ERGOTHERAPIE HAUS Nährstofftherapie In der Nährstofftherapie schließt man bei AD(H)S auf eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung, für deren Symptome u.a. eine gestörte Reizweiterleitung (Reizverarbeitung) im Gehirn verantwortlich ist. Diese Reizverarbeitung, v. a. im Lobus frontalis (Frontalhirn), steuert und kontrolliert unser Verhalten, unserer Motivation, unsere Aufmerksamkeit, sowie eine Unzahl bewusster und unbewusster neuronaler Vorgänge. Modellhaft ähneln die Nervenverbindungen einem komplexen Verkehrsnetz, mit Autobahnen, Bundes- und Landstraßen, Seitenstraßen, Wander- und Gehwegen etc. An diesen Verkehrswegen (Axone/Dendrite) existieren Verbindungsstellen (Synapsen) mit Ampeln, Schildern und Verkehrspolizisten, die den Verkehr regeln. Im menschlichen Gehirn steuern/regeln an diesen Verbindungsstellen chemische Botenstoffe den Verkehr, die sogenannten Neurotransmitter. www.ergotherapie-haus.de 1 Die drei bekanntesten und wichtigsten Neurotransmitter: Dopamin Noradrenalin Serotonin Störung der Botenstoffe = Störung im Nervenverkehr Dopamin steuert v.a. den Antrieb, Noradrenalin die Aufmerksamkeit und Serotonin das Impulsverhalten, sowie im weitesten Sinne das Sozialverhalten, Aggressionen und die Stimmung. auf den Dopaminhaushalt. Im Gegensatz zu gesunden Kindern wirkt Ritalin bei AD(H)SBetroffenen ausgleichend und beruhigend. Die Aufmerksamkeit und soziale Kontaktfähigkeit werden positiv beeinflusst. V.a. jedoch wird die Hyperaktivität verringert, wodurch die Kinder schulischen Anforderungen leichter folgen, aber auch Therapieinhalte leichter umsetzen und die Aufgaben des täglichen Lebens geordneter verrichten können. „Bei AD(H)S ist das Gleichgewicht dieser Transmitter gestört“ Bleiben wir bei dem Modell des komplexen Verkehrsnetzes, so könnte man davon ausgehen, dass die falschen Verkehrszeichen (Botenstoffe) an der richtigen Stelle stehen. Wenn bspw. eine Ampel grün statt rot zeigt und/oder ein Verkehrsschild an der falschen Stelle steht, resultieren mehr Verkehrsunfälle und der Verkehr gerät ins Stocken. Ähnlich geschieht dies in einem AD(H)S-Gehirn, woraus die drei Hauptbeschwerden resultieren: Rund 75 000 von AD(H)S betroffenen Kindern erhalten Methylphenidat (Handelsnamen: Ritalin (Wirkdauer ½ bis 3 ½ Stunden, Ritalin SR ca. 6 St.), Medikinet, Equasym, und Concerta (Wd. ca. 12 St.). Über den Einsatz, Wirkung, Nebenwirkungen und mögliche Spätfolgen von Methylphenidat, herrscht selbst unter Ärzten, Psychologen, Betroffenen… eine heftige Debatte. Es gilt als gesichert, dass der Einsatz des Medikaments zwar die Gefährdung des Drogenkonsums senkt, jedoch bemerken selbst die Hersteller, dass die Langzeit-, Sicherheits- und Wirksamkeitsprofile von Ritalin (SR) noch nicht gänzlich bekannt sind und die Patienten unter Langzeitbehandlung eine sorgfältige ärztliche Überwachung benötigen. Der gestörte Dopaminstoffwechsel wird als Ursache von Hyperaktivität und Koordinationsschwierigkeiten gesehen. Ein Mangel an Noradrenalin dürfte für die verminderte/ fehlgeleitete Aufmerksamkeit verantwortlich sein. Ein verminderter Serotoninhaushalt senkt die Frustrationsgrenze und kann zu Wutausbrüchen und aggressivem Verhalten führen. Zudem können Depressionen und Angstzustände auftreten. Medikamente bei AD(H)S Chemisch gesehen gehört Methylphenidat zu den Stimulanzien (Amphetaminen), bei AD(H)S jedoch, wirkt diese Stimulans eher beruhigend, wobei das letztendliche zustande kommen dieser Wirkung bis heute noch nicht gänzlich geklärt ist. Die eingesetzten Medikamente normalisieren das Ungleichgewicht der Botenstoffe. Stimulanzien, wie bspw. Ritalin, wirken dabei v.a. www.ergotherapie-haus.de 2 Nährstofftherapie Neuste Forschungsergebnisse zeigen einen starken Zusammenhang zwischen AD(H)S und einem Mangel an Gehirnfettsäuren (die drei wichtigsten): Docosahexaensäure = DHA - Omega-3Reihe und Arachidonsäure = AA – Omega-6-Reihe, besteht Gamma-Linolensäure = GLA - umso stärker die AD(H)S Symptome, desto niedriger der GLA-Spiegel Mineralstoffe Ähnlich dem Mangel an Gehirnfettsäuren zeigen auch die unentbehrlichen Mineralstoffe wie „Magnesium und Zink“ bei AD(H)S Kindern im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe bedenkliche Werte. Zink und Magnesium steuern u.a. die Enzyme (Stoffwechselwerkzeuge) zum Umbau von Fettsäuren. Bspw. zeigen gut 2/3 der AD(H)S betroffenen ein Zinkdefizit, wobei Zink u.a. ein unentbehrliches Spurenelement für normales Wachstum, das Immunsystem, die Gehirnentwicklung und den Neurotransmitterstoffwechsel darstellt. Bei AD(H)S liegt somit eine ausgeprägter Mangel an Gehirnfettsäuren (DHA, AA und GLA) sowie an Magnesium und Zink vor. AD(H)S ist daher eine (z.T. erblich bedingte) Stoffwechselkrankheit, deren wichtigster Defekt im defizitären Verstoffwechseln von Gehirnfettsäuren besteht. In Studien (J. Hibeln) wurde nachgewiesen, dass die Zufuhr von DHA und AA den Serotonin- und Dopaminpegel positiv beeinflussen. Mit steigendem Serotoninspiegel normalisierten sich bei AD(H)S-Kindern die übermäßige Impulsivität, die Stimmung hellte spürbar auf und aggressives Verhalten reduzierte sich merklich. www.ergotherapie-haus.de 3 Hierdurch wird das Gleichgewicht der Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin und Serotonin verschoben, wodurch u.a. Verhaltensauffälligkeiten… entstehen. Effekte der Nährstofftherapie Tabelle: Verbesserungen (in %) nach 12 wöchiger Anwendung von Nährstoffkonzentraten mit den Gehirnfettsäuren (DHA, AA und GLA), bei durchschnittlich intelligenten Kindern von acht bis zwölf Jahren mit Lese-Rechtschreib-Schwäche und AD(H)S. Nährstoffpräparate Begleitende Maßnahmen Thunfischöl (v.a. AA) und Nachtkerzenöl (v.a. GLA) bilden eine reichhaltige Quelle für die Gehirnfettsäuren DHA, AA und GLA. Ergänzend und zum Schutz der Fettsäuren dient das Vitamin E, sowie die Zugabe der Mineralstoffe Magnesium und Zink. Präparate, die diese Anforderungen bedienen, werden schon seit Jahren erfolgreich in USA, England und Holland, sowohl bei Kindern (ab ca. 3 Jahren bedenkenlos), als auch bei Erwachsenen erfolgreich eingesetzt. Es handelt sich jedoch um eine kontinuierliche Langzeittherapie, wobei erst nach ca. 3 Monaten deutliche Erfolge messbar werden. Grundsätzlich sollte bei der AD(H)S-Therapie eine multimodale Behandlung erfolgen in deren Mittelpunkt das Kind steht, da hierdurch die besten Ergebnisse erzielt werden. Hierbei sollten unter dem Dach der gemeinsamen Zielsetzung: „Das Wohl des Kindes“, Ärzte die medizinische Seite, Therapeuten als Therapeuten agieren und Pädagogen (Erzieher/ Lehrer) pädagogische Maßnahmen favorisieren. Die Grenzen hierbei sind zwar einerseits fließend, jedoch hat jeder Bereich für sich seine eigene hohe Wertigkeit. Eltern sollten zwar stark in pädagogische und therapeutische Inhalte involviert werden, letztendlich sollte jedoch die positiv-emotionale Eltern-Kind-Beziehung dominieren (d.h. Eltern sind Eltern und keine Mediziner, Pädagogen und/ oder Therapeuten). Ergo- und Verhaltenstherapie, Nährstofftherapie und je nach Beschwerdelage ist ggf. auch der Einsatz von Medikamenten indiziert. Entscheidend für den Einsatz von Stimulanzien ist die Frage, ob die Entwicklung eines Kindes gefährdet oder deutlich verzögert ist. Gefährdungen im Straßenverkehr, der Verweis auf eine Sonderschule, dekompensierte familiäre Situationen sind beispielhafte Gründe. Der Einsatz von Stimulanzien darf nur nach sorgfältiger Diagnostik erfolgen. Die Nährstoffpräparate sind rezeptfrei, sollten aber nicht bei bestehender Fischallergie verzehrt werden, zudem ist bei einem zentralen Anfallsleiden (Epilepsie) ein Arzt zu konsultieren. Mit Ausnahme, dass bedingt durch die Magnesiumzufuhr zu Beginn der Stuhl etwas weicher werden kann, sind keine Nebenwirkungen bekannt. Dennoch sollte die Präparatbeispiele (können über die Apotheken bezogen werden): Omefa-Plus, Kapseln mit den Gehirnfettsäuren DHA, GLA und AA, dem Vitamin E, sowie Magnesium und Zink. Einnahme von 4 bzw. 8 Kapseln 3-5J. bzw. 5-…J. am Tag (2/4Frühstück - 2/4-Abend) Focus IQ, aromatisierte Mischung von Thunfisch- und Nachtkerzenöl, wovon täglich 3 ml per Pipette in die Nahrung (wenn das Kind keine Kapseln möchte!) Joghurt, Quark, Süßspeisen... beigemischt werden kann. Zusätzlich kommt eine kleine Kapsel täglich mit Zink und Magnesium hinzu. Addy plus, es handelt sich um ein höherwertiges Präparat, dessen Kapseln neben d. o. g. Inhalten noch Mangan, sowie den Tagesbedarf der Nervenvitamine B1 und B6 enthalten. Die Dosierung liegt bei 4 bzw. 8 Kapseln bei 3-5J. bzw. 5-…J. am Tag (Info: www.addy-dein-freund.com). www.ergotherapie-haus.de 4 Behandlung mit dem zuständigen Kinderarzt/ Arzt besprochen werden. Die Nährstofftherapie stellt eine therapeutische Option dar, die in Deutschland bisher wenig bekannt ist und genutzt wird. Sie ist kein Ersatz für andere Therapieverfahren, sondern eine evtl. Ergänzung. Es bestehen einige positive Studien über das Medikament, zudem sprechen einige Erfahrungsberichte (Internetrecherche) dafür. Die beschriebenen Inhalte sollen jedoch lediglich der Elterninformation dienen und nicht als Praxisempfehlung gesehen werden. Quelle/ Info: M.T. Zierau; Hilfe bei AD(H)S; Dr. G. Keller u. www.adhs-legasthenie.de www.ergotherapie-haus.de 5