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Nachthimmel über Hamburg: Der Mond ist uns so nah wie selten - Wiss...
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01.11.16
PLANETARIUM
Nachthimmel über Hamburg: Der Mond ist uns so
nah wie selten
Von Thomas W. Kraupe, Direktor des Planetarium Hamburg
Der Sternenhimmel über Hamburg im November
Foto: Grafiken: Katja Frauenkorn
Der Erdtrabant spielt im November eine Hauptrolle. Sehenswert ist seine
"Morning-Show" mit Jupiter und Spica.
Hamburg. Bereits eine gute halbe Stunde nach Sonnenuntergang beginnt die große
"Himmelsshow" mit einem kurzen und knackigen Auftritt des Planeten Venus. Zu
Monatsbeginn wird sie gegen 17.30 Uhr als heller "Abendstern" am Südwesthorizont sichtbar.
Bereits gegen 18 Uhr, während die Abenddämmerung immer noch im Gange ist, verschwindet
Venus im Horizontdunst. Wahrlich ein kurzer Auftritt, denn Venus steht südlicher als die
Sonne. Ihr vorauseilend wandert sie vom Schlangenträger ins Sternbild Schütze und strebt auf
den Winterpunkt, den südlichsten Punkt des Tierkreises, zu, den sie am 12. November
passiert. Danach geht es aufwärts, und bis zum Monatsende verlängert sich der Abendauftritt
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16.11.2016 10:00
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der Venus schon auf anderthalb Stunden.
Am 3. November entdecken wir die dünne Mondsichel über der viel tiefer stehenden Venus.
Wie die Venus leuchtet auch der Mond nur in "geborgtem" Sonnenlicht. Abend für Abend
rückt er weiter nach Osten vor und zieht am 6. November, einen Tag vor Halbmond, nördlich
an Mars vorbei. Der tiefer stehende Rote Planet fällt uns kaum mehr auf und geht bereits um
21 Uhr unter, während der zunehmende Mond weitere Nachtstunden erobert. Die volle
Nachtschicht übernimmt er als Vollmond in der Nacht vom 14. auf den 15. November. Dieser
Vollmond wird auch als "Supermond" bezeichnet, da er uns mit 356.509 Kilometern an
diesem Tag so nahe kommt wie zu keinem anderen Zeitpunkt seit 1976. So hell und groß
haben Sie den Mond vielleicht noch nie gesehen. Allerdings beträgt der Unterschied nur ein
paar Prozent und ist daher kaum merklich – doch feiern und genießen sollten wir das
trotzdem.
Auch die besondere Lage dieses November-Vollmonds kann begeistern. Er bildet mit den
beiden wohl schönsten Sternhaufen des Himmels, den Plejaden und Hyaden, ein Dreieck. Die
Plejaden funkeln nördlich des Vollmonds, die Hyaden sind östlich, das heißt "links" vom
Mondgesicht zu finden, zusammen mit dem Stern Aldebaran. Am besten blendet man den
Mond mit der Hand ab, um die beiden Sternhaufen zu sehen.
Sternenhimmel: Hier kommen Sie zum Podcast
Der neben den Plejaden stehende Vollmond galt schon vor Jahrtausenden als besonderes
Zeichen im Jahreslauf – er markierte die Erntezeit. In der griechischen Mythologie sah man
die Plejaden als Töchter von Atlas und Pleione. Der Sage nach wurden diese schönen Mädchen
vom Jäger Orion verfolgt. Zeus versetzte sie als Sterne an den Himmel. Auch dort werden sie
noch immer von Orion begehrt. Er folgt ihnen als Sternbild am Himmel – unterhalb des Stiers
– kann sie aber nie erreichen.
Auch für uns moderne Astrophysiker sind die Plejaden ein Objekt der Begierde – allerdings
nach mehr Wissen über das Leben der Sterne. Wir Detektive des Sternenlichts fanden heraus,
dass der zentrale, helle Teil dieses Sternhaufens etwa acht Lichtjahre Ausdehnung hat und 440
Lichtjahre von uns entfernt ist. Es sind junge heiße, blaue Sonnen, die dort leuchten – nur 100
Millionen Jahre alt sind die Plejaden im Vergleich zu unserer über viereinhalb Milliarden
Jahre alten Sonne eine Art "Sternenkindergarten". Im Vergleich dazu sind die Sterne der
Hyaden mit 600 Millionen Jahren deutlich älter und uns mit rund 140 Lichtjahren viel näher
als die Plejaden. Die V-förmige Anordnung der hellsten Hyadensterne markiert im Sternbild
Stier den Kopf, der Stern Aldebaran sein blutunterlaufendes Auge, und die beiden weiter
östlich stehenden zwei Sterne gelten als dessen Hörnerspitzen.
Durch diese Himmelsregion erstreckt sich das Band der
Karte zum Großklicken
winterlichen Milchstraße, die wir nur abseits der Großstadt
in mondlosen Nächten genießen können. Sie ist prall gefüllt
mit energiegeladener Sternenpracht, voller Gasnebel und
Sternhaufen, die uns mancherlei Geschichten über die
Geburt und Jugend der Sterne offenbaren. Spätabends zieht
dieses Lichtband einen weiten Bogen über uns – von Orion
im Osten zum Sommerdreieck nach Westen – vorbei an
Zwillingen, Stier und dem hellen Stern Capella im
Fuhrmann, weiter über den Perseus hinauf in den Zenit zum
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Himmels-W der Kassiopeia und dem unscheinbaren Kepheus und hinunter nach Westen zum
Sommerdreieck.
In der zweiten Nachthälfte spielt das Wintersternbild Orion die Hauptrolle. Sobald es die
Himmelsmitte im Süden erreicht, beginnt im Osten mit der Wiederkehr des Jupiters das
große Finale der Nacht. Zwei Monate war der Planet im Glanz der Sonne verborgen – nun
steigt er als strahlender "Morgenstern" am Osthorizont herauf, am Monatsanfang zwischen
vier und fünf Uhr, am Monatsende kurz nach drei Uhr. Unterhalb von Jupiter funkelt Spica,
der hellste Stern in der Jungfrau. Die beste "Morningshow" wird uns am 24. und 25.
November geboten, wenn der abnehmende Mond sich dazugesellt. Ein wunderschöner
Anblick Richtung Osthorizont zwischen fünf und sieben Uhr morgens: Spica-Jupiter-Mond
bilden am 24. eine Kette. Am Morgen des 25. steht die dünne Mondsichel knapp links neben
Jupiter. Bis in die Morgendämmerung sind sie zu sehen.
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