| fallbericht Infektiologie 3 I 2008 Ein Ratespiel Verschiedene Krankheitsbilder – ein Erreger Klinische Manifestation H. Auer, Wien Die meisten Krankheitssymptome (Fieber, Husten, Bauchschmerzen) und pathologischen Veränderungen (Hepatomegalie, Bronchospasmus, Lymphadenopathie, Eosinophilie) werden sowohl durch die Wanderung der Toxocara-Larven selbst als auch durch die von ihnen induzierte Immunantwort des Wirtes verursacht: Die Wurmlarven sind metabolisch sehr aktiv und konfrontieren den Wirt mit antigen hochwirksamen Stoffwechselprodukten („excretory-secretory antigens“). Die Folge sind Entzündungsreaktionen (Bildung von Granulomen), an denen vor allem eosinophile Granulozyten beteiligt sind. Aktivierte Eosinophile sind in der Lage, durch Abgabe hochreaktiver, entzündungsreaktiver Proteine Gewebe nachhaltig zu schädigen (z.B. Endomyokardfibrose, Lungenfibrose; Sehverlust). Darüber hinaus konnten immer wieder bei Toxokarose-Patienten (sowie auch in experimentell mit T.-canis-Eiern infizierten Labortieren) allergische Reaktionen (Asthma) mit hohem IgE-Spiegel beobachtet werden. sekundärem Glaukom) kann eine weitere Komplikation der wandernden und absterbenden Larven sein. Erblindung ist möglich. Die durch die Toxocara-Larven induzierten Augenschädigungen ähneln oft einem Retinoblastom und können zu Fehldiagnosen führen. Neurotoxokarose Toxocara-Larven wandern gelegentlich auch in das ZNS ein, wo man sie im Liquor cerebrospinalis, im Gehirngewebe oder in den Meningen finden kann. Die klinische Symptomatik ist meist unspezifisch, häufig sind es Krampfanfälle, mitunter psychiatrische Manifestationen, bei deren Abklärung man die Toxocara-Infestation feststellt. Auch in Österreich wurden bereits mehrere Neurotoxokarose-Fälle registriert (siehe Fallbericht 4). Die „covert toxocarosis“ („inapparente“ oder „kryptische“ Toxokarose) 5 verschiedene Symptomkomplexe: Larva-migrans-visceralis(VLM-)Syndrom (viszerale Toxokarose) Es ist gekennzeichnet durch Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Fieber, Hepatomegalie und rezidivierende Bronchitiden. Leukozytose und Eosinophilie (>2.000 Zellen/mm3) sowie Hypergammaglobulinämie sind zusätzliche Hinweise auf ein Vorliegen eines VLM-Syndroms. Der typische Toxokarose-Patient ist zwischen zwei und sieben Jahre alt und hat engen Kontakt mit Hunden oder Katzen. Es können aber auch Erwachsene aller Altersgruppen betroffen sein. Darüber hinaus können aber auch andere Symptome im Verlauf einer viszeralen Toxokarose auftreten (siehe Fallbericht 3). Okuläres Larva-migrans(OLM-)Syndrom (okuläre Toxokarose) Es ist vor allem bei älteren Kindern und jungen Erwachsenen zu beobachten und manifestiert sich häufig als einseitiger Visusverlust (siehe Fallbericht 2). Das Eindringen der Toxocara-Larven in die Retina führt zur Bildung eines Granuloms. Dieses verursacht eine Distorsion, eine Heteropie oder Makulaablösung. Eine diffuse Endophthalmitis oder Papillitis (mit I 46 Sie ist vor allem durch Fieber, Anorexie, Kopf-, Bauchschmerzen, Nausea, Erbrechen, Lethargie, Schlaf- und Verhaltensauffälligkeiten, Pharyngitis, Pneumonie, Husten, Gliederschmerzen, zervikale Lymphadenopathie und Hepatomegalie mit oder ohne Eosinophilie gekennzeichnet (siehe Fallbericht 1). Die „common toxocarosis“ („gemeine“ oder „gewöhnliche“ Toxokarose) Sie wurde im Rahmen einer „case control study“ in Frankreich bei Erwachsenen beobachtet; sie ist vor allem durch Schwäche, Pruritus, Hautausschläge, Atembeschwerden und Bauchschmerzen gekennzeichnet. Eosinophilie (∅ 1.444 Zellen/mm3) und Gesamt-IgE-Erhöhung (∅ 851IU/ml) sowie hohe spezifische gegen Toxocara-Antigen gerichtete Antikörperspiegel sind weitere diagnostische Kriterien einer „common toxocarosis“. Was sind die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten? Die letzten Antworten in unserem parasitologischen Ratespiel finden Sie auf Seite 52. universimed.com