
Röm 11,26
Röm 11,27
Seite -74-
und also wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: "Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden;
und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre
Sünden wegnehmen werde". {Jes. 59,20. 21.}
Wenn die Zahl der Heiden voll ist, also die Gemeinde abgeschlossen ist, wird Gott ganz Israel erretten, nicht nur einen kleinen
Überrest. Dieser Überrest sind die jetzt Geretteten, die kleine
Schar jüdischer Gläubiger, die seit jeher immer schon an Gott
glaubten. Nach der Vollendung der Gemeinde, also der Entrückung, wird Israel als Ganzes sich zu Gott bekehren. Dies entspricht auch genau der Aussage von Sach. 12:
Sach 12,9
Und es wird geschehen an jenem Tage, da werde ich
alle Nationen zu vertilgen suchen, die wider Jerusalem heranziehen.
Sach 12,10
Und ich werde über das Haus Davids und über die
Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und
des Flehens ausgießen; und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn
wehklagen gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitterlich über ihn leidtragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen leidträgt.
Sach 12,11
An jenem Tage wird die Wehklage in Jerusalem groß
sein wie die Wehklage von Hadad-Rimmon im Tale
Megiddo {Vergl. 2. Chron. 35,22 usw.}.
Sach 12,12
Und wehklagen wird das Land, jedes Geschlecht
besonders: das Geschlecht des Hauses Davids besonders, und ihre Weiber besonders; das Geschlecht
des Hauses Nathans {Vergl. Luk. 3,31 (Von Nathan stammte
auch Serubbabel ab; s. Luk. 3,27)} besonders, und ihre
Weiber besonders;
Sach 12,13
das Geschlecht des Hauses Levis besonders, und
ihre Weiber besonders; das Geschlecht der Simeiter
{Vergl. 4. Mose 3,21; es werden somit zwei Häuser aus königlichem und zwei aus priesterlichem Geschlecht angeführt} beSach 12,14
sonders, und ihre Weiber besonders;
alle übrigen Geschlechter, jedes Geschlecht besonders, und ihre Weiber besonders.
Christus kommt später
Seite -75-
Die Bekehrung Israels geschieht bei der sichtbaren Wiederkunft
unseres Herrn am Ölberg (V10). Erst wenn Israel den durchbohrten Heiland sieht, erkennt es seinen Messias.
Die oben geschilderte Lehre der Vorentrückung, der Bekehrung
eines Überrests widerspricht klar dem biblischen Zeugnis und
kann daher nicht stimmen.
Was ist nun das Weib?
Diese Antwort gibt uns die 2. oben zitierte Stelle aus Off. 22.
Offb 21,9
Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die
sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen,
und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir
die Braut, das Weib des Lammes {O. die Braut des Lammes, das Weib} zeigen.
Offb 21,10
Und er führte mich im Geiste hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt,
Jerusalem, herniederkommend aus dem Himmel von
Gott;
In diesen 2 Versen wird das ganze Geheimnis um die Frau gelüftet. Durch die Gleichsetzung von Braut = Weib des Lammes =
neues Jerusalem
legt sich die Offenbarung selbst aus. Das Weib aus Off. 19
Offb 19,7
Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm Ehre
geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet.
Offb 19,8
Und es ward ihr gegeben, dass sie sich kleide in
feine Leinwand, glänzend [und] rein; denn die feine
Leinwand sind die Gerechtigkeiten {O. die gerechten Taten (od. Werke); vergl. Kap. 15,4} der Heiligen.
Offb 19,9
Und er spricht zu mir: Schreibe: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahle des Lammes! Und er
spricht zu mir: Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes.
ist die Braut Christi. Dieses Weib macht sich erst zum Ende der
ganzen Trübsal bereit zur Hochzeit. Der Kontext der Stelle aus
Off. 19 zeigt, dass direkt nachdem sich das Weib bereit gemacht
hat, der Herr Jesus selbst sichtbar wieder kommt. Kurz vorher ist
das Gericht über die Hure Babylon beschrieben.
Christus kommt später
Seite -76-
Das Weib aus Off. 12 flüchtet zu Beginn der 1260 Tage, der Regierungszeit des Tieres aus Off. 13. Die Dauer der Bergung des
Weibes in der Wüste ist identisch mit der Regierungszeit und der
letzten Hälfte der Trübsalszeit der Offenbarung. Diese wird generell mit 1260 Tagen, einer Zeit, zwei Zeiten und einer Halben oder
42 Monaten beschrieben. Daher kann das Weib aus Off. 12 mit
dem Weib aus Off. 19 und Off. 21,9 gleichgesetzt werden.
Wie kann nun aber dieses Weib, welches mit Israel gleichzusetzen ist, da es den Messias, Jesus Christus hervorbrachte, identisch mit der Gemeinde sein?
Hier hilft uns ganz besonders die Ausführung von Paulus im Römerbrief über die Gemeinde weiter:
Röm 11,15
Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt
ist, was wird die Annahme anders sein als Leben aus
den Toten?
Röm 11,16
Wenn aber der Erstling heilig ist, so auch die Masse;
{O. der Teig} und wenn die Wurzel heilig ist, so auch die
Zweige.
Röm 11,17
Wenn aber einige der Zweige ausgebrochen worden
sind, und du, der du ein wilder Ölbaum warst, unter
sie eingepfropft und der Wurzel und der Fettigkeit
des Ölbaumes mitteilhaftig geworden bist,
Röm 11,18
so rühme dich nicht wider die Zweige. Wenn du dich
aber wider sie rühmst - du trägst nicht die Wurzel,
sondern die Wurzel dich.
Röm 11,19
Du wirst nun sagen: Die Zweige sind ausgebrochen
worden, auf dass ich eingepfropft würde.
Röm 11,20
Recht; sie sind ausgebrochen worden durch den
Unglauben; du aber stehst durch den Glauben. Sei
nicht hochmütig, sondern fürchte dich;
Röm 11,21
denn wenn Gott der natürlichen Zweige nicht geschont hat, dass er auch deiner etwa nicht schonen
werde.
Röm 11,22
Sieh nun die Güte und die Strenge Gottes: gegen die,
welche gefallen sind, Strenge; gegen dich aber Güte
Gottes, wenn du an der Güte bleibst; sonst wirst auch
du ausgeschnitten werden.
Röm 11,23
Und auch jene, wenn sie nicht im Unglauben bleiben,
werden eingepfropft werden; denn Gott vermag sie
wiederum einzupfropfen.
Christus kommt später
Röm 11,24
Röm 11,25
Röm 11,26
Röm 11,27
Seite -77-
Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum
ausgeschnitten und wider die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wie viel mehr werden
diese, die natürlichen Zweige, in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden!
Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, auf dass ihr nicht euch selbst
klug dünket: dass Verstockung {O. Verblendung} Israel
zum Teil widerfahren ist, bis die Vollzahl {O. Fülle} der
Nationen eingegangen sein wird;
und also wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: "Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden;
und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre
Sünden wegnehmen werde". {Jes. 59,20. 21.}
Paulus verwendet hier das Bild des Ölbaums. Der Ölbau ist Israel.
In diesen Ölbau werden die unedlen und wilden Zweige eingepfropft. Dies ist ein Bild für die Gläubigen aus den Heiden. Diese
sind aus nicht erwähltem Volk, im Gegensatz zum erwählten Volk
Israel daher als unedel anzusehen. Diese Gläubigen werden aber
in diesen edlen Ölbau eingepfropft, also den natürlichen Ästen
gleich gestellt. Hingegen werden natürliche Äste abgeschnitten.
Dies ist ein Bild auf die Verwerfung Israels, als dieses Volk durch
Unglauben zuletzt seinen Messias verwarf und in die Verstockung
geriet.
Wenn man nun als Weib nicht die Gemeinde aus den Heidenchristen sondern den Ölbaum Gottes insgesamt betrachtet, wird
die Übereinstimmung im Zeugnis der Bibel offensichtlich. Das
Weib aus Off. 12 stellt das gläubige Israel, den Überrest dar, aus
welchem der Messias hervorkam. In der Zeit der Verstockung
Israels tritt Israel zur Seite und die unedlen Äste, die Gemeinde
aus den Heiden, wird in diesen Ölbau gepfropft, tritt gleichsam an
die Stelle der wegen Unglauben abgeschnittenen Äste Israels.
Daher ist das Weib aus Off. 12 wirklich mit der Gemeinde aus
altem und neuen Testament gleich zu setzen.
Diese Gleichsetzung finden wir wiederum in der Beschreibung des
neuen Jerusalems.
Christus kommt später
Offb 21,12
Offb 21,13
Offb 21,14
Seite -78-
und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte
zwölf Tore, und an den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, welche die der zwölf
Stämme der Söhne Israels sind.
Nach {Eig. von; so auch weiterhin in diesem Verse} Osten drei
Tore, und nach Norden drei Tore, und nach Süden
drei Tore, und nach Westen drei Tore.
Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, und
auf denselben zwölf Namen der zwölf Apostel des
Lammes.
In dem neuen Jerusalem sind die 12 Stämme Israels mit den 12
Aposteln, den Grundsteinen der neutestamentlichen Gemeinde,
vereint. Beide zusammen bilden die Grundlage für das neue Jerusalem, welches gleichzeitig das Weib des Lammes und die Braut
Christi ist.
Die beiden Gruppen, welche die Gemeinde bilden werden auch in
Off. 7 beschrieben.
Offb 7,1
Und nach diesem sah ich vier Engel auf den vier
Ecken der Erde stehen, welche die vier Winde der
Erde festhielten, auf dass kein Wind wehe auf der
Erde, noch auf dem Meere, noch über irgend einen
Baum.
Offb 7,2
Und ich sah einen anderen Engel von Sonnenaufgang heraufsteigen, welcher das Siegel des lebendigen Gottes hatte; und er rief mit lauter Stimme den
vier Engeln, welchen gegeben worden war, die Erde
und das Meer zu beschädigen,
Offb 7,3
und sagte: Beschädiget nicht die Erde, noch das
Meer, noch die Bäume, bis wir die Knechte unseres
Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben.
Offb 7,4
Und ich hörte die Zahl der Versiegelten: 144000 Versiegelte, aus jedem Stamme der Söhne Israels.
Offb 7,5
Aus dem Stamme Juda 12000 Versiegelte, aus dem
Stamme Ruben 12000, aus dem Stamme Gad
12000,
Offb 7,6
aus dem Stamme Aser 12000, aus dem Stamme
Nephthalim 12000, aus dem Stamme Manasse
12000,
Offb 7,7
aus dem Stamme Simeon 12000, aus dem Stamme
Levi 12000, aus dem Stamme Issaschar 12000,
Christus kommt später
Offb 7,8
Offb 7,9
Offb 7,10
Offb 7,11
Offb 7,12
Offb 7,13
Offb 7,14
Offb 7,15
Offb 7,16
Offb 7,17
Seite -79-
aus dem Stamme Zabulon 12000, aus dem Stamme
Joseph 12000, aus dem Stamme Benjamin 12000
Versiegelte.
Nach diesem sah ich: und siehe, eine große Volksmenge, welche niemand zählen konnte, aus jeder
Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen,
und sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, bekleidet mit weißen Gewändern, und Palmen
waren in ihren Händen.
Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil
unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem
Lamme!
Und alle Engel standen um den Thron her und um
die Ältesten und die vier lebendigen Wesen, und sie
fielen vor dem Throne auf ihre Angesichter und beteten Gott an
und sagten: Amen! die Segnung und die Herrlichkeit
und die Weisheit und die Danksagung und die Ehre
und die Macht und die Stärke unserem Gott von
Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Und einer von den Ältesten hob an und sprach zu
mir: Diese, die mit weißen Gewändern bekleidet sind,
wer sind sie, und woher sind sie gekommen?
Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und
er sprach zu mir: Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen und haben sie weiß gemacht in dem
Blute des Lammes.
Darum sind sie vor dem Throne Gottes und dienen
ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; {das Heiligtum; so
auch nachher} und der auf dem Throne sitzt, wird sein
Zelt über ihnen errichten.
Sie werden nicht mehr hungern, auch werden sie
nicht mehr dürsten, noch wird je die Sonne auf sie
fallen, noch irgendeine Glut;
denn das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist,
wird sie weiden und sie leiten zu Quellen der Wasser
des Lebens, und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen.
Wir sehen hier eine Gruppe von 144000 aus den 12 Stämmen
Israels und eine unzählige Schar aus allen Nationen. Diese Schar
sind errettete, da diese nach V14 im Blut des Lammes gerechtfer-
Christus kommt später
Seite -80-
tigt sind. Dies ist nur solange möglich, wie die Vollzahl der Heiden
noch nicht vollendet ist und die Verstockung Israels besteht. Weiterhin wird während dieser Zeit nur eine geringe Zahl an Israeliten
sich zu Gott bekennen, nur ein kleiner Überrest. Gerade in diesem
Verhältnis stehen die Zahlen dieser Stelle. Nachdem die Vollzahl
der Heiden sich bekehrt hat, wird Israel als Ganzes bekehrt werden. Diese Bekehrung kann aber erst geschehen, wenn Jesus am
Ölberg sichtbar erscheint. Folglich müssen vorher die Gläubigen
aus Israel und Heiden entrückt sein. Daher muss diese Schar aus
Off. 7 die Schar sein, die an der Entrückung teilnimmt. Die Israeliten, welche sich nach der sichtbaren Wiederkunft Jesu bekehren
sind nicht Teil der Gemeinde, da diese mit der Entrückung abgeschlossen ist und diese werden auch nicht an der Entrückung
teilnehmen.
Diese Schar der Entrückung bildet sich daher aus einem kleinen
Überrest aus Israel und der unzähligen Schar aus allen Nationen.
Von daher entspricht diese Beschreibung aus Off. 7 wiederum
dem Bild der Gemeinde, dem Weib Christi.
Das Weib aus Off. 12 entspricht genau diesem Bild: Der Überrest
Israels gebar den Herrn und Heiland. Danach verfolgt der Teufel
das Weib, so dass diese 3 ½ Jahre sich in der Wüste verbergen
muss. Da die 3 ½ Jahre der Regierungszeit des Antichristen
(Off.13) entsprechen und dessen Zeit durch die Wiederkunft Jesu
beendet wird, wird das Weib aus der Wüste heraus entrückt. Bis
zur Wiederkunft Jesu wird aber Israel Jesus nicht als ihren Messias anerkennen:
Sach 12,10
Aber über das Haus David und über die Bürger zu
Jerusalem will ich ausgießen den Geist der Gnade
und des Gebets; und sie werden mich ansehen, welchen sie zerstochen haben, und werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und werden
sich um ihn betrüben, wie man sich betrübt um ein
erstes Kind.
Christus kommt später
Seite -81-
Erst, wenn Jesus sichtbar am Ölberg Israel erscheint, wird Israel
ihn erkennen und als Messias annehmen. Vorher erfolgt keine
Bekehrung des Volkes Israel. Vielmehr werden sie mit dem Antichristen ein Bündnis machen und diesen sogar als ihren Messias
annehmen. Jene, die sich durch das Sehen des Herrn bekehren,
also nicht durch Glauben, nehmen nicht an der Entrückung und 1.
Auferstehung teil. An der Entrückung nehmen nur Gläubige aus
Juden und Heiden teil. Diese Entrückung wird in Off. 19 beschrieben. Das Weib ist daher nicht identisch mit dem Volk Israel. Daher
handelt es sich bei dem Weib aus Off. 12 um den gläubigen Überrest während des alten Bundes und den bekehrten Heiden und
Juden aus dem neuen Bundes, also genau dem Bild der Gemeinde, welches uns Paulus gegeben hat.
Noch deutlicher wird dies in Off. 21
Offb 21,9
Offb 21,10
Offb 21,11
Offb 21,12
Offb 21,13
Offb 21,14
Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln,
welche die sieben Schalen voll der letzten sieben
Plagen hatten, und redete mit mir und sprach:
Komm, ich will dir das Weib zeigen, die Braut des
Lammes.
Und er führte mich im Geiste hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt,
Jerusalem, herniederkommend aus dem Himmel von
Gott;
und sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz {O.
ihre Leuchte} war gleich einem sehr kostbaren Edelstein, wie ein kristallheller Jaspisstein;
Und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte
zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, nämlich der zwölf Geschlechter der Kinder Israel.
Vom Morgen drei Tore, von Mitternacht drei Tore,
vom Mittag drei Tore, vom Abend drei Tore.
Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und
auf ihnen Namen der zwölf Apostel des Lammes.
Das neue Jerusalem wird hier gleichgesetzt dem Weib und der
Braut. Alle diese Begriffe sind hier austauschbar und gleichberechtigt. Die Tore sind mit den 12 Geschlechtern Israels benannt,
die Mauern auf den Namen der 12 Apostel gegründet. Auch hier
Christus kommt später
Seite -82-
finden wird also die untrennbare Verbindung der Gemeinde des
alten und neuen Bundes in der Braut.
Sehr wohl trennt die Offenbarung die einzelnen Gruppen teils sehr
deutlich ab. Wir finden folgende Gruppen:
- die 144.000 aus dem Volk Israel
- die unzählige Schar aus allen Völkern und Nationen
- die Märtyrer
Jede dieser Gruppen ist aber immer an das Lamm, dem Symbol
für den Opfertod Jesu und unserer Errettung durch ihn gekoppelt
(Off. 6,14; 14,10; 20,4)
Einen weiteren Hinweis gibt uns die Offenbarung mit folgenden
Querverbindungen:
Offb 3,12
Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in
dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr
hinausgehen; und will auf ihn schreiben den Namen
meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel
herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen.
Offb 21,9
Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln,
welche die sieben Schalen voll der letzten sieben
Plagen hatten, und redete mit mir und sprach:
Komm, ich will dir das Weib zeigen, die Braut des
Lammes.
Offb 21,10
Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und
hohen Berg und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, herniederfahren aus dem Himmel von
Gott,
Die Gemeinde in Philadelphia erhält die Zusage, Teil des neuen
Jerusalem zu werden, weil sie sich bewahrt hat. Diese Zusage
wird in Off. 21,10 erfüllt. Somit ist die Gemeinde Teil des neuen
Jerusalem. Anderseits wird die Braut des Lammes mit dem Weib
gleichgesetzt und beide sind gleich dem neuen Jerusalem. Daher
sind sowohl mit Braut und Weib in der Offenbarung die Gemeinde
Jesu gemeint.
Über das Weib wird in der Offenbarung weiter berichtet:
Christus kommt später
Offb 19,7
Offb 19,8
Offb 19,9
Offb 19,10
Offb 19,11
Seite -83-
Lasset uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre
geben! denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet.
Und es ward ihr gegeben, sich anzutun mit reiner und
schöner Leinwand. (Die köstliche Leinwand aber ist
die Gerechtigkeit der Heiligen.)
Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum
Abendmahl des Lammes berufen sind. Und er sprach
zu mir: Dies sind wahrhaftige Worte Gottes.
Und ich fiel vor ihn zu seinen Füßen, ihn anzubeten.
Und er sprach zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin
dein Mitknecht und deiner Brüder, die das Zeugnis
Jesu haben. Bete Gott an ! (Das Zeugnis aber Jesu
ist der Geist der Weissagung.)
Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein
weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß Treu und
Wahrhaftig, und er richtet und streitet mit Gerechtigkeit.
Dieser Vers 7 liegt direkt vor der sichtbaren Wiederkunft Jesu als
Richter dieser Welt. Das Weib, die Gemeinde aus Juden und Heiden, diese Gemeinde ist zur Hochzeit, zum Abendmahl des
Lammes berufen:
Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den
und sprach: Trinket alle daraus;
Mt 26,28
das ist mein Blut des neuen Testaments, welches
vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
Mt 26,29
Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von
diesen Gewächs des Weinstocks trinken bis an den
Tag, da ich's neu trinken werde mit euch in meines
Vaters Reich.
Offb 3,20
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun,
zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit
ihm halten und er mit mir.
Auch die Parallelen über das Abendmahl zeigen klar an, dass die
Gemeinde, das Weib bzw. die Braut Christi, zum Abendmahl, zur
Hochzeitsfeier bei Jesus berufen ist und dieses Ereignis erst bei
der sichtbaren Wiederkunft stattfinden wird.
Mt 26,27
Christus kommt später
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Die oben kurz dargestellte Lehre von der Braut Christi als einem
von der Gemeinde Jesu getrennten Teil ist daher falsch. Man
kann sie als Resultat der Vorentrückungslehre sehen, da aufgrund
dieser Lehre die Gemeinde in der Offenbarung nicht mehr erkannt
wurde.
Christus kommt später
Seite -85-
Kapitel 5: Weitere Hinweise auf die
Entrückung und die sie begleitenden
Ereignisse
Die Wiederkunftsreden aus Mt. 24
Es ist also tatsächlich so, dass der Hinweis aus 1. Kor.15 auf die
letzte Posaune von Off.11 zutreffend ist. Damit erschließen sich
aber noch viele andere Ereignisse dieses Tages:
Mt 24,27
Denn gleichwie ein Blitz ausgeht vom Aufgang und
scheint bis zum Niedergang, also wird auch sein die
Zukunft des Menschensohnes.
Mt 24,28
Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.
Mt 24,29
Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden
Sonne und Mond den Schein verlieren, und Sterne
werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen.
Mt 24,30
Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen
kommen des Menschen Sohn in den Wolken des
Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Mt 24,31
Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen,
und sie werden sammeln seine Auserwählten von
den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu
dem anderen.
Jesus kommt sichtbar mit einem weltweiten Zeichen wieder. Es
geschehen kosmische Zeichen in den Gestirnen, so dass alle
Menschen sich vor Angst vor Jesus verbergen. Jesus sendet seine Engel mit hellen Posaunen aus, die Auserwählten zu sammeln.
Wie in den vorgenannten Abschnitten handelt es sich hier wieder
um ein Ereignis mit der „Zukunft“ des Menschensohnes (Jesus
Christus). Ebenfalls sind auch die Posaunen und Engel vorhanden, gleich der Stelle aus 1. Thess. 4. . Bedeutsam ist hier folgender Sinnzusammenhang:
Christus kommt später
Seite -86-
Bei der Himmelfahrt Jesu wurde den Jüngern gesagt, dass sie
Jesus in selber Art wieder kommen sehen werden. Dieses Wiederkommen ist nun das Ereignis der Entrückung. Gleichzeitig
sehen aber auch alle Menschen der Erde hier Jesus in den Wolken wieder kommen und gleichzeitig sammelt hier Jesus durch
seine Engel die Auserwählten. Es ist daher keine Möglichkeit für
eine Trennung der sichtbaren Wiederkunft von der Entrückung
und dem Gerichtstag über diese Welt möglich.
Die Schar aus der Trübsal aus Off. 6
Besondere Übereinstimmung hat nachfolgender Abschnitt aus Off.
6 mit Mt. 24,27ff.
Offb 6,12
Offb 6,13
Offb 6,14
Offb 6,15
Offb 6,16
Offb 6,17
Offb 7,1
Offb 7,2
Und ich sah, dass es das sechste Siegel auftat, und
siehe, da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne
ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond
ward wie Blut;
und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde,
gleichwie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn
er von großem Wind bewegt wird.
Und der Himmel entwich wie ein zusammengerolltes
Buch; und alle Berge und Inseln wurden bewegt aus
ihren Örtern.
Und die Könige auf Erden und die Großen und die
Reichen und die Hauptleute und die Gewaltigen und
alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den
Klüften und Felsen an den Bergen
und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallt über
uns und verbergt uns vor dem Angesichte des, der
auf dem Stuhl sitzt, und vor dem Zorn des Lammes!
Denn es ist gekommen der große Tag seines Zorns,
und wer kann bestehen?
Und darnach sah ich vier Engel stehen auf den vier
Ecken der Erde, die hielten die vier Winde der Erde,
auf dass kein Wind über die Erde bliese noch über
das Meer noch über irgend einen Baum.
Und ich sah einen anderen Engel aufsteigen von der
Sonne Aufgang, der hatte das Siegel des lebendigen
Christus kommt später
Offb 7,3
Offb 7,4
...
Offb 7,9
Offb 7,10
Offb 7,11
Offb 7,12
Offb 7,13
Offb 7,14
Offb 7,15
Offb 7,16
Offb 7,17
Seite -87-
Gottes und schrie mit großer Stimme zu den vier Engeln, welchen gegeben war zu beschädigen die Erde
und das Meer;
und er sprach: Beschädiget die Erde nicht noch das
Meer noch die Bäume, bis wir versiegeln die Knechte
unsers Gottes an ihren Stirnen!
Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden:
hundertvierundvierzigtausend, die versiegelt waren
von allen Geschlechtern der Kinder Israel:
Darnach sah ich, und siehe, eine große Schar, welche niemand zählen konnte, aus allen Heiden und
Völkern und Sprachen, vor dem Stuhl stehend und
vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und
Palmen in ihren Händen,
schrieen mit großer Stimme und sprachen: Heil sei
dem, der auf dem Stuhl sitzt, unserm Gott, und dem
Lamm!
Und alle Engel standen um den Stuhl und um die
Ältesten und um die vier Tiere und fielen vor dem
Stuhl auf ihr Angesicht und beteten Gott an
und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit
und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm
Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Und es antwortete der Ältesten einer und sprach zu
mir: Wer sind diese, mit den weißen Kleidern angetan, und woher sind sie gekommen?
Und ich sprach zu ihm: Herr, du weißt es. Und er
sprach zu mir: Diese sind's, die gekommen sind aus
großer Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen
und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des
Lammes.
Darum sind sie vor dem Stuhl Gottes und dienen ihm
Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem
Stuhl sitzt, wird über ihnen wohnen.
Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird
auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgendeine
Hitze;
denn das Lamm mitten im Stuhl wird sie weiden und
leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen, und Gott
wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.
Christus kommt später
Seite -88-
Analog zu Matthäus wird hier von kosmischen Geschehnissen
berichtet. Die Menschen verbergen sich aus Angst vor dem Lamm
(=Christus), erkennen, dass nun das Gericht Christi angebrochen
ist. Gleichzeitig versiegeln Engel 144.000 Gläubige aus dem Volke
Israel und es zieht eine unzählbare Schar von Gläubigen aus allen
Sprachen und Nationen in die Ewigkeit ein. Nicht alle Ausleger
sehen diese unzählbare Menschenmenge als Gläubige an, jedoch
wird durch den Umstand, dass diese Personen in direkter Umgebung Gottes, des Lammes leben werden, klar dass es sich um
echte Gläubige handelt. An dieser Stelle wird übrigens ein wesentliches Auslegungsprinzip der Offenbarung sichtbar. Es wurde
hinsichtlich der Offenbarung von vielen Theologen der Vorwurf
gemacht, dass die Offenbarung doch nur aus Versen aus bereits
vorhandenen biblischen Büchern besteht. Theologen deuten die
Offenbarung als Buch zur Aufmunterung der Gläubigen während
der Verfolgungszeit unter den römischen Kaisern. Hierzu soll eine
Schreibergruppe geschickt Verse aus biblischen und außerbiblischen Quellen mit eigenen Vorstellungen und Offenbarungen
verknüpft haben. Es ist diesen Theologen aber entgangen, dass
die Offenbarung als letztes Buch der Bibel eine Art Schlussstein
bildet. Wie in einem Gewölbe die Steinreihen auf einen Punkt
zulaufen, verbindet die Offenbarung viele dieser Linien und fügt
sie zusammen. Dies wird in der Offenbarung durch die vielen Zitate aus alttestamentarischen Büchern sichtbar. Auch in sich verknüpfen diese Verse, meist Versfragmente Teile miteinander.
Diese Stelle „und er wird abwischen alle Tränen“ ist eine Prophetie
aus Jesaja:
Jes 25,8
Er wird den Tod verschlingen ewiglich; und der
HERR HERR wird die Tränen von allen Angesichtern
abwischen und wird aufheben alle Schmach seines
Volks in allen Landen; denn der HERR hat's gesagt.
Gleichzeitig wird diese Aussage in Off. 22 gemacht:
Offb 21,4
und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid
Christus kommt später
Seite -89-
noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn
das Erste ist vergangen.
Wir sehen also, dass gerade diese Zitate wie Lesezeichen uns
helfen, die Bibel besser zu verstehen, oft unverständlich dastehende Teile ohne Bezug richtig einzuordnen. Hier hilft uns dieses
Zitat, genau fest zu stellen, dass mit diesen Gläubigen die Braut
Christi, das Weib der Offenbarung gemeint ist. (Vgl. Off. 22,9
Braut = Weib)
Eine weitere Besonderheit zeichnet diese Schar aus Off. 6 aus:
sie sind aus großer Trübsal gekommen. Dies ist ein weiterer Hinweis, der anzeigt, dass die Gemeinde nicht vor, sondern nach der
Trübsal erst entrückt wird.
Das Gleichnis vom Unkraut im Acker
Mt 13,24
Mt 13,25
Mt 13,26
Mt 13,27
Mt 13,28
Mt 13,29
Mt 13,30
Mt 13,36
Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach:
Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.
Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte
Unkraut zwischen den Weizen und ging davon.
Da nun das Kraut wuchs und Frucht brachte, da fand
sich auch das Unkraut.
Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen
Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?
Er sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan. Da
sagten die Knechte: Willst du das wir hingehen und
es ausjäten?
Er sprach: Nein! auf dass ihr nicht zugleich den Weizen mit ausraufet, so ihr das Unkraut ausjätet.
Lasset beides miteinander wachsen bis zur Ernte;
und um der Ernte Zeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in
Bündlein, dass man es verbrenne; aber den Weizen
sammelt mir in meine Scheuer.
Da ließ Jesus das Volk von sich und kam heim. Und
seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns
das Geheimnis vom Unkraut auf dem Acker.
Christus kommt später
Mt 13,37
Mt 13,38
Mt 13,39
Mt 13,40
Mt 13,41
Mt 13,42
Mt 13,43
Seite -90-
Er antwortete und sprach zu ihnen: Des Menschen
Sohn ist's, der da Guten Samen sät.
Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reiches. Das Unkraut sind die Kinder der
Bosheit.
Der Feind, der sie sät, ist der Teufel. Die Ernte ist
das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel.
Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit
Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende dieser Welt
gehen:
des Menschen Sohn wird seine Engel senden; und
sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die da Unrecht tun,
und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein
Heulen und Zähneklappen.
Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne
in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat zu hören, der
höre!
Wenn dieses Gleichnis wörtlich genommen wird, wächst neben
dem guten Samen, den Kindern des Reiches, Unkraut auf, welches der Teufel gesät hat, die Kinder der Bosheit. Man kann diese
Kinder der Bosheit als Menschen bezeichnen, die innerhalb der
Gemeinde sich befinden, jedoch nicht zur Gemeinde gehören.
Letztlich ist daher dieses Gleichnis ein Bild auf die Kirchen heute.
Die Kirchen sind leider mehrheitlich gottlos. Sie verleugnen Gott,
lehnen Christus und die Notwendigkeit einer Wiedergeburt ab. Sie
haben die Bibel als Märchenbuch abgetan. Diese Saat wächst im
christlichen Bereich, ist aber nicht vom Samen Jesu. Der Same
Jesu ist die Gemeinde, herausgerufen und errettet durch Christus
aus der Welt. Sie befindet sich inmitten des Unkrauts des Teufels.
Diese Mischung finden wir analog in der Offenbarung. Hier finden
wir das Weib, die Braut Christi und anderseits die Hure Babylon,
das Sinnbild für das abgefallene, heidnische Christentum. Wenn
nun das Gleichnis wörtlich genommen wird, kann die Ernte für
beide Gruppen nur in einem Ereignis stattfinden. Die Engel werden beides abschneiden und dann beide Gruppen getrennt sammeln: die Gerechten bei Gott, die anderen im Feuerofen. Falls die
Vorentrückung stattfindet, würde das heidnische Christentum ca.
7 Jahre später erst mit dem Fall der Hure Babylon gerichtet wer-
Christus kommt später
Seite -91-
den. Dies widerspräche dem Gleichnis Jesu und wäre eine Unstimmigkeit in der Auslegung. Auch in der Offenbarung finden sich
beide Ereignisse sehr nah beieinander:
Offb 19,2
Denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte,
dass er die große Hure verurteilt hat, welche die
Erde mit ihrer Hurerei verderbte, und hat das Blut
seiner Knechte von ihrer Hand gefordert.
Offb 19,3
Und sie sprachen zum andernmal: Halleluja! und der
Rauch geht auf ewiglich.
Offb 19,4
Und die vierundzwanzig Ältesten und die vier Tiere
fielen nieder und beteten an Gott, der auf dem Stuhl
saß, und sprachen: AMEN, Halleluja!
Offb 19,5
Und eine Stimme ging aus von dem Stuhl: Lobt unsern Gott, alle seine Knechte und die ihn fürchten,
beide, klein und groß!
Offb 19,6
Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Schar
und wie eine Stimme großer Wasser und wie eine
Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja!
denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen.
Offb 19,7
Lasset uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre
geben! denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet.
Direkt im Anschluss an die Vernichtung von Babylon und der Hure
Babylon wird die Gemeinde, das Weib entrückt. Die Ernte Gottes,
in der das Unkraut verbrannt und die gute Ernte gesammelt wird,
liegt auch in der Offenbarung eng beieinander.
Der Ablauf der Entrückung und die Ereignisse
Fassen wir also anhand der zitierten Bibelstellen das Geschehnis
im Zusammenhang mit der Entrückung und der Wiederkehr Jesu
zusammen:
Bevor der Herr Jesus kommt:
1. die Menschen wähnen sich im Frieden und in Sicherheit
(1. Thess. 5,3)
2. viele Christen werden ihren Glauben verlassen, abfallen
3. es wird der Antichrist offenbar
Christus kommt später
Seite -92-
4. der Antichrist muss sich öffentlich im Tempel als Gott
ausgeben
Bei der Entrückung und Wiederkunft Jesu:
1. erschallen die Trompeten der Engel
2. das Zeichen des Menschensohn (=Jesus) wird weltweit
gesehen
3. die Toten in Christus auferstehen, die lebenden Gläubigen
werden verwandelt
4. die Gemeinde wird dem Herrn Jesus in die Wolken entgegen gerückt werden
5. der Herr Jesus tötet den Antichristen
Diese Aufzählung umfasst nur die hier in den Abschnitten behandelten Geschehnisse. Aus der Offenbarung usw. erschließen sich
noch sehr viele, wesentliche Details. Problematisch bleibt bei der
ganzen Entrückung aber folgender Umstand:
Das Problem der Gleichzeitigkeit der Wiederkunft,
Hochzeit des Lammes und des Erscheinens am
Ölberg
Jesus kommt und entrückt seine Gemeinde zu sich in die Wolken.
Gleichzeitig erscheint er aber der Welt mit seinen Heiligen in den
Wolken und führt gegen den Antichrist Krieg und tötet ihn. Wir
sehen diesen Umstand sehr deutlich in Off. 19:
Offb 19,6
Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Schar
und wie eine Stimme großer Wasser und wie eine
Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja!
denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen.
Offb 19,7
Lasset uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre
geben! denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet.
Offb 19,8
Und es ward ihr gegeben, sich anzutun mit reiner und
schöner Leinwand. (Die köstliche Leinwand aber ist
die Gerechtigkeit der Heiligen.)
Christus kommt später
Offb 19,9
Offb 19,10
Offb 19,11
Offb 19,12
Offb 19,13
Offb 19,14
Offb 19,15
Offb 19,16
Offb 19,17
Offb 19,18
Offb 19,19
Offb 19,20
Seite -93-
Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum
Abendmahl des Lammes berufen sind. Und er sprach
zu mir: Dies sind wahrhaftige Worte Gottes.
Und ich fiel vor ihn zu seinen Füßen, ihn anzubeten.
Und er sprach zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin
dein Mitknecht und deiner Brüder, die das Zeugnis
Jesu haben. Bete Gott an! (Das Zeugnis aber Jesu
ist der Geist der Weissagung.)
Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein
weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß Treu und
Wahrhaftig, und er richtet und streitet mit Gerechtigkeit.
Seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf
seinem Haupt viele Kronen; und er hatte einen Namen geschrieben, den niemand wusste denn er
selbst.
Und war angetan mit einem Kleide, das mit Blut besprengt war; und sein Name heißt "das Wort Gottes".
Und ihm folgte nach das Heer im Himmel auf weißen
Pferden, angetan mit weißer und reiner Leinwand.
Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert,
dass er damit die Heiden schlüge; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und er tritt die Kelter des
Weins des grimmigen Zorns Gottes, des Allmächtigen.
Und er hat einen Namen geschrieben auf seinem
Kleid und auf seiner Hüfte also: Ein König aller Könige und ein HERR aller Herren.
Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen; und er
schrie mit großer Stimme und sprach zu allen Vögeln, die unter dem Himmel fliegen: Kommt und versammelt euch zu dem Abendmahl des großen Gottes,
dass ihr esset das Fleisch der Könige und der Hauptleute und das Fleisch der Starken und der Pferde und
derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien
und Knechte, der Kleinen und der Großen!
Und ich sah das Tier und die Könige auf Erden und
ihre Heere versammelt, Streit zu halten mit dem, der
auf dem Pferde saß, und mit seinem Heer.
Und das Tier ward gegriffen und mit ihm der falsche
Prophet, der die Zeichen tat vor ihm, durch welche er
verführte, die das Malzeichen des Tiers nahmen und
die das Bild des Tiers anbeteten; lebendig wurden
Christus kommt später
Offb 19,21
Seite -94-
diese beiden in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit
Schwefel brannte.
Und die andern wurden erwürgt mit dem Schwert
des, der auf dem Pferde saß, das aus seinem Munde
ging; und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch.
Hier wird der Zusammenhang der Entrückung und die sichtbare
Wiederkehr Jesu Christi sehr deutlich: Jesus wird nach der Entrückung, wenn er wieder mit seinen Jüngern vereint ist, mit seiner
Gemeinde, das Abendmahl feiern. Das Weib, die Gemeinde hat
sich in V7 bereits bereitet. In V6 erfolgt der Hinweise, dass nun
der allmächtige Gott das Reich eingenommen hat (vergleiche
hierzu die 7. Posaune aus Off. 11). In den Versen 8-10 findet nun
die Entrückung statt. Parallel zu Off. 6 erhält die Gemeinde ein
neues Kleid und ist zum Abendmahl berufen. Direkt danach tritt
Jesus Christus als Herrscher und Richter dieser Welt auf und
zerstört das Reich den Antichristen. Ob es sich bei dem Heer des
Himmels aus V14 und V19 um Engel oder auch bereits um die
Gemeinde Jesu handelt ist unklar. Aus dem Judasbrief
Jud 1,14
Jud 1,15
Es hat aber auch Henoch, der siebte von Adam, von
diesen geweissagt und gesagt: "Siehe, der Herr ist
gekommen inmitten seiner {O. mit seinen} heiligen Tausende,
Gericht auszuführen wider alle und völlig zu überführen alle ihre Gottlosen von allen ihren Werken der
Gottlosigkeit, die sie gottlos verübt haben, und von all
den harten Worten, welche gottlose Sünder wider ihn
geredet haben".
wird gefolgert, dass Jesus Christus sichtbar mit seinen Heiligen
(jenen, die an der Entrückung teilnehmen) wiederkommt. Jedoch
halte ich diese Auslegung für problematisch. Zum einen ist der
Text entweder mit „inmitten“ oder „mit seinen“ zu übersetzten.
Dies ist ein großer Unterschied, da damit 2 völlig unterschiedliche
Szenarien gemeint sein können:
1. Jesus Christus kommt mit den Seinen, also umgeben von
der Gemeinde auf die Erde. Die Gemeinde umgibt Jesus
bei seinem sichtbarem Auftreten auf der Erde.
Christus kommt später
Seite -95-
2. Jesus Christus kommt inmitten der Heiligen, in die Mitte
der Heiligen. Dieses Ereignis kann sich darauf beziehen,
dass Jesus sichtbar seinem Volk Israel erscheint und nun
am Ölberg in der Mitte seines Volkes steht.
Nach 1. sind dann die Heiligen Teil der Schar, die direkt bei der
Wiederkunft in den Wolken erscheint, nach 2. hat die Gemeinde
hier keinen Bezug, wird nicht erwähnt.
Ich persönlich halte die Variante 2. als Auslegung zu Judas 1,14
für besser passend zu Off. 19,14. Jedoch wird damit ein grundlegendes Problem der Entrückung nicht leichter:
Die Parallelität der Ereignisse
Wenn Jesus Christus sichtbar in den Wolken erscheint, wird die
Gemeinde entrückt und es geschieht die 1. Auferstehung. Nach
allgemeiner Auffassung findet nach der Auferstehung das Preisgericht und das Abendmahl der Gemeinde mit Jesus Christus
statt. Anderseits kämpft aber der Herr zeitgleich sichtbar in dieser
Welt gegen den Antichristen und beendet dessen Reich.
Dieses Problem wird von vielen Vertretern einer Vorentrückung
als zentrales Argument gegen die Entrückung bei der sichtbaren
Wiederkunft Jesu angeführt. Für mich stehen hier 2 Dinge im
Vordergrund:
- geschehen diese Dinge tatsächlich parallel
- können diese Dingen parallel geschehen
Wir wissen, dass nach der Entrückung das Preisgericht und das
Abendmahl mit unserem Herrn und Heiland stattfinden wird. Wir
wissen aber nichts über die genauen Abläufe dieser Geschehnisse. Es ist klar, dass das Weib, die Braut Jesu, die Gemeinde sich
noch auf dieser Erde für das Abendmahl bereitet und dieses
Abendmahl erwartet, ob dies aber sogleich nach der Entrückung
geschieht oder etwas später ist nur angenommen. Daher kann
daraus keine Argumentation für oder gegen entwickelt werden. Es
Christus kommt später
Seite -96-
wäre denkbar, dass Jesus sichtbar wiederkommt, die Gemeinde
entrückt, mit dem Antichristen und seinem Reich ein Ende macht
und danach erst mit der Gemeinde das Abendmahl feiert, also am
Ende dieses Tages.
Wer mit diesem Thema gegen die Entrückung bei der sichtbaren
Wiederkunft Jesu auf Erden übersieht aber einen wesentlichen
Aspekt:
Die Entrückung ist eine Auferstehung in die Ewigkeit. Das Verwesliche zieht das Unverwesliche an, wir gehen von der Zeit in die
Ewigkeit. Die Zeitargumentation beruht nur auf unserer begrenzten Vorstellung über Zeit und Ewigkeit. Jesus tritt sichtbar bei seiner Wiederkunft aus seiner Ewigkeit in unsere Welt ein, in der die
Zeit nur abläuft. Was uns nur einen Augenblick wähnt, ist für ihn
Ewigkeit. Er kann für einen auf der Erde stehenden Betrachter
sichtbar kommen, seine Gemeinde entrücken, mit dieser in der
Ewigkeit das Preisgericht und danach das Abendmahl feiern, ihnen das neue Jerusalem zeigen und ewig lange über alles reden.
Trotzdem kann er für den irdischen Betrachter im selben Augenblick der Entrückung mit seinen Gläubigen als himmlisches Heer
gegen den Antichristen Krieg führen. Aus unserer begrenzten
Vorstellung heraus ist es sogar möglich zu denken, dass wir nach
unserer Entrückung uns selbst noch auf der Erde lebend sehen.
Letztlich sah sich der Apostel Johannes bereits ja schon als
Grundstein und Erretteter in der Ewigkeit, obwohl er noch gar nicht
verstorben war. Daher kann die Parallelität der Ereignisse nicht als
Argument gegen eine Entrückung bei der sichtbaren Wiederkunft
Jesu gelten.
Christus kommt später
Seite -97-
Kapitel 6: Kritikpunkte gegen die Entrückung zum Ende der Trübsal
Ein Vertreter der Vorentrückungslehre, der in bereits zitierten
Buch „Wenn die Posaune schallt“ etliche Kapitel verfasst hat, ist
John S. Feinberg. Er hat in seinem Aufsatz (Kap. 9 ab S. 203
deutsche Ausgabe) über die Methodik vier Punkte aufgelistet, an
denen die Richtigkeit einer Bibelauslegung zum Thema Endzeit
geprüft werden kann und soll.
1. Die Gemeinde kommt nicht in den Zorn, in das Zorngericht Gottes. Wie kann bei einer Entrückung zum Ende der
Trübsalzeit dies geschehen?
2. Welche Menschen werden im 1000-jährigem Reich leben?
3. Wie können Entrückung, Hochzeit und Abendmahl der
Gemeinde mit Jesus mit einer sichtbaren Wiederkehr Jesu in einem Ereignis vereint werden oder sind dies getrennte Ereignisse?
4. Wann findet das Preisgericht statt?
Die Punkte 3. und 4. sind bereits oben behandelt. Wie es im 1.
Kor. 15,51 heißt, werden wir in verwandelt und sind dann Ewigkeitswesen mit voller Leiblichkeit gleich wie Jesus Christus. Damit
verlassen wir Zeit und Raum unserer Welt. Gleich Zeitreisenden
läuft unsere Uhr anders ab. Dies kann daher die Punkte 3. und 4.
ausreichend erklären, ohne dass für die Entrückung und sichtbare
Wiederkunft Jesu zwei zeitlich getrennte Ereignisse notwendig
sind.
Der Punkt 1. hingegen ist komplexer zu betrachten. Zum ersten
muss die Stelle aus 1. Thess. 5,9 nicht unbedingt als Bewahrung
vor dem Zornesgericht Gottes in der Offenbarung ausgelegt werden. Sollte diese Parallele gesetzt werden, ist eingehender die
Offenbarung zu studieren. Dies ist sehr umfassend und sprengt
daher den vorhandenen Raum in diesem Aufsatz. Daher nur die
wesentlichen Eckpunkte:
Christus kommt später
Seite -98-
Das Reich des Antichristen ist der Bereich, in dem die Zornesschalen Gottes ausgegossen werden:
Offb 16,2
Und der erste ging hin und goss seine Schale auf die
Erde; und es ward eine böse und arge Drüse an den
Menschen, die das Malzeichen des Tiers hatten und
die sein Bild anbeteten.
Offb 16,3
Und der andere Engel goss aus seine Schale ins
Meer; und es ward Blut wie eines Toten, und alle lebendigen Seelen starben in dem Meer.
Offb 16,4
Und der dritte Engel goss aus seine Schale in die
Wasserströme und in die Wasserbrunnen; und es
ward Blut.
Offb 16,5
Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: HERR,
du bist gerecht, der da ist und der da war, und heilig,
dass du solches geurteilt hast,
Offb 16,6
denn sie haben das Blut der Heiligen und Propheten
vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; denn sie sind's wert.
Offb 16,7
Und ich hörte einen anderen Engel aus dem Altar
sagen: Ja, HERR, allmächtiger Gott, deine Gerichte
sind wahrhaftig und gerecht.
Offb 16,8
Und der vierte Engel goss aus seine Schale in die
Sonne, und ihm ward gegeben, den Menschen heiß
zu machen mit Feuer.
Offb 16,9
Und den Menschen ward heiß von großer Hitze, und
sie lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über
diese Plagen, und taten nicht Buße, ihm die Ehre zu
geben.
Offb 16,10
Und der fünfte Engel goss aus seine Schale auf den
Stuhl des Tiers; und sein Reich ward verfinstert, und
sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen
Offb 16,11
und lästerten Gott im Himmel vor ihren Schmerzen
und vor ihren Drüsen und taten nicht Buße für ihre
Werke.
V2 und 10 geben als Wirkungsbereich der Schalen das Reich des
Antichristen an. Auch die Warnung aus Off. 18,4, die Hure Babylon zu verlassen, um nicht in deren Gericht zu kommen weist darauf hin, dass die Zornesgerichte Gottes nur einen begrenzten
Bereich treffen werden.
Das Reich des Antichristen wird in Europa liegen, da es als Nachfolger des römischen Reiches und deren neuzeitlicher Ableger
Christus kommt später
Seite -99-
(Reich Karl des Großen, Napoleon und Hitler) immer in denselben
Grenzen blieb.
Im Reich des Antichristen werden die Heiligen nicht bestehen
können:
Offb 13,7
Und ward ihm gegeben, zu streiten mit den Heiligen
und sie zu überwinden; und ward ihm gegeben Macht
über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden.
Offb 12,17
Und der Drache ward zornig über das Weib und ging
hin zu streiten mit den übrigen von ihrem Samen, die
da Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu Christi.
Offb 18,4
Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die
sprach: Gehet aus von ihr, mein Volk, dass ihr nicht
teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf dass ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen!
Das Tier, der Antichrist wird die Heiligen überwinden. Da im Reich
des Antichristen über das Mahlzeichen jeder nur mit Annahme
dieses Zeichens kaufen oder verkaufen kann, wird es für Menschen, die dieses Zeichen verweigern, keine Existenzgrundlage
mehr geben. Folglich werden entweder die Christen diesen
Machtbereich verlassen haben, flüchten oder gefangen oder getötet sein.
Wenn man Off. 12 genauer betrachtet, stellt man weiteres fest:
Offb 12,13
Offb 12,14
Offb 12,15
Offb 12,16
Und da der Drache sah, dass er verworfen war auf
die Erde, verfolgte er das Weib, die das Knäblein geboren hatte.
Und es wurden dem Weibe zwei Flügel gegeben wie
eines Adlers, dass sie in die Wüste flöge an ihren
Ort, da sie ernährt würde eine Zeit und zwei Zeiten
und eine halbe Zeit vor dem Angesicht der Schlange.
Und die Schlange schoss nach dem Weibe aus ihrem Munde ein Wasser wie einen Strom, dass er sie
ersäufte.
Aber die Erde half dem Weibe und tat ihren Mund auf
und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Munde schoss.
Christus kommt später
Offb 12,17
Seite -100-
Und der Drache ward zornig über das Weib und ging
hin zu streiten mit den übrigen von ihrem Samen, die
da Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu Christi.
Wie wir oben gesehen haben, ist das Weib die Gemeinde Jesu.
Die Gemeinde Jesu wird vom Satan verfolgt und fliegt in die Wüste. Dort wird sie von Gott bewahrt und ernährt. Der Drache kann
dort die Gemeinde nicht erreichen. Die Dauer dieser Flucht ist
identisch mit der Regierungszeit des Antichristen.
Demnach wird die Gemeinde Jesu in dieser Zeit des Zorngerichts
Gottes in dieser Welt einen Bergungsort haben, in dem sie versorgt und bewahrt sein wird.
Daher kann aus dem Ansatz -die Gemeinde kann nicht unter das
Zorngericht Gottes geraten- nicht ein Argument gegen eine Entrückung zum Ende der Trübsalzeit konstruiert werden. Wie obiger
kurzer Abriss zeigt, harmoniert das Geschehen in der Offenbarung sehr gut mit einer Entrückung der Gemeinde zum Ende.
Der von Feinberg genannte Punkt 2 hat an sich nichts mit der
Entrückung zu tun. Vielmehr beruht er auf meines Erachtens falschen Vorstellungen über das Szenario der Endzeit. In Jesaja
(65,20ff) werden Menschen genannt, die mit 100 noch Jünglinge
sind, Raubtiere liegen neben Schafen und essen Gras. Dies wird
das Szenario des 1000-jährigen Reiches sein. Wer erlebt nun
dieses Reich?
Da sind zum einen jene Israeliten, welche sich bei der sichtbaren
Wiederkunft Jesu bekehren und das Gericht über Israel (vgl.
Sach. 12 ff) überstehen. Im Übrigen werden 2/3 des Volkes in
dieser Zeit umkommen. Die Israeliten, die bei der sichtbaren Wiederkunft Jesu noch leben und sich bekehren, sind nicht Gläubige
des neuen Testaments, da hier nur jene hineinkommen, welche
durch Glauben, nicht durch Schauen bekehrt wurden. Mit der Entrückung, welche vorher stattfindet, wird zudem die Gemeinde
vollendet, erst danach erfolgt die Bekehrung des Volkes Israel.
Daher werden diese im 1000-jährigen Reich leben.
Christus kommt später
Seite -101-
Im Weiteren werden viele Heiden die Wirren und Kriege der Endzeit überleben. Da das Reich des Antichristen nicht weltweit gilt (in
Daniel werden 3 Könige genannt, ebenso in der Offenbarung 19 3
Frösche, welche die Könige zum Kampf sammeln) werden viele
Länder und Regionen mit Menschen überleben können.
Demnach wird eine große Zahl Menschen in dieses 1000-jährige
Reich eingehen.
Dieses Thema soll aber an anderer Stelle umfassender und besser erklärt behandelt werden.
Ein weiterer Kritikpunkt gegen eine Entrückung nach der Trübsal
ist für viele die Endzeiterwartung. Hr. Lieth hat in seinem Buch
jene, die eine Entrückung nach der Trübsal verkünden als „Diebe
des Trostes“ bezeichnet.
Das Problem liegt darin, dass die Vertreter einer Entrückung vor
der Trübsal diese Entrückung als völlig überraschend und ohne
Vorankündigung ansehen. Dies, so ihre Meinung, entspräche der
Einstellung der Urgemeinde, jederzeit auf die Wiederkunft des
Herrn Jesu bereit zu sein. Wenn nun aber der Entrückung zwingende Vorausereignisse zugeordnet werden, ist die Entrückung
abschätzbar, d.h. es kann ohne diese Vorausereignisse keine
Entrückung erwartet werden. Dies würde die Entzeiterwartung
deutlich mindern und kann daher nicht zutreffen.
Ich persönlich halte diese Meinung für nicht logisch durchdacht.
Zum einen hat Jesus in seinen Entzeitreden verkündigt:
Mk 13,5
Jesus antwortete ihnen und fing an, zu sagen: Sehet
zu das euch nicht jemand verführe!
Mk 13,6
Denn es werden viele kommen unter meinem Namen
und sagen: "Ich bin Christus!" und werden viele verführen.
Mk 13,7
Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht. Denn es muss also
geschehen; aber das Ende ist noch nicht da.
Mk 13,8
Es wird sich ein Volk wider das andere empören und
ein Königreich wider das andere, und werden Erdbeben geschehen hin und wieder, und wird teure Zeit
und Schrecken sein. Das ist der Not Anfang.
Mk 13,9
Ihr aber, sehet euch vor! Denn sie werden euch
überantworten vor die Rathäuser und Schulen; und
Christus kommt später
Mk 13,10
Seite -102-
ihr müsst gestäupt werden, und vor Fürsten und Könige geführt werden um meinetwillen, zu einem
Zeugnis über sie.
Und das Evangelium muss zuvor verkündigt werden
unter alle Völker.
Das Evangelium kann nur von der Gemeinde verkündigt werden.
Daher kann die Gemeinde erst ihren Dienst beenden und in die
Entrückung kommen, wenn V10 erfüllt ist: es muss das Evangelium unter allen Völkern verkündigt werden. Somit kann die Gemeinde die Entrückung erst dann erwarten, wenn tatsächlich das
Evangelium den letzten Winkel der Erde, jedes Volk erreicht hat.
Dies geschieht erst in unseren Tagen, die vorherigen fast 2000
Jahre war dies nicht erfüllt. Daher konnte die Gemeinde die Entrückung nicht erwarten.
Es wird bei der oben angeführten Meinung nicht differenziert zwischen dem Weg der Gemeinde insgesamt und dem einzelnen.
Die Gemeinde wird zu einem bestimmten Zeitpunkt entrückt.
Wann dieser stattfinden wird und was vorher geschieht ist hier
umfassend behandelt. Jedoch kann jeder Christ vorher durch
Unfall, Krankheit, Alter, Gewalt und Verfolgung sterben, also diese
Entrückung nicht lebend erreichen. Doch warum soll er dann nicht
getröstet sein? Warum soll er dann weniger Trost haben als die
noch Lebenden? Gerade diesen Unterschied zu beseitigen war
doch die Absicht von Paulus, als er verkündet, dass es keinen
Unterschied in der Entrückung von Lebenden und Toten geben
wird. Jeder hat Teil an der Auferstehung.
Der andere Gedanke, der in dem „Dieb des Trostes“ anklingt, ist
als ob die Gemeinde durch die Verfolgung verängstigt wurde, da
sie sich in der Trübsal nach der Entrückung wähnte (siehe S. 104
ff „Die Entrückung“). Paulus hat an keiner Stelle verkündet, dass
die Gemeinde an Verfolgung und Leid vorbei käme. Vielmehr
nahm er dies als Normalzustand der Gemeinde und des einzelnen
Christen an. Man beachte hierzu auch Heb. 12. Der Trost der
Aufklärung über die Entrückung liegt nicht in der Bewahrung vor
dem Leid und der Trübsal, sondern darin, dass die Lebenden den
Toten nicht zuvorkommen:
Christus kommt später
1Thes 4,15
Seite -103-
Denn das sagen wir euch als ein Wort des HERRN,
dass wir, die wir leben und übrig bleiben auf die Zukunft des HERRN, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen.
Jene, welche vor der Entrückung gläubig verstarben, nehmen
ohne Unterschied und Nachteil an der Entrückung teil. Dies ist
der Trost, das Trostwort aus 1. Thess. 4. Darüber hinaus liegt wie
bereits angeführt der Trost darin, dass wir in Jesus Christus für
alle Zeit und Ewigkeit errettet sind, vor dem Zorn Gottes über die
Sünde und die unbußfertigen Sünder bewahrt sind.
Bei der ganzen Diskussion über Umstände und Art der Entrückung und Endzeit insgesamt muss aber beachtet werden, dass
diese Endzeit global gilt, jeder Mensch aber seine eigene „Endzeit“
besitzt. Bis auf die letzte Generation wird jeder Mensch sterben
und der Zeitpunkt dieses Ereignisses ist uns völlig verborgen. Wir
können unser Leben nur verkürzen nicht verlängern. Daher darf
eine Diskussion über Endzeit und Entrückung absolut keinen Einfluss für unser persönliches Leben und unsere Haltung zu Jesus
Christus haben. Jederzeit müssen wir bereit zum Tod und zur
Verantwortung unserer Taten vor Christus stehen.
Christus kommt später
Seite -104-
Kapitel 7: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse
Die Entrückung und die sichtbare Wiederkunft Jesu finden, wie wir
gesehen haben, zu einem Zeitpunkt statt und sind untrennbar
verbunden. Die Gemeinde Jesu wird die gesamten Wirren der
Endzeit bestehen müssen, bewahrt und getragen vom Herrn Jesus. Sie wird mit dem Antichristen, den Verführungen usw. konfrontiert werden. Darauf hat sich die Gemeinde einzustellen. Sie
muss sich vorbereiten und gerüstet sein auf diese Prüfungen.
Vielleicht wird der eine oder andere Leser noch immer die Vorentrückung bevorzugen. Faktisch wäre es für die Gemeinde die beste
Lösung, da sie nicht in die Gefahren und Bedrängnisse der Endzeit käme. Doch was ist, wenn diese Lehre völlig falsch und unbiblisch ist. Ich habe in der vorliegenden Arbeit viele Punkte und
Hinweise dafür zusammen getragen. Man kann sicher noch viele
Argumente für oder dagegen anführen, diese oder jene Stelle
anders interpretieren. Jedoch sehe ich keinen Raum für eine Entrückung vor der Trübsal. Allein die Gleichsetzung von Braut-WeibJerusalem-Stämmen Israels- Apostel-Namen der Gläubigen in
den Stellen aus Off. 3,12 und 21,9+10 widerlegt gängige Meinungen grundlegend.
Die persönliche Konsequenz
Wenn Sie, lieber Leser, die Entrückung zum Ende der Trübsal
erwarten, jedoch vorher von Jesus Christus geholt werden, worin
besteht ihr Risiko, ihre Gefahr? Erwarten Sie aber Jesus vorher
und er verspätet sich wesentlich länger als gedacht, was geschieht mit Ihnen? Jesus hat an so vielen Stellen hingewiesen,
dass er später kommt als erwartet, zu einer Zeit, wo keiner es
denken wird. Er hat uns im dem Beispiel der Jungfrauen ein warnendes Beispiel gegeben:
Christus kommt später
Seite -105-
Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus,
dem Bräutigam entgegen.
Mt 25,2
Aber fünf unter ihnen waren töricht, und fünf waren
klug.
Mt 25,3
Die törichten nahmen Öl in ihren Lampen; aber sie
nahmen nicht Öl mit sich.
Mt 25,4
Die klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt
ihren Lampen.
Mt 25,5
Da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein.
Mt 25,6
Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der
Bräutigam kommt; geht aus ihm entgegen!
Mt 25,7
Da standen diese Jungfrauen alle auf und schmückten ihre Lampen.
Mt 25,8
Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns
von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen.
Mt 25,9
Da antworteten die klugen und sprachen: Nicht also,
auf dass nicht uns und euch gebreche; geht aber hin
zu den Krämern und kauft für euch selbst.
Mt 25,10
Und da sie hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam;
und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur
Hochzeit, und die Tür ward verschlossen.
Mt 25,11
Zuletzt kamen auch die anderen Jungfrauen und
sprachen: Herr, Herr, tu uns auf!
Mt 25,12
Er antwortete aber und sprach: Wahrlich ich sage
euch: Ich kenne euch nicht.
Mt 25,13
Darum wachet; denn ihr wisset weder Tag noch
Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen
wird.
Das Problem der 5 törichten Jungfrauen war nicht, dass sie Jesus
nicht erwarteten. Sie hatten alles gleich wie die 5 klugen Jungfrauen. Eines aber fehlte: sie waren auf ein längeres Warten nicht
eingestellt. In der Zeit nach dem Schlafen war das Öl verbraucht,
keine Reserve mehr vorhanden. Soll es Ihnen auch so ergehen?
Mt 25,1
Eine andere wichtige Frage ist doch auch, warum das ganze neue
Testament so viele Hinweise und Warnungen vor den endzeitlichen Verführungen ausspricht. Das Neue Testament ist für die
Gemeinde geschrieben und ist von der Gemeinde zu beachten.
Wenn nun die Entrückung vor der eigentlichen Endzeit stattfinden
Christus kommt später
Seite -106-
würde, warum hat Gott dann noch die Offenbarung geschrieben.
Nach der Vorentrückungslehre besitzt dieser Teil der Bibel keine
besondere Relevanz, da die Gemeinde bereits fort sein wird. Die,
welche noch auf der Erde sind, wird ein Studieren dieses Buches
kaum nützen, da zu wenig Zeit zum Verständnis bleibt, ja auch die
Lehrer der Bibel mit entrückt sind.
Wenn aber die Gemeinde in die Endzeit gehen muss, die Trübsal
durchschreiten muss, werden diese Warnungen aktuell und dringend:
Mt 24,22
Und wo diese Tage nicht verkürzt würden, so würde
kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen
werden die Tage verkürzt.
Mt 24,23
So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier
ist Christus! oder: da! so sollt ihr's nicht glauben.
Mt 24,24
Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun,
dass verführt werden in dem Irrtum (wo es möglich
wäre) auch die Auserwählten.
Offb 13,13
und tut große Zeichen, dass es auch macht Feuer
vom Himmel fallen vor den Menschen;
Offb 13,14
und verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen
willen, die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier; und
sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild
machen sollen dem Tier, das die Wunde vom
Schwert hatte und lebendig geworden war.
Offb 13,15
Und es ward ihm gegeben, dass es dem Bilde des
Tiers den Geist gab, dass des Tiers Bild redete und
machte, dass alle, welche nicht des Tiers Bild anbeteten, getötet würden.
Offb 13,16
Und es macht, dass die Kleinen und die Großen, die
Reichen und die Armen, die Freien und die Knechteallesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte
Hand oder an ihre Stirn,
Offb 14,9
Und der dritte Engel folgte diesem nach und sprach
mit großer Stimme: So jemand das Tier anbetet und
sein Bild und nimmt sein Malzeichen an seine Stirn
oder an seine Hand,
Offb 14,10
der wird vom Wein des Zorns Gottes trinken, der
lauter eingeschenkt ist in seines Zornes Kelch, und
wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den
heiligen Engeln und vor dem Lamm;
Christus kommt später
Offb 14,11
Offb 14,12
Offb 18,3
Offb 18,4
Offb 18,5
Seite -107-
und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und
Nacht, die das Tier haben angebetet und sein Bild,
und so jemand hat das Malzeichen seines Namens
angenommen.
Hier ist Geduld der Heiligen; hier sind, die da halten
die Gebote Gottes und den Glauben an Jesum.
Denn von dem Wein des Zorns ihrer Hurerei haben
alle Heiden getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf
Erden sind reich geworden von ihrer großen Wollust.
Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die
sprach: Gehet aus von ihr, mein Volk, dass ihr nicht
teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf dass ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen!
Denn ihre Sünden reichen bis in den Himmel, und
Gott denkt an ihren Frevel.
Wer das Malzeichen annimmt, Christ, Israelit, Nichtchrist oder
sei es aus sonst welchen Gründen, wird verdammt werden!
Diese enorme Gefahr muss verkündigt werden. Diese Gefahr der
Endzeit ist lebens- und heilsbedrohlich.
Weiter warnt die Bibel –nicht nur hier- sich von den Nichtgläubigen abzusetzen. Diese letzte Warnung, die Hure Babylon, das
Namenschristentum bestehend aus Organisationen, Mitgliedschaften usw. zu verlassen, muss beachtet werden, um nicht Teil
zu haben an den Plagen.
Eine noch weitreichendere Bedeutung hat Offenbarung 12
Offb 12,14
Und es wurden dem Weibe zwei Flügel gegeben wie
eines Adlers, dass sie in die Wüste flöge an ihren
Ort, da sie ernährt würde eine Zeit und zwei Zeiten
und eine halbe Zeit vor dem Angesicht der Schlange.
Offb 12,15
Und die Schlange schoss nach dem Weibe aus ihrem Munde ein Wasser wie einen Strom, dass er sie
ersäufte.
Offb 12,16
Aber die Erde half dem Weibe und tat ihren Mund auf
und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Munde schoss.
Offb 12,17
Und der Drache ward zornig über das Weib und ging
hin zu streiten mit den übrigen von ihrem Samen, die
Christus kommt später
Offb 13,7
Seite -108-
da Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu Christi.
Und ward ihm gegeben, zu streiten mit den Heiligen
und sie zu überwinden; und ward ihm gegeben Macht
über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden.
Wie oben dargestellt, ist das Weib die Gemeinde, die an Jesus
Gläubigen. Diese sind während der Zeit des Antichristen auf der
Erde. Das Reich des Antichristen ist nicht weltweit sondern in etwa
den römischen Nachfolgereichen (Heilige römische Reich deutscher Nationen, Reich Napoleons oder Hitlers) entsprechend. In
diesem Machtbereich besteht für Christen keine Überlebenschance. Da sie das Malzeichen nicht annehmen dürfen, können sie
weder kaufen noch verkaufen, besitzen keine wirtschaftliche
Grundlage für das Überleben. Zudem sind sie enormer Verfolgung
ausgesetzt. Die Gemeinde muss daher diesen Machtbereich verlassen, fliehen. Diese Flucht wird in Off. 12 angezeigt. Die Gemeinde wird von Gott in der letzten Hälfte der Trübsal an einen
Bergungsort gebracht und wird dort ernährt.
Wer nicht flieht, kann ein ähnliches Schicksal erwarten wie es den
Juden unter Hitler erging. Sie dachten nicht an die Gefahr, missachteten die Warnungen, die doch offensichtlich ausgesprochen
wurden. Als sie dann die Gefahr erkannten, war es für eine Flucht
zu spät. Zudem nahm kaum ein Land diese Flüchtlinge auf. Daher
ist es auch als Vorbereitung für die Gemeinde wichtig, sich auf
diese Flucht einzustellen.
Diese Punkte habe ich aber hier nur angerissen. Die Zusammenhänge und Erklärungen hierzu, vor allem die Ableitung dieser Dinge aus der Schrift werden in einen weiteren Aufsatz behandelt.
Mein Wunsch ist es, dass falls all diese Argumente Sie in ihrer
Zustimmung zu einer Entrückung vor der Endzeit nicht abgerückt
haben, sie wenigsten die Möglichkeit einer späteren Entrückung
ins Kalkül setzen. Nehmen Sie sich hierzu folgendes Zeichen:
Nach Daniel 9 wird in der letzten Jahrwoche der Tempeldienst
wieder eingeführt werden in Israel. Demnach muss ein neuer
Christus kommt später
Seite -109-
Tempel gebaut werden. Wenn Sie sehen, dass dieser Tempel
eingeweiht ist und der Tempeldienst beginnt, befinden Sie sich in
der letzten Jahrwoche Daniels und in den letzten 7 Jahren dieser
Zeit. Bis zur Mitte dieser 7 Jahre werden Sie noch Möglichkeit
haben, zu fliehen, können Vorbereitungen treffen. Wenn aber
dieser Führer dieses Staatenbundes zum Antichristen wird (dies
geschieht zu Beginn der letzten 3 ½ Jahre), wird es sehr schwierig
werden, noch zu fliehen. Bereiten Sie sich und ihre Familie vor.
Christus kommt später
Seite -110-
Kapitel 8: Nachtrag 32-Beweise für eine Entrückung vor der Trübsal
Das Thema „Endzeit“ ist schwierig und komplex. Es ist daher einleuchtend, dass sich viele an sogenannten Meinungsmachern
orientieren und selbst eine eigene Prüfung der Meinung am Wort
Gottes nicht durchführen. Auch wer im Wort sehr bewandert und
geübt ist, wird trotzdem die Meinungsfarbe seiner Gemeinde anziehen. Wenn in der Gemeinde nur Vorentrückung gelehrt wird,
wird dies in der Gemeinde auch so geglaubt werden. Daher haben
die Lehrer eine immens große Verantwortung, die Lehren, die sie
verbreiten auch wirklich geprüft und überprüft zu haben. Leider
habe ich aber oftmals anderes feststellen müssen. Lehren werden
häufig zu Lehrsätzen verkürzt, da diese einprägsamer und handlicher sind. Diese Lehren werden aber dann zementiert und
schlagwortartig gepredigt. Es wird nicht mehr das Wort sondern
die Ableitungen gepredigt. In der Diskussion um die Entrückung
werden dann diese Lehrsätze schlagwortartig abgefeuert, ohne
dass eine wirkliche Beschäftigung mit dem Wort Gottes erfolgt.
Manchmal gleichen diese gut gemeinten Lehrsätze einer Wand,
jedoch befinden sich viele auf der falschen Seite.
Ich hatte lange nach einer griffigen Lektüre zum Thema Endzeit
gesucht, die diese Argumente umfassend darstellt. Fündig wurde
ich dann nach längerer Suche im Internet. Meines Erachtens umfassen diese 32 Punkte nahezu alle Argumente für eine Vorentrückung, wobei es auch Listen gibt, die das auf über 50 Argumente
bringen.
Die 32 Beweise sind eingerückt und nummeriert. Meine Kommentierung dazu mit größerer Schrift um normaler Absatzbreite darunter angefügt.
Wir leben in einer sehr schweren und dunklen Zeit. Das
Volk Gottes in aller Welt bewegt so manche ernste Frage,
zum Beispiel: Wo stehen wir in der Endentwicklung? Ist
die gegenwärtige Weltlage in der Schrift zu finden und
Christus kommt später
Seite -111-
wo? Stehen wir unmittelbar vor der großen Trübsal?
Dann: Kommt die Gemeinde Jesu in die große Trübsal
hinein? Was lehrt die Schrift darüber?
Im Folgenden sollen 32 biblische Beweise, dass die Gemeinde Jesu Christi vor der großen Trübsal entrückt
werden wird, behandelt werden.
1. Den ersten Beweis finden wir 1. Korinther 15, 51-52:
»Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden
nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt
werden...« Hier nennt Paulus die Entrückung ein Geheimnis. Ein Geheimnis ist immer etwas, das vorher
verborgen gehalten war. Wie nun die Gemeinde
selbst ein Geheimnis ist (Eph. 3, 3-4), so ist auch ihre
Entrückung ein Geheimnis. Beide Geheimnisse waren in den 4 000 Jahren vor Christus nicht, auch keinem Propheten, geoffenbart, sondern verborgen gehalten worden. Diejenigen, die da lehren, dass alle
Stellen, die von der Entrückung handeln, sich auf Jesu
Wiederkunft in großer Kraft und Herrlichkeit beziehen,
also nach der großen Trübsal, irren sehr. Denn die
sichtbare Wiederkunft des Herrn in großer Kraft und
Herrlichkeit war durch viele Jahrhunderte im Alten
Testament immer wieder neu verkündigt worden. Man
kann doch nicht etwas, was seit Jahrhunderten klar
geoffenbart worden ist, ein Geheimnis nennen!
Es wird hier folgende Gleichsetzung vollzogen: Geheimnis = Entrückung, Wiederkunft Jesu = kein Geheimnis => daraus folgt,
dass die Entrückung nicht mit der Wiederkunft Jesu zusammenfallen kann. Leider ist der Begriff „Geheimnis“ bereits in der Bibel
ausgelegt. Man denke an das Auslegungsprinzip: „Die Bibel legt
sich selbst aus“. Wir dürfen nicht einfach Aussagen in Begriffe
hineinlegen, ohne zuvor den Begriff in der Breite der Bibel untersucht zu haben. Daher nachfolgend die Auflistung zum Begriff
„Geheimnis“
Mt 13,11
Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Weil euch
gegeben ist, die Geheimnisse des Reiches der
Himmel zu wissen, jenen aber ist es nicht gegeben;
Mk 4,11
Und er sprach zu ihnen: Euch ist es gegeben, das
Geheimnis des Reiches Gottes [zu wissen]; jenen
Christus kommt später
Lk 8,10
Röm 11,25
Röm 16,25
1Kor 2,7
1Kor 4,1
1Kor 13,2
1Kor 14,2
1Kor 15,51
Eph 1,9
Eph 3,3
Eph 3,4
Eph 3,9
Seite -112-
aber, die draußen sind, geschieht alles in Gleichnissen,
Er aber sprach: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu wissen, den übrigen
aber in Gleichnissen, auf dass sie sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen.
Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, auf dass ihr nicht euch selbst
klug dünket: dass Verstockung {O. Verblendung} Israel
zum Teil widerfahren ist, bis die Vollzahl {O. Fülle} der
Nationen eingegangen sein wird;
Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesu Christo,
nach der Offenbarung des Geheimnisses, {Vergl. Eph.
3,2-11; 5,32; Kol. 1,25-27; 2,2. 3.} das in den Zeiten der
Zeitalter verschwiegen war,
sondern wir reden Gottes Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, welche Gott zuvorbestimmt
hat, vor den Zeitaltern, zu unserer Herrlichkeit;
Dafür halte man uns: für Diener Christi und Verwalter
der Geheimnisse Gottes.
Und wenn ich Prophezeiung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen
Glauben habe, so dass ich Berge versetze, aber nicht
Liebe habe, so bin ich nichts.
Denn wer in einer Sprache {O. Zunge} redet, redet nicht
Menschen, sondern Gott; denn niemand versteht {W.
hört} es, im Geiste aber redet er Geheimnisse.
Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden
zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden,
indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines
Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst
dass mir durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden - wie ich es zuvor in kurzem beschrieben
habe,
woran ihr im Lesen merken könnt mein Verständnis
in dem Geheimnis des Christus und alle zu erleuchten, welches die Verwaltung des
Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern {O. von
Ewigkeit} her verborgen war in Gott, der alle Dinge geschaffen hat;
Christus kommt später
Eph 5,32
Eph 6,19
Kol 1,26
Kol 1,27
Kol 2,2
Kol 4,3
2Thes 2,7
1Tim 3,9
1Tim 3,16
Offb 1,20
Offb 10,7
Seite -113-
Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in Bezug auf Christum und auf die Versammlung.
und für mich, auf dass mir Rede verliehen werde im
Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums,
das Geheimnis, welches von den Zeitaltern und von
den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist,
denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der
Herrlichkeit dieses Geheimnisses sei unter den Nationen, welches ist Christus in euch, die Hoffnung der
Herrlichkeit;
auf dass ihre Herzen getröstet sein mögen, vereinigt
in Liebe und zu allem Reichtum der vollen Gewissheit
des Verständnisses, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes,
und betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns
eine Tür des Wortes auftue, um das Geheimnis des
Christus zu reden, um deswillen ich auch gebunden
bin,
Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit
wirksam; nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er
aus dem Wege ist,
die das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren.
Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist geoffenbart worden im Fleische, gerechtfertigt {O. nach and. Les.: Er, der geoffenbart worden im
Fleische, ist gerechtfertigt usw.} im Geiste, gesehen von
den Engeln, {Eig. erschienen den Engeln} gepredigt unter
den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in
Herrlichkeit.
Das Geheimnis der sieben Sterne, die du in {W. auf}
meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Versammlungen, und die sieben Leuchter sind
sieben Versammlungen.
sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er posaunen wird, {O. im Begriff steht zu posaunen} wird auch das Geheimnis Gottes vollendet
sein, wie er seinen eigenen Knechten, den Propheten, die frohe Botschaft verkündigt hat.
Christus kommt später
Offb 17,5
Offb 17,7
Seite -114-
und an ihrer Stirn einen Namen geschrieben: Geheimnis, Babylon, die große, die Mutter der Huren
und der Gräuel der Erde.
Und der Engel sprach zu mir: Warum verwundertest
du dich? Ich will dir das Geheimnis des Weibes sagen und des Tieres, das sie trägt, welches die sieben
Köpfe und die zehn Hörner hat.
Außer den Stellen in der Offenbarung sieht man deutlich, dass der
Begriff „Geheimnis“ stets und immer mit der Gemeinde verbunden
ist. Eine Verkürzung auf die Entrückung ist unzulässig und nicht
aus dem Wort abzuleiten. In diesem Zusammenhang können
auch die Stellen aus der Offenbarung herangezogen werden, die
sich mit der Hure Babylon befassen, da diese als abgefallene
Kirche im direkten Zusammenhang zur Gemeinde steht. Gerade
der Begriff Geheimnis verbindet aber nun Ereignisse, die die Vertreter der Vorentrückung so gerne trennen:
In Off. 10,7 wird das Geheimnis Gottes genannt. Dieses wird in
der 7. Posaune vollendet. Bis dahin wird die Gemeinde noch auf
der Erde sein, da die Gemeinde erst mit der Entrückung vollendet
und abgeschlossen ist. Dies ist bereits oben umfassender erläutert. Daher ist der Begriff „Geheimnis“ kein Beweis gegen sondern
absolut für eine Entrückung zum Ende der Trübsal. Wiederum
zeigt der Vergleich der Schriftstellen, dass nur im Rahmen der von
der Schrift vorgegebenen Aussagen interpretiert werden darf, alles
andere sollte man Sekten überlassen.
2. Wie der 1. Thessalonicherbrief einen Irrtum der dortigen Gläubigen korrigierte, so korrigierte auch der 2.
Thessalonikerbrief - besonders Kapitel 2 - einen Irrtum.
Irrlehrer hatten ihn in Abwesenheit des Paulus den Gläubigen beigebracht. Der Irrtum bestand darin, dass diese
den dortigen Gläubigen sagten, der »Tag des Herrn sei
schon da«. Ihre Trübsale und Verfolgungen, die sie zu
erdulden hatten, seien ein sicherer Beweis davon, dass
der »Tag des Herrn« wirklich da sei. Der »Tag des
Herrn«, das ist der große und schreckliche Tag, der brennen soll wie ein Ofen (Mal. 3, 19).
Christus kommt später
Seite -115-
Über diese Mitteilung, dass dieser schreckliche Tag schon
da sei, wurden die dortigen Gläubigen außerordentlich
traurig. Warum denn? Nun, sie waren von ihrem Lehrer
Paulus gelehrt worden, dass zuerst die Entrückung komme (1. Thess. 4, 13-18), und dann komme der Tag des
Herrn. Wenn es aber nun wahr sei, dass der Tag des
Herrn schon da sei, dann haben wir ja die Entrückung
verpasst und sind von ihr ausgeschlossen - o wehe uns!
Darüber wurden sie ungemein traurig.
Paulus hatte den Thessalonichern gesagt, der Tag des
Herrn (vor dem sie so Angst hatten) komme nicht, »es sei
denn, dass zuvor der Abfall komme und geoffenbart
werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens«. Stattdessen lesen heute viele Gläubige: »denn Er
kommt nicht«, das heißt, der Herr komme nicht, es sei
denn... also etwas, was gar nicht im Text steht.
Wären die Gläubigen in Thessalonich gelehrt worden (was
heute leider so viele lehren), dass die Entrückung mit der
sichtbaren Wiederkunft des Herrn, also am Tage des
Herrn oder doch in der großen Trübsal stattfinden werde,
dann ist absolut nicht einzusehen, warum die Gläubigen
daselbst so traurig waren. Statt traurig zu sein, hätten sie
sich ungemein freuen sollen. Denn wenn ihre Leidenszeit
schon der große Tag des Herrn sei, dann wussten sie ja,
jetzt wird der Herr ganz schnell kommen und uns zu sich
nehmen.
Zu unserem zweiten Beweis lese ich noch 2. Thessalonicher 2, 6.7: »Und was es noch aufhält, wisset ihr, dass er
geoffenbart werde zu seiner Zeit. Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit, nur dass, der es jetzt
aufhält, muss hinweggetan werden.« In diesen Versen
ist von etwas und von jemand die Rede, das und der die
Offenbarung des Menschen der Sünde noch aufhält. Aus
dem Text geht hervor, dass »das« oder »der« eine gewaltige Persönlichkeit sein muss, die stärker als der Antichrist, ja stärker als der Satan sein muss. Weder der Antichrist noch der Satan kann diese gewaltige Persönlichkeit
beseitigen. Was oder wer ist dieser Aufhaltende? Sind
es die bestehenden Staatsformen, wie manche meinen?
Niemals, denn die bestehenden Staatsformen haben die
Diktatoren weggefegt wie Spreu auf der Sommertenne.
Christus kommt später
Seite -116-
Das Aufhaltende ist der Heilige Geist in der Gemeinde
Jesu Christi. Und der ist stärker als der Satan; deshalb
sagt Johannes von ihm (1. Joh. 4, 4): »Denn der in euch
ist, ist größer, als der in der Welt ist.«
Betrachten wir hier auch genau das Wort: Steht im 2. Thess. dass
die Gemeinde traurig und ängstlich wurde? Steht geschrieben,
dass sie meinten, die Entrückung sei geschehen? Wir können
anhand von 2.Thess. 2,1+2 nur erkennen, dass Verwirrung gestiftet wurde. Offensichtlich durch gefälschte Botschaften oder anderen Imitationen. Jedoch darüber hinaus können wird nur erahnen
oder vermuten. Und derartige Annahmen dürfen nicht die Schrift
auslegen oder interpretieren. Welche Aussagen machte nun Paulus zum Zeitpunkt der Entrückung:
1Thes 4,13
Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unkundig seid, auf dass ihr euch
nicht betrübet wie auch die übrigen, die keine Hoffnung haben.
1Thes 4,14
Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und
auferstanden ist, also wird auch Gott die durch Jesum Entschlafenen mit ihm bringen.
1Thes 4,15
(Denn dieses sagen wir euch im Worte des Herrn,
dass wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden.
1Thes 4,16
Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit
der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune {O.
Trompete} Gottes herniederkommen vom Himmel, und
die Toten in Christo werden zuerst auferstehen;
1Thes 4,17
danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben,
zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem
Herrn entgegen in die Luft; und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein.
1Thes 4,18
So ermuntert {O. tröstet; so auch Kap. 5,11} nun einander
mit diesen Worten.)
1Thes 5,1
Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, Brüder,
so habt ihr nicht nötig, dass euch geschrieben werde.
1Thes 5,2
Denn ihr selbst wisset genau, dass der Tag des
Herrn also kommt wie ein Dieb in der Nacht.
1Thes 5,3
Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt
ein plötzliches Verderben über sie, gleichwie die Ge-
Christus kommt später
Seite -117-
burtswehen über die Schwangere; und sie werden
nicht entfliehen.
1Thes 5,4
Ihr aber Brüder, seid nicht in Finsternis, dass euch
der Tag wie ein Dieb ergreife;
1Thes 5,5
denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des
Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der
Finsternis.
Unter Punkt 2 wird hierzu erklärt: „sie waren von ihrem Lehrer
Paulus gelehrt worden, dass zuerst die Entrückung komme (1.
Thess. 4, 13-18), und dann komme der Tag des Herrn“. Diese
Auslegung geht über den Text hinaus. Paulus erklärt im 1. Abschnitt (V13-18) nur die Reihenfolge und das Geschehen der Entrückung. Zeitangaben fehlen. Erst in 5,1 weist er auf bereits bekannte Zeitangaben hin. Diese Zeitangabe ist aber letztlich keine,
da er analog Jesus in seiner Ölbergrede nur darauf verweist:
- für die anderen wird dieser Tag wie ein Dieb in
der Nacht kommen
- wenn sie Frieden sagen, wird das Unheil sie plötzlich überraschen
- die Gemeinde lebt aber nicht in der Finsternis und
wird von diesem Tag nicht überrascht sein
Tatsächlich sagt Paulus, dass dieser Tag des Herrn für die Gemeinde nicht völlig überraschend kommt. Ähnlich drückt sich Jesus aus:
Mt 24,33
Also auch ihr, wenn ihr alles dieses sehet, so erkennet, dass es nahe an der Tür ist.
Mt 24,42
Wachet also, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde euer Herr kommt.
Jedoch wird das Ereignis trotz aller Vorahnungen usw. eine Überraschung sein. Wir sollen aber unsere Häupter heben, wenn wir
dies alles sehen werden, denn unser Erlöser naht. (Lk. 21,28)
Die Gefahr des 2. Arguments liegt also darin, dass über eine vermutete Stimmung und Meinung in der Gemeinde auf eine so nicht
in der Bibel wiedergegebene Aussage des Paulus geschlossen
wird.
Betrachten wir doch den Text mit den Augen der Bibel, d.h. im
Kontext biblischer Aussagen. Wir finden in 1. Thess. 5,2 einen
Christus kommt später
Seite -118-
besonderen Ausdruck: den Dieb. Sehen wird die parallelen Stellen
genau an:
Mt 24,42
Darum wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde
euer HERR kommen wird.
Mt 24,43
Das sollt ihr aber wissen: Wenn der Hausvater wüsste, welche Stunde der Dieb kommen wollte, so würde
er ja wachen und nicht in sein Haus brechen lassen.
Mt 24,44
Darum seid ihr auch bereit; denn des Menschen
Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr's nicht
meinet.
So gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast,
und halte es und tue Buße. So du nicht wirst wachen,
werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und wirst
nicht wissen, welche Stunde ich über dich kommen
werde.
Offb 16,15
Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da
wacht und hält seine Kleider, dass er nicht bloß
wandle und man nicht seine Schande sehe.
Offb 16,16
Und er hat sie versammelt an einen Ort, der da heißt
auf hebräisch Harmagedon.
Offb 16,17
Und der siebente Engel goss aus seine Schale in die
Luft; und es ging aus eine Stimme vom Himmel aus
dem Stuhl, die sprach: Es ist geschehen.
Was ersehen wir aus diesen Stellen? Jesus kommt wieder wie ein
Dieb. Er kündigt sich der Gemeinde in Sardes ebenfalls als Dieb
an. Und zuletzt in Off. 16,15 kommt er nun tatsächlich. Es wird
von niemand anderem berichtet, dass er wie ein Dieb kommt. Die
Botschaft an die Versammlung in Sardes richtet sich an die Gemeinde, an alle Gläubigen in Jesus Christus. Wenn also die Gemeinde bei Harmagedon noch auf der Erde ist, kann dies nicht
anderes bedeuten, als dass eine Entrückung nicht früher als zum
letzten Akt dieser weltlichen Reiche geschieht.
Der 2. Teil des 2. Beweises führt aus, dass das Aufhaltende aus
2. Thess. 2, 6+7 die Gemeinde, der Heilige Geist ist. Wiederum
fällt dem kritischen Leser auf, dass die entsprechende Textstelle
nichts davon zu berichten weiß:
2Thes 2,6
Und jetzt wisset ihr, was zurückhält, dass er zu seiner
Zeit geoffenbart werde.
Offb 3,3
Christus kommt später
2Thes 2,7
Seite -119-
Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit
wirksam; nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er
aus dem Wege ist,
Hier steht kein Wort von Gemeinde oder Heiliger Geist. Daher
dürfen wir dies hier nicht einsetzen. Wir verbiegen das Wort Gottes. Wir fügen dem Wort Gottes etwas hinzu, was nicht dasteht.
Aber nicht nur das, wir schaffen völlig neue Lehren infolge dieses
Hineininterpretierens. Nach der Lehre der Vorentrückung wird die
Gemeinde und der Heilige Geist von der Welt entrückt und genommen. Danach soll sich der Überrest in Israel bekehren. Menschen, die danach gläubig werden, müssen ihren Glauben durch
einen Märtyrertod bekennen. Menschen, die an Christus gläubig
geworden sind, werden, wenn sie diese Zeit überleben, in das
1000-jährige Reich eingehen. Diese Lehre ist meines Erachtens
nicht aus der Bibel ohne die Vorentrückungslehre abzuleiten. Es
steht geschrieben,
Röm 11,25
Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, auf dass ihr nicht euch selbst
klug dünket: dass Verstockung {O. Verblendung} Israel
zum Teil widerfahren ist, bis die Vollzahl {O. Fülle} der
Nationen eingegangen sein wird;
Röm 11,26
und also wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: "Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden;
Dieses Zitat aus Jes. 59,20 weist auf die Zeit des 1000-Jährigen
Reiches hin, welches in Jes. 60 zentrales Thema ist.
Jes 59,20
Und ein Erlöser wird kommen für Zion und für die,
welche in Jakob von der Übertretung {Eig. dem Treubruch, dem Abfall} umkehren, spricht Jehova.
Jes 59,21
Und ich, dies ist mein Bund mit ihnen, spricht Jehova:
Mein Geist, der auf dir ist, und meine Worte, die ich
in deinen Mund gelegt habe, werden nicht aus deinem Munde weichen, noch aus dem Munde deiner
Nachkommen, noch aus dem Munde der Nachkommen deiner Nachkommen, {W. deines Samens} spricht
Jehova, von nun an bis in Ewigkeit.
Wir finden aber noch weitere Hinweise auf die Bekehrung Israels:
Christus kommt später
Sach 12,10
Seite -120-
Und ich werde über das Haus Davids und über die
Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und
des Flehens ausgießen; und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn
wehklagen gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitterlich über ihn leidtragen, wie man bitterlich über den
Aus diesem Textzusammenhang sehen wir, dass die Verstockung
Israels enden wird, wenn Gott seinem Volk bleiben seinen Geist
gibt, von Ewigkeit zu Ewigkeit das Wort Gottes in seinem Volk
wohnen wird. In Sach. 12 wird nun vollends klar, was bei diesem
Ereignis geschieht. Jesus kommt wieder und wird von seinem
Volk erkannt.
Jesus wird erst bei der sichtbaren Wiederkunft am Ölberg in Jerusalem von seinem Volk erkannt werden. Erst dann wird die Decke
von Israel genommen werden. Durch die Lehre der Vorentrückung
wird dieser Zeitpunkt 7 Jahre vorverlegt, jedoch ohne biblischen
Beleg und im Widerspruch zu den genannten Stellen. Ein anderes
Problem liegt in der Art, wie Israel gläubig werden wird: Sie sehen
den Erlöser. Vor diesem Sehen wird die Gemeinde des neuen
Testaments vollendet sein –die Fülle der Heiden und ein Überrest
aus Israel (die messianischen Juden) werden die Gemeinde bilden – danach wird nach biblischer Lehre nirgends beschrieben,
dass diese Israeliten, welche Jesus kommen sehen entrückt oder
verwandelt werden. Vielmehr werden sie als Volk Gottes im 1000jährigen Reich leben. Das Volk Israel, welches durch sehen gläubig wird, ist demnach kein Teil der Gemeinde.
3. Wir lesen in Offenbarung 3, 10, wie der erhöhte Herr
vom Himmel herab der Philadelphia-Gemeinde zuruft:
»Weil du bewahrt hast das Wort meiner Geduld, will auch
ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die
kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen,
die da wohnen auf Erden.«
Doch da beanstandet jemand die Übersetzung »vor« und
sagt: genauer heißt es: »aus«. Ja, das stimmt, im Urtext
steht ek = aus. Doch wer den Urtext kennt, der weiß, dass
Christus kommt später
Seite -121-
das Fürwort »ek« in den seltensten Fällen mit »aus«, sondern fast immer mit »von« oder »vor« übersetzt wird. Also
die Übersetzung »vor« in Offenbarung 3, 10 ist ganz am
Platz. Doch wir können auch die Übersetzung »aus« beibehalten und lesen dann: »bewahren aus der Stunde...«.
Doch nicht wahr, im Text steht nicht: »bewahren in der
Stunde«? Das erfuhr Noah, der in dem schauerlichen Gericht der Sintflut bewahrt wurde und der deshalb ein Bild
des gläubigen Überrestes aus Israel ist. Doch in Offenbarung 3, 10 von der Gemeinde heißt es nicht: »Ich will
dich bewahren in«, sondern: »aus der Stunde«. Das
heißt: aus der Stunde der Versuchung herausgenommen, nämlich vor der schrecklichen antichristlichen
Trübsalszeit. Folglich spricht auch diese Stelle (Offb. 3,
10) für die Entrückung der Gemeinde vor der großen
Trübsal.
Wörtlich ist in Off. 3,10 nur davon berichtet:
Offb 3,10
Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast,
werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der
Versuchung, die über den ganzen Erdkreis {O. die ganze bewohnte Erde} kommen wird, {O. im Begriff steht zu
kommen} um die zu versuchen, welche auf der Erde
wohnen.
Die Gemeinde, welche das Wort des Ausharrens bewahrt hat,
wird aus/von der Stunde der Versuchung bewahrt. Mehr steht
nicht. Kein Wort darüber, dass diese Bewahrung die Entrückung
sein wird. Wer an die Vorentrückung denkt, wird natürlich dies
hineinlesen, jedoch kann die Bewahrung auch anders gedacht
sein. Im obigen Teil des Aufsatzes habe ich darauf hingewiesen,
dass nach Off. 20 das Weib gleich der Braut gleich dem neuen
Jerusalem sein wird:
Offb 21,9
Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die
sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen,
und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir
die Braut, das Weib des Lammes {O. die Braut des
Lammes, das Weib} zeigen.
Offb 21,10
Und er führte mich im Geiste hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige
Stadt, Jerusalem, herniederkommend aus dem
Himmel von Gott;
Christus kommt später
Seite -122-
und sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz {O.
ihre Leuchte} war gleich einem sehr kostbaren Edelstein, wie ein kristallheller Jaspisstein;
Offb 21,12
und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte
zwölf Tore, und an den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, welche die der zwölf
Stämme der Söhne Israels sind.
Offb 21,13
Nach {Eig. von; so auch weiterhin in diesem Verse} Osten drei
Tore, und nach Norden drei Tore, und nach Süden
drei Tore, und nach Westen drei Tore.
Offb 21,14
Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, und
auf denselben zwölf Namen der zwölf Apostel des
Lammes.
Demnach wird auch das Weib aus Off. 12 das selbe Weib sein.
Dies ist oben umfassender beschrieben. Was tut nun dieses Weib
in der Zeit der größten Not? Es flieht:
Offb 12,14
Und es wurden dem Weibe die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, auf dass sie in die Wüste fliege,
an ihre Stätte, woselbst sie ernährt wird eine Zeit und
Zeiten und eine halbe Zeit, fern von dem Angesicht
der Schlange.
Offb 12,15
Und die Schlange warf aus ihrem Munde Wasser,
wie einen Strom, hinter dem Weibe her, auf dass sie
sie mit dem Strome fortrisse.
Offb 12,16
Und die Erde half dem Weibe, und die Erde tat ihren
Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache
aus seinem Munde warf.
Offb 12,17
Und der Drache ward zornig über das Weib und ging
hin, Krieg zu führen mit den übrigen {O. dem Überrest}
ihres Samens, welche die Gebote Gottes halten {O.
bewahren} und das Zeugnis Jesu haben.
Offb 21,11
Gott bewahrt die Gemeinde in dieser Zeit der Not dadurch, indem
er sie auf einen sicheren Bergungsort in dieser Welt fliehen lässt.
Es flüchten aber nicht alle, sondern es bleiben noch welche zurück, gegen die der Satan Krieg führen wird.
Aus diesem Bewahren in der Stunde der Versuchung lässt sich
also zwingend kein Argument für oder gegen eine Vorentrückung
ableiten und somit kann diese Stelle kein Argument liefern, da
jede Auslegung von der Meinung des Auslegers abhängt.
Christus kommt später
Seite -123-
4. Die Einteilung der Offenbarung. Diese wird vom
Herrn selber vollzogen. Er befiehlt Seinem Knecht Johannes zu schreiben,

»Was du gesehen hast« (Offb. 1, 19). Was hatte
denn Johannes gesehen? Den erhöhten Herrn in
Seiner wunderbaren Majestät (Offb. 1, 10-18);

»und was da ist«, d. h. was in den Tagen des Johannes war, nämlich die sieben Gemeinden (Kap.
2 und 3), die ein prophetischer Abriss und Spiegelbild der ganzen Kirchengeschichte sind;

dann »und was geschehen soll danach« - Kapitel
4 und folgende. Ab Kapitel 4 hören und lesen wir
nichts mehr von einer Gemeinde, bis sie uns wieder begegnet, und zwar in der Herrlichkeit als
himmlische Heere (Offb. 17, 14 und 19, 14).
Mit Kapitel 3 schließt also das Zeitalter der Gemeinde
ab. Was ist aus ihr geworden? Nach Offenbarung 4, 1
ergeht der Ruf an Johannes: »Steig her (genauer: Komm
hier herauf!)«. Das ist ein Vorbild der Entrückung der
Gemeinde. Die 70. Jahrwoche, in deren Rahmen die große Trübsal liegt, beginnt aber erst mit Offenbarung 6. Diese klaren Umstände sollten genügen, uns zu überzeugen,
dass die Gemeinde nicht durch die große Trübsal zu gehen hat.
Es ist schwierig, in der Offenbarung chronologische Reihenfolgen
zu finden. Die vielen sich gegenseitig ausschließenden Interpretationen zeigen dies im Übermaß. Betrachtet man allein die Abfolge
der 7 Siegelgerichte, 7 Posaunengerichte und zuletzt die Schalengerichte fällt doch auf, dass alle damit Enden, dass entweder das
Lamm erscheint und die Menschen sich vor dem Zorn des Lammes verbergen oder dass Jesus Christus alle Reiche eingenommen hat. Sollte alles in sauber getrennter Abfolge geschehen, so
müsste ja Jesus 3x kommen. Die Offenbarung ist komplexer als
es viele Auslegern lieb ist. Die einfache Einteilung, dass nach Off.
3 die Gemeinde nicht mehr vorhanden ist, habe ich bereits oben
als unzutreffend aufgezeigt. Problematisch ist:
Christus kommt später
Seite -124-
Und jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der
Erde und unter der Erde und auf dem Meere ist, und
alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf
dem Throne sitzt und dem Lamme die Segnung und
die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von
Ewigkeit zu Ewigkeit!
Dieses Lob Gottes durch jedes Geschöpf geschieht noch bevor
alle Endzeitplagen einsetzen. Dieses Lob wird –darin sind sich die
Ausleger weitgehend einig – erst nach Abschluss aller Gerichte
erfolgen. Daher greift diese Stelle bereits weit voraus.
Daher ist es sehr problematisch, eine Einteilung, die nur auf einer
Stelle beruht und in einem Buch steht, welches von den wenigsten
richtig verstanden wird, als Argument für eine Entrückung zu
nehmen. Hier steht nichts von einer Entrückung. Sie wird hineingelegt. Eine mehrdeutige Stelle wird hier als Argument verwendet
für einen Sachverhalt, der hier gar nicht vorhanden ist.
Offb 5,13
5. Der Herr Jesus lehrt: »Von dem Tage und der Stunde
weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der
Sohn nicht, sondern allein der Vater« (Mark. 13, 32). Diejenigen, die da lehren, dass der Herr während oder am
Schluss der 70. Jahrwoche (das ist am Schluss der
dreieinhalbjährigen Schreckenszeit des Antichristen) die
Gemeinde entrücken werde, setzen sich aufs schärfste in
Widerspruch mit dem soeben angeführten Wort Jesu.
Wenn diese Lehre wirklich die richtige wäre, brauchten die
Gläubigen in der großen Trübsal nur aufpassen, wann der
Antichrist auftreten und den Bund mit Israel schließen
werde (siehe Dan. 9) und von da ab 7 Jahre zählen, oder
achtgeben, wann der Antichrist diesen Bund brechen werde, und wiederum von da ab dreieinhalb Jahre zählen,
dann könnten sie Jesu Wiederkunft ganz genau ausrechnen. Dann wäre das Wachen überflüssig, was absolut
mit obigem Wort Jesu nicht übereinstimmt.
Dieses Argument kann greifen, wenn man nur die Stellen mit dem
„Wachen“ betrachtet. Es gibt aber andere, bereits angeführte Stellen, die darauf hinweisen, dass das Kommen Jesu nicht völlig
überraschend geschieht.
Christus kommt später
Seite -125-
Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so
blicket auf und hebet eure Häupter empor, weil eure
Erlösung naht.
Lk 21,29
Und er sprach ein Gleichnis zu ihnen: Sehet den
Feigenbaum und alle Bäume;
Lk 21,30
wenn sie schon ausschlagen, so erkennet ihr von
selbst, indem ihr es sehet, dass der Sommer schon
nahe ist.
Lk 21,31
So auch ihr, wenn ihr dies geschehen sehet, erkennet, dass das Reich Gottes nahe ist.
Lk 21,32
Wahrlich, ich sage euch, dass dieses Geschlecht
nicht vergehen wird, bis alles geschehen ist.
1Thes 5,4
Ihr aber Brüder, seid nicht in Finsternis, dass euch
der Tag wie ein Dieb ergreife;
1Thes 5,5
denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des
Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der
Finsternis.
1Thes 5,6
Also lasst uns nun nicht schlafen wie die übrigen,
sondern wachen und nüchtern sein.
1Thes 5,7
Denn die da schlafen, schlafen des Nachts, und die
da trunken sind, sind des Nachts trunken.
Somit gilt ein sowohl als auch. Jesus Christus wird überraschend
als auch erwartet kommen. Nach der biblischen Gesamtaussage
werden zumeist nur die überrascht, welche schlafen, in Finsternis
sind, kein Öl haben, nicht nüchtern sind usw. Für das Thema
Entrückung wird diese Argumentation aber nichts beitragen.
Lk 21,28
6. Für dieses ganze Zeitalter gilt Jesu Wort (Matth. 25,
13): »Darum wachet, denn ihr wisset weder Tag noch
Stunde, in welcher - der Antichrist? nein, nein, sondern des Menschen Sohn kommen wird.«
Hier gilt das bereits unter 5. gesagte.
7. »Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dies Geheimnis, auf dass ihr nicht stolz seid. Blindheit ist Israel
zum Teil widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden
(oder Vollzahl der Nationen) eingegangen ist« (Röm. 11,
25).
Hier redet der Apostel von dem Geheimnis der Verstockung Israels (Jes. 6, 9-13). Danach ist dem Volke Israel
Christus kommt später
Seite -126-
zwischen dem mit Israel abgerissenen und wieder anzuknüpfenden Faden - während der großen Einschaltung
(des Haushalts der Nationengemeinde; Anm. durch den
Bearbeiter) Verstockung widerfahren. Doch der Apostel
versäumt es nicht, uns auch die Zeitdauer dieses Geheimnisses der Verstockung Israels mitzuteilen. »Bis dass
die Fülle oder Vollzahl der Heiden - das ist die Gemeinde - eingegangen d. h. entrückt - ist.« Mit der Entrückung der Gemeinde wird also die Verstockung Israels
aufgehoben werden. Entrückung der Gemeinde und
Aufhebung der Verstockung Israels fallen zusammen.
Würde die Gemeinde während oder gar am Ende der
großen Trübsal entrückt werden, so müsste Israel so lange noch verstockt bleiben, da ja die Verstockung erst mit
der Entrückung der Gemeinde aufgehoben wird. Da wäre
dann die Predigt der beiden Zeugen (Offb. 11) die reinste
Komödie, da ja Israel noch verstockt ist, noch gar nicht
Buße tun kann.
Wer sind die 2 Zeugen? Nach Aussage der Vertreter der Vorentrückung stellen sie das bekehrte Israel dar(Zeugen = bekehrtes
Israels, Bekehrung = durch die 2 Zeugen). Somit schließt sich der
Kreis der Argumente.
Betrachten wir die Predigt der 2 Zeugen:
Offb 11,3
Und ich werde meinen zwei Zeugen Kraft geben, und
sie werden 1260 Tage weissagen, mit Sacktuch bekleidet.
Offb 11,4
Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter,
die vor dem Herrn der Erde stehen.
Offb 11,5
Und wenn jemand sie beschädigen will, so geht Feuer aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde; und
wenn jemand sie beschädigen will, so muss er also
getötet werden.
Offb 11,6
Diese haben die Gewalt, den Himmel zu verschließen, auf dass während der Tage ihrer Weissagung
kein Regen falle; {Eig. nezte} und sie haben Gewalt
über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln, und die
Erde zu schlagen mit jeder Plage, so oft sie nur wollen.
Offb 11,7
Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben werden, so
wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt,
Christus kommt später
Offb 11,8
Offb 11,9
Offb 11,10
Offb 11,11
Offb 11,12
Offb 11,13
Seite -127-
Krieg mit ihnen führen, und wird sie überwinden und
sie töten.
Und ihr Leichnam wird auf der Straße der großen
Stadt liegen, welche geistlicherweise Sodom und
Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde.
Und viele aus den Völkern und Stämmen und Sprachen und Nationen sehen ihren Leichnam drei Tage
und einen halben, und erlauben nicht, ihre Leichname ins Grab zu legen.
Und die auf der Erde wohnen, freuen sich über sie
und frohlocken und werden einander Geschenke
senden, weil diese, die zwei Propheten, die quälten,
welche auf der Erde wohnen.
Und nach den drei Tagen und einem halben kam der
Geist {O. Odem} des Lebens aus Gott in sie, und sie
standen auf ihren Füßen; und große Furcht fiel auf
die, welche sie schauten.
Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel zu
ihnen sagen: Steiget hier herauf! Und sie stiegen in
den Himmel hinauf in der Wolke, und es schauten sie
ihre Feinde.
Und in jener Stunde geschah ein großes Erdbeben,
und der zehnte Teil der Stadt fiel, und siebentausend
Menschennamen kamen in dem Erdbeben um; {Eig.
wurden... getötet} und die übrigen {O. der Überrest} wurden
voll Furcht und gaben dem Gott des Himmels Ehre.
Hier steht wiederum kein Wort darüber, dass diese 2 Zeugen Israel die Buße predigen. Davon ist an keiner Stelle des Textes
irgendein Hinweis abzuleiten. Es sind 2 Zeugen, die große Zeichen tun und die Menschen mit Plagen quälen werden. Sie werden Zeugnis ablegen vor der gesamten Welt, sonst würden nicht
alle auf der Erde frohlocken und sich Geschenke machen. Diese
zwei Zeugen werden genau 1260 Tage wirken. Dies entspricht
wiederum der Zeit, in der das Weib in der Wüste verborgen sein
wird. (Off.12) Ich kann selbst noch keine vollständige Auslegung
zu diesen 2 Zeugen vorlegen. Als Beleg für eine Entrückung taugt
diese Stelle aber in keinem Fall, da die Vorentrückung nur über
die Zusatzlehren (Zeugen = bekehrtes Israel) Eingang findet und
somit sich die Lehre selbst beweist (also ein Zirkelargument darstellt)
Christus kommt später
Seite -128-
8. Auf dem Apostelkonzil zu Jerusalem, nachdem Petrus
gesprochen und auch Paulus und Barnabas erzählt hatten, wie große Zeichen und Wunder Gott durch sie unter
den Heiden getan hatte, ergriff Jakobus das Wort und
sagte (Apg. 15, 14-17): »Simon hat erzählt, wie Gott zuerst heimgesucht und angenommen hat ein Volk aus den
Heiden zu Seinem Namen. Und damit stimmen der Propheten Reden, wie geschrieben steht: Nach diesem will
ich wiederkommen und will wieder bauen die Hütte Davids, die zerfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder
bauen und will sie aufrichten, auf dass, was übrig ist von
Menschen, nach dem Herrn frage, dazu alle Heiden, über
welche mein Name genannt ist, spricht der Herr, der das
alles tut.« Hier haben wir das große dreiteilige Programm unseres Gottes seit Jesu erstem Kommen:
1.
Das in Apostelgeschichte 15, 14 erwähnte Volk
aus den Heiden ist die Gemeinde, die Er reinigte
als Sein Eigentumsvolk (Tit. 2, 14);
2.
Erst danach (besser: nach diesem) will der
Herr wiederkommen und die zerfallene Hütte Davids bauen und sie wieder herstellen;
3.
dann sollen durch ein bekehrtes Israel alle Völker der Erde zum Herrn gebracht werden. Auch
hier zuerst Entrückung der Gemeinde und dann
Wiederherstellung Israels.
Wie bereits oben ausgeführt, sehe ich die Reihenfolge analog,
jedoch wird Davids Hütte erst wieder hergestellt, wenn Jesus
Christus sichtbar am Ölberg erscheint. Dieses Ereignis fällt mit der
Entrückung zusammen. Vorher bleibt Israel in der Verstockung.
Ein Argument für eine Vorentrückung liegt hier nicht vor.
9. In 1. Thessalonicher 1, 10 betont Paulus von Jesus, der
vom Himmel kommt: »der uns von dem zukünftigen Zorn
erlöst (oder errettet)«. Menge übersetzt: »Der uns von
dem kommenden Zorngericht errettet.« Der zukünftige
Zorn Gottes aber wird am Tage des Zorns, am schrecklichen Tage des Herrn, in der antichristlichen Zeit geoffen-
Christus kommt später
Seite -129-
bart werden. Paulus lehrt auch sehr deutlich, wen der Zorn
Gottes treffen wird: »Der Zorn Gottes kommt über die
Kinder des Ungehorsams« (Eph. 5, 6). In Epheser 5, 8
sagt er: »Ihr wart einst Finsternis, nun aber seid ihr ein
Licht in dem Herrn«, und in 1. Thessalonicher 5, 9: »Denn
Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit
zu besitzen.« Menge: »Denn Gott hat uns nicht für Sein
Zorngericht bestimmt, sondern wir sollen die Errettung erlangen durch unsern Herrn Jesus Christus.« Wenn die
Gläubigen aber errettet, befreit sind vom zukünftigen Zorn
und Zorngericht, dann ist es doch klar, dass sie gar nicht
in diesen und dieses hineinkommen. Sie müssen also,
bevor der Zorn und das Zorngericht anhebt, ihm entrückt
werden.
In dieser Stelle wird für Zorn Zorngericht gelesen und damit gleich
eine Brücke zu den Zornesschalen der Offenbarung gebaut. Wie
oben erklärt, wird diese Brücke aber an anderer Stelle nicht gebaut (1. Kor. 15 „Letzte Posaue“=7. Posaune). Wegen dem Hinweis auf unsere Seligkeit im Herrn Jesus Christus muss dieser
Hinweis auf diese Zornesgerichte der Offenbarung gar nicht gegeben sein. Zudem würden in dem Zornesgericht nur die zu dieser
Zeit lebenden gequält. Der Zorn Gottes liegt aber auf allen Menschen, welche keine Bewahrung in Christus haben. Daher wird der
Zorn Gottes im Gericht am Weißen Thron und der Strafe im 2.
Tod geschehen. In dieses Gericht werden alle Menschen, außer
der Gemeinde gelangen, alle die an der 1. Auferstehung nicht
teilnehmen sind in der Gefahr des 2. Todes. Zu beachten ist, dass
das Volk Israel, welches sich am Ölberg bekehren wird demnach
auch vor diesen Thron treten muss. Die Bibel gibt keine Ausnahmen an.
Wie bereits oben erklärt, kann –falls man den Bezug zur Offenbarung herstellt – mit der Bewahrung des Weibes nach Off. 12 (das
Weib flüchtet aus dem Machtbereich des Antichristen in die Wüste) die Stelle schriftgemäß ausgelegt werden, ohne eine Vorentrückung zu bemühen. Indem das Weib in die Wüste flieht, entkommt es dem Gericht über das Reich des Antichristen, welches
in den Zornesschalen sich ausdrückt.
Christus kommt später
Seite -130-
10. Die Worte des Heilandes: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich
gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in
das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben
hindurchgedrungen« (Joh. 5, 24). »Kommt nicht in das
Gericht«, so steht hier geschrieben. Wo entscheidet sich
denn das Nicht-Ins-Gericht-Kommen? Nirgends anders
als unter dem Kreuz auf Golgatha. Dort muss sich der
Mensch entscheiden, für oder gegen Jesus. Wer in dem
Gekreuzigten den erblickt, der unsere Sünden auf Golgatha hingerichtet, ans Kreuz geschlagen hat (Röm. 8, 3),
und an den glaubt, der die Gottlosen gerecht macht, und
lebt dann dem Herrn, der »kommt nicht in das Gericht«.
»Nicht in das Gericht kommen« aber heißt: ihm enthoben,
entrückt sein.
Dieses Argument gleicht dem vorherigen. Es wird für Gericht einfach das Gerichtsszenario der Offenbarung eingesetzt. Dies greift
zu kurz.
Offb 20,5
Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, {Eig.
lebten nicht} bis die tausend Jahre vollendet waren.
Dies ist die erste Auferstehung.
Offb 20,6
Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt,
sondern sie werden Priester Gottes und des Christus
sein und mit ihm herrschen tausend Jahre.
Diese Stelle zeigt doch deutlich, dass nicht das Sterben in den
Gerichten der Endzeit die Gefahr darstellt. Wer nicht an der 1.
Auferstehung teil hat, kommt in das Gericht am weißen Thron und
kann in den 2. Tod kommen, dies ist die Hölle in Ewigkeit.
11. Einen anderen kräftigen Beweis, dass die Gemeinde
des Herrn nicht in die große Trübsal kommt, gibt Paulus in
1. Thessalonicher 5, 4 und 5: »Ihr aber, liebe Brüder, seid
nicht in der Finsternis, dass euch der Tag (des Herrn) wie
ein Dieb ergreife. Ihr seid allzumal Kinder des Lichts und
Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von
der Finsternis.« Also die Glieder der Gemeinde sind Kinder des Lichts und des Tages, d. h. des Tages des Heils
(2. Kor. 6, 2); infolgedessen wird der Tag des Herrn, das
Christus kommt später
Seite -131-
ist der große und schreckliche Tag der Gerichtsoffenbarungen Gottes, sie nicht wie ein Dieb ergreifen.
Dieses Argument ist kein selbständiger Beweis für die Entrückung. Es wird bereits vorausgesetzt, dass der Tag des Herrn ein
anderer als der Tag der Entrückung ist. Dieser Beweis ist aber wie
bereits oben dargestellt sehr dürftig. Die Stelle aus 2. Thess.
2,1+2, an der dieser Unterschied festgemacht wird, verwendet je
nach Textquelle und Übersetzung Tag des Herr und Tag Christi
gleichlautend.
Der 2. Gegenbeweis liegt wie oben dargestellt im Begriff „Dieb“.
Die Gemeinde zu Sardes wird wie ein Dieb überrascht werden.
Wie oben erläutert wird anhand dieses Begriffes in der Offenbarung die Gemeinde mit dem Geschehen um Harmagedon verknüpft und ebenso Mt. 24. Somit liefert die oben genannte Stelle
ehr einen Beweis für die Entrückung als dagegen.
12. »Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?«, schreibt Paulus (1. Kor. 6, 2.3), und:
»Wisset ihr nicht, dass wir über Engel richten werden?«
Nun ist es durchaus selbstverständlich, dass die zu solcher Würde berufene Gemeinde an jenem Tage unmöglich auf der Anklagebank sitzen noch Gegenstand des
göttlichen Strafurteils sein kann. Ebenso selbstverständlich ist es, dass ein Gerichtshof sich erst ordnungsgemäß
zusammensetzen muss, ehe er eröffnet werden und seine
Funktionen ausüben kann. Es ist also eine zwingende
Notwendigkeit, dass die Gemeinde des Herrn eine gewisse, ihr selbst unbewusste und unberechenbare Zeit vor
der richterlichen Offenbarung des Herrn zu ihrem Haupte
versammelt werde, der dann jedem Gliede Seines Leibes
seinen Posten und seine Aufgabe für die Gerichtsvollstreckung zuerkennen wird.
Diesem Gedanken liegt zugrunde, dass wer zu Gericht sitzen wird,
nicht selbst in das Gericht kommen kann. Grundlage dieser Annahme ist, dass falls die Gemeinde noch auf der Erde während
der großen Trübsal sein wird, sie auch etwas von den Plagen
abbekäme. Oben wurde bereits dargestellt, dass auch bei einer
Entrückung zum Ende der Trübsal die Gemeinde mehrheitlich aus
Christus kommt später
Seite -132-
dem Bereich des Tieres gerettet wird, also sowohl bewahrt und
geschützt wird. Allein jene, welche die Warnungen der Offenbarung nicht beherzigen oder aus anderen Gründen nicht gehen,
werden in die direkten Drangsale der Trübsal hineinkommen.
Vermutlich werden sie aber im antichristlichen Reich nicht überleben können und daher werden diese Plagen sie nicht treffen. Im
Weiteren wird im Beweis angeführt, dass zwischen der Entrückung und dem Gericht Zeit verstreichen muss und daher eine
Entrückung vor der sichtbaren Wiederkunft Jesu zeitlich zu trennen sei. Wann findet aber das Gericht statt? In der Offenbarung
wird erst am weißen Thron Gericht gehalten. Erst dann wird der
Satan und sein Reich, alle Menschen und ihre Taten gerichtet
werden. Zwischen der Wiederkunft Jesu und diesem Gericht liegen aber immerhin 1000 Jahre. Also ist damit weder für noch
gegen eine Entrückung zum Ende der Trübsal aus dieser Textstelle etwas abzuleiten.
Es ist aber auch an diesem Beweis sichtbar, dass eine zum Verständnis der Argumentation notwendige Tatsache als durch die
Argumentation beweisen dargestellt wird.
13. Die Gemeinde wird in den apostolischen Briefen nirgends ermahnt, sich auf die große Trübsal oder auf den
Antichristen vorzubereiten, was doch am Platze gewesen
wäre. Müsste die Gemeinde durch die große Trübsal gehen, so fänden wir doch wenigstens eine Stelle, die uns
für deren Bereitschaft auffordert, jedoch wir finden keine.
Sind wirklich keine Hinweise vorhanden? Oder sind sie durch falsche Auslegungen und Interpretationen verborgen? In der Offenbarung sind viele Mahnungen und Warnungen vorhanden. Da
jedoch –wie ich meine irrtümlich – angenommen wird, die Gemeinde ist dann nicht mehr auf der Erde, werden diese Warnungen ignoriert:
Mt 24,22
Und wo diese Tage nicht verkürzt würden, so würde
kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen
werden die Tage verkürzt.
Mt 24,23
So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier
ist Christus! oder: da! so sollt ihr's nicht glauben.
Christus kommt später
Mt 24,24
Offb 13,13
Offb 13,14
Offb 13,15
Offb 13,16
Offb 14,9
Offb 14,10
Offb 14,11
Offb 14,12
Offb 18,3
Offb 18,4
Offb 18,5
Seite -133-
Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun,
dass verführt werden in dem Irrtum (wo es möglich
wäre) auch die Auserwählten.
und tut große Zeichen, dass es auch macht Feuer
vom Himmel fallen vor den Menschen;
und verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen
willen, die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier; und
sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild
machen sollen dem Tier, das die Wunde vom
Schwert hatte und lebendig geworden war.
Und es ward ihm gegeben, dass es dem Bilde des
Tiers den Geist gab, dass des Tiers Bild redete und
machte, dass alle, welche nicht des Tiers Bild anbeteten, getötet würden.
Und es macht, dass die Kleinen und die Großen, die
Reichen und die Armen, die Freien und die Knechteallesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte
Hand oder an ihre Stirn,
Und der dritte Engel folgte diesem nach und sprach
mit großer Stimme: So jemand das Tier anbetet und
sein Bild und nimmt sein Malzeichen an seine Stirn
oder an seine Hand,
der wird vom Wein des Zorns Gottes trinken, der
lauter eingeschenkt ist in seines Zornes Kelch, und
wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den
heiligen Engeln und vor dem Lamm;
und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und
Nacht, die das Tier haben angebetet und sein Bild,
und so jemand hat das Malzeichen seines Namens
angenommen.
Hier ist Geduld der Heiligen; hier sind, die da halten
die Gebote Gottes und den Glauben an Jesum.
Denn von dem Wein des Zorns ihrer Hurerei haben
alle Heiden getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf
Erden sind reich geworden von ihrer großen Wollust.
Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die
sprach: Gehet aus von ihr, mein Volk, dass ihr nicht
teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf dass ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen!
Denn ihre Sünden reichen bis in den Himmel, und
Gott denkt an ihren Frevel.
Christus kommt später
Seite -134-
Die Warnungen in 2. Tim. 3,1 ff, 2,Thess. 2,1,1 ff, 2. Petr. 2,2,1ff
sind ebenfalls direkt und auf die letzten Tage gerichtet.
Zuletzt ist durch folgende Stelle der Begriff „Antichrist“ erst eingeführt worden:
1Jo 2,22
Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der da leugnet,
dass Jesus der Christus ist? Dieser ist der Antichrist,
der den Vater und den Sohn leugnet.
In der Offenbarung und den Briefen sind andere Begriffe genannt.
Es ist also wirklich falsch zu behaupten, die Bibel warnt nicht vor
dem Antichristen und der Trübsal. Durch die falsche Lehre wird
die klare Botschaft der Bibel verstellt und die Warnungen werden
übersehen.,
14. Stattdessen werden die Seinen ermahnt, »zu entfliehen diesem allem, was geschehen soll, und zu stehen vor
des Menschen Sohn« (Luk. 21, 36). »Entfliehen diesem
allem«, das sind die schrecklichen Dinge der Letztzeit
(Luk. 21, 25-27). Nun, »entfliehen diesem allem«, das
meint doch, dass man gar nicht in die schrecklichen Dinge
und Begebenheiten hineinkommt, wie in Offenbarung 3,
10 ausgeführt.
Bereits unter Beweis 1 ist die Stelle aus Off. 3,10 behandelt. Es
liegt in dieser Stelle kein Grund vor, eine Entrückung zu vermuten.
Betrachten wir also die Stelle aus Lukas genauer:
Lk 21,34
Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Völlerei und Trunkenheit und
Lebenssorgen, und jener Tag plötzlich über euch
hereinbreche;
Lk 21,35
denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die
auf dem ganzen Erdboden {O. in dem ganzen Lande} ansässig sind.
Lk 21,36
Wachet nun, zu aller Zeit betend, auf dass ihr würdig
geachtet werdet, diesem allem, was geschehen soll,
{O. im Begriff ist zu geschehen} zu entfliehen und vor dem
Sohne des Menschen zu stehen.
Wer nicht wacht, wer sich mit Dingen aus V34 beschwert, wird von
diesem Tag überrascht. Es wird in V36 nun aufgefordert, durch
wachen und beten zu hoffen, würdig zu sein, diesem zu entrinnen,
davon entfliehen zu können. Sollten hier Christen angesprochen
Christus kommt später
Seite -135-
sein, würde bedeuten, dass sie, falls unwürdig und schlafend, sie
diesem nicht entrinnen würden und also die Entrückung verpassen können. Dies wird aber doch vehement bestritten. Es wird als
Fakt angesetzt, dass wer einmal sich bekehrt hat, niemals mehr
abfallen und damit in jedem Fall als Teil der Gemeinde bei der
Entrückung dabei sein wird. Durch den Kontext (Hinweis aus Jüngerschaft, Verfolgung usw.) ist klar, dass hier nicht die Juden sondern die Jünger und die von ihnen gewonnenen Christen, also die
Gemeinde angesprochen sind. Wer also in dem Wort entfliehen
die Entrückung hineinliest muss anderseits die Würdigkeit und das
Wachen im Zusammenhang erklären. Somit führt diese Stelle
nicht zur Klärung oder zum Beweis der Vorentrückung.
Wie oben erwähnt ist harmonischer mit der Gesamtaussage eine
Flucht bei frühzeitiger Erkenntnis der Gefahr im „Entfliehen“ zu
sehen. (Vgl. Auslegung zu dem Weib aus Off. 12)
15. Auf Seinen Sohn vom Himmel herab soll die Gemeinde warten, wie geschrieben steht 1. Thessalonicher
1, 10; Philipper 3, 20; Titus 2, 15; 1. Petrus 5, 4; 1. Johannes 3, 2 (bitte, genau nachlesen).
Was diese Aussage bezüglich der Vorentrückung beweisen soll,
ist nicht ersichtlich.
16. Die große Trübsal ist insonderheit für Israel, dann
für die abgefallene Christenheit und für die Nationen,
aber nicht für die Gemeinde. Die Hauptstellen, die von
der großen Trübsal handeln, sind folgende: Jeremia 30, 47; Hesekiel 20, 34-38; Daniel 12, 1; Joel 2, 1-2; Matthäus
24, 15-22; Markus 13, 14-23. Diese Stellen zeigen sehr
deutlich, dass die große Trübsal in erster Linie Israel treffen wird, weshalb sie auch »Angst in Jakob« genannt wird.
Die Endzeit, die große Trübsal wird für Israel eine sehr schreckliche und schlimme Zeit sein. Diese Aussage ist biblisch gut zu
belegen. Jedoch liegt das Problem darin, dass nun durch die außerbiblische Festlegung auf die Haushalte Gottes der Rückschluss getroffen wurde, dass wenn diese Zeit für Israel besonders gilt, die Gemeinde nicht mehr auf der Erde sein kann. Für
Christus kommt später
Seite -136-
eine derartige Folgerung müssten zwingende Beweise vorgelegt
werden. Diese sind aber bei weitem nicht zwingend, zumeist sehr
fragil.
Falls –wie ich annehme – das Weib, die Gemeinde aus dem
Machtbereich des Antichristen fliehen wird und in der Wüste verborgen lebt, die übrigen Christen mehrheitlich durch Verfolgung
getötet oder in Haft sind, wird faktisch die Gemeinde Jesu die
Wirren der Endzeit anders erleben als Israel. In Israel wird der
neue Tempel erbaut, der Bund wird gebrochen werden und der
Antichrist wird sich als Gott im Tempel verehren lassen. Zudem
werden durch viele Kriege große Drangsale auf Israel zukommen.
Ein Großteil der Bevölkerung des Landes wird sterben (Sach. 12 ff
2/3 des Volkes). Dies ist aber alles kein Argument für eine Vorentrückung.
In dem Beweis ist aber ein anderer wichtiger Punkt angeschnitten
worden: das Gericht über das abgefallene Christentum. Dieses
Christentum ist deshalb als abgefallen zu betrachten, weil es nur
den Namen nach zu Christus gehört, jedoch Christus selbst verleugnet. In der Bibel wird als Gegenbild zum Weib (=der gläubigen
Gemeinde) das Bild der Hure verwendet. Eine Hure war berufen
zur Ehe, bricht diese Beziehung und wendet sich anderen Männern zu und wird dadurch zur Hure. Daher ist im Bild der Hure
Babylon das abgefallene Christentum zu sehen. Es gibt aber nach
Off. 18,4 noch ein Volk Gottes innerhalb dieser Hure, dem abgefallenen Christentum, welches aufgefordert wird, die Hure zu verlassen. Juden können dies nicht sein, da diese nie Teil des Christentums waren, ganz im Gegenteil von diesem ehr gehasst und
verfolgt wurden. Daher nehme ich an, dass dieses Volk die Gemeinde Jesu sein muss, da sonst keine Gruppe als Volk Gottes in
Frage kommt:
Offb 18,4
Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel
sagen: Gehet aus ihr hinaus, mein Volk, auf dass ihr
nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet, und auf dass
ihr nicht empfanget von ihren Plagen;
Somit ist mit dem abgefallenen Christentum ehr ein Beweis für
eine spätere Entrückung gegeben.
Einen weiteren Hinweis gibt uns Jesus Christus selbst:
Christus kommt später
Mt 13,24
Mt 13,25
Mt 13,26
Mt 13,27
Mt 13,28
Mt 13,29
Mt 13,30
Mt 13,36
Mt 13,37
Mt 13,38
Mt 13,39
Mt 13,40
Mt 13,41
Mt 13,42
Seite -137-
Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach:
Das Reich der Himmel ist einem Menschen gleich
geworden, der guten Samen auf seinen Acker säte.
Während aber die Menschen schliefen, kam sein
Feind und säte Unkraut {Eig. Lolch, ein dem Weizen ähnliches Unkraut; so auch V.26. 27. usw.} mitten unter den Weizen und ging hinweg.
Als aber die Saat aufsprosste und Frucht brachte, da
erschien auch das Unkraut.
Es kamen aber die Knechte des Hausherrn hinzu und
sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen
auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn Unkraut?
Er aber sprach zu ihnen: Ein feindseliger Mensch hat
dies getan. Die Knechte aber sprachen zu ihm: Willst
du denn, dass wir hingehen und es zusammenlesen?
Er aber sprach: Nein, damit ihr nicht etwa beim
Zusammenlesen des Unkrauts zugleich mit demselben den Weizen ausraufet.
Lasst es beides zusammen wachsen bis zur Ernte,
und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Leset zuerst das Unkraut zusammen und bindet
es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber
sammelt in meine Scheune.
Dann entließ er die Volksmengen und kam in das
Haus; und seine Jünger traten zu ihm und sprachen:
Deute uns das Gleichnis vom Unkraut des Ackers.
Er aber antwortete und sprach: Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen,
der Acker aber ist die Welt; der gute Same aber, dies
sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind
die Söhne des Bösen;
der Feind aber, der es gesät hat, ist der Teufel; die
Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters, die
Schnitter aber sind Engel.
Gleichwie nun das Unkraut zusammengelesen und
im Feuer verbrannt wird, also wird es in der Vollendung des Zeitalters sein.
Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reiche alle Ärgernisse zusammenlesen und die das Gesetzlose {W. die
Gesetzlosigkeit} tun;
und sie werden sie in den Feuerofen werfen: da wird
sein das Weinen und das Zähneknirschen.
Christus kommt später
Mt 13,43
Seite -138-
Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne
in dem Reiche ihres Vaters. Wer Ohren hat [zu hören], der höre!
Jesus erklärt seinen Jüngern in diesem Gleichnis, dass neben
dem guten Samen auch schlechter Same vom Teufel gesät wird.
Der Acker ist die Welt, der gute Same der wiedergeborene Christ,
der schlechte Same jemand, der zwar zwischen oder in dem guten Samen aufwächst, jedoch nicht von Gottes Saat ist. Dieses
Gleichnis ist ein Bild der Gemeinde, der Kirche. In der Gemeinde
sollten an sich nur wiedergeborene Christen sein, der Teufel hat
aber die Gemeinde vermischt mit anderen Nichtgläubigen, so
dass nun auf dem Acker beide Saaten stehen. Diese sind so eng
miteinander verwachsen, dass ein Herausreißen der schlechten
Saat auch die gute beschädigen würde. Jesus sagt nun, dass
beide Saaten ausreifen müssen, bis dann in der Endzeit die Saat
von den Engel eingesammelt wird. Die Gläubigen werden bei Gott
gesammelt, die falsche Saat wird im Feuerofen, ein Bild für die
Hölle und die Verdammnis gesammelt. Der Zeitpunkt der Ernte ist
die Vollendung des Zeitalters.
Wenn nun die Gemeinde vor der Trübsal entrückt und damit geerntet würde, müsste folglich auch zu diesem Zeitpunkt die Ernte
der falschen Saat also der Ungläubigen erfolgen. Dies wird aber
nicht gelehrt, sondern erst zum Ende der Trübsalzeit wird die Hure
Babylon gerichtet werden. Demnach widerspricht diese Vorentrückungslehre diesem Gleichnis. Hingegen würde bei einer Entrückung der Gemeinde zum Ende der Trübsal sowohl das Gericht
über die abgefallene Kirche als auch die Sammlung der Gemeinde
zusammenfallen. Eine weitere Parallele liegt in den Schnittern.
Sowohl in Mt. 24 als auch in diesem Gleichnis sammeln die Engel
die Gemeinde. Bei Mt. 24 geschieht dies bei der sichtbaren Wiederkunft Jesu, also liegt auch hier die Entrückung und Wiederkunft Jesu in einem Ereignis.
17. Ein anderer Beweis sind die 24 Ältesten, die wir in Offenbarung 4-19, 4 finden. Wer sind diese 24 Ältesten? -
Christus kommt später
Seite -139-
Sie repräsentieren unmöglich Engel, sondern sind und repräsentieren erlöste Menschenkinder; sie repräsentieren
die Gemeinde in der Herrlichkeit vor Gottes Thron. Doch
warum 24? Diese Zahl weist zurück auf die vom König
David eingesetzten 24 Priesterordnungen (1. Chron. 24),
dann aber auch vorwärts auf die Erlösten des Alten und
Neuen Bundes, sie sind 2 x 12 = 24.
Da wir die 24 Ältesten in der Offenbarung in der Herrlichkeit mit ihren Herrlichkeitsleibern und mit Kronen (ihrem
Lohn) erblicken, so ist das ein ganz sicherer Beweis davon, dass die Verwandlung und Auferstehung der Heiligen, also die Entrückung zum Herrn (1. Thess. 4, 1318), bereits stattgefunden hat. Wie kann und soll denn die
Gemeinde in oder nach der großen Trübsal zum Herrn
entrückt werden, wenn wir sie schon, bevor die Gerichte
losbrechen, in der Herrlichkeit sehen?
Dieses Argument erklärt eine unklare Frage mit einer unklaren
Stelle. Die Frage wer diese Ältesten sein werden, wird in der Offenbarung direkt nicht beantwortet. Sicherlich liegt es nahe hier die
Gemeinde in Person der Ältesten zu sehen, jedoch ist diese Folgerung nicht zwingend zumal nur 12 Apostel vorrangig genannt
sind. Mit Blick auf das neue Jerusalem könnten diese 12 Apostel
durch die 12 Stämme ergänzt werden (Off. 21,10ff). Somit wäre
es möglich diese 24 Ältesten als Gemeinde zu sehen. Doch wäre,
wenn dem so ist, nicht auch Johannes als Apostel unter diesen
Ältesten? Wie könnte er sich dann sehen? Er würde sich also
gleichsam als bereits auferstanden und entrückt im Himmel sehen. Somit ist durch diese Gleichsetzung kein Beweis für eine
Entrückung zu sehen, da ja dann auch bereits Johannes ca. 100
n.Chr. die vollendete Entrückung und sich selbst sehen konnte.
Wir müssen bei der Betrachtung der Dinge im Himmel sehen,
dass dort die Uhren anders laufen als hier auf Erden. Johannes
sah die Dinge in der Ewigkeit bei Gott. Daher kann diese Stelle bei
vorhandenem Beweis der Vorentrückung diese Lehre stützen,
einen Gegenbeweis gegen eine Entrückung zum Ende derTrübsal
erbringt sie nicht.
Christus kommt später
Seite -140-
18. Die Reihenfolge der künftigen herrlichen Ereignisse, hinsichtlich der Gemeinde, wird meines Erachtens folgende sein: Entrückung, dann Gericht vor dem Richterstuhl Christi (2. Kor. 5, 10), mit Lohnausteilung, und
endlich Darstellung der Gemeinde vor dem Vater (Eph.
5, 27). Da die Gemeinde sich in Offenbarung 4, repräsentiert in den 24 Ältesten, in der Herrlichkeit befindet, so
muss das Gericht vor dem Richterstuhl Christi und die
Darstellung der Gemeinde vor dem Vater demnach vor
der Herrlichkeitsoffenbarung der Gemeinde in den 24 Ältesten (Offb. 4) stattgefunden haben. Folglich ist es ganz
unmöglich, dass die Gemeinde dann noch auf Erden ist
und dort durch die große Trübsal zu gehen hat.
Dieses Argument schließt an dem vorhergehenden an und daher
gilt das bereits gesagte.
19. Auf die Frage des Engels an Johannes, wer die seien,
die aus der großen Trübsal kommen, antwortet Johannes:
»Herr, du weißt es« (Offb. 7, 13.14). Der Apostel Johannes, einer der Säulenapostel (Gal. 2, 9), hat sich nach
dem Tode des großen Heidenapostels Paulus in ganz besonderer Weise der Pflege und Aufsicht gerade der aus
den Heiden gewonnenen Christen hingegeben. Und nun
sagt derselbe Apostel von der Schar, die ihm gezeigt wurde und die er gepflegt und geleitet haben soll, er kenne sie
nicht! Willst du dem Apostel Johannes solche Unwissenheit zumuten? Nein, gerade sein Ausspruch, dass er diese Schar nicht kenne, ist ein Beweis, dass die Gemeinde mit dieser Schar nichts zu tun hat, ja, dass die Gemeinde bereits entrückt ist.
Hier wird aus einer Vermutung ein Beweis. Es wird behauptet,
dass diese Schar nicht die Gemeinde ist, da Johannes sie nicht
kennt. Schauen wir diese Stelle gesamt an:
Offb 7,9
Nach diesem sah ich: und siehe, eine große Volksmenge, welche niemand zählen konnte, aus jeder
Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen,
und sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, bekleidet mit weißen Gewändern, und Palmen
waren in ihren Händen.
Christus kommt später
Offb 7,10
Offb 7,11
Offb 7,12
Offb 7,13
Offb 7,14
Offb 7,15
Offb 7,16
Offb 7,17
Seite -141-
Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil
unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem
Lamme!
Und alle Engel standen um den Thron her und um
die Ältesten und die vier lebendigen Wesen, und sie
fielen vor dem Throne auf ihre Angesichter und beteten Gott an
und sagten: Amen! die Segnung und die Herrlichkeit
und die Weisheit und die Danksagung und die Ehre
und die Macht und die Stärke unserem Gott von
Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Und einer von den Ältesten hob an und sprach zu
mir: Diese, die mit weißen Gewändern bekleidet sind,
wer sind sie, und woher sind sie gekommen?
Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und
er sprach zu mir: Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen und haben sie weiß gemacht in dem
Blute des Lammes.
Darum sind sie vor dem Throne Gottes und dienen
ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; {das Heiligtum; so
auch nachher} und der auf dem Throne sitzt, wird sein
Zelt über ihnen errichten.
Sie werden nicht mehr hungern, auch werden sie
nicht mehr dürsten, noch wird je die Sonne auf sie
fallen, noch irgendeine Glut;
denn das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist,
wird sie weiden und sie leiten zu Quellen der Wasser
des Lebens, und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen.
Hier fragt also nicht Johannes unwissend, sondern er wird gefragt
(V13). Auch seine Antwort sagt nichts darüber, ob Johannes
wusste, wer diese Schar war. Die obige Aussage, dass Johannes
diese Schar nicht kennt und diese daher nicht die Gemeinde sein
kann, ist daher reine Spekulation und irreführend. Der Text erklärt
aber genauer, wer diese Schar nun ist:
Betrachten wir zuerst die Gewänder dieser Schar. Lesen wir hier
die Stellen der Offenbarung zu den Gewändern/Kleidern:
Offb 3,4
Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, die
ihre Kleider nicht besudelt haben; und sie werden mit
Christus kommt später
Offb 3,5
Offb 3,18
Offb 4,4
Offb 16,15
Offb 19,7
Offb 19,8
Offb 22,14
Seite -142-
mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind
es wert. {O. würdig}
Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht
auslöschen aus dem Buche des Lebens und werde
seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor
seinen Engeln.
Ich rate dir, Gold von mir zu kaufen, geläutert im
Feuer, auf dass du reich werdest; und weiße Kleider,
auf dass du bekleidet werdest, und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe,
deine Augen zu salben, auf dass du sehen mögest.
Und rings um den Thron waren vierundzwanzig
Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig
Älteste, bekleidet mit weißen Kleidern, und auf ihren
Häuptern goldene Kronen.
(Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig, der da
wacht und seine Kleider bewahrt, auf dass er nicht
nackt wandle und man seine Schande sehe!)
Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm Ehre
geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet.
Und es ward ihr gegeben, dass sie sich kleide in
feine Leinwand, glänzend [und] rein; denn die feine
Leinwand sind die Gerechtigkeiten {O. die gerechten Taten (od. Werke); vergl. Kap. 15,4} der Heiligen.
Glückselig, die ihre Kleider waschen, auf dass sie
ein Recht haben an dem Baume des Lebens und
durch die Tore in die Stadt eingehen!
Wer ein weißes Kleid = Gewand trägt, ist gerechtfertigt vor Gott.
Diesen Zuspruch erhält die Gemeinde von Sardes. Die Gemeinde
von Laodizea wird gewarnt, sich richtig zu kleiden. In Off. 19,8
wird dies ausdrücklich erklärt. Das Besondere von Off. 19,8 ist
nun, dass gerade das Weib, das Symbol der Gemeinde –dies ist
oben umfassen erklärt – dieses Kleid anzieht. Wir sehen also
deutlich anhand des Gewandes, dass hier gerechtfertigte Gläubige stehen, also die Gemeinde. Demnach ist durch die Schrift diese Vermutung widerlegt. Doch der Text enthält noch einen weiteren Hinweis auf diese Schar:
Christus kommt später
Seite -143-
denn das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist,
wird sie weiden und sie leiten zu Quellen der Wasser
des Lebens, und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen.
Dieser Vers enthält ein Zitat aus Jes. 25. Dieses Zitat wird in Off.
21,4 wiederholt:
Offb 21,4
Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen,
und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch
Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das
Erste ist vergangen.
Jes 25,8
Den Tod verschlingt er auf ewig; {And. üb.: "in Sieg", der
Offb 7,17
Bedeutung gemäß, welche das hebr. Wort im Aramäischen hat}
und der Herr, Jehova, wird die Tränen abwischen
von jedem Angesicht, und die Schmach seines Volkes wird er hinwegtun von der ganzen Erde. Denn
Jehova hat geredet.
Offenbarung 21 ist die großartige Schau der Ewigkeit, Das neue
Jerusalem, welches Gott vom Himmel herab auf die neue Erde
kommen lässt, wird hier gesehen. Im neuen Jerusalem wohnt die
Gemeinde Jesu. (siehe Ausführung zum Weib). Wenn also diese
Schar aus Off. 7 jene Schar ist, deren Tränen Gott abwischen
wird, dies in Offenbarung 21 geschieht, was anderes als die Gemeinde Jesus kann diese Schar aus Off. 7 sein? Somit ist eindeutig klar, dass diese unzählbare Schar aus Off. 7 die Gemeinde ist.
Was folgt daraus? Chronologisch wird die Entrückung erst nach
dem 6. Siegel erfolgen. Eine Entrückung davor ist nicht gegeben.
Somit ist diese angeführte Stelle kein Beweis für die Vorentrückung sondern ein klarer Gegenbeweis zur Vorentrückungslehre,
sofern man die Stelle nicht mit Vermutung sondern mit dem Wort
auslegt.
20. Ein weiterer Beweis sind die in der Schrift so oft erwähnten zwei besonderen Tage; es ist der Tag Christi
und der Tag des Herrn. Vom Tag Christi sprechen 1. Korinther 1, 8; 2. Korinther 1, 14; Philipper 1, 6-10. Der Tag
des Herrn ist der Tag der Rache (Jes. 61, 2), von dem die
Propheten so viel Grauenhaftes zu sagen haben.

Der Tag Christi ist für die Gemeinde, der Tag des
Herrn für Israel und die Nationen.
Christus kommt später
Seite -144-

Am Tag Christi ruft der Herr die Seinen zu Sich,
am Tag des Herrn kommt Er mit Feuerflammen.

Am Tag Christi kommt der Herr nur bis in die Luft,
am Tag des Herrn bis auf die Erde.

Am Tag Christi kommt der Herr unsichtbar der
Welt, am Tag des Herrn sichtbar für Israel und alle Welt.

Der Tag Christi mag jede Minute anbrechen, der
Tag des Herrn beginnt in der 70. Jahrwoche.
Diese Trennung in einen Tag des Herrn (=Gerichtstag) und Tag
Christi (=Entrückung) ist ein Kernargument jener, die eine Entrückung vor der Trübsal annehmen. Das Problem liegt aber nun
darin, dass in der Bibel diese Begriffe bei weitem nicht so klar
getrennt sind. Sowohl die Übersetzungen als auch die Quelltexte
verwenden einmal Tag des Herrn und andermal Tag Christi für die
Stelle aus 2. Thess. 2,2. Wie bereits oben ausgeführt ist daher
eine Beweisführung mit dieser Unterscheidung problematisch.
Falls eine Textstelle nicht eindeutig ausgelegt werden kann, darf
kein lehrmäßiger Schluss gezogen werden, der derartige Konsequenzen wie die Vorentrückungslehre nach sich zieht.
Zum anderen ist die Argumentation nur auf den Begriff „Tag Christi“ aus 2. Thess. 2,2 verkürzt. Eine Untersuchung des ebenfalls in
V1 genannten Begriffes „Ankunft“ bzw. „Zukunft“ weist auf völlig
andere Zusammenhänge hin. Dieser Begriff ist sowohl bei Mt. 24
als auch im 1. und 2. Thess. verwendet. Somit liegt hier eine
durchgehend konforme Aussage vor:
Mt 24,3
Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine
Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann
wird das alles geschehen? Und welches wird das
Zeichen sein deiner Zukunft und des Endes der
Welt?
Mt 24,27
Denn gleichwie ein Blitz ausgeht vom Aufgang und
scheint bis zum Niedergang, also wird auch sein die
Zukunft des Menschensohnes.
Mt 24,37
Aber gleichwie es zur Zeit Noah's war, also wird auch
sein die Zukunft des Menschensohnes.
Christus kommt später
Seite -145-
und achteten's nicht, bis die Sintflut kam und nahm
sie alle dahin, also wird auch sein die Zukunft des
Menschensohnes.
Apg 7,52
Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?
Und sie haben getötet, die da zuvor verkündigten die
Zukunft dieses Gerechten, dessen Verräter und
Mörder ihr nun geworden seid.
1Thes 2,19
Denn wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder Krone
des Ruhms? Seid nicht auch ihr es vor unserm
HERRN Jesus Christus zu seiner Zukunft?
1Thes 4,15
Denn das sagen wir euch als ein Wort des HERRN,
dass wir, die wir leben und übrig bleiben auf die Zukunft des HERRN, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen.
2Thes 2,1
Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft
unseres Herrn Jesus Christus und unseres
Versammeltwerdens zu ihm hin,
2Thes 2,8
und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden,
den der Herr Jesus verzehren {O. nach and. Les.:
hinwegtun, töten} wird durch den Hauch seines Mundes
und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft,
(viele Übersetzungen verwenden statt Zukunft den Begriff „Ankunft“, jedoch durchgehend und daher wäre obige Versliste stets
mit „Ankunft“ zu schreiben. Die Gleichheit des Begriffes ändert
dies also nicht)
Mt 24,39
Ziehen wird die Begriffslinie der „Zukunft“ durch diese angeführten
Verse, sehen wir, dass Jesus bei seiner „Ankunft“ die Gemeinde
zu sich sammelt. Diese Auslegung von 2.Thess. 2,1 wird auch von
vielen Vertretern der Vorentrückungslehre vertreten. Zugleich wird
aber Jesus selbst in V8 bei seiner „Ankunft“ den Gesetzlosen =
Antichrist töten. Wenn also die Entrückung vor dem Auftreten des
Antichristen geschehen soll, Jesus bei seiner Ankunft = Entrückung den Antichristen töten wird, wie soll das zusammenpassen?
Es kann daher nur die Entrückung mit dem Ende des Antichristen
zusammenfallen. Hier zeigt sich wiederum, wie konform die Bibel
bei richtiger Auslegung ist. In Off. 19 bereitet sich das Weib auf
die Hochzeit vor (diese Hochzeit erfolgt nach der Entrückung),
Jesus kommt nun sichtbar auf die Erde und tötet den Antichristen:
Christus kommt später
Offb 19,7
Offb 19,8
Offb 19,9
Offb 19,11
Offb 19,12
Offb 19,13
Offb 19,14
Offb 19,15
Offb 19,16
Offb 19,17
Offb 19,18
Offb 19,19
Seite -146-
Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm Ehre
geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet.
Und es ward ihr gegeben, dass sie sich kleide in
feine Leinwand, glänzend [und] rein; denn die feine
Leinwand sind die Gerechtigkeiten {O. die gerechten Taten (od. Werke); vergl. Kap. 15,4} der Heiligen.
Und er spricht zu mir: Schreibe: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahle des Lammes! Und er
spricht zu mir: Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes.
Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein
weißes Pferd, und der darauf saß, {O. sitzt} [genannt]
Treu und Wahrhaftig, und er richtet und führt Krieg in
Gerechtigkeit.
Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf
seinem Haupte sind viele Diademe, und er trägt {W. er
hat} einen Namen geschrieben, den niemand kennt,
als nur er selbst;
und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewande, und sein Name heißt: Das Wort Gottes.
Und die Kriegsheere, die in dem Himmel sind, folgten
ihm auf weißen Pferden, angetan mit weißer, reiner
Leinwand. {Eig. weißer, reiner feiner Leinwand; Byssus}
Und aus seinem Munde geht hervor ein scharfes,
[zweischneidiges] Schwert, auf dass er damit die Nationen schlage; und er wird sie weiden mit eiserner
Rute, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes
des Zornes Gottes, des Allmächtigen.
Und er trägt {W. er hat} auf seinem Gewande und auf
seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der
Könige und Herr der Herren.
Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, und er
rief mit lauter Stimme und sprach zu allen Vögeln, die
inmitten des Himmels fliegen: Kommet her, versammelt euch zu dem großen Mahle Gottes!
auf dass ihr Fleisch von Königen fresset und Fleisch
von Obersten und Fleisch von Starken und Fleisch
von Pferden und von denen, die darauf sitzen, und
Fleisch von allen, sowohl von Freien als Sklaven,
sowohl von Kleinen {d.h. Geringen} als Großen.
Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und
ihre Heere versammelt Krieg zu führen mit dem, der
auf dem Pferde saß {O. sitzt} und mit seinem Heere.
Christus kommt später
Seite -147-
Und es wurde ergriffen das Tier und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat,
durch welche er die verführte, welche das Malzeichen
des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten, lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen,
der mit Schwefel brennt.
Offb 19,21
Und die übrigen wurden getötet mit dem Schwerte
dessen, der auf dem Pferde saß, welches Schwert
aus seinem Munde hervorging; und alle Vögel wurden von ihrem Fleische gesättigt.
Die Bibel vertritt hier in Offenbarung und bei Paulus dieselbe Lehre. Es passt alles ohne Kunstgriffe oder Sonderlehren zusammen.
Offb 19,20
21. In Offenbarung 17, 12-14 wird uns gesagt, dass die 10
Könige ihre Kraft und Macht dem Tier (Antichrist) geben,
und dass diese dann streiten mit dem Lamm. Doch das
Lamm, welches der Herr aller Herren und König aller Könige ist, überwindet sie. Mit dem Lamm sind Berufene,
Auserwählte und Gläubige. Sie sind des Herrn Begleiter,
die teilnehmen sollen an Seinem Sieg. Doch wer sind sie?
Sind das Engel? Nie und nimmer, denn Engel werden nirgends in der Schrift so genannt. Wer sind sie denn? Die
drei Namen Berufene, Auserwählte und Gläubige sagen uns, wer sie sind. Diese Schar, die sich beim Herrn
befindet, sind die vorher zum Herrn bereits entrückten
Heiligen. Und nun sollen sie, die wir hier bereits beim
Herrn finden, erst nach der antichristlichen Trübsal entrückt werden? Welch eine Unmöglichkeit!
Auch hier ist zuerst das Wort genau zu betrachten:
Offb 17,12
Und die zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige,
welche noch kein Königreich empfangen haben, aber
Gewalt wie Könige empfangen eine Stunde mit dem
Tiere.
Offb 17,13
Diese haben einen Sinn und geben ihre Macht und
Gewalt dem Tiere.
Offb 17,14
Diese werden mit dem Lamme Krieg führen, und das
Lamm wird sie überwinden; denn er ist Herr der Herren und König der Könige, und die mit ihm sind Berufene und Auserwählte und Treue.
Dieser Kampf wird in Off. 19 beschrieben:
Christus kommt später
Seite -148-
Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und
ihre Heere versammelt Krieg zu führen mit dem, der
auf dem Pferde saß {O. sitzt} und mit seinem Heere.
Offb 19,20
Und es wurde ergriffen das Tier und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat,
durch welche er die verführte, welche das Malzeichen
des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten, lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen,
der mit Schwefel brennt.
Offb 19,21
Und die übrigen wurden getötet mit dem Schwerte
dessen, der auf dem Pferde saß, welches Schwert
aus seinem Munde hervorging; und alle Vögel wurden von ihrem Fleische gesättigt.
Diese Stelle ist hinsichtlich der Entrückung zum Ende der Endzeit
vom normalen Verständnis her schwierig zu erklären. In den Versen 6-8 wird davon geredet, dass das Weib sich für das Hochzeitsmahl bereitet hat, in V20 soll es aber bereits mit dem Herrn
Jesus in den Streit ziehen. Zugleich soll das Ereignis, dass Jesus
Christus in den Wolken kommt, seine Gemeinde entrückt und
darauf gleich mit den entrückten Auserwählten gegen das Tier und
seine Heere streitet in einer Abfolge stehen. Dies ist wirklich nicht
ohne weiteres zu erklären.
Ich habe oben meines Erachtens sehr gewichtige Argumente aufgelistet, warum die Entrückung erst bei der Wiederkunft des Herrn
Jesus geschehen kann. Der Umstand, dass wir einzelne Textzusammenhänge oder unklare Stellen nicht nach unserer Logik verstehen und auslegen können, sollte nicht dazu führen, diese Stellen mit zusätzlichen Lehren zu verändern und somit andere, deutliche Aussage umzudeuten. Die Entrückung der Gemeinde wird
bei der sichtbaren Wiederkunft des Herrn Jesus geschehen. Es
wird im Text aber nicht erwähnt, ob Jesus noch eine kurze Weile
in den Wolken verharrt, oder ob sofort die Heere im Krieg der
Endzeit umschwenken und statt gegeneinander gemeinsam gegen das Lamm kämpfen. Eine umfassende Behandlung dieses
Abschnittes ist hier noch notwendig.
Zum anderen habe ich bereits oben angeführt, dass die Gemeinde aus der Zeit in die Ewigkeit entrückt wird. Die Gemeinde kann
in einem Moment entrückt werden, Tausende von Jahre bereits
mit Jesus reden, alle Preisgerichte halten , feiern usw., trotzdem
Offb 19,19
Christus kommt später
Seite -149-
im nächsten Moment auf der Erde wieder erschienen. Daher stellt
dieses oben im Beweis genannte Zeitproblem für mich keines dar.
Es kann aber jeder seine eigene Meinung dazu haben.
22. Verwandt mit dieser Stelle ist Offenbarung 19. Dort
sehen wir

die seligen Scharen im Himmel,

die Hochzeit des Lammes mit Seinen Heiligen,

nach der Hochzeit sehen wir die Heere im Himmel
(das sind die Berufenen, Auserwählten und Gläubigen von Offenbarung 17, 14), die vorher entrückten Heiligen, die nun den Herrn bei dessen
sichtbarer Wiederkunft zum Sturz des Antichristen
begleiten.
Wenn die Seligen, Seine Gemeinde, beim Herrn, mit dem
Herrn Hochzeit feiern und Ihn nachher sogar begleiten, so
ist es klar, dass sie vorher zum Herrn entrückt sein
mussten. –
Dieses Argument weist auf das bereits genannte Zeitproblem hin.
Daher gilt bereits gesagtes.
Nun noch einige Vorbilder:
23. Henoch, der siebente von Adam, der mit Gott wandelte, wurde eines Tages plötzlich von der Erde entrückt.
Henoch weissagte von der schrecklichen Flut, die kommen werde, er selbst aber kam nicht hinein. Henoch ist
ein Vorbild der Gemeinde. Auch sie weissagt von dem
kommenden Gericht. Aber wie Henoch nicht in das Gericht hineinkam, so wird auch die Gemeinde nicht in das
Gericht der großen Trübsal hineinkommen, sondern vorher – wie Henoch – entrückt werden.
Beispiele sind Veranschaulichungen von Lehren, nicht Grundlage
von Lehren. Daher können diese Analogien nur eine Lehre stützen, wenn diese bereits durch Bibelauslegung ausreichend erhärtet ist, als Beweis für eine Lehre sind Beispiele bzw. Schattenbilder des Alten Testaments untauglich. Viele dieser Beispiele sind
Christus kommt später
Seite -150-
von sektiererischen Gruppen oft schon verwendet worden, um
unbiblische Lehren zu erhärten. Daran zeigt sich deutlich der
Lehrgehalt dieser Beispiele. Daher möchte ich diese Beispiele im
Einzelnen nicht weiter kommentieren, da bereits alle wesentlichen
Problempunkte der Vorentrückung bzw. Entrückung nach der
Trübsal angesprochen sind.
24. Lot. - Nachdem der Engel des Herrn Lot mit den Seinen aus Sodom herausgeführt hatte und er sich auf dem
Wege nach Zoar befand, sprach dieser Engel des Herrn
zu ihm (1. Mose 19, 22-24): »Eile und rette dich dahin;
denn ich kann nichts tun, bis dass du hineinkommst«
(nämlich nach Zoar). Als Lot in Zoar geborgen war, da erst
ließ der Herr das Gericht über die gottlosen Städte hereinbrechen. Lot ist hier ein herrliches Vorbild der Gemeinde. Lot kam nicht in das schreckliche Gericht hinein, er
war vorher geborgen. So auch die Gemeinde.
25. Asnath, Josefs Weib. - Josef wurde, wie Jesus, von
Seinen Brüdern verworfen. In dieser Zeit der Verwerfung
nahm Josef sich ein Weib - eine Heidin. Asnath, Josefs
Weib, eine Heidin, ist ein köstliches Vorbild von der Gemeinde, vorwiegend aus den Heiden gewonnen. Josef
hatte sich der Heidin vermählt und sie zu sich genommen,
bevor seine Brüder Buße taten und ihn als ihren Retter
erkannten und annahmen. Wie Josefs Weib, ein Vorbild
der Gemeinde, die schreckliche Trübsal der Brüder Josefs
nicht durchgemacht hat, so wird auch die Gemeinde, eine
Heidin, die schreckliche Trübsal nicht durchzumachen haben.
26. Zippora, Moses' Weib. - Auch Moses wurde, wie Josef, von seinem Volk verworfen (Apg. 7, 35) und ging zu
den Heiden. Dort gab ihm Gott die Zippora zum Weib - eine Heidin. Als später nach furchtbarer Trübsal Israel seinen Retter, Moses, erkannte und annahm, da hatte auch
dieser bereits sein Weib - eine Heidin.
Wie jene Vorbilder - Asnath, Josefs Weib, und Zippora,
Moses' Weib nicht durch Israels schreckliche
Drangsalszeit hindurchzugehen hatten, so wird auch das
Christus kommt später
Seite -151-
Gegenbild, die Gemeinde, nicht durch die große Trübsal
hindurchgehen.
27. Während die Strafgerichte Gottes sich über Ägypten
ergossen, befand sich das Volk Gottes, Israel, im tiefsten
Frieden, ja in einem so wundervollen Frieden, dass in Israel sich nicht einmal ein Hund muckte (2. Mose 11, 7) ein
köstliches Vorbild der Gemeinde, die auch im tiefsten
Frieden sein wird, wenn die Gerichte Gottes
herniedersausen werden.
28. Erst wurde die Hure Rahab, die durch den Glauben
gerettet wurde (Hebr. 11, 31), aus der Stadt des Verderbens, Jericho, herausgeführt, und dann erst wurde die
Stadt mit Feuer verbrannt (Jos. 6, 22-24). Sie wurde nicht
aus der brennenden Stadt herausgeschleppt, halb verbrannt - das wäre gleichbedeutend der Lehre, dass die
Gemeinde mitten aus der großen Trübsal heraus gerettet
werden wird -, nein, Rahab wurde erst dem furchtbaren
Gericht entrückt, und erst dann, als sie geborgen war,
wurde die Stadt mit Feuer verbrannt. Wiederum ein köstliches Vorbild der Gemeinde.
29. Als die Jünger Jesu die Gerichtswetter über Jerusalem immer näher kommen sahen, da befolgten sie ihres
Herrn Rat (Matth. 24, 16: »alsdann fliehe auf die Berge,
wer im jüdischen Lande ist«) und begaben sich, wie
Eusebius uns mitteilt, eiligst nach Pella, jenseits des Jordans, wo sie während der ganzen Zeit der schrecklichen
Gerichte Gottes über Jerusalem sicher und geborgen waren. Auch nicht ein Jünger soll in Jerusalem zurückgeblieben sein.
Wieder ein köstliches Vorbild der Gemeinde. Während
sich die Gerichte Gottes über Israel, die abgefallene
Christenheit und über die Welt ergießen werden, wird die
Gemeinde Jesu all diesem entrückt, sicher und geborgen
sein.
30. In Matthäus 13, 46-50 sehen wir, dass der Kaufmann
(Jesus) sich zuerst in den Besitz der köstlichen Perle
(Gemeinde) setzte und dann erst das Gerichtsnetz auswarf.
Christus kommt später
Seite -152-
31. In Offenbarung 22, 16 lesen wir: »Ich bin die Wurzel
und das Geschlecht (Wurzelsproß) Davids, der strahlende
Morgenstern.« Der Morgenstern ist das Sinnbild vom
Kommen des Herrn für die Seinen (Gemeinde), während Jesus als Sonne der Gerechtigkeit das Sinnbild
vom Kommen des Herrn für Israel und die Völkerwelt ist,
welche Sonne dann mit ihrer versengenden Glut die Gottlosigkeit in Jakob (Röm. 11, 26) und die Gottlosigkeit der
Völker anzünden und verzehren, aber auch Israel und der
Völkerwelt »Heil unter ihren Flügeln« bringen wird (Mal.
3,19-20). Wie wir wissen, geht zuerst der Morgenstern
auf und dann die Sonne. So wird Christus zuerst als Morgenstern, für die Gemeinde, und dann als Sonne der Gerechtigkeit, für Israel und die Völkerwelt, aufgehen. Also
auch hier: Zuerst kommt die Entrückung.
32. Mein letzter und zwar sehr kräftiger Beweis ist, dass
die Schrift sehr klar lehrt, dass wenn der Herr Jesus wiederkommen wird in großer Kraft und Herrlichkeit, alle
Seine Heiligen mit Ihm kommen werden. Das sah
schon der alte Bruder Henoch vor etwa 5 000 Jahren,
wenn er nach Judas 14 ausruft: »Siehe, der Herr kommt
mit viel tausend Heiligen!« Das sah auch Sacharja (Kap.
14, 5). Und Paulus schreibt in 2. Thessalonicher 1, 10:
»...wenn Er kommen wird, dass Er herrlich erscheine mit
Seinen Heiligen und wunderbar mit allen Gläubigen.« -
Christus kommt später
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Schlussfolgerung
Wesentliche Argumente der Befürworter einer Vorentrückung sind
hier zusammengestellt. Bei der Mehrzahl der Beweise lassen sich
aus dem Wort Gottes gewichtige Gegenargumente finden, die
aufzeigen, dass eine Vorentrückung keinesfalls als gesicherte
Lehre oder Tatsache angesehen werden kann. Bei Beschäftigung
mit dem Wort Gottes wird klar, dass die Vorentrückungslehre an
sich außerbiblischen Ursprungs ist. Kern der Argumente ist doch,
dass die Heilsgeschichte in Abschnitte, den sogenannten Haushalten aufgeteilt wird. Dies kann man als besondere Heilsperioden
noch biblisch gut begründen und stehen lassen. Es wurde aber
nun eine bereits abgelaufene Heilsperiode (die letzte Jahrwoche)
nach der Zeit der Gemeinde = Gnadenszeit eingeführt, nämlich
die Zeit Israels unter dem Gesetz in der letzten Jahrwoche nach
Daniel. Es wird bei der Vorentrückungslehre angenommen, dass
mit der Zeit Israels in der letzten Jahrwoche auch gleichzeitig die
Heilsperiode Israels (also die Zeit des Gesetzes des alten Bundes) wieder gilt und folglich die Gnadenzeit beendet sein muss.
Gerade diese Schlussfolgerung lässt sich aus der Bibel nicht ziehen. Hier liegt außerbiblisches Gedankengut vor, welches als
Schlüssel für die Auslegung der Bibel wurde. Hierin liegt meines
Erachtens der wesentliche Grund für die Vorentrückungslehre.
Aufgrund der umfassend aufgezeigten Argumentationen der Vertreter der Vorentrückungslehre, der Prüfung dieser Aussagen
anhand der Bibel und dem Selbstzeugnis der Bibel sehe ich keinen Platz für eine Vorentrückung. Diese Vorentrückungslehre ist
falsch und hat die Gemeinde gleichsam einem Sauerteig völlig
durchzogen. Sie verfälscht den Blick der Gemeinde auf die Endzeit. Statt sich auf die Gefahren vorzubereiten, wartet man darauf
abgeholt zu werden. Das Zuwarten birgt aber die Gefahr, dass
man einschläft. Die Lehre der Vorentrückung ist gleichsam ein
Beruhigungsmittel für die Gemeinde: je doller es in der Welt wird,
desto ehr kommt Jesus Christus wieder. Viel zu spät werden viele
merken, dass es anders ist.
Christus kommt später
Seite -154-
Kapitel 9: Die Ereignisse der Entrückung nach 2. Thessalonicher 2, 1-8
Einführung
In der Diskussion verschiedener Stellen hat sich immer wieder
gezeigt, dass die Fülle der Stellen und die mannigfaltigen Auslegungen die Köpfe der Gläubigen stark verwirrt haben. Fest zu
stellen ist dies daran, dass man ständig argumentiert, ohne dass
die Gegenseite die Argumente aufnimmt und verarbeitet. Trotz
dem Fehlen des Hinweises auf den Heiligen Geist in 2. Thess.
2,6+7 wird diese Fehlinterpretation einfach aufrechterhalten. Die
Spurrillen der Vorentrückungslehre sind sehr tief in die Gedanken
der Gläubigen eingefahren und daher ist es sehr schwierig, diese
zu verlassen. Daher habe ich diesen zentralen Abschnitt aus 2.
Thess. 2,1-9 nochmals möglichst komplett behandelt.
Der Abschnitt aus 2. Thess. 2,1-9 ist die zentrale Stelle in der
Diskussion um den Zeitpunkt und die Umstände bei der Entrückung der Gemeinde Jesu. Es muss unbedingt beachtet werden,
dass der 2. Thess.-Brief ein Thema aufgreift, welches im 1. Thessalonicher bereits in Kap. 4 und 5 behandelt wurde und daher der
Abschnitt aus 2. Thess. 2,1ff die Ausführungen des ersten Briefes
ergänzt. Während aber der erste Brief vornehmlich den Umstand,
das Wesen und das Geschehen der Entrückung beschreibt, so
tritt im 2. Thess. als Korrektiv zu falschen Vorstellungen der Thessalonicher eine zeitliche Festlegung statt. Diese zeitliche Festlegung ist durch das Wort „zuerst“ aus V2 definiert.
Doch gerade um diese zeitlichen Abläufe und Festlegungen in
diesem wichtigen Abschnitt gibt es diverse Auslegungen, die es
notwendig machen, den Text so genau wie möglich zu betrachten.
Die Kernfrage der Ausarbeitung ist nun, ob durch diesen Text
belegt ist, dass die für alle Welt sichtbare Wiederkunft Jesu mit
der Entrückung in einem Ereignis zusammenfällt, oder ob für diesen Text eine andere Auslegung ebenso möglich ist, die eine klare
zeitliche Trennung dieser Ereignisse zulässt. Dieser Text des
Christus kommt später
Seite -155-
Paulus aus dem Thessalonicher Brief hat gegenüber anderen
Stellen aus den Evangelien wesentliche Vorteile in der Bearbeitung:
diese Stelle ist unstrittig an die Gemeinde Jesu aus Heiden und
Juden gerichtet, daher greifen Aufteilungen und Trennungen, wie
sie hinsichtlich der Evangelien gemacht werden nicht (z.B. Mt. 24
ist nur an Israel nicht an die Gemeinde gerichtet)
diese Stelle steht im Kontext zu den Ausführungen aus dem 1.
Thess. und auch der Stelle aus 1. Kor. 15 über die Auferstehung
und Entrückung, passen also direkt zum Thema
alle Stellen sind von einem Verfasser geschrieben und daher kann
man nicht die Aussagen mit unterschiedlichen Ansichten hinterlegen, da Paulus nur eine Sicht der Dinge vertritt, d.h. die Stellen
können ohne Probleme ergänzend hinzugezogen werden
Problematisch für eine genaue Exegese bleibt aber die deutsche
Übersetzung des griechischen Textes. Da das Griechisch nicht 1
zu 1 in das Deutsche passt, die Sätze auch sprachlich immer etwas geglättet werden, entstehen Verzerrungen, die teils deutliche
Auswirkungen haben. Ich habe die Bibelstellen aus der
Schlachterbibel von 1951 genommen, da diese dem Wort-fürWort übersetztem Griechisch meines Erachtens am besten entspricht. So ist hier die Einfügung „den dieser Tag kommt nicht“ in
V3, der ohne Hinweis fast alle Übersetzungen ziert, aber eben im
Grundtext nicht enthalten ist, hier vermieden worden. Zum Verständnis und zum Einstieg in den Text habe ich zusätzlich den
Abschnitt aus 1. Thess. vorangestellt:
1Thes 4,13
1Thes 4,14
1Thes 4,15
Wir wollen euch aber, ihr Brüder, nicht in Unwissenheit lassen in betreff der Entschlafenen, damit ihr
nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung
haben.
Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und
auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen
durch Jesus mit ihm führen.
Denn das sagen wir euch in einem Worte des Herrn,
dass wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des
Christus kommt später
1Thes 4,16
1Thes 4,17
1Thes 4,18
1Thes 5,1
1Thes 5,2
1Thes 5,3
1Thes 5,4
1Thes 5,5
1Thes 5,6
1Thes 5,7
1Thes 5,8
1Thes 5,9
1Thes 5,10
1Thes 5,11
2Thes 2,1
Seite -156-
Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden;
denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ergeht
und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herniederfahren, und die
Toten in Christus werden auferstehen zuerst.
Darnach werden wir, die wir leben und übrigbleiben,
zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur
Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und also werden wir bei dem Herrn sein allezeit.
So tröstet nun einander mit diesen Worten!
Von den Zeiten und Stunden aber braucht man euch
Brüdern nicht zu schreiben.
Denn ihr wisset ja genau, dass der Tag des Herrn
kommen wird wie ein Dieb in der Nacht.
Wenn sie sagen werden: «Friede und Sicherheit»,
dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen wie
die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden
nicht entfliehen.
Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass
euch der Tag wie ein Dieb überfallen könnte;
ihr seid allzumal Kinder des Lichts und Kinder des
Tages. Wir sind nicht von der Nacht, noch von der
Finsternis.
So lasset uns auch nicht schlafen wie die andern,
sondern lasset uns wachen und nüchtern sein!
Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und
die Betrunkenen sind des Nachts betrunken;
wir aber, die wir dem Tage angehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und
der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung des Heils.
Denn Gott hat uns nicht zum Zorn[-gericht] bestimmt,
sondern zum Besitze des Heils durch unsren Herrn
Jesus Christus,
der für uns gestorben ist, damit wir, ob wir wachen
oder schlafen, zugleich mit ihm leben sollen.
Darum ermahnet einander und erbauet einer den
andern, wie ihr auch tut.
Wir bitten euch aber, Brüder, betreffs der Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus und unsrer Vereinigung mit ihm:
Christus kommt später
2Thes 2,2
2Thes 2,3
2Thes 2,4
2Thes 2,5
2Thes 2,6
2Thes 2,7
2Thes 2,8
2Thes 2,9
2Thes 2,10
2Thes 2,11
2Thes 2,12
Seite -157-
Lasset euch nicht so schnell aus der Fassung bringen oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen
Geist, noch durch eine Rede, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag
des Herrn schon da.
Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise,
denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen
und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,
geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über
alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes
setzt und sich selbst als Gott erklärt.
Denket ihr nicht mehr daran, dass ich euch solches
sagte, als ich noch bei euch war?
Und nun wisset ihr ja, was noch aufhält, dass er geoffenbart werde zu seiner Zeit.
Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon an
der Arbeit, nur muss der, welcher jetzt aufhält, erst
aus dem Wege geschafft werden;
und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden,
welchen der Herr Jesus durch den Geist seines
Mundes aufreiben, und den er durch die Erscheinung
seiner Wiederkunft vernichten wird,
ihn, dessen Auftreten nach der Wirkung des Satans
erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte,
Zeichen und Wunder
und aller Verführung der Ungerechtigkeit unter denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten
gerettet werden können.
Darum sendet ihnen Gott kräftigen Irrtum, dass sie
der Lüge glauben,
damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht
geglaubt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gehabt haben.
Beginnen wir also, die entscheidenden Verse genau zu betrachten:
Christus kommt später
Seite -158-
Der Vers 1
Wir bitten euch aber, Brüder, betreffs der Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus und unsrer
Vereinigung mit ihm:
Was versteht Paulus unter dem Begriff Wiederkunft? Der griechische Begriff „parousia“ wird häufig mit Ankunft, Zukunft bzw. Wiederkunft übersetzt. Gemeint ist hier das Wiederkommen unseres
Herrn Jesu. Damit ist aber nicht geklärt, ob diese Wiederkunft die
versteckte, unbemerkte Wiederkunft bei der stillen Entrückung –
falls es dies überhaupt so gibt- oder die überaus sichtbare und
deutliche Wiederkunft nach Mt. 24 ist. Hier hilft uns aber der erste
Thess. Brief weiter:
1Thes 4,15
Denn das sagen wir euch in einem Worte des Herrn,
dass wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des
Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden;
2Thes 2,1
Durch diesen Vers verbindet Paulus unzweideutig die Entrückung
mit der Wiederkunft Jesu. Es ist also nicht aus dem Text anderes
abzuleiten, als dass Paulus unter der Wiederkunft Jesu auch die
Entrückung als zeitgleiches Ereignis ansieht. Diese Stelle aus 1.
Thess. 4,15 verbindet die Wiederkunft Jesu und die Entrückung
zu einem einzigen Ereignis. Daher können die in 2. Thess. 2,1
genannten Ereignisse: Wiederkunft und Vereinigung (bzw. Versammlung) zeitlich nicht getrennt werden. Wenn also Paulus von
der Wiederkunft Jesu spricht, handelt es sich unzweideutig um die
Wiederkunft Jesu zur Sammlung und Entrückung seiner Gemeinde. Man könnte nun aber anfangen und einwenden, dass Paulus
nicht die volle Erkenntnis hätte und nicht in die 2 Arten der Wiederkunft Jesu unterscheiden konnte. Erst durch Hinzunahme anderer Stellen wäre es möglich, genau zu klären, wann Paulus die
Wiederkunft Jesu als Ereignis der Entrückung für die Gemeinde
oder als für alle Welt sichtbare Wiederkunft ansieht.
Diese Argumentation ist insofern sehr problematisch, weil dadurch
folgende Dinge unberücksichtig werden:
Christus kommt später
Seite -159-
mit dieser Ansicht unterstellt man etwas, was erst noch bewiesen
werden muss, d.h. man glaubt bereits an eine Vorentrückung,
ohne dass dies durch Stellen und Auslegungen bewiesen ist
es wird eine Trennung in Begriffe eingeführt, die dem Kontext der
Aussagen aus 1. Thess. und 2. Thess. widersprechen. Hier ist an
keiner Stelle eine Trennung in 2 unterschiedliche Wiederkünfte
des Herrn Jesu möglich. Beide Abschnitte sehen untrennbar die
Wiederkunft und die Entrückung als ein Ereignis: Jesus kommt in
den Wolken entgegen und die Gemeinde wird entrückt
diese Trennung der Begriffe ist das Ergebnis einer Ansicht/Lehre,
die zuerst existiert und quasi die Bibel auslegt, es wird nicht die
Lehre anhand der Bibel sondern die Bibel anhand einer Ansicht/Lehre ausgelegt und interpretiert. Diese Praxis ist der Anfang
der Irrlehre und auch dort im Übermaß zu finden. Die Wahrheit
des biblischen Wortes findet man aber so nicht.
Es steht daher fest:
1. Wiederkunft Jesu und Entrückung sind ein Ereignis
2. Dem Text (V1) ist keine Trennung in verschiedene Arten der Wiederkunft zu entnehmen, alle Stellen verwenden den selben Begriff („parousia“)
Möglich wäre es aber anzunehmen, dass es mehrere Formen der
Wiederkunft Jesu gibt (stille Wiederkunft für die Gemeinde, sichtbare Wiederkunft für die Welt). Unstrittig ist aber, dass an den
Stellen in 1. Kor. 15, 1. Thess. 4+5 und 2. Thess. 2 die Wiederkunft bei der Entrückung der Gemeinde gemeint ist. Doch diese
Unklarheit und diese Fragestellung klärt sich im weiteren Text.
Der Vers 2
2Thes 2,2
Lasset euch nicht so schnell aus der Fassung bringen oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen
Geist, noch durch eine Rede, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag
des Herrn schon da.
Christus kommt später
Seite -160-
Dieser V2 bildet mit V1 einen einzigen Satz. Paulus ermahnt hier
seine Thessalonicher, gelassen, gar nüchtern und nicht verschreckt zu sein. Grund dieses Schreckens muss gewesen sein,
dass angenommen wurde, „als wäre der Tag des Herrn schon
da“. Paulus ermahnt hier also seine Zuhörer: „bleibt ruhig, bleibt
gelassen, lasst euch durch nichts aus der Fassung bringen“, „als
wäre der Tag des Herrn schon da“. Dies sagt konkret aus, Paulus
lehrt nicht, dass dieser Tag schon da sei, vielmehr, das zeigen die
nächsten Verse, weist er massiv darauf hin, dass eben dieser Tag
noch nicht da ist. Der überaus strittige und entscheidende Punkt
ist aber: Was meint Paulus mit diesem „Tag des Herrn“. Hier ist
es entscheidend zu wissen, was im Grundtext steht. In den Übersetzungen finden wir hier entweder die Bezeichnung „Tag des
Herrn“ oder „Tag Christi“. In den Strong-Nummern des Bibelworkshop 4 wird in der Elberfelder von 1871 „Tag des Herrn“ übersetzt,
jedoch die Strongnummer 5547 (Christus) genannt. Im griechischen Mehrheitstext wird Tag Christi mit Strong 5547 übersetzt.
Andere griechische Texte verwenden hier das griechische Wort
„kuriou“ = Herr. Es ist also nicht möglich, zweifelsfrei zu sagen,
dass diese Stelle einen „Tag des Herrn“ bezeichnet. Die Mehrheit
der biblischen Texte weist darauf hin, dass hier die Übersetzung
„Tag Christi“ genauer ist. In den meisten Argumentationen für eine
Vorentrückung wird diese Stelle immer mit „Tag des Herrn“ übersetzt. Hinweise, dass auch eine andere Lesart („Tag Christi“) bzw.
es verschiedene Grundtextvarianten gibt, werden zumeist verschwiegen. Leider wird diese Unschärfe des Grundtexte noch
dazu benutzt, diesen „Tag des Herrn“ mit dem alttestamentarischen Gerichtstag, der dort auch zumeist mit „Tag des Herrn“
umschrieben wird, gleichzusetzen. Es wird also eine Trennung
eingeführt („Wiederkunft Christi“ = Entrückung/Wiederkunft Jesu
für die Gemeinde, „Tag des Herrn“ = Gerichtstag/sichtbare Wiederkunft Jesu für die Welt), die in dieser Tragweite nicht durch den
Grundtext gestützt ist. Es steht die Behauptung, dass Paulus hier
mit dem „Tag des Herrn“ den alttestamentarischen Gerichtstag
gemeint hat, welchen er deutlich vom Tag der Wiederkunft Christi
Christus kommt später
Seite -161-
und der Entrückung trennte, auf tönernen Füßen. Diese sehr verbreitete Behauptung ist aus folgenden Gründen nicht zu halten:
in den griechischen Quellentexten wird mehrheitlich „Tag Christi“
verwendet, weniger Quellen sprechen hier vom „Tag des Herrn“,
nachdem aber Christus der Herr ist und „Herr“ ein Synonym für
den Namen unseres Herrn darstellt, kann dieser evlt. vorhandene
Unterschied für eine weitreichende Lehraussage nicht hergenommen werden
Wenn in den paulinischen Briefen von „Herr“ die Rede ist, ist immer der Herr Jesus gemeint, wird aber von Gott als Gott-Vater
gesprochen, wird dies zumeist als Gott und Vater angesprochen
(man betrachte hier die Einleitungs- und Segensformeln in den
Briefen)
Die, welche für eine Vorentrückung plädieren, vertreten zumeist
auch die Lehre der Trennungen, d.h. Trennung zwischen Gemeinde und Israel, Trennung zwischen Altem Testament, Evangelien einerseits und den Briefen anderseits. Die Apostelgeschichte
stellt sozusagen hier das Bindeglied, den Übergang dar. „Tag des
Herrn“ als alttesamtlichen Begriff hier in diesen paulinischen Brief
einzufügen, würde dieser Lehre der Trennung wiedersprechen,
somit würde die Argumentation mit dem Tag des Herrn hier argumentativ fehl gehen
Was wäre nun, wenn dieser irrtümlich auf das alte Testament
bezogene „Tag des Herrn“ genannte Tag der „Tag Christi“ wäre.
Paulus hat hierzu mehrere sehr aufschlussreiche Aussagen gemacht:
Phil 1,6
und weil ich davon überzeugt bin, dass der, welcher
in euch ein gutes Werk angefangen hat, es auch
vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi.
Phil 1,10
damit ihr zu prüfen vermöget, worauf es ankommt, so
dass ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Jesu
Christi,
Phil 2,16
indem ihr das Wort des Lebens darbietet, mir zum
Ruhm auf den Tag Christi, dass ich nicht vergeblich
gelaufen bin, noch vergeblich gearbeitet habe.
Christus kommt später
Seite -162-
Wie unschwer aus diesen Stellen zu entnehmen, muss dieser Tag
Christi mit der Vollendung des Werkes an den Gläubigen, dem
Offenbarwerden der Werke im Glauben zu tun haben. Die Gemeinde wird durch die Entrückung vollendet und ist dann bei ihrem Herrn, nach dem Epheserbrief ohne Flecken und Runzeln.
Somit kann Paulus mit dem Tag Christi hier nur den Tag der Entrückung gemeint haben. Tag Christi wäre also der Tag der Entrückung. Wie oben erwähnt, sind V1 und 2 ein geschlossener Satz.
Das Thema des 1. Briefes (die Entrückung der Gemeinde) wird
hier im 2. Brief fortgeführt und ergänzt. Die Gleichsetzung der
unterschiedlichen Begriffe wie „Wiederkunft Christi“, „Tag des
Herrn“ (bezogen auf Christus) und „Tag Christi“ läge auch völlig
auf der Linie der Aussagen aus dem gesamten Kontext.
Es ist festzuhalten:
3. die deutschen Übersetzungen als auch die Grundtextquellen geben den Text teils mit „Tag des
Herrn“ und „Tag Christi“ wieder, sind also in
sich zu unstimmig, um eindeutig diese Stelle auf
den alttestamentarischen Tag des Herrn zu münzen
4. Bei Verwendung dieser Stelle in Hinblick auf den „Tag
Christi“ wird die Entrückung bezeugt, d.h. die Vollendung der Gemeinde
5. Somit wäre der „Tag des Herrn“ bzw. „Tag Christi“
aus V2 der selbe Tag wie der Tag der Wiederkunft
Christi und der Entrückung
Die Verse 3+4
2Thes 2,3
2Thes 2,4
Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise,
denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen
und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,
geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über
alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes
setzt und sich selbst als Gott erklärt.
Christus kommt später
Seite -163-
Paulus greift ist in V3 nochmals die Warnung auf. In V1+2 warnte
er vor falschen Botschaften. Hier warnt er vor Verführung, indem
er auf Ereignisse eingeht, die „zuerst“ erfolgen müssen. Thema
der ersten 2 Verse ist: Lasst euch nicht durcheinanderbringen, als
ob dieser Tag der Wiederkunft/Entrückung schon gekommen sei
(=“da wäre“). In den Versen 3+4 erläutert er die
„Zuerstbedingungen“.
Da, wie oben dargestellt, Paulus hier im Text keine Trennung
zwischen Entrückung und Wiederkunft Jesu macht, diese beiden
Ereignisse sowohl im V1 und 1. Thess. 4,15 zu einem Ereignis
verbindet, sind daher die von ihm nachfolgend genannten Ereignisse definitiv zeitlich vor der Entrückung anzuordnen.
Für viele Vertreter halten diese „Zuerstbedingung“ für nicht zwingend. Sie begründen es damit, dass sie meinen, dass die Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus und unsrer Vereinigung mit ihm
nur als aufgezählt gelten können und zeitlich nicht zusammengehören. Daher sind die unten angeführten Vorausbedingungen nur
auf die Wiederkunft Jesu, nicht aber auf die Entrückung zu münzen. Wie oben dargestellt, fügt man aber so eine Trennung im
Wort ein, die man erst begründen muss. Wie oben dargestellt,
liegen aufgrund der vorherigen Aussagen von Paulus im 1. Thess.
4,15 liegen Wiederkunft Jesu und Entrückung in einem Punkt,
denn wie sonst anders kann es heißen:
1Thes 4,15
Denn das sagen wir euch in einem Worte des Herrn,
dass wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft
des Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen nicht
zuvorkommen werden;
Es ist anhand dieser Aussage, untrennbar zum Kontext dieser
Stelle gehört nicht möglich, die Wiederkunft zeitlich von der Entrückung zu trennen. Wenn Paulus hier von Wiederkunft spricht,
kann er nur die Wiederkunft meinen, an der auch die Entrückung
stattfindet. Entsprechend dieser Aussage führt nun Paulus in den
Versen 3+4 die Vorbedingungen für dieses Ereignis an:
1. der Abfall muss kommen
2. der Mensch der Sünde/Sohn des Verderbens offenbart
werden
Christus kommt später
Seite -164-
3. diese Person, die sich über alles was mit Gott oder Gottesdienst zu tun hat, setzt sich in den Tempel und gibt
sich als Gott aus
Betrachten wir diese 3 Punkte genauer:
1. Der Abfall
In der Strong-Nr. 646 wird angegeben:
646 apostasia
< Urspr.von 647(w.d. Ab-stehen);Subst.fem.(2)
Gräz.:d.(mathematische) Abstand;d.Revolte, Rebellion.
I.)d.Abfall
1)vom (religiösen) Lossagen von...;
Jos 22,22;2Chr 29,19;Jer 2,19; Apg 21,21;2Thes 2,3;
647 apostasion
< Abl.vom Med.868(w. das zum Ab-stehen gehörige);
Subst.neut.(3)
Gräz.:jurist.t.t. für d.Übergabe (z.B.bei einem Kauf, einer
Grundabtretung und dgl. -beinhaltet Verzicht auf Anspruch
(2,197);
auch:d.Trennung, d.Entlassung,d. Ehescheidung.
I.)d.Scheidungsbrief
1)d.Scheidebrief welchen d.Mann seiner Frau bei ihrer Entlassung
ausgehändigte.In den rabb.Schulen zur Zeit Jesu gab es verschiedene
Ansichten darüber aus welchen Gründen ein Mann seine
Frau entlassen
durfte.5Mo 24,1.3; Jer 3,8;Jes 50,1;Mt 5,31;19,7; Mk 10,4;
Demnach bedeutet Abfall hier:
 Abstand
 Revolte
 Rebellion
 Lossagung
Durch den Ursprungsbegriff kommt noch hinzu:
 Scheidung => Gedanke Scheidebrief, Eheauflösung
 Trennung
 auf Ansprüche verzichten
Dem Gedanken nach ist ein Verzicht auf Ansprüche, eine Scheidung bzw. eine Eheauflösung nachhaltig und zumeist unumkehrbar. Es bedeutet dieser Begriff daher eine klare, dauerhafte und
möglicherweise endgültige Trennung von etwas. Das „Wovon“
Christus kommt später
Seite -165-
wird im Text nicht erwähnt und kann auch direkt dem Text nicht
entnommen werden. Dies wird erst durch andere Stellen erklärt:
AT:
5Mo 13,5
Ein solcher Prophet aber oder ein solcher Träumer
soll sterben, weil er Abfall gelehrt hat von dem
HERRN, eurem Gott, der euch aus Ägyptenland geführt und dich von dem Diensthause erlöst hat; er hat
dich abbringen wollen von dem Wege, den der
HERR, dein Gott, geboten hat, darin zu wandeln. Also sollst du das Böse aus deiner Mitte ausrotten!
Dan 11,32
Und er wird die, welche gegen den Bund freveln,
durch Schmeicheleien zum Abfall verleiten; die Leute
aber, die ihren Gott kennen, bleiben fest.
NT:
1Tim 4,1
Der Geist aber sagt deutlich, dass in spätern Zeiten
etliche vom Glauben abfallen und verführerischen
Geistern und Lehren der Dämonen anhangen werden,
Hebr 3,12
Sehet zu, ihr Brüder, dass nicht jemand von euch ein
böses, ungläubiges Herz habe, im Abfall begriffen
von dem lebendigen Gott;
Die Stelle aus 1. Tim.4,1 beschreibt wie der 1. und 2. Thess. eine
Periode zum Ende dieser Zeitepoche. Es sind die letzten Tage vor
der Wiederkunft Jesu. Hier ist das Abfallen genauer erläutert,
nämlich, dass es ein Abfallen vom Glauben an den Herrn und ein
Zuwenden zu Geistern und Dämonenlehren sein wird. Der Glaube an Jesus Christus wird durch eine dämonisierte, spiritistische
Lehre ersetzt. Der Herr Jesus Christus wird durch Geister, Geistwirkungen ersetzt. Man denke hier an 2. Kor. 11, 13ff
2Kor 11,13
Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die sich in Apostel Christi verkleiden.
2Kor 11,14
Und das ist kein Wunder, denn der Satan selbst verkleidet sich in einen Engel des Lichts.
2Kor 11,15
Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich verkleiden als Diener der Gerechtigkeit; aber
ihr Ende wird ihren Werken gemäß sein.
Wenn wir also den endzeitlichen Abfall suchen, müssen wir ihn
nicht im Atheismus suchen, dieser verneint jegliche Gottheit und
passt daher nicht zu den Kriterien des Abfallens. Vielmehr erfolgt
im Abfall die Ersetzung von Christus durch Geister, dämonischen
Christus kommt später
Seite -166-
Lehren und entsprechenden Praktiken. Diese Ersetzung erfolgt
sehr subtil und fromm und ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen.
Wer kann nun abfallen? Wo erfolgt dieser Abfall? Diese Punkte
hier vollständig auszuarbeiten überschreitet den Rahmen und
verschiebt das eigentliche Ziel dieser Ausarbeitung. Daher nur
kurze Gedanken:
nach Hebr. 3,12 fällt ein „Böses, ungläubiges Herz“ ab. Dies ist
nicht das Herz eines wiedergeborenen Christen. Somit erscheint
es hier ehr um einen Abfall von Personen zu gehen, die zwar dem
Äußeren nach Christen sind, jedoch nicht in ihrem Herzen. Ähnlich
wie es in 1. Joh. 2,19 heißt: 1Jo 2,19
Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns
gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es sollte
offenbar werden, dass nicht alle von uns sind.
der Abfall geschieht in der Gemeinde, da dort der einzige Ort ist,
an dem Gläubige und scheinbar Gläubige zusammen sind, nur
dort können diese abfallen, alle anderen, außerhalb der Gemeinde
sind quasi bereits abgefallen und nicht errettet
der Abfall, der bereits jetzt bereits immer schon geschehen und
quasi als normal angesehen werden muss, wird in den Tagen vor
der Wiederkunft Jesu enorme Dimensionen annehmen, da sonst
Paulus dies nicht als Kennzeichen und Parameter genommen
hätte.
Ohne dies genauer zu erklären, sehe ich in der Vereinheitlichung
der Kirchen zu einer ökumenischen Großkirche verbunden mit der
Aufgabe zentraler biblischer Lehren, die charismatisch-okkulte
Unterwanderung der Gemeinden als auch der starken Ersetzung
des christlichen Glaubens durch esoterische Lehren und Praktiken
diesen Abfall, der aber durch das noch künftige massive Auftreten
von Geistermächten deutlich größere Dimensionen als heute annehmen wird
Wir müssen also das Auftreten dieses Abfalls vor der Entrückung
als zwingend notwendiges Ereignis ansehen.
Christus kommt später
Seite -167-
2.+3. Der Mensch der Sünde, Sohn des Verderbens
Viele sehen in dieser Person den falschen Propheten aus Off. 13,
andere sehen in ihm das Tier aus Off. 13, den sogenannten Antichristus. In jedem Fall ist diese Person aufgrund der Beschreibung von Paulus identisch mit dem eigenwilligem Herrscher aus
Dan. 11:
Dan 11,36
Und der König wird tun, was ihm beliebt, und wird
sich erheben und großtun wider jeglichen Gott, und
er wird gegen den Gott aller Götter unerhörte Worte
ausstoßen, und es wird ihm gelingen, bis der Zorn
vorüber ist; denn was beschlossen ist, wird ausgeführt werden.
2Thes 2,3
Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise,
denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen
und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,
2Thes 2,4
geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über
alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes
setzt und sich selbst als Gott erklärt.
Nur von dieser Person wird das Gleiche berichtet: dass er sich
über alles und jedes erhebt, selbst über Gott. Aufgrund der Beschreibungen von Daniel können wir ihn als Herrscher identifizieren, der in Israel zur letzten Zeit vor der sichtbaren Wiederkunft
Jesu herrscht. Da die Offenbarung als auch Daniels Schau die
letzten Tage vor der Wiederkunft Jesu beschreiben, ist somit die
Gleichsetzung des Tieres aus Off. 13, das in Off. 19 vernichtet
wird, zulässig. Es handelt sich hier um den sogenannten Antichristen welcher:
- Ein Bündnis mit Israel eingeht, welches diesem Volk die
Einführung des Opferdienstes im Tempel ermöglicht =>
vorher Bau des Tempels (Dan. 9,27f)
- Diese Bündnis nach 3 ½ Jahren bricht und Gräuel im
Tempel aufstellen lässt
Die Parallelität in dem Ende des Antichristen wird weiter unten
behandelt, beweist aber weiter die Gleichsetzung der Person aus
Daniel mit der hier genannten
Christus kommt später
Seite -168-
Diese Stelle aus 2. Thess. 2,4 ist die einzige, die davon berichtet,
dass sich dieser Antichrist in dem Tempel als Gott ausgibt und
verehren lässt.
Es wird hier von vielen eingewandt, dass es sich bei diesem Tempel doch um etwas anderes als den materiellen Tempel in Jerusalem handeln könnte. Daher kurz eine genauere Betrachtung in
Anlehnung an die Strong-Nummern:
3485 naos
Synonyme siehe: S0095
< naiw ([be]wohnen) aus d.W. nes-(lebend davonkommen;got.:
genesen,geheilt werden) wurzelverwandt mit neomai (heimkehren;
aus ai.:liebevoll herangehen,sich zu etw,gesellen,d.h.dort
wo man gerne hingeht),(w.[da wo Gott]wohnt,d. Götterwohnung);
Subst.mask.(46)
Gräz.:in einem heidnischen Tempel d. Raum wo d.Götterbild steht.
I.)d.Tempel
1)d.innere Tempelraum,d.Schrein, d.innere Heiligtum;gebraucht
vom Tempel in Jerusalem.1Kö 6,5; Mt 23,17;Joh 2,20; 2Thes 2,4; ua.
2)heidnische Tempel. Apg 17,24;19,24;
3)übertr.von d.Behausung Gottes:
3a)Jesu Leib während seiner Erdenzeit. Joh 2,19.21;
3b)weil ihnen d.Heilige Geist innewohnt,sowohl von d. Gemeinde
d.Gläubigen als auch vom Körper des einzelnen Gläubigen.
1Kor 3,16.17;6,19; 2Kor 6,16;Eph 2,21;
Wortfamilie:siehe noch: 3511
Viele nehmen an, dass es sich bei diesem „in den Tempel setzen
und als Gott ausgeben“ darum handelt, dass dieser Geist des
Antichristen in dem Menschen den Thron Gottes einnimmt und
daher hier der Mensch als Tempel Gottes gedacht ist.
Durch den Umstand, dass diese Person sich in V. 4 in den Tempel setzt und in V.8 getötet wird, wird klar, dass es sich um eine
wirkliche Person handelt. Diese kann sich schwerlich in einem
Menschen (= Tempel) setzen. Zudem wirft diese Lehre ein tieferes
Problem auf. Nur echt wiedergeborene Menschen werden als
Tempel Gottes bezeichnet. Wenn aber der Antichrist, bzw. sein
Geist hier in diesem Tempel Platz nimmt und auch die Stellung
Gottes einnimmt, müssten dann diese Menschen vollständig vom
Christus kommt später
Seite -169-
Glauben abfallen. Da dies aus anderen Gründen nicht möglich
erscheint und abgelehnt wird, halte ich diese vergeistigte Ansicht
über diese Inthronisation für unzutreffend.
Es ist daher zu folgern:
Erst wenn diese Person da ist und der Tempel gebaut ist, als auch
der Tempeldienst läuft, können wir daher die Entrückung und
Wiederkunft Jesu erwarten. Erst dann ist dieses „sich in den
Tempel als Gott ausgeben“ dieser Person möglich.
Aus den Versen 3+4 folgert also:
6. Dem Ereignis der Entrückung/Wiederkunft Jesu gehen verschiedene Dinge voraus, angeführt mit „zuerst“
7. Diese Vorausbedingungen sind:
a. Der Abfall
b. Das Auftreten des Sohns des Verderbens
c. Das in den Tempel setzen dieses Menschen
und sich für Gott ausgeben (materiell, nicht
vergeistigt)
8. daher muss also der Tempel tatsächlich existieren,
der Tempeldienst laufen, damit dieser unterbrochen
wird (Dan. 9,27)
Die Verse 5-7
2Thes 2,5
2Thes 2,6
2Thes 2,7
Denket ihr nicht mehr daran, dass ich euch solches
sagte, als ich noch bei euch war?
Und nun wisset ihr ja, was noch aufhält, dass er geoffenbart werde zu seiner Zeit.
Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon an
der Arbeit, nur muss der, welcher jetzt aufhält, erst
aus dem Wege geschafft werden;
Dieser Abschnitt gab für die verschiedensten Spekulationen bereits Anlass. Das Problem ist nur, dass dieser Abschnitt nichts
Genaues aussagt. Paulus verweist in V.5 auf eine Erklärung, die
er den Thessalonichern bei seinem Besuch gegeben hatte. Diese
Gemeinde wusste also genau, was Paulus mit jenem, „was noch
aufhält“ und „der, welcher jetzt aufhält“ und „aus dem Wege ge-
Christus kommt später
Seite -170-
schafft werden“ muss, gemeint war. Diese Information liegt uns
nicht vor. Daher müssen wird auslegen und interpretieren. Dies
kann aber auch gründlich fehl gehen. Daher möchte ich erst nach
Abschluss dieser Auslegung genaueres dazu anmerken.
Dem Text können wir aber folgende Punkte entnehmen:
das Geheimnis der Gesetzlosigkeit, die Macht die hinter dem Auftreten des Antichristen steht, ist bereits im Verborgenen am Wirken, an der Arbeit
sie wird zurzeit noch durch etwas aufgehalten
der „er“ (= Sohn des Verderbens) kann sich erst offenbaren, wenn
dieses Aufhaltende hinweg getan ist
Was kann dieser „er“ nun sein. Betrachtet man auch hier die
Grundtexte genauer, erkennt man, dass hier nicht von einem „er“
die Rede ist, sondern von einem „Zurückhaltenden“ (Strong-Nr.
2722)
2722 kat-echo
< 2596(perf.) +2192;Vb.(18)
I.)tr.:zurückhalten
1)aufhalten,niederhalten, hinhalten,festhalten,abhalten, hindern:
1a)jmdn.oder etw.zurückhalten (vom Weggehen);niederhalten,
unterdrücken,hemmen.Lk 4,42;Röm 1,18; 2Thes 2,6.7;Phim 1,13;
1b)etw.fest, sicher und treu halten oder bewahren,etw. fest in
Besitz nehmen --> etw.behalten,(fest) besitzen bzw.(inne)haben.
Lk 8,15;14,9; 1Kor 7,30;11,2; 15,2;2Kor 6,10; ua.
2)ins Gefängnis einsperren,in Arrest nehmen;beschlagnahmen;
Pass.:von etw. festgehalten oder gebunden sein.1Mo 39,20;Röm 7,6;
3)intr.,t.t. d.Seemannssprache:auf etw.zuhalten bzw.hinsteuern,
festen Kurs auf etw.haben,Kurs halten auf...;Apg 27,40;
Zudem muss der „Zurückhaltende“ nicht aus „dem Weg geschafft
werden“, sondern „aus der Mitte“. Nach üblicher Lesart der Befürworter der Vorentrückungslehre wird diese Stelle wie folgt ausgelegt:
Die Gemeinde wird vor Auftreten dieses Antichristen entrückt und
damit auch der Heilige Geist von der Erde genommen. Es wird
daher naheliegend der Heilige Geist mit dem „er“, dem Zurückhal-
Christus kommt später
Seite -171-
tenden gleichgesetzt und quasi das Offenbarwerden des Sohnes
des Verderbens mit der vorausgehenden Entrückung verbunden.
Doch ist beim besten Willen hier aus dem Text nicht der kleinste
Hinweis auf den Heiligen Geist zu finden. Diese Annahme beruht
nur auf Basis der bereits vorausgesetzten Vorentrückungslehre.
Es wird also die Bibel mit einer Lehre außerhalb der Bibel ausgelegt. Das ist meines Erachtens praktizierte Irrlehre. Es muss auch
angefragt werden, wo geschrieben steht, dass der Heilige Geist
die Welt verlassen wird. Zudem müsste man noch erklären, in
welcher Art und Weise der Heilige Geist das Auftreten des Antichristen blockiert und dies anhand von Schriftstellen beweisen.
Der Heilige Geist ist vor dem Kommen Jesu bereits auf der Erde
wirksam gewesen und wird dies auch immer bleiben. Es steht
nirgends geschrieben, dass der Heilige Geist von der Welt genommen wird. Die Gemeinde wird in der Entrückung von der Welt
genommen und die Zeit, in der der Heilige Geist bleibend in dem
wiedergeborenen Menschen wohnt, wird zu Ende gehen. Wenn
man also diese spezielle Form der Gabe des Heiligen Geistes als
das Hinwegzunehmende ansieht, muss man erklären, in welchem
Umfang diese Gabe des Heiligen Geistes das Böse in der Welt
hindert. Spätestens hier wird die biblische Argumentation sehr
dünn und unzureichend, da der Heilige Geist nicht für die Welt
sondern für die Gläubigen gegeben wurde und der Verherrlichung
Christi, der Gemeinschaft mit Gott usw. dient.
9. Man kann daher diese Annahme, dass der Zurückhaltende der Heilige Geist ist, als unbiblische
Lehre bezeichnen. Weder dieses Stelle hier noch
andere Stellen lassen derartige Annahmen zu.
Einzig durch das Lehrgebäude der Vorentrückung werden 2 Ereignisse so verbunden, dass ein
Sinnzusammenhang denkbar erscheint. Einer
biblischen Exegese des Wesens des Heiligen Geistes in der Gemeinde (also den einzelnem Gläubigen) hält aber auch diese Lehre nicht stand. Der
Text selbst lässt keine klare Aussage über diesen
Christus kommt später
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„er“ zu und daher sind alle Interpretationen sehr
spekulativ
Die Verse 8+9
2Thes 2,8
2Thes 2,9
und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden,
welchen der Herr Jesus durch den Geist seines
Mundes aufreiben, und den er durch die Erscheinung
seiner Wiederkunft vernichten wird,
ihn, dessen Auftreten nach der Wirkung des Satans
erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte,
Zeichen und Wunder
Paulus zeigt hier das Ende dieses „Sohns des Verderbens“. Er
wird von Jesus Christus selbst vernichtet. Der Antichrist wird also
nicht durch menschliche Macht oder Hand vernichtet, sondern
Jesus Christus selbst beendet seine Regentschaft und auch sein
Leben. Dies wird auch an anderer Stelle des Wortes bezeugt:
Offb 19,19
Offb 19,20
Offb 19,21
Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und
ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem,
der auf dem Pferde sitzt, und mit seinem Heer.
Und das Tier wurde ergriffen und mit ihm der falsche
Prophet, der die Zeichen vor ihm tat, durch welche er
die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten; lebendig wurden die
beiden in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel
brennt.
Und die übrigen wurden getötet mit dem Schwert,
das aus dem Munde dessen hervorgeht, der auf dem
Pferde sitzt, und alle Vögel sättigten sich von ihrem
Fleisch.
Der Sohn des Verderbens, auch Antichrist genannt, wird durch die
sichtbare Wiederkunft Jesu nach Off. 19 vernichtet werden. Die
Stelle aus 2. Thess. 2,8 und Off. 19,20 beschreiben beiden das
Ende des Antichristen. Aus dem Zusammenhang von Off. 19 ist
abzuleiten, dass dieses Ereignis die für alle Welt sichtbare Wiederkunft Jesu sein wird.
Christus kommt später
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Betrachten wir also die ganze Sache im Zusammenhang:
Der Antichrist wird bei der sichtbaren Wiederkunft Jesu („Erscheinung seiner Wiederkunft“) vernichtet. Dieses Ereignis ist auch für
die Vertreter der Vorentrückung das Ereignis der sichtbaren Wiederkunft Jesu. Zuvor, in den Versen 3+4 hat aber Paulus das Auftreten und in den Tempel setzen dieses Antichristen als Vorausereignis der Entrückung genannt. Wenn also das Auftreten des Antichristen der Entrückung vorausgeht, so liegt das Ende des Antichristen in der sichtbaren Wiederkunft Jesu die dann folglich
gleichzeitig die Entrückung der Gemeinde sein muss. Wenn Jesus
Christus bei seiner Wiederkunft die Gemeinde entrückt aber
gleichzeitig den Antichristen dabei vernichtet, wo soll hier Raum
und Zeit für eine frühere Entrückung sein. Das Ende des Antichristen und die Entrückung der Gemeinde liegen in einem Punkt: der
Wiederkunft Jesu.
Viele wenden hier ein, dass doch Paulus in V. 8 nicht von der
Wiederkunft Jesu sondern von der „Erscheinung seiner Wiederkunft“ spricht und dass doch hier damit zwei verschiedene Dinge
gemeint sein könnten. Dieser Begriff „Erscheinung seiner Wiederkunft“ wird aber im Wort noch öfters verwendet, zudem ausschließlich von Paulus selbst:
2Kor 12,1
Phil 2,8
2Thes 2,8
1Tim 6,14
2Tim 1,10
Es ist mir freilich das Rühmen nichts nütze; doch will
ich auf die Erscheinungen und Offenbarungen des
Herrn zu sprechen kommen.
und in seiner äußern Erscheinung wie ein Mensch
erfunden, sich selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod.
und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden,
welchen der Herr Jesus durch den Geist seines
Mundes aufreiben, und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft vernichten wird,
dass du das Gebot unbefleckt und untadelig bewahrest bis zur Erscheinung unsres Herrn Jesus Christus,
jetzt aber geoffenbart worden ist durch die Erscheinung unsres Retters Jesus Christus, der dem Tode
Christus kommt später
2Tim 4,1
2Tim 4,8
Tit 2,13
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die Macht genommen, aber Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium,
Ich beschwöre dich vor Gott und Christus Jesus, der
Lebendige und Tote richten wird bei seiner Erscheinung und bei seinem Reich:
hinfort liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage zuerkennen wird, nicht aber mir allein,
sondern auch allen, die seine Erscheinung liebgewonnen haben.
in Erwartung der seligen Hoffnung und Erscheinung
der Herrlichkeit des großen Gottes und unsres Retters Jesus Christus,
Die Stellen 2. Thess. 2,8, 1. Tim 6,14, 2. Tim.4,1, 2. Tim. 4,8 und
Tit. 2,13 behandeln alle das Wiederkommen unseres Herrn und
Heilands. Die anderen Stellen beschäftigen sich mit der ersten
Erscheinung Christi während seinem Wandel als Mensch auf dieser Erde. Somit bekräftigen diese Stellen auch die Tatsache, dass
mit „Erscheinung seiner Wiederkunft“ hier nichts anderes als die
Wiederkunft Jesu gemeint ist.
10. Bei der Wiederkunft Jesu (=Erscheinung seiner Wiederkunft) wird der Antichrist vernichtet
Betrachten wir die oben genannten Punkte zusammenfassend:
1. Wiederkunft Jesu und Entrückung sind ein Ereignis
2. Dem Text (V1) ist keine Trennung in verschiedene Arten der Wiederkunft zu entnehmen, alle Stellen verwenden den selben Begriff („parousia“)
3. die deutschen Übersetzungen als auch die Grundtextquellen geben den Text teils mit „Tag des Herrn“
und „Tag Christi“ wieder, sind also in sich zu unstimmig, um eindeutig diese Stelle auf den alttestamentarischen Tag des Herrn zu münzen
4. Bei Verwendung dieser Stelle in Hinblick auf den „Tag
Christi“ wird die Entrückung bezeugt, d.h. die Vollendung der Gemeinde
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5. Somit wäre der „Tag des Herrn“ bzw. „Tag Christi“
aus V2 der selbe Tag wie der Tag der Wiederkunft
Christi und der Entrückung
6. Dem Ereignis der Entrückung gehen verschiedene
Dinge voraus, angeführt mit „zuerst“
7. Diese Vorausbedingungen sind:
8. Der Abfall
9. Das Auftreten des Sohns des Verderbens
10. Das in den Tempel setzen dieses Menschen und sich
für Gott ausgeben (materiell, nicht vergeistigt)
11. daher muss also der Tempel tatsächlich existieren,
der Tempeldienst laufen, damit dieser unterbrochen
wird (Dan. 9,27)
12. Man kann daher diese Annahme, dass der Zurückhaltende der Heilige Geist ist, als unbiblische Lehre bezeichnen. Weder dieses Stelle hier noch andere Stellen lassen derartige Annahmen zu. Einzig durch das
Lehrgebäude der Vorentrückung werden 2 Ereignisse
so verbunden, dass ein Sinnzusammenhang denkbar
erscheint. Einer biblischen Exegese des Wesens des
Heiligen Geistes in der Gemeinde (also den einzelnem
Gläubigen) hält aber auch diese Lehre nicht stand.
Der Text selbst lässt keine klare Aussage über diesen
„er“ zu und daher sind alle Interpretationen sehr spekulativ
13. Bei der Wiederkunft Jesu (=Erscheinung seiner Wiederkunft) wird der Antichrist vernichtet
Folgerung:
In V1 verbindet Paulus die Wiederkunft Jesu mit der Entrückung in
einem Ereignis. In den Versen 3+4 nennt er Vorausereignisse, die
der Entrückung vorausgehen, zentral hier die Person des Antichristen. In V8 wird der Antichrist bei der Wiederkunft Jesu
(=Erscheinung seiner Wiederkunft) vernichtet. Folglich muss das
Reich des Antichristen, sein in den Tempelsetzen, seine Herrschaft vor der Wiederkunft Jesu liegen und damit vor der Entrückung. Die Entrückung der Gemeinde, die Vernichtung des antichristlichen Reiches und seines Herrschers geschehen bei der
Wiederkunft Jesu, die daher für alle Welt sichtbar sein wird.
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Es bleibt anhand dieser Stelle aus 2. Thess. 2,1-8 nirgends nur
der geringste Platz für eine Trennung der Wiederkunft Jesu in
eine stille Vorentrückung und seiner späteren für alle Welt sichtbaren Wiederkunft. Diese Stelle verbindet diese Ereignisse untrennbar in einen Punkt.
Die Lehre der Vorentrückung, die Annahme
einer stillen, von der sichtbaren Wiederkunft Jesu getrennten Entrückung der Gemeinde ist daher biblisch nicht haltbar.
Was hält nun das Geheimnis der Gesetzlosigkeit
auf und was wird aus der Mitte getan, damit der
Antichrist sich offenbaren kann?
Diese Fragestellung ist aus dem Text in 2. Thess. nicht zu beantworten. Die Klärung dieser Frage gelingt nur, indem man Ereignisse (= Bibelstellen) zuordnet, doch damit wird die Gefahr der
Fehlinterpretation deutlich erhöht. Durch die Zuordnung der Entrückung als Vorausereignis des Offenbarwerdens des Antichristen
in der Vorentrückungslehre ist dieser Fehler hinreichend deutlich
zu sehen. Das Folgende soll also nicht als exegetische Auslegung
sondern ehr als Spekulation und Interpretation angesehen werden, da die dafür notwendige Auslegungsarbeit den Rahmen hier
deutlich überschreitet. Jedoch wird von vielen an der falschen
Lehre vom Heiligen Geist als den Aufhaltenden festgehalten werden, wenn man nicht zumindest eine denkbare Alternative aufzeigt.
Die Regierungszeit des Antichristen ist zweigeteilt. Er macht einen
Bund mit Israel und läutet damit die letzten 7 Jahre dieser Epoche
ein. Inmitten dieser Jahrwoche lässt dieser Herrscher Gräuel im
Tempel aufstellen. Also ist die Herrschaftszeit nach Dan. 9,27 in
2x 3 ½ Jahre aufgeteilt. In der Offenbarung ist nur die Herrschaftszeit der letzten 3 ½ Jahre im Wesentlichen beschrieben. In
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dieser Zeit ist dieser Herrscher der Antichrist. Bemerkenswert ist
aber, dass auch für Satan eine 3 ½-jährige Frist in der Offenbarung läuft. Nach Off. 12 wird er aus dem Himmel geworfen und hat
dann nur noch 3 ½ Jahre Zeit.
Offb 12,7
Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und
seine Engel kämpften mit dem Drachen. Auch der
Drache und seine Engel kämpften;
Offb 12,8
aber sie siegten nicht, und es wurde für sie kein Platz
mehr gefunden im Himmel.
Offb 12,9
So wurde geworfen der große Drache, die alte
Schlange, genannt der Teufel und der Satan, der den
ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die
Erde, und seine Engel wurden mit ihm geworfen.
Offb 12,10
Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen:
Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres
Gottes und die Macht seines Gesalbten gekommen!
Denn gestürzt wurde der Verkläger unsrer Brüder,
der sie vor unsrem Gott verklagte Tag und Nacht.
Offb 12,11
Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes
Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben
ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod!
Offb 12,12
Darum seid fröhlich, ihr Himmel, und die ihr darin
wohnet! Wehe der Erde und dem Meere! Denn der
Teufel ist zu euch hinabgestiegen und hat einen großen Zorn, da er weiß, dass er nur wenig Zeit hat.
Offb 12,13
Und als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er das Weib, welches den Knaben
geboren hatte.
Offb 12,14
Und es wurden dem Weibe zwei Flügel des großen
Adlers gegeben, damit sie in die Wüste flöge an ihre
Stätte, woselbst sie ernährt wird eine Zeit und zwei
Zeiten und eine halbe Zeit, fern von dem Angesicht
der Schlange.
Satan und seine Engel wohnen und leben noch immer im Reich
der Engel Gottes. Satan hat Zugang zu Gott (vgl. Hiob). Doch
eines Tages wird er hinausgeworfen und auf die Erde geworfen.
Es ist meine feste Überzeugung, dass ab diesem Tag es einen
enormen Anstieg der okkulten Phänomene und Geisterscheinungen geben wird, da die gefallenen Engel dann nicht in der unsichtbaren Welt des Himmels sondern in unserer Welt leben.
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Dieses Auftreten dieser Geistermächte wird auch in 2. Thess. 2,9
charakterisiert:
2Thes 2,9
ihn, dessen Auftreten nach der Wirkung des Satans
erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte,
Zeichen und Wunder
Ich sehe daher in dem Zurückhaltenden etwas im Bereich der
Engelmächte. Eine Barriere, die Gott vorgesehen hat aber eines
Tages beseitigt wird und die dazu führt, dass es zum Kampf im
Engelreich kommt (Off. 12,7). Durch diese Ereignisse verändert
sich der letzte Herrscher so, dass er zum Antichristen zum Tier
wird. In der Offenbarung finden wir zudem weitere Hinweise auf
diese Barrieren, die Gott gesetzt hat und zum fest gesetzter Zeit
wegnimmt:
Offb 7,2
Und ich sah einen andern Engel vom Sonnenaufgang
heraufsteigen, der hatte das Siegel des lebendigen
Gottes; und er rief mit lauter Stimme den vier Engeln
zu, welchen Macht gegeben war, die Erde und das
Meer zu schädigen,
Offb 7,3
und sprach: Schädiget die Erde nicht, noch das Meer
noch die Bäume, bis wir die Knechte unsres Gottes
auf ihren Stirnen versiegelt haben!
Offb 9,1
Und der fünfte Engel posaunte; und ich sah einen
Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war,
und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlunde des
Abgrunds gegeben.
Offb 9,2
Und er öffnete den Schlund des Abgrunds, und ein
Rauch stieg empor aus dem Schlunde, wie der
Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die
Luft wurden verfinstert von dem Rauch des Schlundes.
Offb 9,14
die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune
hatte: Löse die vier Engel, die am großen Strom
Euphrat gebunden sind!
Offb 9,15
Und die vier Engel wurden losgebunden, die auf
Stunde und Tag und Monat und Jahr bereitstanden,
den dritten Teil der Menschen zu töten.
Offb 9,1
Und der fünfte Engel posaunte; und ich sah einen
Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war,
und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlunde des
Abgrunds gegeben.
Christus kommt später
Offb 9,2
Seite -179-
Und er öffnete den Schlund des Abgrunds, und ein
Rauch stieg empor aus dem Schlunde, wie der
Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die
Luft wurden verfinstert von dem Rauch des Schlundes.
Auch wenn der Sinn und das in diesen Beschreibungen enthaltende Geschehen nicht leicht verständlich ist, so kann man doch
deutlich erkennen, dass hinter vielen Ereignissen Engelmächte
stehen, die freigesetzt werden müssen.
Ich sehe in diesen Engelmächten die Mächte, die das Böse noch
aufhalten. Jedoch wird eines Tages diese Barriere brechen und
sich diese Flut des Bösen in die Welt quasi ausgießen.
Zusammenfassung:
Bei Betrachtung der Stelle 1. Thess. 4 – 2. Thess. 2,9 im Zusammenhang bleibt kein Platz für eine Vorentrückungslehre. Es fällt
auf, wenn man alle Literatur zur Vorentrückungslehre studiert,
dass diese nahezu vollständig auf eine zusammenhängende Auslegung dieses wichtigen Abschnittes verzichten. Statt die Stellen
im Zusammenhang und durch innere Auslegung (Bedeutungen
der Aussagen werden durch die Bibel selbst erklärt) zu bearbeiten,
werden nur Abschnitte und Fragmente behandelt, die in der Argumentationsweise besser zu Zeugen Jehovas passen. Es ist
meines Erachtens an der Zeit, die Auslegungsbrillen diverser Lehrer (und Irrlehrer) beiseite zu legen und das Wort möglichst wortwörtlich und im Zusammenhang zu studieren.
Christus kommt später
Seite -180-
Abschluss
Es ist mir wohl bewusst, dass diese lange Ausarbeitung über die
Entrückung nur die wenigsten in ihrer Meinung beeinflusst. Es ist
leider so, dass die meisten Lehren geglaubt, nicht geprüft oder am
Wort gemessen werden.
Zum anderen ist es schwer, Dinge, die man seit Jahren fest geglaubt hat, in Wort und Schrift massiv vertreten und andere darin
unterwiesen hat, als korrekturbedürftig hinzustellen. Letztlich will
ich ja nicht selbst jemanden überzeugen, sondern aufrufen, jede
Lehre –in diesem Fall die Lehre der Vorentrückung – vorbehaltlos
anhand der Bibel eingehend zu prüfen. Ich habe dazu viele Punkte
aus der Bibel herausgearbeitet, sicherlich gibt es noch viele weitere.
Doch bitte ich –auch wenn nicht jeder sich meiner Argumentation
anschließt- die Argumente eingehend zu prüfen und künftig auch
darauf hinzuweisen, dass die Lehre der Vorentrückung unter Umständen sich als falsch herausstellen kann. Folgerichtig wären
auch die Gemeinde auf ein anderes Szenario vorzubereiten, nämlich in den Wirren der Endzeit zu bestehen. Sollte dies künftig
erfolgen und die dogmenhafte Verbreitung der Vorentrückung als
einzig biblische Lehre beendet werden, wäre viel erreicht.
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