GLÜHWÜRMCHEN Zauberhaftes Funkeln im Dunkeln Mit dem Projekt „Glühwürmchen - Das zauberhafte Funkeln im Dunkeln“ ermöglicht „die umweltberatung“ die Begegnung mit diesen Tieren und informiert über Aktivitäten zur Erhaltung ihrer mittlerweile eingeschränkten Lebensräume. Auf dem Blatt leuchtet ein Weibchen vom Großen Glühwürmchen. FOTO: PATRICK STEINMANN Bild links: Die Männchen vom Großen Glühwürmchen fliegen unbeleuchtet. FOTO: STEFAN INEICHEN, WEHRENBACH 60 GARTEN + 06/2005 HAUS leicht zu entdecken sind. Die dritte Art, der Kurzflügel-Leuchtkäfer (Phosphaenus hemipterus), lebt unbemerkt und selten leuchtend in Bodennähe. Im Volksmund werden Glühwürmchen auch Johanniskäfer, Johanniswürmchen oder Johannisglühwürmchen genannt. Sie sind rund um die Johannisnacht unterwegs, am 24. Juni, dem längsten Tag im Jahr. Was Glühwürmchen brauchen INFO Glühwürmchen brauchen eine abwechslungsreiche Landschaft mit Wiesen, Hecken, Brachen, Säumen, Laub- und Asthaufen. Sie brauchen sowohl Sonnenplätze zum AnwärGlühwürmchen men als auch schattige feuchte Plätze zum Ver... findet man rund um die Jokriechen an heißen Somhannisnacht am 24. Juni. Desmertagen. halb werden sie auch JohannisGlühwürmchen sind also käfer genannt. Glühwürmchen sind zooloIndikatoren für gut strukBild: Weibchen und Männchen gisch betrachtet keine Würturierte Landschaften. In des Großen Glühwürmchen mer, sondern Käfer. Weil ihren Lebensräumen finFoto: Patrick Steinmann die ungeflügelten Weibden sich oft weitere seltechen und Larven wurmähnlich ausschauen ne Tier- und Pflanzenarten. Werden und leuchten, nennt man sie Glühwürmchen. Glühwürmchenlebensräume geschaffen und Glühwürmchen gehören zur Familie der erhalten, werden damit auch viele andere Leuchtkäfer. Tiere und Pflanzen überleben können. Weltweit gibt es ca. 2000 Glühwürmchenarten. In Österreich finden sich mindestens 3 Arten, wovon üblicherweise der Große Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca) und der Kleine Leuchtkäfer (Lamprohiza splendidula) Was Glühwürmchen in die Flucht schlägt Pier Paolo Pasolini stellte Ende der 70er Jahre die Frage „Warum verschwinden die Glühwürmchen?“ und meinte das als Bild für das Verschwinden von Ideologien. Auch aus biologischer Sicht ist diese Frage berechtigt. Was Glühwürmchen wie viele andere Insekten und Säugetiere dezimiert, ist der Einsatz von Pestiziden. Schneckenkorn vernichtet ihre Nahrungsgrundlage, Insektizide können sie direkt töten. Herbizide zerstören durch das Abtöten der Kräuter wertvolle Aussichtsund Paarungsplätze. Besenreine Gärten bieten keinen Platz zum Verstecken. Motorsensen zerstören ebenfalls oft Rückzugsräume. Künstliche Lichtquellen abends und nachts irritieren die erwachsenen Tiere bei der Partnersuche. Warum leuchten Glühwürmchen? Durch das Leuchten oder Blinken signalisieren Glühwürmchen Paarungsbereitschaft. Die Männchen fliegen umher und lassen sich zu den verlockenden Leuchtpunkten fallen. Da Glühwürmchen für ihre Fressfeinde bitter schmecken und für manche sogar giftig sein sollen, könnte das Leuchten zugleich auch zur Feindabschreckung dienen. Auch Eier und Larven leuchten teilweise. Das Licht wird am Hinterende des Körpers mit speziellen Leuchtzellen und dem Leuchtstoff Luciferin erzeugt. Beim Großen Leuchtkäfer leuchten nur die Weibchen, die flugunfähig sind und auf Pflanzen sitzend auf die Männchen warten. Diese fliegen unbeleuchtet zu ihnen. Beim kleinen Leuchtkäfer leuchten die flugunfähigen Weibchen und die fliegenden Männchen. Glühwürmchen beobachten Wann? an warmen Mittsommerabenden, je nach Temperatur zwischen Anfang Juni und Mitte Juli in der Dämmerung, meist bis nach Mitternacht, oft auch bei schlechtem Wetter FOTO: INGRID TRIBUTSCH, „DIE UMWELTBERATUNG“ WIEN INFO Glühwürmchen brauchen naturnahe Lebensräume. Wo? an dunklen, unbeleuchteten Stellen, an Waldrändern, Wegrändern, Übergangsstellen oft in der Nähe von Feuchtgebieten oder in alten, naturnahen Park- und Gartenanlagen. GARTEN 61 + HAUS 06/2005 In Amerika und Asien haben die verschiedenen Glühwürmchenarten eindeutige, artspezifische Blinkmuster entwickelt, damit sich die richtigen Partner zur Paarung finden. In Südostasien können ganze Bäume gleichzeitig auf- und abblinken. Wie leben Glühwürmchen? Glühwürmchen leben 2-3 Jahre als Larve, das Erwachsenenstadium dauert nur ein paar Tage bis Wochen. Sie sterben bald nach der Paarung bzw. Eiablage. Glühwürmchenlarven ernähren sich von Schnecken mit Gehäuse und von Nacktschnecken. Unterschiedlichste Schneckenarten und -größen sollten vorhanden sein, weil die Larven im Laufe ihrer Entwicklung von wenigen Millimetern zu mehreren Zentimetern Größe heranwachsen und sich das von ihnen benötigte Beutespektrum somit verändert. Die Larven verfolgen die Spur der Schnecken, lähmen sie durch Giftbisse und vertilgen sie langsam. Oft schleppen sie ihre Beute an einen geeigneten Fressplatz, z.B. unter eine Hecke. Die erwachsenen Glühwürmchen fressen nichts, sie brauchen nur die Körpervorräte auf, die sie als Larven angelegt haben. Glühwürmchenlarve mit Schnecke, Stefan Ineichen, Wehrenbach oder Glühwürmchen mit Arion Detail (gezipptes tif-Foto, muss aber den Fotoautor erst klären), Text: „Glühwürmchenlarven sind nützlich, weil sie Schnecken fressen“, Foto: Stefan Ineichen Glühwürmchen fördern Glühwürmchen kann man nur fördern, wo sie bereits vorhanden sind. Ein Umsiedeln ist aussichtslos und gefährdet die vorhandenen Bestände. Zielführender ist es, vorhandene 62 GARTEN + 06/2005 HAUS DI Ingrid Tributsch, „die umweltberatung“ Wien ALLE GLÜHWÜRMCHEN-FOTOS VOM „VEREIN GLÜHWÜRMCHEN PROJEKT“ SCHWEIZ Glühwürmcheninfos zum Weiterlesen: Infoblatt „Glühwürmchen“ zu bestellen bei „die umweltberatung“ unter 01/ 803 32 32 oder Download unter www.umweltberatung.at/gluehwuermchen INFO FOTOS: STEFAN INEICHEN „Leuchtende Links“: www.gluehwuermchen.ch alles über den „Verein Glühwürmchen Projekt“ in der Schweiz; umfangreiche Informationen zu Arten, Vorkommen, Beobachtung, Literatur; viele Fotos und Bestimmungshilfen. www.lampyridae.de.vu FAQs, Information über Zucht und Literatur, Vorstellung der Arten, Bestandserfassung INFO Die Weibchen vom Kleinen Glühwürmchen sitzen leuchtend und locken Männchen an. Lebensräume zu vergrößern und dadurch neue Verbreitungsgebiete zu erschließen. Nach Erfahrungen des Schweizer Vereins Glühwürmchen Projekt schaffen folgende Faktoren gute Bedingungen für Glühwürmchen: • Abwechslungsreiche, klein strukturierte, vielfältige Lebensräume • naturnahen Wiesen, selten und nur abschnittsweise gemäht • Krautsäume und Wildkräuterstreifen • Laubhecken mit Laubhaufen als Verstecke • Verzicht auf Pestizide • Wenig und nur nach unten strahlende künstliche Beleuchtung • Keine Pflege mit Motorsensen INFO Glühwürmchenlarve mit einer Schnecke Projekt Glühwürmchen Das zauberhafte Funkeln im Dunkeln: Glühwürmchenleuchtorte gesucht: „die umweltberatung“ Wien erstellt derzeit eine Kartierung von Glühwürmchen in Österreich. Helfen Sie mit, die erste Karte von Glühwürmchenvorkommen für den Großraum Wien zu erstellen. Melden Sie uns, wenn Sie Glühwürmchen in Wien und Umgebung sehen. Was wir brauchen: den genauen Beobachtungsort und die Beobachtungszeit mit Datum und Uhrzeit. Weiters erheben wir die ungefähre Anzahl der Tiere (vereinzelt, mehrere Tiere, Massenvorkommen), und die Angabe, ob sie nur sitzend leuchtend oder ob auch fliegende Leuchtpunkte beobachtet wurden. Bitte geben Sie auch Adresse und Telefonnummer für Rückfragen an. Ihre Meldungen werden in eine blinkende Glühwürmchenausflugskarte eingetragen, die Sie ab 24. Juni unter www.umweltberatung.at/gluehwuermchen finden. Meldungen bitte direkt auf der Website oder unter Tel. 01/803 32 32. „die umweltberatung“ – Vom Wissen zum Handeln Die Informationsdrehscheibe für alle Umweltfragen! 01/803 32 32, [email protected], www.umweltberatung.at „die umweltberatung“ ist eine firmenunabhängige Bildungs- und Beratungsorganisation. Die ExpertInnen von „die umweltberatung“ beantworten Fragen zum ökologischen Lebensstil, geben Tipps für umweltgerchtes Handeln im Alltag und führen zukunftsweisende Projekte durch. Die Informationen richten sich an KonsumentInnen, MultiplikatorInnen und Firmen.