Trainingslehre Wenn man sich mit Trainingslehre auseinandersetzt ist es unerlässlich, den Begriff Training genauer zu definieren Training ist ein planmäßiger Prozess, der eine Zustandsänderung (Optimierung, Stabilisierung oder Reduzierung) der komplexen sportlichen Leistungsfähigkeit beabsichtigt bzw. mit sich bringt. (Zintl 1990) Diese Definition fordert vom Trainer bei der Ausübung der Tätigkeit zunächst Ziele zu formulieren die er mit den Sportlern erreichen will. Stimmen diese den Zielen zu, gilt es eine "Trainingsplan" zu erstellen, der darauf ausgerichtet ist, mit den vorhandenen Mitteln und in der zur Verfügung stehenden Zeit diese Ziele zu erreichen. Um dies verantwortungsvoll tun zu können ist es für den Trainer wichtig, die grundlegenden Begriffe und Gesetzmäßigkeiten der Trainingslehre zu kennen und sie auf die sich im Unterricht stellenden Anforderungen anpassen zu können. Die kleinste Einheit bei der Trainingsplanung ist die einzelne Trainingseinheit. In ihr ist festgelegt, welche Übungen mit welcher Intensität, wie lange, wie oft und mit welchen Pausen durchgeführt werden. Die einzelnen Belastungskomponenten die eine Trainingseinheit definieren sind also: • • • • • Belastungsintensität: Stärke des einzelnen Belastungsreizes (Angabe z.B. Herzfrequenz oder % Max.Kraft) Belastungsdauer: Zeitdauer eines Einzelreizes oder einer Übungsserie (Angabe z.B. 10s Spannung halten, oder 12 Wdhl. / Serie) Belastungsdichte: Zeitspanne zwischen den einzelnen Belastungsreizen, mit der der Wechsel zwischen Belastung und Erholung reguliert wird. Länge der Pausen zwischen den einzelnen Belastungsreizen je nach Intention lohnende Pause / volle Pause. Belastungsumfang: Gesamtmenge an Belastungsreizen in einer Trainingseinheit bzw. in einem Trainingsabschnitt (Mikro-, Makrozyklus) Trainingshäufigkeit: Anzahl von Trainingseinheiten im Mikrozyklus z.B. einer Woche Trainingsanpassungen Ziel eines Trainings ist es, durch entsprechende Belastungen funktionelle und oder morphologische Anpassungen im Organismus zu provozieren. Autonome organische Systeme bewahren ihre Stabilität, indem sie auf jede Veränderung mit Reaktionen antworten, die das Gleichgewicht zwischen äußeren Anforderungen und der Funktionstüchtigkeit des Systems aufrechterhalten. Dieses Fließgleichgewicht nennt man Homöostase. Jede Form der Belastung löst im Organismus katabole also abbauende Prozesse aus, dies können z.B. die Entleerung der Glykogenspeicher in der Muskulatur durch eine Ausdauerbelastung, oder die Entstehung von Eiweißbruchstücken durch ein entsprechendes Krafttraining sein. Lässt die Belastung nach, werden im Organismus als Reaktion anabole Prozesse in gang gesetzt, welche die entstandenen "Löcher" wieder füllen bzw. das Gleichgewicht wiederherstellen, um für die nächste Belastung gewappnet zu sein. Um eine optimale Trainingsanpassung zu erzielen ist es entscheidend, die Relation zwischen katabolen und anabolen Phasen richtig zu steuern d.h. das optimale Verhältnis von Belastung und Erholung zu finden. Für den Bereich der Muskelglykogenspeicher ist dafür von Jakowlew ein Superkompensationsmodell nachgewiesen worden. Dieses dient heute vielfach als Erklärungsmodell für optimale Anpassungen im Training. Abb. TL1 Superkompensationsmodell (www.sportunterricht.de) Trainingsprinzipien Um die beschriebenen Anpassungsvorgänge auszulösen und zu stabilisieren müssen bei der Planung und Steuerung des Trainings einige allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten beachtet werden. In der Trainingswissenschaft hat man hierzu Trainingsprinzipien verfasst, und entsprechend ihrer Absicht in solche zur Auslösung, Sicherung und Steuerung der Anpassung unterteilt. Die im Folgenden näher erläuterten Prinzipien sind diejenigen, mit denen sich der Schneesportlehrer aufgrund ihres biologischen Hintergrundes am häufigsten auseinandersetzen muss. Tab. 1 gibt einen Überblick über die Trainingsprinzipien und ihre biologischen Gesetzmäßigkeiten. Bedeutung für das Geschehen Auslösung der Anpassung Sicherung der Anpassung Spezifische Steuerung der Anpassung Trainingsprinzip Biologischer Einflussfaktor Prinzip des wirksamen Reizes Reizstufenregel Prinzip der progressiven Belastungssteigerung Prinzip der Variation der Trainingsbelastung Prinzip der optimalen Gestaltung von Belastung und Erholung Prinzip der Wiederholung und Kontinuität Prinzip der Periodisierung und Zyklisierung Prinzip der Individualität und Altersgemäßheit Prinzip der zunehmenden Spezialisierung Prinzip der regulierenden Wechselwirkung einzelner Trainingsinhalte Parabolischer Kurvenverlauf des Adaptationsprozesses Tab. TL1 aus Zintl 1990 Reizstufenregel Superkompensation Heterochronizität der Adaptation Deadaptation Phasencharakter des Adaptationsverlaufs Individuelle Adaptationsfähigkeit Spezifische Adaptation Wechsel von spezifischer und unspezifischer Adaptation Prinzip des wirksamen Reizes Es besagt, dass ein Trainingsreiz eine bestimmte Intensitätsschwelle übersteigen muss um überhaupt eine Anpassungsreaktion auszulösen d.h. um trainingswirksam zu sein. Die notwendige Höhe des Reizes ist dabei vom Trainingszustand des jeweiligen Sportlers abhängig. Prinzip der progressiven Belastungssteuerung Im Zuge der Trainingsanpassungen über einige Zeit wirkt derselbe Reiz irgendwann nicht mehr überschwellig und ruft daher keine weitere Leistungssteigerung hervor. Die Konsequenz daraus ist die fortschreitende Steigerung der Trainingsbelastung in gewissen Zeitabständen. Diese kann je nachdem welche Vorraussetzungen beim Sportler vorliegen allmählich oder sprunghaft geschehen. Prinzip der Variation der Trainingsbelastung Im Zusammenhang mit funktionellen und organischen Anpassungen des Organismus an Trainingsbelastungen spielt das vegetative Nervensystem eine wichtige Rolle. Bei zu eintöniger Belastungsgestaltung und einer daraus resultierenden gleichartigen Stimulierung verliert der Sympathikus seinen ergotropen (Leistungssteigernden) Effekt. Es kommt zu einer Stagnation des Trainingsgewinns. Prinzip der optimalen Gestaltung von Belastung und Erholung Dieses Prinzip beruht auf der Tatsache, dass jeder Trainingsbelastung (katabolen Phase) eine gewisse Zeit der Wiederherstellung (anabole Phase) folgen muss, um eine erneute gleichartige Belastung bei günstigen Voraussetzungen durchführen zu können. Dieses Prinzip basiert auf dem Phänomen der Superkompensation das besagt, dass die Wiederherstellung nach einer Belastung nicht nur bis zum Ausgangsniveau erfolgt, sondern darüber hinaus. (vgl. Abb.1). Prinzip der Kontinuität Um eine Trainingseffekt nicht nur auszulösen, sondern die Leistungsfähigkeit auf dem neuen Niveau zu stabilisieren ist es notwendig, dass die Belastungen über einen längeren Zeitraum (Wochen – Monate) kontinuierlich wiederholt werden. Die endgültige Adaptation ist erst erreicht, wenn die Umstellung in allen Funktionssystemen erfolgt ist. Prinzip der Individualität und Altersgemäßheit Die Anpassungsfähigkeit an gesetzte Trainingsreize ist individuellen durchaus unterschiedlich ausgeprägt. Dies liegt zum einen an der unterschiedlichen Genexpression also den entsprechenden Erbanlagen und zum anderen an den Persönlichkeitsmerkmalen des einzelnen Sportlers. Diese wiederum unterliegen der biologischen Entwicklung des Individuums, also seinem biologischen Alter. Bestimmten konditionellen und koordinativen Fähigkeiten werden so genannte sensitive Phasen zugeordnet, also Zeitabschnitte in der biologischen Entwicklung mit erhöhter Anpassungsfähigkeit. Diese sind im Sinne der langfristigen Leistungsentwicklung unbedingt zu beachten. Prinzip der regulierenden Wechselwirkung Verschiedene Elemente des Trainings können sich positiv oder negativ beeinflussen. Das Prinzip besagt, dass bei der Planung des Trainings darauf geachtet werden muss negative Wechselwirkungen einzelner Trainingsinhalte möglichst zu vermeiden. Trainingssteuerung Die genannten Prinzipien sind keinesfalls isoliert voneinander zu sehen und anzuwenden, sondern bilden vielmehr ein Geflecht von Wirkungsweisen deren richtige Anwendung bei der Planung und Durchführung die eigentliche Steuerung des Unterrichts- und Trainingsprozesses darstellt. Unter Trainingssteuerung versteht man die Abstimmung aller kurz undlängerfristigen Maßnahmen des Trainingsprozesses im Hinblick auf das geplante Erreichen der optimalen sportlichen Form. (Zintl, 1990) Es ist demnach die zentrale Aufgabe eines Trainers zunächst die richtigen Ziele für die ihm anvertraute Gruppe zu formulieren und dann unter Beachtung der individuellen Voraussetzungen und der zur Verfügung stehenden Mittel die richtigen Trainingsmaßnahmen in den entsprechenden Phasen zu planen. Bei der Durchführung des Trainings ist unbedingt darauf zu achten Situationen zu schaffen, die eine Überprüfung der Zielsetzung möglich machen. Um nun wie gefordert die richtigen Trainingsmaßnahmen planen zu können, ist es für den Trainer äußerst wichtig zu wissen, was die leistungsbestimmenden Faktoren des alpinen Skirennsports sind. Zu diesem Zweck ist es notwendig ein sportmotorisches Anforderungsprofil der Sportart zu erstellen. Sportmotorisches Anforderungsprofil Zur Differenzierung der einzelnen Fähigkeiten unterscheidet die Traininglehre fünf motorische Hauptbeanspruchungsformen. Es sind dies Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination. Die ersten vier werden als konditionelle Fähigkeiten bezeichnet, daneben gibt es sieben verschiedene koordinative Fähigkeiten (vgl. Abb. TL2) Abb. TL2 Konditionelle Fähigkeiten Das Sportmotorische Anforderungsprofil beschreibt nun, welche Bedeutung die einzelnen Fähigkeiten für die Leistungsfähigkeit in einer Sportart einnehmen. Bei der Analyse des sportmotorischen Anforderungsprofils ist es sinnvoll sich an der Weltspitze zu orientieren, um daraufhin abgestimmt das Training der einzelnen Fähigkeiten im langfristigen Leistungsaufbau planen zu können. Die Entwicklung der modernern Carvingtechnik hat das sportmotorische Anforderungsprofil des alpinen Skilaufs in den letzen Jahren relativ stark beeinflusst und soll deshalb an dieser Stelle einer etwas genauern Betrachtung unterzogen werden. Im Themenblock Techniktraining wird aufgezeigt, dass die zentrale Fähigkeit der Carvingtechnik darin besteht, die Belastungsverteilung in der frontalen und der sagittalen Ebene (Ebene entlang der Skilängsachse) situationsangepasst so zu variieren, dass der Ski über den Schwungverlauf exakt auf der Kante geführt und die Skibiegung im Sinne einer Verkürzung des Schwungradius aktiv unterstützt werden kann. Je nach Fahrtempo und Schwungradius treten dabei enorme Kräfte auf, die sowohl in der Bein- wie auch in der Rumpfmuskulatur kompensiert werden müssen. Dies stellt hohe bis höchste Anforderungen an die Maximal- und Schnellkraftfähigkeiten des Sportlers. Angesichts der typischen Belastungszeiten in den Disziplinen von ca. 40 - 50 Sekunden im Slalom bis zu 120 Sekunden in der Abfahrt, kommt vor allem der Kraftausdauer eine herausragende Bedeutung im alpinen Skirennsport zu. Um diese hohen Kraftanforderungen bewältigen zu können, muss der Sportler in der Lage sein enorm viel Energie zu mobilisieren, aber auch gleichzeitig ein „Milieu“ in der Muskulatur zu erhalten, das es ihm ermölgicht, die hohen koordinativen Anforderungen möglicht bis ins Ziel erfüllen zu können. An dieser Stelle kommt die Ausdauerleistungsfähigkeit ins Spiel, da ihr eine enorme Bedeutung bei der individuell optimierten Abstimmung aerober und anaerober Stoffwechselanteile bei der Energiebereitstellung in der Muskulatur zukommt. Eine gut ausgeprägte Grundlagenausdauer ist daher eine wesentliche Vorraussetzung für optimale Performance im alpinen Skirennsport. Die konditionellen Fähigkeiten Kraft Die im Anforderungsprofil beschriebenen Kraftfähigkeiten der alpinen Skirennsportler setzen voraus, dass mit Beginn des rennsportorientierten Leistungsaufbaus die Kraftfähigkeiten gezielt trainiert werden. Nur so ist zu gewährleisten, dass die nötigen Voraussetzungen geschaffen sind, um auf jeder Stufe der sportlichen Entwicklung einerseits über optimale Leistungsvoraussetzungen zu verfügen und andererseits höchstmögliche aktive Verletzungsprophylaxe zu betreiben. Kraft ist die Fähigkeit des Nerv-Muskelsystems durch Kontraktion Widerstände zu überwinden, ihnen nachzugeben oder sie zu halten. Je nach der Zeit und der muskulären Beanspruchung werden folgende Kraftfähigkeiten unterschieden: Maximalkraft Schnellkraft Reaktivkraft Kraftausdauer Abb.TL3 Erscheinungsformen der Kraft Maximalkraft Wie aus der Abb. TL3 hervorgeht, ist die Maximalkraft die Basiskraftfähigkeit für sämtliche Kraftfähigkeiten und ist gleichzeitig in hohem Maße für sie leistungsbestimmend. Sie ist im Wesentlichen abhängig vom physiologischen Muskelquerschnitt, der Muskelfaserzusammensetzung, der Ansteuerungsfähigkeit (Intramuskuläre Koordination) und dem Zusammenspiel der an der Bewegung beteiligten Muskelgruppen (Intermuskuläre Koordination). Training der Maximalkraft Bei der Auswahl der Trainingsmethoden ist also zunächst einmal zu unterscheiden, ob das primäre Ziel ein eine Erhöhung der "muskulären Komponente", oder eine Verbesserung der "neuronalen Komponente" der Kraftentwicklung sein soll. Muskelzuwachsmethode (Hypertrophie) Diese Methode des Krafttrainings hat zum Ziel, den Muskelquerschnitt zu vergrößern, also das kontraktile Potential der trainierten Muskulatur zu erhöhen. Um dies zu erreichen, muss im Training mit submaximalen Intensitäten bis zur lokalen muskulären Erschöpfung gearbeitet werden. Bei der Auswahl der Übungen empfiehlt es sich darauf zu achten, dass jeweils in der Muskelschlinge, also über mehrere Gelenke trainiert wird, da der Skirennsport die Muskulatur auch in dieser Weise beansprucht. Durch den Einsatz freier Gewichte (z.B. Langhantel) kann die Effizienz des Trainings deutlich erhöht werden, da das eingesetzte Gewicht immer auch im Rumpf stabilisiert werden muss. Die sportartspezifische Ausrichtung des Trainings kann zusätzlich gesteigert werden, indem die Übungen (z.B. Kniebeugen) auf instabilem Untergrund ausgeführt werden. Neben der reinen Hubarbeit muss dabei gleichzeitig die Beinachse stabilisiert werden, was die intermuskuläre Koordination der eingesetzten Muskulatur deutlich verbessert und auf die Anforderungen im Gelände vorbereitet. Anmerkung: Beim Einstieg in ein Krafttraining und zum Erlernen der Trainingsübung wird die Intensität der Übung etwas reduziert und nicht bis zur lokalen muskulären Erschöpfung gearbeitet, um Überlastungen und Fehlbelastungen zu vermeiden. Im Training mit Kindern ist die Intensität der Trainings deutlich reduziert, da der kindliche Organismus hormonelle Besonderheiten aufweist, die eine bewusste Zerstörung von Eiweißbausteinen des Aktomyosinkomplexes nicht erfordern. Bei Kindern bis zum Eintritt in die Pubeszenz reicht daher das Überwinden des eigenen Körpergewichtes, oder leichter Zusatzlasten, um wirksame Trainingsreize zu setzen. Die Übungen werden dann mit 15 – 30 Wiederholungen ausgeführt und zielen gleichzeitig auf die Verbesserung der Kraftausdauer ab (vgl. Trainingsprinzipien). Trainingsbeispiel (S12): Es werden 3 bis 5 Übungen in je 3 – 4 Serien durchgeführt. Jede Serie besteht dabei aus 15 – 30 Wiederholungen. Die Intensität der Übung, also die Zusatzlast wird so gewählt, dass die letzte Wiederholung in jedem Fall noch technisch korrekt und kontrolliert ausgeführt werden kann. Zwischen den Serien wird eine Pause von ca. 3min. eingebaut, um der Muskulatur die Möglichkeit zu geben, ihre Energiespeicher wieder zu füllen. Diese Trainingsform kann auch gut in Form eines Zirkeltrainings durchgeführt werden. Es werden 4 – 8 Übungen bei Belastungszeiten von 30 – 60 Sekunden in 3 – 4 Serien absolviert. Die Pausen zwischen den Übungen sind 60 Sekunden, zwischen den Serien ca. 5 Minuten. Trainingsbeispiel (J16): Es werden 3 bis 5 Übungen mit je 3 – 4 Serien durchgeführt. Jede Serie besteht dabei aus 8 - 12 Wiederholungen. Die Intensität der Übung, also die Zusatzlast wird so gewählt, dass die letzte Wiederholung gerade noch technisch korrekt und kontrolliert ausgeführt werden kann. Zwischen den Serien wird eine Pause von ca. 3min. eingebaut, um der Muskulatur die Möglichkeit zu geben ihre Energiespeicher wieder zu füllen. Intramuskuläre Koordination (IK – Methode) Um maximale Kraftleistungen erbringen zu können ist es erforderlich, möglichst viele der so genannten schnellen Muskelfasern synchron zu aktivieren. Um diese Fähigkeit zu verbessern, muss im Training mit hohen und höchsten Lasten gearbeitet werden. Dies macht deutlich, dass die IK-Methode dem Leistungs- und Hochleistungstraining bzw. Athleten mit viel Erfahrung im Krafttraining vorbehalten bleibt. Trainingsbeispiel: Die Intensität der Übung muss so gewählt werden, dass nur noch 1 – 3 Wiederholungen mit dem entsprechenden Gewicht möglich sind. Es sollten 3 - 4 Übungen mit je 4 -6 Serien durchgeführt werden. Die Pausenlänge zwischen den Serien sollte 3 – 5 min betragen. Der Trainer muss immer eine Sicherheitsstellung bei der Ausführung der Übungen bieten. Eine so genannte Mischmethode aus beiden Anpassungsvorgängen stellt die Pyramidenmethoden dar. Hier wird die Intensität schrittweise gesteigert und dadurch die mögliche Wiederholungszahl gesenkt, so dass man sich langsam den hohen Lasten nähert und das Nerv-Muskelsystem darauf vorbereitet. Die Übung kann auch in Form einer doppelten Pyramide ausgeführt werden was bedeutet, dass die Intensität zuerst pyramidenförmig zunimmt und dann in denselben Stufen wieder auf das Ausgangsniveau zurückgeführt wird. In Form einer abgestumpften Pyramide kann eine Heranführung an höhere Lasten erfolgen sofern die nötige Trainingserfahrung und muskuläre „Ausstattung“ vorliegt. Anmerkung: Im Training mit Kindern und jungendlichen bis zum Abschluss der Pubertät, sind vor allem Sprünge in den vielfältigsten Varianten das geeignete Trainingsmittel zur Verbesserung der Ansteuerungsfähigkeit der Muskulatur und damit der Intra- und Intermuskulären Koordination. Bei der Planung von vielfältigen Sprungformen ist zu bedenken, dass Landungen aus großen Höhen zu hohen Stoss- und Stauchbelastungen führen. Um Überlastungssyndrome an den Kraftübertragenden Strukturen zu vermeiden, sollte eine ausgewogene Mischung aus Reaktiven-, Prellenden Sprüngen und Aufsprüngen eingeplant und in der Landezone eine Matte ausgelegt werden. Schnellkraft Schnellkraft ist die Fähigkeit der Muskulatur den Körper, oder Teile davon auf eine maximale Endgeschwindigkeit zu beschleunigen bzw. Widerstände mit höchstmöglicher Kontraktionsgeschwindigkeit zu überwinden!! (Zintl, 1990) Vor allem der zweite Teil der Definition trifft dabei auf die Anforderungen des alpinen Skirennsports zu. Sich im Schwungverlauf gegen die hohen Kurvenkräfte schnell "heraus-" und in den neuen Schwung hinein bewegen zu können, ist von zentraler Bedeutung wenn es darum geht, den Schwungradius zu kontrollieren und Tempo zu machen. Training der Schnellkraft Wie aus Abb.3 hervorgeht, ist die Schnellkraft direkt abhängig von der Maximalkraft, wobei die Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskulatur in erster Linie durch die "neuronale Komponente" bestimmt wird. Das Training der Intra- und Intermuskulären Koordination stehen hier eindeutig im Vordergrund. Die zweite Anpassung des Schnellkrafttrainings zielt darauf ab, die Bewegungsgeschwindigkeit der eingesetzten Muskulatur zu erhöhen. Eine einfache und wirkungsvolle Möglichkeit dies zu erreichen, sind alle Formen von Sprüngen. Um dem hohen Kraftanteil im alpinen Skirennsport gerecht zu werden, sollten aber auch Übungen mit Zusatzlasten ins Training einbezogen werden. Die Lasten werden im Training so angepasst, damit die Übung mit der maximal möglichen Kontraktionsgeschwindigkeit ausgeführt werden kann. Dabei muss es nicht zu einer Streckung der Gelenke (v.a. Kniegelenk) kommen, die Bewegung kann vorher abgebremst werden. Entscheidend ist der Bereich der Bewegungsumkehr. Beim Training der Schnellkraft ist darauf zu achten, dass die Übung möglichst im ausgeruhten Zustand durchgeführt werden, um das hohe Aktivierungsniveau abrufen zu können und dass nur solange trainiert wird, bis die Bewegungsgeschwindigkeit nicht mehr gehalten werden kann. Zur Durchführung eines solchen Trainings ist eine gute muskuläre Grundausbildung erforderlich! Trainingsbeispiel: Es werden 3 – 5 Übungen mit je 3 – 4 Serien durchgeführt. Pro Serie werden je 6 -8 maximal schnelle Bewegungen durchgeführt. Das Gewicht wird so gewählt, dass insbesondere die Bewegungsumkehr "explosiv" ausgeführt werden kann. Reaktivkraft Die Reaktivkraft ist eine spezielle und eigenständige Form der Schnellkraft. Sie bezeichnet die Fähigkeit der Muskulatur innerhalb eines Dehnungs-VerkürzungsZyklus in der Dehnphase Energie in den elastischen Komponenten der Muskulatur zu "speichern" und sie bei der Verkürzung wieder freizugeben, um die Kraftentwicklung in dieser Phase zu erhöhen. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Tiefsprung. In den Skirennsport finden wir etwas Ähnliches im unteren Umkehrpunkt der Bewegung innerhalb eines Schwunges wieder, wie dies im Abschnitt Schnellkraft beschrieben wurde. Das Training der Reaktivkraft im Skirennsport orientiert sich daher auch an den spezifischen Schnellkraftanforderungen und ist als semispezifisches Schnellkrafttraining zu klassifizieren. Kraftausdauer Kraftausdauer bezeichnet die Ermüdungswiderstandsfähigkeit des Organismus bei lang andauernden Kraftleistungen. Der Skirennsport ist eine typische Kraftausdauersportart, denn es gilt die beschriebenen Kraftanforderungen über die komplette Wettkampfdistanz aufrechtzuerhalten. Wie der Begriff schon aussagt, ergibt sich die Leistungsfähigkeit aus der Komponente Kraft (Maximalkraft) und stoffwechselseitig aus der Komponente Ausdauer. Entsprechend des geforderten Kraftanteils und der Belastungsdauer unterscheidet man in der Trainingslehre zwischen: • Maximalkraft- oder Kurzzeitkraftausdauer • Laktatzider- oder Mittelzeit – Kraftausdauer • Langzeitkraftausdauer oder Ausdauerkraft Der Skirennsport muss wegen der enormen Kraftanforderungen und der Belastungszeiten von 50 bis 120 Sekunden in den Bereich der Mittel- und Langzeitkraftausdauer eingeordnet werden. Für das Training bedeutet dies, dass neben den Kraftfähigkeiten vor allem die metabolischen Fähigkeiten des Organismus trainiert werden müssen. Auch hierbei ist darauf zu achten, dass nicht nur die Beine sondern auch der Rumpf, Kraftausdauerbelastungen ausgesetzt ist und entsprechend komplex im Training darauf vorbereitet werden muss. Eine gute Möglichkeit dies im Training zu realisieren bietet das Zirkeltraining. Anmerkung: Häufige Kraftausdauerbelastungen bis zur vollen Erschöpfung gefährden aufgrund der hohen Übersäuerung in der Muskulatur die Anpassungen des aeroben Grundalgenausdauertrainings. Diese aber sind wie im Anforderungsprofil beschrieben, von entscheidender Bedeutung für die Performance im Skirennsport. Auch das Skifahren selbst ist eine Kraftausdauerbelastung und muss bei der Planung der Trainingseinheiten entsprechend berücksichtigt werden. Trainingsbeispiel Es werden 4 – 8 Übungen (Stationen) für die verschiedenen Muskelgruppen aufgebaut. Es wird an jeder Station 40 - 60 sec. belastet, und nach einer Pause von 30-60 sec. wird zur nächsten Station gewechselt. Es werden 4 -6 Durchgänge absolviert, wobei nach jedem Durchgang eine längere Pause von 8-10 min. eingebaut wird. Bei der Reihenfolge der Übungen ist darauf zu achten, dass die verschiedenen Muskelgruppen abwechselnd trainiert werden. Kraft im langfristigen Leistungsaufbau Grundlagentraining (Schulkindalter) • Entwicklung einer stabilen Körperstatik durch Stütz-, Hang- und Zugübungen • Vielseitige Kräftigung des Halte- und Bewegungsapparates durch komplexe Übungen (z.B. Turnen, Klettern etc.) • Erlernen der korrekten Technik der grundlegenden Übungen (Tiefkniebeuge) • Training der neuronalen Komponenten der Kraft – Intermuskuläre Koordination durch variantenreiche Sprungformen • Training der muskulären Komponente der Kraft - Kraftausdauer Anschlusstraining (Pubeszenz, Adoleszenz) • Sensible Phase für die Entwicklung der muskulären Komponente der Kraft • Beginnendes Hypertrophietraining – auf korrekte Ausführung achten! • Koordinative Aspekte integrieren – Kraftkoordination – Beinachsenstabilisierung • Steigerung der Schnellkraftübungen – IK • Übergang zu „High-Impact“ Übungen Ausdauer Die Ausdauerleistungsfähigkeit ist wie im Anforderungsprofil beschrieben ein Leistungsbestimmender Faktor im alpinen Skirennsport. Der Stoffwechsel des Skirennläufers muss einerseits in der Lage sein genügend Energie zu mobilisieren, um den sich stellenden Kraftanforderungen gewachsen zu sein und andererseits ein muskuläres Milieu zu erhalten, das es ihm erlaubt, die beschriebenen koordinativen Fähigkeiten über die komplette Distanz eines Laufes abrufen zu können. Auch für die Ausdauer gilt es, die sensiblen Phasen im Schulkindalter und darüber hinaus zu nutzen und dadurch zu gewährleisten, dass im langfristigen Leistungsaufbau die enormen Anforderungen an die Stoffwechselleistungsfähigkeit auf jeder Ebene erfüllt werden können. Die Ausdauerleistungsfähigkeit wird entsprechend der Form der Energiegewinnung in eine anaerobe und eine aerobe Ausdauer eingeteilt. Anaerobe Ausdauer: Die Energiegewinnung erfolgt durch den schrittweisen Abbau der Glucose ohne Einbindung von Sauerstoff. Vorteil: Es kann relativ viel Energie pro Zeiteinheit zur Verfügung gestellt werden. Nachteil: Als Endprodukt des Stoffwechsels entsteht Laktat, das bei entsprechender Anhäufung zur Übersäuerung des Muskels und damit zur Reduzierung der Intensität der Belastung und schließlich zum Belastungsabbruch führt. Gleichzeitig schränkt das sich im Muskel ansammelnde Laktat, durch die damit einhergehende Senkung des ph-Werts, die koordinative Leistungsfähigkeit deutlich ein. Aerobe Ausdauer: Bei der aeroben Energiegewinnung wird die Glucose in weiteren Schritten unter Einbindung von Sauerstoff abgebaut, wobei zum Schluss Wasser, Kohlendioxyd und Energie für die muskuläre Arbeit entstehen. Vorteil: Es fallen keine für die Muskelarbeit störenden Stoffwechselendprodukte an. Aus einer bestimmten Menge Glucose kann vergleichsweise viel Energie gewonnen werden → ökonomische Energieversorgung. Nachteil: Die Menge an Energie, die pro Zeiteinheit mobilisiert werden kann ist begrenzt und daher für intensive Leistungen nicht ausreichend. Um den Anforderungen des Skirennsports zu genügen, ist es für die Sportler entscheidend, über eine gute aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit zu verfügen. Zur Strukturierung des Trainings unterscheidet man bezüglich der Intensität, extensive und intensive Belastungen. Bezogen auf die Methoden des Trainings unterscheidet man die Dauermethode, die Intervallmethode und die Wiederholungsmethode. Zur Verbesserung der Grundlagenausdauer sind in der Regel die extensive und die intensive Dauermethode das Mittel der Wahl. Intervall und Wiederholungsmethoden dienen zur Entwicklung spezifischer Ausdauerfähigkeiten und sind daher eher dem Leistungs- und Hochleistungstraining vorbehalten. Trainingsmethoden: Extensive Dauermethode: Es wird bei niedriger Intensität eine möglichst gleichmäßige Belastung über eine Dauer von 45 min. (Lauf) bis zu mehreren Stunden (z.B. Rad) durchgeführt. Ziel des Trainings ist es, die Herz-Kreislaufarbeit zu ökonomisieren und die Vorraussetzungen für aerobe Energiegewinnung in der Muskelzelle und deren Peripherie zu verbessern. Intensive Dauermethode: Es wird entweder gleichmäßig im Bereich der Dauerleistungsgrenze belastet, oder aber ein dem Gelände angepasster wellenförmiger Wechsel der Belastungsintensität (Fahrtspiel) durchgeführt. Die Dauer der Belastung beträgt zwischen 30 min. (Lauf) und 2 Std. (z.B. Rad). Ziel dieses Trainings ist es, die Kapillarisierung und damit die Sauerstoff- und Substratausschöpfung in der Muskulatur zu verbessern. Angesichts der Forderung an den Skirennläufer möglichst viel Muskelmasse aufzubauen, kommt der Schaffung kurzer Diffusionswege für Sauerstoff und Substrate eine hohe Bedeutung zu. Gleichzeitig soll die Fähigkeit verbessert werden, das bei der Belastung anfallende Laktat abzupuffern bzw. aus den Bereichen der Muskulatur in denen es entsteht hinaus- und in die Anteile der Muskulatur in denen es wieder verstoffwechselt werden kann, hineinzutransportieren. Intervall- und Wiederholungsmethode: Hierbei werden gezielt intensive Belastungsabschnitte und Pausen hintereinander ausgeführt. Der Unterschied zwischen den beiden Methoden besteht darin, dass bei der Intervallmethode mit lohnenden also unvollständigen Pausen gearbeitet wird, wohingegen die Wiederholungsmethode vollständige Pausen zur Erholung nutzt, um dann mit annähernd gleicher Intensität weiterarbeiten zu können. Ziel dieser Trainingsformen ist es, die komplexe anaerob- aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit über das Ansprechen von Laktatbildung, -pufferung und – -transport zu optimieren. Ausdauer im langfristigen Trainings- und Leistungsaufbau Das Ausdauertraining mit Kindern (S8/S10) soll in erster Linier Spaß machen, nur dann ist eine gewisse Dauerbelastung in dieser Altersstufe überhaupt möglich. Kinder verfügen über einen natürlichen Drang sich zu bewegen und genau das muss im Training genutzt, aber auch ziel führend gesteuert werden, um nachhaltig im Sinne einer verbesserten Ausdauerleistungsfähigkeit zu profitieren. Das Training sollte spielerische Elemente enthalten und variationsreich (Wahl der Trainingsmittel) gestaltet werden, um eine entsprechende Kontinuität und Regelmäßigkeit zu erzielen (vgl. Trainingsprinzipien). Die Intensitätssteuerung sollte vorrangig über die Umfänge erfolgen. Wenn sie es schaffen sich 30 – 60 Minuten kontinuierlich zu belasten ohne am Ende völlig erschöpft zu sein, dient dieses Training immer der Entwicklung der Ausdauerleistungsfähigkeit. Genaue Vorgaben der Herzfrequenz sind im Training mit Kindern noch nicht hilfreich, da sie sich schnell an die Trainingsreize anpassen und die Grenzwerte ständig nachjustiert werden müssten und die gängigen Modelle zur Bestimmung der Belastungsgrenzen für Kinder nicht brauchbar sind. Da dieser Altersbereich biologisch äußerst günstig für die Entwicklung der Ausdauer ist, muss er im Sinne der langfristigen Leistungsentwicklung auch genutzt werden. Mit fortschreitendem Alter (S12 / J14) kann der spielerische Charakter des Ausdauertrainings mehr und mehr abgebaut und durch die extensive und intensive Dauermethode ersetzt werden. Zur Steuerung des Trainings dient nach wie vor der Umfang der Einheit und Belastungsparameter wie z.B. die Atmung. Können beispielsweise keine zusammenhängenden Sätze mehr gesprochen werden, oder muss länger ein- als ausgeatmet werden, ist die Belastung zu intensiv. Die zusätzliche Kontrolle der Herzfrequenz mittels Pulsmesser kann mit ins Training eingebaut werden. Allerdings noch nicht im Sinne einer Steuerung, sonder vielmehr der Kontrolle des Herzfrequenzverhaltens bei Belastungen. Vorrangiges Trainingsziel ist nach wie vor die Entwicklung der Grundlagenausdauer. Die gleichzeitige Vermittlung des Naturerlebnisses beim Ausdauertraining und die genaue Vorgabe oder Erläuterung der zu bewältigenden Strecke hilft den Kindern sich für das Ausdauertraining zu motivieren. Denn über eines sollte man sich im Klaren sein, dem Naturell eines Skirennfahrers kommt ein Ausdauertraining nicht gerade entgegen! Mit dem Abschluss der Pubertät können und sollen alle Formen der Ausdauerentwicklung ins Training eingebaut werden. Vor allem die Trainingsformen zur Verbesserung der Kapillarisierung gewinnen an Bedeutung, da es in dieser Phase auch zu einer Vergrößerung des Muskelquerschnitts kommt und die Schaffung kurzer Diffusionswege zur optimalen Versorgung der Muskulatur eine wichtige Leistungsvoraussetzung darstellt. Schnelligkeit Die Schnelligkeit, gleich welcher Erscheinungsform, ist im alpinen Skirennsport nicht von großer Bedeutung, oder gar ein Leistungsbestimmender Faktor. Einzig die Fähigkeit auf sensorische Reize (optisch, kinästhetisch, vestibulär) schnell zu reagieren ist in gewisser Weise relevant, lässt sich aber nur sehr spezifisch, also am besten durch die Situation im Lauf selbst trainieren und ist ansonsten über das Koordinationstraining abgedeckt. Das Schnelligkeitstraining kann aber zur Entwicklung der neuronalen Fähigkeiten von Kraft- und Schnellkraftfähigkeiten hervorragend eingebaut werden. Für das Training der Schnelligkeit gilt, dass die Widerstände so gewählt werden müssen, dass immer eine maximale Bewegungsschnelligkeit erzielt werden kann. Da diese Form des Trainings auf neuronaler Ebene ansetzt, ist darauf zu achten, dass es in ausgeruhtem Zustand durchgeführt wird und es im Laufe der Übung zur keiner erkennbaren Ermüdung kommt. Beweglichkeit Die Beweglichkeit ist die Fähigkeit des Sportlers, Bewegungen mit großer Schwingungsweite selbst, oder unter dem unterstützenden Einfluss äußerer Kräfte in einem oder mehreren Gelenken ausführen zu können. Diese Definition schließt die aktive und passive Beweglichkeit ein und umfasst sowohl den Begriff de Flexibilität (Muskeln, Sehnen und Bänder) als auch der Gelenkigkeit (knöcherne Gelenksstruktur). Für den Skirennsport ist die Beweglichkeit vor allem im Sinne der Verletzungsprophylaxe in extremen Situationen, oder beim Sturz von Bedeutung. Darüber hinaus ist eine geschmeidige Muskulatur generell weniger verletzungsanfällig und leistungsfähiger. Für das Training der Beweglichkeit unterscheidet man zwischen aktiver und passiver Ausübung des Dehnreizes und zwischen statischen und dynamischen Methoden. Die Erfahrung zeigt, dass es bereits ab dem Schulkindalter zur Einschränkungen der Beweglichkeit kommt, wenn dies im Training nicht berücksichtigt wird. Aktiv statische Dehnmethoden wie die Schwunggymnastik sollten in das Aufwärmprogramm integriert werden und gezielte Maßnahmen zum Erhalt oder der Verbesserung der Beweglichkeit das Training ergänzen. Methoden des Beweglichkeitstrainings Passiv-statische Methode: Der weit verbreitete Begriff des "Stretchings" bezeichnet nichts anderes, als die klassische passiv statische Methode des Dehnens. Dabei wird die Dehnstellung eingenommen und so lange gehalten, bis der Dehnreiz spürbar nachlässt ca. 20 sec. Sie ist die geeignete Methode, um die Dehnfähigkeit der Muskulatur zu verbessern und nach einem Training den Muskeltonus wieder zu senken. Sie ist nicht geeignet, um die Muskulatur vor einem Training aufzuwärmen. Aktiv-statische Methoden: Darunter fallen in erster Linie die so genannten "PNF-Methoden" aus dem Bereich der Physiotherapie. Dabei werden durch gezielte Anspannung einzelner Muskeln Reflexe ausgelöst, welche die Muskelspannung im zu dehnenden Muskel hemmen und es dadurch ermöglichen, dort einen tieferen Dehnreiz auszuüben. Passiv-dynamische Methoden: Hierbei wird zunächst die maximale Dehnstellung eingenommen und jetzt unter Zuhilfenahme äußere Kräfte (Partner, eigenes Körpergewicht) der Muskel immer wieder in eine tiefere Dehnstellung "gezwungen". Aufgrund der wippenden Bewegungen wird diese Art des Dehnens oft auch als "Wippmethode" bezeichnet. Aktiv-dynamische Methoden: Bei dieser Methode wird durch Anspannung des einen Muskels (Agonisten) der entsprechende Gegenspieler (Antagonist) gedehnt. Es wir also gleichzeitig ein Muskel gedehnt, während der andere "tonisiert" wird. Die so genannte Schwunggymnastik ist daher die bevorzugte Methode zur Vorbereitung auf eine Trainingsbelastung. Koordination – koordinative Fähigkeiten Das Beherrschen verschiedener koordinativen Fähigkeiten ist, wie bei der Ausarbeitung des sportmotorischen Anforderungsprofils dargestellt, eine wesentliche Leistungsvoraussetzung des alpinen Skirennsports. Im Rahmen der Schulung der Koordination ist es einerseits wichtig, die Komplexität dieser Fähigkeit im Auge zu behalten, andererseits aber auch die Teilkomponenten und ihre Bedeutung in Bezug auf die zu erlernenden Bewegungsfertigkeiten zu erkennen und zu trainieren. Im Allgemeinen unterscheidet die Trainingslehre 7 verschiedene koordinative Fähigkeiten (Zintl, 1988): Differenzierungsfähigkeit: Ausführung von gezielten Bewegungen mit hoher Präzision. Den Ski exakt auf der Kante zu führen und damit den Rutschanteil im Schwung zu minimieren. Orientierungsfähigkeit: Veränderung und Anpassung des Körpers oder von Körperteilen im Raum, wie dies bei der Anpassung der Körperposition in den verschiedenen Ebenen an die sich verändernden Kräfteverhältnisse über den Schwungverlauf notwendig ist. Gleichgewichtsfähigkeit: Steht in engem Zusammenhang mit den beiden vorher genannten Komponenten und ist in diesem Verbund entscheidend für die Qualität der Bewegungsausführung beim Gleiten auf Skiern. Umstellungsfähigkeit: Anpassen bzw. Umstellen von Bewegungstechniken auf sich verändernde Situationen oder Umweltbedingungen. Im einfachsten Fall erfordert das Schwingen im Tiefschnee andere bewegungstechnischen Lösungen, wie auf harter und präparierter Piste. Rhythmisierungsfähigkeit: Anpassen von Bewegungstechniken auf irgendeine Art von Rhythmusvorgaben. Dies können Tore, Geländeformationen (Buckel; Wellen) oder das Formationsfahren in der Gruppe sein. Reaktionsfähigkeit: Schnelle motorische Reaktion auf ein Signal (optisch, akustisch oder kinästhetisch). Ausweichen bei Gefahr, oder das regulieren der Körperposition beim plötzlichen Wechsel der Pisten und oder Geländebedingungen. Kopplungsfähigkeit: Kopplung und Koordination von Teilbewegung zu einer ganzheitlichen Bewegungshandlung. Vor allem im Skilanglauf bei der Kopplung der Arm – Beinarbeit im Sinne der Kreuzkoordination. Für das Training der skispezifischen Koordination bieten sich neben der Ausübung der Sportart an sich, alle Formen von Gleichgewichtsübungen auf den unterschiedlichsten Unterlagen an. Seile, Stangen, Wackelbretter, Kreisel, Pezzibälle und flexibel Matten bieten ideale Möglichkeiten, die für den Skisport entscheidenden Fähigkeiten zu optimieren. Insbesondere dann, wenn gleichzeitig Zusatzaufgaben z.B. mit Bällen zu bewältigen sind. Daneben ist es entscheidend die kinästhetische Differenzierungsfähigkeit der Sportler zu trainieren. Damit ist die Fähigkeit gemeint, über die Wahrnehmung in den Spannungsrezeptoren der Muskeln und im Übergang vom Muskel zur Sehne das dynamische Gleichgewicht in den verschiedenen Ebenen unter sich ständig ändernden Umgebungsbedingungen immer wieder herzustellen. Übungen auf mit unterschiedlichen Aufgaben zur Kraft- und Spannungsentwicklung auf wechselnden Untergründen sind hierfür hervorragend geeignet. Ein weiterer wichtiger Aspekt im Koordinationstraining ist die Schaffung möglichst vieler Verknüpfungen zwischen Sensorik und Mototrik. Unterschiedliche Regionen des Gehirns sind für die Aufnahme von sensorischen Informationen und die Steuerung der verschiednen Extremitäten zuständig. Je vielfältiger, differenzierter und komplexer die Aufgaben im Training bezüglich Wahrnehmung und Ausführung sind, desto vielfältigere neuronale Netze werden gebildet. Die Bewegungserfahrung der Athleten wird dadurch erheblich gesteigert. Zusammenfassung Die Traininglehre ist ein sehr umfassendes und darüber hinaus dynamisches Wissenschaftsfeld und im Rahmen dieser Ausführungen kann deshalb nur ein Überblick über die komplexen Zusammenhänge und Wirkungsweisen gegeben werden. Für den engagierten Trainer können und sollen sie in erster Linie ein Leitfaden sein, Training als einen planmäßigen und zielgerichteten Prozess zu verstehen und in der täglichen Arbeit zu leben. Dies bedeutet in der Praxis, die Zielvorstellung seiner Gruppe bzw. der einzelnen Athleten in der Gruppe zu erfragen, oder mit ihnen festzulegen, die Vorraussetzungen (körperlich, zeitlich, organisatorisch) zu prüfen und daraufhin die entsprechenden Trainingsmaßnahmen, -methoden und – mittel individuell zu planen und abzustimmen. Je heterogener dabei die Gruppe hinsichtlich ihrer Voraussetzungen, aber auch ihrer individuellen Ziele ist, desto größer ist die Herausforderung für den Trainer, jedem zu seinem Leistungsoptimum zu verhelfen. Bei alledem sollte allerdings nicht vergessen werden, den Spaß an der Bewegung und die Faszination des Skifahrens zu vermitteln und damit eine wesentliche Vorraussetzung für sportlichen Erfolg herzustellen. Literaturverzeichnis: De Marées, H.; Sportphysiologie, Medizin von Heute, Tropon Werke 1989 Dober, M.; Sportbiologie/Trainingslehre; www.sportunterricht.de/lksport/ Ehlenz, H.; Grosser, M.; Zimmermann, E.; Zintl, F.; Krafttraining, BLV Sportwissen. München 1995 Ehlenz, H.; Grosser, M.; Griebl, R.; Zimmermann, E.; Richtig Muskeltraining, BLV Sportpraxis Top, München 1994 Eibl, G.; Hoertnagl, H.; Koller, A.; Neumayr, G.; Pfister,R.; Raas, E; Physical and physiological factors associated with success in professional alpine skiing; Int. J. Sports Med 2003; 24 Hartmann, U.; Kraft, Training von Kraft, Energiestoffwechsel; DGKV Kongress Sport und Gesundheit in der Welt des Studios; 2004 Mader, A.; Aussagekraft der Laktatleistungskurve in Kombination mit anaeroben Tests zur Bestimmung der Stoffwechselkapazität; Bedeutung der Laktatbestimmung in der Leistungsdiagnostik; Hrsg. Clasing et al; Gustav Fischer, Stuttgart, 1994 Meester, J.; Ground reaction forces in alpine skiing; Science and Skiing I; 1997 Müller, E., Schiefermüller, Ch., Kröll, J.; Raschner, Ch.; Schwameder, H.; Skiing with Carving Skis - What is new?; Science and Skiing III, 2004 Müller, E.; Schwameder, H.; Biomecanical aspects of new techniques in alpine skiing and ski jumping; Journal of Sport Sciences 21; 2003 Neumayr, G.; Hoertnagl, H.; Pfister, R.; Koller, A.; Eibl, G.; Physical and Physiological Factors Associated with Success in Professional Alpine Skiing; Int. J. Sports Med. 24 (8), 2003 Rieder M.; Seitz, U.; Rahmentrainingsplan Alpin; DSV Trainerschule 1998 Weineck, J.; Optimales Training, Perimed Fachbuch, Erlangen 1990 Zintl, F.; Ausdauertraining, BLV Sportwissen; München 1988