Trauma, Infektion und Tumor

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Trauma, Infektion und Tumor
Trauma, Infektion und Tumor 2
Inhalt
» Pathogenese
» Symptomatik
» Diagnostik
» Therapie
Eigene Bilder (1. und 3.), Bild aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme (2.)
Trauma, Infektion und Tumor
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
Allgemeiner Teil
Trauma, Infektion und Tumor 5
Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Allgemeiner Teil
» Verletzungen des Schädels mit
Hirnbeteiligung
» Einteilung nach gedeckt vs. offen:
» Gedecktes SHT – Dura intakt
» Offenes SHT – Subduralraum bzw.
tiefer eröffnet => Gefahr
intrakranieller Früh- und
Spätinfektionen!
Bild: medicallibraryonline.com
» Einteilung nach Schweregrad
» Leitsymptom ist die Bewusstseinsstörung
» Gefahr der intrakraniellen Druckerhöhung
»
»
mit Hirnstammeinklemmung
Differenzierung der traumatischen
Hämatome nach Lokalisation
Spätkomplikationen des schweren SHT
können Wesensveränderungen,
neuropsychologische Defekte und
symptomatische Epilepsien sein
Bild aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Trauma, Infektion und Tumor 6
SHT: Allgemeiner Teil
Trauma, Infektion und Tumor 7
SHT: Wichtig für die Anamnese
» Dauer der Bewusstlosigkeit?
» Dauer der Erinnerungslücke?
» Epileptischer Anfall?
» Blutung/ Liquor aus Nase oder Ohr?
» Quantifizierung des Bewusstseinszustandes mit der Glasgow-Koma-Skala!
Trauma, Infektion und Tumor 8
Glasgow-Koma-Skala (15 – 3)
Trauma, Infektion und Tumor 10
Bild: Webiste befaehigte-person.com
Trauma, Infektion und Tumor 9
SHT: Unfallhergang!
SHT: Wichtig für die körperliche Untersuchung beim
Notfall
» Bewusstseinszustand
» Äußere Verletzungen, insbesondere des
»
»
»
»
»
Schädels
Blutung/ Liquor aus Nase oder Ohren, Rachen
(Liquorrhö gilt im Gegensatz zur Blutung als
sicheres Zeichen einer offenen Hirnverletzung)
Brillenhämatom (periorbitales Hämatom,
Zeichen für Schädelbasisbruch)
Verletzungen der HWS
Neurologie (Pupillenreaktionen, Paresen,
Sensibilitätsstörungen u. a.)
Vitalfunktionen
Röntgen Schädel
Röntgen HWS
CT
MRT
Usw.
Creative Commons
Trauma, Infektion und Tumor 11
SHT: Weitere Diagnostik je
nach aktueller Situation
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
Spezieller Teil
Trauma, Infektion und Tumor 13
SHT: Schweregrade
» Schädelprellung: Keine Störung des Bewusstseins, keine Amnesie => ärztliche
Abklärung, kurzfristige Schonung, Schmerzmittel
» Gehirnerschütterung (leichtes SHT, Commotio cerebri): Kurz dauernde
Bewusstlosigkeit. Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit sind häufige
Begleitsymptome. Keine neurologischen Begleitsymptome. Gelegentlich
längerfristig Kopfschmerzen => ärztliche Abklärung, kurzfristige Schonung,
Schmerzmittel, postkommotionelle Beschwerden bei rascher Mobilisation
eher geringer.
Trauma, Infektion und Tumor 14
SHT: Schweregrade (Fortsetzung)
» Hirnquetschung (Contusio cerebri) und penetrierende Hirnverletzungen
» Definitionsgemäß Schädigung der Hirnsubstanz
» Symptomatik: Bewusstlosigkeit, Amnesie (retrograd – Erinnerungslücke
»
»
hinsichtlich der Ereignisse vor dem Unfall; anterograd – Erinnerungslücke
hinsichtlich der Ereignisse nach dem Unfall), neurologische Ausfälle,
Hirndrucksteigerung mit zunehmender Eintrübung u. a.
Diagnostik: CT, MRT – Kontusionsherde, Hämatom u. a.
Therapie: Intensivmedizinische Überwachung, engmaschige Kontrolle der
Vitalfunktionen, Monitoring des Hirndrucks, ggf. Hirndrucksenkung (s. u.),
Pharmakotherapie, Einstellung physiologischer Parameter
(Sauerstoffsättigung, Blutdruck, Blutzucker) u. a.
*
*
Bild aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme mit Ergänzung
Trauma, Infektion und Tumor 15
*
*
Bild: medicallibraryonline.com
Anatomie*
Traumatische
Hämatome*
Komplikation
en nach SHT
» Meist im Frontal- oder Temporallappen
» CAVE Hirndruck!
» Operative Hämatomausräumung muss
in Abhängigkeit von Lokalisation und
Größe des Hämatoms erwogen werden
Bild aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Trauma, Infektion und Tumor 16
Hämatomtypen: Intrazerebrales Hämatom
» Ursache: Zerreißung einer Meningealarterie =>
»
»
»
Blutansammlung zwischen Periost und Dura =>
arterielle Blutung mit schneller Kompression des
Gehirns!
Symptomatik:
» Entweder primär bewusstlos oder nach
„freiem Intervall“ schnelles Eintreten eines
Komas
» Kompression des N. oculomotorius => weite
Pupille auf der Seite des Hämatoms
» Hemiparese kontralateral zum Ort der Läsion
Diagnostik: Notfall-CT
Therapie: Sofortige operative Entlastung
Bild aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Trauma, Infektion und Tumor 17
Hämatomtypen: Epiduralhämatom
Trauma, Infektion und Tumor 18
Hämatomtypen: Subduralhämatom
» Zerreißung von Brückenvenen => Blutansammlung zwischen Dura und
»
»
»
Arachnoidea, Entwicklung akut, subakut oder chronisch
Akutes Subduralhämatom: meist Folge einer schweren traumatischen
Hirnschädigung, klinisch ist eine Unterscheidung zum Epiduralhämatom nicht
möglich, Differenzialdiagnose mithilfe des CT, sofortige operative Entlastung
Chronisches Subduralhämatom: kann sich bereits nach einem leichten SHT
entwickeln, Latenz von Wochen (selten wenige Monate) => zunehmende
Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit, Somnolenz, Bildgebung
mit CT oder MRT (s. nächste Folie), Entlastung mittels Bohrlochdrainage
(Trepanation)
Bei Antikoagulation besteht erhöhtes Risiko für ein chronisches
Subduralhämatom
Bilder aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Trauma, Infektion und Tumor 19
Trauma, Infektion und Tumor 20
Komplikationen des SHT
» Frühkomplikationen
» Frühe Infektionen bei offenen Hirnverletzungen
»
(z. B. Impressionsfrakturen,
Schussverletzungen): Bakterielle
Kontaminierung und Frühmeningitis/
Hirnphlegmone/ Empyem/ Hirnabszess
„Frühanfälle“, können in eine posttraumatische
Epilepsie übergehen
» Spätkomplikationen: Entzündliche S.: Liquorfistel
Richtung Nase oder Gehörgang als Eintrittspforte
für Bakterien Akute bakterielle Meningitiden
Bilder aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Trauma, Infektion und Tumor 21
»
Spätkomplikationen des SHT (Fortsetzung)
» Posttraumatische neurologische Ausfälle: Bzgl.
der Hirnnerven am häufigsten Anosmie,
ansonsten je nach Lokalisation
» Posttraumatische Epilepsie mit verschiedenen
Anfallstypen
» Neuropsychologische Defizite und
Wesensveränderungen: „Organisches
hirnlokales Psychosyndrom, POS“ mit
Beeinträchtigung von Gedächtnis, Merkfähigkeit
und Konzentration u. a. – psychosoziale
Auswirkungen (Beruf, persönliches Umfeld)
» Seltene Komplikationen: Nackenbeugezeichen
(beim Beugen des Kopfes elektrisierende
Missempfindungen entlang des Rumpfes),
malresorptiver Hydrozephalus
Bilder aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Trauma, Infektion und Tumor 22
Hirndruck: Pathogenese
» Pathogenese: Raumfordernder Prozess im Schädelinneren (z.
»
B. Blutung, Tumor, ausgedehnte Hirninfarkte, <=> Hirnödem!)
=> intrakranieller Druckanstieg (geschlossene knöcherne
Begrenzung!)
Weitere Ursachen eines erhöhten intrakraniellen Drucks
(Auswahl)
» Liquorabflussbehinderungen
» Höhenkrankheit bei zu schnellem Aufstieg, HACE (High
Altitude Cerebral Edema)
» U. a.
Trauma, Infektion und Tumor 23
Hirndruck: Symptomatik/ Hirndruckzeichen
» Symptomatik: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinseintrübung
»
»
u. a.
Alarmsymptome (drohende Einklemmung): Benommenheit,
Pupillenerweiterung, Atemstörungen, Streckspasmen der Arme und Beine u.
a.
Spez. Augensymptome: Stauungspapille (ca. 2/3 der Fälle) – Ödem an der
„Einmündung“ des Sehnervs in die Netzhaut, Ophthalmoskopie
(Augenspiegelung), ggf. Abduzensparese (besonders langer intrakranieller
Verlauf) u. a.
Trauma, Infektion und Tumor 24
Hirndruck: Bildgebung
» CT/ MRT: Nachweis der Ursache, bei Hirnschwellung enge Ventrikel und
»
verstrichene Hirnwindungen
Lumbalpunktion ist kontraindiziert (Gefahr der Einklemmung der Medulla
oblongata)
Trauma, Infektion und Tumor 25
Hirndruck: Therapie
» Vitalfunktionen
» Oberkörperhochlagerung ca. 15 Grad (Neurologie Leitlinie ICP)
» Hyperventilation (bei beatmetem Patienten)
» Osmotherapie (hypertone NaCl-Infusion u. a.)
» Kortikosteroide (Dexamethason i.v.)
» Therapie der Grundkrankheit, z. B. Operation bei akuten Raumforderungen
»
nach Nutzen-Risiko-Abwägung (Lokalisation etc.)
Hypothermie als Ultima Ratio
Trauma, Infektion und Tumor
» Ursache können Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten sein (s. allg.
»
»
»
»
Infektionslehre)
Die Meningitis ist eine Infektion der Hirnhäute
Die Enzephalitis ist eine Infektion der Hirnsubstanz
Sind beide Bereiche betroffen liegt ein Meningoenzephalitis vor
Kommt das Rückenmark hinzu liegt eine Meningomyeloenzephalitis vor
Nomenklatur intrakranieller Infektionen
Trauma, Infektion und Tumor 28
Trauma, Infektion und Tumor 27
Infektionen des Gehirns
Bild aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Nomenklatur spinaler Infektionen
Trauma, Infektion und Tumor 29
Trauma, Infektion und Tumor 30
Bild aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Erregerbedingte Erkrankungen des ZNS
Erkrankungen mit primär
meningitischem Syndrom
Erkrankungen mit primär
enzephalitischem Syndrom
Intrakranielle
Abszesse
Trauma, Infektion und Tumor 31
Meningitisches Syndrom: Symptomatik
» Kopfschmerzen
» Fieber (kann bei alten und immungeschwächten Patienten weitgehend fehlen)
» Übelkeit und Erbrechen
» Meningismus (Schmerzhaftigkeit bei Bewegung des Kopfes, s. neurologische
»
Untersuchung)
Positives Lasègue-Zeichen (s. neurologische Untersuchung)
Trauma, Infektion und Tumor 32
Akute bakterielle Meningitiden
» Ätiologie: Beim Erwachsenen ausgelöst durch Pneumokokken, Meningokokken
»
»
u. a.
Infektionswege:
» Hämatogen: Z. B. Entzündungsherd im Nasen-Rachen-Raum
» Fortgeleitete Infektion: Meist Mittelohr, Nasennebenhöhlen
» Direkte Kontamination: Offene Hirnverletzung oder Liquorfistel <=>
Komplikationen des SHT
Beginn akut bis perakut mit schwerem Krankheitsbild
Trauma, Infektion und Tumor 33
Akute bakterielle Meningitiden
» Symptomatik: S. meningitisches Syndrom plus evtl. Photophie, epileptische
»
»
Anfälle u. a.
Diagnostik: Anamnese, Körperliche Untersuchung, Blutabnahme für den
kulturellen Nachweis von Bakterien, Lumbalpunktion
Therapie: Der Zeitraum bis zum Beginn der antibiotischen Therapie ist
entscheidend für die Prognose!
» Beginn entsprechend der Erregerwahrscheinlichkeit: Cephalosporine der 3.
Generation plus Ampicillin nach ärztlicher Einschätzung
» Zusätzlich Kortikosteroide zur Verbesserung des Krankheitsverlaufs
» Spezifische Antibiose nach Antibiogramm
Trauma, Infektion und Tumor 34
Akute virale Meningitiden
» Verschiedene Viren sind auslösend:
»
»
»
»
Enteroviren, Arboviren, HIV u. a.
Klinisch stehen Kopfweh und Fieber im
Vordergrund, oft nur leichter Meningismus,
Müdigkeit und Myalgien
Diagnostik: Serologische Virusdiagnostik
Spontanverlauf wenn keine enzephale
Beteiligung eher günstig
Antivirale Therapie je nach Virus und
klinischer Einschätzung
Bild Creative Commons, HIV
» Die meningitischen Symptome setzen langsam ein
» Spektrum der möglichen Erreger sehr groß
» Tuberkulöse Meningitis
» Ätiologie: Aussaat von Mycobacterium tuberculosis
» Symptomatik: Auftreten der meningitischen Symptome
»
»
schleichend, Hirnnervenausfälle rel. häufig, besonders
Augenmuskelnerven und N. facialis (Entzündungsprozess
typischerweise an der Hirnbasis!)
Diagnostik: Erregernachweis im Liquor mithilfe der PCR
(Polymerase-Ketten-Reaktion) – schneller als Kultur
Therapie: Tuberkulostatische Viererkombination
Trauma, Infektion und Tumor 36
Enzephalitisches Syndrom
» Ursache: Viral, bakteriell, mykotisch oder parasitär, Sondergruppe Prionen
» Symptomatik:
» Kopfschmerzen und Fieber
» Wechselnd starke Bewusstseinsstörungen
» Fokale neurologische Defizite
» Neuropsychologische Defizite
» Epileptische Anfälle
» Persönlichkeitsveränderungen
Bilder aus Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Trauma, Infektion und Tumor 35
Chronische Meningitiden
Trauma, Infektion und Tumor 37
Exemplarisch für die Virusenzephalitis:
» Früh-Sommer-Meningo-Enzephalitis
» Ein Arbovirus wird durch Zeckenbiss übertragen
» FSME befällt in Endemiegebieten (z. B. Süddeutschland)
»
»
»
»
»
jeden 100. bis 1000. von einer Zecke gebissenen
Symptomatik: Inkubationszeit ca. 7 bis 28 Tage
„Unspezifische Prodromi“: Grippeähnliche Symptome =>
bei ca. 20% der Patienten Kopfweh, Meningismus,
neurologische Ausfälle
Diagnostik: Nachweis virusspezifischer IgM-Antikörper
Wirksamer Infektionsschutz durch
Expositionsprophylaxe, z. B. ausreichende Bekleidung in
endmischen Waldgebieten
Aktive Immunisierung (s. Kapitel Impfungen der AKL)
Trauma, Infektion und Tumor 38
(Neuro)borreliose:
» Borrelien werden durch
Zecken übertragen (gehören
zu den Spirochäten und sind
gramnegative Bakterien)
Creative Commons, erweitert
Trauma, Infektion und Tumor 39
(Neuro)borreliose: Epidemiologie
» RKI-Daten (s. Website, Eintrag Lyme-Borreliose):
» Ca. 5 bis 35% der Zecke sind mit Borrelien befallen
» In D kommt es in ca. 1,5 bis 6% der Betroffenen zu
»
»
Trauma, Infektion und Tumor 40
»
einer Infektion
Bei ca. 0,3 bis 1,4% ist mit einer manifesten
Erkrankung zu rechnen
Bild: Stadtportal muenchen.de
Infektionen meist März – Oktober, Gipfel Juni August
Im Englischen Garten und den Isar-Auen in München waren über 30 % der
gefundenen Zecken von Borrelien befallen (Wilske, epidemiologische Daten)
(Neuro)borreliose: Symptomatik
» Symptomatik: Dieser Multisystemerkrankung
»
kann vielfältig sein, insbesondere
Manifestation an Haut, Nervensystem,
Gelenken und Herz
Daten aus einer großen prospektiven,
populationsbasierten Studie (Raum
Würzburg) zeigte u. a. folgende Häufigkeiten:
» Erythema migrans als einziges Symptom in
89%
» Frühe Neuroborreliose in 3%
» Lyme-Arthritis in 5%
» Kardiale Beteiligung in < 1%
» Die sehr seltene chronische
Neuroborreliose wurde bei dieser Studie
nicht nachgewiesen
Creative Commons
Trauma, Infektion und Tumor 41
(Neuro)borreliose: Stadien mit Symptomauswahl
» Stadium I: Typisches Symptom ist das Eryhthema migrans (zentrifugal
»
»
»
ausbreitend) Tage bis Wochen nach Zeckenstich, evtl. begleitet von
unspezifischen Infektionszeichen (Kopfschmerzen, Fieber…)
Stadium II: Meningopolyneuritis (Garin-Bujadoux-Bannwarth), Wochen bis
Monate nach Zeckenstich brennende radikuläre Schmerzen, häufig verbunden
mit schlaffen Lähmungen. Meningitische Krankheitsbilder bei Erwachsenen eher
selten, bei Kindern vorwiegend meningitische Verläufe
Stadium III: Lyme-Arthritis (bevorzugt Kniegelenke) und Hautatrophie
Einteilung eher artifiziell, sinnvoller klinische Einteilung in Frühmanifestationen
und Spätmanifestation
Trauma, Infektion und Tumor 42
(Neuro)borreliose: Diagnostik und Therapie
» Die Lyme-Borreliose ist primär eine klinische Verdachtsdiagnose (incl.
»
»
Anamnese!) ergänzt durch eine Labordiagnostik: Nachweis spezifischer
Antikörper im Serum und im Liquor
Eine Therapie ist in der Frühphase in der Regel am erfolgreichsten. Eine generelle prophylaktische Antibiotikagabe nach Zeckenstich wird jedoch nicht empfohlen, Antibiotikatherapie, z. B. Doxycyclin (in der Schwangerschaft und bei
Kindern kontraindiziert!)
Bei Neuroborreliose, Karditis und Arthritis werden vor allem Cephalosporine
der III. Generation (i.v.-Therapie) eingesetzt
Trauma, Infektion und Tumor 43
(Neuro)borreliose: Aufklärung und Prävention!
»
»
»
»
»
Trauma, Infektion und Tumor 44
»
Gefahr des Zeckenstichs bei Freilandaufenthalt und Kontakt
zu bodennahen Pflanzen
Kleidung die möglichst viel Körperoberfläche bedeckt, feste
Schuhe!
Risiken der Übertragung von Krankheiten (s. o.)
Nach Aufenthalt in o. g. Gebieten Körper (v. a. bei Kindern,
Haaransatz!) sorgfältig absuchen
Bei Zeckenbefall muss die Zecke umgehend und möglichst
vollständig entfernt werden: Hierzu greift man die Zecke mit
einer Pinzette oder einem speziellen
Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche,
also an ihren Mundwerkzeugen (niemals am vollgesogenen
Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut.
Bei entsprechenden Symptomen Arzt aufsuchen
Enzephalitis durch Prionen
» Prionen sind infektiöse Proteine
»
»
»
»
»
ohne eigene Nukleinsäuren (!),
replizieren sich in Körperzellen
Nobelpreis für die Entdeckung 1997,
Stanley Prusiner
Begriff von protein and infection
Am ehesten organische Toxine mit
virusähnlichen Eigenschaften
Atypisch gefaltete Proteine
Fähigkeit ihre Konformation auf
andere Proteine zu übertragen
Creative Commons
Trauma, Infektion und Tumor 45
Prionen-Enzephalitis
» Latenz von Jahren/ Jahrzehnten => Destruktion von
»
»
Nervenzellen im Gehirn
Pathologisch-anatomisch: Bildung von Vakuolen (Hohlräume)
und amyloidhaltigen Plaques
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
» Hier die „häufigste Prionenerkrankung“ mit einer Inzidenz von 1
»
»
Trauma, Infektion und Tumor 46
»
»
Fall pro 1 Million Einwohner pro Jahr
Eine Variante der CJK wird durch Rinder übertragen, die die Bovine
Spongiforme Enzephalopathie (BSE)
Symptomatik: Mentale Auffälligkeiten, Schlaflosigkeit,
zunehmende Demenz und weitere neurologische Symptome
Bildgebung: MRT, s. nächste Folie, Proteinnachweis im Liquor
Rasche Progredienz => Dekortikation und Tod innerhalb von
Monaten
PrionenEnzephalitis
Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Creative Commons
Trauma, Infektion und Tumor 47
Slow-Virus-Erkrankungen
» Kennzeichen: Extrem lange Inkubationszeiten
» Sie Subakute Sklerosierende PanEnzephalitis (SSPE)
» Tritt in der Mehrzahl der Fälle bei Kindern auf, die vor dem 2. Lebensjahr eine
Maserninfektion durchgemacht haben
Trauma, Infektion und Tumor 48
Intrakranielle Abszesse und Herdenzephalitis
» Hirnabszess: Ursache sind Eitererreger (vor allem Staphylokokken und
»
»
»
»
Streptokokken) => fokale Entzündung des Hirngewebes mit
Gewebseinschmelzung
Besondere Manifestationsform: Herdenzephalitis: Bei einer Sepsis oder durch
Einschwemmung infizierter Thromben* => multilokuläre Mikroabszesse
Besondere Gefährdung für immunsupprimierte Patienten
Symptomatik: Ein größerer Hirnabszess wirkt raumfordernd (auch perifokales
Ödem) => Hirndruckzeichen, Fieber, Leukozytose
Diagnostik: Klinisches Bild, relevante Informationen der Anamnese
(Hirnverletzungen, Immunsuppression…), Liquor, Bildgebung (s. nächste Folie),
Blut für mikrobielle Kulturen
Trauma, Infektion und Tumor 49
Intrakranielle Abszesse und Herdenzephalitis
Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Trauma, Infektion und Tumor 50
Intrakranielle Abszesse
» Therapie des intrakraniellen Abszesses Operative Exstirpation anzustreben,
»
»
antibiotische Therapie!
Kleine Abszesse ( < 3 cm Durchmesser) können rein antibiotisch behandelt
werden
Bei Ödemnachweis werden Steroide adjuvant gegeben
Trauma, Infektion und Tumor 51
Herdenzephalitis
» Symptomatik: Septisch verlaufende Allgemeinerkrankung (hohes Fieber,
»
»
Schüttelfrost) in Kombination mit zerebralen Herdzeichen,
Bewusstseinseintrübung und auch psychotischen Symptomen
Fluktuierende neurologisch/ psychiatrische Symptome
Therapie: Antibiotische Therapie, möglichst nach Antibiogramm
Trauma, Infektion und Tumor
Trauma, Infektion und Tumor 53
Neurologie: Hirntumor, allgemeiner Teil
» Unterscheidung:
»Primäre Hirntumoren: Ursprung sind Zellen des Gehirns (s. u.)
»Metastasen
» Hirntumoren zählen zu den häufigeren Ursachen eines intrakraniellen
»
»
Druckanstieges (s. entsprechendes Kapitel)
Prävalenz: 1/ 10.000 bis 1/ 20.000 Menschen leidet an ein einem Hirntumor
Allgemeine Symptomatik:
Trauma, Infektion und Tumor 54
Neurologie: Hirntumor, allgemeiner Teil
» Allgemeine Symptomatik:
» Epileptische Anfälle
» Psychische Veränderungen wie Reizbarkeit
» Fokale neurologische Ausfälle
» Neuropsychologische Ausfälle
» Seltener Kopfschmerzen
» Ggf. Übelkeit und Erbrechen
» Ggf. Hirndruckzeichen
» „Crescendo Verlaufsdynamik“, Progredienz
» WHO-Klassifikation: Grad I und II gutartig,
»
»
»
Eigene Bilder
Trauma, Infektion und Tumor 55
Neurologie: Hirntumor, allgemeiner Teil
Grad III und IV bösartig
Diagnostik: Anamnese, Klinische
Untersuchung, Bildgebung (CT, besser MRT
und Kontrastmittel)
Therapie: Nach Möglichkeit vollständige
Resektion des Tumors
Strahlentherapie, Chemotherapie
Trauma, Infektion und Tumor 56
Charakteristika spezieller Hirntumoren: Astrozytome
» Astrozyten gehören zu den Gliazellen des ZNS
»
»
(Neuroglia) und somit zum „Stützgewebe“ mit
supportiver Funktion
Astrozytom Grad IV: Glioblastoma
multiforme, bösartigster Tumor des Großhirns,
tritt vorwiegend zwischen dem 40. und 60.
Lebensjahr auf, Symptomatik und Diagnostik s.
allg. Teil, Überlebensdauer nach Operation
wenige Monate bis höchstens wenige Jahre
Astrozytom Grad III: Auch schlechte Prognose
Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Trauma, Infektion und Tumor 57
Charakteristika spezieller Hirntumoren: Astrozytome
» Astrozytome Grad I bis II sind weniger maligne und treten vor allem zwischen
»
Trauma, Infektion und Tumor 58
»
dem 30. und 40. Lebensjahr auf, Symptomatik s. allgemeiner Teil
Kleinhirn-Astrozytome sind wesentlich gutartiger und kommen vor allem
zwischen dem 5. und 15. Lebensjahr vor
» Symptomatik: Ataxie, Gleichgewichtsstörungen, Nystagmus (Link)
Hirndruckzeichen (v. a. Stauungspapillen)
Hirnstammastrozytome sind inoperabel aber ggf. eine Strahlentherapie
zugänglich
Charakteristika weiterer spezieller Hirntumoren
» Ependymome aus dem Neuroepithel, das die Gehirnventrikel und den
»
»
»
»
Rückenmarkskanal auskleidet, vor allem im Kindes- und Jugendalter, gutartig,
Verdacht bei ungewohntem Dauerkopfweh bei Kindern
Medulloblastome gehen vom Dach des 4. Ventrikels aus und breiten sich
Richtung Kleinhirn aus, vorwiegend bei Kindern, hochmaligne
Oligodendrogliome (Gliazellen) im Stirnhirnbereich vor allem zwischen dem
40. und 50. Lebensjahr
Meningeome aus Zellen der Arachnoidea, allermeistens gutartig, scharf
abgegrenzt, lokalisiert z. B. in der Olfaktoriusrinne mit Initialymptome
Anosmie, Bildgebung s. nächste Folien
Lymphome aus Lymphozyten können primär im ZNS entstehen oder sekundär
als Metastasen auftreten
Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
Trauma, Infektion und Tumor 60
Eigene Bilder
Trauma, Infektion und Tumor 59
Trauma, Infektion und Tumor 61
Hypophyse - Physiologie
Creative Commons
?
?
Trauma, Infektion und Tumor 62
Hypophysentumoren
» Gehen meistens von Zellen des Hypophysenvorderlappens aus
» Können Hormone produzieren oder zu einem Mangel an Hormon führen
» Auftreten besonders zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr
» Eosinophiles Adenom (selten) => Überproduktion von Wachstumshormon =>
Akromegalie
» Vor Abschluss des Längenwachstums => hyperphysärer Riesenwuchs
» Nach Abschluss des Längenwachstums => Wachstum der Akren (Finger, Zehen u. a. )
=> Ringe, Schuhe passen nicht mehr
» Basophiles Adenom => ACTH-Produktion erhöht,
»
»
klinisch kommt es zum Cushing-Syndrom
Prolaktinom =>
» Bei der Frau: Galaktorrhoe und sekundäre
Amenorrhoe
» Beim Mann: Potenzstörungen
Hormoninaktive chromophobe Adenome:
Wachstum und Verdrängung
» Symptome einer Hypophyseninsuffizienz, z. B.
Hypothyreose
» Kompression des Chiasma opticum =>
Gesichtsfeldausfälle
Trauma, Infektion und Tumor 64
Hypophysentumoren: Therapie
» Operative Entfernung des Tumors, nach Möglichkeit transsphenoidal
»
»
»
(neurochirurgischer Zugangsweg, s. nächste Folie)
Resttumoren und Rezidive werden bestrahlt
Lebenslange Nachsorge
Ggf. Hormonsubstitution mit Hydrokortison, L-Thyroxin, ADH, Testosteron
oder Östrogen
klinikum.uni-muenchen.de
Trauma, Infektion und Tumor 63
Hypophysentumoren, Fortsetzung
Trauma, Infektion und Tumor 65
Trauma, Infektion und Tumor 66
» Neubildungen der Schwann-Zellen, histologisch gutartig
Neurinome
» Ausgehend von Schwann-Zellen des N. vestibulocochlearis
=> Akustikusneurinom im Kleinhirnbrückenwinkel
» Funktionsbeeingträchtigungen des 8. Hirnnervs => ?
» Bei Größenzunahme Funktionsstörungen weiterer
Hirnnerven, die im Kleinhirnbrückenwinkel liegen => ??
Bei weiterer Größenzunahme zerebelläre Zeichen => ???
»
» Liquor: Starke Eiweißvermehrung
» Vollständige Tumorentfernung wird angestrebt
Kurzlehrbuch Neurologie, Thieme
» Zerebrale Metastasen bilden ca. 15 % der malignen Hirntumoren
» Beim Männern am häufigsten Metastasen eines Bronchialkarzinoms
»
Eigene Bilder
»
(s. allg. Onkologie) (s. nächste Folie)
Bei Frauen am häufigsten Metastasen eines Mammakarzinoms (s.
allg. Onkologie)
Bei beiden Geschlechtern gefolgt von Metastasen eines Melanoms (s.
Derma)
Eigene Bilder
Trauma, Infektion und Tumor 67
Metastasen
Trauma, Infektion und Tumor 69
Zusammenfassung:
Trauma, Infektion und Tumor
?!
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