9. Stendaler Symposium Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. bis 8. Mai 2015 in Stendal Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Fachbereich 4 Veterinärmedizin Stendal in Zusammenarbeit mit der Tierärztekammer Sachsen- Anhalt Herausgeber: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt Fachbereich 4 Veterinärmedizin, Haferbreiter Weg 132-135, 39576 Stendal 2 Herzlich willkommen! Liebe Gäste, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, das Organisationsteam wünscht Ihnen eine interessante und bereichernde Tagung mit anregenden Gesprächen! 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 3 Grußwort der Tierärztekammer Sachsen- Anhalt Liebe Frau Kollegin, lieber Herr Kollege, das Stendaler Symposium steht in guter Tradition für anspruchsvolle tierärztliche Fortbildung im deutschsprachigen Raum. Die Themen der ersten Stendaler Symposien in den neunziger Jahren waren der Diagnostik und Tilgung der BHV1-Infektion gewidmet. Nun, im Jahre 2015, hat die Europäische Union die Rinderbestände unseres Bundeslandes und der anderen neuen Bundesländer als BHV1-frei anerkannt. Zu diesem Erfolg haben die Symposien in Stendal gewiss beigetragen. Auch in diesem Jahr bieten die Veranstalter und Referenten wiederum ein umfangreiches wissenschaftliches Programm zu aktuellen Infektionserkrankungen des Rindes an. Es trägt somit zu einer tierärztlichen Arbeit und Beratung auf hohen fachlichem Niveau bei. Neben dem fachlichen Austausch möge das Symposium auch der Pflege von persönlichen Kontakten dienen. Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse, gesellige und angenehme Tage in Stendal. Mit kollegialen Grüßen Dr. Stefan Krippner Präsident der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 4 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 5 Grußwort des Fachbereiches Veterinärmedizin Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, Sehr geehrte Damen und Herren, das vom Fachbereich Veterinärmedizin des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt gemeinsam mit der Tierärztekammer Sachsen-Anhalts veranstaltete Stendaler Symposium erlebt in den kommenden drei Tagen seine neunte Auflage. Thematischer Schwerpunkt unserer Veranstaltungen waren von Beginn an die Tierseuchen und damit amtlich zu bekämpfende Gesundheitsgefährdungen des Rindes. Das erste Symposium im Jahre 1997 widmete sich den damaligen Prioritäten entsprechend ausschließlich der BHV1-Infektion. Basierend auf den zuvor gesammelten, vielfach leidvollen und teuer bezahlten Erfahrungen wurden neue Ansätze zur Immunprophylaxe und der damit verbundenen Diagnostik sowie die sich daraus ergebenen Optionen zur Bekämpfung der BHV1 erörtert. Das Ziel der vollständigen Tilgung schien Vielen zu weit gesteckt. Probleme bei der serologischen Diagnostik, Stagnation in einzelnen Betrieben und auch nicht wenigen (Bundes-) Ländern sowie empfindliche Reinfektionen auf betrieblicher wie regionaler Ebene schienen den Skeptikern recht zu geben. Mit Bayern gelang es 2011 dem ersten Bundesland, den Status als BHV1-freie Region zu erlangen. Thüringen folgte 2014. In diesem Jahr konnten wir erleben, dass mit Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt weitere fünf Bundesländer die Seuche getilgt haben, so dass inzwischen deutlich mehr als 40% der in Deutschland gehaltenen Rinder in einer BHV1-freien Region leben. Dieser Erfolg soll gerade auch auf diesem Symposium gewürdigt werden und zugleich andere Länder anspornen, Ihre Tilgungsprogramme zu einem erfolgreichen Ende zu führen. Die Programmatik wurde beginnend mit dem 3. Symposium 2001 um die in den 1990er Jahren sehr verlustreich verlaufende BVD erweitert. Auch hier wurden unterschiedliche strategische Bekämpfungskonzepte, das Für und Wider der Impfung bzw. von Impfverfahren, diagnostische Methoden und Erfolge wie Misserfolge der (bis auf das Sachsen-Anhaltische Programm) freiwilligen regionalen Programme diskutiert. Auch bei der Zurückdrängung der BVD zeigte sich, dass der Erfolg neben wissenschaftlich begründeten Bekämpfungsstrategien deren stringente Umsetzung erfordert. Und so werden nachhaltig sinkende Infektionsraten erst seit Beginn der bundesweit staatlichen Bekämpfung 2011 festgestellt. Die Fortschritte in der Bekämpfung dieser relativ neuen wie auch der früheren klassischen Tierseuchen sowie die bislang erfolgreich verhinderte dauerhafte Einschleppung neuer seuchenhafter Infektionen führen zur deutlichen Verminderung der dadurch verursachten Tierverluste und indirekten Schäden. Das rückt andere Problemfelder in den Mittelpunkt. Aus staatlicher Sicht sind dies Fragen des Tierschutzes und des Verbraucherschutzes. Wir haben daher entschlossen, das Programm inhaltlich zu erweitern. Nach dem traditionellen Mittwochsworkshop als Auftaktveranstaltung wiederum für speziell interessierte Labordiagnostiker widmet sich der Donnerstag in gewohnter Weise der Tierseuchenbekämpfung beim Rind. Am Freitag werden zunächst tierschutzrechtliche Brennpunkte im Fokus stehen, die Anlass zu 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 6 amtlichem Handeln geben können. Danach wird es um eine erste Bilanz des Antibiotikaeinsatzes beim Rind nach der AMG-Novelle sowie Möglichkeiten zur Reduktion gehen. Mit diesen breit gefächerten thematischen Schwerpunkten haben wir versucht, die sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelte Problempalette der täglichen Arbeit abzubilden. Auch wenn wir als staatliches Amt zuerst die hoheitlichen Aufgaben im Blick haben müssen, sollte allen bewusst sein, diese Aufgabenfelder alle Bereiche veterinärmedizinischer Tätigkeit umfassen, d.h. auch die tägliche Praxis in den Betrieben. Das Programm richtet sich daher an alle mit Rindern befasste Tierärztinnen und Tierärzte. In diesem Sinne möchte ich alle Teilnehmer, Referenten, Industrieaussteller und Gäste herzlich zum 9. Stendaler Symposium unter der Überschrift „Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind“ begrüßen. Mich freut besonders, dass auch wieder Gäste aus benachbarten Europäischen Ländern zu uns gekommen sind. Sie geben uns die Gelegenheit bei der Suche nach Lösungsansätzen „über den Tellerrand zu schauen“. Ein herzlicher Dank gilt bereits an dieser Stelle den Sponsoren, ohne deren Unterstützung die Ausrichtung einer derartigen Veranstaltung nicht möglich wäre. Dem Symposium wünsche ich einen guten Verlauf, interessante und inspirierende Vorträge, angeregte Diskussionen sowie angenehme fachliche und kollegiale Gespräche. Dr. Wolfgang Gaede Leiter des Fachbereiches Veterinärmedizin, Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 7 Programm Stendaler Symposium 2015 Mittwoch, 6. Mai 2015 10.30 Uhr – 12.00 Uhr: Workshop "Theorie und Praxis der Nukleinsäureaufreinigung mittels Magnetic Beads" Organisation und Durchführung: Dr. Jörn Voss, Thermo Fisher Scientific, Darmstadt und LAV Stendal, Fachbereich Veterinärmedizin Veranstaltungsort: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Haferbreiter Weg 132-135, 39576 Stendal 13.00 Uhr – 17.00 Uhr: Schwerpunkt Diagnostik von Infektionskrankheiten Veranstaltungsort: Hotel Schwarzer Adler, Großer Festsaal; Kornmarkt 5, 39576 Stendal Uhrzeit Referent 13:00 Institut, Ort Thema Seite Begrüßung durch den Fachbereichsleiter Dr. Gaede 13:15 Dr. Annette Schliephake Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Stendal „Milzbrand – was nun?“ Grundzüge des Krisenund Seuchenmanagements im Landesamt für Verbraucherschutz Stendal 14 13:40 Dr. Jens Böttcher Tiergesundheitsdienst Bayern, Poing Untersuchungen zur Leistungsfähigkeit eines indirekten BHV1-gE-Tankmilch-ELISA 16 14:00 Dr. Jörn Voss Thermo Fisher Scientific, Darmstadt Eine quantitative qPCR zum Nachweis von Coxiella burnetii in verschiedenen Matrices 18 14:15 Dr. Johanna Bennemann Virbac Tierarzneimittel GmbH, Bad Oldesloe Vergleichsuntersuchungen zum MastitisSchnelltest Speed® Mam Color mit den Ergebnissen der klassischen Milchbakteriologie und seine Nutzung für einen gezielten und reduzierten Antibiotika-Einsatz im Rahmen der Mastitistherapie 20 14:35 Kaffeepause 15:05 Dr. Heike Köhler Friedrich-LoefflerInstitut, Jena Stellenwert des Genomnachweises von MAP in Kotproben in der Paratuberkulose-Diagnostik 22 15:25 René Pützschel Tiergesundheitsdienst Sachsen, Penig Praktische Erfahrungen in Diagnostik und Bekämpfung der Paratuberkulose in Sachsen 24 15:40 Dr. JeanBaptiste Mariaux Thermo Fisher Scientific, Darmstadt Molekulare und serologische Lösungen zur (Hochdurchsatz-) Diagnostik der Paratuberkulose 26 15:55 16:05 17:05 ab 19:00 Blockdiskussion Richard Sibley Myhealthyherd, Leicester, UK für IDEXX Livestock, Poultry and Dairy, Hannover Workshop - A practical approach to control Paratuberculosis 28 Ende des ersten Tages Abendessen im großen Saal des Restaurants Speisen und Getränke auf eigene Rechnung 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 8 Donnerstag, 7. Mai 2015 Vormittag 9.00 Uhr – 13.25 Uhr: Schwerpunkt Tierseuchenbekämpfung Veranstaltungsort: Hotel Schwarzer Adler, Großer Festsaal; Kornmarkt 5, 39576 Stendal Uhrzeit Referent 09:00 Institut, Ort Thema Seite Begrüßung durch den Fachbereichsleiter Dr. Gaede 09:05 Dr. Daniela von Blumröder Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Berlin Neue gesetzliche Regelungen für die Bekämpfung von Tierseuchen beim Rind 30 09:30 Dr. Thomas Heilkenbrinker Tiergesundheitsdienst Niedersachsen, Oldenburg Der niedersächsische "Leitfaden Biosicherheit in Rinderhaltungen"- Erarbeitet nicht nur für den Tierseuchenfall 32 09:50 Prof. Martin Beer Friedrich-LoefflerInstitut, Insel Riems Auf dem Weg zur bundesweiten BHV1-Freiheit 34 10:05 Dr. Andreas Tyrpe Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt SachsenAnhalt, Magdeburg Anerkennung von BHV 1-freien Regionen nach Artikel 10 der Richtlinie 64/432/EWG – Stand und Ausblick 36 10:20 Dr. Tobias Kirschner Veterinär- u. Lebensmittelüberwach ungsamt Kreis Unna Die BHV1-Sanierung zum Erfolg führen, den Sanierungserfolg sichern – die HIT-Datenbank hilft dabei 38 10:35 Blockdiskussion 10:45 Kaffeepause 11:25 Dr. Horst Schirrmeier Friedrich-LoefflerInstitut, Insel Riems BVD-Bekämpfung in Deutschland – sind wir schon auf der Zielgeraden? 40 11:50 Dr. Elena DiLabio Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, Bern, CH Stand der BVD-Ausrottung in der Schweiz 42 12:05 Dr. Karl Schöpf Institut für Veterinärmedizin, Innsbruck, A Erfahrungen und Besonderheiten bei der BVD Eradikation im alpinen Raum in Westösterreich 44 12:20 Blockdiskussion 12:30 Dr. Miriam Linder Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Stendal Einfluss eines inaktiven und eines Lebendimpfstoffs auf Höhe und Stabilität des BVD-Antikörpertiters sowie den Schutz vor fetaler Infektion – eine Feldstudie 46 12:45 Prof. Wilfried Hopp Veterinärdienst des Kreises, Soest Erfolgreiche BVD-Sanierung auf Landkreisebene – Bilanz und Ausblick 48 13:00 Dr. Regina Strie Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, Ingelheim BOVELA® – Ein innovativer Impfstoff als Chance für die BVD Sanierung 50 13:15 Blockdiskussion 13:25 Mittagspause und Industrieschau Mittagessen wird im Restaurant, im großen Saal und in der Cocktailbar serviert. Es stehen verschiedene Speisen zur Auswahl, für die man sich bis spätestens 11.00 Uhr die entsprechende Essensmarke beim Tagungsbüro kaufen kann 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 9 Donnerstag, 7. Mai 2015 Nachmittag 14.40 Uhr – 17.50 Uhr: Schwerpunkt Tierseuchenbekämpfung Veranstaltungsort: Hotel Schwarzer Adler, Großer Festsaal; Kornmarkt 5, 39576 Stendal Uhrzeit Referent Institut, Ort Thema 14:40 Prof. Thomas Vahlenkamp Universität Leipzig, Leipzig Zur Epidemiologie und wirtschaftlichen Bedeutung von Enzootischer Boviner Leukose (EBL) in und außerhalb der EU 52 15:00 Dr. Ulrich Methner Friedrich-LoefflerInstitut, Jena Salmonellose der Rinder – Epidemiologie und Bekämpfung 54 15:20 Prof. Franz J. Conraths Friedrich-LoefflerInstitut, Insel Riems Nicht-heimische Tierseuchen beim Rind: Was könnte auf uns zukommen? 56 15:40 Dr. Kerstin Wernike Friedrich-LoefflerInstitut, Insel Riems Neues von der Schmallenbergvirus-Erkrankung 58 16:00 Dr. Alexander Tavella Institut für Tierseuchenbekämpfung der Venetien, Bozen, I Nachweis von Mycoplasma bovigenitalium bei Kühen und Färsen mit Vulvovaginitis und Fruchtbarkeitsstörungen – ein Zufallsbefund oder eine ernstzunehmende Erkrankung des weiblichen Geschlechtstraktes? 60 16:20 Seite Kaffeepause 16:50 Dr. Jens Böttcher Tiergesundheitsdienst Bayern, Poing Ein Vergleich von Coxiellose und Paratuberkulose dient dem Verständnis 62 17:05 Dr. Elisabeth Deckinger Tiergesundheitsdienst Bayern, Poing Coxevac®-Impfreaktionen – Fluch oder Segen? 64 17:25 Dr. Theresa Scheu Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover Wenn nicht chronischer Botulismus – was dann? Untersuchungen zu Haltung und Fütterung in norddeutschen Rinderbetrieben 66 17:50 Ende des zweiten Tages ab 20.00 Abendessen im Festsaal 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 10 Freitag, 8. Mai 2015 früher Vormittag 8.30 Uhr – 10.35 Uhr: Schwerpunkt Tierschutz Veranstaltungsort: Hotel Schwarzer Adler, Großer Festsaal; Kornmarkt 5, 39576 Stendal Uhrzeit Referent Institut, Ort Thema 08:30 Dr. Miriam Linder Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Stendal Tierschutzrechtliche Brennpunkte in Rinderhaltungen – flächendeckende Identifizierung von Problembeständen mit dem sachsen-anhaltischen Werkzeug TIRAMISA 68 08:50 Prof. Kerstin Müller Freie Universität Berlin, Berlin Auf dem Weg zu einer besseren Klauengesundheit - welche Lösungen bietet die Wissenschaft? 70 09:05 Dr. HansPeter Klindworth Tiergesundheitsdienst Niedersachsen, Oldenburg Ist fehlerhafte Klauenpflege tierschutzrelevant? – Abgrenzung anhand von Praxisbeispielen 72 09:20 Ramón Rulff Veterinär- und Lebensmittelüberwach ungsamt, Salzwedel Tierschutzwidrige Bestandsklauenpflege – Fallbericht eines Veterinäramtes 74 09:35 Seite Blockdiskussion 09:45 Dr. Franziska Rüegsegger Universität Zürich, CH Strategische Ansätze zur Verbesserung der Tiergesundheit bei Aufzuchtkälbern 76 10:10 Philipp Kukla Merial GmbH, Hallbergmoos Kälberkrankheiten – die Faktoren im Blick 78 10:25 Blockdiskussion 10:35 Kaffeepause 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 11 Freitag, 8. Mai 2015 später Vormittag 11.05 Uhr – 13.30 Uhr: Schwerpunkte Tierschutz und Tierarzneimittel Veranstaltungsort: Hotel Schwarzer Adler, Großer Festsaal; Kornmarkt 5, 39576 Stendal Uhrzeit Referent Institut, Ort Thema 11:05 Dr. Bernd Taffe Tiergesundheitsdienst Sachsen-Anhalt, Magdeburg Objektive Beurteilung von Fehlern in der Milchkuhfütterung 80 11:35 JProf. Marion Piechotta Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover für IDEXX Livestock, Poultry and Dairy, Hannover PAG-Bestimmung in Blut und Milch: Tierschutz durch eine schonende Trächtigkeitsuntersuchung 82 11:55 Dr. Jürgen Wallmann Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Berlin Status-quo der Antibiotikaabgabemengen- (D, EU) und der Therapiehäufigkeitserfassung 84 12:20 Prof. Volker Krömker Hochschule Hannover, Hannover Möglichkeiten der Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Mastitis-Therapie 86 12:35 Dr. Peter Klocke bovicare GmbH, Potsdam Informationsbasiertes Eutergesundheitsmanagement – Möglichkeiten und Grenzen der Antibiotikareduzierung 88 12:50 Dr. Florian Fischer MSD Intervet Deutschland GmbH, Unterschleißheim Neue Wege bei der Anwendung von nichtsteroidalen Antiphlogistika beim Rind 90 13:05 Dr. Birgit Schwagerick Tiergesundheitsdienst MecklenburgVorpommern für HIPRA Deutschland GmbH, Düsseldorf Staphylococcus aureus-Sanierung mit Hilfe einer Impfung 92 13:20 Blockdiskussion 13:30 Ende des Symposiums Seite 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 12 Wir danken den Sponsoren! Sponsoren Das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt und die Tierärztekammer Sachsen-Anhalt danken folgenden Firmen für die freundliche Unterstützung der Tagung (in alphabetischer Reihenfolge): 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 13 Lageplan Industrieausstellung 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 14 „Milzbrand - was nun?“ Grundzüge des Krisen- und Seuchenmanagements im Landesamt für Verbraucherschutz Stendal Schliephake, Annette (Stendal); Ellenberger, Christin (Stendal); Kiesow, Claudia (Stendal); Hasenbein, Ines (Stendal); Elschner, Mandy (Jena); Schaffer, Thoralf (Stendal); Krüger, Andrea (Weißenfels); Linder, Miriam (Stendal); Rulff, Ramon (Stendal); Bauer, Almut (Stendal); Beyer, Wolfgang (Stuttgart); Gaede, Wolfgang (Stendal) In den Jahren 2012 und 2014 wurde in zwei Rinderherden Milzbrand amtlich festgestellt. 2012 war eine Herde (59 Tiere, Weidehaltung) aus dem Landkreis Stendal betroffen. Fast zwei Jahre später wurde die Krankheit in einer Herde (97 Tiere, Stallhaltung) aus dem Burgenlandkreis diagnostiziert. Zur Sektion gelangten 2012 zwei Tiere und 2014 wurde ein Tier untersucht. Vorberichtlich konnten aufgrund des peraktuten Verlaufes in beiden Beständen eine Vergiftung oder Botulismus nicht ausgeschlossen werden. Milzbrandverdacht wurde nicht geäußert. Vom Zeitpunkt der Sektion der Tierkörper, über die Kultivierung und Bestätigung der Bakterienisolate durch das Friedrich-Loeffler-Institut, Standort Jena, vergingen in beiden Fällen lediglich 2 Tage. Die Infektionsquelle und Eintragsweg konnten bisher bei beiden Geschehen nicht aufgeklärt werden. Das Krisenmanagement des Landesamtes für Verbraucherschutz umfasste nach Vermutung des Verdachts auf Milzbrand zuerst die zügige Bildung eines Krisenstabes, der sich aus der Fachbereichsleitung, der Dezernatsleitung des Dezernates „Mikrobiologische und morphologische Tierseuchendiagnostik“ und der Verwaltung zusammensetzte. Der Personenkreis wurde schnell entsprechend der einzuleitenden Maßnahmen erweitert. Betroffene Mitarbeiter/-innen wurden aufgeklärt und belehrt. Die im Fachbereich 4 erstellte „Dienstanweisung im Rahmen der Gefahrenabwehr bei Verdacht auf ein hochkontagiöses Seuchen– oder Zoonosegeschehen“ stellte die Basis für das weitere, zielgerichtete Handeln dar und konnte aufgrund der detaillierten Ausarbeitung Schritt für Schritt abgearbeitet werden. Hohe Anforderungen wurden an die verantwortlichen Mitarbeiter/innen hinsichtlich der Logistik zur weitestgehenden Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes gestellt. Dazu zählten insbesondere die Sperrung des Sektionstraktes, die Umverlagerung der wichtigsten Labore/Laborbereiche und die Organisation von Notsektionen in der TBA Genthin-Mützel bzw. die Absprachen für eine mögliche diagnostische Unterstützung im Rahmen des Drei–Länder-Verbundes mit Sachsen und Thüringen. Eine besondere Herausforderung stellte die Reinigung und Desinfektion des Sektionstraktes unmittelbar nach Vermutung eines Milzbrandgeschehens und vor der Freigabe des gesamten Hauses mit allen angrenzenden Laborbereichen dar. Nach der professionellen Dekontamination durch Fachfirmen und vor Wiederaufnahme des normalen Dienstbetriebes wurden sehr umfangreiche Hygienekontrollen durchgeführt, die den Reinigungs– und Desinfektionserfolg dokumentierten. Neben Abklatsch– und Tupferproben von verschiedenen Oberflächen, einschließlich Kadavertonnen und Fußböden, wurden auch Untersuchungen des allgemeinen Luftkeimgehaltes durchgeführt, um möglichst alle Infektionsrisiken auszuschließen. Alle zu ergreifenden Maßnahmen dienten in erster Linie dem Schutz der Bediensteten vor Infektion und der Weiterverbreitung von potenziell infektiösem Material. Im Vortrag werden die Grundzüge des Krisen– und Seuchenmanagements detailliert vorgestellt. Erfahrungen, die in diesen besonderen Gefahrensituationen, gerade auch wegen der potenziellen Gefährdung der Mitarbeiter (Zoonosegefahr!) gemacht wurden, werden weitergegeben und können einen Leitfaden darstellen. Eine strukturierte, übersichtliche und möglichst ruhige Handlungsweise im Team und Aufklärung der betroffenen Personen ist nach unseren Erfahrungen unumgänglich, um die zügige Diagnostik, den Schutz der Mitarbeiter/-innen und die Vermeidung der Verschleppung von potenziell infektiösem Material zu gewährleisten. Verfasser: Dr. Annette Schliephake, Landesamt für Verbraucherschutz, Fachbereich 4, Veterinärmedizin, 39576 Stendal, Haferbreiter Weg 132-135; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 15 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 16 Untersuchungen zur Leistungsfähigkeit eines indirekten BHV1-gE-Tankmilch-ELISA Böttcher, Jens; Janowetz Britta; Motsch, Benjamin; Meier, Norbert; Hagg, Maria (Grub) BHV2-Kreuzreaktionen führten zu falsch-positiven Ergebnissen in der BHV1-Serologie (Tankmilch und Blut). Blutserologische Einzelreagenten in einer ungeimpften Population können mit einem modifizierten gE-ELISA (Grenzwert 0,95) abgeklärt werden. Die Grenzwerte für die Tankmilchserologie in Bayern wurden seit November 2013 auf 150% (bis 25 Tiere) bzw. auf 100% (26-50 Tiere) angehoben (Ausnahmegenehmigung). Mit dieser Vorgehensweise wurde der Anteil nicht-negativer Bestandsmilchproben immerhin um ca. 70% reduziert. Ein italienischer indirekter gE-ELISA (Eradikit) ist zusammen mit einem Kit für die Konzentrierung von Antikörpern in Milchproben laut Herstellerangaben in der Lage, eine „positive“ Einzelmilchprobe in einem 40er Pool nachzuweisen. Wir prüften dies mit 6 vom Testhersteller und 17 vom ISZLER Padua (2 ungeimpfte Ausbruchsbestände) bereitgestellten Einzelmilchproben. Allgäuer (23 Problemproben) und Chiemgauer Bestandsmilchproben (n=23) wurden als negative Proben mitgeführt. Positive Proben wurden 1/25 und 1/50 in negativer Milch getestet. Das Testkit für die Konzentrierung von IgG wurde mit der Ammoniumsulfat-Fällung verglichen, die IgG-Konzentration wurde vor und nach der Konzentrierung bestimmt. Die Ammoniumsulfatfällung ist einfach, robust und lieferte die besseren Ergebnisse (höhere IgG-Konzentration, eine höhere Wiederfindungsrate positiver Proben, niedrigere Hintergrundreaktion im ELISA). Das Herstellerprotokoll für den ELISA wurde optimiert: Das Sediment nach der Ammoniumsulfatfällung wurde direkt in Probenverdünner aufgenommen und unverdünnt in die Testvertiefungen pipettiert. Die positive Kontrolle wurde 1/8 (statt ½) in Probenverdünner verdünnt und die Probeninkubation erfolgte über Nacht bei 4°C (statt 1h, 25°C). Es wurde ein provisorischer Grenzwert von 50% gewählt. Mit dieser Vorgehensweise reagierten ca. 50% und 70% der 50er und 25er Pools positiv, während eine der negativen Proben falsch positiv bewertet wurde. Fazit: Der modifizierte Eradikit hatte eine höhere Spezifität als der Trachitest, stark positive Einzelmilchproben wurden im Pool erkannt, schwach-positive Einzeltiere jedoch nicht. In BHV1Artikel-10-Regionen ist das schnelle Auffinden von Neuausbrüchen wichtig. Da Neuausbrüche mit einer hohen Seroprävalenz einhergehen, ist der Eradikit durchaus eine interessante Methode Neuausbrüche in einer ungeimpften Artikel-10-Region frühzeitig mit Hilfe von Tankmilchproben zu erkennen. Danksagung: Diese Arbeit enthält Daten aus Projekten des TGD Bayern, die durch den Freistaat Bayern und die Bayerische Tierseuchenkasse finanziell gefördert wurden. Verfasser: Dr. Jens Böttcher, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V. 85586 Poing, Senator-Gerauer-Straße 23; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 17 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 18 Eine quantitative qPCR zum Nachweis von Coxiella burnetii in verschiedenen Matrices Coulon, Elodie; Moine, Sandrine; Voss, Jörn (Lissieu, Frankreich) Q-Fieber ist eine zoonotische Erkrankung, die durch das obligat intrazelluläre Bakterium Coxiella burnetii hervorgerufen wird. Obwohl verschiedenste Spezies, wie beispielsweise Hunde, Katzen, Vögel und Reptilien, infiziert werden können, scheinen Wiederkäuer das Hauptreservoir von C. burnetii zu sein. Die Infektion geht hauptsächlich mit einer reproduktiven Dysfunktion einher, die sich durch zu frühe Geburten, ein zu geringes Geburtsgewicht und Aborte äußert. Es stehen sowohl serologische Methoden, die spezifische Antikörper – meist mittels ELISA oder IFAT- gegen C. burnetii nachweisen, wie auch Methoden zum direkten Erregernachweis zur Diagnostik von C. burnetii Infektionen zur Verfügung. Zum direkten Erregernachweis können die Bakterien kultiviert werden, was jedoch zum einen zeitaufwendig ist und zum anderen BSL-III Labore voraussetzt. Die Real-Time PCR Analyse ist eine einfache und schnelle Alternative zum Nachweis der Erreger DNA in plazentalen und vaginalen Tupfern und/oder Abortmaterial. Allerdings sollte bei Real-Time PCR Untersuchungen bedacht werden, dass die bakterielle DNA nur in der akuten Phase oder während chronischen Infektionen nachgewiesen werden kann. Die LSI VetMAXTM Coxiella burnetii –Absolute Quantification- PCR ist eine quantitative Real-Time PCR, die ein Coxiella-spezifisches Sequenzelement amplifiziert, das in Abhängigkeit von dem vorliegenden Stamm in unterschiedlicher Kopienzahl vorkommt. Ein im Kit enthaltenes Standardmaterial ermöglicht dem Anwender sowohl eine qualitative als auch eine quantitiative Analyse im Bereich von 3,0 ·102 - 3.0 ·107 Kopien/ml. Da die Kopienzahl des amplifizierten Sequenzelements Stamm zu Stamm variiert, kann das Standardmaterial zwar nicht zur absoluten Quantifizierung der Erreger im Probenmaterial verwendet werden, jedoch liefert es dem Anwender Informationen darüber, ob eine hohe oder niedrige Erregerlast im Probenmaterial vorliegt. Die PCR ist für den Nachweis von C. burnetii aus Matrices wie Vaginal-, Cervix- oder Plazentatupfern, aber auch aus Organen und Milchproben geeignet. Die Validierung der qPCR erfolgte anhand der Vorgaben der französischen Norm XP U47-600-2, die nicht nur die Validierung der PCR an sich, sondern auch eine Validierung des gesamten Arbeitsablaufs erfordert. Der Vortrag wird sowohl diese Validierungsergebnisse als auch Ergebnisse der Untersuchung von Feldproben darstellen. Verfasser: Dr. Jörn Voss, Thermo Fisher Scientific, 64293 Darmstadt, Frankfurter Str. 129 b; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 19 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 20 Vergleichsuntersuchungen zum Mastitis-Schnelltest Speed® Mam Color mit den Ergebnissen der klassischen Milchbakteriologie und seine Nutzung für einen gezielten und reduzierten Antibiotika-Einsatz im Rahmen der Mastitistherapie Bennemann, Johanna und Teich, Klaus (Bad Oldesloe) Die Mastitis stellt eine wirtschaftlich bedeutsame Erkrankung von Milchkühen dar. Die verursachenden Erreger können dabei nur selten allein anhand des klinischen Bildes identifiziert werden. Umso größer ist die Bedeutung von diagnostischen Systemen zur sicheren und schnellen Erreger-Identifizierung und deren Resistogramm. Der Mastitis-Schnelltest Speed® Mam Color besteht aus einem Mikrokultursystem, welches die selektive Anzucht und Differenzierung relevanter Mastitiserreger direkt aus der Milchprobe innerhalb von 24 Stunden ermöglicht. Die Prüfung der Erreger auf ihre Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen antibiotischen Wirkstoffen erfolgt innerhalb von 18 Stunden. Ziel der vorliegenden Untersuchung war der Vergleich der Ergebnisse vom Speed® Mam Color mit den Ergebnissen der Milchuntersuchung in einem akkreditierten mikrobiologischen Labor. Das Sekret klinisch euterkranker Kühe (39) aus verschiedenen Milchviehbetrieben (6) wurde entsprechend der Durchführungsanweisungen im Speed® Mam Color (Virbac Tierarzneimittel GmbH, Bad Oldesloe) untersucht. Parallel erfolgte eine Referenzuntersuchung der Proben im mikrobiologischen Labor der Hochschule Hannover. Das Labor stufte 75 % (29/39) der untersuchten Milchproben als bakteriologisch positiv ein. Speed® Mam Color identifizierte 89,7 % (26/29) der im Labor bakteriologisch positiven Milchproben ebenfalls als positiv. In 80 % (8/10) der im Labor bakteriologisch negativen Proben konnten im Schnelltest ebenfalls keine Bakterien nachgewiesen werden. Die im Rahmen dieses Versuches im Labor am häufigsten nachgewiesene Keimgruppe war Staphylococcus spp. (KNS, Staphylococcus aureus, 10/39) und wurde auch vom Schnelltest vollständig als bakteriologisch positiv erkannt. Das Ergebnis der einzigen im Labor als Staphylococcus aureus identifizierten Probe wurde im Test als Staphylococcus spp. bestätigt. Die im Labor Streptococcus spp.-positiven Proben (7/39) wurden vom Speed® Mam Color vollständig als bakteriologisch positiv erkannt. Der Test zeigte 85,7 % der Mono- und Mischinfektionen mit Streptococcus uberis korrekt differenziert an. E.coli-Infektionen (3/39) konnten mit Hilfe von Speed® Mam Color ausnahmslos als Misch- und Monoinfektionen identifiziert werden. Die Versuchsergebnisse bestätigen die bereits früher gezeigte hohe Spezifität und Sensitivität des Mastitis-Schnelltests Speed® Mam Color (Serieys et Faroult, 2001). Bis zu 90 % der bakteriologisch positiven Milchproben werden im Test korrekt identifiziert. Auch die ca. 25 % bakteriologisch negativen Milchproben werden durch Speed® Mam Color ausreichend sicher erkannt und damit eine Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der Therapie der betroffenen Tiere ermöglicht. Der Schnelltest erlaubt die epidemiologisch bedeutsame Detektion von Staphylococcus aureus als Staphylococcus spp.. Für eine statistisch geprüfte Aussage sowie eine Differenzierung von Staphylococcus spp. in Staphylococcus aureus und KNS bedarf es jedoch weiterer Unteruchungen. Der Test weist mit > 85 % eine hohe Nachweisgenauigkeit von Streptococcus uberis als bedeutenden Mastitiserreger auf. Die 100 %ige Nachweisgenauigkeit von E.coli sowohl in Misch- als auch in Monoinfektionen erlaubt dessen sicheren Ausschluss als beteiligter Erreger und damit die Entscheidung für eine Schmalspektrumtherapie ohne ein erhöhtes Risiko für einen therapeutischen Mindererfolg einzugehen. Der Speed® Mam Color bietet dem Kliniker vor Ort eine robuste und dabei sichere Diagnostik unter geringem Zeit- und Kostenaufwand. Die einfache Ablesbarkeit gibt eine schnelle Orientierung zu Ätiologie und Behandlungsoptionen. Damit ist der nach Leitlinien geforderte gezielte Antibiotikaeinsatz in der Praxis zweifelsohne möglich. Klinisch notwendige Therapiewechsel können mit Hilfe des Tests mikrobiologisch begründet und relevante Resistenzentwicklungen frühzeitig erfasst werden. Verfasser: Dr. Johanna Bennemann, Dr. Klaus Teich, Virbac Tierarzneimittel GmbH, 23843 Bad Oldesloe, Rögen 20; E-Mails: [email protected], [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 21 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 22 Stellenwert des Genomnachweises von MAP in Kotproben in der ParatuberkuloseDiagnostik Köhler, Heike (Jena) Der direkte Erregernachweis von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) in Kotproben stellt eine wichtige Säule der In vivo-Diagnostik der Paratuberkulose (ParaTB) dar. Die kulturelle Anzucht von MAP, die als das Verfahren mit der höchsten Sensitivität und Spezifität gilt, wird in den meisten Laboren auf Grund des erforderlichen Personal- und Zeitaufwandes nicht im großen Maßstab eingesetzt. Große Erwartungen ruhen auf dem molekularbiologischen Nachweis von MAP-Genom, der auf Grund des deutlich geringeren Zeitaufwandes und der Eignung für Hochdurchsatzverfahren erhebliche Vorteile gegenüber der Kultur verspricht. Inzwischen sind in Deutschland mehrere Real-time PCR Kits für MAP mit einer Spezifität von 100% zugelassen. Die diagnostische Sensitivität der PCR im Vergleich zu anderen etablierten Methoden und ihre Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der ParaTB-Bekämpfung wurden bisher jedoch kaum systematisch untersucht. Im Folgenden werden die Ergebnisse von zwei unabhängigen Studien vorgestellt, in denen (1) die Eignung des Direktnachweises von MAP-Genom mittels PCR in Kotproben für die Einzeltierdiagnostik und (2) für die Herdendiagnostik in Umgebungsproben (Sockentupfer, Gülle) ermittelt werden sollte. In Studie (1) wurden je 110 Milchkühe aus ParaTB-unverdächtigen und ParaTB-positiven Milchviehbeständen mit bekanntem Einzeltierstatus einbezogen. Die Entnahme von Kotproben für den kulturellen und molekularbiologischen Direktnachweis von MAP und von Serumproben für den Antikörpernachweis fand zeitgleich statt. Die kulturelle Untersuchung der Kotproben erfolgte mit der in der Amtlichen Methodensammlung niedergelegten Methode. Für den Direktnachweis von MAP-Genom mittels PCR kam das ADIAVET ParaTB Real Time Kit zum Einsatz. Serumantikörper (Ak) gegen MAP wurden mit dem IDEXX Paratuberculosis Screening ELISA bestimmt. In der ParaTB-positiven Studienpopulation lag die Nachweisrate von Kotkultur, PCR und ELISA auf Einzeltierebene bei 72,7 %, 58,2 % bzw. 46,4 %. Es bestand eine negative Korrelation zwischen dem kulturell nachgewiesenen Erregergehalt in den Kotproben und dem in der PCR ermittelten CT-Wert (R2=0,601). Bei 37 % der Proben mit einem nicht-negativen PCR-Ergebnis wurde ein CT-Wert > 37,0 detektiert. 50 % dieser Proben ergaben in Doppelbestimmungen keine reproduzierbaren Ergebnisse. Dabei handelte es überwiegend um Proben, bei denen kulturell nur ein geringer Erregergehalt ermittelt worden war. Die Untersuchung der ParaTB-unverdächtigen Tiere (n=110) erbrachte keinen positiven Kulturbefund, ein (0,9 %) positives ELISA-Ergebnis und 5 (4,5 %) positive PCR-Ergebnisse. Dies kann auf das Vorhandensein lebender, aber nicht kultivierbarer MAP in den Proben oder aber auf Laborkontamination zurück zu führen sein. In Studie (2) wurden 77 Sockentupfer und 75 Gülleproben in 58 ParaTB-positiven und 19 zertifizierten, ParaTB negativen Milchviehbeständen in Hessen, Sachsen und Thüringen entnommen und in zwei diagnostischen Labors vergleichend kulturell und jeweils mit einem zugelassenen real-time PCR-Kit für MAP untersucht. Es kamen der ADIAVET ParaTB Real Time Kit (PCR A) und der VetMAX MAP Real-Time PCR Kit (PCR B) zur Anwendung. Die scheinbare Inner-Herden-Prävalenz (sP) von MAP-Ausscheidern wurde durch kulturelle Untersuchung von individuellen Kotproben bestimmt. Der sP-Grenzwert, der bei einer einmaligen Untersuchung eines Sockentupfers pro Bestand mit 90 %iger Wahrscheinlichkeit ermittelt werden kann lag für Kultur, PCR A und PCR B bei 7,4 %, 10,7 % und 9,0 %, für eine Gülleprobe pro Bestand entsprechend bei 7,3 %, 7,7 % und 7,6 %. Die kombinierte Untersuchung eines Probenpaares aus Sockentupfer und Gülleprobe mit beiden diagnostischen Methoden erlaubt eine sehr sensitive Ermittlung der sP. Durch Kombination von Kultur und PCR können niedrigere sP-Grenzwerte zwischen 4 % und 6 % mit 90 %iger Wahrscheinlichkeit ermittelt werden. Der Direktnachweis von MAP-Genom in Kotproben ist dem Ak-Nachweis an Sensitivität überlegen. Er ist bei guter Laborpraxis sehr gut für die Identifikation starker Ausscheider und die Untersuchung von Umgebungsproben zur Erhebung des ParaTB-Herdenstatus geeignet. Verfasser: Dr. Heike Köhler, Institut für molekulare Pathogenese, Friedrich-Loeffler-Institut, 07743 Jena, Naumburger Str. 96a; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 23 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 24 Praktische Erfahrungen in Diagnostik und Bekämpfung der Paratuberkulose in Sachsen Pützschel, René (Penig); Konrath, Andrea (Leipzig) 2009 wurde das bereits seit 2005 bestehende Paratuberkuloseprogramm der Sächsischen Tierseuchenkasse um die Möglichkeit der kulturellen Kotuntersuchung auf Herdenebene ergänzt, um neben der serologischen Diagnostik ein effizientes Werkzeug zur Schaffung unverdächtiger und Sanierung infizierter Betriebe zur Verfügung zu haben. Mittlerweile nehmen 68 Betriebe (50 Milchviehbetriebe, 18 Mutterkuhbetriebe) mit Gesamtbestandsuntersuchungen am Programm teil. 13 Betriebe konnte nach einer Untersuchungszeit von 3 Jahren mit negativem Ergebnis den Status „Paratuberkulose-unverdächtig“ erreichen, einer davon durch Sanierung nach anfänglich auftretenden positiven Befunden, 12 sind als „historisch frei“ zu betrachten, hier traten niemals positive Befunde nach Kotuntersuchungen auf. Intentionen zur Teilnahme am Programm sind zum einen, die Vorteile im Handel mit Tieren aus unverdächtigen Beständen zu nutzen bzw. durch festgelegte Sanierungsmaßnahmen klinische Erscheinungen bezüglich der Paratuberkulose zu minimieren, Erregerausscheider aus dem Betrieb zu eliminieren, um die Leistungsfähigkeit der Herde zu sichern und die Sanierung in Richtung unverdächtiger Bestand voranzutreiben. Momentan besteht unter den sächsischen Milchvieh- aber auch unter den Mutterkuhhaltern großes Interesse an der Teilnahme am Paratuberkuloseprogramm. Die Voraussetzungen für die Teilnahme am Programm werden vom Rindergesundheitsdienst geprüft. Als Einstiegsuntersuchung wird eine komplette serologische Herdenuntersuchung angestrebt. Danach werden abhängig vom Ergebnis erste Kotuntersuchungen durchgeführt, je nach Eingangsprävalenz Stichproben einzelner Tiere, Umgebungsproben oder Gesamtbestandsuntersuchungen. Die Erfahrungen in Sanierungsbetrieben zeigen, dass schnellste Selektion von Erregerausscheidern und ein striktes Abkalbe- und Stallhygieneprogramm über das Sanierungsergebnis entscheiden. Entsprechende Maßnahmen werden betriebsspezifisch in den Programmen verankert, dazu gehört neben einer strikten Abkalbehygiene auch die Einhaltung von Regeln beim Vertränken von Kolostrum, beim Bewirtschaften der Weide und bei geplanten Zukäufen. Anerkannt unverdächtige Betriebe werden nach Vorgabe der „Empfehlungen für hygienische Anforderungen an das Halten von Wiederkäuern“ von 2014 überwacht. Hier sind weitere Herdenuntersuchungen und Umgebungskotproben verankert. Dem rinderhaltenden Betrieb wird damit ein wichtiges Werkzeug zum Schutz eines unverdächtigen Bestandes an die Hand gegeben. Durch die lange Untersuchungsdauer bei kultureller Anzucht verzögert sich die Merzung von Erregerausscheidern. Zudem ist eine hohe Lagerkapazität in der Landesuntersuchungsanstalt Sachsen nötig und die Untersuchung ist durch hohen Personal- und Materialaufwand verhältnismäßig teuer. Mittlerweile sind zwei Direkt-PCR-Verfahren zur Kotuntersuchung auf Paratuberkulose zugelassen. Dieses Verfahren verkürzt die Untersuchungszeit, so dass positive Tiere schneller selektiert werden können. Zur Beurteilung der Vergleichbarkeit von Direkt-PCR und bakteriologischer Kotuntersuchung hat die Sächsische Tierseuchenkasse zusammen mit der Landesuntersuchungsanstalt 2013 und 2014 ein Projekt mit über 2000 Proben durchgeführt. Hier konnte festgestellt werden, dass die Direkt-PCR durchaus geeignet ist, starke und mittlere Erregerausscheider zu detektieren. Ergebnisse künftiger Projekte zur Prüfung von diagnostischen Verfahren sollen zur weiteren Optimierung der Sanierung betroffener Betriebe und der Überwachung unverdächtiger Betriebe genutzt werden. Verfasser: René Pützschel, Rindergesundheitsdienst der Sächsischen Tierseuchenkasse, 09322 Penig, Brückenstr. 2; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 25 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 26 Molekulare und serologische Lösungen zur (Hochdurchsatz-) Diagnostik der Paratuberkulose Räber, Alex; Mariaux, Jean-Baptiste (Schlieren, Schweiz) Der Nachweis von Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) in Rinderkot erfährt derzeit wachsende Aufmerksamkeit. Klassischerweise erfolgt dieser Nachweis mittels kultureller Verfahren, die aber bis zu 16 Wochen in Anspruch nehmen können. Aufgrund ihrer Schnelligkeit stellt die PCR eine interessante Alternative zum Nachweis von MAP in Rinderkot dar. Dabei muss die PCR-basierte Diagnostik immer im Zusammenhang mit einer Methode zur NukleinsäureIsolierung gesehen werden, die zum einen die lipidreichen Zellwände von MAP lysieren und zum anderen PCR Inhibitoren, wie Phytinsäure und komplexe Polysaccharide, abtrennen kann. Das auf Magnetpartikeln basierende MagMAXTM Total Nucleic Acid Isolation Kit AM1840 bietet die Möglichkeit einer solchen sensitiven wie auch genauen Aufreinigungsmethode. Die extrahierten Nukleinsäuren können nachfolgend mit dem VetMAX® MAP RT-PCR Screening Kit auf das Vorhandensein von MAP-DNA untersucht werden. Die im Kit enthaltenen Reagenzien amplifizieren ein einzelnes Sequenzelement und ermöglichen damit einen sensitiven wie auch spezifischen Nachweis der Erreger DNA. Kreuzreaktionen, die bei der Amplifikation von anderen multi-copy Sequenzelementen, durch in der Umwelt vorkommende Mykobakterien auftreten, werden somit ausgeschlossen. Der erste Teil des Vortrags wird sowohl Daten zu Schlüsselkriterien wie Robustheit und Wiederholbarkeit, aber auch Daten zur diagnostischen Sensitivität und Spezifität des gesamten Arbeitsgangs darstellen. Während die Verwendung von molekularen Methoden eher auf die Untersuchung von Einzeltieren oder Umweltproben abzielt, ist die Serologie Methode der Wahl, wenn der Infektionsstatus einer Herde erfasst werden soll. Dabei sind ELISAs, besonders seit der Einführung der Präabsorption kreuz-reagierender Antikörper aus dem Probenmaterial, die am besten geeignete Methode, um Antikörper gegen MAP in (sub-) klinisch infizierten Tieren nachzuweisen. Der PARACHEK® 2 ELISA erlaubt den sensitiven und spezifischen Nachweis von Antikörpern gegen MAP in Serum von Rindern und kleinen Wiederkäuern wie Ziegen und Schafen. Auch der Nachweis von Antikörpern in der Milch von Rindern ist möglich. Neben der Präsentation von Validierungsdaten in den verschiedenen Matrices wird ein weiterer Schwerpunkt dieses zweiten Vortragsteils auf der Darstellung der Möglichkeiten zum Hochdurchsatzscreening mit dem PARACHEK® 2 ELISA liegen. Vor der Tatsache der langsamen Entwicklung der Paratuberkulose und der zeitintensiven Kultivierung des Erregers sind molekulare und serologische Methoden interessante Optionen, um einen Hinweis auf das Infektionsgeschehen zu erhalten. Verfasser: Dr. Jörn Voss, Thermo Fisher Scientific, 64293 Darmstadt, Frankfurter Str. 129 b; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 27 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 28 Workshop - A practical approach to control Paratuberculosis/ Prevention and control of Johnes Disease in UK Dairy Herds Sibley, Richard (Tiverton, United Kingdom) There has been a national campaign to raise awareness of Johnes disease in the United Kingdom, aimed at dairy farmers and focussed on the potential economic consequences of the disease once it becomes endemic in a dairy herd. The campaign encouraged dairy farmers to define the risk of disease in their herds and then determine their current disease status in order to determine and implement prevention and control strategy appropriate to the herd with the help of their local veterinarian. Herd disease status was generally defined by screening 30 high risk cows by elisa testing of milk for antibody, and the overall prevalence in the herd estimated by the number of positives tests in the 30 cow screen and the risks of spread that existed in the herd. Once risks and prevalence had been defined, herds were offered six potential prevention and control strategies with local vets helping to define the most appropriate for the farm. The most commonly adopted strategy has been the use of risk based control programme utilising quarterly elisa testing of individual cow milk samples to identify high risk cows. The paper will demonstrate the strategic approach to Johnes management in UK dairy herds and how the programme is to be expanded to create a National Johnes Management Plan to involve all UK dairy herds. Verfasser: Richard Sibley BVSc HonFRCVS, 5 Chapple Rd, Witheridge, Tiverton, Devon, EX16 8AS, United Kingdom (GB); E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 29 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 30 Neue gesetzliche Regelungen für die Bekämpfung von Tierseuchen beim Rind von Blumröder, Daniela (Berlin) Mit der Ersten Verordnung zur Änderung der MKS-Verordnung sollen im Wesentlichen die Maßnahmen bei Feststellung der MKS in einer Grenzkontrollstelle oder in einer Schlachtstätte im Hinblick auf die Rückverfolgbarkeit verbessert werden. Weiterhin werden die Regelungen zur Verbringung von Milch aus einem Betrieb in einem Sperrbezirk oder Beobachtungsgebiet dahingehend konkretisiert, dass auch im Ereignisfall die Milchgüte-VO durchgeführt werden kann. Zudem werden die Regelungen zum Verbringen aus betroffenen Betrieben der MKS-Richtlinie 2003/85/EG angepasst. Schließlich soll ein „Frühwarnsystem“ (analog SchweinehaltungshygieneVO) eingeführt werden. Mit der Dritten Verordnung zur Änderung der BHV1-Verordnung wird u. a. vorgeschrieben werden, dass nur noch Impfstoffe verwendet werden dürfen, bei deren Herstellung Virusstämme verwendet werden, die eine Deletion des Glykoprotein-E-Gens (negativer gE-Marker) aufweisen; dies führt dazu, dass die diagnostischen Verfahren vereinheitlicht werden können, Tierhalter dafür Sorge zu tragen haben, dass infizierte Tiere unverzüglich aus dem Bestand entfernt werden müssen (die Tiere können regulär geschlachtet werden und müssen nicht getötet und unschädlich beseitigt werden), auf Sammelstellen entweder nur BHV1-freie Rinder oder nur nicht BHV1-freie Rinder aufgetrieben werden dürfen, um zu vermeiden, dass sich BHV1-freie Rinder auf Sammelstellen infizieren und ggf. wieder in BHV1-freie Betriebe verbracht werden, die Aufhebungsuntersuchungen nach einem Ausbruch modifiziert werden (nur noch eine Untersuchung anstatt wie bisher zwei Untersuchungen), die Vorgaben zur Aufrechterhaltung des BHV1-freien Status an den Sanierungsfortschritt angepasst werden (z. B. Stichprobenuntersuchung statt Untersuchung aller Rinder eines Bestandes). Mit der Verordnung zur Änderung von Verordnungen im Hinblick auf die Blauzungenkrankheit werden die Verordnung zum Schutz vor der Blauzungenkrankheit und die EG-Blauzungenbekämpfung-Durchführungsverordnung angepasst, da die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens der BT in Deutschland unabhängig davon ist, ob es sich um den in der Vergangenheit in Deutschland aufgetretenen Serotyp 8 oder einen anderen Serotyp handelt. Auch wegen Änderungen der Verordnung (EG) Nr. 1266/2007 bedarf es einer Anpassung des nationalen Rechtes. Verfasser: Dr. Daniela von Blumröder, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, 10117 Berlin, Wilhelmstraße 54; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 31 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 32 Der niedersächsische "Leitfaden Biosicherheit in Rinderhaltungen" - Erarbeitet nicht nur für den Tierseuchenfall Heilkenbrinker , Thomas (Oldenburg); Finkensiep, Andreas (Hannover) Die Biosicherheit beschäftigt sich mit der Analyse von Gefahren der Erregereinschleppung in Tierhaltungen sowie der Entwicklung von Maßnahmen, um dieses Risiko zu minimieren. Die EUTiergesundheitsstrategie in Verbindung mit dem Gesetz zur Vorbeuge vor und Bekämpfung von Tierseuchen (Tiergesundheitsgesetz TierGesG) erwarten vom Tierbesitzer zunehmend eine Vorsorgeverpflichtung. Zukünftig kann der Zugang zu öffentlichen Mitteln im Rahmen der Tierseuchenbekämpfung von der Beachtung einschlägiger Biosicherheitsgrundsätze abhängig werden. Die Freiheit von Tierkrankheiten trägt direkt zur ungehinderten Teilnahme am Marktgeschehen bei und beeinflusst so die Vermarktbarkeit aller tierischen Produkte. Die vielfach beschriebenen wichtigsten Risiken für Rinderhaltungen sind der Tier- und Personenverkehr. Für eine Früherkennung von Tierkrankheiten ist die qualifizierte Tierbeobachtung / Tierbetreuung, verbunden mit dem Wissen, auf Veränderungen frühzeitig zu reagieren, unerlässlich (Management). Bauliche Gegebenheiten können durch gelenkten Personen- und Tierverkehr sowie fachgerechte Versorgungs- und Entsorgungsmaßnahmen eine Verschleppung von Krankheiten deutlich erschweren. Der niedersächsische „Leitfaden Biosicherheit in Rinderhaltungen“ wurde von einer breit aufgestellten interdisziplinären Arbeitsgruppe zusammengestellt. Der Leitfaden hat sich primär das Ziel einer Wegweisung und Arbeitshilfe mit hoher Akzeptanz beim Rinderhalter gesetzt. Biosicherheit in einer Rinderhaltung kann nicht allein vom Tierhalter sichergestellt werden. Nur wenn sich alle Dienstleister eines Betriebes um Biosicherheit bemühen kann es gelingen. Durch den gewählten Stufenaufbau des „Leitfadens Biosicherheit in Rinderhaltungen“ kann der Tierbesitzer entscheiden, auf welcher Sicherheitsstufe er seine Rinderhaltung führen möchte. Je nach Risikobewertung sollte eine Sicherheitsstufe I bis III angestrebt und konsequent umgesetzt werden. Die Arbeitsgruppe in Niedersachsen geht von einer von allen Rinderhaltern einzuhaltenden Sicherheitsstufe I aus. Mit Hilfe des Leitfadens kann dieses für den Betrieb individuell umgesetzt werden. Der Tierhalter hat aber stets das höhere Ziel (höhere Sicherheitsstufe) vor Augen und kann sich selbstständig zu weiteren Maßnahmen entscheiden. Biosicherheit bezieht alle Dienstleister mit ein und wird von ihnen auch Verhaltensänderungen einfordern. Dieses ist nicht nur im Seuchenfall von Bedeutung, sondern trägt ständig zur Gesunderhaltung unserer Rinderbestände bei. In der Bemühung um Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung sind Maßnahmen zur Biosicherheit ein zielführender Beitrag. Die in 2014 vom BMEL veröffentlichte „Leitlinie über die hygienischen Anforderungen beim Halten von Wiederkäuern“ bietet sehr umfangreiche Orientierung für große und kleine Wiederkäuer bis hin zu Empfehlungen zum Schutz gegen Paratuberkulose und Q-Fieber. Die niedersächsische Arbeitsgruppe hat hierauf den in 2013 fertiggestellten „Leitfaden Biosicherheit in Rinderhaltungen“ überarbeitet. Die BMEL Leitlinie ist jetzt bezüglich der allgemeinen Hygienemaßnahmen mit aufgenommen. Der „Leitfaden Biosicherheit in Rinderhaltungen“ steht im Internet auf den Seiten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen unter Webcode 01025352 zur Verfügung. Verfasser: Dr. Thomas Heilkenbrinker, Tiergesundheitsdienste der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, 26121 Oldenburg, Sedanstraße 4; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 33 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 34 Auf dem Weg zur bundesweiten BHV-1-Freiheit Beer, Martin; König, Patricia (Greifswald-Insel Riems) Die Bekämpfung der Infektion mit dem bovinen Herpesvirus vom Typ 1 (BHV-1) befindet sich nach fast 2 Jahrzehnten intensiver Eradikationsbemühungen in Deutschland auf der Zielgeraden. Durch gezielte Merzung von Reagenten in Regionen mit niedriger Prävalenz wurde, ebenso wie durch den Einsatz von gE-deletierten Markerimpfstoffen in Regionen mit einem hohen Durchseuchungsgrad, das bovine Herpesvirus vom Typ 1 weiter massiv zurückgedrängt. Nach der Anerkennung Bayerns als BHV-1-frei (gemäß Artikel 10 der 64/432/EWG) im Jahr 2011, folgten in den Jahren 2014 und 2015 insbesondere Bundesländer, die ein Eradikationskonzept mit flächendeckender Markerimpfung und damit verbundener Markertestung durchgeführt hatten. Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg- Vorpommern haben nun auch den begehrten „Artikel-10-Status“ (siehe Durchführungsbeschlüsse 2014/703/EU und 2015/250/EU) und können wie Bayern nun sehr strenge Zusatzgarantien zum Schutz der Bestände einfordern. Die restlichen Bundesländer sind mit sehr wenigen Ausnahmen ebenfalls weit in der Bekämpfung fortgeschritten und es ist davon auszugehen, dass bis 2016 ein Großteil der Bundesrepublik den Status „BHV-1-frei“ besitzt. Damit ist das Ziel der bundesweiten BHV-1Freiheit in greifbare Nähe gerückt. In dieser letzten Phase der Bekämpfung ergeben sich aber auch besondere Herausforderungen, die im Einzelnen vorgestellt und besprochen werden sollen. Dazu gehören diagnostische Fragestellungen wie die Abklärung unspezifischer Ergebnisse, aber auch die Einordnung verwandter Herpesviren wie z.B. des Büffelherpesvirus. Die völlig unerwartete Einschleppung von BHV-1 aus Österreich in Betriebe in Bayern im Jahr 2015 zeigt zudem den außerordentlich hohen Stellenwert von Biosicherheitsmaßnahmen und betont das stets vorhandene Risiko der Wiedereinschleppung in eine voll empfängliche Population. Dazu kommen noch besondere Maßnahmen für das Verbringen geimpfter Kühe aus den Regionen, die erstmalig als Markerimpfgebiet einen Artikel 10-Status besitzen. Geimpfte Tiere können beispielsweise nicht in freie Betriebe ohne Impftiere verbracht werden, da ansonsten Impfantikörper in der Milch das Screening-Verfahren über die Tankmilch stören. Abschließend werden zentrale Punkte der in der Abstimmung befindlichen neuen BHV-1Verordnung vorgestellt, die eine weitere Intensivierung der BHV-1-Eradikation ermöglichen und Deutschland dem Ziel der bundesweiten BHV-1-Feiheit näherbringen soll. Verfasser: Prof. Dr. Martin Beer und Dr. Patricia König, Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Suedufer 10, 17493 Greifswald-Insel Riems; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 35 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 36 Anerkennung von BHV1-freien Regionen nach Artikel 10 der Richtlinie 64/432/EWG – Stand und Ausblick Tyrpe, Andreas (Magdeburg) Nach Artikel 10 in Verbindung mit Anhang E Teil II der Richtlinie 64/432/EWG des Rates vom 26. Juni 1964 zur Regelung viehseuchenrechtlicher Fragen beim innergemeinschaftlichen Handelsverkehr mit Rindern und Schweinen besteht für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union die Möglichkeit, bei der Kommission der Europäischen Union für den jeweiligen Mitgliedstaat oder Regionen des Mitgliedstaates die Anerkennung der Freiheit von einer im Anhang E Teil II aufgeführten Tierseuche zu beantragen. Die Infektiöse bovine Rhinotracheitis (BHV1-Infektion der Rinder) ist dort aufgeführt. Bisher haben die Mitgliedstaaten Dänemark, Österreich, Finnland und Schweden für ihr gesamtes Hoheitsgebiet den amtlichen Status „BHV1-frei“ seitens der Europäischen Kommission erhalten. Weiterhin trifft dies auf die Autonome Provinz Bozen in Italien zu. In Deutschland konnten bis 2014 die Freistaaten Bayern (2011) und Thüringen (2014) ihre Tilgungsprogramme erfolgreich mit einer Statusanerkennung abschließen. Zuletzt ist dies den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gelungen, die einen gemeinsamen Antrag auf Anerkennung der BHV1Freiheit über das zuständige Bundesministerium bei der Kommission eingereicht hatten. Mit dem Durchführungsbeschluss (EU) 2015/250 der Kommission vom 13. Februar 2015 zur Änderung der Anhänge I und II der Entscheidung 2004/558/EG in Bezug auf den Status der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg Vorpommern als frei von der infektiösen bovinen Rhinotracheitis fanden die in den neunziger Jahren begonnen Tilgungsprogramme in diesen Ländern ihren erfolgreichen Abschluss. Weitere Bundesländer haben durch in Kraft gesetzte Landesregelungen, die in der Regel ein Impfverbot gegen die BHV1-Infektion der Rinder als zentrale Vorschrift beinhalten, bereits die Grundlage für den Abschluss der dortigen Tilgungsverfahren geschaffen. Aufgrund des ungleichen Tilgungsstandes in Europa und in Deutschland kommt es insbesondere zum jetzigen Zeitpunkt darauf an, den erreichten Status nicht zu gefährden und gleichzeitig unter den rechtlichen Rahmenbedingungen den Rinderhandel und den sonstigen Viehverkehr mit Rindern weiterhin zu gewährleisten. Verfasser: Dr. Andreas Tyrpe, Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, 39112 Magdeburg, Leipziger Straße 58; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 37 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 38 Die BHV1-Sanierung zum Erfolg führen, den Sanierungserfolg sichern – die HITDatenbank hilft dabei Kirschner, Tobias (Unna) Seit Anfang der 1980er Jahre wird in Deutschland versucht, das bovine Herpesvirus aus der Rinderpopulation zu verdrängen. Dies ist in den einzelnen Bundesländern und Regionen mit unterschiedlicher Intensität und Erfolg durchgeführt worden. Allen Anstrengungen gemeinsam ist, dass ein erheblicher finanzieller Aufwand betrieben wurde, um das Ziel zu erreichen. Aber auch eine Vielzahl von Rückschlägen und Misserfolgen durch Neu- und reinfektionen zieren das Bild der jahrelangen Sanierung. Um dies auf ein Minimum zu reduzieren, wurde versucht mit Hilfe des Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere, kurz HIT-Datenbank, Wege zu finden, die Bekämpfung der BHV-1 in Deutschland voranzutreiben und den erreichten Erfolg der Sanierung gegen Neuinfektionen zu sichern. Waren es zu Beginn der Datenerfassung im Jahre 1999 ausschließlich einzeltierbezogene Daten, mit denen nur Rückschlüsse auf gesundheitliche Fragegestellungen des Einzeltieres gezogen werden konnten, so wurde das System im Laufe der nachfolgenden Jahre um bestandsspezifische Daten (Tankmilchergebnisse /BHV1- / BVD-Betriebsstatus) erweitert. Hierdurch war es möglich, von einer Fülle von Einzeltierergebnissen auf die Herdengesundheit zu schließen. Es ließ sich u.a. prüfen, ob der Tierhalter gesetzlich vorgeschriebene Bestandsuntersuchungen auch vollständig durchgeführt hatte. Ein weiteres Werkzeug ist die Möglichkeit, einzelne Tiere oder auch ganze Betriebe „unter amtliche Beobachtung“ zu stellen. Mit Hilfe von sog. Veterinärvorgängen kann hierbei überprüft werden, ob z.B. Restriktionen im Seuchenfall eingehalten werden. Ebenso kann nun ermittelt werden, ob Tiere, für die ein Verkaufsverbot besteht, in andere Bestände verbracht werden. Solche Auswertungen bilden den Grundstein von modernen Früherkennungssystemen und werden in der Praxis zum Teil schon erfolgreich eingesetzt. Der Vortrag möchte einen kurzen Abriss der einzelnen Möglichkeiten der Datenbank aufzeigen, mit denen die Einhaltung der BHV-1 Verordnung überprüft oder aber auch Problemtiere oder Problembetriebe gefunden werden können. Hierbei werden neben den bekannten Werkzeugen der Onlinebenutzeroberfläche ebenso die Möglichkeiten der Batchabfragen vorgestellt. Verfasser: Dr. Tobias Kirschner, Veterinär- u. Lebensmittelüberwachungsamt Kreis Unna, 59425 Unna, Platanenallee 16; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 39 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 40 BVD-Bekämpfung in Deutschland – sind wir schon auf der Zielgeraden? Schirrmeier, Horst (Greifswald – Insel Riems) Die Bovine Virusdiarrhoe/Mucosal Disease (BVD/MD) ist seit 2004 anzeigepflichtig. Seit Dezember 2008 sind mit der BVD-Verordnung Grundsätze der Bekämpfung bundesweit einheitlich geregelt (in Kraft seit 1.1.2011). Kernpunkte sind die frühzeitige Erkennung und Eliminierung von persistent infizierten (PI-) Tieren, ein ausschließlicher Handel mit zertifiziert unverdächtigen Tieren und der Schutz vor Neuinfektion. Als Ziel ist eine Minderung des Infektionsdruckes und eine Reduzieren der Anzahl von Beständen mit PI-Tieren vorgegeben, von der Eradikation als Ziel wurde wegen des Fehlens europäischer Regelungen abgesehen. Basis des Programms ist die verpflichtende Untersuchung auf Virusantigen bzw. -genom, vorzugsweise über die Testung von Ohrstanzproben für Kälber bis zum 6. Lebensmonat. Seit dem 1.1.2011 wurden in Deutschland mehr als 46 000 Kälber als PI-Tiere identifiziert und aus den Beständen entfernt. Die Prävalenz, bezogen auf die Geburten sank von 0,5% im Jahre 2011 auf 0,06% im Jahre 2014, wobei eine annähernd jährliche Halbierung zu verzeichnen war. Fast 8 000 Betrieben mit mindestens einem PI-Tier im Jahre 2011 stehen noch etwas mehr als 1 100 im Jahre 2014 gegenüber. Das bedeutet, dass in 99,3 % der deutschen Rinderhaltungen 2014 kein PI-Tier mehr diagnostiziert wurde. Einzelne massive Neuinfektionen mit z.T. dramatischen ökonomischen Schäden machen aber auch deutlich, dass ein Nachlassen in der Stringenz der Maßnahmen immer noch eine erhebliche Gefahr für die zunehmend naive Population darstellen kann. Veränderungen in der Bekämpfungsstrategie sind daher so zu gestalten, dass diejenigen Faktoren, die sich in den vergangenen vier Jahren als Hauptrisiken herausgestellt haben, stärker kontrolliert werden. Das sind insbesondere der lange mögliche Untersuchungsrahmen, das lange Verbleiben von PI-Tieren im Bestand, das Fehlen von Restriktionen für Bestände mit PI-Tieren und die ungenügende Heraushebung des Status „unverdächtiger Bestand“, über den perspektivisch der kontrollierte Ausstieg aus der Ohrstanzuntersuchung erfolgen kann. Für die Aufrechterhaltung dieses Status ist ein wirksames System der serologischen Überwachung zu etablieren. Eine Neuausrichtung des Bekämpfungszieles in Richtung Eradikation erscheint dringend notwendig. Veränderungen der BVD-Verordnung, die diese Punkte berücksichtigen, sind gegenwärtig in der Diskussion und werden hoffentlich helfen, die Geschwindigkeit auf der Zielgeraden nicht geringer werden zu lassen (um den Bezug zum Thema zu finden). In der Diagnostik hat sich die Ohrstanzuntersuchung durchgesetzt, ca. 95 % des untersuchten Probenmaterials sind Ohrstanzen. ELISA und PCR haben sich als bisher noch in gleicher Weise geeignete Untersuchungsmethoden erwiesen, die Entscheidung ist eine Abwägung verschiedener Gesichtspunkte, die nicht immer nur etwas mit der Qualität von Testparametern zu tun haben. 2014 wurde 73% der Proben im ELISA untersucht und 27% mittels PCR, was gegenüber früheren Jahren eine leichte Verschiebung zugunsten der PCR darstellt. Das Auftreten hochvirulenter Virusstämme vom Subtyp 2c im Jahre 2013 hat deutlich gemacht, dass die auf das Auffinden von PI-Tieren ausgerichtete Strategie der BVD-Bekämpfung nicht völlig verhindern kann, dass räumlich und zeitlich begrenzte Rückschläge durch akute (transiente) Infektionen auftreten können und die Biologie der Viren nicht immer vorhersehbar ist. Gemeinsames und konsequentes Handeln hat hier Schlimmeres verhindert. Die BVD-Bekämpfung im Europäischen Rahmen ist insgesamt kritisch zu sehen. Allerdings ist erfreulich, dass kürzlich weitere Staaten (z.B. Irland, Belgien) Bekämpfungsprogramme implementiert haben und dass es auch Bestrebungen gibt, die Diagnostik z.B. durch gegenseitige Anerkennung staatlicher Zulassungsverfahren für Diagnostika zu harmonisieren. Verfasser: Dr. Horst Schirrmeier, Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Virusdiagnostik, 17493 Greifswald - Insel Riems, Südufer 10; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 41 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 42 Stand der BVD-Ausrottung in der Schweiz Di Labio, Elena (Bern, Schweiz) In der Schweiz wurde 2008 ein nationales Programm zur Ausrottung der Bovinen Virusdiarrhoe (BVD) gestartet. Im Rahmen dieses Programms wurden erst die gesamte Rinderpopulation und anschließend während vier Jahren flächendeckend alle neugeborenen Kälber auf das BVD-Virus untersucht. Persistent-infizierte Tiere (PI-Tiere) wurden eliminiert und trächtige Kontakttiere durften bis zum Abkalben nicht verstellt werden. Die Prävalenz von PI-Tieren unter den neugeborenen Kälbern sank von 1.4% (Oktober 2008) auf 0.02% (Dezember 2012). Seit 2012 wird der Status der BVD-freien Betriebe mittels eines jährlichen Untersuchungsprogramms, das hauptsächlich auf der serologischen Untersuchung von Tankmilchproben und Blutproben junger Rinder basiert, überwacht. Ende 2012 wurde die flächendeckende virologische Kälberuntersuchung eingestellt. Lediglich in Kleinbetrieben und Betrieben mit einem speziellen Herdenmanagement werden die neugeborenen Kälber nach der Geburt im Rahmen der BVD-Überwachung weiterhin virologisch untersucht. Die Anzahl der von BVD betroffenen Betriebe ist gesamtschweizerisch auf einem sehr tiefen Niveau. Ende Februar 2015 waren von insgesamt 40‘089 Rindviehhaltungen noch 16 Betriebe aufgrund eines BVD-Seuchenfalles oder -verdachts gesperrt. Rund 99.9% der Schweizer Rindviehhaltungen sind BVD-frei. Die Ergebnisse der serologischen Untersuchungen von Tankmilch- und Blutproben zeigen eine stetige Zunahme der Seronegativität in der Schweizer Rinderpopulation und bestätigen das weitere Voranschreiten der BVD-Ausrottung. Im Herbst 2014 wurden bereits bei rund 94% der untersuchten milchliefernden Betriebe keine oder nur noch sehr wenige Antikörper in der Tankmilch nachgewiesen. Diese an und für sich positive BVD-Situation hat zur Folge, dass jedes einzelne PI-Tier in der heute praktisch naiven Schweizer Rinderpopulation einen großen Schaden verursachen kann. Aufgrund des regen Tierverkehrs kann ein einzelnes BVD-Ereignis der Ursprung für eine Reihe von BVD-Neuinfektionen in BVD-freien Betrieben sein. 2014 kam es in mindestens 30 BVD-freien Betrieben, die seit mindestens 12 Monaten kein PI-Tier mehr im Bestand hatten, zu einer BVDNeuinfektion. Die BVD ist in der Schweiz noch nicht vollständig ausgerottet. Dennoch muss zum Erreichen dieses Ziels bereits heute vom fachlichen Vorgehen her jeder aktuell auftretende BVD-Fall in einem BVD-freien Betrieb wie ein Neuausbruch einer abwesenden Tierseuche behandelt werden. Zu den umgehend zu ergreifenden Maßnahmen zur Unterbrechung der Infektionskette gehören auch umfassende epidemiologische Abklärungen, um einerseits die Infektionsquelle zu finden und andererseits eine mögliche Weiterverschleppung des BVD-Virus in einen anderen Bestand während der Zeit zwischen dem mutmaßlichen Viruseintrag in den betroffenen Betrieb und der Entdeckung des BVD-Falles auszuschließen. Das frühzeitige Erkennen eines vorhandenen PITieres und die rasche und konsequente Umsetzung der Massnahmen zur Unterbrechung der Infektionskette sind in der jetzigen Phase der BVD-Ausrottung essentiell, um zu verhindern, dass sich das BVD-Virus in der naiven Rinderpopulation wieder ausbreiten kann. Gemeinsame Anstrengungen seitens des Veterinärdienstes und jedes einzelnen Tierhalters sind nötig, um die BVD-freien Betriebe vor Neuinfektionen zu schützen und das BVD-Virus in der Schweiz endgültig auszurotten. Verfasser: Dr. Elena Di Labio, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, 3003 Bern (Schweiz), Schwarzenburgstrasse 155; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 43 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 44 Erfahrungen und Besonderheiten bei der BVD Eradikation im alpinen Raum in Westösterreich Schöpf, Karl (Innsbruck, Österreich) Das Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen am AGES Standort in Innsbruck arbeitet bei der BVD Eradikation eng mit der Veterinärabteilung der Tiroler und Vorarlberger (Vbg) Landesregierung zusammen. Der Rinderbestand in Tirol umfasst ca. 180.000 Tiere, der in Vbg ca. 65.000 Tiere (Statistik Austria 2014). Die Tiere werden in ca. 9.000 Betrieben in Tirol und in ca. 2.300 Betrieben in Vbg gehalten. Es handelt sich dabei um überwiegend kleinbäuerliche Betriebe. Mehr als die Hälfe der Rinder gehen jeden Sommer auf Almen, wo ein intensiver Kontakt zwischen bestandsfremden Tieren stattfindet. In Tirol befinden sich etwa 2.100, in Vbg etwa 520 bewirtschaftete Almen. Die Almflächen sind nicht nur ein integraler Bestandteil der Berglandwirtschaft, sondern über ihre landwirtschaftliche Funktion hinaus prägende Elemente subalpinen und alpinen Kulturlandschaft und der Berggebiete. Ein weiteres Charakteristikum der Rinderhaltung im Westen Österreichs ist die rege Handelstätigkeit von Jungtieren im Alter von nur wenigen Wochen. Als Besonderheit werden des Öfteren auch Schafe und Ziegen gemeinsam mit Rindern gehalten. Diese beiden Charakteristika stellen erhöhte Risiken im Zusammenhang mit BVD Neuinfektionen dar. Seit dem 1. August 2004 ist die nationale BVD Verordnung in Kraft, die sowohl die Bekämpfung als auch die Vorbeugung der BVD bei Rindern regelt. Ab dem Jahr 2005 werden in Tirol alle neugeborenen Kälber mittels Ohrgewebsproben auf BVD-Antigen untersucht. Untersuchungsmethode im Labor ist ein kommerzieller ELISA. Die Ohrgewebsproben werden mittels Caisley System (Flexoplusgeno) gewonnen und über den Kontrollverband der Landwirtschaftskammer an das AGES Labor weitergeleitet. Im Labor werden die Proben mittels Barcode in einem Laborinformationssystem (LISA) erfasst. Nach erfolgter Untersuchung werden die Ergebnisse mittels Csv-Files an die Datenbank der Veterinärabteilung der Tiroler Landesregierung übermittelt. Leerproben werden der Agrarmarkt Austria (AMA) gemeldet und der Betrieb erhält umgehend eine Ersatzohrmarke mit derselben Nummer zur Nachbeprobung. Die Laborergebnisse werden auf der Homepage der Landesregierung veröffentlicht und sind so für den Tierhalter jederzeit verfügbar. In den Bundesländern Tirol und Vbg wird der indirekte Erregernachweis (Antikörpernachweis aus der Tankmilch und im Blut) als Instrument der Seuchenüberwachung mehrmals jährlich durchgeführt. Der Verlauf der Infektionsdynamik und das Vorkommen verschiedener BVDV Genotypen über die Jahre 2009 - 2014 wird beschrieben. Anhand von Beispielen und mittels Bewegungsdaten werden Risikofaktoren, die für eine Weiterverbreitung der Infektion verantwortlich sind, aufgezeigt und diskutiert. Verfasser: Dr. Karl Schöpf, AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), Technikerstrasse 70, 6020 Innsbruck (Österreich): E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 45 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 46 Einfluss eines inaktiven und eines Lebendimpfstoffs auf Höhe und Stabilität des BVDV-Antikörpertiters sowie den Schutz vor fetaler Infektion – eine Feldstudie Linder, Miriam; Bernau, Jennifer; Gaede, Wolfgang (Stendal); Schirrmeier, Horst (Greifswald), Haas, Ludwig (Hannover); Oßwald, Friedrich-Wilhelm (Salzwedel); Friedrichs, Hermann (Mieste) Eine wichtige Maßnahme zur Bekämpfung der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) ist die Bestandsimpfung, die das vorrangige Ziel hat, die Entstehung neuer persistent-infizierter Tiere (PITiere) zu verhindern (fetaler Schutz). Nach amtlicher Feststellung einer BVDV-Neuinfektion in einem Mutterkuhbestand in Sachsen-Anhalt wurde der Bestand mit einer Inaktivatvakzine geimpft. Dennoch wurden weiterhin zahlreiche PI-Tiere geboren. Daraufhin wurde das Impfschema durch eine Lebendvakzine ergänzt. Parallel dazu schloss sich die vorliegende Feldstudie an. Dazu wurden zwei Studiengruppen gebildet. Für die Feldvirusgruppe wurden 36 Tiere ausgewählt, die ein PI-Tier geboren hatten. In der Negativgruppe mit 30 Tieren befanden sich ausschließlich Tiere, die möglichst wenig Kontakt mit einem PI-Tier gehabt hatten. Von den Studientieren wurden zu vier verschiedenen Zeitpunkten Blutproben entnommen. Daraus erfolgte die Antikörperbestimmung sowohl mittels ELISA als auch die Bestimmung des Antikörpertiters gegen ein aus einem PI-Tier des Bestandes isoliertes BVD-Feldvirus im Serum-Neutralisations-Test (SNT). Der zeitliche Ablauf der Impfungen und Probennahmen war wie folgt: Nr. Zeitangabe Tätigkeit 1 2 3 März und April 2011 Januar 2012 November 2012 4 5 6 7 Januar 2013 März 2013 April 2013 Januar 2014 Grundimmunisierung Bestand mit Inaktivatvakzine Boosterimpfung Bestand mit Inaktivatvakzine Boosterimpfung Bestand mit Inaktivatvakzine und Blutprobenahme Blutprobenahme einmalige Bestandsimpfung erstmalig mit Lebendimpfstoff Blutprobenahme Blutprobenahme Tiere mit einem SN-Titer über 200 ND50 wurden als „geschützt“ definiert, Tiere unter 200 galten als „nicht geschützt“. In der Feldvirusgruppe waren in allen Untersuchungen über 97 % der Tiere geschützt. In der Negativgruppe waren zu den Zeitpunkten Nr. 3 und Nr. 4 knapp 17 % der Tiere durch Impfung mit Inaktivatvakzine geschützt. Nach der Lebendimpfung stieg der Anteil auf knapp 57% (Zeitpunkt Nr. 6) und blieb zehn Monate nach der Lebendimpfung (Zeitpunkt Nr. 7) auf diesem Niveau. Der Anstieg ist statistisch signifikant. Die Herde wurde einige Monate nach der Lebendimpfung wieder belegt. Obwohl ein Teil der Herde während der Frühträchtigkeit Kontakt zu zwei übersehenen PI-Tieren hatte, wurden in der darauffolgenden Abkalbesaison keine neuen PI-Tiere mehr geboren. Im Antikörper-ELISA wurden in der Negativgruppe zum Zeitpunkt 3 bei 50% der Tiere und zum Zeitpunkt 4 bei rund 93% der Tiere Antikörper nachgewiesen. Zu beiden Probenahmezeitpunkten (Nr. 6 und 7) nach der Lebendimpfung waren bei allen Tieren Antikörper nachweisbar. In der Feldvirusgruppe waren bei allen Tieren zu jedem Zeitpunkt Antikörper messbar. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass hinsichtlich des Anteils an Tieren mit Antikörpernachweis und der Höhe und Stabilität der SN-Titer die ausschließliche Impfung mit der Inaktivatvakzine bei den Studientieren nur einen unzureichenden humoralen Schutz erzeugt hat. Dagegen konnte die Antikörperbildung durch die Ergänzung des Impfschemas mit einer Lebendvakzine signifikant verbessert werden. Auch im Hinblick auf den fetalen Schutz war die Lebendimpfung deutlich zuverlässiger als die Inaktivatvakzine. Sie sollte daher Bestandteil jeden BVDV-Impfschemas sein. Verfasser: Dr. Miriam Linder, Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, 39576 Stendal, Haferbreiter Weg 132135; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 47 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 48 Erfolgreiche BVD-Sanierung auf Landkreisebene – Bilanz und Ausblick Hopp, Wilfried (Soest) Die am 01. Januar 2011 in Kraft getretene BVDV-Verordnung enthält als Kernstück die Untersuchungspflicht für alle in einem Rinderbestand geborenen Tiere bis zur Vollendung des 6. Lebensmonats oder vor dem Verbringen, wenn sie den Bestand verlassen sollen. Ein als persistent BVD-infiziertes Rind (PI-Tier) hat der Besitzer unverzüglich töten zu lassen. Durch die Einführung der Ohrstanzdiagnostik ist es möglich, ein sicheres Untersuchungsergebnis schon bei einem erst mehrere Tage alten Kalb zu erhalten. So können PI-Tiere früh erkannt und getötet werden. Die frühe Erkennung und Eliminierung persistent infizierter Tiere sind Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen BVD-Bekämpfung im Bestand und in der Fläche. Der BVDV-Bundesverordnung vorgeschaltet traten in Nordrhein-Westfalen bereits am 01.10.2009 Leitlinien des Landes für den Schutz der Rinder vor einer Infektion mit dem BVD-Virus in Kraft, so dass schon von diesem Zeitpunkt an eine Identifizierung und Merzung der im Bestand vorhandenen PI-Tiere im Sinne der später in Kraft getretenen Verordnung stattfand. So wurde auch im Landkreis Soest bereits mit Inkrafttreten der Leitlinien am 01. Oktober 2009 eine flächendeckende Untersuchung der Rinder mit Eliminierung von erkannten PI-Tieren durchgeführt. Dabei wurden in dem Zeitraum 01.10.2009 bis zum 01.02.2015 in 70 von insgesamt 460 Zuchtbetrieben 172 PI-Tiere identifiziert. Die meisten Virämiker wurden in der Anfangsphase der Sanierung im Zeitraum 01.10.2009 bis 31.12.2010 gefunden (130 Tiere). Vom 01.01.2011 bis zum 01.02.2015 wurden die übrigen 42 PI-Tiere per Ohrstanzdiagnostik identifiziert. Das bisher letzte persistent infizierte Tier trat am 17. August 2012 im Kreis Soest auf. Diese erfolgreiche und vergleichsweise schnelle Sanierung wird im Wesentlichen zurückgeführt auf die frühzeitige Erkennung der Virämiker mittels Ohrstanze und deren unmittelbare Tötung, um eine weitere Virusverbreitung im Bestand so früh wie möglich zu unterbinden. Die Tiere wurden ohne eine Nachuntersuchung in der Regel noch am Tag der Ergebnismitteilung getötet, um eine weitere Virusausscheidung im Bestand wirksam zu verhindern. Nur sehr wenige Betriebe machen von der BVD-Schutzimpfung in ihren Betrieben Gebrauch, obwohl von der Tierseuchenkasse Nordrhein-Westfalen ein Zuschuss zu den Impfstoffkosten gewährt wird. Da sämtliche Rinder mit ihren Untersuchungsergebnissen in der HIT-Datenbank registriert sind, besteht hier für die Überwachungsbehörde die Möglichkeit, sich über bestimmte Auswertungen ständig einen Überblick über den BVD-Status der Betriebe zu verschaffen. Die „Meldungsübersicht BVD-Betriebsstatus“ zeigt nicht nur die Zahl der unverdächtigen oder verdächtigen Betriebe an, sondern meldet jeden Verstoß gegen eine Vorschrift der BVD-Verordnung, z. B. das Verbringen ohne Vorliegen eines negativen Untersuchungsergebnisses. Ebenso werden Betriebe angezeigt, in denen Tiere mit einem Alter von mehr als 6 Monaten vorhanden sind, ohne ein negatives Untersuchungsergebnis auf BVD vorweisen zu können. Die laufende Nutzung dieser Meldungsübersicht hat sich im Kreis Soest im Sanierungsverfahren als sehr nützlich erwiesen und trug wesentlich zu dem schnellen Sanierungserfolg bei. Verfasser: Prof. Dr. Wilfried Hopp, Veterinärdienst des Kreises Soest, 59494 Soest, Hoher Weg 1-3; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 49 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 50 BOVELA® – Ein innovativer Impfstoff als Chance für die BVD Sanierung Strie, Regina (Ingelheim am Rhein) Seit 2011 erzielten Ohrstanzentnahmen und BVDV-Antigendiagnostik bei neugeborenen Kälbern eine deutliche Reduktion von persistent infizierten Tieren (PI). Zusätzliche Untersuchungen auf transiente BVDV Infektionen fanden überwiegend nicht statt. Bestärkt durch die sinkende Anzahl an PI-Tieren wurde die BVD-Impfung in vielen Betrieben eingestellt. Die mangelnde Beachtung transienter BVDV Infektionen als auch eine Zunahme von naiven Milchviehherden ohne protektive BVDV Antikörper führen zu einer ständigen Gefährdung der Herden. Es stellt sich die Frage, ob durch eine effektive BVD-Impfung die Eradikation beschleunigt werden kann. In der Vergangenheit finden sich erfolgreiche Bekämpfungen von Tierseuchen durch Impfungen, wie zum Beispiel Maulund Klauenseuche oder die Aujeszky-Krankheit des Schweines. Ein Impfstoff, der die BVD-Sanierung wirkungsvoll unterstützt, sollte verschiedene Anforderungen erfüllen. Die Entscheidung fiel für einen BVDV Lebendimpfstoff mit den Genotypen BVDV-1 und BVDV-2. Lebendimpfstoffe erzielen belastbare und langhaltende humorale wie auch zelluläre Antikörper im Organismus. Eine umfassende Protektion gegenüber beiden BVDV Genotypen war erwünscht. Die Erstimpfung von Rindern sollte unabhängig von maternalen Antikörpern im Alter von 3 Monaten möglich sein. Ziel war eine einmalige Applikation des Impfstoffes zur Grundimmunisierung, sowie einmalige Wiederholungsimpfungen im jährlichen Abstand. Mit dieser BVD Vakzine sollten Impfungen einer gesamten Herde unabhängig von Immunstatus, Trächtigkeits- oder Laktationsphase möglich, sowie der sichere Schutz des Kalbes vor transplazentarer Infektion garantiert sein. Die Grundlage des neuen Boehringer Ingelheim BVD-Impfstoffes BOVELA® bilden ein in Deutschland isolierter BVDV-1b, Stamm KE-9 und ein BVDV-2a, Stamm NY-93, 1994 in New York State isoliert. Beides sind nicht zytopathogene (nzp) Impfstämme und zählen zu den aktuell in Europa kursierenden BVDV Stämmen. Unter den Feldviren finden sich vorwiegend nzp BVDV Biotypen, weniger zytopathogene (zp). Der natürliche nzp Stamm passagiert in die Plazenta eines tragenden immuninkompetenten Rindes und befällt dort den Fetus. In dem Trächtigkeitsabschnitt zwischen dem 30. und 110. Tag entstehen so die sogenannten persistent infizierten Tiere (PI). Es stellte sich die Frage: „Wie erreiche ich, dass der Impfstoff den Fetus vor Infektion mit Feldvirus schützt, aber selbst nicht über die Plazenta geht und den Fetus infiziert?“ Nach Analyse des RNA Virus Genoms erwiesen sich das Nichtstrukturprotein Npro und Bestandteile des Strukturprotein Erns als Ursache für die Fähigkeit des nzp Stammes, die Plazenta zu passieren und die Interferonproduktion des Fetus zu unterdrücken. Nach Deletionen des Npro und des Histidins in dem Katalysezentrum von Erns war es dem Impfstamm nicht mehr möglich, die Plazenta zu erreichen. Dennoch wurde eine exzellente Stimulation der Immunantwort bei geimpften Tieren erzielt (MEYERS et al., 2007). BOVELA® stellt als Lebendimpfstoff 2fach deletiert = L2D eine neue Generation von Lebendvakzinen dar. In Laborstudien und umfangreichen Feldstudien wurden die Sicherheit und Wirksamkeit getestet. Insgesamt flossen Daten von über 5000 Tieren und 2400 geborenen Kälbern in diese Studienergebnisse ein. BOVELA® ermöglicht eine aktive Immunisierung von Rindern ab einem Alter von 3 Monaten gegen BVDV-1 und BVDV-2, sowie die Verhinderung der Geburt persistent infizierter Kälber verursacht durch transplazentare Infektion. Drei Wochen nach Erstimpfung besteht eine belastbare Immunität für die Dauer eines Jahres. Impfungen können zu jedem Zeitpunkt der Trächtigkeit durchgeführt werden. Damit kann BOVELA® die Bekämpfung der BVD-Erkrankung wirkungsvoll unterstützen. Verfasser: Dr. Regina Strie, Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, 55216 Ingelheim am Rhein, Binger Straße 173; EMail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 51 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 52 Zur Epidemiologie und wirtschaftlichen Bedeutung von Enzootischer Boviner Leukose (EBL) in und außerhalb der EU Vahlenkamp, Thomas (Leipzig) Das Bovine Leukämievirus (BLV) gehört mit anderen bei Menschen und Primaten vorkommenden T-Zell Leukämieviren (HTLV, PTLV) zum Genus der Delta-Retroviren. Es ist ein transaktivierendes Virus, welches unter natürlichen Bedingungen beim Rind, Zebu und Wasserbüffel zu persistierenden Infektionen führt. Experimentell kann das Virus auf andere Tiere (z.B. Schaf, Ziege) übertragen werden. Nach Infektion werden beim Rind ein klinisch inapparentes, ein präleukotisches und ein tumoröses Stadium unterschieden. Die Ausbildung von Tumoren stellt das eigentliche Krankheitsbild dar, welches aber nur bei wenigen infizierten Tieren als Endstadium der Erkrankung auftritt und je nach Lokalisation der Veränderung und in unterschiedlichen Zeiträumen zum Tode führen kann. Plötzliche Todesfälle können durch Milzrupturen verursacht werden. Durch erfolgreiche Bekämpfungsprogramme wurde das Virus in vielen Mitgliedsstaaten der EU eradiziert. In den neuen Mitgliedsstaaten der EU werden momentan Bekämpfungsprogramme durchgeführt. Dennoch wurden im Jahr 2013 aus 14 Mitgliedsstaaten noch insgesamt mehr als 27.000 BLV-infizierte Herden gemeldet. Außerhalb der EU sind in vielen Ländern BLV Infektionen weit verbreitet. Epidemiologische Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Infektion sich von einem relativ kleinen, geographisch einzugrenzenden Gebiet in Ost-Preußen (Memel) Anfang des letzten Jahrhunderts zunehmend nach Westen ausgebreitet hat. Obwohl die Ursache dieser Leukosen erst später geklärt werden konnte, wurden bereits in den 1950/60er Jahren Bekämpfungsversuche unternommen. Diese Strategien basierten auf der Eliminierung von Herden (Dänemark, Deutschland) bzw. Tieren (Estland, ehemalige UdSSR) mit persistierender Lymphozytose, wobei ausschließlich die Eliminierung infizierter Herden zu einer signifikanten Reduzierung der Erkrankungszahlen führte. Mit dem Zuchttierhandel wurde BLV weltweit verbreitet. Die Prävalenz in Ländern ohne BLV-Bekämpfungsprogramm bei Kühen hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen und ist dort z.T. endemisch verbreitet. In Japan z.B. hat sich seit den 1980er Jahren die Prävalenz infizierter Tiere mit über 35% im Jahre 2011 verzehnfacht. Die Herdprävalenz beträgt Untersuchungen zufolge 78% bei Milchkühen und 69% bei Rindern. Vergleichsweise Anstiege der BLV-Prävalenzen werden auch aus Kanada berichtet. In den 1980er Jahren wurden Herdprävalenzen von ca. 45 % beschrieben. Im Jahr 2006 wurden in den Provinzen Alberta und Manitoba Herdprävalenzen von 87% bzw. 60% ermittelt. In Argentinien, wo BLV-Infektionen erstmals 1978 diagnostiziert wurden, wurde eine Herdprävalenz im Jahr 2001 mit 84% angegeben. In den USA wurden in zwei landesweiten Erhebungen in den Jahren 1996 und 2007 Herdprävalenzen von 89% bzw. 83% ermittelt. Bedingt durch die weite Verbreitung der Infektion (außerhalb der EU) wurden zahlreiche Erhebungen zur Quantifizierung der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Bedeutung durchgeführt. Neben dem eigentlichen Krankheitsbild der Tumorbildung spielen hier insbesondere Produktionsparameter (z.B. Milchleistung, vorzeitige Abgänge, Reproduktionsparameter) eine Rolle. In den USA nahm die Anzahl der aufgrund maligner Lymphome post-mortem verworfener Tierkörper in den vergangenen Jahren kontinuierlich zu und erreichte in den Jahren 2005-2007 0,8% der geschlachteten Kühe (insgesamt >58.000 Tiere/Jahr). Zwei in den USA durchgeführte landesweite Untersuchungen zur Milchleistung ergaben eine Verringerung der Milchleistung um 9,5 bzw. 11,5 kg pro Kuh und Jahr für jedes Prozent Anstieg der Herdprävalenz BLV-infizierter Tiere. Verfasser: Prof. Dr. Dr. Thomas W. Vahlenkamp, Institut für Virologie, Universität Leipzig, 04103 Leipzig, An den Tierkliniken 29; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 53 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 54 Salmonellose der Rinder – Epidemiologie und Bekämpfung Methner, Ulrich (Jena) Die Anzahl der amtlich festgestellten Ausbrüche an Salmonellose der Rinder in Deutschland ist seit Jahren rückläufig, in 2013 und 2014 wurden 77 bzw. 68 Ausbrüche angezeigt. Die Serovar Salmonella Typhimurium verursachte bis 2013 mit ca. 40% den größten Anteil aller Ausbrüche. Die an das Rind adaptierte Serovar Salmonella Dublin war bis 2012 für ca. 20% aller Ausbrüche verantwortlich, danach erhöhte sich dieser Anteil auf 30% in 2013 und auf 45% in 2014 und war damit erstmals die dominierende Serovar in Deutschland. Der stärkste Anstieg von SalmonellaDublin-Ausbrüchen wurde in Bayern festgestellt. Die zusammengefasste Gruppe aller anderen Salmonella-Serovaren verursachte bis 2012 ebenfalls ca. 20% aller Ausbrüche, stieg in 2013 auf 30% und sank in 2014 auf nur noch 10%. Der Eintrag von Salmonellen aus der Umwelt in den Bestand ist auf jeder Produktionsebene möglich. Als Quellen kommen zahlreiche belebte und unbelebte Faktoren in Betracht. WICHTIG: Es gibt kein Standard-Eintragsmuster, jeder Betrieb hat sein „eigenes Infektionsmuster“. Nach einem Salmonella-Eintrag in den Bestand findet ein Infektions-, Kontaminations-, Infektionskreislauf statt. Der Erreger zirkuliert oft unerkannt und über längere Zeiträume im Betrieb, insbesondere dann, wenn die verursachende Salmonella-Serovar keine klinischen Symptome hervorruft. Die Übertragung auf andere Tiere des Bestandes erfolgt durch Kontakt mit Kot von Salmonella-ausscheidenden Tieren, der in irgendeiner Form Futtermittel, Tränkmilch oder Tränkwasser kontaminiert hat. Zahlreiche Vektoren können das Zirkulieren der Erreger im Bestand erleichtern. Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass der Reproduktionsbereich eine zentrale Bedeutung für das Infektionsgeschehen in den Betrieben besitzt. In diesem Bereich sind die Tiere sehr empfänglich für eine Salmonella-Infektion und es findet oftmals eine starke Erregerausscheidung durch infizierte Tiere statt. Darüber hinaus gelangen Tiere, die sich in diesem Bereich infizieren nach kurzer Aufenthaltsdauer entweder in den nachfolgenden Aufzuchtbereich oder in den Milchkuhbereich und können dort zu einer weiteren Erregerausbreitung führen. WICHTIG: Es gibt kein Standard-Ausbreitungsmuster, jeder Betrieb hat sein „eigenes Ausbreitungsmuster“. Um gezielte Bekämpfungsmaßnahmen nach der Feststellung der Salmonellose einleiten zu können, ist es notwendig, eine Bestandsanalyse zur Identifizierung der Ursachen für das Zirkulieren der Salmonellen im Bestand durchzuführen. Zur Analyse der Ausbreitungs- und Übertragungswege sollten als erstes die Bereiche mit „Salmonella-positiven Tieren“ identifiziert werden. Bei dieser Analyse steht die Frage im Vordergrund, wo und wie sich die Tiere des Bestandes infizieren können. Um die Ausbreitung und das Zirkulieren der Salmonellen einschätzen zu können, sollten auch die Bereiche beprobt werden, die als Infektionsquelle oder Vektoren in Betracht kommen. Grundlage für eine wirksame Bekämpfung der Rinder-Salmonellose ist die Einrichtung eines auf die Hygiene ausgerichteten gesamtbetrieblichen Managementsystems zur nachhaltigen Unterbrechung der betriebsinternen Salmonella-Ausbreitungswege. Die Kernpunkte eines effektiven Hygieneregimes umfassen Maßnahmen zur Verhinderung der Einschleppung und Strategien zur Vermeidung der Ausbreitung von Salmonellen. Zur nachhaltigen Unterbrechung der betriebsinternen Salmonella-Ausbreitungswege sollten Hygienebarrieren eingerichtet werden. Eine gezielte Reinigung und Desinfektion führt über eine Erregerverminderung zu einer Erregereliminierung. Auf der Basis eines effektiven Hygieneregimes kann zusätzlich eine Immunisierung des Bestandes gegen Salmonellen durchgeführt werden. Eine Immunisierung kann jedoch auf keinen Fall die Etablierung des Hygieneregimes ersetzen. Verfasser: PD Dr. Ulrich Methner, Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen, 07743 Jena, Naumburger Str. 96a; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 55 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 56 Nicht-heimische Tierseuchen beim Rind: Was könnte auf uns zukommen? Conraths, Franz J. (Greifswald – Insel Riems) Durch die Globalisierung des Handels und durch einen Personenverkehr, der es gestattet, weit auseinanderliegende Teile der Erde innerhalb kurzer Zeit aufzusuchen, steigt der Gefahr der Verschleppung von Tierseuchen über die Grenzen von Staaten und Kontinenten. Neben dem Handel mit Tieren und Produkten tierischer Herkunft ist die Einschleppung von Tierseuchen über unbelebte Vektoren (Fahrzeuge und Gegenstände) in Betracht zu ziehen. Vor allem die Verbreitung von Tierseuchen über belebte Vektoren rückte in den letzten Jahren in den Mittelpunkt des Interesses. Klimaveränderungen, wie sie sich durch die zu beobachtende globale Erwärmung abzuzeichnen scheinen, können sich insbesondere auf die Ausbreitung Vektor-übertragener Krankheiten auswirken. In dem Vortrag wird auf das Risiko der Einschleppung von Tierseuchen und Infektionskrankheiten eingegangen, die bei Rindern auftreten und in Deutschland bisher nicht heimisch sind. Dabei werden Vektor-übertragene Krankheiten und einige direkt übertragene Tierseuchen besonders betrachtet, die kürzlich in Europa und in angrenzenden Gebieten festgestellt wurden. Verfasser: Prof. Dr. Franz J. Conraths, Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Epidemiologie, 17493 Greifswald – Insel Riems, Südufer 10; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 57 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 58 Neues von der Schmallenbergvirus-Erkrankung Wernike, Kerstin; Hoffmann, Bernd; Conraths, Franz; Beer, Martin (Greifswald – Insel Riems) Seitdem das durch Stechmücken übertragene, zu den Orthobunyaviren gehörende Schmallenberg-Virus (SBV) im Herbst 2011 erstmals im deutsch-niederländischen-belgischen Grenzgebiet nachgewiesen wurde, hat es sich innerhalb kürzester Zeit deutschlandweit und über weite Teile Europas ausgebreitet. Nach der ersten Vektorsaison erreichte die Seroprävalenz in Rindern, Schafen und Ziegen im Kerngebiet des Infektionsgeschehens über 80% bis zu annähernd 100%. Trotz dieser hohen Seroprävalenz zirkulierte SBV auch während der 2012er und 2013er Vektorsaison auf einem niedrigen Niveau in den zentraleuropäischen Nutztierbeständen, was zu vereinzelten Geburten missgebildeter Nachkommen im folgenden Winter geführt hat. So wurden beispielsweise zwischen dem 01. Januar und Mitte September 2014 in Deutschland nur 8 Fälle von viralem Genomnachweis gemeldet. Überraschenderweise ist SBV im Herbst 2014 erneut in einem stärkeren Ausmaß in Deutschland aufgetreten, es wurde wiederholt virales Genom in Blutproben adulter Rinder nachgewiesen, was wahrscheinlich unter anderem durch den Abfall der Herdenimmunität in den letzten beiden Jahren bedingt ist. Im Dezember 2014 und Anfang 2015 kam es infolge der erneuten Viruszirkulation wieder vermehrt zur Geburt von Nachkommen mit SBV-induzierten Missbildungen. Sequenzanalysen der aktuellen Proben haben gezeigt, dass das im Blut erwachsener Tiere nachweisbare Virus sehr stabil ist, es wurden nur vereinzelt Veränderungen im viralen Genom im Vergleich zu den 2011 oder 2012 gewonnenen Proben detektiert. Auch in der Virulenz unterschied sich das 2014 zirkulierende Virus nicht von dem der Vorjahre: Experimentell infizierte Schafe und Rinder zeigten eine kurze Virämie von 4 bis 6 Tagen, wobei keinerlei klinischer Symptome beobachtet wurden. Blutproben von diesen mit aktuellen SBV-Isolaten infizierten Tieren, die entweder während der Virämiephase oder nach erfolgter Serokonversion entnommen wurden, sowie weitere, in den Vorjahren gewonnene Proben wurden im Rahmen eines Ringversuches an interessierte Untersuchungseinrichtungen verschickt. Insgesamt wurden 8 kodierte Proben zur Überprüfung der serologischen Routinediagnostik und 8 Proben zur Testung molekularer Methoden zum Nachweis virusspezifischer RNA tiefgekühlt an die Teilnehmer übersandt. Die Ergebnisse dieses Ringtestes werden präsentiert. Verfasser: Dr. Kerstin Wernike, Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Südufer 10, 17493 Greifswald – Insel Riems; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 59 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 60 Nachweis von Mycoplasma bovigenitalium bei Kühen und Färsen mit Vulvovaginitis und Fruchtbarkeitsstörungen – ein Zufallsbefund oder eine ernstzunehmende Erkrankung des weiblichen Genitaltraktes? Tavella, Alexander; Robatscher, Eva; La Spisa, Michela (Bozen); Catania, Salvatore (Legnaro), Puff, Michael (Bozen); Mendini, Susanna (Meran); Niederfriniger, Stefan (Sterzing); Prota, Bruno (Freienfeld), Pfiffer, Christian (Bozen), Covi, Alberto (Brixen) [alle Italien] Störungen der Fertilität gehören weltweit zu den wichtigsten Abgangsursachen in den Milchviehbetrieben. Die Ursachen für die Hypofertilität sind vielseitig (Umweltfaktoren, Fütterung, Management, Infektionen), wobei die bestandsweise auftretenden Fruchtbarkeitsstörungen auch in Südtirol in erster Linie durch Management- und Fütterungsfehler hervorgerufen werden. Die infektiösen Ursachen spielen hingegen, vor allem nach der Eradikation der wichtigsten Deckseuchen, eine kleinere Rolle. Die Autoren berichten über einige Fälle, in denen als Bestandsproblem granulomatöse Vaginitiden, begleitet von Hypofertilität, beobachtet wurden. Material und Methode: Die Routinediagnostik bei Kühen und Färsen mit Vulvovaginitis und Fruchtbarkeitsstörungen sieht die Entnahme und die Untersuchung von Blut- und Vaginaltupferproben vor. Das Blutserum wird mittels ELISA auf IBR, BVD, Chlamydien, Q-Fieber und Neospora getestet. In den betroffenen Betrieben werden pro Tier jeweils drei Vaginaltupfer entnommen: einen für die Untersuchung mittels PCR (Mycoplasma sp., Chlamydia sp.), einen weiteren für die Mykoplasmen-Isolierung und einen dritten Tupfer (Amies-Medium) für die bakteriologische Untersuchung. Um die Kosten zu reduzieren, wird pro Betrieb nur eine statistisch repräsentative Anzahl von Tieren getestet. Ergebnisse: Die Ergebnisse der Routinediagnostik waren, mit Ausnahme der MykoplasmenUntersuchung, alle negativ. Bei der Auswertung der bakteriologischen Untersuchung (AmiesTupfer) konnte in den meisten Fällen nur eine unspezifische Begleitflora nachgewiesen werden. Diskussion: M. bovigenitalium wurde im Rahmen dieser Studie aus Vaginaltupferproben von Kühen und Färsen mit granulomatöser Vaginitis und Hypofertilität isoliert. Dieser Erreger wurde bereits als mögliche Ursache von Infektionen der weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane beim Rind beschrieben (Saed et al., 1983; Aurich et al., 1996; Lysnyasky et al., 2009; Catania et al. 2013, 2014). Die Tatsache, dass M. bovigenitalium auch in Samenproben von Stieren nachgewiesen wurde (Petit et al., 2008) und dass in Südtirol bei Tieren mit erhöhter Wiederholungsbesamungsrate (KB) vermehrt der Sprungstier zum Einsatz kommt, begründet und erfordert weiterführende Studien. Verfasser: Dr. Alexander Tavella, Istituto Zooprofilattico Sperimentale delle Venezie (IZSVe), 39100 Bozen (Italien), Via Laura Conti Weg 4; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 61 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 62 Ein Vergleich von Coxiellose und Paratuberkulose dient dem Verständnis Böttcher, Jens (Grub) Coxiella burnetii (Cb) und Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) sind obligat intrazelluläre Erreger mit einem breiten Wirtsspektrum. Im Gegensatz zu MAP ist Cb ein Zoonoseerreger. Es werden Parallelen und Unterschiede beider Infektionen für das Rind diskutiert. MAP verursacht die wirtschaftlich bedeutsame Paratuberkulose, während die klinische und wirtschaftliche Bedeutung der Coxiellose nur schwer zu fassen ist: Fruchtbarkeitsprobleme und/oder Aborte können auftreten. Für beide Infektionen werden multi- und paucibacilläre Verlaufsformen gesehen, letzteres deutet auf eine Rolle der Immunantwort im Rahmen der Pathogenese hin. Beide Keime verursachen chronische Infektionen, die im Extrem zu sogenannten „Hochausscheidern“ führen. Die chronische Infektion manifestiert sich im Darm (MAP) oder im Euter (Cb); so können im Einzelfall 109 MAP/g Kot bzw. 103-105 Cb/ml Milch (qPCR) ausgeschieden werden. Darüber hinaus hat Cb einen Tropismus für den graviden Uterus und wird in extremer Menge bei der Kalbung ausgeschieden. Chronische Hochausscheider nehmen eine Schlüsselstellung im Rahmen der Bekämpfung ein. Chronische Infektionen entwickeln sich in beiden Fällen erst bei Kühen. Chronische Infektionen gehen jeweils mit hohen Antikörpertitern einher und im Falle der Coxiellose konnte klar gezeigt werden, dass auch erniedrigte Cb-IFN-ãReaktionen vorliegen (Imbalanz der Immunantwort). Neben den chronischen Dauerausscheidern komplizieren Tiere, die den Erreger intermittierend ausscheiden, in beiden Fällen die Kontrolle der Infektion. Die frühe Infektion von Kälbern mit MAP ist entscheidend für die Entwicklung der Klinik. Kälber sind für eine MAP-Infektion hochempfänglich. Das Risiko einer intra-uterinen Infektion steigt mit dem Fortschreiten der Infektion des Muttertieres. Jungrinder zeigen häufig MAP-IFN-ã-Reaktionen, Antikörper sind aber nicht nachweisbar. Frühe Infektionen mit Cb (auch intra-uterin!) sind möglich; bei Jungrindern liegen ebenfalls häufig Cb-IFN-ã-Reaktionen vor und Antikörper werden nur sehr selten nachgewiesen. Es ist bislang nicht klar, ob die chronische Coxiellose die Folge einer frühen Infektion ist, oder ob sie sich nach Erstinfektion einer naiven Kuh entwickelt. Die Frage, ob eine Parallele oder ein Gegensatz bei diesen Infektionen vorliegt, ist bedeutsam für die Bekämpfung. Die Entwicklung eines MAP-Impfstoffes steht erst am Anfang. Aber ein kommerzieller Cb-Impfstoff ist verfügbar, dieser Impfstoff verhindert die Infektion nicht in jedem Fall, aber die Entwicklung chronischer Infektionen wird verhindert. Danksagung: Diese Arbeit enthält Daten aus Projekten des TGD Bayern, die durch den Freistaat Bayern und die Bayerische Tierseuchenkasse finanziell gefördert wurden. Verfasser: Dr. Jens Böttcher, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V., 85586 Poing, Senator-Gerauer-Straße 23; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 63 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 64 Coxevac-Impfreaktionen – Fluch oder Segen? Deckinger, Elisabeth; Janowetz, Britta: Motsch, Benjamin; Alex, Michaela; Müller, Sylvia; Meier, Norbert; Böttcher, Jens (Grub) Coxiella burnetii (C. burnetii) ist ein Zoonoseerreger. Der Erreger des Q-Fiebers/Coxiellose kann in vielen Milchviehbetrieben nachgewiesen werden, führt aber nur selten zu klinischen Erkrankungen bei Rindern wie Aborten und Reproduktionsstörungen. Die Ausscheidung während der Geburt und mit der Milch stellt das größte Risiko für eine Infektion des Menschen dar. Zur Bekämpfung der Coxiellose ist seit Ende 2010 der Impfstoff Coxevac (Fa. CEVA) in Deutschland für die Anwendung bei nichtträchtigen Ziegen und Rindern zugelassen. Im Rahmen einer Fallstudie wurden die 80 Milchkühe und die weibliche Nachzucht eines oberbayrischen Milchviehbetriebs mit Coxevac geimpft und die Nebenwirkungen der Impfung sowie die immunologische Reaktion der Rinder erfasst. Vor Beginn der Impfmaßnahmen traten im Betrieb über einen Zeitraum von zwei Jahren Fruchtbarkeitsstörungen (Umrindern, Nachgeburtsverhalten, Gebärmutterentzündung) und gehäuft Aborte auf. Außerdem konnten in mehreren Serumproben von Kühen hohe Antikörpertiter nachgewiesen werden. Ziel der Impfung war es, die Erregerausscheidung über die Milch zu reduzieren, daher wurden im Sommer 2014 zunächst von allen laktierenden Rindern Viertelgemelksproben entnommen und mittels PCR auf C. burnetii untersucht. 11 von 72 Kühen schieden auf einem oder mehreren Eutervierteln Coxiellen in der Milch aus. Daraufhin wurde mit der Impfung der nichtträchtigen Kühe und der Kalbinnen vor dem Belegen begonnen. In einem zweiten Schritt wurden dann mit Ausnahmegenehmigung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz auch alle trächtigen Kühe geimpft. Tiere im letzten Trächtigkeitsmonat wurden erst nach der Abkalbung geimpft. Die zweite Impfung erfolgte jeweils drei Wochen nach der Erstimpfung. Zum Zeitpunkt jeder Impfung wurde von den entsprechenden Tieren jeweils eine Serumprobe und eine Lithium-Heparin-Probe aus der Halsvene entnommen und auf Phase-I-, Phase-II-Antikörper und IFN-y untersucht. Ein bis drei Tage nach jedem Impftermin wurden alle geimpften Tiere auf Nebenwirkungen kontrolliert. Dabei wurde die Körpertemperatur gemessen, der Durchmesser der Umfangsvermehrung an der Injektionsstelle, falls vorhanden, bestimmt und eventuelle klinische Erkrankungen dokumentiert. Bei 47 % der Tiere trat nach der Impfung eine fühlbare Schwellung an der Injektionsstelle auf. Erhebliche Schwellungen mit einem Durchmesser von über 5 cm konnten bei 15,7 % der Tiere festgestellt werden. Die Umfangsvermehrungen heilten ausnahmslos innerhalb von zwei Wochen ohne Behandlung ab. Gelegentlich reagierten die Tiere mit Fieber auf die Impfung. 6,1 % der Rinder hatten zum Zeitpunkt der Impfkontrolle eine Körpertemperatur von über 39,5°C. Bei der klinischen Untersuchung dieser Tiere konnte kein anderer Grund für das Fieber gefunden werden und die Temperatur war am Folgetag auch wieder im Normalbereich. Vor Beginn der Impfung aller trächtigen Kühe wurde eine kleine Gruppe von 8 trächtigen Tieren geimpft; bei der Trächtigkeitskontrolle drei Tage später waren alle Tiere immer noch trächtig. Auch während der Impfung der restlichen trächtigen Kühe trat kein Abort auf. Der Impfstoff Coxevac erwies sich somit auch in der Anwendung bei trächtigen Rindern als sicher. Danksagung: Diese Arbeit enthält Daten aus Projekten des TGD Bayern, die durch den Freistaat Bayern und die Bayerische Tierseuchenkasse finanziell gefördert wurden. Verfasser: Dr. Elisabeth Deckinger, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V., 83278 Traunstein, Kardinal-Faulhaber-Straße 15; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 65 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 66 Wenn nicht chronischer Botulismus – was dann? Untersuchungen zu Haltung und Fütterung in norddeutschen Rinderbetrieben Scheu, Theresa; Hoedemaker, Martina (Hannover) Die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter der Trägerschaft der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Fall-Kontroll-Studie zur Aufklärungen eines möglichen Zusammenhangs zwischen dem Vorkommen von Clostridum (C.) botulinum und einem chronischen Krankheitsgeschehen auf Milchviehbetrieben erbrachte keine Hinweise darauf, dass C. botulinum oder seine Neurotoxine als der ausschlaggebende Faktor für ein chronisches Krankheitsgeschehen angesehen werden kann. Da aber offensichtlich viele Milchviehbetriebe von unspezifischen chronischen Krankheitsgeschehen betroffen sind, wurden eine Vielzahl anderer Untersuchungen auf Einzeltier- und Bestandsebene unter besonderer Berücksichtigung von Faktoren aus den Bereichen Haltung, Hygiene, Fütterung und Management durchgeführt. Mittels mehrfaktorieller statistischer Modellrechnungen kristallisierten sich als Risikofaktoren für das Auftreten chronisch kranker Herden und Einzeltiere unter anderem Defizite vor allem auf dem Gebiet der Grundfutterqualität im Zusammenhang mit der Futterwerbung, dem Management der Fütterung und der Rationsgestaltung heraus. So wurden im Mittel etwa 40 % aller Gras- und Maissilagen anhand mikrobieller Untersuchungen auf Fallbetrieben (Betriebe mit chronischem Krankheitsgeschehen) als verdorben eingestuft (Qualitätsstufe 4 nach VDLUFA). In diesem Zusammenhang konnten Probleme im Bereich des Silomanagements wie beispielsweise einer mangelhaften Abdeckung des Siliergutes identifiziert werden. Im Bereich des Fütterungsmanagements wurde ersichtlich, dass Kontrollbetriebe (ohne chronisches Krankheitsgeschehen) Rationen mit einem höheren Trockenmasse-Anteil an Grobfutter mit höheren Energiegehalten frequenter vorlegen und nachschieben, so dass letztlich weniger Kraftfutter zum Einsatz kommt, bei signifikant höheren Milchleistungen. Im Risikobereich rund um den Kuh-Komfort wurde deutlich, dass das Vorkommen chronischer Krankheitsgeschehen oftmals mit der Art der Liegeboxen (Hochbox versus Tiefbox häufiger in Fallbetrieben) aber auch der Reinigung der Liegeflächen und des Laufbereiches vergesellschaftet ist. Insgesamt gilt festzuhalten, dass auch Kontrollbetriebe oftmals das Mindestmaß an Standards hinsichtlich Lahmheitskennzahlen oder Körperkondition der Tiere nicht einhalten können. So müssen zukünftig für alle Betriebe individuelle Handlungsoptionen erarbeitet werden, da es sich bei solchen Geschehen immer um komplexe betriebsspezifische Probleme handelt und nicht nur ein einzelner Faktor identifiziert und eliminiert werden kann. Verfasser: Dr. Theresa Scheu, Tierärztliche Hochschule Hannover, 30173 Hannover, Bischofsholer Damm 15; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 67 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 68 Tierschutzrechtliche Brennpunkte in Rinderhaltungen – flächendeckende Identifizierung von Problembeständen mit dem sachsen-anhaltischen Werkzeug TIRAMISA Linder, Miriam; Wetzel, Rainer (Stendal) Seit mehreren Jahren spielt Tierschutz auf vielen Ebenen in unserer Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle. In Bezug auf die Rinderhaltung gab und gibt es jedoch nur wenige Themen, die öffentlichkeitswirksam diskutiert werden (z.B. die Schlachtung tragender Rinder oder das betäubungslose Enthornen von Aufzuchtskälbern). Die Auslegung des Begriffes Tierschutz hat sich gewandelt und wurde um die Begriffe Tiergerechtheit und Tierwohl erweitert. Voraussetzungen für einen guten Tierschutz sind nach heutigem Verständnis abgesehen von der Erfüllung der rechtlichen Bedingungen: gute Gesundheit, gute Fütterung, gute Haltung und die Ermöglichung zum artgemäßen Verhalten (Welfare Quality® Project). Zur Beurteilung, ob eine Haltungsform tiergerecht bzw. tierschutzgerecht ist, wird neben den Input-Kriterien (Voraussetzungen, die der Mensch für das Tierwohl schafft, u.a. das Haltungssystem, das Fütterungs- und Pflegemanagement) immer häufiger Wert auf die Output-Kriterien gelegt, d.h. vom Tier ausgehende Signale (tierspezifische Indikatoren), die zeigen, wie das Tier auf die vom Menschen geschaffenen Gegebenheiten reagiert. Auch wenn die derzeitigen Tierschutz-Diskussionen vor allem die Schweine- und Geflügelhaltung im Fokus haben, zeigen doch die weit verbreiteten tiergesundheitliche Beeinträchtigungen in Milchviehhaltungen, dass Tierschutz und Tiergerechtheit auch in Milchviehhaltungen eine große Rolle spielen: Während eine Milchkuh der Rasse Deutsches Holstein eine biologische Lebenserwartung von ca. 15 Jahren hat, werden die Tiere durchschnittlich nur 4-5 Jahre alt, da sie vorzeitig zum Schlachten abgegeben werden, verenden oder notgetötet werden. Hauptabgangsgründe sind seit vielen Jahren dieselben: Fruchtbarkeitsstörungen, Erkrankungen der Klauen und Gliedmaßen, Stoffwechselerkrankungen und Eutererkrankungen. Die Ursachen für das vermehrte Auftreten dieser Erkrankungen liegen häufig in der Diskrepanz zwischen den hohen Ansprüchen von Hochleistungskühen an Fütterung, Haltung, Management und Pflege einerseits und den begrenzten finanziellen und personellen Kapazitäten sowie den häufig qualitativ schlechten baulichen Voraussetzungen andererseits. Dem gegenübergestellt fordert das Tierschutzgesetz (§2) jedoch, dass Tiere ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend angemessen ernährt, gepflegt und verhaltensgerecht untergebracht sein müssen. Das vermehrte Auftreten von Krankheiten ist ein wertvoller tierspezifischer Indikator zur Beurteilung des Tierwohls. Umgekehrt kann von einer erhöhten Merzungs-/ Verendungsrate oder von einer erhöhten Kälberverlustrate auf das vermehrte Auftreten von Krankheiten in dem Bestand geschlossen werden. In Sachsen-Anhalt betrug die Merzungsrate in den Jahren 2013 und 2014 durchschnittlich knapp 33% (Jahresberichte des LKV Sachsen-Anhalt). Das heißt, dass es sowohl Betriebe mit Merzungsraten von 20% als auch solche von über 40% gibt. Anfang 2014 startete das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Fachbereich Veterinärmedizin das Projekt „TIRAMISA“ (Tiergesundheitliche Risikoanalyse in Milchviehbeständen Sachsen-Anhalts). Mithilfe eines intern entwickelten Software-Tools können die Merzungs- und Verendungsraten sowie die Kälberverluste von allen Milchviehbetrieben automatisch aus der HIT-Datenbank ausgerechnet werden. Im Auftrag der zuständigen Behörde eines Landkreises werden auf diese Weise landkreisweise die Betriebe mit überdurchschnittlich hohen Merzungs-, Verendungsraten und Kälberverlusten des jeweiligen Landkreises identifiziert. Dort finden gemeinsam mit dem Tierschutzdienst des LAV Tierschutzkontrollen statt. Ziele sind die Identifizierung der Ursachen für das vermehrte Vorkommen von Krankheiten und die Entwicklung von Lösungsansätzen gemeinsam mit dem Tierhalter zur Reduzierung bzw. Abstellung dieser Ursachen. Natürlich erfolgt auch eine Prüfung auf Verstöße gegen Tierschutzrecht. Bisherige Erfahrungen und ein Ausblick werden im Vortrag dargestellt. Verfasser: Dr. Miriam Linder, Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, 39576 Stendal, Haferbreiter Weg 132135; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 69 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 70 Auf dem Weg zu einer besseren Klauengesundheit – welche Lösungen bietet die Wissenschaft? Müller, Kerstin (Berlin) Der Begriff Lahmheit beschreibt die Tatsache, dass ein Tier seine Gliedmaßen nicht bestimmungsgemäß benutzen kann. Bei Milchkühen ist Lahmheit in der Regel auf eine Erkrankung der Klauen zurückzuführen. Betroffen sind meist die Klauen an der Hintergliedmaße, da diese den größeren Teil des Körpergewichtes tragen und häufiger widrigen Umweltbedingungen ausgesetzt sind. Lahmheit ist in der Regel mit Schmerzen verbunden. Klauenkrankheiten sollten deshalb vermieden bzw. frühzeitig erkannt und behandelt werden. Chronische Fälle verursachen Kosten von mehreren hundert € aufgrund von Tierarzt- und Materialkosten sowie infolge des erlittenen Milchverlustes, der verlängerten Zwischenkalbezeit, der reduzierten Schlachterlöse und des erhöhten Arbeitsaufwandes. Beobachtung der Milchkühe beim Laufen gibt Aufschluss über den Anteil lahmer Kühe im Betrieb. Am weitesten verbreitet sind die Bewegungsnoten nach Sprecher. Dieses System berücksichtigt die Rückenkrümmung, den Raumgriff der Schritte und die Schonung von Gliedmaßen. Die Bewegung der Kühe sollte einmal im Monat durch dieselbe Person benotet werden. Ungeschulte Personen erkennen nur jedes dritte lahme Tier. Deshalb ist zuvor eine Schulung durch erfahrene Personen nötig. Auch das Internet bietet geeignetes Material zum Üben. In eigenen Untersuchungen ermittelten wir Lahmheitsprävalenzen zwischen 20 und 70%. Diese Zahlen liegen weit über den Empfehlungen von <10%. Nur über die regelmäßige Datenerhebung und Analyse (Anteil lahmer Kühe im Bestand, Befunderhebung an den Klauen) lässt sich ein auf das der Lahmheit zugrunde liegende Problem zugeschnittener Maßnahmenkatalog erarbeiten. Eine Dokumentation der Befunde durch den Klauenpfleger ist aus diesem Grunde unerlässlich. Seit längerer Zeit stehen Systeme zur elektronischen Dokumentation der Befunde und Behandlungen zur Verfügung, die die Erhebung von Daten und deren Analyse wesentlich erleichtern. Auch Zuchtverbände legen Wert auf solche Daten, um erblich bedingten Klauenkrankheiten auf die Spur zu kommen. Nur ein professioneller Klauenpfleger, der sich regelmäßig weiterbildet, sollte sich in einem Betrieb mit den Klauen befassen. Die fachgerecht durchgeführte funktionelle Klauenpflege bildet die Basis für die Gesunderhaltung der Klaue. Zur Gesunderhaltung der Klauen sind darüber hinaus Klauenbäder notwendig. Als Grundsatz für die Anwendung von Klauenbädern gilt nach Shearer: „ was man hineinbringt, bekommt man auch heraus“. Ein Klauenbad sollte geeignete Abmessungen haben und leicht zu erneuern sein (siehe hierzu http://www.hoards.com/E_animalhealth/ah20). Es sollte nur mit sauberen Klauen betreten werden und den rechtlichen Vorgaben entsprechen. Die Mortellaro'sche Krankheit oder Dermatitis digitalis verbreitete sich ab den achtziger Jahren in deutschen Beständen. Maßgeblich durch die Arbeit von Döpfer aus Wisconsin wissen wir heute, dass die Krankheit früh im Leben eines Rindes (Kälber-, Färsenalter) entsteht. Bei sofortiger Behandlung kann die Dermatitis digitalis völlig ausheilen. Siedeln sich aber die beteiligten Bakterien in der Tiefe der Haut an, ist die Basis für eine chronisch wiederkehrende Erkrankung gelegt, denn die Bakterien entgehen in einem Ruhestadium der Abwehr des Rindes. Die Krankheit durchläuft bei chronisch infizierten Tieren mehrmals im Jahr verschiedene Stadien, die ganz unterschiedlich aussehen. Döpfer hat uns gelehrt, dass man Kühe mit diesem Leiden bereits erkennen kann, wenn man hinter den im Fressgatter fixierten Tieren entlangläuft und die Tiere beobachtet. Kühe mit einem „blühenden Geschwür“ (M2-Stadium sofort behandeln) machen mit einer Hintergliedmaße immer wieder eine tippelnde Bewegung nach vorn. Außerdem vermeiden die Tiere, den schmerzhaften Ballen zu belasten. Die Bekämpfung ist sehr mühselig, lohnt sich aber, wenn sie konsequent durchgeführt wird (akute Stadien sofort behandeln, bestimmte Klauenbäder erst in der stabilen Situation einsetzen). Über die Verabreichung einer Spurenelementmischung, die organische Zinkverbindungen enthält, kann ebenfalls ein positiver Effekt erzielt werden. Verfasser: Prof. Dr. Kerstin E. Müller, Klinik für Klauentiere, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin, Königsweg 65, 14563 Berlin; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 71 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 72 Ist fehlerhafte Klauenpflege tierschutzrelevant? – Abgrenzung anhand von Praxisbeispielen Klindworth, Hans-Peter (Oldenburg/O.) Die funktionelle Klauenpflege nach niederländischem Modell ist, wenn sie korrekt durchgeführt wird, eine zwingende Notwendigkeit für den Tierschutz in der modernen Laufstallhaltung unserer Milchkühe. Durch falsche Anwendung dieses sogenannten 5-Punkte-Schemas oder gar in völliger Unkenntnis desselben können für das Tier gravierende Folgen entstehen und damit tierschutzrelevant werden. Hier greift § 1 Satz 2 TierSchG, wonach ohne vernünftigen Grund keinem Tier Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden dürfen. Es ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass der Klauenpfleger mit dem Tierbesitzer einen Werkvertrag eingegangen ist (BGB § 631) und damit auch das Recht auf Mängelbeseitigung hat (Nacherfüllung; BGB § 635). Es besteht zudem die Möglichkeit, bei Unzuverlässigkeit dem Klauenpfleger die Tätigkeit nach § 35 GewO zu untersagen. Bevor all diese ordnungsrechtlichen Mittel angewendet werden, sollte man sorgfältigst prüfen, ob der Klauenpfleger auch tatsächlich der unmittelbare Verursacher auftretender Lahmheiten bei den Milchkühen ist. Hierfür ist eine Diagnostik durch einen erfahrenen und geschulten Untersucher am Klauenstand zwingend notwendig. Die nach § 2 Abs. 3 TierSchG geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten sind beim Klauenpfleger aus juristischer Sicht belanglos. Er ist i. d. R weder Halter noch Betreuer des Tieres. Die weitverbreitete Meinung, elektrische Treibhilfen seien verboten, kann nicht geteilt werden. Vielmehr ist es aus tierschützerischer Sicht geboten, in dem Klauenstand abgelegte Kühe zügig wieder auf die Beine zu helfen. Ansonsten besteht nicht unerhebliche Verletzungsgefahr. Für die Behandlung von Erkrankungen an der Klaue, insbesondere Rusterholz‘sche Sohlengeschwüre (RSG) und Wandläsionen (WL), ist die sorgfältige Entfernung nekrotischen Gewebes (Debridément) für die Heilung von herausragender Bedeutung und internationaler Standard (POTTERTON, 2012). Aufgrund des zottenartigen Aufbaus der Klauenlederhaut sind Blutungen auch größeren Umfangs nicht zu vermeiden. Da eine Wundkürettage beim Menschen in der Regel ohne Betäubung durchgeführt wird, dürfte dieses entsprechend § 5 Abs. 2 TierSchG bei der Kuh ebenfalls ohne Betäubung durchzuführen sein. Zumal die Lokalanästhesie (retrograde intravenöse Stauungsanästhesie) allein schon zu entzündlichen Prozessen führen kann (MÜLLER, 2014). Bei Verfolgung einer anderen Sichtweise ist zu befürchten, dass eine flächendeckende und hinreichende Versorgung lahmer Kühe nicht mehr möglich ist. Dies würde dem Tierschutzgedanken aus § 1 TierSchG zuwiderlaufen. Auch eine strenge Auslegung § 6 Abs. 1 TierSchG ist nicht im Interesse der Tiere. Für die amtstierärztlichen Anordnungen, die sich aus vermeintlichen oder echten Tierschutzfällen ergeben, sollte immer die Verhältnismäßigkeit berücksichtigt werden. So kann die Tötungsanordnung einer lahmen Kuh durchaus zu einem nach § 17 TierSchG geahndeten Vergehen werden. Es sei daher nochmals an die notwendige Sachkunde und Erfahrung bei der Beurteilung lahmer Kühe erinnert. Verfasser: Dr. Hans-Peter Klindworth, Rindergesundheitsdienst Landwirtschaftskammer Niedersachsen, 26121 Oldenburg, Sedanstr. 4; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 73 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 74 Tierschutzwidrige Bestandsklauenpflege – Fallbericht eines Veterinäramtes Rulff, Ramón (Salzwedel) Vorbericht: Milchviehbestand in Sachsen-Anhalt mit einer Stammherdengröße von 590 Kühen. Die monatliche Neuerkrankungsrate von Lahmheiten liegt vor Beginn des Klauenschnittes bei 3,8%. Durchführung des halbjährlichen Bestandsklauenschnittes erfolgt durch 6 Klauenpfleger gleichzeitig und über einen Zeitraum von 4 Tagen. Eine Dokumentation der Befundlage vom Klauenschnitt durch die Klauenpfleger liegt im Betrieb nicht vor. Nach Auskunft vom Betriebsleiter und Klauenpfleger ist die Hälfte aller behandelten Kühe nach der Klauenpflege langsamer und vorsichtiger als sonst. In einem Zeitraum von 20 Tagen nach Klauenpflege mussten 6 Kühe euthanasiert werden und weitere 60 Kühe zeigten verschieden stark ausgeprägte Lahmheiten. Die Klauenpfleger nahmen aufgrund bereits vorangegangener Fehler in der Klauenpflege an einer Fortbildung unmittelbar vor dem Betriebsbesuch teil. Dabei erlernten sie die Techniken der „funktionellen Klauenpflege“. Der Bestandsklauenschnitt war die erste Klauenpflege nach der Fortbildung. Maßnahmen der Behörden: Betriebsbesuch und Anordnung einer pathologisch-anatomischen Untersuchung respektive einer Klauenvermessung in der Pathologie des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt von insgesamt 5 zuletzt notgetöteten Tieren. Hinzuziehung des Rindergesundheitsdienstes Sachsen-Anhalt und Einleitung eines Straf- und Bußgeldverfahrens gegen die Klauenpfleger nach § 1 Satz 2 TierSchG. Auswertung des Tiergesundheitsdienstes: Die Lahmheitsinzidenz hat sich nach Klauenpflege im Betrieb verdreifacht. Keine Hinweise auf das vermehrte Vorkommen entzündlich bedingter Unterfußerkrankungen wie Dermatitis digitalis oder Dermatitis interdigitalis. 70% der Klauen betroffener Kühe waren deutlich unter einer Wandlänge von 7,5 cm gekürzt. Zahlreiche Klauen wiesen eine starke Abrundung mit Kantbrechung des abaxialen Tragrandes auf. Defekte der Sohlen- und Wandlederhaut wurden überwiegend sachgemäß freigelegt und durch Aufbringen von Holzklötzen unter der Konterklaue entlastet. Unmittelbar vor dem Bestandsklauenschnitt wurde eine Zunahme metabolischer Belastungen bei einer Vielzahl von Kühen festgestellt, die zu Lederhautdurchblutungsstörungen geführt haben könnten. Auswertung der forensischen Untersuchung: Die forensischen Ergebnisse zweier untersuchter Kühe zeigten eine teils hochgradige Abrundung der abaxialen Tragränder aller Klauen, eine Unterschreitung der Mindestklauenlänge an einer Klaue von 1,0 cm und Unterschreitung der Mindestsohlendicke mit Hyperämie und Blutungen in die Lederhaut. Als weitere Diagnosen wurden chronische Klauenrehe an allen Klauen mit akuten Schüben der hinteren medialen Klauen, Ballenfäule unterschiedlicher Grade und bei einer Kuh massive chronische floride Sohlenspitzendefekte der Innenklauen festgestellt Ergebnis: Durch Übereifer und gravierende Mängel in der Ausübung der funktionellen Klauenpflege wurde durch die Klauenpfleger eine tierschutzwidrige Bestandsklauenpflege verursacht. Die Klauenpfleger wurden zu einer Bußgeldzahlung und zur Teilnahme an einer regelmäßigen Pflichtfortbildung angewiesen. Verfasser: Ramón Rulff, Altmarkkreis Salzwedel, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt, 29410 Hansestadt Salzwedel, Karl-Marx-Str.32; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 75 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 76 Strategische Ansätze zur Verbesserung der Tiergesundheit bei Aufzuchtkälbern Rüegsegger, Franziska (Degersheim, Schweiz) Eine erfolgreiche Kälberaufzucht bildet eine entscheidende Grundlage für die Remontierung von hochleistenden und langlebigen Milchkühen und beeinflusst damit wesentlich die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion. Aufzuchtverluste ergeben sich durch Totgeburten sowie Jungtiererkrankungen (insbesondere neonatale Diarrhoe und enzootische Bronchopneumonie). Zu den finanziellen Einbußen durch verendete Kälber addieren sich wirtschaftliche Verluste durch verminderte Tageszunahmen erkrankter Tiere, Aufwendungen für Tierarzt und Medikamente sowie den erhöhten zeitlichen Aufwand für die Betreuung kranker Kälber. Jungtiererkrankungen beeinflussen zudem mittel- bis langfristig die Performance des Tieres bei der späteren Nutzung als Milchkuh. Grundsätzlich ist eine hohe Inzidenz von Kälberkrankheiten auf einem Betrieb ein Indikator für Mängel im Fütterungs- und/oder Haltungsmanagement, denn die Mehrzahl der wichtigsten Infektionserreger ist auf praktisch allen Betrieben nachweisbar. Entsprechend ist die gezielte Beratung des Tierhalters durch den Tierarzt zur Bekämpfung der wichtigsten Risikofaktoren bei Bestandsproblemen ebenso wichtig wie die adäquate Therapie erkrankter Tiere. Dabei sollten unter anderem die nachfolgenden Aspekte Berücksichtigung finden: Die Fütterung der trächtigen Kuh hat Konsequenzen für den Geburtsverlauf und damit die Vitalität des neugeborenen Kalbes. Eine Überkonditionierung ist insbesondere durch eine angepasste Fütterung im letzten Drittel der Laktation zu verhindern. Eine ausreichende Versorgung mit Spurenelementen und Vitaminen ist sicherzustellen. Die adäquate Kolostrumversorgung des Kalbes ist die mit Abstand wichtigste Maßnahme zur Immunprophylaxe. Als Parameter zur Überprüfung des Kolostrum-Managements hat sich vor allem die Konzentration des Gesamtproteins im Serum bewährt, die in einem Labor oder direkt mittels Refraktometer bestimmt werden kann. In der Kälberaufzucht sind verschiedene Haltungsformen bzw. Tränketechniken anzutreffen (Außenklimahaltung vs. Warmställe; Einzelhaltung vs. Gruppenhaltung; Nuckeleimer vs. offener Eimer vs. Tränke-Automat). Eine erfolgreiche Kälberaufzucht lässt sich zwar grundsätzlich mit jeder dieser Varianten realisieren, unter praktischen Bedingungen lassen sich jedoch die besten Aufzuchterfolge mit Außenklimaställen erzielen. In den ersten Lebenswochen ermöglicht zudem die Aufstallung in Einzelboxen oder Iglus die Vermeidung von Infektionen durch Tier-Tier-Kontakte und die Verminderung des Infektionsdrucks. Die zügige Entwicklung neugeborener Kälber setzt eine ausreichende Fütterungsintensität voraus. Als Minimum werden heute 1 kg Milchaustauscher pro Kalb pro Tag (bzw. 6 L Tränke angemischt mit 160 g/L) bzw. 6 Liter Vollmilch angesehen. Auch die ad libitum-Vertränkung von Vollmilch oder eines hochwertigen Milchaustauschers ist in den ersten Lebenswochen möglich. Weitere Faktoren, die wesentlich zum Erfolg der Kälberaufzucht beitragen, sind die Beachtung des Rein-Raus-Prinzips im Kälberstall, ein gutes Hygienemanagement in den Abkalbeboxen, die Minimierung von Stress in den ersten Lebenswochen (z.B. durch Umstallung von Einzel- in Gruppenhaltung oder Transporte) sowie eine ausreichende Betreuungsintensität der Kälber. Verfasser: Dr. Franziska Rüegsegger, 9113 Degersheim (Schweiz), Schwalbenstraße 1; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 77 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 78 Kälberkrankheiten – die Faktoren im Blick Kukla, Philipp; Schade, Ariane (Hallbergmoos) Nach der Geburt eines Kalbes sind die ersten Lebenswochen sogleich die sensibelsten. Zu den verlustreichsten Erkrankungen in dieser Periode zählen in den ersten 14 Lebenstagen die Neonatale Diarrhoe und – meist zu einem späterem Zeitpunkt – die Enzootische Bronchopneumonie (EBP). Um Kälber frühzeitig zu schützen, ist deshalb ein optimales Kolostrum-Management unerlässlich. Neben einer hohen Rindergrippeprävalenz in der Herde und der Jahreszeit bei der Geburt ist die ungenügende Versorgung mit Biestmilch einer der größten Risikofaktoren, bis zu einem Alter von 3 Monaten an Rindergrippe zu erkranken (Windeyer et al. 2013). Da die EBP eine klassische Faktorenerkrankung darstellt, müssen bei ihrer Bekämpfung auch viele unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden, um eine nachhaltige Verbesserung der Tiergesundheit zu erreichen. Eine große Bedeutung kommt den vielfältigen unbelebten Faktoren zu. Diese umfassen unter anderem schlechtes Stallklima, unzureichende Hygiene sowie Management- und Fütterungsfehler. Maßnahmen, die für die betroffenen Tiere ein hohes Maß an Stress bedeuten, wie z.B. Enthornen, Umstallen und Transport, stellen ebenfalls Risikofaktoren dar. In Betrieben mit gehäuftem Auftreten von EBP muss der Optimierung der oben genannten Faktoren hohe Priorität eingeräumt werden. Von ebenso großer Bedeutung ist es, zeitgleich belebte Faktoren, allen voran BRSV, PI3V, BVDV und Mannheimia haemolytica zu berücksichtigen. Insbesondere bei viralen, aber auch bei bakteriellen Erregern stellt die Impfung ein wichtiges Werkzeug für eine gezielte Prophylaxe dar. Der Aufbau einer belastbaren Immunität auf Tier- und Herdenniveau, zeitgerecht vor der zu erwartenden Exposition, kann vor Erkrankungen schützen, die Virusvermehrung im Tierbestand reduzieren und dadurch auch den Infektionsdruck maßgeblich senken. In vielen Fällen lässt sich jedoch ein ausreichender Impfschutz nicht rechtzeitig vor einer Risikoperiode realisieren. In Betrieben, welche häufig Kälber aus unterschiedlicher Herkunft zukaufen, herrscht ein stark erhöhtes Risiko für EBP. Männliche, zur Mast bestimmte Kälber werden häufig bereits wenige Wochen nach der Geburt von spezialisierten Fressererzeugern oder von Mästern eingestallt. Aufgrund der kurzen Zeitspanne zwischen Impfzeitpunkt und Aufstallung im Zukaufbetrieb ist der Aufbau einer belastbaren Immunität nicht immer rechtzeitig möglich. Deshalb können Impfmaßnahmen dann eventuell nicht den gewünschten Effekt erzielen. In solchen Fällen kann die Implementierung einer antibiotischen Metaphylaxe eine weitere, sinnvolle Maßnahme darstellen. Diese hemmt oder beseitigt die bei EBP meist vorliegende, bakterielle Superinfektion (Dirksen et al. 2006) und kann den Ausbruch der Erkrankung oft rechtzeitig verhindern. Durch die frühzeitige Bekämpfung der bakteriellen Infektion steigt bei der Metaphylaxe insbesondere in Hochrisikobeständen der Gesamtantibiotikaverbrauch gegenüber rein therapeutischer Intervention nicht unbedingt an, der insgesamt notwendige Medikamenteneinsatz kann sogar signifikant geringer sein (Fischer 2014). Im Falle eines Ausbruchs von Rindergrippe in einem Tierbestand sollten die Detektion und die Behandlung erkrankter Tiere so schnell wie möglich erfolgen. Da vor allem Bakterien, wie z.B. Mannheimia haemolytica zu einer schwerwiegenden Schädigung des Lungengewebes führen, ist der Einsatz eines möglichst schnell wirksamen Atemwegsantibiotikums angezeigt. Des Weiteren lindert der Einsatz von geeigneten NSAID‘s die auf Entzündung und Schmerz beruhenden Symptome bei EBP und erleichtert eine rasche Rekonvaleszenz der erkrankten Tiere. Literatur bei den Verfassern Verfasser: Mag. med. vet. Philipp Kukla, Dr. Ariane Schade, Merial GmbH, 85399 Hallbergmoos, Am Söldnermoos 6; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 79 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 80 Objektive Beurteilung von Fehlern in der Milchkuhfütterung Taffe, Bernd (Magdeburg) Die Qualität von Futtermitteln, die Rationszusammensetzung und die Wasserversorgung beeinflussen Tierwohl, Tiergesundheit und Leistungsbereitschaft landwirtschaftlicher Nutztiere in hohem Maße. Vermutlich deswegen steht die Forderung nach „Freiheit von Hunger und Durst“ an erster Stelle der fünf postulierten Freiheiten für landwirtschaftliche Nutztiere, die 1979 vom „Food Animal Welfare Council“ formuliert wurden und die in der Folge inhaltlich auch Eingang in die europäische und in die nationale Tierschutzgesetzgebung gefunden haben. Zyklisch wiederkehrende Beeinträchtigungen der Stoffwechselleistungen zu Beginn jeder Laktation gehen in hohem Maße auf Beeinträchtigungen von Futteraufnahme und Fütterungsqualität zurück. Dieser Kreislauf von Belastungen lässt sich gut mit Hilfe von Herdendaten und betrieblichen Krankheitshäufigkeiten beschreiben (MLP- & Besamungsdaten bzw. Tot- & Nachgeburten, Gebärparesen und Labmagenverlagerungen). Diese Betriebsdaten sind „Kennzahlen mit tiergesundheitlichem Informationswert“ (KTI`s), die die metabolischen Zusammenhänge (Hypocalcämie, Leberbelastung, Pansenstörung und Nährstoffmangel) aber auch Auswirkungen von metabolischen Belastungen auf Eutergesundheit und Fruchtbarkeit widerspiegeln (zunehmendes Mastitis-Risiko und abnehmende Milchsyntheseleistung bzw. zunehmendes Metritis-Risiko und abnehmende Reproduktionsleistung). Außerdem bilden die Milchkontrollergebnisse die Umsetzung der tatsächlich aufgenommenen Ration ab. Mit Hilfe von Orientierungswerten können KTI`s, die die Fütterung abbilden, HACCP ähnlich zur dynamischen Überwachung der Fütterung im Betrieb verwendet oder auch zur Identifizierung von individuellen Fütterungsfehlern herangezogen werden. Das Dilemma von Milchkontrollergebnissen zur Einschätzung von Fehlern in der Fütterung ist, dass die Parameter nicht immer eineindeutig interpretiert werden können, sondern lediglich Hinweise auf die eine oder die andere denkbare Störung geben. Ergänzend müssen dann ggf. Stoffwechseluntersuchungen herangezogen werden, die als Einzelmessung wiederum nur eine möglicherweise nicht repräsentative Momentaufnahme abbilden. Daher sollten auf jeden Fall auch die tatsächliche Futter- und Wasseraufnahme sowie die Rationsgestaltung in Theorie und Praxis (Rationsbilanzierung bzw. Rationsvollanalyse) zur objektiven Beurteilung der Fütterung herangezogen werden. Am schwierigsten gestaltet sich in praxi die Ermittlung der tatsächlichen Futter- und Wasseraufnahme, die als Information zu kennen zumindest im Transit von Bedeutung ist. Zum Erfassen der Wasseraufnahme fehlen meist Wasseruhren, die den Wasserverbrauch gruppenweise abbilden. Zur Ermittlung des tatsächlichen Futterverzehrs müssten Futtervorlage und Restfutter nach 24 h quantitativ erfasst werden (Restfutterrückwaage!). Zur Ermittlung der Trockensubstanzaufnahme pro Kuh müssten darüber hinaus auch der tatsächliche Trockensubstanzgehalt der vorgelegten Ration (Mikrowellenvertrocknung!) und die Gruppenstärke am Tag der Messung erfasst werden. Ergibt sich dabei eine defizitäre Aufnahmekapazität, so sind mögliche Ursachen in einer räumlich eingeschränkten Zugänglichkeit zu Futter und Wasser, in den Verzehr limitierenden Stressoren wie Krankheit, Angst und Schmerz oder in einem echten primären Angebotsmangel zu suchen. Leichter umzusetzen ist eine Überwachung der Mischgenauigkeit von Rationen durch Vollanalysen der Teil- oder Voll-TMR. Dabei wird die jeweilige Leistungsration bei der Vorlage repräsentativ beprobt und anschließend einer Inhaltsstoffanalyse im Labor unterzogen (Untersuchungsparameter XF, XP, nXP, XZ, XS, XL, MJ NEL, Ca, Mg, P, Na, K Cl, S, DCAB, ggf. auch Spurenelemente). Fütterungsfehler können dann mit Hilfe von Checklisten durch Abgleich der Zielwerte mit den individuelle Rechen- und Analysenwerte erkannt werden: Entweder wurde falsch gerechnet und / oder fehlerhaft angemischt. Abweichungen in der Analyse sind dabei meist auf Defizite in der Silobewirtschaftung (Trockensubstanz-Schwankungen?! Nacherwärmung?!), ladetechnische Ungenauigkeiten bei der Komponenten-Einwaage (Fremdbefüllung oder Selbstfahrer?! Konzentrate als Einzelkomponenten oder Vormischung?!) oder auf technische Unzulänglichkeiten der Mischeinheit aber gelegentlich auch auf menschliches Fehlverhalten des Fütterers zurück zu führen. Verfasser: Dr. Bernd Taffe, Tiergesundheitsdienst Sachsen-Anhalt, 39104 Magdeburg, Hegelstr. 39; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 81 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 82 PAG-Bestimmung in Milch: Tierschutz durch eine schonende Trächtigkeitsuntersuchung? Piechotta, Marion (Hannover) Die Verbesserung des Tierwohls in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung erfährt in den letzten Jahren immer größeres Interesse und Stellenwert. Hierbei zählt die Reduzierung von Stress der Tiere aber auch die Verminderung haltungsbedingter Erkrankungen/Verluste eine große Rolle. Überdies ist auch die Schlachtung von tragenden Tieren momentan Gegenstand reger Diskussion und im deutschen Tierärzteblatt (Januar 2015, 63 Jahrgang) zusammengefasst. Hiernach ergaben sich aus Studien im Mittel Fallzahlen von bis zu 6,77% hochtragender Tiere, die geschlachtet worden sind. Im diesem Bericht (Braunmiller 2015) wird zur Ursachenermittlung berichtet, dass Managementfehler, beginnende Krankheitsprobleme oder Verletzungen, die die weitere Verwendung des Tieres in Frage stellen, wirtschaftliche Gründe und tierärztliche Behandlungskosten für die Landwirte ursächlich seien, hochtragende Tiere der Schlachtung zuzuführen. Eigene Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass auch Fehldiagnosen durch Tierärzte vorkommen können und dazu führen, dass tragende Tiere geschlachtet werden. Demnach stellt sich die Frage, ob die labordiagnostische Trächtigkeitsbestimmung im Sinne der Verbesserung des Tierwohls bzw. Verminderung der Schlachtung hochtragender Tiere in Zukunft eine sinnvolle Maßnahme darstellen kann. Die Bestimmung trächtigkeitsassoziierter Glykoproteine (pregnancy-associated Glycoproteins, PAG) in Blut und seit Einführung eines kommerziell erhältlichen Testes 2014 auch die Bestimmung der PAG in Milch wird in immer mehr Laboren angeboten. Die PAG werden in Trophoblastenriesenzellen gebildet, welche ab dem Zeitpunkt der Implantation in das Uterusepithel migrieren und durch Exozytose der in Granula gespeicherten PAGs in den maternalen Blutkreislauf abgeben. Von hieraus gelangen sie in das Blut und die Milch, werden aber auch über den Urin ausgeschieden und sind ebenfalls dort messbar (PetrajtisGolobów et al., 2015; Zoli et al., 1992; Sasser et al., 1986). In einer Feldstudie (Engelke et al. submitted, BMTW, 2015) sind 291 Kühe mittels transrektaler Ultraschalluntersuchung (TRU) untersucht und zeitgleich Blut- und Milchproben entnommen worden. Es konnten gute bis sehr gute Werte für alle Güteparameter errechnet werden: beispielsweise für die Milch: Sensitivität (%) = 97,3, Spezifität (%)=93,5, Richtigkeit=95,7. Es zeigte sich eine höhere SEN (97,3 %) als SPE (93,5 %). Die niedrige Spezifität, die auch bei Bluttesten vorkommt, ist mit einer höheren Anzahl an falsch positiven (6,5 %) als falsch negativen Ergebnissen (2,7 %) assoziiert. Die PAG-ELISAErgebnisse stimmten zu 95,7 % mit den TRU-Ergebnissen überein. Es lagen 9 „falsch positive“ und 5 „falsch negative“ Ergebnisse vor (sowohl in der Blutprobe als auch in der untersuchten Milchprobe). Eine Nachuntersuchung ergab, dass acht der „falsch-positiven“ und alle „falsch negativen“ Testergebnisse in der hier beschriebenen Studie durch eine vor dem Untersuchungszeitpunkt aufgetretene embryonale/fetale Mortalität verursacht wurden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Trächtigkeitsuntersuchung mittels BlutMilchprobe eine sensitive, spezifische und speziell die Milch-PAG Methode eine nicht-invasive Möglichkeit zur Diagnose der Trächtigkeit beim Rind darstellt. Demnach scheint dieser Test auch eine zusätzliche Möglichkeit zu bieten, Tiere vor einer Schlachtung auf eine bestehende Trächtigkeit zu testen. Bei Färsen oder anderen nicht laktierenden Tieren müsste hierzu aber eine zusätzliche Blutentnahme durchgeführt werden. Da neuere Untersuchungen zeigen, dass PAGs auch in Urin nachweisbar sind, bleibt offen, inwieweit dies in Zukunft das Panel zur Trächtigkeitsuntersuchung mittels laborbasierter Verfahren noch erweitert wird. Verfasser: JProf. Dr. Marion Piechotta, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Klinik für Rinder, Endokrinologie, Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 83 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 84 Status-quo der Antibiotikaabgabemengen- (D, EU) und der Therapiehäufigkeitserfassung Wallmann, Jürgen (Berlin) Durch den Einsatz von Antibiotika werden Keime selektiert, die gegenüber Antibiotika resistent sind und damit unter Umständen einen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten ohne diese Resistenzeigenschaften haben. Zum erkennbaren Problem werden sie immer dann, wenn es sich um Infektionserreger handelt, die nur noch schwer bzw. nicht mehr therapiert werden können. Seit 2011 werden in Deutschland Daten gemäß Tierarzneimittelabgabemengenregister (TAR) zu den Antibiotikaabgabemengen erfasst. Für das Jahr 2013 wurden insgesamt ca. 1.452 t antimikrobiell wirksamer Grundsubstanzen (ohne Arzneimittelvormischungen) an in Deutschland ansässige Tierärzte mit einer Hausapotheke abgegeben. Gegenüber der ersten Erfassung im Jahr 2011 ist dies ein Minus von rund 250 t. Im gleichen Zeitraum war für Fluorchinolone ein Plus von 4 t (2011 8 t, 2013 12 t) zu verzeichnen. In allen Jahren dominierten Tetrazykline und Penicilline. Fast die Hälfte der Gesamtmenge wurde an Tierärzte im nördlichen Nordrhein-Westfalen und westlichen Niedersachsen geliefert. Mehr als 95% der Wirkstoffe wurden in Präparaten für die orale Applikation abgegeben. Im Europäischen Vergleich des „European Surveillance of Veterinary Antimicrobial Consumption“ (ESVAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) wurden 2012 für Deutschland 1.714 t, für Spanien 1.694 t und für Italien 1.543 t gelistet (Wirkstoffangaben als Salz oder als Grundsubstanz)3. Diese Mengenangaben beruhen nicht in allen Mitgliedstaaten auf einer gesetzlichen Meldeverpflichtung. Um eine mögliche Vergleichbarkeit der Daten in Europa zu erzielen, wurde ein Korrekturfaktor [Population Correction Factor (PCU)] eingeführt, der aus der Tieranzahl für das jeweilige Land und dem angenommenen Gewicht der Tiere zum Behandlungszeitpunkt berechnet wird. Bei der Kalkulation der Abgabemengen im Verhältnis zum PCU kommt Deutschland auf den Wert 204 mg/PCU [antimikrobiell wirksame Substanz (mg)/PCU]. Höhere Werte wurden für Spanien, Italien, Ungarn und Zypern berechnet. Sehr niedrige Werte ergaben die Berechnungen u. a. für Norwegen, Schweden und Finnland. Eine weitere indirekte Maßzahl, die mit dem Einsatz und Verbrauch von Antibiotika in Zusammenhang steht, ist die Therapiehäufigkeit (16. AMG-Novelle). Diese Angaben wurden zum ersten Mal für das 2. Halbjahr 2014 erfasst. Auf der Basis der Tierzahlen und den Angaben zu den Arzneimittelanwendungen wird je Betrieb durch die zuständige Landesbehörde die halbjährliche betriebliche Therapiehäufigkeit ermittelt. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) berechnet daraus bundesweite Kennzahlen und veröffentlicht diese im Bundesanzeiger. Bei indirekten Maßzahlen besteht das Problem, dass sich der Zusammenhang zwischen diesen Parametern und der Resistenzentwicklung nicht quantifizieren lässt. Außerdem kann eine einseitige Berücksichtigung dieser Parameter bei der Therapie zu ungewollten und kontraproduktiven Ergebnissen führen. Wenn die Daten zu den Abgabemengen 2014 und Therapiehäufigkeiten (2. Halbjahr 2014) zur Veröffentlichung zur Verfügung stehen, werden auch diese berichtet. Die Verbesserung der Tiergesundheit z. B. über tierzüchterische Maßnahmen, optimierte Fütterung und Hygiene sowie die gezielte evidenzbasierte Behandlung von tatsächlich therapiebedürftigen Infektionskrankheiten sind nötig. Nur die gemeinsame vorbeugende Bekämpfungsstrategie von Veterinär- und Humanmedizin (One Health Ansatz) kann gegen die Ausbreitung von antibiotikaresistenten Erregern nachhaltig erfolgreich sein. Verfasser: Dr. Jürgen Wallmann, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), 10117 Berlin, Mauerstrasse 39-42; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 85 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 86 Möglichkeiten der Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Mastitis-Therapie Krömker, Volker (Hannover); Mansion-de Vries, Ellen (Braunschweig) Zur Therapie von Mastitiden stützen sich die Anwender in ihrer Entscheidungsfindung auf ihre persönliche Erfahrung, auf Lehrmeinungen, auf die Produktbeilagen der eingesetzten Präparate, auf Kenntnisse zur Bakteriologie, Resistenz, Pharmakologie und Pharmakokinetik, auf die Antibiotikaleitlinien, auf das Arzneimittelrecht und auf Ergebnisse wissenschaftlicher Studien. Wenngleich alle Informationsquellen grundsätzlich ihre Berechtigung haben, ist therapeutische Evidenz vor allem aus den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien abzuleiten. Der therapeutische Aufwand in der Mastitistherapie ist vom Ziel der Therapie (Heilungsmaximierung oder Aufwandsminimierung) und vom Anteil der persönlichen Erfahrung an der Entscheidungsfindung abhängig. Je größer der Anteil der persönlichen Erfahrung in diesem Prozess, umso aufwändiger wird die Therapie ausfallen. Um den Antibiotikaeinsatz in der Mastitistherapie zu minimieren, sind entweder Maßnahmen zur Vermeidung von Erkrankungen erforderlich (Neuinfektionsbekämpfung) oder eine Reduktion des Antibiotikaeinsatzes erkrankter Tiere (Weglassen oder Ersetzen). In jedem Fall sollten Veränderungen evidenzbasiert sein. Erkrankungsvermeidung Zur Vermeidung von Eutererkrankungen müssen Risikofaktoren für Neuinfektionen der Milchdrüse vermindert oder beseitigt werden. Hierzu sind Kenntnisse zur Bedeutung von Risikofaktoren und deren betriebsindividuelle Einschätzung erforderlich. Eine entsprechende Beratung, die Nutzung betriebsindividueller Daten und Kenntnisse der klinischen Epidemiologie sind hier essentiell. Der Identifikation wichtiger Risikofaktoren muss ihre Minimierung oder Beseitigung folgen. Dies kann nur durch das Betriebspersonal gelöst werden, wobei Optimierungsansätze in diesem Bereich stets mit anderen innerbetrieblichen Aufgaben konkurrieren. Letztlich entstehen so neue Standardarbeitsweisen, die zur Sicherung des Erfolges dauerhaft aufrechterhalten werden müssen. Reduktion des Antibiotikaeinsatzes In der Laktation kann bei chronisch unheilbaren Mastitiden, bei Mastitiden ohne bakteriologischen Nachweis im Sekret und bei subklinischen Mastitiden in der Laktation (Ausnahmen sind Infektionen mit Sc. agalactiae oder Sc. canis) auf antibiotische Therapien verzichtet werden. Voraussetzung hierfür ist die systematische Anwendung entsprechender diagnostischer Systeme, die eine entsprechende Beurteilung ermöglichen. Sichere Einschätzungen und damit auch die Vermeidung unnötiger Leiden und Schäden setzen also solche Diagnostiken voraus. Die Anwendung der Ergebnisse wissenschaftlicher Studien im Mastitisbereich kann ebenfalls zur Minimierung des Antibiotikaaufwandes führen. Der Verzicht auf lokale antibiotische Therapie bei durch Gram-negative Mastitiserreger verursachten Mastitiden, die Beschränkung auf lokale Antibiose bei leichten und mittleren Mastitiden oder die Anwendung einer Therapieverlängerung auf S. aureus und Sc. uberis Mastitiden von Tieren mit grundsätzlicher Chance auf Ausheilung sind Beispiele für die Anwendung von Ergebnissen jüngerer klinischer Studien. Beispielhaft werden die Ergebnisse klinischer Feldversuche gezeigt, die übliche therapeutische Konzepte mit modernen, auf Antibiotikaminimierung fokussierenden, Varianten randomisiert und kontrolliert vergleichen. Verfasser: Prof. Dr. Volker Krömker, Hochschule Hannover Abteilung Bioverfahrenstechnik – Mikrobiologie, 30453 Hannover, Heisterbergallee 12; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 87 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 88 Informationsbasiertes Eutergesundheitsmanagement – Möglichkeiten und Grenzen der Antibiotikareduzierung Klocke, Peter (Potsdam) In der Milchviehhaltung sieht sich der Landwirt insbesondere im Rahmen der Eutergesundheit mit den sich teilweise antagonistisch gegenüberstehenden Geboten zur Reduzierung von Antibiotika und der sachgerechten Mastitistherapie konfrontiert. Ein Lösungsansatz kann das Informationsbasierte Eutergesundheitsmanagement sein, dessen Kernansatz die Wahl der besten Maßnahme auf Basis aller zur Verfügung stehenden Informationen zum Tier und zum Betrieb und aufgrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse darstellt. Hierbei werden die ohnehin verfügbaren Daten der Milchleistungsprüfung (MLP) mit Informationen aus zytobakteriologischen Milchuntersuchungen zusammengeführt. Daraus ergibt sich ein Profil für das jeweilige Tier, anhand dessen spezifische Maßnahmen eingeleitet werden können. So kann in den meisten Betrieben beispielsweise davon abgewichen werden, alle Kühe einheitlich mit einem antibiotischen Langzeitpräparat trockenzustellen. Als Alternativen bieten sich interne Zitzenversiegler oder, unter Einbezug der betrieblichen Infektionssituation, ein vollkommener Verzicht auf Arzneimittel zum Trockenstellen an. Um diese Einschätzungsprofile einfach und transparent zu implementieren, wurde ein Ampelsystem entwickelt, dessen Ziel es ist, Kühe auf ihre Behandlungswürdigkeit zu prüfen und in Verbindung mit den bakteriologischen Labordaten auf die Art der notwendigen Behandlung schließen zu können. Hierzu werden zunächst die Daten der MLP mittels eines Analysetools aufbereitet. Aus den Zellzahl-Informationen wird für jedes Rind mit mindestens einer Kalbung ein Ampelwert ermittelt, der auf den Zellzahlen der letzten drei Probegemelke beruht. Kühe erhalten für eine Zellzahl unter 200 Tsd./ml den Monatswert 0, bei Zellzahlen zwischen 200 und 700 Tsd./ml den Wert 1 und bei über 700 Tsd./ml den Wert 2. Die Punkte werden über die letzten drei Laktationsmonate addiert. Einer Kuh kann die Eutergesundheits-Ampelphase „GRÜN“ (0 Punkte), „GELB“ (1-2 Punkte), „ORANGE“ (3-4 Punkte) oder „ROT“ (5-6 Punkte) zugewiesen werden. Um zusätzlich den aktuellen Eutergesundheitsstatus zu ermitteln, werden von allen trockenzustellenden Kühen etwa 14 Tage vor dem vorgesehenen Trockenstelltermin Viertelgemelksproben genommen und zytobakteriologisch untersucht. Während die Behandlungswürdigkeit und deren Erfolgsaussichten mit dem Ampelwert festgestellt wird (grün=“gesund“; gelb/orange=“behandlungswürdig“; rot=“unheilbar“), determiniert das Laborergebnis die Behandlungsart. Diese umfasst antibiotische Trockenstellbehandlungen bei vorliegender Behandlungswürdigkeit UND festgestellten euterpathogenen Erregern, den Rat zur Zitzenversiegelung oder zum Verzicht auf eine Behandlung bei gesunden oder nicht mehr therapiewürdigen Kühen. In einem gemeinsam mit einer Molkerei in Bayern durchgeführten Projekt mit ca. 1000 Milchkühen, (bislang 229 trockengestellte Tiere ausgewertet) folgten in 176 Fällen (80%) die Landwirte den so ermittelten Empfehlungen. Dabei wurde in 95 Fällen (42%) auf antibiotische Trockensteller verzichtet. In den nach dem Kalben untersuchten Milchproben lagen die Anteile unauffälliger Kühe bei Kühen der Ampelphasen grün, gelb und orange/rot bei 66%, 60% bzw. 48%. Das Prinzip des Informationsbasierten Eutergesundheitsmanagements verfolgt zum einen das Ziel, in Betrieben mit geringer Prävalenz euterpathogener Erreger den Einsatz von Antibiotika dramatisch zu verringern. Zum anderen soll in Beständen mit hohem Aufkommen subklinischer Mastitiden eine gezielte Behandlung therapiewürdiger Tiere bei parallel erfolgender Schlachtempfehlung chronisch kranker Kühe ermöglicht werden. Das Erreichen dieser Ziele scheint durch das vorgestellte Konzept möglich. Die beteiligten Landwirte am genannten Projekt nehmen diese Form der Tiergesundheitsbetreuung offenbar dankbar an. Verfasser: Dr. Peter Klocke, bovicare GmbH, 14473 Potsdam, Hermannswerder Haus 14; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 89 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 90 Neue Wege bei der Anwendung von nicht-steroidalen Antiphlogistika beim Rind Fischer, Florian (Unterschleißheim) Finadyne Transdermal ist weltweit das erste nadellose NSAID zum Aufgießen (pour-on). Der große Vorteil lässt sich aus der innovativen Technologie ableiten. Finadyne Transdermal enthält das Penetrationshilfsmittel Levomenthol, das in der Humanmedizin z.B. in Schmerz- und Nicotinpflastern oder auch in Heparinsalben Verwendung findet. Levomenthol weicht die Hornschicht der Epidermis kurzzeitig auf und schleust den Wirkstoff Flunixin hindurch. Das Flunixin wird sehr schnell durch die Haut absorbiert und ist schon nach 15 Min. im Blut nachweisbar. Die Halbwertszeit ist sogar länger, als nach intravenöser Injektion1. Und das alles ohne Nadel und die damit verbundene Gefahr einer Selbstinjektion durch den Anwender. Für das Tier ist die Behandlung ohne Stich, ohne Schmerz und ohne Stress. Finadyne Transdermal vereint die hervorragende zuverlässige Wirksamkeit des Entzündungshemmers Flunixin mit den Vorteilen einer einfachen Pour-on-Anwendung. Die rote Farbe der Aufguss-Flüssigkeit kennzeichnet die Tiere automatisch für ca. 6 Stunden. Finadyne Transdermal gibt es in zwei Handelsformen (100 ml und 250 ml). Dank praktischer Gewichtsskalierung sind Fehldosierungen und Rechenfehler ausgeschlossen. Die frühzeitige Anwendung eines NSAID kann die Auswirkungen einer viralen Infektion bekämpfen, bevor es zu einer bakteriellen Sekundärinfektion kommt. Im Sinne der 16. AMGNovelle besteht dadurch die Möglichkeit, den Antibiotika-Einsatz zu senken. Ob eine Antibiose zusätzlich nötig wird, entscheidet immer der behandelnde Tierarzt. 1 Study EX05331 Verfasser: Dr. Florian Fischer, MSD Intervet Deutschland GmbH, Unterschleißheim; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 91 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 92 Staphylokokkus- aureus - Sanierung mit Hilfe einer Impfung Schwagerick, Birgit (Neubrandenburg) Mastitiden durch Staphylokokkus aureus (Staph. aureus) stellen oftmals ein wirtschaftlich relevantes Herdenproblem dar. Bei Einschleppung bestandsfremder, euteradaptierter Genotypen steigen Inzidenz und Prävalenz. Bei einer Infektionsrate über 40% der melkenden Kühe ist der Erfolg der herkömmlichen Bekämpfung mittels Herdentrennung und Frischkalberuntersuchung fraglich. Aus diesem Grund wurde in einem derartig betroffenen Milchviehbetrieb mit 220 Milchkühen in MecklenburgVorpommern die Vakzine STARTVAC® eingesetzt. Ab Dezember 2008 stiegen die Zellzahlen im Herdenmittel der Milchleistungsprüfung (MLP) von unter 200 T. auf über 300 T. im Mai 2009 an. Daraufhin wurden im Mai 2009 alle melkenden Kühe bakteriologisch hinsichtlich einer Staph.-aureus-Infektion per Viertel-/Anfangsgemelk untersucht. Bei 125 melkenden Kühen, also bei über 50% der Herde, wurde Staph. aureus diagnostiziert. Trotz Herdentrennung kam es zu keiner wesentlichen Besserung der Eutergesundheit. Die Herdenzellzahl nach MLP-Berechnung lag weiterhin bei über 300 T. Es traten immer wieder gehäuft klinische Mastitiden auf, die sich zwar zunächst als gut antibiotisch behandelbar erwiesen, nach 2-3 Monaten aber wieder aufflammten. 50% der Kühe mit mehr als 1 Mio. Zellzahlen/ml zeigten Sekretveränderungen, meistens Flocken. Im Januar 2010 stieg die Zellzahl auf 418 T. Am 28.01.2010 ergab eine Zwischenbilanz, dass 25,9% der Frischkalber schon mit Staph. aureus infiziert waren. Daraufhin entschied die Betriebsleitung nach Beratung durch den RGD und den Hoftierarzt die Vakzine STARTVAC® einzusetzen. Die Impfung aller Trockensteher und Frischkalber erfolgte im Februar 2010 wie vom Hersteller empfohlen. Ab März 2010 entwickelten sich die Zellzahlen rückläufig, im August 2010 lagen sie bei 250 T. in der MLP. Die Mastitisrate ist auf ein vertretbares Maß zurückgegangen. Seitdem hat sich die Situation weiter stabilisiert, 2012-2014 schwankten die Zellzahlen der Milchleistungsprüfung zwischen 140 und 240 T. 2014 betrug die durchschnittliche Zellzahl der MLP 200 T. mit leicht steigender Tendenz, wobei der Anteil der eutergesunden Kühe konstant über 70% des Bestandes liegt. Am 11.05.2012 erfolgte eine bakteriologische Kontrolle des Bekämpfungserfolges: Alle melkenden Kühe wurden per Viertel-/Anfangsgemelk im gleichen Labor wie vorher untersucht. Von 222 Kühen erwies sich eine Kuh als infiziert mit Staph. aureus. Es gab keine außergewöhnlichen Merzungen in der Zeit der Staph.-aureus-Bekämpfung. Verfasser: Dr. Birgit Schwagerick,Rindergesundheitsdienst der Tierseuchenkasse von Mecklenburg-Vorpommern, 17033 Neubrandenburg, Neustrelitzer Str. 120 C/ HIPRA Deutschland GMbH, Düsseldorf; E-Mail: [email protected] 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 93 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal 94 Wir bedanken uns für Ihre Teilnahme und wünschen Ihnen eine angenehme Heimreise! Wir würden uns freuen, Sie im Frühjahr 2017 zum 20-jährigen Jubiläum des Stendaler Symposiums wieder begrüßen zu dürfen. 9. Stendaler Symposium des Landesamtes für Verbraucherschutz und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt: Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz und Tierarzneimittel bei der Tierart Rind vom 6. - 8. Mai 2015 in Stendal