| fallbericht Ein Ratespiel Verschiedene Krankheitsbilder – ein Erreger! Im folgenden Ratespiel, das mehrere Seiten umfasst, werden vier verschiedene Krankheitsbilder geschildert. Für alle vier Fälle kann der gleiche Krankheitserreger verantwortlich gemacht werden. Der Autor Univ.-Prof. Dr. Auer und das Redaktionsteam von JATROS Infektiologie wünschen viel Spaß beim Mitraten. FALLBERICHT 1 FALLBERICHT 3 Ein 5½-jähriger Knabe wird wegen eines seit zwei Wochen bestehenden starken Hustens mit rezidivierender Atemnot und Fieber bis 39°C, starker Müdigkeit und Abgeschlagenheit stationär aufgenommen. Aus der Langzeitanamnese sind rezidivierende Bronchitiden seit zwei Jahren bekannt. Die Eltern des Patienten berichten über eine seit Monaten zunehmende „Hyperaktivität“ des Buben. Die Familie lebt auf einem Bauernhof in Österreich. Ein 4½-jähriger Knabe klagt über Schmerzen an beiden Füßen. Tags darauf zeigen sich Lidödeme, rote Flecken an den Unterschenkeln, Schwellung beider Knie und Knöchel, Fieber bis knapp 39°C. Der Patient wird stationär aufgenommen. Labordiagnostische Untersuchungen zeigen eine Leukozytose (bis 30.000), eine Eosinophilie (bis 77%) und eine leicht erhöhte Blutsenkung (12/32). Eine Knochenmarkspunktion ergibt keinen pathologischen Befund. Bei der Aufnahmeuntersuchung ist der Patient unruhig und ängstlich bei leicht reduziertem Allgemein- und gutem Ernährungszustand. Über den Lungen sind trockene Rasselgeräusche auskultierbar. Eine erste labordiagnostische Untersuchung ergibt eine mäßiggradige Leukozytose, eine Eosinophilie von 8%, das IgE ist mit 846 kU/l deutH. Auer, Wien lich erhöht. Das Lungenröntgen zeigt Minderbelüftungsbezirke in beiden Lungenmittelfeldern mit Auslöschung der Herzkontur sowie eine Überblähung beider Lungenflügel. Anhand der erhobenen Befunde wird eine Bronchopneumonie diagnostiziert und eine antibiotische Therapie in Kombination mit Bronchodilatatoren und systemischen Steroiden eingeleitet. Diese Therapie führt rasch zu einer klinischen Verbesserung mit Verschwinden des Fiebers und der Atemnot sowie Besserung des Hustens, die radiologisch nachweisbaren Lungeninfiltrate scheinen allerdings die Lokalisation zu wechseln und zu persistieren. FALLBERICHT 2 Eine 21-jährige Patientin österreichischer Provenienz (Bauernhof) wird vom niedergelassenen Augenfacharzt wegen eines Herdes an der Netzhaut des rechten Auges an eine Augenklinik überwiesen. Die ophthalmologische Untersuchung ergibt folgende Befunde: Die Sehleistung des rechten Auges ist nur geringfügig eingeschränkt (0,9 nach Snellen; 1 nach Jäger). Am hinteren Augenabschnitt zeigt sich eine zelluläre Infiltration des Glaskörpers und an der Netzhaut ein grauweißlich prominenter Herd am nasal unteren Papillenrand. Das linke Auge ist in allen Abschnitten regelrecht. universimed.com FALLBERICHT 4 Eine 24-jährige Patientin bemerkt beim Lesen unscharfes und verzerrtes Sehen. In einer Augenabteilung wird eine Quadrantenanopsie rechts unten und eine Sehnervenschwellung festgestellt. Mittels Schädel-MR lassen sich im Zentralnervensystem zwei Läsionen (querfokale Signalanhebungen im Bereich des Tractus opticus, weitere fokale Signalanhebungen periventrikulär im zentralen Marklager beidseits) darstellen, die an eine Encephalitis disseminata denken lassen; der Liquor ist jedoch ohne Befund. Die Sehstörungen bessern sich deutlich unter einer Therapie mit Aprednisolon. Haben Sie bereits erraten, welcher Erreger für diese vier Krankheitsfälle verantwortlich ist? Weiter geht es auf Seite 27. N Autor: Univ.-Prof. Dr. Herbert Auer Leiter der Abteilung für Medizinische Parasitologie Klinisches Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie, Medizinische Universität Wien E-Mail: [email protected] inf080311 11 I