JATROS Vaccines 2| 2008 © iStockphoto Influenza Impfung schon ab 50 Jahren empfohlen Im Österreichischen Impfplan 2008 wird die jährliche Impfung gegen Influenza für ältere Personen nun schon ab dem Alter von 50 Jahren besonders empfohlen, im Idealfall sollten aber alle Personen die Gelegenheit zur Impfung gegen Influenza erhalten. Daten zu Durchimpfungsraten zeigen jedoch, dass große Teile selbst der Risikobevölkerung diese Impfung nicht bekommen. Österreich stellt international diesbezüglich noch immer ein Schlusslicht dar. Influenzainfektionen sind schwere Atemwegserkrankungen, die besonders bei Menschen über 50 Jahren zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen können (bakterielle Sekundärinfektionen wie Otitis media, Pneumonien oder Sinusitis, Komplikationen im Herz-KreislaufSystem, Lungenödem oder eine Enzephalitis), die eine Hospitalisierung notwendig machen. Fast jedes Jahr tritt diese Infektionserkrankung epidemisch auf und bis zu 4.000 Personen sterben jährlich an den Folgen. Obwohl die Influenza damit zu den häufigsten und folgenschwersten Infektionskrankheiten gehört, besteht in der Bevölkerung kein ausreichendes Risikobewusstsein. Wirksamster Schutz: die Impfung Der wirksamste Schutz vor dieser Infektionskrankheit ist die Influenzaimpfung. Diese ist jährlich zu erneuern, da sich die Antigenstrukturen vor allem der Viren vom Typ A ständig verändern können. Daher hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein zentrales Meldesystem aufgebaut, um sofort mit der Entwicklung eines neuen Impfstoffes reagieren zu können. Die hohe Wirksamkeit der Schutzimpfung bei älteren Personen wurde unter anderem in einer im Lancet 2007 veröffentlichten Studie gezeigt, die Daten von I 12 mehreren tausend amerikanischen Senioren umfasst und einen Zeitraum von 10 aufeinanderfolgenden Wintersaisonen überblickt (713.872 „Person Seasons“). Das Ergebnis: 48% der Todesfälle und 27% der stationären Aufnahmen aufgrund von Pneumonie oder Influenza konnten verhindert werden. Trotz dieser nachweislichen Schutzwirkung und trotz intensiver Aufklärungsarbeit ist in Österreich die Durchimpfungsrate bei Influenza niedrig und es ist auch keine Steigerung zu beobachten. Österreich – kein Risikobewusstsein So erhob eine internationale Studie in elf europäischen Ländern Daten zur Influenzaimpfung (Österreich, Tschechien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Polen, Portugal, Spanien und Großbritannien). Bei den mittels Befragung von über 22.000 Menschen über 14 Jahren evaluierten Durchimpfungsraten der Saison 2007/08 gehörte Österreich gemeinsam mit Tschechien und Finnland zu den Schlusslichtern in Europa. Bei den über 65-Jährigen waren nur 37% immunisiert, womit Österreich an drittletzter Stelle – dahinter nur noch die Länder Tschechien und Polen – und weit unter den Empfehlungen der WHO liegt (50% bis 2006, 75% bis 2010). Hohe Durchimpfungsraten in dieser Altersgruppe fanden sich in fast allen teilnehmenden Ländern, z.B. in Spanien (67%), Großbritannien (78%), Frankreich (69%) oder Italien (60%). Besonders negativ fiel die Erhebung beim medizinischen Personal aus. Mit nur 22% lassen sich in Österreich noch weniger dieser Personen als in der Bevölkerung impfen. Somit liegt Österreich auch in dieser Kategorie an fünftletzter Stelle des europäischen Vergleichs. Dies ist umso bedenklicher, als eine GfKUmfrage zeigte, dass vor allem dem Hausarzt hinsichtlich der Impfberatung große Bedeutung zukommt und dieser damit Vorbildwirkung hätte. Ein weiteres Ergebnis dieser Untersuchung zeigt eine Korrelation der Impfraten und der Finanzierung der Impfung – je geringer die finanzielle Unterstützung dieser Impfung ist, desto niedriger ist die Durchimpfungsrate in dem betroffenen Land. ● Bericht: Dr. Friederike Hörandl Quelle: Österreichischer Impfplan 2008 (www.bmgfj.gv.at), Nichol Kristin L et al, NEJM 2007; 357(14): 1373-1381; 17. Österreichischer Impftag, 5. April 2008, Salzburg, www.evm-vaccines.org vac080212 universimed.com